• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Aussehensbeschreibungen

Begonnen von HauntingWitch, 01. September 2013, 15:35:16

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Coppelia

@ Lothen
Hehe, ich glaube nicht, dass Männer gegen den Blick in den Spiegel gefeit sind. ;D

ZitatIm wahren Leben - durchaus. Aber im Roman? Wenn ich einer Figur einen Porno-Schnauzer oder einen Schlafzimmerblick andichte, erzeuge ich damit beim Leser bestimmte Assoziationen. Nur darum geht es in dem Moment.
Ich hab jetzt erstmal gegoogelt, wie genau ich mir einen Porno-Schnauzer überhaupt vorstellen muss. ;D
Leser neigen dazu, sich mit der Perspektive des Betrachters zu identifizieren. Daher übernehmen sie möglicherweise unbewusst die Werturteile des Perspektiventrägers. Ist ein tolles Mittel zur Leserlenkung und zur Doppelcharakterisierung. :)


Lothen

Zitat von: Coppelia am 18. Oktober 2013, 17:23:02
@ Lothen
Hehe, ich glaube nicht, dass Männer gegen den Blick in den Spiegel gefeit sind. ;D

Das nicht - aber bei so manchen Typen von Männern fällt es mir schwer zu glauben, dass sie sich im Spiegel betrachten und dann erst mal über ihr Aussehen philosophieren ;)

Anaya

Blick in den Spiegel - genau diese Perspektive habe ich für meine Süße gewählt. Sie steht morgens auf, geht ins Bad und betrachtet sich kritisch die Person im Spiegel.

Da das Buch in der Ich-Form geschrieben wird, war das das Naheliegendste. Man kann sich richtig schön austoben und auch mal Dinge erwähnen, die einem Beobachter von außen womöglich gar nicht auffallen würden. :)

Eleanor

Ich hab bei der Spiegelsache mal versucht das ganze um zu drehen, also das sie ins Bad geht und die Augen zukneift weil, sie das, das und das von sich nicht im Spiegel sehen will  :D Leider gibt es in meinem jetzigen Projekt keine so schönen Spiegel wie heute...vielleicht sollte ich sie mal zu einem See gehen lassen   :hmmm:

HauntingWitch

Zitat von: Eleanor am 18. Oktober 2013, 15:06:59
Vorallem bei einer Ich-Erzählerin finde ich es schwierig, die Beschreibung von ihr so ein zu bauen, das es nicht aufgesetzt klingt. Man kann ja nicht sagen, "übrigens hatte ich ein wunderschön geformtes Kinn." Alles sehr knifflig  ???

Ich habe das bei meinem Erstling so gelöst, dass der Protagonist von einer anderen Figur beflirtet wird und da sagt sie ihm, was sie an ihm so toll findet. Er ist nur genervt und denkt: "Jaa, natürlich!", weil das nicht das erste Mal ist, dass es er so etwas hört. Der Leser kann ja dann selbst entscheiden, ob er das nun schön findet oder nicht. Da ging das, weil es Teenager sind. Wie ich das bei etwas älteren Menschen machen würde, weiss ich allerdings auch noch nicht.

Zitat von: Coppelia am 18. Oktober 2013, 16:07:55
Achtet ihr eigentlich genau auf die Augenfarbe, wenn ihr andere Leute trefft?

Ja, immer. Ich finde Augen wichtig und so schreibe ich auch darüber.  :)

Melenis

Ich finde es ehrlich gesagt fast bedenklich wie wichtig das Aussehen in Büchern ist. Meine Schwester ist großer Magnus Bane Fan (eine Figur aus 'Chroniken der Unterwelt') und hat sich deshalb die Bane Chronicles zugelegt. Dort gibt es dann Figuren, die so überirdisch hübsch beschrieben werden, dass ich mir sie erstens nicht einmal vorstellen kann und zweitens den Grund dahinter nicht verstehe. Warum muss jeder schöner als der vorige sein? Und gerade in solchen Sachen werden die Aussehensbeschreibung geradezu ausgeschlachtet, wobei niemand wissen muss, in welchem Goldton genau die Augen glitzern wenn die Sonne drauf scheint (oder ähnlich).


Die Spiegelszene zu Beginn von Geschichten empfinde ich mittlerweile als extrem ausgelutscht und unkreativ, und, wenn man ehrlich zu sich ist, auch unnötig. Ich muss nicht wissen, wie die Figur aussieht. Irgendwann vielleicht, aber jedes Mal die selbe Aussehensbeschreibung zu lesen, langweilt. Gerade in Jugendbüchern sind die Mädels zu 90% rothaarig und haben grüne Augen, sind schmal gebaut, finden ihr Aussehen nicht so prickelnd und betrachten sich kritisch im Spiegel  :gähn:

Ich wüsste auch nicht, was dagegen spricht, bei einer neuen Figur kurz ihr Aussehen zu beschreiben. Das tun wir doch persönlich auch. Ob man selbst mehr auf die Figur, die Kleidung oder das Gesicht achtet, kann man ja von Figur zu Figur variieren. Bei einem Macho ist doch auch irgendwie verständlich, dass er die Frau von oben bis unten 'abcheckt'; es käme mir komisch vor, wenn er davon spricht, wie sie durch ihr hellblondes Haar streicht oder ähnliches und gar nicht auf ihre Figur eingeht. Seien wir doch auch ehrlich zu uns selbst, der Körperbau ist nunmal eines der ersten Dinge, die wir vom Gegenüber erfassen.

Wie gesagt, ich bin kein großer Fan von allzu blumigen Beschreibungen, auf mich wirkt das einfach nur gekünstelt. Und ich muss auch nicht ständig hören, dass dieser Typ strahlend blaue Augen hat oder jener glänzendes schwarzes Haar. Die dünnen, gelenkigen Figur müssen auch nicht hundert Mal erwähnt werden.
Es ist eine Sache, wenn jemand wirklich auffällig schöne Augen hat. Das kenne ich von mir persönlich, da komme ich selbst ins Schwärmen, wenn z.B. ein Mädchen im Bus strahlend blaue Augen hat und mir gegenüber sitzt, da kann ich auch nicht so leicht weggucken  :o. Solche Dinge könnte man ruhig häufiger erwähnen, aber problematisch wird es natürlich, wenn jede Figur in einer Geschichte besonders toll aussieht. Dann ist das wie Twilight oder eben in den Chroniken der Unterwelt, wo die Hauptprotagonistin aus dem Schwärmen nicht mehr rauskommt. Da hat der hellblaue Augen, die goldene Augen, der andere dies, die andere das... und das langweilt. Ist ja schön, dass alle aussehen wie Supermodels. Ich brauche das gar nicht, um eine Figur interessant zu finden.

Zum Abschluss möchte ich einfach nur noch sagen, dass ich nicht jede Aussehensbeschreibung schlecht machen will, ich glaube, es gibt so Figuren, die auf das Aussehen mehr acht geben und dementsprechend auch denken und mehr darauf eingehen. Aber genauso muss es auch die Figuren geben, die nicht so sind. Ich weiß von den meisten meiner Freunde nicht die Augenfarbe, und vor kurzem nicht einmal die meiner Familie. Und, wenn wir ehrlich zu uns sind, haben die meisten Personen einfach keine besonders interessante Augenfarbe, und ich glaube, bei solchen Fällen reicht es, wenn man sie einmal oder zweimal erwähnt, aber um Figuren z.B. im Text zu benennen, reicht doch auch der Name der Figur. Ich werde nicht gern die 'blau-grau Äugige' genannt. 
Aber ich will hier natürlich niemanden schlechtreden oder ihm die persönliche Vorliebe kaputt machen! Das ist einfach mein Geschmack, und der deckt sich leider selten mit dem, was man gerade im Fantasybereich lesen kann.

Sollte ich jemanden auf den Schlips getreten sein: Das war wirklich nicht meine Absicht! Dafür entschuldige ich mich schon mal im voraus  :bittebittebitte:




Cailyn

Das Aussehen zu beschreiben, empfinde ich in meinen Geschichten eher als ein lästiges Übel. Ich finde, es gehört dazu, aber es stellt mich häufig vor grosse Probleme. Wenn jemand schön und harmonisch ausschaut, ist es natürlich einfach. Da kann man aus dem vollen Schöpfen, und die Lesenden denken sich selber anhand der Attribute eine schöne Person vor. Will ich jemanden als hässlich beschreiben, läuft es genau gleich ab. Aber hat eine Person dann einen Makel, wird es sehr schwierig. Schreibt man z.B.: "Ihre geschwungenen Augenbrauen passten nicht zu ihrem kantigen Nasenrücken", stellt sich der Leser höchstwahrscheinlich gleich jemand vor mit einer unglaublich heftigen Hakennase, auch wenn der kantige Nasenrücken durchaus auch zu einer hübschen Frau gehören kann, die im Allgemeinen gar nicht kantig wirkt. Wissst ihr, was ich meine? Da fange ich dann an zu überlegen: Wie kann ich dem Lesenden einen Makel präsentieren, ohne dass er gleich denkt, die Figur sähe extrem aus?

Melenis,
Ich bin schon auch deiner Meinung, dass man strahlend blaue Augen nicht immer wieder erwähnen muss. Aber das Blumige finde ich in diesem Fall gerade die tolle Alternative. Anstatt dass dann von "strahlend blau" die Rede ist, kann man immer wieder mal eine schöne Metapher bringen, die das umschreibt. Womöglich wirkt das dann noch einmal blumiger, aber ich find's auch kreativ und überhaupt nicht gekünstelt. Aber das ist halt auch Geschmacksache  ;). Natürlich fände ich es dann nicht sonderlich toll, wenn man als Metapher "die Augen waren so blau wie das Meer" nimmt, denn das habe ich schon zu oft gehört. Da sollte dann schon was Originelles her.

ZitatBei einem Macho ist doch auch irgendwie verständlich, dass er die Frau von oben bis unten 'abcheckt'; es käme mir komisch vor, wenn er davon spricht, wie sie durch ihr hellblondes Haar streicht oder ähnliches und gar nicht auf ihre Figur eingeht. Seien wir doch auch ehrlich zu uns selbst, der Körperbau ist nunmal eines der ersten Dinge, die wir vom Gegenüber erfassen.
Zum "abchecken" wie du es schreibst, habe ich aber noch einen kleinen Einwand. Wenn in einem Buch eine halbe Seite lang beschrieben wird, wie eine Figur eine andere wahrnimmt, heisst das ja noch lange nicht, dass er dafür so viel Zeit braucht wie der Text. In der Realität ist es doch eher so, dass wir Menschen innerhalb 1-2 Sekunden "abchecken" und dies nahezu nebenbei, während wir sie grüssen und zu reden beginnen. In einem Text wendet man dann für diese 1-2 Sekunden halt schon mal einige Zeilen auf.

HauntingWitch

Zitat von: Cailyn am 04. Dezember 2013, 13:35:14
Will ich jemanden als hässlich beschreiben, läuft es genau gleich ab. Aber hat eine Person dann einen Makel, wird es sehr schwierig. Schreibt man z.B.: "Ihre geschwungenen Augenbrauen passten nicht zu ihrem kantigen Nasenrücken", stellt sich der Leser höchstwahrscheinlich gleich jemand vor mit einer unglaublich heftigen Hakennase, auch wenn der kantige Nasenrücken durchaus auch zu einer hübschen Frau gehören kann, die im Allgemeinen gar nicht kantig wirkt. Wissst ihr, was ich meine? Da fange ich dann an zu überlegen: Wie kann ich dem Lesenden einen Makel präsentieren, ohne dass er gleich denkt, die Figur sähe extrem aus?

Mein Lieblingsautor macht das so, dass er keine wertenden Formulierungen benutzt. Er beschreibt einfach nur. Wie "einfach" das aber ist, weiss ich nicht, ich habe da keine Erfahrung. Ausser er will, dass man es sich wirklich hässlich vorstellt, aber dann schreibt er das auch so. Wenn die Figur sich selbst hässlich wahrnimmt oder von anderen als hässlich eingestuft wird.

Das Problem, das mich eher beschäftigt, geht in das hinein. Je nachdem, was ein Leser für Wertvorstellungen hat, findet er etwas schön oder eben nicht. Z.B. sind so ungefähr 90% meiner männlichen Protas Langhaarige.  ;D Ich finde das schön. Wenn ich aber eine Leserin habe, die lange Haare an Männern partout nicht schön findet, kann ich das noch so blumig als schön beschreiben, sie wird es nicht schön finden. Das ist schade, aber ich kann ja die Beschreibung auch nicht ganz weglassen deswegen, denn das ist schon ein wichtiges Attribut. Ich finde, gewisse Dinge kann man weglassen oder verschleiern und jeder wird sich das so vorstellen, wie es ihm past. Zum Beispiel wie viele Muskeln einer hat oder nicht, ich stehe z.B. nicht auf zu viele Muskeln. Ein "gut gebauter Körper" stelle ich mir ganz anders vor als jemand, der z.B. auf Bodybuilder steht. Da ist es dann vermutlich sogar besser, nicht zu genau zu werden. Ist jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel, aber nur so zum Veranschaulichen.

Was mir grad bei der Überarbeitung meines Skripts noch auffällt, ist, dass ich die Nebenfiguren detaillierter beschreibe als die Hauptfiguren. Das muss natürlich ausgemerzt werden.

Cailyn

#38
HauntingWitch,
Dass du die Nebenfiguren stärker beschreibst als die Hauptfiguren, könnte aber taktisch sein. Hauptfiguren sind ja oft Identifikationsträger und sollen einem breiten Publikum zugänglich sein. Lässt man einem Leser also viel Eigenfantasie, kann er sich teilweise auch besser damit identifizieren. Das ist ja eine gute Strategie und kein Manko, finde ich.

Ja, das mit der Wertung ist ein guter Punkt. Auch wenn man es als Schreibende nicht einmal wertend meint, kann es als wertend verstanden werden. Allerdings finde ich dann, dass es daher erlösend ist, wenn man aus der Perspektive eines Protas schreiben kann. Dieser darf ja auch wertend sein (oder soll sogar?). Also zumindest meine Protagonisten sind da ziemlich unzimperlich und brutal. Da kenne ich keine Weichspül-Behandlung, auch wenn ich über gewisse Sichtweisen meiner Protas selber den Kopf schütteln muss. Natürlich habe ich mir auch schon überlegt, ob Lesende dann denken, das wäre auch meine Meinung als Autorin. Aber ich entscheide mich bewusst dafür, die Figuren offen sprechen zu lassen, damit es noch dynamischer wird. Dies aber auch mit der Gefahr, dass die Leserschaft es nicht gut findet.

Ich glaube, wenn man Wertungen durch Figuren sprechen lässt, ist es einfach wichtig, dass man dies ausbalanciert. Also im konkreten Sinne sollte man z.b. nicht immer nur die gleiche Figur mit einer Macke ins Zentrum stellen, sondern alle Macken der Figuren hier und dort erwähnen. So läuft man auch nicht die Gefahr, dass jemand denkt, der / die Autor/-in hat etwas gegen grosse Füsse oder abgekaute Nägel.  ;)

Takara

Hallo  :winke:

Aussehensbeschreibungen sind bei mir immer ein riesiges Problem bzw. gibt es da riesiege Probleme bei mir.

Erstens fällt es mir immer schwer meinen Charakteren in meinen Gedanken ein Aussehen zu geben.... Dann such ich mich im Internet dumm und dämlich nach einen Bild, welches meiner Figur halbwegs ähnelt (kommt so gut wie nie vor). Als nächstes suche ich dann nach Seiten wo ich Charakter ,,selbst bauen kann", da hab ich noch keine gute gefunden (vielleicht will ich es zu perfekt haben?). Fazit: Da ich sehr schlecht zeichnen kann, bleibt mir wieder nur die Option mir meine Charas in meinen Gedanken ein Aussehen zu geben... und da bleibt es meistens auch, weil ich es nicht schaffe es vernünftig auf Papier zu bringen...

Warum es nicht vernünftig ist? Das ist Problem zwei... Es sieht zu gewollt aus. ,,Sie blickte in den Spiegel und betrachtete ihre braunen Augen, mit den langen schwarzen Wimpern.... Ihr Blick wanderte zu ihren schwarzen Haaren" Und so weiter.... Es klingt gewollt und auch ziemlich langweilig, weswegen ich versuche es unaufällig einzubauen. Doch was ist unauffällig? ,,Sie strich sich verzweifelt durch die blonden Haare..." ???

Auch ein Problem ist, dass der Charakter nicht perfekt sein sollte...  Perfekt finde ich persönlich langweilig. Wunderschön, intelligent und selbst wenn sie Fehler macht, finden das alle noch unglaublich süß (Bella z.B). Doch eine Balance zwischen ,,Ich will keinen perfekten Charakter" und ,,Ich will keinen Charakter der allen auf die Nerven geht und einen Fehler nach dem nächsten macht" zu finden, ist ziemlich schwer. Wie soll ich das erklären.... Debbie aus der ,,Das Tal" Reihe von Krystyna Kuhn ist eine der nervigsten Charaktere überhaupt... Hysterisch, denkt nur an sich selbt, denkt das alle Leute etwas gegen sie haben usw. Sie ist defenitiv kein ,,zu perfekter" Charakter, aber sie hat schon wieder so viele Fehler, dass man das Buch einfach nur gegen die Wand klatschen möchte, in der Hoffung das sie auch etwas abbekommt  ;)
Es ist schwierig da einen Mittelweg zu finden....

Aussehnsbeschreibungen finde ich deshalb so ziemlich am schwersten beim Schreiben...

LG

Christopher

Mehrere Perspektiven helfen da ungemein. Wenn ein Charakter einem andere begegnet, mustert er diesen schon kurz. Dabei sollte man es aber kurz halten. Die wichtigsten und einprägsamsten Eigenschaften zeigen. Ein kurzes, unscharfes Bild zeichnen. Dieses Bild sollte sich dann durch Beobachtungen ergänzen. z.B. im ersten Moment nur bemerken, dass er besonders groß ist und braune, lange Haare hat. Das reicht für die Silhouette. Dass/ob er dazu besonder stark ist, kann dann durch Handlung betont werden. Seine Augenfarbe wird nur dann wichtig sein, wenn ihm jemand wirklich so nahe kommt. Dass seine Füße antiproportional klein sind, fällt erst auf wenn er mal die Schuhe auszieht usw.

Über die ganze Geschichte verteilt die Details einstreuen. Solange sie dem grundlegenden Bild nicht widersprechen, also eine völlig andere Vorstellung auslösen, ist das so denke ich ok.

Die Hemmung einen Charakter "platt" zu beschreiben solltest du abbauen. Irgendwo muss das rein. Natürlich wirkt das gewollt. Jedes einzelne Wort, welches du schreibst, ist gewollt ;D

Für die eigene Visualisierung kann ich dann nur empfehlen dir einen Künstler deiner Wahl zu suchen, der das für dich macht. Kann aber dauern, hat bei mir ca. 4 Jahre der Suche auf dA gebraucht ;D
Be brave, dont tryhard.

Takara

ZitatDie Hemmung einen Charakter "platt" zu beschreiben solltest du abbauen. Irgendwo muss das rein. Natürlich wirkt das gewollt. Jedes einzelne Wort, welches du schreibst, ist gewollt ;D

Ich weiß das du Recht hast  ;D Aber ich bin eine kleine Perfektionistin, ich bastel immer so lange an einem Satz rum, bis es zu gewollt aussieht... Aber durch den NaNo schaffe ich es langsam mal sein zu lassen und erst später zu korrigieren. In meinen aktuellen Projekt versuch ich es mal nicht die komplette Charakterbeschreibung in den ersten zwei Kapiteln unterzubringen, vielleicht schaffe ich es ja.

ZitatFür die eigene Visualisierung kann ich dann nur empfehlen dir einen Künstler deiner Wahl zu suchen, der das für dich macht. Kann aber dauern, hat bei mir ca. 4 Jahre der Suche auf dA gebraucht ;D

Hatte ich auch schon überlegt... Aber noch weiß ich nicht, wie wichtig das Projekt für mich wird... Aber ich behalte das auf jeden Fall im Hinterkopf!

LG

Pygmalion

Die Frage ist immer, wieviel Aussehensbeschreibung ist nötig? Spielt das eine Rolle, dass jemand grüne Augen hat? die meisten Menschen kennen nichtmal die Augenfarbe ihrer Oma, also was haben sie davon, wenn sie die Augenfarben jedes Charakters kennen? Werden sie sowieso vergessen. (Anders natürlich, wenn es einen späteren, wichtigen Punkt gibt, der sich um Augenfarben dreht, aber das ist dann wirklich etwas anderes)

Natürlich ist es langweilig und ziemlich abgelutscht, jemanden vor den Spiegel zu stellen... da gibt es viel elegantere Methoden. An Stellen, wo das Aussehen Bedeutung hat, kann man es geschickt einbauen, an anderen Stellen finde ich, dass es gar nicht nötig ist.
Wie Christopher schon schreibt, eine grobe Skizzierung, dass ich es mit einer schlanken, blonden Frau zutun habe, reicht schon, um dem Leser ein Bild in den Kopf zu setzen. Jeder wird sowieso die Beschreibung anders zusammensetzen und am Ende sein eigenes Idealbild des Charakters im Kopf haben. Naja, außer bei "Gott bewahre" (Kann ich übrigens empfehlen!), da wird Gott unzweifelhaft als George Clooney beschrieben und der Teufel wie Danny de Vito... :D
Elegant finde ich es meistens, wenn man das Aussehen über Gespräche der Charaktere mitgeteilt bekommt. Ala "Mach dir keine Gedanken, er wird dich alleine wegen deiner langen blonden Haare lieben, Männer stehen auf sowas"
"Aber ich habe von Geburt an einen 6. Zeh, denkst du nicht, dass ihn das stören wird?" :P

HauntingWitch

Zitat von: Cailyn am 04. Dezember 2013, 14:36:02
HauntingWitch,
Dass du die Nebenfiguren stärker beschreibst als die Hauptfiguren, könnte aber taktisch sein. Hauptfiguren sind ja oft Identifikationsträger und sollen einem breiten Publikum zugänglich sein. Lässt man einem Leser also viel Eigenfantasie, kann er sich teilweise auch besser damit identifizieren. Das ist ja eine gute Strategie und kein Manko, finde ich.

Wieso sehe ich diesen Beitrag erst jetzt? Nun okay. Du hast recht, das habe ich so noch gar nicht gesehen. Also, wenn, passiert es unbewusst. Aber ich habe jetzt angefangen, auch bei den Nebenfiguren zu reduzieren, denn optimalerweise identifiziert sich der Leser mit denen ebenfalls.  8)

ZitatFür die eigene Visualisierung kann ich dann nur empfehlen dir einen Künstler deiner Wahl zu suchen, der das für dich macht. Kann aber dauern, hat bei mir ca. 4 Jahre der Suche auf dA gebraucht

Da braucht man aber jemanden, mit dem man sich wirklich versteht. Ich habe mir vor einiger Zeit von einem Kumpel ein Bild von einem Chara zeichnen lassen, das dann aber überhaupt nicht meiner Vorstellung entsprach. Die Beschreibung war aber sehr genau. Da muss man aufpassen, denn jeder stellt sich etwas anderes vor.

Es geht in das hinein, was Pygmalion sagt. Eine "blonde Frau" sieht in meinem Kopf ganz anders aus, als in deinem und im Kopf eines dritten wieder anders. Aber jetzt beginne ich, glaube ich, mich zu wiederholen, also höre ich hier mal auf.

Klecks

Die Augenfarbe kommt in meinen Büchern meistens genauer zur Geltung, wenn

a) jemand einem Verwandten oder seinem Kind begegnet und denkt "Von mir hat er die braunen/grünen/blauen Augen"
b) wenn die Augen außergewöhnlich gefärbt sind, sie also zum Beispiel grau oder verschiedenfarbig sind
c) wenn die Augen schlichtweg groß und damit beeindruckend sind
d) wenn die Augen vom Prota als besonders schön/beunruhigend/stechend wahrgenommen werden
e) wenn jemand wortkarg ist und viel über bedeutungsvolle Blicke kommuniziert
f) wenn es jemanden gibt, der immer denselben, für ihn charakteristischen Blick in die Runde wirft
g) wenn jemand verliebt ist.

Wenn die Augen nicht herausstechen, nenne ich sie einfach hell oder dunkel. Das beschreibt die Wirkung des Blickes ausreichend. Dunkle Augen wirken eher geheimnisvoll und undurchschaubar, sind schwieriger deutbar, während helle Augen eher durchdringend, kühl und stechend wirken. Von jemandem mit hellen Augen zum Beispiel wütend angeschaut zu werden, vermittelt eher Kälte und Abweisung, während Wut aus dunklen Augen eher feurig und tief wirkt.

Dasselbe Prinzip ist es bei Haarfarben. Dunkles Haar, helles Haar. Ich erwähne das allgemeine Aussehen meistens am Rande, damit die grundliegenden Dinge bekannt sind, und sobald die Person auftaucht. Ich selber finde es nämlich furchtbar, wenn ich mir jemanden als blond vorstelle, und ein paar Seiten weiter erfährt man, dass er dunkelhaarig ist.  ::)

Besonders betont wird die Haarfarbe in meinen Büchern, wenn

a) wieder eine Verwandtschaft gegeben ist und verglichen wird ("das blonde Haar hat sie von ihrer Mutter")
b) sie selten ist (ein natürliches Goldblond, ein natürliches Rot, ein natürliches Schwarz)
c) wenn jemand mit seiner Frisur in einer Menge bzw. in der Szene auffällt (alle Männer haben kurzes Haar, dieser trägt es lang; alle Frauen haben langes Haar, diese hat kurzes Haar; sowie bei Glatzen, ins Haar rasierten Mustern und solchen Dingen)
d) das Haar besonders lockig ist
e) das Haar dem Prota direkt ins Gesicht hängt 
f) die Protas in Liebesszenen zärtlich das Haar ihres Liebhabers/ihrer Liebhaberin berühren  ;D

Ich versuche, jeder Figur etwas zu geben, das besonders ist. Das ist mein Tipp an jeden, dem das Beschreiben schwerfällt. So habe ich gelernt, es wohldosiert einzusetzen, und inzwischen liebe ich es. Ein besonderes Merkmal sorgt dafür, dass bei der Erwähnung dieses Merkmals sofort das Bild der Figur im Kopf des Autors und im Kopf des Lesers auftaucht.

a) Piercings, Ohrringe oder Tattoos
b) außergewöhnliches Haar
c) außergewöhnliche Augen
d) Sommersprossen
e) Muttermale
f) Narben
g) besonders volle oder schmale Lippen
h) eine markante Nase
i) markante Ohren

und so weiter.   :)