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Auswirkungen auf einen selbst: Die zwei Seiten des Zirkels

Begonnen von Shin, 20. Juni 2012, 17:53:37

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Shin

Hallo, ihr Lieben!

Wenn es so ein ähnliches Thema schon gibt, dann dürft ihr mich gerne pfannen und an den alten Thread ranhängen. Nachdem ich allerdings die letzten Seiten durchblättert habe, fand ich einfach nichts Passendes.

Aufgrund meiner Stimmungsschwankungen finde ich es in letzter Zeit unglaublich schwer, im Tintenzirkel zu lesen.
Je nach Laune sehe ich eine der beiden Seiten deutlicher.

Die erste Seite:
Der Zirkel hilft mir beim Schreiben.
Man muss sich nur mal den Service ansehen! Arena, Pfannen-Thread, Vorstellungsgespräche, Roman-Board, es ist wirklich unglaublich, was einem hier angeboten wird.
Ohne den Tintenzirkel hätte ich wahrscheinlich nie an einem NaNo teilgenommen, nie Write or Die entdeckt und mich auch nicht Seite an Seite mit anderen Autoren nachts in Battlethreads getroffen, um sich gegenseitig die Wortzahlen an den Kopf zu schmeißen.
Ich hätte von vielen Wettbewerben nicht erfahren, über richtige Agentur-Bewerbungen nicht so ausführlich lesen können und hätte keinen Zugriff auf das geballte Wissen, das in diesem Forum steckt.
Außerdem - und das ist ein sehr wichtiger Punkt - hätte ich diese Familie nicht entdeckt. Die Herzlichkeit der Mitglieder ist umwerfend. Es ist eigentlich immer jemand da.

Mit dieser Einstellung bin ich die meiste Zeit im Forum. Aber leider gibt es da noch den dunklen Fleck, der sich manchmal ausbreiten möchte.

Die zweite Seite:
Neue Plotidee, fantastischer Schreibfluss, hohe Wortzahlen, das ENDE eines Romans, erfolgreiche Agentursuche, eine Veröffentlichung.
Man ist immer nah am Erfolg der Anderen. Und wenn ich mit einem Brett vorm Kopf an meinem PC sitze, gerade nicht schreiben kann, aber schreiben will, dann zieht mich das unglaublich runter. Dann fühlt sich das manchmal an, als würde dir jemand ins Gesicht sagen, dass du das alles nicht schaffen wirst.
Ich freue mich zwar für die Leute - und ich freue mich auch ehrlich, wir sind ja wie gesagt eine große Familie - aber andererseits bin ich dann frustriert und verfluche meine Nutzlosigkeit.

Der Zirkel ist Fluch und Segen.
Habt ihr auch manchmal solche Momente oder bin ich wieder mal nur ein großer Jammerlappen?

Was mich in diesem Gefühl der Nutzlosigkeit bestärkt, ist, dass ich irgendwie nichts zum Tintenzirkel beitrage.
Es kommt mir wie ein unausgeglichenes Geben und Nehmen vor. Ich nehme sehr viel, aber gebe ich auch genug?
Meine meiste Zeit verbringe ich in der Arena, im Tintenzirkel und bei den Ausschreibungen.
Der Handwerkliche Bereich kommt irgendwie komplett zu kurz. Klar, ab und zu mal Vorstellungsgespräche, Autoren helfen Autoren oder Workshop, aber wirklich geben kann ich nicht. Dann stöber ich immer die neuesten Threads im Handwerks-Board durch und muss feststellen, dass ich nichts Neues oder nichts Gute beitragen kann. Das ist frustrierend.
Wenn ich bemerke, dass ich so wenig weiterhelfen kann (was habe ich in meinem Leben auch schon an Erfahrung vorzuweisen...) und auch noch sehe, wie blockiert ich gerade bin, während andere super Leistungen bringen, habe ich das Gefühl, ich bin kein wirklicher Teil der Gemeinschaft. Wie so ein kleiner Schmarotzer.

Wie geht es euch und wie geht ihr mit solchen Phasen um?
Einfach aus dem Zirkel raus bleiben kann ich zum Beispiel nicht.
Schon mal Vielen Dank für eure Antworten!

liebe Grüße
Shin
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Kati

Hallo Shin.  :) Obwohl bei mir eigentlich immer die erste Seite überwiegt, kann ich nachvollziehen, was du meinst. Manchmal sitze ich auch da und bin traurig, dass ich noch nicht so weit bin und das meine Geschichten noch nicht veröffentlicht werden, während so viele andere erfolgreich sind. Aber dann halte ich mir vor Augen, dass ich gerade erst 20 bin und nicht wissen kann, was in den nächsten zehn Jahren schreibtechnisch auf mich zukommt. Und für dich gilt das doch auch. Wir haben doch noch Zeit. Natürlich, man will immer alles jetzt haben, aber das geht nunmal nicht.  ;) Mein viel größeres Problem ist, dass ich sehe, wie jemand eine Idee hat und ein paar Monate später ist das Buch fertig, während ich kaum ein Wort getippt habe. Allerdings ist das dann für mich ein Ansporn, auch endlich mal wieder richtig zu schreiben, weil ich auch eine von denen sein will, die produktiv sind und was vorzeigen können. Ich glaube fast, ohne den Tintenzirkel, der mich immer wieder daran erinnert, was man erreichen kann und das es tatsächlich geht, hätte ich das Schreiben Mitte 2010 an den Nagel gehängt.

ZitatEs kommt mir wie ein unausgeglichenes Geben und Nehmen vor. Ich nehme sehr viel, aber gebe ich auch genug?

Das Gefühl kenne ich auch. Ich habe in meinen drei Jahren hier so viel gelernt, aber ich konnte kaum etwas Sinnvolles beisteuern. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass es so ist. Manchmal kann ich was zu Recherchefragen sagen, aber meist sitze ich ganz ahnungslos da und weiß auch nicht weiter. Aber ich denke, dass Forum wirbt nicht umsonst damit, dass Anfänger hier genauso gern gesehen sind wie Profis und das sagt ja schonmal aus, dass einige Mitglieder einfach nicht so viel geben können, wie andere.  ;) Ein Teil der Gemeinschaft zu sein bedeutet für mich nicht, dass man mit Fachwissen um sich schmeißen kann und überall was weiß, sondern eher, dass man freundlich ist, sich einbringt wo man eben kann und sich darüber im Klaren ist, dass hinter all den professionellen Antworten und Postings Menschen stecken, mit denen man kommuniziert und sich dementsprechend verhält.  :)

Arcor

Zitat von: Kati am 20. Juni 2012, 18:08:11
Ein Teil der Gemeinschaft zu sein bedeutet für mich nicht, dass man mit Fachwissen um sich schmeißen kann und überall was weiß, sondern eher, dass man freundlich ist, sich einbringt wo man eben kann und sich darüber im Klaren ist, dass hinter all den professionellen Antworten und Postings Menschen stecken, mit denen man kommuniziert und sich dementsprechend verhält.  :)

Das würde ich so unterschreiben, Kati.  :)
Man kann sich ja nur dann einbringen, wenn man etwas weiß, Shin. Mir geht es gerade im Autoren helfen Autoren Thread auch so, dass ich zu vielen Fragen einfach keine Antwort weiß, weil ich mich mit dem Thema nicht auskenne. Medizin, Technik, da bin ich ganz schnell raus. Aber das verlangt ja auch keiner. Der Tintenzirkel ist ja unter anderem auch deswegen so toll, dass man für fast jede Frage jemanden findet, der einem da weiterhelfen kann. Und dann brauch man ja auch gar keine 200 Antworten, sondern einige reichen meistens schon aus.
Genau dasselbe gilt denke ich für den Verlagsthread. Wer in der Branche nicht aktiv ist, sei es durch einen Job oder bereits veröffentlichte Bücher, dem fällt es dementsprechend schwer, dort sich an Diskussionen zu beteiligen. Aber ich schätze, dass einem auch das niemand hier übelnimmt. Besser, man beteiligt sich dort, wo man wirklich etwas zu zu sagen hat, als überall mitzuplappern, ohne wirklich eine Ahnung zu haben.

Und zu den Erfolgen der Mitglieder hier: Natürlich kann einen das mal runterziehen. Aber ich versuche dabei mir immer zu sagen, dass auch die erfolgreichen Mitglieder an ihren Texten arbeiten und feilen und viel darüber nachdenken, genau wie ich. Es also eher als Ansporn denn als Frustobjekt zu sehen.  :jau:
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Maja

Ich glaube, ihr unterschätzt, wieviel ihr geben müsst, um den Zirkel am Laufen zu halten. Es ist nicht so, dass ihr für jedes Mal, dass der Zirkel euch nutzt, ihr dem Zirkel nutzen müsst. Das Forum hat gut 250 aktive Mitglieder, die alle etwas beisteuern. Jeder darf das Ganze nehmen, muss aber nur ein Zweihundertfünfzigstel beisteuern. Was ihr als kleinen Beitrag empfindet, ist in Wirklichkeit etwas Großes, das sich aus vielen kleinen Dingen zusammensetzt. Ich empfinde euch beide als wertvolle Mitglieder, und ich denke nicht, dass ihr krampfhaft mehr geben müsst. Gebt, wenn ihr etwas zum Geben habt, wenn euch danach ist, und nehmt, was und wenn ihr es braucht. Niemand erwartet, dass jedes Mitglied hier einen Aufwand betreibt wie die Moderatoren. Das Forum ist für euch da und ihr für das Forum, und das ist okay so.

Mich zwingt das Forum regelmäßig emotional in die Knie, wenn ich sehe, wie produktiv und erfolgreich andere sind und ich immer nur auf der Stelle trete und nicht weiterkomme. Ich glaube, das geht den meisten von uns so. Ich freue mich über den Erfolg der anderen, aber er führt mir auch immer meinen eigenen Misserfolg vor Augen - also nicht, dass ich das nicht gönnen kann, aber ich hätte auch gern ein Stück vom Kuchen ab, obwohl der Buchmarkt einfach so aufgebaut ist, dass es nicht genug Kuchen für alle gibt.

Wir sind, der Konzeption des Forums geschuldet, eine inhomogene Gruppe, was Erfahrung, Können, Erfolg angeht - das passiert, wenn man eine Community gezielt für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis ausschreibt. Viele Mitglieder sind sehr jung - um die Zwanzig oder knapp drüber oder drunter - und wollen sehr schnell Erfolge sehen. Drei Jahre sind dabei eine furchtbar lange Zeit, aber dann sind die Leute Mitte Zwanzig und immer noch sehr jung, und der Erfolg kommt nicht automatisch, wenn man genug Wartesemester gesammelt hat. Manchmal kommt er sehr früh, manchmal kommt er gar nicht. Die Über-Dreißigjährigen sind abgeklärter, aber neigen zum Frustriertsein, man kann es also keinem wirklich rechtmachen.

Aber es ist völlig normal, dass einen der Tintenzirkel auch mal runterzieht. Schön ist, wenn das Problem angesprochen wird und man gemeinsam daran arbeiten kann, die Betroffenen wieder aufzubauen. Nicht so schön ist es, wenn die Betroffenen sich dann entscheiden, dem Forum den Rücken zu kehren und damit auch auf alle positiven Sachen verzichten. Ich hoffe jedenfalls, dass ihr uns trotzdem erhalten bleibt, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Runaway

Shin: Ich versuche gar nicht erst, in jedem Bereich aktiv zu sein und was zu posten. Diese Erwartung habe ich an mich selbst nicht. Da ich gerade keine Fantasy schreibe, bin ich in Sachen Weltenbau und Co. nicht unterwegs. Dafür bin ich aber in den Bereichen unterwegs, in denen ich auch wirklich was beitragen kann.
Mir reicht das - und ich glaube, den anderen nützt es auch. Man muß nicht auf allen Hochzeiten tanzen, um präsent zu sein.
Von daher sollte man da vielleicht auch einfach die Ansprüche an sich selbst runterschrauben. Es gibt Tage, da schreibe ich hier gar nichts, je nachdem, was hier so los ist. Und es gibt Tage, da häng ich hier dauernd. Das ergibt sich und darüber mache ich mir überhaupt keinen Kopf.

Die Erfolge der anderen - die sind ganz toll und zeigen einem, daß ganz normale Menschen etwas schaffen können, was wir alle haben wollen. Natürlich zieht einen das runter, wenn es bei einem selbst nicht so gut läuft. Das habe ich aktuell auch erlebt und in dem Moment war es mir persönlich lieber, das hier nicht zu äußern. Einfach weil die Auseinandersetzung damit noch präsenter gewesen wäre. Es hat mir gereicht, mir allein auf den Keks zu gehen. Ich hab das erst angesprochen, als das einen Punkt erreicht hatte, über den ich auch reden wollte.
Schön ist, daß man das so machen kann, aber auch anders. Man findet hier offene Ohren für alles, aber es ist alles eine Option und kein Muß.

Ich glaube, all das kennt jeder von uns. Und ansonsten hat Maja recht - bei den vielen Mitgliedern, die es hier gibt, reicht von jedem ein bißchen, damit hier was los ist!

caity

Hallo,

erstmal @ Maja: Vielen Dank für deine lieben Worte! Gerade das hier:
ZitatIch glaube, ihr unterschätzt, wieviel ihr geben müsst, um den Zirkel am Laufen zu halten. Es ist nicht so, dass ihr für jedes Mal, dass der Zirkel euch nutzt, ihr dem Zirkel nutzen müsst. Das Forum hat gut 250 aktive Mitglieder, die alle etwas beisteuern. Jeder darf das Ganze nehmen, muss aber nur ein Zweihundertfünfzigstel beisteuern.
hat mich gerade sehr aufgebaut - und ich hoffe, dass es euch beide, Shin und Kati, genauso geht, denn ich kann das, was ihr da schreibt, auch sehr gut nachvollziehen. Ich wünsche mir auch oft mich mehr und besser ins Forum einbringen zu können, wobei es bei mir häufig weniger eine Frage des Wissens ist als mehr eine Zeitfrage, da ein fundierter, wohldurchdachter Beitrag eben doch einige Minuten in Anspruch nimmt, die ich gefühlt viel zu selten entbehren kann. Und es tut mir wirklich gut zu sehen, dass ich mit dieser Sorge nicht alleine stehe, also wirklich tausend Dank, dass du das angesprochen hast, Shin!

Und dann zu deiner anderen Frage:
ZitatWie geht es euch und wie geht ihr mit solchen Phasen um?

Konkret die Phase, dass ich neidisch auf die Erfolge der anderen bin und mich das runterzieht, das kenne ich auch. Allerdings versuche ich in der Regel, das in positive Energie umzuwandeln, sprich: wenn dann die Zweifel alla "das schaffst du doch nie" kommen, mir Sprüche einzubläuen wie "das kannst du nicht wissen, wenn du es nicht wenigstens versuchst" oder "aufgeben zählt nicht", usw. Und dann weiter arbeiten. Aber ich denke, das Hauptproblem, das hinter diesem "Herunterziehen" steht, ist noch einmal anderer Natur. Mir hat mal jemand gesagt, "eine Identitätskrise fängt dort an, du dich mich mit anderen Menschen vergleichst" - ich konnte das nicht hundertprozentig unterschreiben, aber gerade bei so grundlegenden Dingen wie dem Schreiben (oder in meinem Fall auch der Glaube) kann ich das doch für mich nachvollziehen: Ich hadere eigentlich nicht wegen der Erfolge der anderen, ich hadere über mich selbst und bin unzufrieden mit mir und wünsche mir, jemand anderes oder zumindest in einer anderen Position zu sein.
Und bei solchen eher substentiellen Problemen hilft es mir immer, mir vor Augen zu halten, was es doch alles Gutes in meinem Leben gibt. Vielleicht in speziell diesem Moment nicht in der Schreiberei. Aber ich würde mal behaupten, jede/r kann, wenn er/sie will, etwas Positives in seinem/ihrem Leben finden. Und sei es nur, dass er/sie am Morgen aufgewacht ist, ich würde schon alleine das als Geschenk bezeichnen. Manchen fällt das schwer, ich weiß, und ich will jetzt auch nicht zu tiefenpsychologisch werden, dazu fehlt mir auch das nötige Wissen. Trotzdem empfinde ich es als Hilfe, sich in solchen Momenten wieder seinen eigenen Wert vor Augen zu rufen. Und wertvoll ist definitiv jede/r hier - wie Maja uns ja auch noch einmal sehr schön vor Augen geführt hat!
Das bringt keine Erfolge ein. Aber vielleicht ändert es ein wenig den Blickwinkel auf die Misserfolge und gibt neue Kraft, aufzustehen, auch nach dem x-ten Mal "auf-den-Popo-gefallen" ;)

Bye,
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Pestillenzia

Shin, ich kann voll und ganz nachvollziehen, wie es Dir geht, denn dieses Auf und Ab kenne ich nur zu gut.

Ich gehöre mit meinen Ü40 ja zu den Oldies in dieser Gemeinde - aber was habe ich schon erreicht? Zwei windige Veröffentlichungen in Anthologien, die dritte kommt im Herbst. Und das wars. Das ist das Ergebnis von 30 Jahren Schreiberei. Und dann sehe ich Autoren, die 10 und mehr Jahre jünger sind und schon mehrere Romane/Erzählungen etc. veröffentlicht haben.
Das sind dann die Momente, in denen ich mir denke: was mache ich hier eigentlich? Und dann fällt es mir irrsinnig schwer, in den TiZi zu schauen, weil ich mich schäme, dass ich "alte Frau" so wenig zustande gebracht habe und weil ich mangels Erfahrung und Wissen auf dem Literatursektor so wenig beitragen kann.

Gleichzeitig sind es aber genau diese Gedanken, die mich dem Zirkel näher bringen, weil ich sehe, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht und das baut mich auch wieder auf. Die Gemeinschaft hier ist trotz aller meiner Zweifel, trotz des Gefühls, nicht gut genug zu sein, das, was mich hier hält und mich immer wieder zurück kommen lässt, weil ich sie einfach nicht mehr missen möchte. - Ganz abgesehen natürlich von dem enormen Wissen, das hier geballt unterwegs ist und von dem ich nicht nur einmal profitiert habe.


Debbie

@Erfolg der Anderen: Mir gehts da eher umgekehrt - ich finde es gibt kaum etwas, das motivierender ist. Wenn man mitbekommt, wie jemand, der letzte Woche noch in der gleichen Situation war, wie du jetzt bist, dann plötzlich einen Buchvertrag ergattert  :o  Das sendet doch ein deutliches Signal: Man kann es schaffen! Du kannst es schaffen, wenn du hart genug an Idee, Plot, Charakteren, Weltaufbau und Technik arbeitest. Vielleicht nicht dieses Jahr, oder nächstes ... aber dann eventuell in fünf Jahren?!

@Shin:
ZitatAufgrund meiner Stimmungsschwankungen finde ich es in letzter Zeit unglaublich schwer, im Tintenzirkel zu lesen.
Je nach Laune sehe ich eine der beiden Seiten deutlicher.

Neue Plotidee, fantastischer Schreibfluss, hohe Wortzahlen, das ENDE eines Romans, erfolgreiche Agentursuche, eine Veröffentlichung.
Man ist immer nah am Erfolg der Anderen. Und wenn ich mit einem Brett vorm Kopf an meinem PC sitze, gerade nicht schreiben kann, aber schreiben will, dann zieht mich das unglaublich runter. Dann fühlt sich das manchmal an, als würde dir jemand ins Gesicht sagen, dass du das alles nicht schaffen wirst.

Autsch! Dafür gibts erstmal  :knuddel:

Aber warum machst du es dir denn so schwer? Du bist du, das Schreiben soll etwas sein, dass dir Spass macht; keine Pflichtübung! :hand:  Jeder hat sein eigenes mögliches Tagespensum, seine eigene Arbeitsweise. Vergleich dich nicht mit dem Pensum der Anderen, finde deinen eigenen Rhythmus und sei stolz auf jedes Wort, dass du so zu Papier bringst!

Wenn ich das tun würde, wäre ich dauerfrustriert, da bei mir schon seit ein paar Monaten nichts läuft außer Recherche - keine hohen Wortzahlen, kein fantastischer Schreibfluss. Aber das ist eben gerade meine Situation. Im Moment gibt es andere Dinge (gesundheitlich und privat), die wichtiger sind. Hast du dich schon einmal gefragt, ob es dir vielleicht so ähnlich geht - offensichtlich bist du ja schon in einer bestimmten Laune, wenn du herkommst ... Vielleicht hilft es dir eher, wenn du etwas gegen den eigentlichen Auslöser deiner Stimmungsschwankungen tust, bzw. ihn/sie erstmal ausfindig machst  :-\


ZitatWas mich in diesem Gefühl der Nutzlosigkeit bestärkt, ist, dass ich irgendwie nichts zum Tintenzirkel beitrage.
Es kommt mir wie ein unausgeglichenes Geben und Nehmen vor. Ich nehme sehr viel, aber gebe ich auch genug?

Ja! Man kann nicht immer alles wissen, nicht soviele Beiträge beigesteuert haben, wie Leute, die schon seit den ersten Tagen dabei sind - auch hier gilt: Lass dir Zeit, dir läuft nichts weg!

Zitat von: Maja am 20. Juni 2012, 18:26:01
Ich glaube, ihr unterschätzt, wieviel ihr geben müsst, um den Zirkel am Laufen zu halten. Es ist nicht so, dass ihr für jedes Mal, dass der Zirkel euch nutzt, ihr dem Zirkel nutzen müsst. Das Forum hat gut 250 aktive Mitglieder, die alle etwas beisteuern. Jeder darf das Ganze nehmen, muss aber nur ein Zweihundertfünfzigstel beisteuern. Was ihr als kleinen Beitrag empfindet, ist in Wirklichkeit etwas Großes, das sich aus vielen kleinen Dingen zusammensetzt.

Schön gesagt!  :vibes:


ZitatWenn ich bemerke, dass ich so wenig weiterhelfen kann (was habe ich in meinem Leben auch schon an Erfahrung vorzuweisen...) und auch noch sehe, wie blockiert ich gerade bin, während andere super Leistungen bringen, habe ich das Gefühl, ich bin kein wirklicher Teil der Gemeinschaft. Wie so ein kleiner Schmarotzer.

:pfanne: Das ist für dein Selbstwertgefühl, das sich unter dem Laminat verkrochen hat.






Ary

Manchmal ziehen mich die Erfolge anderer auch runter. Dann versuche ich, mich mit zu freuen und trotzdem denke ich, shit, warum klappt das bei XY und ich fische schon wieder nur Absagen aus dem Mailfach? ist eben so. Wie Maja schon sagte, es gibt einfach nicht genug Buchmarktkuchen für alle. Da freue ich mich schon über die kleinsten Krümel.
Zu allem und jedem etwas sagen können, das versuche ich gar nicht erst. klar muss ich als Mod in ziemlich vielen bereichen ziemlich viel lesen, aber meist bleibt es dann auch dabei, dass ich mir das meiste nur ansehe und nichts sage, weil ich vielleicht nur etwas sagen würde, was schon hundert Leute vor mir gesagt haben. :) Und selbst als Mod habe ich meine wirklich inaktiven Phasen, in denen ich nur mitlese und fast gar nichts schreibe. Da muss wirklich niemand ein schlechtes Gewissen haben. :gruppenknuddel:
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Aidan

Ich habe ab und an einen kleinen Frust geschoben, neben all der Freude für die Erfolge, weil ich die Mauer nicht durchbrechen konnte bisher, wirklich etwas fertig zu schreiben. Zur Zeit bedeutet das, überhaupt zu schreiben.

Aber - jeder hier, der jetzt Erfolge hat, hat lange, lange dafür gearbeitet, lange die Erfolge anderer mitgefeiert. Und jeder hier befindet sich in einer Gemeinschaft, wo immer mehr Mitglieder den Sprung zur Veröffentlichung schaffen. Und das finde ich unglaublich motivierend, denn keiner ist allein da.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Rigalad

Es gibt noch etwas, das ihr vergessen habt, wenn ihr glaubt, dem Zirkel nichts zurückgeben zu können: Den Lauf der "Generationen". Wenn man irgendwo neu ist, wenn man in eine Gemeinschaft eingegliedert wird, saugt man erst einmal Informationen auf. Natürlich nimmt man als Anfänger viel, das ist ganz normal. Aber wisst ihr was? Irgendwann ist jeder routiniert, weiß Antworten auf viele Fragen, und dann ist plötzlich der "Anfänger" derjenige, der sie an die Neuen weitergibt. Ich glaube, das ist ein bisschen wie bei dem Eltern-Kinder-Verhältnis. Natürlich gibt man seinen Eltern viel zurück von dem, was man bekommen hat. Aber man gibt auch sehr viel an seine eigenen Kinder weiter. So ist der Lauf der Dinge.
Das hat einmal die liebe Grey zu mir gesagt (ich hoffe, ich darf das hier ausplaudern?), als ich darüber gejammert hat, dass sie mir schon beim zweiten Roman in Folge geholfen hat, und ich das Gefühl hatte, ihr das nicht zurückgeben zu können. Daraufhin sagte sie - und das habe ich mir sehr zu Herzen genommen - dass das auch gar nicht nötig wäre. Sondern mit dem, was ich von ihr gelernt habe, kann ich irgendwann selbst jemanden unterstützen, und versuchen, ihn aufzubauen. Und da steckt, meiner Meinung nach, viel Wahres drin (Auch wenn ich mich trotzdem auf dein neues Projekt freue, Ani!). :)

Kisara


Ich glaube, die Sache mit dem Frust und dem "Neid" auf die anderen ist ganz normal. Jeder ist doch ab und an traurig weil etwas nicht geklappt hat und wenn man dann noch über Posts stolpert, wer "schon wieder" etwas veröffentlicht oder einen Wettbewerb gewonnen hat, dann zieht einen das natürlich runter. Ich glaube, niemand kann da jemandem ernsthaft böse sein.

ZitatIrgendwann ist jeder routiniert, weiß Antworten auf viele Fragen, und dann ist plötzlich der "Anfänger" derjenige, der sie an die Neuen weitergibt. Ich glaube, das ist ein bisschen wie bei dem Eltern-Kinder-Verhältnis.
Das empfinde ich zum Beispiel anders. Ich finde es viel schwieriger, damit umzugehen wie viele tolle Projekte es gibt und wie wenig Aufmerksamkeit einige davon bekommen. Grade wenn man noch nicht zu den Cracks gehört fällt oft auf, dass manche Mitglieder etwas posten oder ein neues Projekt vorstellen und sofort interessiert sich scheinbar jeder dafür, während man selbst einen Post hat, der sich binnen weniger Klicks im Nirvana verliert.
Nicht, dass das in böser Absicht geschieht, aber grade als Neumitglied geht man meines Gefühls nach leicht unter und fühlt sich ignoriert und verloren.
Deswegen finde ich das Paten-Programm eine super Sache. Ich fand und finde es immer noch sehr schwer die Mauer aus eingeschworenen Mitgliedern zu durchbrechen und mich wirklich angekommen zu fühlen...

Runaway

Zitat von: Kisara am 20. Juni 2012, 19:58:24
Deswegen finde ich das Paten-Programm eine super Sache. Ich fand und finde es immer noch sehr schwer die Mauer aus eingeschworenen Mitgliedern zu durchbrechen und mich wirklich angekommen zu fühlen...
Als Pate hat man auch die Möglichkeit, genau das zu tun, was Rigalad beschreibt: Man gibt selbst etwas an eine "neue Generation" weiter. Total toll.
Im Übrigen habe ich festgestellt, gibt's eine wahnsinnig effektive Möglichkeit, die Mauer aus eingeschworenen Mitgliedern zu durchbrechen - hab ich meinem Patenkind auch grad erst gesagt. Man muß einfach aktiv sein und mitmischen. Sagen: Hier bin ich. Nehmt mich wahr. So klappt das auch, zumindest hab ich die Erfahrung gemacht.
Wer gibt, dem wird gegeben oder so ähnlich. Dabei ist es schön, wie hier gegeben wird, ohne daß eine Gegenleistung erwartet wird.

Drachenfeder

#13
Ein Thema das mich schon länger beschäftigt.

Zitat von: Maja am 20. Juni 2012, 18:26:01
Mich zwingt das Forum regelmäßig emotional in die Knie, wenn ich sehe, wie produktiv und erfolgreich andere sind und ich immer nur auf der Stelle trete und nicht weiterkomme. Ich glaube, das geht den meisten von uns so. Ich freue mich über den Erfolg der anderen, aber er führt mir auch immer meinen eigenen Misserfolg vor Augen - also nicht, dass ich das nicht gönnen kann, aber ich hätte auch gern ein Stück vom Kuchen ab, obwohl der Buchmarkt einfach so aufgebaut ist, dass es nicht genug Kuchen für alle gibt.

Ich muss Majas Worte hier zitieren. Sie sprechen mir aus der Seele. Mich zwingt das Forum ebenfalls regelmäßig in die Knie, genau aus den besagten Gründen. Ich bin glücklich über meine winzigen Erfolge und gleichzeitig fühle ich mich klein und unbedeutend, wenn ich von den Siegen der anderen lese. In diesen Momentan zweifle ich an mir. Glaube nicht mehr an mich, bzw. bin sauer auf mich selbst, weil ich nicht genug für meinen Traum gebe. Auf der anderen Seite wäre ich ohne den Zirkel nie so weit gekommen, auch wenn es nur Babyschritte sind. Ich muss mir immer vor Augen führen, was ich überhaupt mit dem Schreiben erreichen will. Es ist wenig, im Gegensatz zu vielen anderen hier. Aber genau dieses kleine Ziel will ich erreichen. Irgendwann. Eine zeitliche Deadline gibt es hierzu nicht. Doch weiß ich, dass es der Tintenzirkel ist, der mich auch nach 5 Jahren weiter ermutigt, an meinen Träumen zu arbeiten. Ich habe viele seiner liebevollen Mitglieder kennengelernt und auch enge Freunde gefunden. Vielleicht muss ich durch den TiZi ab und an in die Knie gezwungen werden, um weiter zu kämpfen und an mich zu glauben.



Lemonie

Über das Thema hab ich mir auch schon ab und zu Gedanken gemacht, aber bisher habe ich das Problem nicht als so schlimm empfunden (glücklicherweise).

Ich gehöre eben auch noch zu den sehr jungen hier und habe deshalb kaum Erfahrungen/Fachwissen die ich beisteuern könnte. Deswegen habe ich dieses Gefühl, nichts geben zu können (manchmal auch aus Zeitmangel), auch manchmal. Ich gehöre sowieso zu den Leuten, die nie so schnell sind wie das Internet (nicht nur in diesem Forum), deshalb schreibe ich nicht ständig Beiträge, aber wenn ich sie schreibe, versuche ich mir dabei Mühe zu geben. Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, nutzlos zu sein, aber dafür auch oft genug das Gefühl, meine Kreativität in etwas Sinnvolles zu stecken (wie zB im Autoren helfen Autoren Board).

Was den Neid betrifft: Ich habe den Vorteil (genau wie du eigentlich, Shin), dass ich noch ziemlich jung bin und ich sage mir eigentlich meistens, dass ich das jetzt noch nicht brauche. Ich bin noch nicht einmal geschäftsfähig. Ich schreibe lieber für mich und für den T12 (auch wenn das Schreiben in letzter Zeit leider öfter zu kurz kommt), Kurzgeschichten für Ausschreibungen (auch wenn ich das wahrscheinlich viel mehr machen werde, sobald ich 18 bin), und für Freunde aus meiner Umgebung. Deshalb komme ich damit eigentlich ziemlich gut klar und bin ehrlich gesagt stolz, dass ich in diesem Forum bin, in dem so viele kreative und tolle Menschen sind die sich gegenseitig anfeuern und wirklich produktiv sind.

@Shin: Zu dem Thema, das man als Jugendlicher ohne Erfahrungen nicht so viel beitragen kann: Also ich fand, als ich in den TZ gekommen bin, schon allein das Wissen um die Existenz von gleichaltrigen Leuten, die genauso interessiert sind wie ich, hilfreich. Mir hat es enorm geholfen, offener mit dieser Seite von mir (in meinem Umfeld) umzugehen, nachdem ich gemerkt habe, dass ich nicht die einzige bin, die "so tickt". Ich denke dass man Leuten, denen es ähnlich geht oder die sich einfach freuen, Gleichgesinnte kennenzulernen, schon allein durch den Dialog in diesem Forum (auch wenn man dabei nicht viel Fachwissen beiträgt), etwas geben kann, zumindest hat es mir etwas gegeben.