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Ein repräsentatives Buch für die deutsche Fantasy?

Begonnen von Spinnenkind, 01. August 2013, 10:39:15

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Spinnenkind

Hallo liebe Mitzirkler,

ich habe eine, wie ich hoffe, spannende und fantasyspezifische Frage an euch. Eine Frage an all unser tolles Fachpersonal und solche, die sich einfach gerne mit der deutschen Fantastik beschäftigen.

Es geht um meine BA-Arbeit, die ich Ende des Jahres anfangen will - darin möchte ich gerne die Entwicklung der fantastischen Literatur in Deutschland anhand dreier Beispiele nachverfolgen und dokumentieren. Ich benötige noch ein Buch, das die deutsche Fantasy repräsentiert, wie es sie heute gibt.

Ich finde diese Aufgabe erstaunlich schwer. Natürlich ist mir klar, dass es nicht "das" Fantasybuch aus Deutschland gibt, alle sind sie eben ein bisschen unterschiedlich. Aber etwas richtig Einflussreiches, Kanonisches ist mir bis dato nicht eingefallen. 
Im englischsprachigen Raum gibt es den "Herrn der Ringe", den man wohl als kanonisch bezeichnen könnte und an dem sich viele Autoren orientiert haben. So etwas suche ich im deutschen Raum. Aber die Autoren, die mit bis jetzt in den Sinn kamen, die ich als qualitativ hochwertig erachte, sind zwar toll, aber sehr speziell in ihrer Themenfindung und auch nicht unbedingt bekannt.

Es wäre ganz großartig, wenn ihr mir eure Einfälle zu einem kanonischen Werk der kontemporären deutschen Fantastik darlegen könntet - es würde meiner Themenfindung für die Arbeit sehr weiterhelfen.  :engel:

Thaliope

Da wäre natürlich die Unendliche Geschichte von Michael Ende, obwohl ich nicht weiß, ob die deinem Aktualitätsanspruch noch genügt. Aber als kanonisch würde ich das Werk auf jeden Fall ansehen.

Und wahrscheinlich fällt auch Cornelia Funke darunter, obwohl ich persönlich damit nichts anfangen konnte (was ja eigentlich ein Ausschlusskriterium sein müsste  :darth:).

LG
Thali

moonjunkie

Mir fallen als bekannte Fantasyautoren noch Hohlbein und Kai Meyer ein. Aber so ein richtig Superbekanntes Buch wüsste ich nicht. Wobei von Michael Ende zumindest dieunendliche Geschichte ja verfilmt wurde und sehr bekannt (und toll) ist. Tintenherz ist ja aktueller und wurde auch verfilmt. Das müsste doch auch ziemlich weltweit bekannt sein. Womit ich jetzt ja fast Thaliopes Vorschläge wiederholt hätte... Aber was ich noch sagen wollte, Herr der Ringe ist auch nicht soooo viel aktueller als die unendliche Geschichte, von daher würde es passen.

gbwolf

"Die unendliche Geschichte" und "Märchenmond" würden mir ebenfalls einfallen.
Der ganz große Fantasyboom fing ja nach der Herr der Ringe-Verfilmung mit den Völkerromanen an, die auch recht einzigartig sind, also ein Subgenre, das mal nicht importiert wurde. Einer der ersten Romane hier waren zwar die übersetzten "Orks", aber da haben die Trolle, Zwerge und Elfen auch viel geprägt.
Auffällig an Deutschland ist, dass viele Autoren aus dem Rollenspiel-Fandom kommen. Hennen und Finn waren beispielsweise Autoren bei DSA (Und noch einige andere, aber das sind die bekanntesten). Ich denke, dass diese Szene die moderne deutschsprachige Fantasy sehr geprägt hat.

Anfragen kannst du auch bei der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Die forschen schließlich auf diesem Gebiet und Bibliothekare sind ja dazu da, Auskünfte zu geben. Wahrscheinlich wird dich dein Arbeitsthema ohnehin einmal dorthin führen, es ist ja nicht so weit weg.

Alana

Ich würde auch sagen, dass "Die unendliche Geschichte" da eigentlich erwähnt werden muss. Das ist in meinen Augen DER deutsche Fantasyroman.
Alhambrana

Cailin

Also auf Anhieb würden mir einfallen:
Die Unendliche Geschichte von Ende (DER Klassiker)
Krabat von Preußler
Rumo von Moers
Die Brautprinzessin (ist aber im original Englisch, oder?)
Evtl noch der ein oder andere Roman von Ralf Isau?

Und wenn du noch weiter zurück willst: Tieck, Novalis, E.T.A. Hoffmann, die Märchen der Grimms (auch wenn die sie nur gesammelt haben), Haufs Märchen (etc), das Nibelungenlied, die ganzen Sagen ....   

Kraehe

Die unendliche Geschichte ist m.E. nicht aktuell genug.
Was mir spontan einfiel: Hohlbein. Ob man ihn jetzt mag oder nicht, er schreibt am laufenden Band und ist doch sehr bekannt. Märchenmond wäre da ein schönes Beispiel, oder viellicht seine Anders-Reihe?
Persönlicher Favorit bei mir ist allerdings Bernard Hennen mit seinem Elfen-Universum. Daher würde ich dir "die Elfen" vorschlagen.
(oder du siehst dich mal bei Markus Heitz um, der ja auch einer der Bekanntesten sein dürfte)

Amber

#7
Ein total spannendes Thema, Spinnenkind! Ich finde, das ist noch viel zu wenig erforscht.

Die genannten Beispiele finde ich gut, außer vielleicht Ralf Isau (vielleicht aber auch nur, weil ich persönlich seine Sachen nie leiden konnte). Ich finde auch, dass "Die unendliche Geschichte" unbedingt reingehört. Dieses Buch war schon enorm einflussreich. Die Aktualität sollt mMn gerade bei einer wissenschaftlichen Arbeit kein ausschlaggebender Faktor sein. Man kann doch eigentlich erst in der Rückschau sagen, wie einflussreich ein Titel war, und so alt die ist die deutsche Fantasy als Genre ohnehin noch nicht. Außerdem würde ich es Ende gönnen, wenn er endlich etwas mehr akademische Aufmerksamkeit bekäme. In seinen Büchern steckt einfach so viel Interessantes drin, was man ans Licht holen könnte. *goldgräberstimmung* Ach ... schade, dass ich nicht promoviere.

edit: Noch eine kurze Frage, welches sind denn die beiden anderen Bücher, über die du schreibst? Du meintest ja, es wären drei, also hast du die anderen schon ausgesucht?

Alana

Krabat finde ich in dem Zusammenhang auch ein sehr gutes Beispiel, ich denke, das und die unendliche Geschichte sind auf jeden Fall bei der Entwicklung erwähnenswert. Walter Moers darf theoretisch nicht fehlen, das ist wirklich genial, finde ich aber fast schon wieder zu speziell und nicht so repräsentativ für den Rest. Oder müssen alle drei Beispiele aktuell sein?
Alhambrana

Naudiz

Ich würde auch am ehesten zu Hennen tendieren, weil er die deutsche Fantasy mit den Elfen doch ziemlich geprägt hat in meinen Augen und auch recht präsent ist auf Cons und dergleichen, ergo auch nicht so wirklich unbekannt. Dasselbe kann man aber eigentlich auch von Heitz mit seinen Zwergen sagen ... jedenfalls bieten sich diese beiden Autoren wirklich an.

Der bekannteste dürfte aber immer noch Hohlbein sein, jedenfalls was die aktuell wirkenden Autoren angeht. Ansonsten wirklich "Die unendliche Geschichte".

gbwolf

Bei Hardebusch, Hennen, Heitz ist Heitz das Beispiel, das ich wählen würde. Neben den Zwergen versucht er, mit Collectors und dem Justifiers-Universum, SF in Deutschland wieder populärer zu machen (Es gibt dazu auch ein Rollenspiel), er fördert selbst Nachwuchsautoren, zu den Zwergen gibt es eine Bühnenshow (Musical?), Auskopplungen wie die Albae und den ewigen Gag des "Markus Heitz-Preises", weil er in den letzten Jahren den Deutschen Phantastik-Preis regelmäßig abgestaubt hat. Wenn du ein Beispiel aus den letzten zehn Jahren wählst, kommst du an Heitz nicht vorbei, egal wie Germanitik-Professoren seine literarischen Qualitäten beurteilen würden.

Tokanda

Mir fiel ebenfalls spontan Markus Heitz ein, der war in den letzten Jahren unglaublich produktiv. Nicht unerwähnt lassen sollte man auch Richard Schwartz mit seinem Askir-Zyklus.


Naudiz

Schwartz ist aber glaube ich nicht bekannt genug, um als wirklich einflussreich gewertet zu werden. Auch wenn sein Askir-Zyklus weitaus origineller ist als alles, das Heitz jemals zustande gebracht hat... ::)

Grey

Ich hätte spontan auch "Die Zwerge" von Heitz vorgeschlagen. Meins ist es zwar nicht, aber er verkauft einfach unheimlich gut (Die Zwerge meines Wissens allein in Deutschland über 1,5 Mio. mal), und ist mit Hardebusch und Hennen halt derjenige, der vor 10 Jahren mit den Völkerromanen die "neuen Klassiker" in der deutschen Fantasy etabliert hat.

Auf der anderen Seite ist ja auch Romantasy sehr populär, und da könntest du Tanja Heitmann, Bettina Belitz oder Nina Blazon heranziehen.

Ach, ist schon wirklich nicht so einfach ... :hmmm:

Kaeptn

Ich würde auch für Heitz plädieren, zumal auch er den klassischen Weg aus dem Fandom nahm (Battletech und Shadowrun in seinem Fall), dann mit Ulldart anfing und mit Die Zwerge einen Megaerfolg hatte - dem viele Nachahmer folgten. Heitz weiterer Werdegang (Vampir-Romane, SF, nun reine Thriller) sprechen auch dafür.

Hohlbein war sicher DER deutsche Fantasy-Autor der 80er/90er, lebt in meinen Augen aber nur noch von Masse und früheren Erfolgen und spielt heute nicht mehr die Rolle. Meyer hatte immer seinen eigenen Stil, gerade seine Weltenentwürfe waren oft eigenwillig und hatten kaum Nachahmer, von daher ist er sicher sehr erfolgreich, aber repräsentativ würde ich ihn nicht nennen.

Und langfristig natürlich die Unendliche Geschichte, ich glaube das ist die erfolgreichste Fantasy-Geschichte aus Deutschland, gerade was das internationale Renomee angeht. Aber repräsentiert sie die dt. Fantasy des aktuellen Jahrhunderts? Das nicht, nein.