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Dieses eine Projekt, das einen nicht loslässt

Begonnen von zDatze, 07. Dezember 2017, 00:16:03

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zDatze

Ich habe die letzten Tage den Zirkel durchstöbert und auch einige Threads gefunden, die in die Richtung dieses Themas gehen wie z.B. Vom Finden alter Ideen oder Kein Ende unter dem Manuskript. Wobei beide Threads nicht so ganz das Thema treffen, da es sich um eine Kombination aus beidem handelt.

Einerseits ist es eine alte Idee, die ich mit mir herumschleppe. Und eigentlich habe ich bereits einmal ein Ende unter das Manuskript gesetzt.
Trotzdem verfolgt mich das Projekt (und die Figuren erst!) noch immer und wenn ich so in den Ordner schaue, dann habe ich über die letzten Jahre mehr gescheiterte Textfragmente produziert, als mir selbst bisher bewusst war. Angefangen bei der ersten beendeten Version, zu zig neu geschriebenen Kapiteln, Charakterbögen, Interviews, Plot-Outlines, Rechecheergebnisse, Land- und Stadtkarten, Soundtrack-Playlisten ... es ist ein riesiger Berg an Zeug vorhanden und vieles davon mehrfach und in verschiedensten Entwicklungsstadien.
Das Projekt begleitet mich seit Jahren und das merke ich jedes Mal wieder, wenn ich durch diesen Ordner stöbere. Dabei würde ich es jetzt nicht einmal als ein Herzblutprojekt bezeichnen, sondern eher als einen Kaugummi, der sich an der Sohle festgeklebt hat und noch immer ein bisschen klebt.

Von Zeit zu Zeit springt dann wieder der Funke über und ich starte einen weiteren Versuch, dieses störrische Kaugummi-Projekt zu bändigen und vielleicht doch noch auf die Festplatte zu bannen. Die letzten zig Versuche haben schließlich auch wunderbar funktioniert. ::) Meistens habe ich mich eher früher als später von den Figuren, dem Plot oder einfach nur von der Sprache überfordert gefühlt, die das Projekt mir abverlangt hat.
Manchmal frage ich mich selbst, ob ich extrem lernresistent bin, wenn es um genau dieses eine Projekt geht. Andere Geschichten kann ich liegen lassen und ich habe kein Problem damit, aber mit diesem einen funktioniert es einfach nicht. Es kommt zurück und ich möchte es wieder schreiben, obwohl ich es besser wissen müsste. Ruhen lassen ist zumindest bei mir nur eine temporäre Lösung, sobald ich mich wieder ans Schreiben setze, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder in besagten Projektordner herumstöbere und weiter an Details bastle.

Und jetzt zur eigentlichen Frage: Habt ihr auch so eine Projekt-Nemesis? Wie geht ihr mit solchen Projekten um?

Shea

Oh Gott. Dieser Thread ist über mich, oder? Okay, natürlich nicht, aber er könnte es sein. Mein Herzblut- und zeitgleich auch Nemesisprojekt existiert seit mittlerweile 15(!!!) Jahren und hat es noch immer nicht zum Abschluss geschafft. Warum? Ich weiß es ehrlichgesagt nicht. Beziehungsweise... doch, ich weiß es. Anfangs habe ich mich oftmals verzettelt, Charaktere in eine Zwickmühle gebracht, aus der sie einfach nicht mehr entkommen konnten, wenn es danach noch irgendwie weitergehen sollte. Dann wurde die Welt immer größer und größer, Verbindungen komplexer, Hintergründe ausgereifter und mittlerweile... habe ich einen BERG an Informationen, Bilder, Musik, die Welt, die Politik, die Charaktere, unzählige einzelne Szenen... und doch bin ich eine wahre Weltmeisterin darin alles zu löschen und für doof und schlecht zu befinden. Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.

Aber fallenlassen? Das Projekt einfach endgültig begraben? Nein, kann ich auch nicht, weil ich es doch zu sehr liebe. Die Charaktere sind mir über all die Jahre so sehr ans Herz gewachsen, dass ich es einfach nicht über mich bringe das Kapitel abzuschließen und meine (nicht mehr vorhandene)Kreativität in ein anderes Projekt zu stecken. Ziemlich doof, hm?

Aber gut zu wissen, dass ich in dieser Hinsicht nicht die einzige bin.  ::)

Feuertraum

Ich weiß nicht, ob es jetzt dasselbe ist, aber mein Herzprojekt - sprich mein abstrus-absurder Krimi - ist für mich der Roman, der die schönste aller Blumen in einem Beet voller Blumen sein soll.
Bei genau dieser Geschichte will ich Wörter, Sätze, Absätze so pflanzen, dass sie "perfekt" sind. Jedes Wort am richtigen Platz, jede Satzmelodie eine Harmonie, die seinesgleichen sucht.
Diverse andere Projekte bedeuten mir nicht mal halbsoviel wie eben dieses. Ich habe mir vorgenommen, dass ich es immer wieder überarbeiten respektive zwar daran schreibe, aber wenn ich ein anderes Projekt fertig habe und meine, nun den Zeitpunkt gefunden zu haben, dass ich tatsächlich einigermaßen gut bin, dass dieses Projekt nun entgültig geschrieben werden kann, dass ich es dann schreibe und dann erst versuche zu veröffentlichen.
Wann das sein wird? Ich weiß es nicht. Vielleicht vergehen noch viele weitere Jahre. Aber ich will es wirklich wohlgeraten sehen, mein "Baby", meine Lieblingsgeschichte.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Maubel

Hmm, mein Projekt ist weder Nemesis noch Herzensprojekt, sondern eines, was immer wiederkommt, was man nicht auf dem Schirm hat und plötzlich ist es wieder da. Genaugenommen ist es meine allererste "richtige" Geschichte, begonnen als ich 12/13 war. In seiner ersten Version sollte es ein Comic sein und ich habe sogar noch ein Exposéartiges Blatt zu Hause, wo der Plot der drei Bände drauf steht. Der dritte ist ziemlich irre. Existiert haben anderthalb gezeichnete Kapitel.

Mit etwa 15 habe ich genau dieses Projekt vorgeholt, als ich Sachen wie Character Design und Storyboard (Manga zeichnen) gelernt habe und habe mich daran ausprobiert. Die Zeichnungen sind besser, von der Geschichte existieren dennoch nur anderthalb Seiten.

Mit 19 kam die Geschichte wieder in meinen Kopf und nun änderte sich zum ersten Mal der Plot. Die Geschichte wurde erwachsener, die Albernheiten ausgebügelt und ich bin zum Schreiben gewechselt. Die Geschichte bekam einen anderen Namen, die Figuren wurden umbenannt und es entstand ein Prolog, der sich auch heute eigentlich sehen lassen kann, nur viel zu kurz ist. Danach kam die Geschichte allerdings zu den Akten und ich habe sie für begraben gehalten.

Bis ich ca. 26/27 war und eine meiner Hochzeiten in Sachen kreativer Romankonzepte hatte und da kam plötzlich genau der richtige Spin und aus dem einstigen kleinen Sklaven-SciFi-Abenteuer wurde ein gesellschaftlicher Fantasyroman mit ziemlich schweren Fragen. Den Plot habe ich aufgeschrieben und in den Grundzügen ist auch noch alles da. Der Sklavenjunge, sein junger Herr, die große Schwester, aber Plotverlauf und Hintergrund sind um einiges anders und vor allem gewachsen. Jetzt liegt das Projekt auf der "Irgendwann schreibe ich das"-Schiene. Mal schauen wann :)

Arcor

Hab ich auf jeden Fall.  ;D

Ob es ein Nemesisprojekt ist, weiß ich nicht. Es ist mit Sicherheit nicht das Herzprojekt, dafür hat sich mein Geschmack und meine Präferenzen zu sehr verändert. Aber es ist definitiv ein Herzprojekt, allein schon weil es die erste richtige Geschichte ist, die ich geschrieben habe, begonnen mit 17.

Genau da liegt glaube ich auch das Problem, da ich natürlich jeden Anfängerfehler gemacht habe, den man machen kann. Das Ding ist in der aktuellen Form ziemlich unveröffentlichbar: 3 Bände, 2 davon geschrieben, aber nur der erste auch mehrfach überarbeitet, jeder davon auf über 200k konzipiert, sehr verworren und ausufernd, dabei aber hier und da auch voller Klischees, manchmal etwas überbordend in Darstellungen. Ich habe einfach alles reingeklatscht, was mir eingefallen ist, ohne groß abzuwägen, ob ich es wirklich brauche.

Könnte man es noch retten? Vielleicht ja, aber dafür bräuchte ich Jahre intensiver Arbeit und am Ende stünde trotzdem ein High-Fantasy-Monstrum, das in Deutschland so niemand anfasst, schon gar nicht von einem unbekannten Autor. Ich habe es vor 3 Jahren mal zu einer Agentur geschickt, als die nach High Fantasy suchten, natürlich ohne Erfolg.

Ich mag die Geschichte noch immer, auch wenn ich sie inzwischen realistischer und nicht mehr mit der rosaroten Brille von früher sehe. Aber ich fühle mich nur selten versucht, noch einmal Hand an sie zu legen. Viel eher mache ich mir einen Spaß, sie als eine Legende/einen Mythos in anderen Geschichten zu verwurschten. Da werden die Ereignisse meines Monstrums in anderen Geschichten erzählt, es wird etwas zitiert, das Buch steht irgendwo bei einem Charakter im Regal. Und ich baue Anspielungen auf die Geschichte ein, die natürlich niemand außer mir versteht, die mich aber ein bisschen glücklich machen.  :wolke:
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Dämmerungshexe

An sich habe ich mehrere solche Projekte, glaube ich. An "Feuergabe" hatte ich auch gut 15 Jahre gearbeitet und auch nach der Veröffentlichung, treibt mich die Geshcichte noch um - immerhin hätte ich noch zwei Folgebände in der Schubalde.
Meine "Königskinder" basierena uch auf einer seeeeehr alten Idee (ich glaube ich hatte in der siebten Klasse oder so die ersten Notizen gemacht), die allerdings lange Zeit praktisch verschollen war, bevor sie erneut ans Tageslicht kam. Das ist inzwischen drei Jahre her und seitdem habe ich praktisch durchgegend an diesem Monster-Projekt gearbeitet und es treibt mich inzwischen beinahe in den Wahnsinn - ich will es fertig bekommen, aber ich kann nich, ich will nicht, die Figuren wollen nicht, da ist noch soviel mehr ... ich weiß es nicht.
Und irgendwo habe ich noch mein Ur-Projekt, das, das mich durch meine Jugend hindurch begleitet hat, in dem praktisch alles drin steckt was "mich" irgendwo ausmacht, oder es zumindest mal getan hat, das ich aber wahrscheinlich nie schreiben werde, eben weil es zu persönlich ist und ich einfach keinen neutralen Zugang dazu finden könnte.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

zDatze

Danke für eure Antworten und die Zusicherung, dass es nicht nur mir so geht mit diesen hartnäckigen Projekten und Ideen. Und natürlich habe ich einige Punkte gestern ganz übersehen, als ich den Startpost verfasst habe.

Zitat von: Shea am 07. Dezember 2017, 07:37:22[...]Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.
@Shea, es geht mir genauso. Ich bin an sich kein perfektionistischer Mensch, aber wenn es um dieses Projekt geht, dann meldet sich die Perfektionistin nachdrücklich in mir. Resultat: Nichts ist gut genug. Die geschriebenen Szenen vermissen die nötige Tiefe, die Figuren sind oberflächlich oder labern zu viel in inneren Monologen. Die Sprache passt nicht, ist zu einfach, ist zu hölzern, ist nicht dem Ambiente entsprechend. Hach, ich könnte ewig so weitermachen. :d'oh:
Und hier kann ich ganz gut mit @Feuertraum mitfühlen. Dieser Perfektionismus ist einerseits schön, aber auch extrem bremsend. Ich mag es an dem Projekt zu arbeiten, aber es frustriert ungemein, dass nichts weitergeht und im Hinterkopf schwirrt so oder so die Annahme herum, dass auch dieser Versuch scheitern wird.

Dass die Geschichte über die Jahre hinweg gereift ist, kann ich voll und ganz unterschreiben. Es ist erwachsener geworden, ernster, die Themen haben sich teilweise geändert, aber sind auch teilweise gleich geblieben. Einige mehr sind hinzu gekommen und auch neue Figuren haben sich vorgestellt, die das Erzählen runder machen, zumindest wenn das nach Plan verlaufen würde.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Projekt einfach nur vor sich hin wuchert, weil es auch nach all den Jahren noch nicht gar ist. Es fehlt noch immer etwas. Zumindest ist das meine Vermutung, warum es mich nicht in Ruhe lässt. Es fehlt noch etwas und wenn ich dieses Etwas gefunden habe, dann kann ich es wohl auch endlich schreiben. Hoffe ich.

pyon

Oh, dieser Thread ist eindeutig für mich.

Ich schleppe mein allererstes Großprojekt immer noch mit mir herum.
Es sollten damals fünf Teile werden, High-Fantasy, mit dem ich im Moment gar nichts mehr am Hut habe und doch sitzt dieses Projekt immer noch da und meckert und meldet sich immer mal wieder, damit ich es auch ja nicht vergesse, damit ich das Dokument, mit all dem Plot noch einmal heraus krame und vielleicht doch ein wenig darin schmökere, ein paar Dinge ausbessere und vielleicht ein weiteres Kapitel plane. Aber ob ich es je schreiben werde ... ich weiß es nicht, denn es gibt massenhaft Probleme damit.

High Fantasy - schreibe ich nicht mehr. Ich bin bei Steampunk gelandet und fühlte mich hier so unglaublich wohl, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Es gibt einen Versuch, das Projekt auf Steampunk umzuschreiben. Mal sehen, ob das noch etwas wird. Es hätte Potential, aber da kommt auch schon das nächste Problem.
Fünf Bände - Niemals! Sicher nicht. Das ist mir zu viel. Ich habe schon Probleme mit Trilogien und schaffe es meist nur die ersten beiden Bände zu schreiben und beim dritten ist einfach irgendwie die Luft raus. Deshalb bleibe ich bei meinen Einteilern, bei in sich abgeschlossenen Romanen. Aber ich weiß nicht, wie ich den Plot für fünf Bände in einen Roman quetschen soll.
Charaktere - die brauchen definitiv eine Überarbeitung. Es war mein erstes großes Projekt. Die Charaktere habe ich mit ca. 12 Jahren erschaffen und die haben doch sehr hohe Mary-Sue/Gary Stu Tendenzen, die ich ihnen austreiben muss.

Super. Und jetzt habe ich noch mehr Lust daran zu arbeiten. Wo habe ich das Dokument nochmal gespeichert?  ::)

Aber es ist schön zu sehen, dass man mit alledem nicht alleine ist. DAnke für diesen Thread @zDatze

FeeamPC

So ein Ding habe ich auch, seit Jahren tief unten auf der Festplatte verbuddelt. Einen Jugend-Fantasyroman mit Herzschmerz und fliegenden Pferden. Ist nie über das erste Kapitel herausgekommen, aber begraben mag ich das Ding nicht, auch wenn kaum mehr als drei Sätze pro Jahr dazukommen. Ist ganz sicher nicht das, was ich sonst schreibe, aber die Idee lässt mich einfach nicht los.

Evanesca Feuerblut

Tröstet es irgendjemanden von euch, wenn ich euch sage, dass es - mit viel gutem Willen, viel Geschimpfe und viel Spucke - möglich ist, alte Projekte zu retten?
Die Romane, die ich aktuell schreibe, sind nämlich genau das.

Als ich 14 war, habe ich zum ersten Mal den Film "Interview mit einem Vampir" gesehen und war so hin und weg, dass ich in neun Monaten ein Theaterstück mit dem Titel "Garielle" hingeklatscht habe. Es war furchtbar kitschig, war an vielen Stellen ein Abklatsch von Anne Rice und wenig daran war logisch.
Damals hatten wir in der Schule gerade Buddhismus und ich hatte die Idee, das Ganze als einen "achtfachen Pfad" aufzuziehen und der Plot lautete wie folgt (ich habe tatsächlich noch meine Originalnotizen. Fragt nicht nach dem Warum.):

Band 1 (Lysha)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

So gut wie alles davon wurde entweder gestrichen oder ich habe die Figuren gestrichen oder zumindest umbenannt.
Und was die Sache mit dem Tempel angeht: "Nein, das ist nicht, wie die tote Stadt funktioniert!" Y. schüttelt entsetzt den Kopf und hat den dringenden Wunsch, die Autorin zu erwürgen.

Band 2 fehlt im Konzept, aber 2 ist das oben genannte "Garielle". Die Story verzweigt sich irgendwie mit den anderen und umspannt so 700 Jahre.

Band 3 (Sierras Tagebuch)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Eine Handlung, die irgendwie total abgekupfert von Anne Rice klingt. Bis auf "Sierra Loup kommt nach Paris" und "Sierra sucht ihre Schöpferin" ist davon nichts übrig geblieben, die meisten Figuren habe ich umbenannt und auch sonst ist das sehr putzig zu lesen.

Band 4 (Roxanne und Samara, abwechselnd erzählt)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Das ist sogar mal tatsächlich ein Konzept, von dem wenigstens der Anfang tatsächlich befolgt wurde. Caroline wurde allerdings gestrichen, ebenso wie die Sache mit dem Vampirkiller, den Blutkonserven und dem ganzen Quatsch. Auch die Begegnung zwischen Samara und Yaelle läuft ganz anders ab und unter anderen Voraussetzungen. Und inzwischen habe ich die Handlung in ein ganz anderes Land verlegt und auch sonst ... Naja, ich würde das hier nicht in einem offenen Teil des Forums posten, wenn ich noch irgendwas davon verwenden wollen würde :D

Band 5 ist die Geschichte "The seven Lives of Livia" - ein ca. 5000 Wörter langes ... irgendwas, bei dem Livia sich halt durch die Weltgeschichte wurschelt.

Band 6 (Verity)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
So ein Murks...

Und die letzten zwei Bände habe ich gar nicht erst geplant, ich habe allerdings eine Kurzgeschichte geschrieben, die nach dem dritten Weltkrieg spielt und dermaßen an Adjektivitis leidet, dass sie den Gnadentot verdient.

2015 habe ich mich auf meinen Hintern gesetzt und innerhalb eines Jahres die Vorgeschichte, die ich in Ansätzen schon seit 2005 in Fragmenten festgehalten habe und in der es um Yaelle geht, niedergeschrieben. Da hänge ich nur noch an Band 9 fest, den ich noch ordentlich überarbeiten muss.
Seit dem NaNoWriMo 2016 schreibe ich mit "7Leben" so ziemlich das, was ursprünglich als Band 5 des achtfachen Pfades angelegt war. Nur halt in Lang, in Sinnvoll und in Komplex.
Im Hintergrund wurschtel ich Sachen um - aus Samara in London wurde eine junge Frau anderen Namens, die auf einem anderen Kontinent lebt (und auf einmal ergab zumindest ein Teil des Plottes wieder Sinn). Und ich hatte große Probleme mit der hier als Jaelle benannten Figur, die einfach teilweise grundlos gaga ist und sich unlogisch verhält. Ich hatte eigentlich erst irgendwo in der Mitte von "Unparallel" mal ihre Stimme gefunden.
"Garielle" war mein erstes längeres Werk und ich weiß, dass ich es nicht retten kann. Dazu ist es zu abstrus. Und "Im Wahnsinn vereint" war mein erster Versuch, einen Vampirroman zu schreiben. Ich hänge emotional an den alten Entwürfen, auch wenn sie lächerlich sind. Aber es wird mich vermutlich mehr als ein Jahrzehnt kosten, das alles irgendwie aufzuarbeiten.

(Und dann wäre dann noch die Arcanepunkwelt, an der ich seit 2009 baue, die ich aber immer noch nicht als Roman realisiert habe ...)

Adiga

Codename: Projekt Nemesis

Hab so was auch oder eigentlich ich hab nur so was. Jedes Jahr kommen so 20 bis 120 Seiten hinzu (Früher waren es mehr.) - aber das "Monster" wächst kontinuierlich weiter.

Derzeit hab ich nicht einmal den Gedanken in Sicht es jemals veröffentlichen zu wollen. Es hat unzählige Baustellen. nochmal soviele Sackgassen. Zuviele Szenen die der Erzählung mehr Schaden als sie voranzubringen - Die entscheidenden Probleme sind aber erstens die Schlüsselzenen wo es meistens an den Ideen mangelt - welche mich so begeistern, dass ich diese oder jene Baustelle als überwunden betrachten könnte. und zweitens das Chaos, welches mich erwartet, wenn ich beim Schreiben wieder auf genau jene Stellen treffe, welche die Geschichte als gescheitertes Projekt erscheinen lassen.

-       Als ein Projekt das niemals gelingen kann, weil es in seiner Konstruktion zu viele Mängel hat, also Momente in sich birgt, die in einer Geschichte besser nicht enthalten sein sollten, vorallem wenn man beabsichtigt, eine Geschichte zu schreiben, die funktioniert.
Also ruht die Geschichte oft in Erwartung eine Lösung welche mir ausgezeichnet erscheint - würde das Projekt wiedererwecken.

Und jedes Jahr so ein zweimal passiert es dann, eine Idee kommt hinzu. Meist trage ich sie dann wie einen Funken einige Tage mit mir herum und entwickle sie in Gedanken weiter bis aus dem Funken ein lohnenswerter Lichtblick wird, der sich auf zu schreiben und an angedachter Stelle einzubauen lohnt.

Gelingt das - startet Projekt Nemesis wieder durch. - Gelingt es nicht - ruht das Projekt bis zum nächster erhellenden Anstoß.

(Funktionierend ist es, wenn es spannend ist und unterhaltsam, großteils kurzweilig. Vorallem wenn es auch noch Spaß macht es zu lesen, der Text manchmal fordernd aber niemals überfordernd ist.)





criepy

Mein Herzensprojekt ist auch gleichzeitig mein Nemesisprojekt.
Ich weiß gar nicht, wann der erste Funke für diese Idee kam - gefühlt war sie schon immer da. Es gab, keine Ahnung, 2 oder 3 konkrete Entwürfe dafür, die ich aber alle ziemlich verworfen (und vergessen) habe. Aber gerade, wenn ich glaube, jetzt könnte sie funktionieren, nehme ich Abstand von dem Projekt, kehre ein paar Monate später wieder zurück und bemerke, dass das einfach nicht so geht. Ich habe wirklich versucht, aus dem Konzept etwas brauchbares zu machen. Logik reinzubringen, hab gekürzt und auf das wesentliche reduziert. Aber ich konnte und wollte niemals das streichen, was unnötig war und nicht mehr gepasst hat. Ich hab es nie übers Herz gebracht. Stattdessen hab ich versucht, alles irgendwie reinzuquetschen, was sicher nicht die beste Entscheidung war.
Ende Oktober kam dann wieder ein "neuer" Geistesblitz für die Idee, die noch einmal alles umwirft. Und ich habe auch da wieder das Gefühl, dass es diesmal funktionieren könnte. Aber nur, wenn ich wieder komplett von 0 anfange. Aber dazu bin ich, denke ich, noch nicht bereit. Ich häng noch zu sehr am alten Konzept. Ich bin mittlerweile auch so weit, einfach beides zu schreiben. Das alte Konzept nur für mich. Ich möchte es schreiben, weil ich die Idee noch immer liebe und zu ihr zurückzukehren fühlt sich immer an, als würde ich nachhause kommen. Gleichzeitig frustriert es mich so dermaßen, weil es doch nicht so wird, wie ich es gerne hätte. Ich beiße mir jedes Mal die Zähne daran aus. Selbst jetzt, wo ich doch weiß, dass es nicht brauchbar werden muss, werde ich meinen Perfektionismus nicht los.
Aber ich hab jetzt diese neue Idee dafür, dass alles frischer machen sollte. Das ist etwas, was ich mir für 2018 vorgenommen habe zumindest zu plotten. Aber bei meinem Glück ist das dann auch wieder für die Tonne.
So ganz los lassen wird mich das Projekt sicher nie, egal wie lange ich davon Pause mache. Sobald ich einmal über das Konzept stolpere, fängt alles von neuem an. Vielleicht werde ich eines Tages damit zufrieden sein, aber sicher nicht heute. Aber das ist in Ordnung, ich denke, ich brauch es trotzdem. Und wenn es nur dazu gut ist, mich daran zu erinnern, warum ich ernsthaft begonnen habe, zu schreiben.

Shea

Zitat von: zDatze am 07. Dezember 2017, 10:25:21
Zitat von: Shea am 07. Dezember 2017, 07:37:22[...]Ich bin zu perfektionistisch, nichts, aber auch gar nichts, von dem, was ich schreibe, ist gut genug. Das Frustpotenzial ist mindestens genauso hoch wie die Erwartungen an mich selbst.
@Shea, es geht mir genauso. Ich bin an sich kein perfektionistischer Mensch, aber wenn es um dieses Projekt geht, dann meldet sich die Perfektionistin nachdrücklich in mir. Resultat: Nichts ist gut genug. Die geschriebenen Szenen vermissen die nötige Tiefe, die Figuren sind oberflächlich oder labern zu viel in inneren Monologen. Die Sprache passt nicht, ist zu einfach, ist zu hölzern, ist nicht dem Ambiente entsprechend. Hach, ich könnte ewig so weitermachen. :d'oh:

Ich bin lustigerweise sonst auch überhaupt GAR nicht perfektionistisch im privaten Bereich. Ich existiere im wortwörtlichen Chaos, aber wenn es ums Schreiben geht... ja. Wie du es ja sagst: nichts ist gut genug etcpp. Es bremst, es frustriert und am Ende des Tages führt es dazu, dass ich das ganze Projekt verzweifelt in die Ecke verbanne. Leider ist dieser Perfektionismus ja nicht nur bei diesem Projekt bremsend, sondern einfach bei allem, was mit dem Schreiben zu tun hat, aber bei Godsend ist es eben am gravierendsten. Leider.  :'(

Trippelschritt

Vielleicht habe ich auch so etwas. Sicher bin ich mir nicht. Aber als ich meinen ersten Roman geschrieben hatte, wurde anschließend eine Trilogie daraus. Dann habe ich einen Einzelroman geschrieben und bin brav wieder in dasselbe Setting zurückgekehrt, weil das noch so viel anbot. Und jetzt habe ich eine zweite Trilogie geschrieben. Andere Figuren, andere Zeit, anderer Kontinent. Aber derselbe Hintergrund. Und in meinem nächstes Projekt kehre ich auf den ersten Kontinent zurück, mache allerdings wieder einen Zeitsprung und habe eine neue Hauptfigur.

Das ist so wie Pratchett, der auch von seiner Scheibenwelt nicht lassen konnte, obwohl der auch noch ein paar andere Dinge geschrieben hat.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(fühlt sich wohl in seiner Welt)

Erdbeere

Ich habe zwar keine solche Nemesis-Projekte, aber ein Projekt, das mich seit 2012 begleitet und über die Jahre immer wieder neue Formen angenommen hat.

Zu Beginn hieß es "Kleiner Tod" und war als Jugendfantasy/Urban angelegt. Es ging um eine Gruppe Jugendlicher mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die von einer Geheimorganisation als Geisterjäger/Seelensammler angeheuert werden. Der besagte kleine Tod ist das Maskottchen der Organisation, ein Geist, der sich gern als Gevatter Tod verkleidet.

2014 wurde das ganze in Steampunk umgewandelt und die Figuren wurden erwachsen. Der Plot und auch das Konzept wurden komplett umgekrempelt, neue Figuren kamen hinzu, andere fielen weg, und es ging nicht mehr nur um Seelen und Geister, sondern allgemein um übernatürliche Monster. Davon existieren ungefähr 150 Seiten und ein vollständiger Plot. Es wäre ein Monster von Buch geworden, mindestens 500 Seiten. Aber ich musste es natürlich an die Wand fahren.

Seither habe ich immer wieder mal daran gearbeitet, habe Weltenbau betrieben und versucht herauszufinden, woran es lag, dass ich beim Schreiben einfach nicht weiterkam. Mir gefielen weder die Erzählstimmen der Protas (nur einer der Antas, der war grandios) noch die allzu düstere Stimmung. Aber ich kam einfach nicht drauf. Andere Projekte drängten in den Vordergrund und ich habe mich bereits damit abgefunden, dass es noch viele Jahre in der Schublade schlummern würde.

Und dann habe ich etwas ganz verrücktes gemacht und es spontan in eine Serie umgewandelt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion habe ich ein komplettes Konzept erstellt, den Plot noch einmal umgekrempelt und die erste Staffel grob niedergeschrieben. An der Buchmesse dem Verlag vorgestellt und gleich die Zusage dafür bekommen.
Jetzt werde ich ab Januar am "Ministerium" schreiben. Ich habe ziemlich viel Respekt davor, dass ich es wieder an die Wand fahre, aber ich glaube, über all die Jahre ist das Projekt so sehr gereift (und ich auch), dass es diesmal klappt. Denn es ist eines dieser Projekte, die ich nicht loslassen kann, weil ich tief im Herzen weiß, dass sie verdammt gut sein können, wenn ich es nur richtig anpacke.

Zum Glück habe ich meinen inneren Perfektionisten schon lange begraben. Es war ein Krampf, aber ohne schreibt es sich einfach leichter.