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Und alles ohne Liebe?

Begonnen von Coppelia, 17. August 2006, 12:47:28

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Grey

Cailin: Danke!!! Du sprichst mir aus der Seele! Da verzeih ich dir doch gern die Schulmeisterlichkeit... ;)

Steffi

Ich bin eigentlich ein vehementer Anti-Liebesgeschichten-Mensch. Ich verdrehe beim Lesen und beim Frnsehschauen sofort angenervt die Augen, wenn eine potentielle Liebesgeschichte eingeführt wird.

Bei mir gibt es nie Liebesgeschichten, es sei denn, die Geschichte funktioniert wirklich ohne nicht. Auch das ist bei mir schon vorgekommen :)
Sic parvis magna

Pandorah

Was ich echt interessant finde, ist, dass sich bei solchen Gesprächen und Diskussionen sehr viele bis die meisten Schreiber gegen Liebesgeschichten aussprechen, die meisten Geschichten hingegen jedoch dennoch Liebesgeschichten beinhalten, seien die nun zuckrig, tragisch, als Haupt- oder Nebenhandlung oder sonstwie vorhanden.

Trauen sich die Liebesschreiber eher selten zuzugeben, dass sie es mögen? Schreibt der  eine oder andere Anti-Liebesautor heimlich doch gerne Liebesszenen? Schreiben die Anti-Liebesschreiber Liebesgeschichten, weil es gerne gelesen wird und werden sich damit untreu?

Oder ist das alles nur meine persönliche Wahrnehmung: sowohl, dass prozentual mehr Autoren sagen, sie würden Liebe in Geschichten nicht mögen, wie auch die Überzahl der Geschichten mit Liebesgeturtel hier und da?

Hr. Kürbis

Also mir machen Liebesszenen nichts aus, es sein denn sie sind plump geschrieben und machen für die Handlung keinen Sinn.
Allerdings schreibe ich auch selbst auch u.a. eine Liebesgeschichte, die partout nicht in die Puschen kommen will. Irgendwie haben die Charaktere keine Lust auf Liebe, ob sie wohl schon wissen, das es mit ihnen kein gutes Ende nimmt?

Pandorah

Wenn es zu gequält ist, liest sich dieser Teil der Geschichte vermutlich auch nicht gut. Ich - als bekennender und begeisterter Liebesgeschichtenschreiberling - habe in einer Geschichte die Romanze gestrichen, weil die Charaktere sich "nur" gut befreundet haben, aber partout keine romantische Anziehungskraft entwickeln konnten. Liebe um jeden Preis muss also nicht sein, aber ich liebe sie dennoch sehr. Funktioniert denn deine Geschichte auch ohne die Liebesgeschichte? Dann würde ich sie streichen.

Hr. Kürbis

Nein, sie funktioniert nicht ohne die Liebe, ist immerhin eine "Liebesgeschichte". Ein historischer Gegenwartsroman würde auch nicht viel Sinn machen! :rofl: :rofl: :rofl:

Ne, mal im Ernst. Die Sache ruht bei mir erstmal, die Charaktere sitzen sich im Café gegenüber und harren der Dinge, die da kommen. Vielleicht lernen sie sich in der Zwischenzeit ja etwas besser kennen und schätzen. :omn:

Pandorah

Okay... *g* Eine Liebesgeschichte ohne Liebe ist nicht... wirklich... hm. Thema verfehlt. *g*

Wenn ich so darüber nachdenke, ist die Geschichte mit der gestrichenen Liebe wohl auch das einzige meiner Werke, das ohne auskommt. Sonst ist die Liebe zu sehr in den Plot verwickelt. Vielleicht hat sie deswegen nicht funktioniert. Der Folgeroman enthält nämlich wieder Liebe - zwar zwischen anderen Charakteren, aber doch vorhanden - die lässt sich auch nicht löschen. Die Figuren turteln jetzt schon in meinem Kopf herum.

THDuana

@ Pandorah
Ich weiß auch nicht genau, warum "Anti-Liebesgeschichten"-Schreiber auch Geschichten mit Liebe schreiben. Ich glaube einfach, weil man nie aufhören sollte zu lernen, weil man sich immer weiter bilden sollte und auch etwas schreiben sollte, das man nicht unbedingt über alles schätzt.
Ich habe auch schon einige Dinge geschrieben, die ich früher noch mochte, aber einfach lernen wollte.

Dass sie sich da "untreu" werden, glaube ich nicht. Sie stopfen ja nicht alles mit Liebe voll. Ich denke einfach, dass da das Lernen im Vordergrund steht.

Oder, weil man die Charaktere herrlich mit Liebe quälen kann :darth:


Duana

Grey

Strikt Anti zu sein hat eh noch niemanden weitergebracht... ich persönlich mag Liebesgeschichten, so lange sie sich stimmig in den plot einfügen, die handlung voranbringen und keine coolen charas zu sülzbacken werden lassen.  :jau:

Rumpelstilzchen

Zitat von: Pandorah am 08. April 2007, 08:04:32
Trauen sich die Liebesschreiber eher selten zuzugeben, dass sie es mögen?

Ich mag Liebesgeschichten und ich stehe dazu. In jeder meiner Geschichten gar es eine Liebesgeschichte, wie mir aufgefallen ist, allerdings ohne irgendwelchen Kitsch, denn den mag ich nicht sonderlich, aber es muss nicht in jedem Roman eine Liebesgeschichte geben.

Freundschaft zum Beispiel ist auch ein sehr schönes Thema über da man schrieben kann, solange es eine Hintergrundgeschichte gibt, kann man nichts verkehrt machen, nur ohne wird ein Roman gefühlsleer und langweilig.

Mit strikter Antihaltung behält man einen einseitigen Blick und das ist fürs Schreiben tödlich. Wer keine Liebesgeschichten leiden kann, muss ja nicht gleich eine schreiben, sondern sich mal eine zum Lesen vornehmen, so was kann nie schaden. Und vielleicht entdeckt man, dass die eine oder andere gar nicht schlecht ist. Ich habe festgestellt, dass sogar Kitschromane gut sein können.

Steffi

Zitat von: Duana am 08. April 2007, 10:11:17
@ Pandorah
Ich weiß auch nicht genau, warum "Anti-Liebesgeschichten"-Schreiber auch Geschichten mit Liebe schreiben.

Bei mir war es so: ich entwarf ein sehr cooles (wie ich finde  ;D ) Setting für eine Geschichte, das auf einer strikten Gesellschaftsordnung basierte. Den Konflikt "musste" ich dann durch eine Liebesgeschichte entstehen lassen, anders hätte es nicht funktioniert - und glaubt mir, ich habe lange darüber nachgedacht und mich dann doch zu der Liebesbeziehung entschieden.
Sic parvis magna

Ryuhi

Ob Fantasy- Geschichten ohne Romanze auskommen?
Ich würde sagen, auf jeden Fall.
"Der Hobbit" ist ein gutes Beispiel für eine völlig unromantische Geschichte dieses Genres und auch der Herr der Ringe kommt fast gänzlich ohne aus, wenn man bedenkt, dass Arwen öfter erwähnt wird, als dass sie selbst auftritt und Eowin ihren Auftritt erst recht spät hat.
Und auch dies sind beides eher schwach ausgeprägte Elemente des Werkes...
Auch ansonsten gibt es noch einige solcher unromantischen Fantasy Geschichten, auch aus modernerer Zeit (Der Sohn der Drachen, Die Schwerter der Prophezeiung, um ein paar kontemporäre Bücher aus unserem Sprachbereich zu nennen, oder zum Beispiel die meisten Geschichten von Eoin Colfer).

Dementgegen steht allerdings der gängige Trend, auch bei Jugend- oder auch Kinderbüchern, sich auf das "Ein Junge und ein Mädchen"- Konzept zu verlegen...
Geschlechterdualismus, Rollenklischees, Heterozentrismus, latente Homophobie...
Neben dem Junge- Mädchen Paar, der ménage à trois (oder auch mehr...) und den sich daraus ableitenden Beziehungen werden andere Konstellationen bei den Protagonisten, besonders zwei (oder mehrere) Jungen eher selten.
Und diese gängigen gegengeschlechtlichen Paarungen sind dann meistens romantisch involviert, was sich langsam schon zu einer Erwartungshaltung entwickelt...

Oder würdet ihr bestreiten, das ein männlicher und ein weiblicher Hauptcharakter, so kein Hindernis in Form von extremer Altersdifferenz, fester und stabiler Beziehung oder sonstigem vorhanden ist, fast schon unweigerlich die Vermutung einer romantischen Beziehung in euch weckt?

Vielleicht ist es mein ausgeprägter Widerspruchsgeist, vielleicht auch die Tatsache, dass ich persönlich eben nicht heterosexuell bin, aber ich finde die ständigen Wiederholungen des immer gleichen Settings einfach furchtbar öde.  ^.-

Wenigstens haben da die immer noch extrem raren gleichgeschlechtlichen Paare den Vorzug der Originalität, oder? ^.~
Nun, für mich persönlich gibt es eigentlich in fast jeder meiner Geschichten ein Paar, allerdings überlasse ich es, von yaoi- fanfictions u.ä. einmal abgesehen, meistens zumindest zu einem gewissen Grad dem Leser, ob er die Charaktere nun als potentielles Paar oder nur als gute Freunde sehen will.
Da ich schließlich es umgekehrt ja selbst nicht all zu sehr mag, detaillierte Beschreibungen gegengeschlechtlicher romantischer Gefühle, oder mehr, aufgedrängt zu bekommen, wenn es der Plot oder die Charakterentwicklung nicht verlangt, möchte ich es auf der anderen Seite ja nicht selbst genauso machen.
Bedenken sollte man hierbei allerdings, das zu anderen Zeiten und in anderen Kulturen sich der Grad an "normaler" Zuneigung zwischen gleichgeschlechtlichen Freunden auch von unsere "Norm" unterscheidet- es ist hier ja schon allein ein ziemlich großer Unterschied zwischen Männern und Frauen erkennbar...
Auf der anderen Seite gilt das allerdings auch für den Umgang mit Homosexualität; bei einer Geschichte mit einem griechisch- antiken Hintergrund, oder einer, die im feudalen Japan spielt, wäre ein völliges Fehlen eigentlich befremdlich...

Aber gerade was sexuelle Dinge oder auch schon sexuelle Anziehung betrifft, solange sie nicht wirklich gebraucht werden, also für die Entwicklung des Plots oder der Charaktere wichtig sind, würde ich sie eher weglassen; und selbst wenn sie gebraucht werden mit Fingerspitzengefühl, dezenter Distanz und vielleicht einem Augenzwinkern umschreiben.
Sexualität ist eine recht persönliche und auch individuelle Sache und gerade hiermit stößt man unweigerlich gewisse Zielgruppen ab und nicht zuletzt, gerade hiermit werden gerne inhaltliche Mängel geflickt...

Nun, das wäre zumindest meine Ansicht zu dem Thema.

Hr. Kürbis

Obwohl auch ich auf der anderen Uferseite stehe, mag ich gleichgeschlechtliche Paare unter diesem Yaoi-Blickwinkel ÜBERHAUPT nicht (mehr).

Dieses "Ach wie süß, zwei Kerle!" geht mir sowas von auf die Nerven, das ist für mich noch ausgelutschter als eine Hetero Beziehung. Einfach weil sie nicht als etwas völlig "Normales" geschildert sondern meist als Eyecatcher missbraucht wird.
Dabei muss eine gleichgeschlechtliche Beziehung nichts besonderes sein, sondern beruht im Idealfall auf dem selben Grundprinzip wie eine gegengeschlechtliche Beziehung: LIEBE!

Da trenne ich dann aber auch "Popp-Literatur" und Love-Storys, sind für mich immer noch zwei paar Schuhe, wobei ich sagen muss, dass die "Popp-Literatur" mit gleichgeschlechtlichen Paarungen ehrlicher umgeht. Nicht weil die Klischee-Geilheit von Homos hier im Vordergrund steht, sondern weil sie gleichberechtigt(er) geschildert wird.

Gerade im Fantasy-Bereich hat man die Möglichkeit, Liebe zwischen und unter den Geschlechtern gleichberechtigt dazustellen, immerhin haben die eigenen Welten doch das Glück, nicht unter schwachsinnigen Idealen, verkorkster Moral und missbrauchten Religionen zu leiden. Deswegen wird es in meinen Texten nie einen besonders hohen Stellenwert haben, ob der Prinz mit dem Stallburschen durchbrennt und die Prinzessin sich lieber von einer Amazone aus den Klauen des Drachen befreien lassen möchte... hört sich komisch an, ist aber so!

Tasman

Also, das mit "in Fantasy kann man ja alles machen" würde ich so direkt nicht unterschreiben. Zumindest nicht, wenn die Fantasy in einer mittelalterlich angehauchten Welt spielt. Da gibt es nämlich ein Element, das da unbedingt reingehört und auch viel Potential bereithält: Die "ständische Gesellschaft".
Das mit dem Verlieben und Kinder kriegen und so ist in so einer Gesellschaft keine reine Privatangelegenheit mehr, sondern da mischen eine Reihe von Leuten und Interessen mit.
Das macht das ganze meiner Meinung nach aber so spannend, weil - geschickt gebaut - ist die Liebesgeschichte gleichzeitig eine dramatische, mit handfesten Konflikten, die über das Nebenbuhler Ding hinaus gehen.
Aber auch die zarten, angedeuteten Romanzen verdienen, selbst in den härtesten Schlachtepen, genauere Beachtung. Gefühlte Gefahr und Leid setzt nur da ein, wo es etwas zu verlieren gibt. Und könnte es einen größeren Verlust geben als die verlorene Liebe?

Kurzum, wer einen Roman schreibt ohne mit der Liebe zu spielen, verschenkt dramaturgisches Potential und das gilt insbesondere bei Fantasy.  :omn:

Antigone

Zitat von: Tasman am 10. Mai 2007, 10:27:43
Also, das mit "in Fantasy kann man ja alles machen" würde ich so direkt nicht unterschreiben. Zumindest nicht, wenn die Fantasy in einer mittelalterlich angehauchten Welt spielt. Da gibt es nämlich ein Element, das da unbedingt reingehört und auch viel Potential bereithält: Die "ständische Gesellschaft".
Zitat

Und doch kann man bei Fantasy machen, was man will. Das ist ja das schöne daran! Daher ist es auch überhaupt kein Problem, die Leute zwar im mittelalterlicher Gewandung herumlaufen und mit Schwertern kämpfen zu lassen  - jetzt vereinfacht ausgedrückt - und Dinge wie Stände einfach wegzulassen. GEnau dafür schreiben wir ja Fantasy und keine Historischen Romane.  Ich kann, aber ich muss nicht.

Zum Thema Liebe stimme ich dir aber voll zu.  Auf was für ein unglaubliches Potential man verzichten würde, würde man die Liebe mit all ihren Verwicklungen weglassen....

Lg, A.