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Aussehensbeschreibungen

Begonnen von HauntingWitch, 01. September 2013, 15:35:16

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Ary

Sorry! :)
Das Molchsgesicht gefällt mir, da springt gleich das Kopfkino an. Das "rothaarigste aller Übel" ist auch schön.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Lothen

Oh wie toll, da scheitere ich auch regelmäßig! Ich hab manchmal so ein detailliertes Bild meiner Charaktere im Kopf (manchmal hab ich sogar direkt ein Foto/ eine Zeichnung von ihnen) und kriege es trotzdem nicht aufs Papier!  :wums:

Gerade Gesichtszüge zu beschreiben finde ich immer schwierig, zumindest dann, wenn die Personen nicht in irgendeiner Weise außergewöhnlich aussehen, z.B. kein Mondsgesicht, keine Kartoffelnase oder keine Schweinsäuglein haben ;)

ZitatDoof ist dabei natürlich immer, dass man Figuren nur dann ausführlicher beschreiben kann, wenn die Perspektive es gerade hergibt, also im besten Fall dann, wenn der Perspektiventräger die andere Figur vorher noch nicht gesehen hat oder einen Grund hat, sie genauer anzusehen.

OH JA, da gebe ich dir vollkommen recht!!!! In meinem aktuellen Werk habe ich einen personalen Erzähler (also 3. Person, aber aus der Sicht der Protagonistin) und da ist es echt oft schwierig, detaillierte Beschreibungen einfließen zu lassen, ohne dass es seltsam wirkt. Betritt die neue Person gerade den Raum und die Aufmerksamkeit richtet sich komplett auf sie, ist es einfach, aber wenn es z.B. eine Gruppe von Personen gibt, kann man ja schlecht jeden einzelnen im Detail beschreiben, obwohl es vielleicht notwendig wäre....

Bei mittelalterlichen Szenarien finde ich übrigens auch die Beschreibung der Zähne nicht uninteressant, sagt schließlich auch einiges über den Stand der Person aus ;)

Anaya

Da muss ich doch gleich mal meinen Senf dazu geben :) :

Seit ich das Programm Daz 3D entdeckt habe, bastele ich mir meine Romanfiguren so zusammen, wie ich sie mir vorstelle. Was gar nicht so einfach ist - denn manchmal sind es kleinste Details, die mir nicht gefallen, wenn ich endlich das fertige Bild vor Augen habe. Kann also durchaus vorkommen, dass ich lösche und wieder von vorne anfange. Und wieder ... und wieder ...

In meinen Geschichten war ich bisher immer der Meinung, es wäre verkehrt, dem Leser zuviele Vorgaben zu machen. Weshalb ich mich bei der Beschreibung meistens auf Haare, Augen, Figur und besondere Merkmale beschränkt habe - eingebaut in eine Szene, wo es gerade passt.
Nun hat neulich meine Freundin mein Buch gelesen und mich ziemlich aus der Bahn geworfen.
Sie meinte nämlich, es hätte ihr gefallen, wenn ich die Charaktere genauer beschrieben hätte - damit sie sie sich besser vorstellen kann.  :-\

Das hat mich doch ziemlich unsicher gemacht, ob meine bisherige Vorgehensweise richtig ist ...  ???

HauntingWitch

@Coppelia: Lustig, hier reicht mir allein der Ausdruck "Molchsgesicht" und das Bild steht. :)

Zitat von: Anaya am 18. Oktober 2013, 11:10:58
In meinen Geschichten war ich bisher immer der Meinung, es wäre verkehrt, dem Leser zuviele Vorgaben zu machen. Weshalb ich mich bei der Beschreibung meistens auf Haare, Augen, Figur und besondere Merkmale beschränkt habe - eingebaut in eine Szene, wo es gerade passt.
Nun hat neulich meine Freundin mein Buch gelesen und mich ziemlich aus der Bahn geworfen.
Sie meinte nämlich, es hätte ihr gefallen, wenn ich die Charaktere genauer beschrieben hätte - damit sie sie sich besser vorstellen kann.  :-\

Das hat mich doch ziemlich unsicher gemacht, ob meine bisherige Vorgehensweise richtig ist ...  ???

Das ist ja zum Teil auch Geschmackssache. Als Leser sehe ich es eigentlich nicht so eng, mir reichen grobe Umrisse, das Bild in meinem Kopf fügt sich von alleine zusammen. Was mich stört, ist, wenn nach 200 Seiten von 350 dann mal erwähnt wird, dass die Haare braun sind (und ich habe ihn mir doch blond vorgestellt!) und in Teil 3 der Reihe, dass sie etwas länger sind (und ich dachte, das wäre ein Durchschnittstyp mit kurzen Haaren!). So etwas reisst mich dann aus dem Lesefluss, weil ich mein inneres Bild neu zusammenbasteln muss.

Sprotte

Ich behaupte, es liegt auch sehr stark am Genre, wie üppig diese Beschreibungen ausfallen können und sollten. Bei Romance z. B. erwarte ich als Leserin eine gründliche Beschreibung des "Objekts der Begierde".

Churke

Zitat von: Lothen am 17. Oktober 2013, 23:47:50
Gerade Gesichtszüge zu beschreiben finde ich immer schwierig, zumindest dann, wenn die Personen nicht in irgendeiner Weise außergewöhnlich aussehen, z.B. kein Mondsgesicht, keine Kartoffelnase oder keine Schweinsäuglein haben ;)

Wenn es eh nichts Besonderes ist, weshalb dann umfassend beschreiben? Mache ich jedenfalls nicht.

Was ist eigentlich mit wertenden Elementen?
Blondiert <-> pornoblond
Oberlippenbart <-> Porno-Schnauzer
Eierkopf <-> Hohlbirne
schlank <-> dürr
hager <-> schwindsüchtig
Gut gebaut <-> steroid aufgepumpt
südländlisch (= Migrationshintergrund + Vorstrafe)
junkieblass
Zuhälterkettchen
Zahnarztfrau

Und dann gibt's natürlich noch die einschlägigen Klamotten mit Konnotation:
Kapuzenshirt
Bauchtasche
Brioni-Anzug
Jogginghose
Kaftan oder Dschallabija (In der Pariser Metro sehr verbreitet)

Natürlich muss man die Kleidung ggf. an Setting und Genre anpassen. Abgesehen natürlich von Kaftan und Dschallabija. :D

Lothen

Zitat von: AnayaIn meinen Geschichten war ich bisher immer der Meinung, es wäre verkehrt, dem Leser zuviele Vorgaben zu machen. Weshalb ich mich bei der Beschreibung meistens auf Haare, Augen, Figur und besondere Merkmale beschränkt habe - eingebaut in eine Szene, wo es gerade passt.
Nun hat neulich meine Freundin mein Buch gelesen und mich ziemlich aus der Bahn geworfen.
Sie meinte nämlich, es hätte ihr gefallen, wenn ich die Charaktere genauer beschrieben hätte - damit sie sie sich besser vorstellen kann.  :-\

Das hat mich doch ziemlich unsicher gemacht, ob meine bisherige Vorgehensweise richtig ist ...  ???

Genau dasselbe Dilemma hat sich mir auch aufgetan! Ich habe mich in der Regel auch immer nur auf das grobe Aussehen (Haarfarbe, Augenfarbe, Frisur, Figur) beschränkt und evtl. ein, zwei optische Besonderheiten erwähnt, weil ich der Meinung bin, dass sich der Leser ohnehin immer sein eigenes Bild macht. Ein Freund von mir, der auch selber schreibt, war hingegen der Ansicht, dass man für einen wichtigen Charakter auch mal eine 1/2-seitige Beschreibung einbauen könnte, was mir persönlich viel zu langatmig erscheint. Wie seht ihr das?

Ich hab für mich jetzt eine Art "Zwischenweg" gewählt, eben weil es solche und solche Leser gibt. Ich denke, manche wünschen sich einfach mehr Input, andere lassen lieber ihrer Fantasie freien Lauf.

HauntingWitch

@Churke: Zu den wertenden Elementen: Einige sind eindeutig (Zuhälterkettchen), aber nicht alle. Gerade z.B. bei einem Ausdruck wie "südländisch" kommt es doch sehr darauf an, wie man das rüberbringt. Südländer gelten bei vielen Frauen ja mitunter auch als sehr attraktiv.  ;) Ob man das einbauen kann und sollte hängt natürlich davon ab, wie der Perspektivträger die jeweilige Figur sieht.

Eleanor

Der Bogen für die Aussehensbeschreibungen ist echt klasse :) Vor allem für jemanden wie mich, ich kann schön lang ein Gebäude in einer Stadt beschreiben, aber bei einer Charakterbeschreibung endet es häufig schon bei Haar und Augenfarbe. Am schlimmsten ist es wenn man noch versucht zu berücksichtigen welche Augen- und Haarfarbe noch Eltern und Geschwister haben, weil es ja ein wenig unlogisch ist wenn Eltern und Großeltern blond sind und die Tochter dann tief schwarze Haare hat. Vorallem bei einer Ich-Erzählerin finde ich es schwierig, die Beschreibung von ihr so ein zu bauen, das es nicht aufgesetzt klingt. Man kann ja nicht sagen, "übrigens hatte ich ein wunderschön geformtes Kinn." Alles sehr knifflig  ???

Lothen

@ Eleanor: Ich finde da Spiegel oder so immer ganz nützlich ;) Dann kann sich der Charakter ein bisschen über sein blödes Haar aufregen oder die Augen, die zu weit auseinanderstehen etc. Oder kann lobend erwähnen, dass seine/ihre Figur in dem Outfit gar nicht mal so schlecht aussieht ;)

Eleanor

Stimmt gute Idee :), bei Hauptcharakterinnen ist sie immer das hässliche Entlein, das am Ende doch gar nicht so hässlich ist :D Das mit dem Spiegel versuch ich noch am Anfang noch ein zu bauen, danke für den Tipp   :)

Fianna

Das mit den Spiegeln bringe ich eher mit schlechten Fanfictions in Verbindung (obwohl es auch in Romanen, z.b. Twilight vorkommt).
Mach doch einfach eine Beschreibung, und das herausragendste oder wichtigste Merkmal wird zwischendurch von anderen aufgegriffen. Z.B. misstraut man ihr, schätzt sie als jähzornig ein... Ja, ich hab grad an rote Haare gedacht. Aber zu nahezu jedem äusserlichen Merkmal gibt es Vorurteile oder Sprichworte (Menschen mit eng zusammen stehenden Augen sind unaufrichtig etc)...

Coppelia

Sol Stein meint ja in seinem bekannten Schreibratgebern, das mit den Spiegeln sei so "ausgelutscht", dass man es nicht verwenden sollte. Aber es ist ja doch so, dass der Mensch ab und zu mal in den Spiegel schaut. Daher sehe ich darin kein so großes Problem, solange die Figur nicht nur merkbar deswegen in den Spiegel schaut, damit der Leser weiß, wie sie aussieht. ;D

Achtet ihr eigentlich genau auf die Augenfarbe, wenn ihr andere Leute trefft? Mir fällt die nur auf, wenn sie besonders ist, sprich sehr dunkel, sehr hell oder sehr sonstwas. Daher baue ich das in Figurenbeschreibungen meist gar nicht so auffällig ein, ich finde nämlich, dass das sehr ins Detail geht. Aber vielleicht bin ich da auch nur speziell.

Och, eine Ich-Erzählerin kann schon denken, dass sie ein wunderschön geformtes Kinn hat, aber sie kommt dann ein wenig seltsam rüber. Vielleicht würde man als Leser denken, dass sie sehr von sich selbst eingenommen ist und gar nicht so schön, wie sie meint. In humoristischen Texten wäre das aber nicht so verkehrt.

Wertende Figurenbeschreibungen sagen weniger etwas über die Figur aus als über den Betrachter.

Lothen

Zitat von: Coppelia am 18. Oktober 2013, 16:07:55
Sol Stein meint ja in seinem bekannten Schreibratgebern, das mit den Spiegeln sei so "ausgelutscht", dass man es nicht verwenden sollte. Aber es ist ja doch so, dass der Mensch ab und zu mal in den Spiegel schaut. Daher sehe ich darin kein so großes Problem, solange die Figur nicht nur merkbar deswegen in den Spiegel schaut, damit der Leser weiß, wie sie aussieht. ;D

Nein, also Letzteres muss ja wirklich nicht sein - wie du schon sagst, es passiert halt einfach bisweilen ;) Vor allem bei weiblichen Charakteren, bei männlichen müsste man das wahrscheinlich etwas umgestalten. Alternativ kann natürlich auch einfach eine andere Person über das Aussehen des Erzählers berichten, sofern es sich anbietet. Nach dem Motto: "Das Kleid passt aber gut zu deinen xx-farbigen Augen" oder so.

Zitat von: Coppelia am 18. Oktober 2013, 16:07:55]Achtet ihr eigentlich genau auf die Augenfarbe, wenn ihr andere Leute trefft? Mir fällt die nur auf, wenn sie besonders ist, sprich sehr dunkel, sehr hell oder sehr sonstwas. Daher baue ich das in Figurenbeschreibungen meist gar nicht so auffällig ein, ich finde nämlich, dass das sehr ins Detail geht. Aber vielleicht bin ich da auch nur speziell.

Nein, da hast du schon recht, ich finde Augenfarbe sollte immer irgendwie in Relation mit dem Ausdruck gesetzt werden. Zum Beispiel sanfte braune Augen oder eiskalte blaue oder - spannender - ein Widerspruch dieser klassischen Paarungen. Ich denke, so etwas fällt einem schon auf, auch wenn man es möglicherweise nicht automatisch der Augenfarbe zuschiebt...

Churke

Zitat von: Coppelia am 18. Oktober 2013, 16:07:55
Wertende Figurenbeschreibungen sagen weniger etwas über die Figur aus als über den Betrachter.

Im wahren Leben - durchaus. Aber im Roman? Wenn ich einer Figur einen Porno-Schnauzer oder einen Schlafzimmerblick andichte, erzeuge ich damit beim Leser bestimmte Assoziationen. Nur darum geht es in dem Moment.