• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ein repräsentatives Buch für die deutsche Fantasy?

Begonnen von Spinnenkind, 01. August 2013, 10:39:15

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Fianna

#30
Aktuelle Autoren sind mir 2 eingefallen, die sehr interessant sind (der eine wegen des ungewöhnlichen Mixes verschiedener Dinge, die gerade erfolgreich sind, das Hauptwerk insgesamt aber auch nicht nur zum Bestseller, sondern auch sehr ungewöhnlich machen; das andere ein sichereres Erfolgskonzept), aber das Internet hat den Beitrag gefressen. Dazu schreibe ich ein andermal mehr, falls Du bei der Linie bleibst.


Was Du auch machen könntest: umgekehrt genau die "Kinder/Jugendbücher" heraus greifen, die auch und vor allem bei Erwachsenen Erfolg haben. Ein aktuelles Beispiel wäre die Reihe "Drachengasse 13", die wirklich für etwa Grundschüler und etwas ältr konzipiert sind (ich habs in einer Rezi "TKKG in einer Fantasywelt" genannt), aber Dutzende positiver Rezensionen sind von erwachsenen Phantastik-Freunden - die es nicht für die Kids, sondern für sich selbst gekauft haben.

Hr. Kürbis

Finde das Thema sehr interessant, ich schlage mich auch gerade mit der Überlegung herum, etwas über die Unendliche Geschichte zu machen. Es geht um ein Seminar zum Linguistic Turn und den Traditionslinien der Sprachphilosophie, gerade bei Ende ist die (Schöpfungs-)Macht der Sprache ein großes Thema.

Ich hab jetzt auch keine große Ahnung, wie genau die die Arbeit angehen wolltest, würde aber tatsächlich mit Ende und Funke arbeiten, die stehen ja mit ihren Werken schon in einer Linie und haben (für mich) eine starke Verbindung zum Erbe der deutschen Literatur. Ich denke da in Richtung Romantik und Märchen, die deutsche Komparatistik stützt sich auch sehr stark auf die Wurzeln der (Volks-)Sagen und Märchen, die Gebrüder Grimm haben ja sowohl durch die Sammlung von Märchen und die Erforschung der deutschen Sprache einen Grundstein für die Sprach-/Literaturwissenschaften gelegt.

Ende könnte daher schon fast "typisch deutsch" genannt werden, in die Lücke zwischen Ende und Funke ließe sich auch gut Hohlbein mit Märchenmond einsortieren. Alle drei Werke bedienen sich ähnlicher Motive (Weltenwechsel, Macht der Sprache/Phantasie/Literatur etc.), sind mit Preisen ausgezeichnet worden und international erfolgreich.

Alle anderen und im Moment sehr erfolgreichen Fantasy-Autoren sehe ich eher unter dem Einfluss der angloamerikanischen Literatur stehend, nichts gegen Heitz, Hennen und Co., aber da wären eher für mich eher die Beeinflussungen interessant als die "typisch deutschen" Elemente.

Falls du schon richtig gute Literatur gefunden hast, kannst du mir bitte mal schreiben? Meine Bachelorarbeit steht ja auch im nächsten Semester an und eigentlich wollte ich etwas über Medien & Kommunikation machen, mir liegt aber auch viel daran, nicht so ganz ernst genommene Felder der Literatur (Fantasy ist für mich immer noch unterrepräsentiert) in meinen Arbeiten die entsprechende Würdigung zu verschaffen. :buch:

Spinnenkind

@Aphelion: Ich würde die Repräsentativität für die deutsche Phantastik nicht unbedingt an der Auflage festmachen (wobei Die unendliche Geschichte sicherlich auch eine hohe Auflage hatte). Autoren wie Markus Heitz haben zwar eine hohe Auflage, sind aber stark von der Literatur des englischen Sprachraums beeinflusst, wie Stefan schon sagt. Und was mal auf der Bestsellerliste landet, bleibt deshalb lange nicht im Langzeitgedächtnis der lesenden Bevölkerung.
Mit Der unendlichen Geschichte beschäftigen sich viele Wissenschaftler in Fachliteratur, und in dieser Literatur begründen sie auch, weshalb das Buch so neuartig und einflussreich war. Ich würde mich wahrscheinlich an ihren Argumenten entlanghangeln, was die Begründung angeht.

@Debbie: Wow, danke für deine Mühe! Ja, ich denke mal, ich werde schon bei Michael Ende bleiben und es so begründen, wie du es auch begründet hast, dazu noch Beispiele anführen wie eben Cornelia Funke und Co. Ansonsten sehe ich für die Arbeit mit dem jetzigen Thema eher schwarz. Es gibt zwar vereinzelt Werke, die ins Phantastische abgleiten (wie z.B. Die Spinne von Ewers), aber an sich würde ich schon gerne etwas möglichst Rezentes nehmes, mal abgesehen davon, dass es kaum Fachliteratur zu diesen Koryphäenwerken gibt.

@Fianna: Die Bücher kannst du mir gerne einfach mal per PM schicken, wenn du nicht noch einmal alles aufschreiben willst :) Ich bin sehr neugierig darauf, was du gefunden hast.

@Stefan: Ja, die Romantik wird auf jeden Fall ihren Platz in der Arbeit haben, wahrscheinlich in Form von E.T.A. Hoffmanns Der goldene Topf. Dort gibt es praktischerweise auch eine Parallelwelt, mit der man gut arbeiten könnte (wobei ich noch am überlegen bin, ob diese Parallelwelten-Spezialisierung nicht immer noch etwas zu weit gefasst ist).

Zitat[...] mir liegt aber auch viel daran, nicht so ganz ernst genommene Felder der Literatur (Fantasy ist für mich immer noch unterrepräsentiert) in meinen Arbeiten die entsprechende Würdigung zu verschaffen. :buch:

Dito ;D. Mein Betreuer war auch ziemlich überrascht von dem Themenvorschlag, aber ich finde auch, dass es sich aus wissenschaftlicher Sicht lohnt, sich mit Fantasy zu befassen, gerade, weil sie so viel gelesen wird. Was ein Autor sich in seinen Büchern "zusammenfantasiert" kann ja unheimlich viel über eine Epoche und die Psychologie des Einzelnen aussagen.

Wegen der Literatur schreibe ich dir gerne, bei mir dauert es aber auch noch bis Mitte März, bis ich richtig mit dem Schreiben loslege. Ich werde auch mal in die Phantastische Bibliothek nach Wetzlar fahren und schauen, was sich mir dort auftut.  :pompom:


Aphelion

Zitat von: Spinnenkind am 06. November 2013, 11:02:40
@Aphelion: Ich würde die Repräsentativität für die deutsche Phantastik nicht unbedingt an der Auflage festmachen (wobei Die unendliche Geschichte sicherlich auch eine hohe Auflage hatte). [...] Ich würde mich wahrscheinlich an ihren Argumenten entlanghangeln, was die Begründung angeht.
Na, dann weißt du ja, wie du ein repräsentatives Buch suchen musst, wenn du deine Definition schon hast. ;) Der Punkt ist, dass du für eine wissenschaftliche Arbeit (und das ist auch eine BA) nicht "irgendwie mal rumfragen" kannst, sondern dich an gewisse Standards halten musst. Sonst ist die Aussagekraft der Arbeit zu gering. :)

Romy

Zitat von: Spinnenkind am 06. November 2013, 11:02:40
Dito ;D. Mein Betreuer war auch ziemlich überrascht von dem Themenvorschlag, aber ich finde auch, dass es sich aus wissenschaftlicher Sicht lohnt, sich mit Fantasy zu befassen, gerade, weil sie so viel gelesen wird. Was ein Autor sich in seinen Büchern "zusammenfantasiert" kann ja unheimlich viel über eine Epoche und die Psychologie des Einzelnen aussagen.
Ooooh ja. ;D Ich war sehr überrascht, als ich meine Diplomarbeit über Vampirliteratur schrieb und herausfand, dass es sogar in Twilight philosophisch hergeht. Da gibt es sogar gar nicht so wenig Literatur zu. :rofl:

Standarts zu haben, nach denen man die Bücher auswählt ist sicherlich nicht verkehrt. Wobei ich die drei Vampirromane, über die ich meine Diplomarbeit geschrieben habe, sehr intuitiv gewählt habe und ich weiß gerade schon selbst nicht mehr, wie ich es dann sachlich begründet habe.  :hmmm: Es sind einfach die drei Standart"werke", die wohl den meisten Fantasyliebhabern sofort auf Anhieb einfallen würden, wenn sie drei Vampirromane aus drei verschiedenen Zeiten nennen sollten.

Spinnenkind

ZitatDer Punkt ist, dass du für eine wissenschaftliche Arbeit (und das ist auch eine BA) nicht "irgendwie mal rumfragen" kannst, sondern dich an gewisse Standards halten musst. Sonst ist die Aussagekraft der Arbeit zu gering. :)

Das ist mir schon klar ;D. Ich hatte jetzt auch nicht unbedingt vor, in meine Einleitung zu schreiben, dass ich in meinem Forum "irgendwie mal rumgefragt" habe. So viel Erfahrung mit wissenschaftlichen Arbeiten habe ich dann doch schon.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Dieser Thread war eher als Brainstorming gedacht, was euch für Werke zu dem Thema einfallen. Die Einfälle muss ich natürlich schon noch mit meinem Thema und meiner Definition abgleichen, ich wollte die Umfrage jetzt nicht als Teil meiner Arbeit verwenden.
Aber ich denke mal, das ist bei den meisten auch so angekommen, und ich habe ja auch schon viele konstruktive Vorschläge erhalten.

In diesem Sinne, nochmal Danke für eure rege Teilnahme.  :knuddel:

Djamena

Kennst du die Abhandlung Frederik Hetmanns alias Hans-Christian Kirsch über Fantasy? Die gibt es zwar nur noch gebraucht, und sie ist auch schon ziemlich alt, aber vielleicht kann sie dir einige Denkanstöße für deine Arbeit geben.

Titel: Die Freuden der Fantasy. Von Tolkien bis Ende von Frederik Hetmann





Spinnenkind

Dankeschön Djamena. Unsere Unibibliothek scheint das Buch leider nicht zu haben (was ich komische finde, hier liegen schließlich noch viel ältere Bücher herum), aber ich werde mal schauen, ob ich es antiquarisch bekomme.

Ansonsten suche ich für die Jahrhundertwende immer noch ein Werk...Kafka will ich nun doch nicht nehmen, weil Kafka eben Kafka ist und quasi sein eigenes Literaturgenre hat.

Auf Michael Ende habe ich mich hingegen festgelegt. Ich denke man kann die Wahl so begründen, dass die meiste phantastische Literatur in Deutschland eben Kinder- und Jugendliteratur ist, außerdem lesen auch Erwachsene Die unendliche Geschichte. Wenn ich meine Wahl in der Einleitung einleuchtend begründe, spricht denke ich nichts dagegen.

cryphos

Zitat von: Spinnenkind am 08. Januar 2014, 15:58:08
Ansonsten suche ich für die Jahrhundertwende immer noch ein Werk...Kafka will ich nun doch nicht nehmen, weil Kafka eben Kafka ist und quasi sein eigenes Literaturgenre hat.

Richard Wagner  - Der Ring des Nibelungen, entstanden in den Jahren zwischen 1848 bis 1874. Fantasy pur, deutsch dazu und wirklich wegweisend, egal wie man zu Wagner steht. Ich fürchte nur, das ist nicht der Zeitrahmen in dem du gesucht hast?

Steffi

Zitat von: Spinnenkind am 08. Januar 2014, 15:58:08

Ansonsten suche ich für die Jahrhundertwende immer noch ein Werk...

Was ist mit "Die andere Seite" von Alfred Kubin? Erschienen 1908 und unitauglich, wir haben das in einem Seminar auch mal diskutiert ;)
Sic parvis magna

Churke

Zitat von: cryphos am 08. Januar 2014, 16:09:11
Richard Wagner  - Der Ring des Nibelungen, entstanden in den Jahren zwischen 1848 bis 1874. Fantasy pur, deutsch dazu und wirklich wegweisend
[/quote
]Daran hätte ich auch gedacht. Ist halt nur ne Oper...

Coppelia

#41
Wie wäre es mit Gustav Meyrink? Sein berühmtestes Werk, "Der Golem" ist meiner Meinung nach großartig. Oder fällt das zu sehr unter die Kategorie Phantastik?

Jedenfalls war's eins meiner Prüfungsthemen in Seminar, Staatsexamen und Rigorosum.

Spinnenkind

ZitatRichard Wagner  - Der Ring des Nibelungen, entstanden in den Jahren zwischen 1848 bis 1874. Fantasy pur, deutsch dazu und wirklich wegweisend, egal wie man zu Wagner steht. Ich fürchte nur, das ist nicht der Zeitrahmen in dem du gesucht hast?

Leider ist er das wirklich nicht - für den ungefähren Zeitraum (ein paar Jahre früher) habe ich schon E.T.A. Hoffmann am Start. Und es ist eine Oper, worauf Churke hingewiesen hat, und ich wüsste ohnehin nicht, wie ich das literarisch verwerten sollte, wäre schwierig. Aber trotzdem danke :)

ZitatWas ist mit "Die andere Seite" von Alfred Kubin? Erschienen 1908 und unitauglich, wir haben das in einem Seminar auch mal diskutiert ;)

Grml. Ja, darüber habe ich auch schon eine Hauptseminararbeit geschrieben, und überhaupt würde es sich so toll anbieten von wegen Parallelwelten. Ich habe in der Zeit aber eine total starke Abneigung gegen das Buch entwickelt, es hat mich richtig fertig gemacht, keine Ahnung warum. Ich weiß nicht, ob ich es packe, mich sechs Wochen lang nochmal damit auseinanderzusetzen. Wobei ich inzwischen auch wesentlich stabiler bin als damals.

Also, wenn ich gar nichts anderes finde...*seufz*

ZitatWie wäre es mit Gustav Meyrink? Sein berühmtestes Werk, "Der Golem" ist meiner Meinung nach großartig. Oder fällt das zu sehr unter die Kategorie Phantastik?

Daran habe ich auch schon gedacht - aber kommt darin eine Parallelwelt vor? Darauf hatte ich ja vor, mich zu spezialisieren...wenn ja, wäre das natürlich toll :)


Coppelia

Ja, im "Golem" kommt eine Art Parallelwelt vor, aber sie ist nicht Hauptbestandteil des Romans und auch nicht so offensichtlich wie in der Unendlichen Geschichte. Aber es existiert dort im realen Prag offenbar eine Welt, in der bestimmte Personen quasi "entrückt" leben.

Wenn es das Hauptthema deiner Arbeit ist, dich mit Parallelwelten zu beschäftigen, dürfte dieses Buch aber nicht deine erste Wahl sein.

Steffi

@Spinnenkind: Das kann ich völlig verstehen. Das Buch war etwas ... anstrengend, gelinde ausgedrückt.
Sic parvis magna