• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Kann mich nicht entscheiden - Personen oder Handlung zuerst?

Begonnen von Chrissy, 23. Mai 2015, 17:47:34

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Chrissy

Hi!
Wie entscheidet ihr, welche Beziehungen für eure Geschichte im Vordergrund stehen sollen? Ich hab zur Zeit ein paar Personen im Kopf und versuche irgendwie eine Geschichte um sie herum zu formen. Aber jetzt stehe ich total an. Soll es mehr um Liebespaare, Familie oder Freundschaft gehen?  :brüll: Wenn ich mich nicht entscheiden kann, nehm ich halt was von jedem und hoffe, dass sich was daraus entwickelt. Wie entscheidet ihr???
lg chrissy

Lisande

Gute Frage. Auf die Weise bin ich noch nie an eine Geschichte rangegangen - eigentlich muss erst der Plot in groben Zügen da sein, dann kommen die Personen dazu.
Im Moment würde ich sagen, dass Du diese Idee erst mal ein bisschen in den Brutkasten legen und reifen lassen solltest. Ich weiß zwar nicht, wie Du normalerweise arbeitest, aber es klingt für mich ziemlich danach, dass Du gerade krampfhaft versuchst, lose Ideen zu irgendwas zu zwingen, und ich glaube nicht, dass das so wirklich gut gehen kann. Muss es denn direkt jetzt losgehen mit diesen Personen? Vielleicht hilft es Dir wirklich weiter, wenn Du Dich erst einmal mit einem anderen Projekt beschäftigst und diese störrischen Charaktere noch ein bisschen warten lässt, dann verraten sie Dir vielleicht mehr über sich und ihre Geschichten.

Miezekatzemaus

 :psssst: Ich glaube, der Thread ist im falschen Board gelandet, weil das ja eher eine allgemeine Frage ist, vielleicht passt das besser in den Workshop?

Das ist eine ziemlich spannende Frage. Ich fange, wenn ich Liebe, Familie und Freundschaft zur Auswahl habe, damit an, dass ich Liebe ausschließe, weil ich das nicht mag beziehungsweise weil ich nicht in der Lage bin, Beziehungen zwischen Figuren zu schreiben, die über Freundschaft hinausgehen. (Frag meine Betaleser. 8)) Dann bleiben bei mir also noch Familie und Freundschaft über, das heißt, ich überlege, was besser zu den Protagonisten passen werde. Sind sie beispielsweise totale Einzelgänger, würde ich mich wohl eher für Familie entscheiden, wenn sie aber sehr gesellig sind, wäre es einfacher, wenn es um Freundschaft geht.

Was deine Idee angeht, stimme ich Lisande zu.

Szazira

Ich schreibe erstmal. Beim Schreiben kristallisiert sich dann raus auf welchen Beziehungen und Charakteren der tatsächliche Fokus liegt. Es kann durchaus vorkommen, wie geraden in meinem ähhh... jetzigen Projekt, dass ich erst ein paar Seiten geschrieben habe und nun am Konzept arbeite bzw. überarbeite.

Ansonsten schreibe eine Stichwortliste mit dem, was in der Beziehung passiert und versuche abzuschätzen welche Beziehung das meiste Potential hat um deine Geschichte mit zu tragen.  Da ich ehrlich gesagt nicht weiß, um welches Kernthema sich dein Projekt dreht, kann ich dir nicht raten, welches du bevorzugen sollst. :)

Ahneun

Ich hatte erst die Geschichte im Kopf und daraus hat sich ergeben, dass zwei junge Leute meine Geschichte erleben. Jetzt bekommen sie ein Kind.  :jau: Das war vorher so, nicht von mir geplant, was will man machen. Aber, - es ist keine Liebesgeschichte!

Deine Frage ist schwierig zu beantworten.

Ich tendiere zu der Antwort von Szazira.

LG, A9
- Ein Diamant
ist

Maja

@Chrissy
Wenn du allgemein fragen willst, wie andere Autoren diese Fragestellung angehen, ist das kein Fall für "Autoren helfen Autoren", sondern F+r den Workshop. Wenn du aber eine Lösung für dein spezifisches Problem suchst, bitte erkläre genau, um was es geht, damit man dir bei der Lösungsfindung helfen kann. Bitte ergänze die fehlenden Informationen (in diesem Fall: Alle), oder gib Bescheid, dass der Thread verschoben werden kann.
Bitte lies dir nächstes Mal die Boardregeln durch, sie sind hier wirklich besonders deutlich.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Chrissy

Danke für eure Beiträge! Das hilft meiner "Was soll jetzt genau kommen - Krise" nun schon etwas. Dabei kann man ja richtig schwindelig werden. Mit dem  -einfach mal die Personen reinwerfen- werde ich es jetzt auch mal probieren. Bin schon gespannt, was rauskommt.

Aljana

Hi Chrissy,

ich weiß nicht, ob ich dir weiterhelfen kann, ich bin eher ein intuitiver Schreiber. Mit richtig vorabplotten hatte ich es noch nie. Oft habe auch ich ganz viele Themen im kopf und will alles ein wenig beleuchten, merke dann im Nachhinein, dass das eine zu kurz kommt, das andere zu dominant ist und das dritte völlig an den Haaren herbeigezogen und aufgepfrpft wirkt.
Aber vorher sieht man das nicht immer, weil Geschichten sich oft ganz anders entwickeln und zündende Ideen erst mit der zeit kommen. Vielleicht einfach mal anfangen, ein paar einzelne, wenn auch zusammenhanglose Szenen und dann danach zusammenschreiben.

Wenn es allerding um die Frage geht, wen du als Perspektivträger in den Vordergrund stellen sollst, das ist dann schon schwieriger. aber auch da funktioniert bei mir im Try and Error, weil beim Schreiben mein Gehirn es zu arbeiten anfängt.

Ich drück dir die Daumen.

HauntingWitch

Zitat von: Aljana am 26. Mai 2015, 14:14:41
Try and Error

Der Ausdruck gefällt mir.  ;D

Mir geht es ganz ähnlich wie Aljana, ich kann das gar nicht so genau sagen. Bei mir passiert auch alles intuitiv, meistens beginnt es mit einem Charakter und einer losen Idee. Dann fange ich mal an zu sammeln und während dem Niederschreiben dieser Ideen ergeben sich Dinge. Vielleicht ein Beispiel, um es etwas deutlicher zu machen:
Idee: Prota flüchtet vor ihrem gewalttätigen Freund. Ich fange an zu schreiben und merke, dass sie z.B. ihre Geldbörse nicht mehr greifen kann, bevor sie aus der Wohnung eilt, aber das Handy hatte sie schon in der Hosentasche, das ist also alles, was sie dabei hat. Jetzt wird sie wahrscheinlich jemanden anrufen. Daraus ergibt sich, a) was für ein Verhältnis sie zu ihren Eltern hat (warum ruft sie genau diese an, warum nicht?), weiter b) ob und welche Freunde sie hat (ruft sie ihre beste Freundin an oder ihren Ex?) und so weiter. So entwickelt sich das quasi wie automatisch. Ich wickele immer alles auf diese Weise auf.

Es ist wahrscheinlich sehr individuell, aber für mich wäre es auch die falsche Herangehensweise, mich vorher zu fragen, auf welche Beziehungen ich das Gewicht legen soll. Denn sobald ich mich festgelegt hätte, hätte ich das Gefühl, ich müsse die Charaktere in diese Geschichte hineinquetschen und sie müssten diesem Schema, das ich mir ausgedacht habe, folgen. Meine tun das aber meistens nicht und die Geschichten werden besser, wenn ich sie lasse. Das sind meine Gedanken zu dem Thema.

funkelsinlas

Ich würde sagen, eine Sache ist dir doch als erstes in den Kopf gekommen. War es dein Prota in einer speziellen Situation? War es eine Beziehung?
Wenn du von der Handlung ausgehst und deinen Prota erst danach erstellst, würde ich das nehmen, was am meisten Probleme macht. Klassisch ist das die Liebesbeziehung, aber dann: Vorsicht Klischeefalle.
Auch gut könnte sich eine vergangene Beziehung auf eine jetzige auswirken, wenn du dich nicht entscheiden kannst. Vielleicht hat er immer Probleme mit den Eltern gehabt und nun Angst, das selbe auch zu tun. Seine Freundin ist gekränkt und macht irgendwas Dummes und ihr passiert was... Würde nur zu Beziehungen raten, die deinem Prota Probleme machen und ihn besser charakterisieren.

Tika

Ich habe noch nie eine Geschichte auf diese Art konstruiert.
Eine Grundidee sagt einem bereits, welche Personen man braucht. Allerdings denke ich auch nie über den Charakter der Figuren nach, geschweige denn über ihre Lebensgeschichte. Diese Dinge entwickeln sich innerhalb der Geschichte, indem man sie schreibt. Zumindest ist das bei mir so. Doch bevor man schreiben kann, braucht eine Geschichte zunächst Substanz - viele gesammelte Ideen.
Ich denke, deine Geschichte ist einfach noch nicht so weit und ich würde sie vorerst weglegen, um sie reifen zu lassen.

Dämmerungshexe

Im Allgemeinen schreibe ich auch erstmal drauf los, mit einer ungefähren Vorstellung im Hinterkopf, was alles passieren soll. Manchmal habe ich auch Szenen schon fertig, die erst später in der Geschichte kommen und bis ich dort angekommen bin, hat sich die ganze Geschichte verändert und die Szene an sich passt gar nicht mehr.
Man lernt ja wirklich im Zuge des Schreibens seine Charaktere immer besser kennen und oftmals verändern sie sich und die Beziehung zwischen ihnen auch. Was soll man also tun?

Ich stell mir dann immer die Fragen:
Ist die Änderung tatsächlich von selbst entstanden, oder wurde sie von Außen bewirkt? (Etwas gelesen, etwas gesehen, das man "auch so" haben will).
Wenn ja: passt es wirklich in meine Geschichte / zu meinen Charakteren?
Was würde sich dadurch noch verändern? Wie beeinflusst das Ganze andere Charaktere und die Handlung an sich?
Was will ich tatsächlich als Autor in der Geschichte drin haben? Was will ich aussagen? Was passt besser ins Gesamtbild?
Kann ich die Neuerungen (bzw. das, was verloren gehen würde) vielleicht an irgendeiner anderen Stelle einbauen? Oder muss ich sie ganz streichen?
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

DoroMara

Mit einfach Drauf-Los-Schreiben bin ich wieder vorsichtiger geworden (seit ich zig-seitige Manuskripte umgeschrieben habe, schluck!)
Nun lasse ich mein Personen wieder mehr in meinem Kopf agieren, befrage sie, lasse sie handeln, lieben, streiten. Plötzlich bin ich dann fasziniert oder berührt von einer Szene und weiss dann: Es ist die Liebe oder die Familie oder ... Dann hake ich ein und plotte schön weiter.

moonjunkie

Das ist ja interessant, dass du deine Figuren zuerst im Kopf hattest? Ich habe zwar auch oft am Anfang schon Figuren im Kopf, aber zu allererst weiß ich, was für eine Geschichte ich schreiben möchte. Liebesroman, Fantasy, Krimi oder Kinderbuch etc. Und damit ergeben sich die Themen meistens mehr oder weniger von selbst. Da es bei meinen Geschichten immer eine Liebesgeschichte geben muss (weil ich ohne nicht mag), ist das schon mal klar. Gleichzeitig gibt es natürlich auch irgendwelche Freundschaften, ich finde also deinen Ansatz alles ein wenig auszuprobieren eine gute Idee. Dabei kristallisiert sich vielleicht wirklich heraus, welches der Hauptstrang der Geschichte werden soll.

Gut ist es auch, wenn man quasi als Übung für den Roman ein paar kürzere Szenen oder vielleicht auch Kurzgeschichten schreibt mit den Figuren. Dann lernt man wieder einiges über sie und vielleicht findest du auch so heraus, worum sich die Geschichte drehen soll.

DoroMara

@moonjunkie: Stimmt, Kurzgeschichten eignen sich eigentlich ganz gut, falls dann nicht plötzlich ein ganzer Roman daraus wird!

Wenn man zu viele quirlige Personen im Kopf hat, muss man sie zuerst ein etwas austoben lasen, bis einem klar wird, in welche Richtung die Geschichte geht. Und wenn man die Liebe, Familie, Freunde nicht aus dem Blickwinkel verliert, bekommt die Geschichte eine schöne Dichte.