• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wie plottet ihr und wie habt ihr es gelernt?

Begonnen von Janika, 11. Dezember 2012, 14:10:52

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nirahil

Zitat von: Christian am 16. April 2014, 08:15:29
OneNote gibt es inzwischen auch ohne Officepaket kostenlos. Ich mag OneNote. Bei mir landet alles in OneNote bzw. befindet sich dort alles, was noch keine eigene Scrivener-Datei hat.
Ui, das wusste ich noch gar nicht. Danke für die Info! Ich finde das Programm so super, klasse, dass man es jetzt auch kostenlos kriegen kann. Bei mir war das nur mit dem neuen Rechner auf dem neuen Office Paket 2010 mit drauf.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Thaliope

#91
OneNote ... ich liebe OneNote. Ich habe mir nur noch nicht so richtig angewöhnt, damit zu arbeiten. Aber ich nehm das jetzt mal als Anreiz. Mir gehts nämlich genauso, was die ganzen Notizen angeht: Ich denke mir die Geschichten schreibend aus, also wenn ich vor mich hin kritzele, fließen die Ideen und es kommt ganz viel Zusammen - in einem wirren Haufen Notizbücher, Zettel etc. und nur noch mühsam zu entziffern. Irgendwie muss ich auch noch einen zuverlässigen Weg finden, die Notizen so aufzubereiten, dass ich leicht und ohne großen Widerwillen darauf zugreifen kann.
Perfekt wäre OneNote, wenn ich es mir auch aufs Android-Handy laden könnte ... Ich geh mal suchen ...

EDIT: Wie cool, OneNote gbits tatsächlich kostenlos im App-Store  :vibes: danke für den Tipp, Christian!

Liliane

OneNote habe ich wie Nirahil bisher auch "gepflegt ignoriert", aber da werde ich jetzt auch mal reinschauen, weil es ist tatsächlich so, dass mir manchmal plötzlich zu einem Punkt noch so viele Sachen einfallen, dass der Platz zwischen den Zeilen nicht reicht.

@heroine: Danke für den Tipp :)

Scrivener habe ich gestern abend mal angeschaut, das ist wirklich richtig toll! Ich weiß gar nicht mehr, wer es mir empfohlen hatte, aber danke.

@Drachenkrieger: Genauso geht es mir auch  ;D Alle sind immer total verwirrt, noch viel verwirrter als ich, wenn ich dann vor meinen ganzen Notizen sitze. Ich bin dann immer so mitgerissen und wenn dann jemand wütend ist in der Geschichte, dann ärger ich mich auch immer oder wenn jemand sich freut, werde ich total hibbelig. Ja, während dem Plotten ist das immer so.

@Witch: Oh, danke. Das ist auch eine gute Idee. Also mit den Zetteln, die je Worldbuilding oder einem Chara zugeordnet sind für unterwegs.
Heute gehe ich ganz viele Notizbücher kaufen  :vibes:

Nandriel

@ Scrivener: Ich hab mir mal die Testversion geholt, muss mich da nur reinfuchsen, denn ganz so selbsterklärend, wie ich gehofft hatte, ist es ja nun nicht  ::)

Ansonsten hab ich noch eine andere Frage, die aber irgendwie dennoch mit dem Plotten zusammenhängt (an diejenigen, die tatsächlich plotten):
Was macht ihr, wenn Kapitel unterschiedlich lang werden, und zwar deutlich? Oder versucht ihr, bereits im Vorhinein den Umfang festzulegen? Wie lang ist ein Kapitel bei euch im Schnitt? Ist es ok für euch, wenn einzelne Kapitel z.T. deutlich unterschiedlichen Umfang aufweisen, oder versucht ihr das anzugleichen?
Wenn ihr den Szenenplan erstellt - habt ihr bereits eine Ahnung davon, wieviele Wörter euer Werk insgesamt haben wird? Wieviele Szenen gesteht ihr dem jeweiligen Akt zu und - ändert sich das beim Schreiben dann eventuell sogar noch sehr stark, oder haltet ihr euch halbwegs an euren einmal aufgestellten Szenenplan)?

Klecks

Zitat von: Nandriel am 16. April 2014, 10:19:13Was macht ihr, wenn Kapitel unterschiedlich lang werden, und zwar deutlich? Oder versucht ihr, bereits im Vorhinein den Umfang festzulegen?

Wenn ich dann mal plotte, lege ich den Umfang eines Kapitels nicht insofern fest, dass alle Kapitel gleich lang sein müssen. Ich persönlich finde es meistens harmonischer, wenn sie eine ähnliche Länge haben, aber ebenso gut kann es sein, dass unterschiedliche Längen - einfach, weil es so besser passt - harmonischer wirken als ständige Gleichförmigkeit.

ZitatWie lang ist ein Kapitel bei euch im Schnitt? Ist es ok für euch, wenn einzelne Kapitel z.T. deutlich unterschiedlichen Umfang aufweisen, oder versucht ihr das anzugleichen?

In meinen kürzeren Romanen (ca. 200 Seiten) sind die Kapitel im Schnitt zwischen acht und fünfzehn Seiten lang. In allen Romanen, die größer sind oder werden, sind sie zwischen fünfzehn und zwanzig Seiten lang. Ich versuche nur anzugleichen, wenn die Unterschiede für mein Empfinden wirklich riesig sind - wenn zum Beispiel die meisten Kapitel 15 Seiten haben und eines dann plötzlich 30, ist mir das zu viel und das ändere ich dann, weil es mir nicht gefällt. Wenn die meisten Kapitel 20 haben und dann mal eins an der 30 kratzt oder knapp über 10 kommt, geht es noch. Ein Unterschied von über 10 Seiten wäre mir persönlich auf jeden Fall zu groß, weshalb ich versuchen würde, anzugleichen. Aber nicht um den Preis, dass der Sinn des Kapitels verloren geht. Manchmal muss man da auch einfach durch.   ;)

ZitatWenn ihr den Szenenplan erstellt - habt ihr bereits eine Ahnung davon, wieviele Wörter euer Werk insgesamt haben wird?

Ich setze mir ein Mindestziel, das ich erreichen will, allerdings in Normseiten. Mit meinem NaNo-Krimi 2013 wollte ich 300 Seiten erreichen, was letztendlich auch geklappt hat - und was, wenn ich genauer darüber nachdenke, sicher damit zu tun gehabt hat, dass ich gründlich geplottet habe.

ZitatWieviele Szenen gesteht ihr dem jeweiligen Akt zu und - ändert sich das beim Schreiben dann eventuell sogar noch sehr stark, oder haltet ihr euch halbwegs an euren einmal aufgestellten Szenenplan)?

Ich versuche, innerhalb eines Kapitels nicht zu oft zwischen einzelnen Szenen hin und her zu springen. Als Leserin empfinde ich wildes Hin und Her nämlich auch als störend. Da ich, wenn ich plotte, bisher immer Szene für Szene durchgeplottet habe, kann ich sagen, dass ich mich - bis auf Ausnahmen, die dann doch nicht im Roman stehen oder aus Lust am Schreiben von mir hinzugefügt werden - strikt an den Plan halte, ja.  :omn:

Liliane

#95
@Nandriel: Geht mir mit Scrivener genauso, aber das wird mit der Zeit bestimmt werden.

Zu der Länge von Kapitel:
(In irgendeinem Thread wurde da schonmal drüber geredet, aber ich finds nicht  :( )
Meine Kapitel werden immer etwa gleich lang (etwa acht bis zwölf Seiten), aber das rechne ich mehr dem Zufall an, als genauer Planung. Ich teile während des Plottens, wenn ich weiß, was alles etwa passieren wird, in Kapitel ein.

Ich halte es für Unklug, sich dann ein Limit bzw. ein Minimum zu setzen, wie viel da rein soll, was ja beides schlecht ist - entweder man zwingt sich dann dazu, mehr zu schreiben, oder man versucht sich zu kurz zu fassen, oder man verschiebt wichtiges aus dem Kapitel ins nächste, oder man nimmt was aus dem nächsten ins vorherige dazu, damit es länger wird.
Also das ist grundsätzlich nicht gut. Aber man kann ja bei der Einteilung in etwa abschätzen, ob eine "Station" der Geschichte doppelt so lang braucht, wie eine andere. Dann kann man sich ja überlegen, ob sie vielleicht einen Wendepunkt hat, bei dem man nochmal ein neues Kapitel beginnen kann mit Cliffhanger zum Beispiel. Oder man schafft einen starken Zusammenhang zwischen zwei Stationen und tut sie zusammen in ein Kapitel.
Kommt auch immer drauf an, ob man Kapitel nach Handlungsschritten einteilt (was ich mache) oder sie mitten in Szenen beendet.

Wenns leicht möglich ist, finde ich es also schön, Kapitel in etwa gleich lang zu haben, ganz genau gleich lang ist auch schon wieder zu strukturiert, das finde ich auch schon nicht mehr schön.
Aber wenn es nicht anders geht, ist es wohl auch okay, sie vollkommen unterschiedlich zu machen (wobei ich nichts von "Drei-Seiten-Kapiteln" halte, da bin ich als Leser immer etwas verwirrt).
Es fällt wahrscheinlich sowieso nicht auf. Oder kannst du dich daran erinnern, wie lang die Kapitel des letzten Buches waren, das du gelesen hast? Ob sie sich in der Länge unterschieden haben? Und wenn ja, hat es dich in irgendeiner Weise gestört?


Ob man die Länge der Geschichte zu Anfang schon abschätzen kann:
Zu Anfang des Plottens selten, beziehungsweise eigentlich immer falsch. Wenn ich mit dem Plotten fertig bin, weiß ich etwa, wie lang es wird.
Aber solange man mit dem Plot zufrieden ist, ist es ja egal, wie lang es letztendlich wird, sofern es keine "Vorgabe" gibt.


EDIT: Hier ist der Thread zur Kapitel- und allgemeinen Länge: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,13983.msg587796.html#msg587796

Pandorah

@Scrivener
Ich war's. ;D Und ich kann nur wärmstens empfehlen, das interaktive Tutorial zu machen. Dauert etwa zwei Stunden, wenn ich mich recht entsinne, und die sind echt gut angelegt.

@Kapitel
Ich habe bei meinem letzten Projekt alle Kapitel rausgeworfen, die Geschichte ist nun kapitelfrei. Aber generell lege ich Kapitel eher selten während des Schreibens fest. Meist schreibe ich durch, und im Anschluss schaue ich, wie sich Kapitel ergeben (oder überlasse das liebend gerne meiner Co-Autorin, ehem). Die sind so im groooooben Durchschnitt meist um die 4000 Wörter, mal mehr, mal weniger.

HauntingWitch

Zur Kapitellänge: Ist mir völlig egal. Ich plane das nicht, bei mir werden die Kapitel so lang, wie sie eben werden. Eine gewisse Regelmässigkeit mag schön sein, bedeutet aber auch weniger Dynamik. Ich teile sie auch nicht nach Seitenzahlen oder so, sondern nach der Handlung.

ZitatWenn ihr den Szenenplan erstellt - habt ihr bereits eine Ahnung davon, wieviele Wörter euer Werk insgesamt haben wird? Wieviele Szenen gesteht ihr dem jeweiligen Akt zu und - ändert sich das beim Schreiben dann eventuell sogar noch sehr stark, oder haltet ihr euch halbwegs an euren einmal aufgestellten Szenenplan)?

Ich rechne nicht in Wörtern sondern in Seiten und meistens habe ich zu Beginn keine Ahnung, wie viele es werden. Etwa nach einem Drittel kommt meistens ein Gefühl, aber genau ausrechnen oder planen tue ich nicht. Ändern kann sich natürlich alles, dann muss ich den Szenenplan eben entsprechend anpassen. Ich quetsche mich da nicht in ein Korsett.

Nandriel

#98
@ Klecks, Liliane & Pandora:

Vielen lieben Dank für eure Infos, das hilft mir schonmal sehr weiter, zumal ich gerade versuche, auf der Basis deiner Tabelle, Pandorah, meiner Geschichte mal ein wenig Struktur zu verpassen, was sich allerdings schwieriger gestaltet, als ich gedacht hatte. Eine ungefähre Vorstellung davon, wieviele Seiten das nachher so werden könnten, ist als Orientierungshilfe wirklich gut!
Das Scrivener-Tutorial dauert angeblich 1h, mal sehen,w ann ich mir die Zeit dafür nehmen werde :)
Und den Thread mit der Diskussion über Kapitellängen guck ich mir in jedem Fall auch genauer an, danke für den Llink!

Edit:
Gepostet nach Witches' Beitrag, daher Nachtrag:
@ HauntingWitch: Kann es bei dir also tatsächlich passieren, dass ein Kapitel drei Seiten und das nächste 30 Kapitel hat?

HauntingWitch

Zitat von: Nandriel am 16. April 2014, 11:15:04
@ HauntingWitch: Kann es bei dir also tatsächlich passieren, dass ein Kapitel drei Seiten und das nächste 30 Kapitel hat?

Theoretisch ja, kommt aber selten vor.

FeeamPC

@Drachenkrieger:
Solltest du je Ebooks verkaufen wollen, brauchst du zwingend Kapitel. Ebooks ohne Kapitel nimmt z.-B. Amazon gar nicht erst an. Gibt sofort eine Fehlermeldung.

Moni

@Drachenkrieger: Kapitel sind ein Kann, kein Muß. Allerdings dienen sie in der Regel dazu, einem Text mehr Struktur zu verleihen. Vor allem, wenn zwischen einzelnen Abschnitten auch Perspektivwechsel oder viel Zeit liegen, macht es Sinn, hier Kapitel zu verwenden, anstelle einfacher Absätze.
Absätze strukturieren dann wiederum Kapitel. Man könnte sagen: Kapitel sind die übergeordnete Einheit.
In der Fantasyliteratur kommt es eigentlich eher seltener vor, dass ein Autor auf Kapitel verzichtet (aber gibt es naütrlich auch), mir sind kapitellose Bücher eher im Bereich der "gehobenen" Belletristik (also das, was in den Feuilletons von FAZ & Co. besprochen werden) begegnet, oft in Büchern, die kaum eine erkennbare Struktur aufweisen und nicht selten auch kaum lesbar sind. Damit will ich nicht sagen, dass ein kapitelloses Buch unlesbar ist - nur um den Vorwurf gleich zu entkräften.
Man mag jetzt der Meinung sein, dass man keine Kapitel braucht - aber ehrlicherweise sollte man sich fragen, ob das die Sicht des Autors ist, der sich vielleicht die Mühe einer sinnvollen Kapiteleinteilung nicht machen will, oder die des Lesers. Mir als Leser sind Kapitel immer sehr willkommen, einfach weil ich sie als Ruhepunkte sehe, an denen ich das Buch zuklappen oder den Reader ausmachen kann, ohne mitten in einem Abschnitt zu stecken.

Generell zur Kapitellänge: bei mir sind Kapitel Sinnabschnitte. Ich setze sie aber nicht einfach willkürlich, sondern mache mir schon Gedanken über die Länge des Kapitels im Kontext der Gesamttextlänge. Wenn ich sehe, das einzelne Kapitel zu lang werden, prüfe ich, ob ich entweder die Länge der anderen ebenfalls überdenken muß, oder ob ich an passender Stelle einen Cut setze.
Ein Beispiel: Underdark, mein letzter NaNo-Roman, ist auf ca. 70k Wörter angesetzt. Im NaNo habe ich noch mit sieben Kapiteln zu je 10k Wörtern gerechnet, mittlerweile hat sich aber neuer Plot dazwischengeschoben, der die bisherigen Sinnabschnitte durcheinandergebracht hat. Der Gesamtumfang des Romanes hat sich nicht verändert, aber nun bin ich bei 14 Kapiteln zu je ca. 5k Wörtern angelangt. Und letztlich lässt sich das Ergebnis besser lesen, als mit den langen Kapiteln.

Ich denke, es ist Geschmackssache, ob man nun Kapitel nutzen will, man sollte sich aber die Chance, die man damit zur Strukturierung seines Romanes hat nicht entgehen lassen. Vor allem, wenn man dazu zur Lesbarkeit seines Buches beitragen kann, was ja auch ein nicht zu verachtender Pluspunkt ist.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Snöblumma

Kapitel sind für mich eigentlich das wichtigste am ganzen Planungsprozess. Nachdem ich ja sonst wenig habe, an dem ich mich festhalten kann und nur wenige Aufzeichnungen führe, sind Kapitel für mich Struktur, Schreibziel und Erinnerungsposten in einem. Ich teile mein Projekt von Anfang an in Kapitel ein (selbst wenn ich noch nicht weiß, was dann da passieren soll  ;D ) und fülle das dann auf. Meistens weiß ich von Anfang an, in welchem Kapitel (+/- 1) die Wendepunkte stattfinden und habe diese Eckposten schon vom ersten Wort an festgeschrieben.

Zur Kapitellänge:
Ein Kapitel besteht bei mir maximal aus drei Szenen, also internen Sinneinheiten, innerhalb derer eine Entwicklung (äußerlich oder charakterintern) stattfindet. Mit Blick auf die Seitenzahl versuche ich, zwischen 9 und 11 Normseiten zu landen, in aller Regel haben meine Kapitel 10 Normseiten. Wenn es sehr darüber hinausgeht, verschiebe ich lieber eine Szene in das nächste Kapitel oder das davor, um homogene Kapitellängen zu erreichen. Nur wenn es sich gar nicht vermeiden lässt und zu viel am Sinn ändern würde, lasse ich auch mal ein Kapitel mit 12, 13 Seiten zu. Alles darüber schmerzt mir aber wirklich in der Seele und wird dann geändert, spätestens im zweiten Durchgang ;).

Die Wortzahl bzw. eher die Seitenzahl steht bei mir auch von Anfang an, mit dem ersten Exposé. Einerseits begrenze ich mich so selbst und zwinge mich dazu, nicht zu sehr auszuschweifen und zu schwafeln, andererseits kann ich so jederzeit kontrollieren, ob mein Plot für ein Buch reicht oder noch ein Nebenplot oder eine Schleife fällig werden. Ich brauche diese externen Kontrollposten einfach, wahrscheinlich bedingt dadurch, dass ich in Sachen Handlung eher unterentwickelt bin, wenn ich das Schreiben beginne ;).

Moni

Zitat von: Drachenkrieger am 16. April 2014, 18:34:20
@ Moni
Stell dir vor, du erzählst mir einen Teil aus deinem Leben. Wie würdest du das in Kapitel aufteilen? Eine Geschichte ist auf einer oder zwei Seiten erzählt. Eine andere Geschichte braucht vielleicht fünf Seiten, eine andere noch mehr. Mir ist nie der Gedanke gekommen, dass ich Kapitel brauche. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mir die Arbeit daran ersparen wollte.
Mir hat es nicht gefehlt. Struktur ist in meiner Geschichte drin. Ob ein Tag, eine Nacht oder noch mehr Zeit vergangen ist, das ist klar und deutlich für den Leser ersichtlich. Auch wenn ein Ereignis zu Ende ist und etwas Neues beginnt. Auch bei mir kann man nach einem Ereignis das Buch zuklappen und später weiter lesen.

Jetzt kommt natürlich noch die Frage auf, was man sich unter Kapitels vorstellt.
Man hat vorne im Buch ein Inhaltsverzeichnis, Kapitel 1 Seite 1, Kapitel 2 Seite 14 usw. Und das noch jeweils mit Titel davor.(?)

Wie schon erwähnt, das würde bei meiner Geschichte erst mal nur eine ellenlange Kapitelangabe haben, denke ich mal.
Niemand ist bis jetzt von meinen Lesern aufgefallen, dass so etwas fehlt. Dass heißt nicht, dass sie nicht kritisch sind. Bis jetzt finden es alle flüssig und spannend geschrieben und sie mögen meine Schreibsprache. Was will ich mehr? So wie es aussieht, scheint meine Art zu schreiben gut lesbar zu sein.

Also, erstmal: ich erzähle keine Geschichten aus meinem Leben, diese Frage stellt sich mir nicht. Ich verarbeite sicher die in oder andere Erfahrung in meinen Texten, aber es sind rein fiktionale Texte ohne biographischen Anspruch. Es gibt aber selbst in Autobiographien (ich sammle Biographien, daher kann ich da sehr definitiv antworten) Kapitel, die meistens mit bestimmten Lebensabschnitten der biographierten Person verbunden sind.  ;) Selbst Ulysses, das ja einen einzigen Tag als Innenansicht der Hauptfigur abhandelt, wird in Episoden erzählt.  Von daher ist dein Argument, man würde eine Geschichte aus seinem Leben ja nicht in Kapiteln erzählen, für mich nicht stichhaltig. Viel entscheidender empfinde ich, dass deine Leser keine Kapitel vermissen.

Eine ellenlange Kapitelangabe gibt es bei meinen Texten auch nicht und die Kapitel haben auch alle keine separaten Titel, lediglich in einem Text habe ich ein besonderes Stilmittel verwendet, das der Kapitelnummer immer noch eine kurze Ein-Satz- Zusammenfassung dessen, was im Kapitel passiert beigefügt ist.

Eine andere Methode der Kapitelnutzung, an der ich mich auch schon in einem Text versucht habe, war dass ich zwar für den Schreibprozess Kapitel verwendet habe, diese aber in meinen Lesemanuskript (also der Version, mit der ich selber meinen Text als Leser betrachte, geht auf dem Kindle wunderbar) weggelassen habe. Ich hatte so im Hintergrund die Struktur der Kapitel, aber als Leser sind sie mir dann nicht entgegengesprungen. Im Prinzip ist das aber eher eine optische Frage, denn die Kapitel waren ja trotzdem da, nur nicht extra ausgewiesen.

Aber um mal auf das eigentliche Thema des Threads zurück zu kommen:
Kapitel helfen einfach sehr bei der Textenwicklung, zumindest, wenn man nicht einfach drauflosschreibt. Früher (also zu Beginn meiner Schreiberfahrung, liegt jetzt auch schon gut 26 Jahre zurück) habe ich mir sehr wenig Gedanken vor dem eigentlichen Schreiben gemacht, sondern bin mit einem Huzzah in die Geschichte gesprungen. Das machte zwar Spaß, endete aber in allen Fällen damit, dass ich den Plot gegen die Wand gefahren habe. Ich habe meine Texte in Kapitel geteilt, aber eher nach Lust und Laune, nicht wirklich mit Sinn und Verstand. Irgendwann habe ich dann aber doch begonnen, mich zu fragen, warum diese Geschichten mit 180 Sachen gegen die Wand knallten. Und die Antwort war, in fast allen Fällen: ich hatte keinen wirklichen Plot (also letztlich keinen sinnvollen Inhalt) und keine Struktur. Die Folge war ein totaler Schwenk in die andere Richtung, was dazu führte, dass ich die erste Version meines Opus ebenfalls grandios in den Sand setzte. Alles war durchgeplottet, nicht nur die Kapitel, jede einzelne Szene. Ich habe wirklich Szenenpläne geschrieben und an denen habe ich mich entlanggehangelt. Und dann war irgend wann das Problem, dass ich in meiner eigenen Geschichte nichts mehr zu entdecken hatte. Ich schreibe normalerweise so, dass ich loslege, Sachen passieren mit denen ich nicht gerechnet habe und dann setze ich mich daran und finde heraus, was da eigentlich gerade abgeht. Wenn aber alles komplett geplant ist, fehlt dieses Element der Überraschung. Man kann also durchaus zu viel planen.  8)
Mittlerweile habe ich einen Mittelweg für mich gefunden, der zwar ein Grundgerüst für den Roman enthält und, ganz wichtig, das Ende beinhaltet, aber eben kein starres Korsett, welches mich beim Schreiben einengt.

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

AlpakaAlex

Also ich plotte ja schon ziemlich lange. Meine ersten beiden Bücher in der Jugend habe ich damals noch nicht geplottet und, uff, ja, merkt man. Aber nun ja, die waren allgemein natürlich auch nicht besonders gut. Man merkt mir da das Alter halt schon an, wie auch die Tatsache, dass ich für verschiedenste Dinge einfach noch nicht sensibilisiert war. (Und hetero, damals habe ich alles noch total hetero gemacht.)

Mit dem Plotten habe ich dann in der Phase angefangen, in der ich meine beiden endlos langen Digimon Tamers Fanfics geschrieben habe (Digimon Alpha Generation und Digimon Battle Generation, beide jeweils knapp 250 000 Wörter lang). Da habe ich dann die einzelnen Kapitel vorgeplant und das dann auch mehr oder weniger so umgesetzt - selbst wenn ich die Planung während des Schreibens auch noch mehrfach geändert habe.

Seither bin ich aber definitiv in der Fraktion der Plotter angesiedelt. Und das ist auch dringend notwendig. Ich habe bei einem Projekt mal das Plantsen versucht und es ist furchtbar in die Hose gegangen (BA-DUM-TSS).

Mittlerweile arbeite ich zum Plotten meistens mit Beat Sheets oder zumindest dem 8-Sequenzen-Modell, um einen groben Aufbau festzulegen. Dann arbeite ich das ganze weiter aus, so dass ich meistens zwei, drei (handgeschriebene) Seiten Plot in Stichpunkten habe. Danach markiere ich das dann bunt, um es in Kapitel aufzuteilen. Und wenn ich eine grobe Kapitelaufteilung habe, dann lege ich ein Dokument "Planung" an, in dem ich eine Tabelle aufmache mit einer Spalte pro Kapitel und darin dann alle wichtigen Punkte für das Kapitel (Plot/Charakterentwicklung) noch einmal festhalte. Das Dokument benutze ich beim Schreiben auch immer, um abzustreichen, wenn ich eine Stelle geschrieben habe. (Was ein wenig unnötig ist, da ich linear schreibe, aber es ist sehr motivierend, zu sehen, wie das Dokument nach und nach grün wird :D)