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Umschreiben für den Erfolg - Pro und Contra

Begonnen von Farean, 12. Juli 2012, 15:19:52

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Fianna

#30
Ich finde es ein bisschen irritierend, sich so viel Gedanken drum zu machen, wenn das noch gar nicht im Raum steht (sprich: noch kein Verlag/Agentur involviert sind, weil das Manu noch nicht fertig ist - bitte haut mich, wenn ich mir das falsch gemerkt habe. Nach meiner Erinnerung sind zumindest 2 Nicknamen hier eh noch mitten am Schreiben).

Das hat was von "Ich muss aber alle Mitarbeiter fair behandeln, sobald ich Abteilungsleiterin bin, und zwar am besten [...] " oder "Ich müsste auf jeden Fall weiter arbeiten, wenn ich im Lotto gewinne - zumindest halbtags - vielleicht auch 400 € - halbtags - 400 € - ärks, schwierige Entscheidung."
No offense  ;)

Aber ich denke, solange man keine Beförderung hat oder den Scheck über die 6 Mio. Euro in der Hand hält (~ in Vertragsverhandlungen steht), muss man sich darüber überhaupt keinen Kopf machen.

___

Da bei mir dies nicht im Raume steht, habe ich mir da noch keine Gedanken drüber gemacht. Rein grundsätzlich habe ich da keine Meinung zu, das wäre ne Einzelfallentscheidung. Wenns mal dazu kommt  ;D ich überlegs mir genauer, wenn mir jemand sagt, dass er mir in wenigen Tagen die 6 Mio. in die Hand drückt ^^

Zit

#31
Äh, auch hier: Keine Beleidigung. Weiß nicht, warum du bei gewissen Themen immer so anspringst. Wunder mich ja, seit wann es beleidigend ist, wenn ich jemanden als guten Menschen bezeichne. Und ich finde es nicht rassistisch, wenn jemand lieber über heterosexuelle Paare liest denn homosexuelle. Rassismus fängt an, wenn man Homosexualität allgemein ablehnt und am besten noch bestrafen will.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Maja

@Fianna
Die Diskussion ist ursprünglich im Internen Board aufgekommen, unter anderem weil wir gerade so einen konkreten Fall haben. Wir fanden aber, dass das grundsätzlich auch für den Rest des Forums interessant ist, und haben es dann hierher ausgelagert. Tatsächlich ist das eine Sache, die einem als Autor, der gerne mal veröffentlicht werden möchte, leichter passiert als ein sechser im Lotto.

@Zit
Ich glaube, du hast zur Zeit eine Tendenz, die Dinge anders zu sagen, als du es eigentlich meinst, und erwischst dabei Formulierungen, die man leicht in den falschen Hals bekommen kann - wie z.B. "Gutmensch".
ZitatRassismus fängt an, wenn man Homosexualität allgemein ablehnt und am besten noch bestrafen will.
Ich glaube, da hast du einen Satz anders beendet als angefangen... ;)
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Fianna

@Maja
Den Sechser meinte ich eher als Vergleich zu Vertragsverhandlungen. Und dann ists ja nicht mal gesagt, dass Alleinstellungsmerkmale negativ bewertet werden. Also vllt macht man sich viel Grundsatzgedanken vorher um nichts.

Ich seh das ähnlich wie Pseudonyme, da kann man sich drüber den Kopf zerbrechen, wenns konkret wird. Mich hat irritiert dass das als allgemeines Thema so präsent zu sein schien... ich hatte nicht mitbekommen, dass offensichtlich einer "von uns" das gerade als Konflikt hat.
(Wer zeichnet sich da denn als Sieger ab?)

Maja

#34
Der "einer von uns" ;) bin im Moment gerade ich. Ein Buch von mir, eine Mischung aus Mystery und Fantasy, hat von verschiedenen Verlagen den Kommentar bekommen, dass ihnen die phantastischen Elemente zu viel wären, und meine Agentin meint, dass das Buch als reiner Mysterythriller vielleicht besser funktionieren könnte und ob ich es umschreiben will. Ich bin sehr in mich gegangen, weil ich wirklich sehr gerne endlich veröffentlicht werden möchte, aber auf gut Glück ein ganzes Buch (das über 500 Seiten hat) nochmal neu schreiben, vor allem als etwas, das mich selbst so nicht überzeugt, das möchte ich doch nicht. Wenn ich die Fantasy rausnehme, habe ich ein solides, aber durch und durch klassisches Mysterybuch, wie es schon tausend andere gibt.

Jetzt habe ich per se kein Problem damit, auch mal einen klassischen Mysterythriller zu schreiben, und werde meiner Agentin vorschlagen, etwas Neues zu konzipieren, das besser in dieses Strickmuster passt, ohne dafür mein in meinen Augen rundestes Buch um eine ganze Ebene zu berauben. Ein ganz neues Buch schreiben dauert bei mir nicht länger als ein altes umschreiben, macht mir aber mehr Spaß, weil es dann auch für mich spannend ist. Deswegen werde ich das in meinem Fall jetzt wahrscheinlich ablehnen.

Das ist keine Frage von Gewinner und Verlierer, ich bin ja mit meiner Agentin nicht im Krieg. Es geht mehr um die Frage, ob ich bereit bin, das zu machen. Da ich keine Angestellte meiner Agentur bin, sondern die Agentur für mich als Dienstleister tätig ist, habe im Zweifelsfall ich die Entscheidungshoheit über das, was ich schreibe, während sich die Agentur vorbehalten kann, was sie von mir vertritt und was nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Aphelion

Zitat von: Fianna am 13. Juli 2012, 01:58:09
Den Sechser meinte ich eher als Vergleich zu Vertragsverhandlungen.
Ich sehe das wie Maja: Ein Sechser im Lotto ist keinesfalls mit einem Agentur- oder Verlagsvertrag vergleichbar. Denn im Gegensatz zum Lottogewinn ist beim Vertrag auch Arbeit und Können involviert. :) Das ist zwar kein alleiniges Kriterium, aber eines davon.

Zitat von: Fianna am 13. Juli 2012, 01:58:09
Ich seh das ähnlich wie Pseudonyme, da kann man sich drüber den Kopf zerbrechen, wenns konkret wird. Mich hat irritiert dass das als allgemeines Thema so präsent zu sein schien...
Das ist denke ich ein wichtiger Punkt - aber du kannst persönlich nicht wissen, was gerade bei jedem einzelnen hier vertraglich vorgeht. Das kann niemand. ;) Unabhängig davon, dass sich Maja jetzt dazu geäußert hat: Auch, wenn einige Forumsmitglieder sehr expressiv sind, gibt es doch deutlich mehr, die sich zurückhalten, was solche Themen anbeleangt. Und ich würde den weniger Expressiven nicht unterstellen, dass sie keine Erfolge und Verhandlungen vorzuweisen haben...  (Einmal abgesehen davon, dass man über laufende Verhandlungen ohnehin nicht zu viel ausplaudert.) :)

Thaliope

@Fianna: Ich finde es schon sinnvoll, sich über solche grundsätzlichen Dinge schon Gedanken zu machen, bevor es soweit ist. Klar kann in der akuten Situation immer nochmal alles anders sein, als man sich das vorher überlegt hat. Aber sich vorher, solange man noch die Zeit und die Ruhe hat, mal Gedanken darüber zu machen und sich darüber auszutauschen, wenn man eben gerade nicht unter dem Druck steht, eine Entscheidung treffen zu müssen - doch, das halte ich für sehr wichtig.
Außerdem sind ja hier im Forum schon eine ganze Menge Leute von diesen Themen betroffen :)

@Topic: Ich habe mir gestern, während ich nur am Handy mitgelesen habe, einige Gedanken dazu gemacht, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Änderungen dann annehmen kann, wenn ich sie "gut" finde :) Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen simpel, aber ... Im Großen und Ganzen muss ich Greys Ausführungen zustimmen. Es gibt ja nicht immer nur die eine und einzige Art, die eigene Geschichte zu erzählen. Und ob man jetzt Ratschläge von einem Betaleser, einem Agenten oder einem Lektor annimmt - wo ist da der große Unterschied? Solange ich - nachdem ich mich erstmal darauf eingelassen habe - sagen kann: Ja, das halte ich für sinnvoll. Das finde ich gut, das kann ich in meiner Geschichte unterbringen.

Was uns zu der Frage führt: Welche Arten vo Änderungen könnte ich gut finden? Ich denke, man muss unterscheiden zwischen "zielgruppenorientiert" schreiben und "für den Massengeschmack" schreiben. Änderungen, die sich darauf beziehen, dass meine gewählte Zielgruppe sich besser angesprochen fühlt, oder mich darauf hinweisen, dass ich mir für diese spezielle Geschichte vielleicht die falsche Zielgruppe ausgesucht habe, wären mir durchaus willkommen.
Wenn es aber hieße, ich sollte auf einmal Romantasy schreiben, weil das eben sooo viele Leute anspricht und die Zielgruppe so groß ist, würde ich das vermutlich nicht tun. Weil es nicht mein Ding ist. Momentan leiste ich mir noch den Luxus, zu versuchen, meine eigenen Projekte, die sich eben an eine kleinere, speziellere Zielgruppe richten würden, umzusetzen und dann zu gucken, ob es einen Markt dafür gibt. Sollte das nicht der Fall sein, müsste ich mir überlegen, ob ich schreibe, was sich verkaufen lässt, weil ich veröffentlichen will, oder ob ich weiter "mein Ding" durchziehe und mich von dem Wunsch, zu veröffentlichen frei mache. Ich habe ja einen Job, den ich sehr mag und von dem ich leben kann ;)
Ich könnte mir durchaus vorstellen, es in unterschiedlichen Genres zu versuchen - aber ich glaube einfach nicht, dass mein Potenzial zB bei Liebesgeschichten am besten aufgehoben wäre. Ich glaube, dass es andere Genres gibt, in denen ich besser bin. Und das will ich versuchen umzusetzen - auch wenn die Zielgruppe da, wie gesagt, kleiner ist. Was aber wiederum nicht heißt, dass ich mich nicht an den Wünschen und Vorstellungen ebenjener Zielgruppe zu orientieren bereit wäre.

LG
Thali

Fianna

Zitat von: Maja am 13. Juli 2012, 02:14:36
Der "einer von uns" ;) bin im Moment gerade ich.
Okay, ein Patt.
Habt ihr schon genauer drüber gesprochen - gibt es eine grobe Deadline, bis wann Du dieses neue Manuskript fertig haben müsstest, damit die Agentur es den Verlagen vorstellen kann? Oder gehen Mystery-Thriller kontinuierlich gut und da ist etwas der größte Zeit-Druck raus?

Zanoni

Zitat von: Maja am 13. Juli 2012, 00:29:51Wo bei mir die Probleme anfangen - und das tun sie gerade in einem konkreten Fall, der für diesen Rahmen aber zu intern ist - ist, wenn ich ein Buch so umschreiben soll, dass es in ein anderes Genre fällt - in diesem Fall von einem phantastischen Roman zu einem Thriller.
Ja, würde ich auch so sehen! Das ist tatsächlich ein sehr großer Eingriff, den ich mir ebenfalls dreimal überlegen würde. Vor allem, weil die Geschichte vermutlich eher nach Äußerlichkeiten beurteilt wurde, und nicht nach dem, was sie besonders macht. Jemand meint, dass ein bestimmtes Genre besser verkäuflich ist als ein anderes. Das mag ja - statistisch gesehen - tatsächlich stimmen, aber es bedeutet natürlich nicht, dass sich ein weniger gut verkäufliches Genre plötzlich überhaupt nicht mehr verkaufen würde. Was im Allgemeinen gilt, wird im Speziellen sehr oft durch Ausnahmen wieder aufgehoben. ;-)

Da kommt dem, was Schreinhüter schrieb, sicherlich viel mehr Bedeutung zu:
Zitat von: Schreinhüter am 13. Juli 2012, 00:14:55Überzeugender ist der Autor mit dem authentischen Produkt und das wird immerhin noch erreicht, weil der Autor ja Wort für Wort eine Geschichte erfindet.
Authentisch ist das Zauberwort! Denn wirklich authentische Geschichte haben immer eine deutlich bessere Chance auf dem Markt, als irgendwelche nach äußerlichen Kriterien oder vermeintlichen Markterfordernissen konstruierte Geschichten, von denen die Autoren selbst nicht überzeugt sind. Wirklich authentische Geschichten funktionieren oft sogar dann, wenn sie völlig gegen alle Trends aufgebaut sind.

Zitat von: Maja am 13. Juli 2012, 02:14:36Ein ganz neues Buch schreiben dauert bei mir nicht länger als ein altes umschreiben, macht mir aber mehr Spaß, weil es dann auch für mich spannend ist.
Na, das macht die Entscheidung doch besonders einfach! Denn wenn Du das Umschreiben ablehnst und einen neuen Roman schreibst, der vielleicht besser ins Schema passt, dann ist das "Schlimmste", was Dir geschehen kann, ist, dass Du einen Roman mehr im Angebot hast. Wenn Du ihn jedoch umschreibst, kann es passieren, dass Du einen Roman, von dem überzeugt warst, am Ende sogar ganz verlierst. (Falls er Dir nicht mehr gefällt, er aber doch genommen wird und dann möglicherweise auch noch relativ schnell verramscht werden würde, weil die Leser merken, dass Du nicht von dem überzeugt warst, was Du geschrieben hast.)


Ary

@Maja, zu deinem konkreten Fall - ich bin mir absolut nicht sicher, wie das besprochene Buch ohne das phantastische Element funktionieren soll, da bin ich wirklich ratlos. Darum würde ich an deiner Stelle das Buch so lassen und eher was neues in diesem Stil schreiben, das dann von Anfang an ein reiner Mysteryroman ist.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Maja

Meine Agentin hat meine Entscheidung, das Buch nicht umschreiben zu wollen, locker genommen und meinte, ich muss mich dafür auch nicht entschuldigen, es ist immer noch meine Geschichte, und ich habe das letzte Wort. Dafür habe ich ja ihre Anregung, einen viktorianischen Jugendthriller ohne explizite Fantasy zu schreiben, beherzigt und ein neues Konzept abgeliefert, das ich jetzt schreiben darf - so dass wir jetzt beide zufrieden sein können.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Drachenfeder

Das ist doch ein wunderbares Ergebnis. Ich finde es toll, dass  sie so reagiert hat. Glückwunsch Maja!



Luna

Das finde ich aber auch gut :jau:, da kann ich mich nur anschließen.

Maja

Ja, und ich bin letztlich sehr dankbar, dass meine Agentin das angesprochen hat - ich wusste wohl, dass Jugendthriller derzeit auf dem Markt bessere Chancen haben als Jugendfantasy, aber ich habe dabei nur an zeitgenössische Geschichten gedacht, die mich wenig reizen. Aber die Idee, das als viktorianische Gaslicht-Geschichte aufzuziehen, wäre ich wohl von selbst nicht gekommen, und jetzt habe ich einen Plot, auf den ich mic unglaublich freue.

Es kann also durchaus sinnvoll sein, sich mal anzusehen, was der Markt haben will - und ich hoffe, dass ich jetzt etwas zu Papier bringe, das mir endlich den ersehnten Erfolg einbringen wird. In jedem Fall ist es aber etwas, das ich schreiben will, und es fühlt sich auch nicht wie ein Kompromiss an oder eine Pflichtarbeit, sondern wie ein echtes Herzensding.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt