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Ist der Ruf erst ruiniert - Angriff auf Rezensentin einer Indie-Autorin

Begonnen von Timmytoby, 22. März 2015, 17:02:36

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Timmytoby

Zitat von: KaPunkt am 22. März 2015, 18:11:49
Allerdings finde ich den Thread Titel etwas ungünstig.

Hab ihn grade geändert, danke für den Hinweis.  :vibes:

Zitat von: Antigone am 22. März 2015, 18:36:26
Das ist es ja. Die Autorin steht jetzt zwar schlecht da, dafür bekommt sie Aufmerksamkeit, von der sie vorher wahrscheinlich nicht mal träumen konnte. Und auch schlechte Publicity ist Publicity.

Ich bin gespannt wie es weitergeht. Die Rezensionen auf Amazon sind noch nicht möglich, aber für den US-Markt ist Goodreads nicht unwichtig und da wird sie sich nicht mehr von der Flut negativer Reviews erholen.

Bei einer unerfahrenen Autorin hätte ich es ja noch halbwegs nachvollziehen (aber nicht verstehen) können. Bei einer Erfolgreichen ist es einfach sehr bizarr.

Rigalad

Die Frage ist aber auch, wie sich "schlechte Presse" langfristig auszahlt. Sie mag ja jetzt vielleicht viel Aufmerksamkeit bekommen, aber merken sich Leser so etwas? Werden ihre zukünftigen Bücher ebenfalls gekauft oder ignoriert? Das wäre mal interessant zu verfolgen.

Zum Verhalten kann ich nur sagen: Armselig. Ich kann verstehen, dass Kreativschaffende empfindlicher sind und dass eine schlechte Rezension einen durchaus ins Herz treffen kann, aber trotzdem sollte man jedem seine Meinung zugestehen. Das Recht haben wir alle.

Zit

Hm, scheint mir ein Fall von Selbstüberschätzung seitens des Autors zu sein ... Aber andererseits: Da muss jemand sehr selbstsicher sein, wenn er gleich ein ganzes Buch als Racheakt raushaut. ;D Mir wäre das ja zu viel Arbeit.

Was ich aber auch bisschen doof finde, ist die Reaktion von Baba. Im Grunde gießt sie auch nur noch Öl ins Feuer. Mal gucken, ob die Schlammschlacht weiter geht. *Poppcorn in Mikrowelle wirft*
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Coehoorn

Zitat von: Rigalad am 22. März 2015, 18:41:45
Die Frage ist aber auch, wie sich "schlechte Presse" langfristig auszahlt. Sie mag ja jetzt vielleicht viel Aufmerksamkeit bekommen, aber merken sich Leser so etwas? Werden ihre zukünftigen Bücher ebenfalls gekauft oder ignoriert? Das wäre mal interessant zu verfolgen.

Ich würde mal sagen sowas ist stark abhängig von der Käufergruppe.
Wenn du eine Fanbase hast, die in dir ein Ideal sehen und entsprechend was von dir erwarten, wie beispielsweise J.K. Rowling, dann ist sowas das schlimmste was dir passieren kann und wird dir sowohl kurz- als auch langfristig massiv Schaden. Bist du eher ein Autor dessen Bücher mal so im Vorbeigehen mitgenommen werden, kann es sich für dich sogar positiv auswirken, weil neue Leute auf dich aufmerksam gemacht werden (Bsp. "Deutschland schafft sich ab.")

Dabei sind allerdings die Folgen durch zukünftige negative Rezensionen und Kritiken nicht mit inbegriffen und die würde ich diesem Fall sehr hoch einschätzen.

Blaurot

Kennen sich die beiden eigentlich persönlich? Weiß das jemand?

Churke

Zitat von: Coehoorn am 22. März 2015, 19:47:41
Dabei sind allerdings die Folgen durch zukünftige negative Rezensionen und Kritiken nicht mit inbegriffen und die würde ich diesem Fall sehr hoch einschätzen.

Zwischen "berühmt" und "berüchtigt" ist ein schmaler Grat. In so einem Fall hat man ja auch keine Fanbase, sondern eher eine Interessentenbase. Ein bisschen was liefern muss man dann noch.

Zitat von: Blaurot am 22. März 2015, 19:55:11
Kennen sich die beiden eigentlich persönlich? Weiß das jemand?

Ich tippe auf nein. Es gibt gewisse Dinge, die man sich nur aufgrund von Ahnungslosigkeit traut.

Alana

@Rigalad: Man sieht ja leider an Martine Gehrke, dass schlechte Presse und sogar der Rauswurf aus dem Verlag ihr nicht geschadet haben. Ihre neuen Bücher verkaufen sich immer noch wie geschnitten Brot.
Alhambrana

pink_paulchen

Zitat von: Alana am 22. März 2015, 20:21:16
@Rigalad: Man sieht ja leider an Martine Gehrke, dass schlechte Presse und sogar der Rauswurf aus dem Verlag ihr nicht geschadet haben. Ihre neuen Bücher verkaufen sich immer noch wie geschnitten Brot.
Da habe ich auch dran gedacht. Manchmal vermute ich sogar, dass so etwas absichtlich gemacht wird (oder man sich zumindest nicht besonders ärgert, wenn es passiert), um überhaupt erstmal überall im Gespräch zu sein. Hier bin ich nicht sicher, aber bei der Frau Gehrke war das ja offensichtlich.
Ich finde es schäbig - es ist wie dieser fiese "Journalismus", der die Kamera auf Einzelschicksale richtet, sterbende Menschen, brennende Häuser und weinende Kinder. Negativ-Berichterstattung spricht ganz andere Zielgruppen an und zu meinem großen Bedauern ist diese Zielgruppe einfach gewaltig und riesig. Ich habe versucht ein Beispiel zu finden, wo überhaupt was positives mal in den Nachrichten ganz oben stand. In langer letzter Zeit habe ich nichts gefunden.
Die Roboterforschung hat einen Sprung gemacht, Schlagzeile: "Wie viele Arbeitsplätze wird diese Neuerung kosten?"
Mit einem Trinkwasserbezahlsystem können Menschen in Nairobi jetzt mit Wasser versorgt werden, Schlagzeile: "Vereinte Nationen publizieren Weltwasserbericht. Diesmal fällt er besonders trübe aus."
Der griechische Außenminister sendet versöhnliche Signale, wird mit militärischen Ehren zu  einem lösungsorientierten Gespräch eingeladen. Bild titelt: "[große Schrift:]Kassierten griechische Politiker über 100 Mio. Euro Schmiergeld?[kleine Schrift] GRIECHENLANDS PREMIERMINISTER ALEXIS TSIPRAS HEUTE ZU BESUCH BEI KANZLERIN MERKEL"
Vielleicht wird auch dieser Roman jetzt verkaufsmäßig durch die Decke gehen. Das ist dann nicht ethisch und ich finde es sogar abstoßend - aber bei Werbung und Marketing ist das Ziel nicht: "An die richtigen Leute verkaufen." sondern vielmehr "Ganz viel verkaufen."
Schlimm!

Timmytoby

Zitat von: Blaurot am 22. März 2015, 19:55:11
Kennen sich die beiden eigentlich persönlich? Weiß das jemand?

Nein, sie kennen sich nicht. Die Autorin wohnt in Ohio, die Rezensentin in der Schweiz.

Ich glaube, was zu dem Ganzen beigetragen hat, ist einfach ein Mangel an professioneller Distanz. Weil Goodreads (wie einige andere Portale auch) die Entfernung zwischen Autor und Leser verringert und sie scheinbar auf gleiche Stufe stellt.
Das zeigt sich sehr schön, an der Reaktion von Baba: Ihre Erwiderung ist persönlich und definitiv nicht sachlich. Das muss sie aber auch nicht sein. Weil sie als Leserin sich im privaten Rahmen mit Büchern beschäftigt. Das ist sogar nochmal eine ganz andere Sache als wenn sie eine professionelle Kritikerin wäre, denn da wären auch eine ganze Reihe Verhaltensrichtlinien angebracht. Aber nicht als rein privater Leser.

Ich glaube die Autorin unterliegt einem Irrglauben, der mir in den letzten Jahren immer häufiger auffällt, gerade weil Facebook, Blogs und so weiter, diesen scheinbaren direkten Draht zwischen Lesern und Schriftstellern schaffen: Ein Leser unterliegt nicht den gleichen Regeln. Er ist ein Kunde und kann/darf sich nach den Regeln im Privatleben verhalten.
Komischerweise scheinen immer mehr Autor_innen dem Irrtum zu unterliegen, dass es diesen Unterschied geschäftliche Ebene/private Ebene nicht gibt.

Churke

Zitat von: Timmytoby am 23. März 2015, 14:34:12
Ich glaube die Autorin unterliegt einem Irrglauben, der mir in den letzten Jahren immer häufiger auffällt, gerade weil Facebook, Blogs und so weiter, diesen scheinbaren direkten Draht zwischen Lesern und Schriftstellern schaffen:

Ich tippe da sowieso auf Morbus interretis (Internet-Krankheit). Das ist eine ganz krude Melange aus Intimität und Anonymität, die da aus der Leitung kommt. Viele können damit nicht umgehen, nicht trennen zwischen vertraut und vertraulich und nehmen sich Dinge heraus, die sie sich im analogen Leben nie trauen würden.

HauntingWitch

Was ich bei solchen Sachen nie verstehe ist, wie diese Leute (in diesem Fall die Autorin) so dumm sein können. Man kann sich doch denken, dass da etwas nachkommt, wenn man eine solche Aktion durchzieht. Es ist doch zu erwarten, dass der Shitstorm dann erst losgeht, das ist doch viel schlimmer als eine negative Rezension. Was denkt die denn, ernsthaft jetzt.

Zitat von: Timmytoby am 23. März 2015, 14:34:12
Ich glaube, was zu dem Ganzen beigetragen hat, ist einfach ein Mangel an professioneller Distanz. Weil Goodreads (wie einige andere Portale auch) die Entfernung zwischen Autor und Leser verringert und sie scheinbar auf gleiche Stufe stellt.

Da muss ich jetzt widersprechen. Ich bin auch sehr aktiv auf Goodreads, schreibe selbst Rezis und bin auch als normales Leser-Mitglied in einem Leserforum. Das ist bekannt, die Foris wissen, wer ich bin und meine Goodreads-Friends auch (abgesehen davon, dass die meisten davon aus ebendiesem Forum, dem TiZi oder meinem persönlichen Bekanntenkreis stammen). Ich scheue mich aber nicht, negative Rezis zu verfassen, denn ich bin der Meinung, dass ich auch als Autorin eine Meinung zu anderen Büchern haben darf.

Ich bin nicht nur Autorin, ich bin auch Leserin. Ich bin nicht nur Anbieterin von einem Produkt, ich bin auch Fan. Und ich möchte das zeigen dürfen und mit anderen Fans bzw. Nur-Lesern auf gleicher Ebene diskutieren dürfen. Ich finde dieses "klare Grenze ziehen" zwischen Leser und Autor nicht korrekt. Jeder Autor ist doch auch ein Leser oder, was ich lieber sage, Fan und der einzige diesbezügliche Unterschied zu den Nur-Lesern oder Nur-Fans, ist, dass diesen nicht für jede Aussage der Hals umgedreht wird/werden kann.  ;) Dieses "Ich bin Autor und du bist der Leser" ist, als würde man sich als Autor quasi über den Leser stellen. Und das ist schlicht respektlos, denn ohne Fans kein Künstler (bzw. dann einfach unbekannt).

Timmytoby

Zitat von: Witch am 23. März 2015, 15:25:22
Ich bin nicht nur Autorin, ich bin auch Leserin. Ich bin nicht nur Anbieterin von einem Produkt, ich bin auch Fan. Und ich möchte das zeigen dürfen und mit anderen Fans bzw. Nur-Lesern auf gleicher Ebene diskutieren dürfen. Ich finde dieses "klare Grenze ziehen" zwischen Leser und Autor nicht korrekt. Jeder Autor ist doch auch ein Leser oder, was ich lieber sage, Fan und der einzige diesbezügliche Unterschied zu den Nur-Lesern oder Nur-Fans, ist, dass diesen nicht für jede Aussage der Hals umgedreht wird/werden kann.  ;) Dieses "Ich bin Autor und du bist der Leser" ist, als würde man sich als Autor quasi über den Leser stellen. Und das ist schlicht respektlos, denn ohne Fans kein Künstler (bzw. dann einfach unbekannt).

Ich meinte auch nicht eine höherwertige Ebene. Ein Autor (oder überhaupt jeder der ein Produkt vertreibt) steht nicht "über" dem Kunden. Aber er befindet sich auf einer professionelleren Ebene, etwas mehr in der Öffentlichkeit. Von einem Fan/Leser/privaten Kunden erwarte ich nicht im selben Maß professionelles und verantwortungsbewusstes Verhalten.
Klar bin ich auch Fan und diskutiere gern mit anderen Autoren und Lesern. Aber ich versuche mein Geschreibsel getrennt zu halten von mir als Person. Weil ein Leser, der sich negativ über meinen Text äußert, nicht mich als Person angreift. Und durch die ganzen Internetportale verschwindet, meinem Gefühl nach, immer mehr diese Trennung zwischen dem Autor als Privatperson und dem Autor als öffentlicher Anbieter eines Produkts.

Allerdings rezensiere ich persönlich nur noch englische Bücher. Da ich kein Pseudonym benutze, habe ich Erfahrung gemacht mit anderen Autoren die mich "aufgespürt" haben und das war keine so tolle Erfahrung. Implizierte Androhung von Racherezensionen und ähnlichem hat mir einfach den Spaß daran genommen, mich mit Büchern deutscher Autoren öffentlich zu beschäftigen. Also habe ich alle meine Rezis gelöscht und bleibe jetzt bei den englischen Büchern.
Was vielleicht meine Sichtweise erklärt zu fragwürdigem Verhalten von Schriftstellern.

Zit

Hm, selbst wenn Baba hier als Privatperson auftritt, und so sehr ihr Ärger verständlich ist -- ist es trotzdem kein Freifahrtsschein selbst so zu pöbeln.
Jeder Mensch verdient seine Portion an Respekt. Und gerade wenn es ums Kräftemessen geht, ist der mit dem kühlen Kopf, imho der, der eine Nasenlänge voraus ist. Das heißt nicht, dass sie nicht hätte antworten sollen, aber diese .gif-Wand und die Wortwahl sind völlig überzogen und geben dem Ganzen zu viel Aufmerksamkeit, die so ein Rachewerk einfach nicht verdient hat.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Tika

Im Grunde habt ihr natürlich recht, wenn ihr sagt, dass ein Autor sowas nie tun sollte, jeder Mensch Respekt verdient und dass diese Aktion voll unter die Gürtellinie geht - das geht mal garnicht.
Was hier allerdings vordergründig passiert ist: Skandalbuch trifft Skandalpresse
Marketingstrategisch ist das ein Geniestreich, weil sie dadurch in aller Munde ist.
Gute oder schlechte Presse - es ist vollkommen egal, Hauptsache man redet drüber.

Den Namen Hegemann vergisst so schnell auch niemand mehr.

Meine persönliche Meinung dazu: Traurig, mit welchen Mitteln manch ein Autor Aufmerksamkeit erzeugt. Noch trauriger, die Gier der Gesellschaft nach Skandalen.

Lauren Mandrake

Dieser Fall von Unprofessionalität erinnert mich an die deutsche Autorin Simone Kaplan, die auch eine Art Rachefeldzug gestartet hat.
Soweit ich weiß publiziert die Dame seit 201x auf amazon ihre Geschichten... und sie sind leider wirklich schlecht. Allein Grammatik und Rechtschreibung sind ein Graus. Dies wurde von Rezensenten auch immer wieder bemängelt. Manche mit bösen Worten, andere versuchten die Autorin einfach nur darauf aufmerksam zu machen und wollten ihr auch Hilfestellung in Sachen Stil geben usw.
Ausgeartet ist das Ganze dann, als Kaplan ein eBook veröffentlicht hat, das hieß "Reviewer im Blutrausch". Auf dem Cover war ein Sensenmann mit Skelettkopf abgebildet, der den Stinkefinger zeigt. Darin hat Kaplan nach einem kurzen, sehr unprofessionellen Vorwort einfach sämtliche Amazon-Reviews veröffentlicht und jedesmal irgendeinen beleidigenden Kommentar abgeliefert.

Das "eBook" ist dann kurz drauf wieder gelöscht worden. Aber es gab einen ganz schönen Hype, nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen der eventuell verletzten Rechte der Rezensenten.
Seitdem schreibt Kaplan weniger.

Manche glauben ja, die Frau sei ein "Hoax" und irgendein renommierter Autor versteckt sich dahinter, um das Selfpublishing zu trollen... wer weiß das schon!

Aber das erinnerte mich jetzt auch stark an diese Geschichte.

Ich hab im Studium gelernt: man antwortet als Autor nicht auf Rezensionen. Egal ob auf amazon oder in Fachzeitschriften. Macht man einfach nicht. Lustig ist, dass mein Uni-Präsident auf sowas gar nichts gibt, und es trotzdem des Öfteren tut...   :omn: