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Überarbeiten als plotloser Schreiber

Begonnen von Nezumi, 16. Oktober 2016, 17:51:31

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Nezumi

Hallo zusammen  :)

Ich bin ja schon seit Jahren eher eine plotlose Schreiberin (und wenn ich mal plotte, dann doch eher oberflächlich). Inzwischen habe ich schon einige Entwürfe fertig gestellt und auch schon überarbeitet. Bis jetzt hatte ich jedoch immer das Problem, dass ich nicht genau wusste, wo ich beim Überarbeiten ansetzen soll. Meistens war die Handlung bei mir noch ziemlich durcheinander und ich musste fast die ganze Geschichte um- bzw. neu schreiben, um überhaupt mal wirklich überarbeiten zu können.

Wie macht ihr das so? Habt ihr irgendwelche Strategien? Dinge, die ihr schon vor dem Schreiben beachtet?

Ich freue mich auf eure Antworten.  :buch:

Eure Nezumi

Sipres

#1
Ich schreibe auch ohne Plot. Dadurch passiert es häufig, dass der Roman in eine ganz andere Richtung geht als vorher. Probleme mit der Überarbeitung hatte ich deswegen aber noch nie. Ich achte schon beim Schreiben darauf, dass sich alles irgendwie zusammenfügt, lese immer wieder vorangegangene Szenen, auf denen die Szene basiert, die ich im Augenblick schreibe. Und alle paar Wochen lese ich auch alles nochmal, was ich bis dahin geschrieben habe, um zu überprüfen, ob irgendwo Löcher sind. Dazu kommt die hervorragende Arbeit meiner Betaleser, die auch immer ein Auge darauf haben und mir sagen, wo ich noch Löcher zu stopfen habe, wenn ich plötzlich eine Eingebung habe, die vom bisherigen Verlauf abweicht.

Das alles passiert, bevor ich das erste Ende unter den Roman setze, damit die Nachbearbeitung dann hauptsächlich Schönheitsfehlerkorrektur ist. Sicher, auch da muss ich meine To-Do-Liste zücken und noch mal ein paar logische Schwachstellen ausbessern, aber bei weitem nicht so viele, als wenn ich erstmal nur schreiben und erst im Nachhinein alles auf einmal überarbeiten würde. Vielleicht mache ich mir damit mehr Arbeit als nötig, ich weiß es nicht, aber für mich funktioniert es und ich habe nicht das Problem, das du beschrieben hast.

Phea

Ich habe auch mal ohne Plot geschrieben, bin jedoch auf die Variante umgestiegen vorher zu plotten.

Was dir vielleicht helfen könnte:
1.) Auf Logik kontrollieren oder schon beim Schreiben darauf zu achten ("Handlungsstrang", Charakterentwicklung, Reihenfolge der Geschehenisse ...) Ich würde dir übrigens dazu raten, auch bei einem Oberflächlichen Plot schon eine Reihenfolge festzulegen.
Sipres hat da eine gute Methode entwickelt. Wenn man sich einfach noch einmal durchliest, welche Szene vorher geschrieben wurde, kann man da sehr gut ansetzen.
2.) Die Charaktere schon vorher zu kennen ist oft hilfreich, um nicht nur die Charakterentwicklung gestalten zu können. Es müssen nicht unbedingt Steckbriefe sein, aber eine kurze Beschreibung hilft mir, besser in die Geschichte hinein zu kommen und mich besser in die Charaktere hinein zu versetzen.
3.) Lesen! Es hilft oft, sich noch einmal ganze Kapitel durchzulesen, um nicht wieder alles umstrukturieren zu müssen.

Mir persönlich hat das detaillierte Plotten gut getan. So komme ich besser in die Geschichte rein, weil ich sie bereits kenne. Auch da passiert es mir oft, dass sich unerwartete Entwicklungen ergeben - aber die hat jeder.

BiancaS

Was mir hilft bei Projekten, die ich gar nicht bis wenig geplant habe, ist mir im Nachhinein eine Outline zu erstellen. Diese Technik habe ich von Dan Wells gelernt, der die 7-Punkte Methode nicht nur am Anfang, sondern eben auch am Ende benutzt, um zu überprüfen, ob alles passt und es keine Lücken oder Pacing-Fehler gibt.
Mir persönlich hat das extrem geholfen.

Mittlerweile mache ich vorher immer mindestens eine kurze Skizze des Verlaufs, aber früher bei den anderen Projekten habe ich das oft auch im Nachhinein gemacht. Mir eine ordentliche Kapitelübersicht erstellt, geguckt wo Wiederholungen und Längen sind, anhand der Übersicht geschaut, ob es sich mit dem Pacing ausgeht und ob vielleicht gewisse Dinge früher oder später eingeflochten werden müssen. Anhand dessen hatte ich dann eine Outline zum Bearbeiten und habe damit rumgepuzzlet. Das kann sehr chaotisch sein und man muss für sich selbst eine Reihenfolge finden, wie es für einen am Besten funktioniert, aber ohne Übersicht - am Ende - wurde es bei mir nie was mit dem Bearbeiten, ich bin dann irgendwo rumgewatet und hab es nicht zu Ende geschafft.

Wie eben erwähnt, mache ich mittlerweile zumindest eine grobe Skizze des Handlungsverlaufs, einfach um die Eckpunkte miteinander verbunden zu haben und ein Ziel zu haben, auf das ich zuschreibe. Bei manchen Projekten ist dies detailierter, bei anderen habe ich eine handgeschriebene DinA4-Seite, die ich beim Schreiben neben dem Bildschirm hängen habe. Persönlich hat mir das eine Menge gebracht, denn obwohl nicht viel geplant ist, habe ich genug geplant, um durchzukommen.
Ansonsten, wie Phea schon gesagt hat, die Charaktere vorher zu kennen, zu wissen, wie sie drauf sind, hilft. Nicht nur dir beim Schreiben, aber auch um plötzliche Momente zu vermeiden, wo sie so ganz out of character handeln, ohne wirkliche Begründungen dafür zu haben.

zDatze

Ich muss jetzt noch einmal nachhaken, weil ich dein Problem und deine Frage nicht so ganz in Einklang bringen kann. Du bist eine Bauchschreiberin, möchtest aber den Kuddelmuddel beim Überarbeiten vermeiden, der durch das Bauchschreiben entsteht? Möchtest du denn auch weiterhin Bauchschreiberin bleiben?

Evanesca Feuerblut

Ich plotte in der Regel nicht wirklich. Meist warte ich einfach, bis ich genug Szenen habe, die ich lose in einer Reihenfolge anordne und dann schreibe ich von einer dieser Szenen zur nächsten. Und wenn ich manchmal nicht genau weiß, wie zum Geier ich von A nach B schreiben soll, dann improvisiere ich und sehe zu, wo ich am Ende lande, Hauptsache, ich komme über irgendwelche Umwege am Ende bei B an.
Da ich ein Underwriter bin (heißt: Ich schreibe im ersten Draft ohnehin nur das gröbste Plotgerüst und muss beim Überarbeiten eine Menge "Fleisch" draufkloppen, sodass der Revised Draft um bis zu 50% seiner ursprünglichen Länge zulegen kann), ist das aber kein Problem.
Beim Überarbeiten schaue ich mir dann an, wo mich diese ollen Schlangenlinien hinführen und schreibe mir auf, wo ich Verknüpfungen zwischen den einzelnen Teilen der Handlung herstellen kann, damit aus dem Ganzen ein runder Kuchen wird.
Aufgrund der schieren Menge, die dabei dazukommt, ist es zwar ein bisschen wie Neuschreiben, aber nur ein bisschen :). Und oft bin ich froh über die spontanen Einfälle, die mich zu Umwegen bewogen haben. Denn die führen oft zu einem neuen Strang im Hauptplot, den ich mir absichtlich so gut gar nicht hätte ausdenken können.
Vielleicht hilft dir das ein bisschen bei deinem Problem!

Eluin

#6
Ich schreibe gerne einfach nur drauf los und sehe, wohin mich die Story trägt. Von ursprünglichen Plots löse ich mich dabei meistens komplett. Beim Schreiben achte ich aber schon auf den Verlauf der Geschichte. Wenn mir auffällt, dass eine Szene oder ein Detail aus einem vorherigen Kapitel nicht mehr passt, dann notiere ich mir das bereits für die Überarbeitung in dem Kapitel.
Habe ich dann alles geschrieben, lasse ich das Projekt erst einmal eine Weile liegen. Dann gehe ich es Schritt für Schritt durch. Erst grob, sprich Handlung, Plot und co, dann immer feiner bis runter auf die Wortebene. Zwischendurch geht der Text an Alphaleser, die mir zumindest sagen, ob der Verlauf so nun stimmig ist. Habe ich die Wortebene hinter mir, schicke ich den Roman an Betaleser. Und immer wieder drehe ich dann die Runden mit anpassen, neuschreiben usw. - nein, noch habe ich nicht den Dreh, wie ich es flüssiger hinbekomme. Mein erster Roman hängt im Lektorat und ich bin noch nicht ganz durch mit meinem Feinschliff. Trotzdem kommen noch weitere inhaltliche Rückmeldungen, wo ich ausbessern muss.

Überhaupt lebt mein ganzer Roman von Notizen. Selten habe ich vorher schon Steckbriefe oder ähnliches zu Charakteren. Wichtiges notiere ich mir daher beim Schreiben - bspw. Haarfarben, damit die sich nicht ändern. Ebenso kurze Stichpunkte, wer welche Funktion hat, oder wo der Ort liegt.

Bislang habe ich mir auch, wie BiancaS vorgeschlagen hat, eine kurze Outline (teilweise noch beim Schreiben) von jedem Kapitel erstellt. In Stichpunkten ein grober Überblick, was geschieht. Dann kann ich später das Puzzle besser zusammensetzen.

Achso: ich schreibe chronologisch. Sprich ich springe nicht im Roman hin und her, sondern sehe, wie sich die Story organisch entwickelt. Das Meiste behalte ich dabei im Kopf, aber Notizen sind für mich durchaus auch wichtig, gerade wenn ich ein Projekt nur mit vielen Unterbrechungen schreibe. 4 Rohfassungen (240k, 95k, 125k, 125k - zwei weitere, derzeit je 70k sind gerade im Schreibprozess) sind so schon entstanden, wovon ich eine nun nahezu komplett "fertig", d.h. habe. Bei den anderen Projekten muss ich teilweise neuschreiben (mein Schreibstil hat sich zu sehr verändert) bzw. werde mich an meinen Notizen für einen sinnigeren Plot entlang hangeln.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Dämmerungshexe

Ich habe bisher auch eher nur mit sehr groben Plots gearbeitet und will jetzt im Nano erstmals "richtig professionell" Vorgehen. Also Plot und Querverweise vorher festlegen und dann nur noch ausformulierten. Ich weiß aber, dass sich da sicher mal wieder irgendwas verselbständigen wird, wie immer ...  ;)

Zur eigentlichen Frage:
Nachdem der erste Entwurf geschrieben ist, alles nochmal durchgehen und herausfinden, wo die Stärken und Schwächen liegen. Schauen, was schon zusammen passt und wo noch Lücken sind. Dabei helfen Testleser.
Dann muss man herausfinden, was man wirklich will - welche Aussagen sollen rein, welches Feeling soll entstehen, wi;l man die Leser überraschen, erschrecken, nachdenklich machen, unterhalten.
Aus diesen Grundsätzen heraus kann man dann die bereits bestehenden Inhalte neu aufbauen und ergänzen (und auch Zeug streichen) - also zunächst einmal die Szenen und ihre Reihenfolge festlegen. (Mir helfen bei diesem Schritt Schaubilder und Tabellen).
Wenn man dann weiß, wie alle Elemente angeordnet sein sollen und welche Inhalte wohin gehören, liest man sich alles nochmal durch und ergänzt, verschiebt, formuliert um bis es passt.

Und wenn man das alles gemacht hat, fängt man wieder von vorne an  ;D

Für mich funktioniert chronologischer Schreiben bisher am besten. Aber ab und zu Folge ich auch einzelnen Handlungsstränge, um die wirklich konsistent hin zu bekommen. Man muss halt die "Verknüpfungspunkte" im Auge behalten.


PS: wenn ich ohne Plot schreibe gibt es bei mir normalerweise keinen echten First draft. Dann kommt nämlich irgendwann der Punkt, an dem sich in meinem Kopf soviel verändert und ergänzt hat, dass ich diese neuen Sachen vorne einfügen muss, um weiter schreiben zu können. Deswegen sind bei meinem momentanen Projekt die ersten Kapitel Version 3, weiter hinten Version 2 und den Schluss habe ich noch gar nicht geschrieben.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Trippelschritt

Ich habe, wie alle Bauchschreiber, nie einen Plot. Ich wüsste auch gar nicht, was ich mit einem, hätte ich ihn, anfangen sollte, denn meine Geschichten entstehen beim Schreiben selbst. Aber trotzdem schreibe ich nich völlig ins Blaue hinein. Ich brauche:
- eine zentrale Idee, die ich  in einem kurzen Satz präzise formulieren kann. Ohne das, weiß ich ja selbst nicht, worum es geht
- ich brauche ein Setting oder in meinem Fall eine Welt, in der ich mich auskenne. Man kann sie komplett neu bauern, was sehr lange dauert. Man kann aber auch eine Anleihe in der bekannten Natur machen. Aber wenn man über den Dschungel schreibt, dann sollte man viel darüber glesen haben und besser noch, mindestens einmal die Nase hineingesteckt haben. Desgleichen bei ewigem Eis, Wüste etc.
- Ich muss meine Figuren kennen. Und die sehr gut. Ich muss in jedem Fall, in dem sie sich entscheiden müssen - im Großen wie im Kleinen - wissen und verstehen, wie sie sich entscheiden und warum.

Und wenn ich das habe, dann kann ich anfangen zu schreiben. Und die Überarbeitung?
Kommt bei mir ständig. Wenn mich meine Geschcihte selbst nicht mehr überzeugt oder packt, wenn also so dahinplätschert, dann habe ich irgendwo meine Figuren verloren oder bin aus ihnehn herausgerutscht. Und spätestens ab dieser Stelle muss ich neu schreiben.

Viel Erfolg
Trippelschritt

Valkyrie Tina

Nachdem ich 8 Bücher geschrieben hab, hab ich eine Art Strategie für mich gefunden. Ich schreibe nicht komplett ohne Plot. Meistens habe ich:
den Hauptcharakter
den Anfang
die Prämisse
einen Haufen Szenen, von denen ich weiß, dass sie irgendwo hinmüssen.
den Schluss (ich weiß, wo ich hinwill)
Dann fange ich an zu schreiben, manchmal läuft es komplett nach Plan, manchmal ändert sich eine ganze Menge. Wenn ich fertig bin mit schreiben, weiß ich, wie das Buch aussehen soll.

Dann lasse ich den Entwurf liegen.
Dann schreibe ich ein Expose über das Buch wie es sein sollte, ohne den Entwurf noch mal zu lesen.
Dann lese ich den Entwurf und schreibe parallel eine Szenenliste, wie der Text sein müsste.
Dann schreibe ich den zweiten Entwurf, und zwar "from scratch". Ich habe zwei Bildschirme, auf dem rechten den ersten Entwurf, auf dem 2. den neuen. Ich schreibe des Gesamte Buch nochmal. Das beeinhaltet, dass ich teilweise ganze Szenen abschreibe, aber ich bin ein Gefühlsschreiber, und ändere teilweise da schon Formulierungen etc.
Wenn ich den 2. Entwurf fertig hab, habe ich ein vollständiges Buch mit auch schon recht guter Qualität.
Es klingt nach unglaublicher Zeitverschwendung. Aber ich habe es mit Überarbeiten versucht, das hat unterm Strich doppelt so lang gedauert. Ich habe es mit Copy/paste probiert, da sieht man genau, wo die Stücke zusammengesetzt wurden.

Das funktioniert unterschiedlich gut bei unterschiedlichen Projekten. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal einen richtig detaillierten Plot. Ich schreibe einen Krimi, und da brauche ich das, damit nicht die dritte Leiche vor der 2. gefunden wird. Aber viel mehr als "leiche 3 wird gefunden" hat auch dieser Plot nicht...

Leann

Vermutlich schreibe ich eher so wie Trippelschritt, aber ohne die ausgefeilte Welt. Allerdings mache ich auch Anleihen aus bekannten Ländern.

Schon während des Schreibens fällt mir oft auf, dass ich vorher im Text etwas hätte einfügen müssen. Z.B. geht es in meinem aktuellen Projekt in einer Szene um einen bestimmten Brief. Die Idee dazu kam mir erst beim Schreiben, und die Briefe sollte ich vorher schon erwähnt haben. Dann mache ich mir dazu eine Notiz, in einem Notizbuch und auch direkt in Scrivener in dem Kapitel, in dem ich die Briefe einfügen möchte. So halte ich es mit allen Ideen, die schon einer "Vorarbeit" bedürfen. Ich schreibe dann aber erstmal weiter und tu so, als hätte ich es schon geändert.

Ansonsten nutze ich Scrivener, um kurze Kapitelzusammenfassungen in die Notizen zu schreiben. Das hilft mir, den Überblick zu behalten.

Es kommt sicher auch auf die Geschichte an. Einen Krimi würde ich nicht plotlos schreiben. Eine Romanze dagegen schon. Da meine Fantasyromane auch sehr figurenzentriert und romanzenlastig sind und eher keine komplizierte Handlung aufweisen, geht es auch da. Auf wundersame Weise passt zum Schluss alles zusammen, und selbst Details, denen ich anfangs keine Bedeutung zugemessen habe, passen plötzlich super in die Geschichte und haben oft doch noch eine besondere Bewandtnis. Gerade diese "Magie" liebe ich am Schreiben und nehme dafür in Kauf, dass das Überarbeiten wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als wenn ich vorher alles komplett durchgeplottet hätte.

HauntingWitch

Zitat von: Evanesca Feuerblut am 16. Oktober 2016, 18:34:46
Ich plotte in der Regel nicht wirklich. Meist warte ich einfach, bis ich genug Szenen habe, die ich lose in einer Reihenfolge anordne und dann schreibe ich von einer dieser Szenen zur nächsten.

Bist du meine Seelenverwandte? ;D Ich mache das genauso. Meistens mache ich mir während des Schreibens eine grobe Outline, was ungefähr als nächstes kommt, aber nur stichwortartig. Bei meinem aktuellen Projekt habe ich zwei Zeitlinien pro Protagonist, da mache ich eine Art Lebenslauf pro Figur, wo ich die wichtigsten Punkte eintrage. Damit es kein Chaos gibt und die Stellen, an denen sich ihre Wege kreuzen, übereinstimmen. Oft wird mir auch im Verlauf der Geschichte klar, wo sie ihn führen wird.

Das Überarbeiten finde ich eher schwierig, weil mir dazu oft die Motivation fehlt. Aber wenn die Geschichte beendet ist, weiss ich, was die Geschichte ist und dann fange ich erstmal an, die Dinge, die nicht dazugehören, zu streichen. Oder manchmal auch Dinge hinzuzufügen, die noch fehlen, auch wie bei Evanesca Feuerblut.

Danach gehe ich alles nach Logik durch und Zeitablauf durch. Anschliessend lasse ich von Testlesern prüfen, ob alle relevanten Informationen vorhanden sind und alles verständlich ist. Da tauchen in der Regel noch einmal ein paar Sachen auf, die auszubügeln sind. Sprache mache ich quasi gleichzeitig, immer, wenn ich gerade etwas sehe.

Ich könnte gar nicht mit Plot schreiben. Beziehungsweise, ich habe auch schon geplottet, aber dann läuft die Geschichte garantiert auf etwas völlig anderes hinaus als geplant. Ein detaillierter Plot würde mich auch blockieren, weil ich mich dann verpflichtet fühle, mich daran zu halten. Also lasse ich es lieber gleich.

Sternsaphir

Ich bin vom ursprünglichen Bauchschreiber zum relativen Plotschreiber mutiert.
Früher habe ich einfach drauflos geschrieben und Szene an Szene gesetzt.
Heute versuche ich zumindest ein lockeres Grundgerüst aufzubauen, in das ich die Szenen einbaue.
Ich stelle mir vor allem folgende Fragen:
- was für ein Grundthema will ich nutzen (z.B. Freundschaft, Abenteuer, Weltrettung, Selbsterkenntnis etc.)?
- wo will ich mit der Geschichte hin (Rolle der Protas und Antas und deren Motivation)?
- wie verhindere ich, dass die Geschichte zu langatmig wird?

Der Rest ist eher ein: "Gucken wir mal, was passiert!"

Zum Überarbeiten muss ich mich auch meist treten, aber wenn ich das Werk etwas liegenlasse, kann ich mit einer anderen Sicht noch mal rangehen.

Nezumi

Puh. Also erstmal: Danke für all die vielen Antworten und hilfreichen Tipps! Dass sich soviele unter euch noch zu den Drauflosschreibern zählen, hätte ich wirklich nicht gedacht.  ;)

@Sipres:
ZitatIch achte schon beim Schreiben darauf, dass sich alles irgendwie zusammenfügt, lese immer wieder vorangegangene Szenen, auf denen die Szene basiert, die ich im Augenblick schreibe. Und alle paar Wochen lese ich auch alles nochmal, was ich bis dahin geschrieben habe, um zu überprüfen, ob irgendwo Löcher sind. Dazu kommt die hervorragende Arbeit meiner Betaleser, die auch immer ein Auge darauf haben und mir sagen, wo ich noch Löcher zu stopfen habe, wenn ich plötzlich eine Eingebung habe, die vom bisherigen Verlauf abweicht.
Das habe ich auch schonmal ausprobiert. Nur ist bei mir das Problem, dass sich noch so viele Dinge während des Schreibens ändern, dass ich mich gar nicht festlegen kann. Oder ich bin auf gutem Weg und plötzlich habe eine neue "Eingebung", die den ganzen Handlungsverlauf total durcheinander bringt...  ::)

@Phea:
Zitat2.) Die Charaktere schon vorher zu kennen ist oft hilfreich, um nicht nur die Charakterentwicklung gestalten zu können. Es müssen nicht unbedingt Steckbriefe sein, aber eine kurze Beschreibung hilft mir, besser in die Geschichte hinein zu kommen und mich besser in die Charaktere hinein zu versetzen.
Danke. Das habe ich schonmal in Ansätzen ausprobiert und mir hat es - wie du sagst - schon ein ganzes Stück weitergeholfen.

@BiancaS:
ZitatWas mir hilft bei Projekten, die ich gar nicht bis wenig geplant habe, ist mir im Nachhinein eine Outline zu erstellen. Diese Technik habe ich von Dan Wells gelernt, der die 7-Punkte Methode nicht nur am Anfang, sondern eben auch am Ende benutzt, um zu überprüfen, ob alles passt und es keine Lücken oder Pacing-Fehler gibt.
Mir persönlich hat das extrem geholfen.
Das werde ich mir merken. Bis jetzt habe ich es einfach so angestellt, dass ich mir alle Szenen des 1. Entwurfs aufschreibe und schaue, wo es noch Dinge zu bereinigen bzw. verbessern gibt. Die Kontrolle mit der 7-Punkte-Methode klingt auf jeden Fall hilfreich, danke.  :)

@zDatze:
ZitatIch muss jetzt noch einmal nachhaken, weil ich dein Problem und deine Frage nicht so ganz in Einklang bringen kann. Du bist eine Bauchschreiberin, möchtest aber den Kuddelmuddel beim Überarbeiten vermeiden, der durch das Bauchschreiben entsteht? Möchtest du denn auch weiterhin Bauchschreiberin bleiben?
Na ja, das Problem ist eben, dass mein erster Entwurf meistens ein ziemliches Durcheinander ist, weil ich eben wenig bis gar nicht im Voraus plotte. Deshalb weiss ich meistens gar nicht, wo ich jetzt ansetzen soll oder ob ich lieber doch den ganzen Entwurf nochmals neu schreiben muss. Ich habe ehrlich gesagt schon oft versucht zu plotten, aber leider hat sich herausgestellt, dass das überhaupt nichts ist für mich: Wenn ich bereits weiss, wo die Reise hingeht, fühle ich mich während des Schreibens eingeschränkt und eher unmotiviert.

@Evanesca Feuerblut:
ZitatIch plotte in der Regel nicht wirklich. Meist warte ich einfach, bis ich genug Szenen habe, die ich lose in einer Reihenfolge anordne und dann schreibe ich von einer dieser Szenen zur nächsten. Und wenn ich manchmal nicht genau weiß, wie zum Geier ich von A nach B schreiben soll, dann improvisiere ich und sehe zu, wo ich am Ende lande, Hauptsache, ich komme über irgendwelche Umwege am Ende bei B an.
Das klingt spannend! Denkst du dir diese Szenen denn aktiv aus? Oder fallen sie dir einfach spontan aus? Und wann weisst du, ob du genug Szenen hast?

@Eluin:
ZitatIch schreibe gerne einfach nur drauf los und sehe, wohin mich die Story trägt. Von ursprünglichen Plots löse ich mich dabei meistens komplett. Beim Schreiben achte ich aber schon auf den Verlauf der Geschichte. Wenn mir auffällt, dass eine Szene oder ein Detail aus einem vorherigen Kapitel nicht mehr passt, dann notiere ich mir das bereits für die Überarbeitung in dem Kapitel.
Das heisst, du machst dir im Voraus bereits einen Plot, ohne den aktiv zu verfolgen? Oder verstehe ich da etwas falsch?

@Dämmerungshexe:
Zitatwenn ich ohne Plot schreibe gibt es bei mir normalerweise keinen echten First draft. Dann kommt nämlich irgendwann der Punkt, an dem sich in meinem Kopf soviel verändert und ergänzt hat, dass ich diese neuen Sachen vorne einfügen muss, um weiter schreiben zu können. Deswegen sind bei meinem momentanen Projekt die ersten Kapitel Version 3, weiter hinten Version 2 und den Schluss habe ich noch gar nicht geschrieben.
Oh ja, das kommt mir nur zu bekannt vor. Bei mir ändert sich auch alles ständig, sodass der erste Entwurf meistens nicht viel mehr als ein Flickenteppich aus verschiedenen Handlungen ist.

@Trippelschritt:
ZitatIch brauche:
- eine zentrale Idee, die ich  in einem kurzen Satz präzise formulieren kann. Ohne das, weiß ich ja selbst nicht, worum es geht
- ich brauche ein Setting oder in meinem Fall eine Welt, in der ich mich auskenne. Man kann sie komplett neu bauern, was sehr lange dauert. Man kann aber auch eine Anleihe in der bekannten Natur machen. Aber wenn man über den Dschungel schreibt, dann sollte man viel darüber glesen haben und besser noch, mindestens einmal die Nase hineingesteckt haben. Desgleichen bei ewigem Eis, Wüste etc.
- Ich muss meine Figuren kennen. Und die sehr gut. Ich muss in jedem Fall, in dem sie sich entscheiden müssen - im Großen wie im Kleinen - wissen und verstehen, wie sie sich entscheiden und warum.
Machst du denn für deine Figuren einen Steckbrief bzw. wie arbeitest du die im Voraus schon aus?

@Valkyrie Tina:
ZitatNachdem ich 8 Bücher geschrieben hab, hab ich eine Art Strategie für mich gefunden. Ich schreibe nicht komplett ohne Plot. Meistens habe ich:
den Hauptcharakter
den Anfang
die Prämisse
einen Haufen Szenen, von denen ich weiß, dass sie irgendwo hinmüssen.
den Schluss (ich weiß, wo ich hinwill)
Dann fange ich an zu schreiben, manchmal läuft es komplett nach Plan, manchmal ändert sich eine ganze Menge. Wenn ich fertig bin mit schreiben, weiß ich, wie das Buch aussehen soll.
Genau so ist es bei mir auch (mal abgesehen von der Prämisse).  :)
Wie lange dauert es bei dir denn so bis zum ersten Entwurf? Und wie lange danach das "Neuschreiben"?

@Leann:
ZitatAuf wundersame Weise passt zum Schluss alles zusammen, und selbst Details, denen ich anfangs keine Bedeutung zugemessen habe, passen plötzlich super in die Geschichte und haben oft doch noch eine besondere Bewandtnis. Gerade diese "Magie" liebe ich am Schreiben und nehme dafür in Kauf, dass das Überarbeiten wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als wenn ich vorher alles komplett durchgeplottet hätte.
So geht es mir auch. Ich habe es mit Plotten versucht, aber diese "Magie", wie du sagst, hat einfach irgendwie gefehlt.

@Witch:
ZitatIch könnte gar nicht mit Plot schreiben. Beziehungsweise, ich habe auch schon geplottet, aber dann läuft die Geschichte garantiert auf etwas völlig anderes hinaus als geplant. Ein detaillierter Plot würde mich auch blockieren, weil ich mich dann verpflichtet fühle, mich daran zu halten. Also lasse ich es lieber gleich.
Meine letzte Geschichte habe ich komplett durchgeplottet, um eben das Chaos bei der Überarbeitung zu verhindern. In der Mitte habe ich jedoch völlig die Lust am Schreiben verloren, weil ich mich einerseits eingeschränkt fühlte und andererseits genau wusste, was geschehen würde. Inzwischen bin ich wieder bei der Fraktion der Bauchschreiber angekommen, weil ich mir eingestehen musste, dass das Plotten eben doch nichts ist für mich.  ;)

@Sternsaphir:
ZitatZum Überarbeiten muss ich mich auch meist treten, aber wenn ich das Werk etwas liegenlasse, kann ich mit einer anderen Sicht noch mal rangehen.
Das werde ich jetzt auch mal tun und schauen, wie es in ein paar Wochen aussieht.

Danke auf jeden Fall euch allen für euer Input! Ich glaube, ich habe jetzt eine deutlich bessere Vorstellung davon, wie ich ans Überarbeiten rangehen könnte. *freu*  :jau:

Eure Nezumi

HauntingWitch

Zitat von: Nezumi am 18. Oktober 2016, 15:01:40
@Sipres:
ZitatIch achte schon beim Schreiben darauf, dass sich alles irgendwie zusammenfügt, lese immer wieder vorangegangene Szenen, auf denen die Szene basiert, die ich im Augenblick schreibe. Und alle paar Wochen lese ich auch alles nochmal, was ich bis dahin geschrieben habe, um zu überprüfen, ob irgendwo Löcher sind. Dazu kommt die hervorragende Arbeit meiner Betaleser, die auch immer ein Auge darauf haben und mir sagen, wo ich noch Löcher zu stopfen habe, wenn ich plötzlich eine Eingebung habe, die vom bisherigen Verlauf abweicht.
Das habe ich auch schonmal ausprobiert. Nur ist bei mir das Problem, dass sich noch so viele Dinge während des Schreibens ändern, dass ich mich gar nicht festlegen kann. Oder ich bin auf gutem Weg und plötzlich habe eine neue "Eingebung", die den ganzen Handlungsverlauf total durcheinander bringt...  ::)

In so einem Fall mache ich mir immer weiter vorne im Dokument eine Notiz, dass da noch etwas beachtet werden muss. Ich weiss nicht, mit welchem Programm du arbeitest, aber Word hat da z.B. so eine tolle Kommentarfunktion, ich liebe die. ;D Am Ende drucke ich mir das ganze mit den Kommentaren aus und gehe alles durch.

Je nachdem, was es ist, hilft auch ein zweites Dokument, in dem die Ideen, die nicht in die Hauptstory zu passen scheinen, festgehalten werden. Dann hast du die Szenen und kannst später schauen, wo sie hinkommen.