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Schreibermarotten

Begonnen von Sprotte, 28. Oktober 2014, 01:00:25

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Tigermöhre

Ich neige dazu, sehr passiv und gestelzt zu schreiben.
Da hört sich dann irgendwann alles an, wie ein Beamtenbrief.

Ich weiß sogar, woher ich das habe. Ich darf nämlich alle Briefe meines Vaters überarbeiten, und was ich da zum Teil für Formulierungen wegstreiche ...

Eluin

Als mir 2005 eine Beta-Leserin einen meiner Sätze mit entsprechender Anmerkung vor die Füße warf, habe ich angefangen mir Gedanken über Worthäufungen zu machen. "In der Nähe war das Gurgeln eines kleinen Baches zu vernehmen, an dessen Ufer kleine Frösche quakten. Auf Steinen und Blättern hatten sich die kleinen Tierchen ihren Platz gesucht."

Seit dem achte ich darauf und streiche auch beim Beta-Lesen derartige Häufungen an.  Mittlerweile hilft mir eine Tabelle mit Suchfunktionswörtern, die ich nach und nach in Scrivener in die Suchfunktion tippe, um diese Wendungen nach Möglichkeit zu streichen. So viele Irgends und Etwas wie möglich, Schultern die gezuckt werden, danns und so weiter.

Inhaltlich habe ich eher das Problem, dass niemand wirklich böse bei mir ist. Meine Charaktere haben Probleme zu meistern, ja. Aber selten kommen die Probleme von Antagonisten und wenn, dann haben die Antagonisten so gute Gründe, dass man die einfach nur sympathisch finden muss und das geht dann auch meinen Protagonisten so.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Valkyrie Tina

Cliffhanger! Ich habe mehr Cliffhanger in meinen Texten, als irgend ein geistig normaler Mensch braucht.

Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass eine Szene erst zu Ende ist, wenn man einen zeitlichen oder örtlichen Sprung einbaut. Da ich keine Riesenszenen haben wollte, habe ich drauf geachtet, bei jedem Szenenwechsel mindestens Zeit- oder Ortswechsel zu haben, teilweise auch Beides. Das Programm das ich zum Schreiben benutze, fördert das noch.

Aufgefallen ist mir das erst, als mir meine Betas gesagt haben, meine Texte wären so abgehackt, und ich gemerkt hab, dass ich spätestens alle 1500 Wörter diese Brüche drin hab. Entsprechend ist ein Großteil meiner Edits die Cliffhanger wieder rauspfriemeln.  :omn:
Aber ich hab mich schon verbessert. In meiner allerersten Kurzgeschichte habe ich auf 6000 Wörtern 7 Cliffhanger.  :pfanne:

Janika

Begriffe wie "Jugendliche" oder verweiblichte Formen wie "Drachin". Ich kriege immer wieder Beta- und Leserhaue dafür, aber ich liebe die Worte so und kann mich einfach nicht zügeln.

Und was ich gerade bei der Drachenkralle-Überarbeitung gerade ganz stark merke: Essen. Andauernd beschreibe ich, wie mein Trüppchen abends zusammensitzt und Fleisch, Fisch, Beeren, Nüsse, Früchte etc isst. Umgebung? Auch mal, aber zweitrangig. Hauptsache, es wird ausführlich das Essen vorbereitet und anschließend blitzschnell verzehrt. :d'oh: Dann wird sich schlafengelegt, noch ein bisschen gekuschelt und die Ruhe der Nacht legt sich über das Lager. Folgemorgen? Klar, Essen. :pfanne:
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Lucien

Zitat von: Nycra am 28. Oktober 2014, 09:26:32
Augenbrauen. Ganz eindeutig braucht ein gutes Buch Augenbrauen, die sich heben, die dicht zusammengeschoben werden oder wackeln.
:d'oh: Das bringt mich auf mein "blickgesteuertes Schreiben". Habe ich im ersten Post ganz vergessen. Meine Charas werfen mit Blicken nur so um sich. Ich versuche schon krampfhaft, andere Handlungsmuster einzubauen, aber am Ende werfen sie sich doch wieder Blicke zu, bemerken eine Regung im Blick des anderen, senken den Blick oder schließen einfach die Augen.  ::)

Sternsaphir

Ich neige zu ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen, seitenweise. Es könnte ja sein, dass es sich der Leser doch nicht so recht vorstellen kann. Also lieber noch ein bißchen mehr beschreiben, bis der Leser gelangweilt einschläft.

Das Problem mit den "Blicken" habe ich auch. Da ist manchmal eine ganze Augenschlacht zugange, wenn sich meine Protas begegnen.

Und wenn ich zu selten an meinen Projekten arbeite, verliere ich gern etwas den Überblick und neige zu Wiederholungen und vermehrten Erklärungen.  :versteck:

Ary

Ich bin manchmal ein wenig eingleisig, was Emotionen angeht. Sind sie positiv und meine Figuren freuen sich, lächeln sie, wird es negativ und man verzweifelt, wird geseufzt. Schrecklich. Und ich habe eine Vorliebe für das Wort "sanft". Man gebe mir einen Thesaurus.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Sprotte

Oh, und ich habe noch die "fleischgewordene Naturgewalt", die Malinche mir mittlerweile gnadenlos ankreidet. Meh! Aber es stimmt doch! Okay, vielleicht sollte ich es nicht in jedem Roman unterbringen.  :versteck:

Umizu

Ich kann hier mit dem kleinen Wörtchen "sich" dienen. Irgendwie brauche ich das viel zu oft an Stellen, an denen es gar nicht passt. Von 3'000 Wörter waren knapp 90 davon nur dieses Wort.   :versteck: Zum Glück gibts Freunde, die einem das mal an den Kopf werfen, selbst bemerkt hätte ich es im Lesefluss nicht.
Die Augenbrauen und die Schultern benutze ich auch. Es ist aber auch so einfach, jemanden einfach mal mit einer hochgezogenen Augenbraue anzusehen.  ;D

traumfängerin

Wie schön, @Sprotte , der Thread ist da!  :D

Neben all den lustigen Marotten, die ihr schon genannt habt, und von denen ich so einige besitze (Paladine, Blickgewitter), habe ich eine überaus typische Marotte: Ich arbeite in Gegensätzen. Immer: "Anders als X brauchte Y keine Hoheitszeichen auf seiner Schulter, die ihn als Anführer der Truppe kennzeichneten."  "Im Raum war es dunkel, nicht so sternenklar dunkel wie draußen in der mondbeschienen Nacht, sondern von einer unheilvollen, düsteren Finsternis." "Aber X war damit nicht einverstanden." Natürlich nicht, das wäre sonst ja auch kein Gegensatz!  ;D Ab und zu mit Gegensätzen zu spielen, mag ja ganz spannend sein, aber in jedem Absatz?  :wums:

Das Gute ist, dass ich einige meiner Marotten inzwischen schon kenne. Und so gibt es erst einmal ein paar Überarbeitungsrunden, bevor meine Texte an die Betas gehen. Schließlich bleibt auch so noch genug für sie übrig!

Erdbeere

Ach, die lieben Augenbrauen, ja. ::)

Meine Marotten kenne ich mittlerweile ziemlich gut. Ich habe mindestens einen Typen pro Roman (bitte wenn möglich eine der Hauptfiguren), der Kette raucht und Whisky oder Bourbon bechert - und dabei natürlich verdammt cool ist. Und wenn zwecks Setting nicht geraucht werden kann, Alkohol gibt es überall. Ein Heldentrio habe ich auch immer, wofür ich echt nichts kann. Die tanzen so bei mir an. :brüll:
Und dann wäre da noch das Wort lassen/ließ. Ich habe noch nie genauer nachgezählt, aber es sind jeweils eine ganze Menge.

HauntingWitch

Zitat von: Sprotte am 28. Oktober 2014, 17:39:38
Oh, und ich habe noch die "fleischgewordene Naturgewalt", die Malinche mir mittlerweile gnadenlos ankreidet. Meh! Aber es stimmt doch! Okay, vielleicht sollte ich es nicht in jedem Roman unterbringen.  :versteck:

Bei dir merkt man das ja sowieso, also ist es nicht so schlimm, wenn es mal nicht explizit da steht.  ;D

Zitat von: Erdbeere am 30. Oktober 2014, 22:05:24
Ich habe mindestens einen Typen pro Roman (bitte wenn möglich eine der Hauptfiguren), der Kette raucht und Whisky oder Bourbon bechert - und dabei natürlich verdammt cool ist.

Da fällt mir ein, dass mein ominöser schwarzhaariger Pseudo-Anta nie fehlen darf. Ich mache das nicht absichtlich, aber früher oder später kommt er immer daher spaziert.  ;D

Und wenn ich von Haarfarben spreche und von Augenbrauen lese, Haare im Allgemeinen sind auch so ein Lieblingsthema von mir...  :versteck:

Moni

Ich kann mich Maja mit den "irgends..." anschließen. Die häufen sich bei mir auch gerne.
Dann habe ich noch ein Marotte, die schon fast ein Markenzeichen ist, dass eigentlich alle meine Texte mit einer Wetterbeschreibung anfangen. Es gibt ein oder zwei Ausnahmen, aber beim Rest ist das ausnahmslos so.
Generell neige ich auch zu längeren Landschaftsbeschreibungen, nicht seitenweise, aber schon mehr als ein oder zwei Sätze. Da halte ich es mit Tolkien, fürchte ich.  ;D
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Ilva

Ich tendiere dazu, das Aussehen meiner Protagonisten entweder überhaupt nicht zu erwähnen oder wenn doch, dann vergesse ich es in der Hälfte. :D

Und zudem: Fragen! "War es die richtige Entscheidung?" "Konnten sie es noch rechtzeitig schaffen?" etc. Ein oder zweimal mag das ja ganz nett sein, aber bei mir häuft sich das inflationär - erzeugt ja auch ganz viel Stimmung.  ;D

Ich glaube, die Blicke lassen sich wirklich nicht vermeiden. Scheint eine weit verbreitete Krankheit zu sein.

Blackhat

Körperliche Reaktionen bei Dialogen, die sind bei mir schnell des Guten zu viel (Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er hielt den Atem an, er zuckte zusammen, sie biss sich auf die Unterlippe). Das wirkt bei mir in der Häufung dann manchmal theatralisch, wie bei einem Stummfilm. Zum Glück habe ich gute Testleser mit einer  :pfanne: