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Verwertungsrechte (Nachdenklichkeiten)

Begonnen von Tintenweberin, 13. April 2012, 12:39:24

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Tintenweberin

#15
Zitat von: Feuertraum am 14. April 2012, 09:49:30
Wenn ein Künstler etwas erschafft, dann soll er dafür auch bezahlt werden.

Warum? Wenn mein Kollege ein wunderbares Bild malt, bezahlt ihn dafür keiner. Er wird dafür bezahlt, dass er unseren Schülern das Malen beibringt (oder es wenigstens versucht) und dass er ambitionierten Hobbykünstlern beibringt, besser zu malen. Manchmal bezahlt jemand dafür, dass er das Bild mit nach Hause nehmen, an seine Wohnzimmerwand hängen und ganz allein (oder in Gesellschaft) betrachten darf. Aber niemand würde es verwerflich finden, wenn der Künstler weiterhin eine Fotografie seines Bildes auf seiner Homepage zeigt.

Wenn (wie es bei diesem Kollegen vorgekommen ist) ein Postkartenhersteller das Bild im Internet sieht und so toll findet, dass er davon eine Postkarte drucken und in den Handel bringen will, fragt er bei meinem Kollegen an, der handelt mit dem Postkartenhersteller einen Nutzungsvertrag aus, fragt bei dem neuen Besitzer, ob er das Original zu diesem Zweck noch einmal in einem besseren Licht fotografieren darf, erhält die Erlaubnis, macht die Fotografien, lässt als Dankeschön eine Flasche Wein da und alle sind zufrieden.

FeeamPC

@ Tintenweberin:
Die solide Mittelschicht der Verlage... das gibt es schon lange nicht mehr. Es gibt große Verlage, die Bestsellerautoren haben (oder machen- aber das ist ein anderes Thema), und es gibt kleine Verlage, die mit viel Herzblut, aber wenig Geld an ihre Projekte und deren Vermarktung gehen.
Die Mittelschicht existiert praktisch nicht.
Die Margen sind für alle Verlage, egal ob klein oder groß, eher gering. Für die Autoren leider auch.

Allgemein:
Die Verlage möchten ihr Geld wieder hereinbekommen und nach Möglichkeit etwas verdienen. Die brauchen dafür in der Regel drei bis fünf Jahre. Danach ist das Buch entweder ein Flop, der vom Markt verschwunden ist, oder ein Bestseller, mit dem Verlag und Autor dicke Kohle machen. Aber selbst im letzteren Fall sind exklusive Rechte für den Verlag ein Bonus aber nicht mehr absolut lebensnotwendig (nach meiner eigenen Erfahrung, es mag Verlage geben, in denen das anders ist)
Für den Autor sieht die Sache anders aus. Er braucht lebenslänglich Geld zum Leben, und damit Einnahmen auch von älteren- nach wie vor gut verkäuflichen Büchern. Lebenslange Verwertungsrechte für den Autoren sollten also selbstverständlich sein.
Ansonsten würde ich das Verwertungsrecht an die gleichgen Fakten koppeln wie die gesetzliche Rente: Lebenlängliches Verwertungsrecht für Ehepartner, Verwertungsrecht bis zur Volljährigkeit für die Kinder. Punkt. Der Nachwuchs kann danach bitteschön sein eigenes Geld verdienen.
Von extrem wenigen Ausnahmen abgesehen wären damit die 70 Jahre nach dem Tod des Autors vom Tisch.
Allerdings bräuchten wir dann über die Verwertungsgesellschaften eine offene Datenbank, in der jeder Kunstschaffende mit Geburts- und gegebenenfalls Todesjahr geführt wird, sowie den Hinweis, ob noch Erben leben, die von der Schutzfrist profitieren, damit man sich informieren kann, ob ein Werk bereits frei verfügbar ist oder nicht.

Tintenweberin

#17
Zitat von: FeeamPC am 14. April 2012, 10:10:30
Ansonsten würde ich das Verwertungsrecht an die gleichgen Fakten koppeln wie die gesetzliche Rente: Lebenlängliches Verwertungsrecht für Ehepartner, Verwertungsrecht bis zur Volljährigkeit für die Kinder. Punkt. Der Nachwuchs kann danach bitteschön sein eigenes Geld verdienen.

Das halte ich für eine richtig gute, innovative Idee. Könnte man die eventuell auch dorthin transportieren, wo Gesetze gemacht werden?

Zitat von: FeeamPC am 14. April 2012, 10:10:30
Die solide Mittelschicht der Verlage... das gibt es schon lange nicht mehr. Es gibt große Verlage, die Bestsellerautoren haben (oder machen- aber das ist ein anderes Thema), und es gibt kleine Verlage, die mit viel Herzblut, aber wenig Geld an ihre Projekte und deren Vermarktung gehen.

Ich träume hartnäckig davon, dass sich mehrere engagierte Autoren, ein oder zwei kernige Lektoren und eine "Verlegerpersönlichkeit" (was immer das sein mag, ich bin es nicht) zusammentun und vielleicht in einer genossenschaftlichen Form ihren Verlag auf viele Füße stellen können, die sich gegenseitig stützen.

Lynn

#18
Zitat von: Tintenweberin am 14. April 2012, 10:10:12
Warum? Wenn mein Kollege ein wunderbares Bild malt, bezahlt ihn dafür keiner. Er wird dafür bezahlt, dass er unseren Schülern das Malen beibringt (oder es wenigstens versucht) und dass er ambitionierten Hobbykünstlern beibringt, besser zu malen. Manchmal bezahlt jemand dafür, dass er das Bild mit nach Hause nehmen, an seine Wohnzimmerwand hängen und ganz allein (oder in Gesellschaft) betrachten darf. Aber niemand würde es verwerflich finden, wenn der Künstler weiterhin eine Fotografie seines Bildes auf seiner Homepage zeigt.

Wenn (wie es bei diesem Kollegen vorgekommen ist) ein Postkartenhersteller das Bild im Internet sieht und so toll findet, dass er davon eine Postkarte drucken und in den Handel bringen will, fragt er bei meinem Kollegen an, der handelt mit dem Postkartenhersteller einen Nutzungsvertrag aus, fragt bei dem neuen Besitzer, ob er das Original zu diesem Zweck noch einmal in einem besseren Licht fotografieren darf, erhält die Erlaubnis, macht die Fotografien, lässt als Dankeschön eine Flasche Wein da und alle sind zufrieden.

Du wiedersprichst dir selbst.

Indem dein Kollege jemandem für Geld das Bild überlässt, damit derjenige es mit nach Hause nehmen kann, wird er bezahlt.
Wenn der Postkartenhersteller ihn fragt, ob er das Bild verwerten darf und man einen Nutzungsvertrag aushandelt, hat der Hersteller a) gefragt (und verwertet nicht einfach OHNE Einverständnis des Künstlers) und b) fließt Geld, sprich dein Kollege wird dafür bezahlt, dass er dem Postkartenhersteller die Verwertung erlaubt.
Beides Mal fließt Geld. Dein Kollege wird also nicht nicht-bezahlt.


Alia

Ich bin dafür wir machen das. Sobald die Kinder volljährig sind und die Eheleute tot, fällt einfach alles an Vater Staat oder wird Gemeingut.  :jau:

Eine Firma ist zB ja durchaus vergleichbar. Die lebt von ihrem Namen und ihrem guten Ruf. Sobald die Kinder volljährig sind, darf jeder seine Firma Siemens oder Amazon nennen. Oder jeder der Burger brät malt sich ein großes M an die Tür. Das wird klasse!

Und jeder darf dann einfach die Bücher, Musikstücke, Bilder, etc. vervielfältigen und verkaufen verschenken. Da haben ja alle etwas davon. Die Bücher werden dann - natürlich vollkommen kostenlos, weil Webspace und Traffic ja nichts kostet - einfach über das Inet als Ebooks zu haben sein. Und weil Papier und Druckkosten nicht der Rede wert sind, werden die Bücher dann von den großen Verlagen herausgebracht und an alle Leute verschenkt.

Die Nischenprodukte werden dann auch ständig neu aufgelegt, Genau wie die Bestseller. Es hat ja jedermann Interesse daran, dass die Kulturlandschaft möglist vielfältig bleibt. Und die Werke verstorbener Künstler sind - wie jeder weiß - alle immer so interessant, dass sich mit Sicherheit jemand findet, der dafür sorgt, dass sie weiterhin alle haben können, die sie haben wollen.


Sorry, Leute. Das führt dazu, dass die großen Haie im Verlagswesen sich die besten Brocken schnappen, richtig viel Geld verdienen und alles was nur kleine Hapse sind, verschwindet. Die Werke werden weiterhin Taschen füllen - die Taschen von den Leuten, die das Geld und die Möglichkeiten haben die Werke zu vermarkten.
Was würdet ihr wollen? Ein Großverlag bringt euer Buch mit neuem Cover raus, ein Hollywoodproduzent verfilmt euer Werk und diese Leute verdienen an eurer Schaffenskraft - oder das Geld geht teils auch an eure Erben und die haben Mitspracherecht. Die Enkelkinder und Urenkel oder Großkonzern?
Sicher gibt es vielleicht irgendwo jemanden, der euer Buch in liebevoller Kleinarbeit abtippt und auf seine HP stellt. Oder man kauft das Buch als Ebook bei einem Verlag, der ordentlich gesetzt hat, weil das angenehmer zu lesen ist.
Man kann das Buch auch kopieren und selbst drucken. Darf man. Aber die meisten Leute gehen dann doch in den großen Buchläden einkaufen und sehen das super gut präsentierte, mit Cover versehene Buch, das zusätzlich noch eine Vita von euch enthält und für das überall Werbung gemacht wird.
Und die Ebooks von den Büchern, die jetzt bald "frei" werden, würden von den Verlagen mit Arbeitsleistung digitalisiert und aufbereitet. DIE Bücher sind es dann, die auf irgendwelchen Downloadseiten auftauchen. Und da sollte m.E. auch die Arbeitsleistung der Verlage geschützt werden. Falls es legal wäre ein Ebook zu kaufen und die Datei dann selbst als Download anzubieten - kostenlos oder nicht - würde ich als Verlag die Finger von lassen. Dann lieber Bücher, wo die Verwertungsrechte noch laufen und wo ich ein Ausschließlichkeitsrecht habe. Dann kann ich gegen illegale Konkurrenz nämlich etwas unternehmen...

Debbie

Ich finde die Diskussion an sich schon unsinnig. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass jemand für seine Arbeit - egal ob er nun Pinselstriche zieht, singt, schreibt, (angemessen) bezahlt wird. Das ist genauso Arbeit wie jede andere auch, und ich finde es erbärmlich, dass es ernsthaft Leute gibt, die diese Arbeit zwar nutzen und genießen möchten, aber nicht bereit sind dafür zu zahlen... Da ist es schon verdammt weit gekommen mit dieser Welt!

Im Übrigen, bin ich der Meinung, dass Schriftsteller sowieso schon bereits lächerlich wenig Rechte haben, wenn sie einen Standard-Vertrag mit einem Verlag unterschreiben. Das hat mir diese Diskussion mal wieder überdeutlich bewusst gemacht:

http://crissi-b.blogspot.ca/2012/04/stomping-on-little-guy.html


Auch die Anteile von Verlag und Händler stehen m. E. in keiner Relation zu dem was der Autor bekommt - ohne den es ja garkein Buch geben würde. Das geht so auch nur durch, weil es genug Leute gibt, die Geschichten schreiben und verlegt werden möchten. So können die Verlage seelenruhig die Bedingungen vorgeben. Wenn der Autor ablehnt, steht an der nächsten Ecke ja schon der nächste ambitionierte Schriftsteller  ::)

Tintenweberin

#21
Zitat von: Lynn am 14. April 2012, 10:44:58
Du wiedersprichst dir selbst.

In diesem Punkt muss ich dir widersprechen. Mein Kollege bekommt kein Geld dafür, dass er ein Bild malt. Er bekommt es dafür, dass sein Bild anderen Leuten so gut gefällt, dass sie ihm welches dafür geben ...


Zitat von: Debbie am 14. April 2012, 11:49:10
Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass jemand für seine Arbeit - egal ob er nun Pinselstriche zieht, singt, schreibt, (angemessen) bezahlt wird.

Nein, das ist nicht selbstverständlich. Es sollte selbstverständlich sein, dass Menschen für das, was sie brauchen oder wollen (sei es ein Produkt oder eine Dienstleistung) angemessen bezahlen. Es sollte ebenso selbstverständlich sein, dass ein Mensch keine Reichtümer scheffelt, indem er andere am Gartenzaun des Existenzminimums aufhängt.

Wenn Menschen für ihre Arbeit bezahlt würden, müssten alle Leute, die in einem Fitness-Studio trainieren, Geld nach Hause und nicht in die Kasse der Betreiber tragen ...   ;)

Debbie

Zitat von: Tintenweberin am 14. April 2012, 11:54:46
In diesem Punkt muss ich dir widersprechen. Mein Kollege bekommt kein Geld dafür, dass er ein Bild malt. Er bekommt es dafür, dass sein Bild anderen Leuten so gut gefällt, dass sie es ihm abkaufen ...

Wenn wir gerade bei genauer Unterscheidung sind: Er bekommt Geld dafür, dass andere sein Bild nutzen. Und das ist doch auch absolut richtig, oder?? Wenn ich etwas haben/nutzen möchte, dass jemand anderes hergestellt/sich ausgedacht hat, ist es doch selbstverständlich, denjenigen zu fragen und es ihm zu bezahlen - sofern er Geld dafür haben möchte.

Wenn dein Kollege ein Bild malt und sich entscheidet es zu verkaufen, und jemand möchte zwar gerne das Bild haben aber kein Geld dafür bezahlen, dann hat er halt Pech gehabt. Wenn er es abfotografiert, abzeichnet, was auch immer, dann ist das Diebstahl.

Wenn sich eine Band entscheidet, Lieder kostenlos zum Download anzubieten ist das toll - wenn ich das gleiche Lied aber ohne Einverständnis der Band runterlade, obwohl es eigentlich etwas kostet, ist es Diebstahl. Gleiches Prinzip wie mit Werbegschenken/regulären Produkten in einem Laden. Sehr einfach dargestelltes Beispiel, aber ich denke der Sinn wird klar...

Das ganze ist für mich v. a. eine Respekt- und Moralfrage.

Tintenweberin

Zitat von: Debbie am 14. April 2012, 12:09:11
Das ganze ist für mich v. a. eine Respekt- und Moralfrage.

Es sollte eine Frage des Respekts, der Moral und der kurzen Wege sein. Ich will mich nicht erst durch die Rechtsabteilungen von zwei Verlagen fragen müssen, um zum Beispiel herauszufinden, ob ich zwei Zeilen (mit Quellenangabe) aus dem Buch eines geschätzten Kollegen auf meiner Homepage zitieren darf.

Ich wünsche mir in erster Linie, dass die Wege durch eine Reform der Urheberrechte etwas kürzer und fallgrubenfreier werden.

Mein Partner, der lange als Comiczeichner gearbeitet hat, sagt übrigens, dass es bei bildenden Künstlern durchaus üblich sei, dass sie die Werke ihrer Vorbilder (zu Studienzwecken) kopieren und gegebenenfalls auch veröffentlichen.

treogen

#24
Zitat von: Faol am 14. April 2012, 01:49:55
Ich finde im Parteiprogramm der Piraten nirgendwo diese Aussage, dass das Urheberrecht nach 10 Jahren verfallen soll.

Diese Aussage wird von verschiedenen Piraten immer wieder selbst ins Spiel gebracht.
Und zwar nicht "Das Urheberrecht soll bis 10 Jahre nach dem Tod gelten", sondern "Alle Schutzfristen sollen auf 10 Jahre reduziert werden"
Was ein extremer Unterschied ist.
Unter anderen in diesem Interview: http://www.wdr5.de/sendungen/morgenecho/s/d/04.04.2012-06.05/b/keine-kohle-fuer-die-kunst.html - ich habe es aber auch noch von anderen Piraten gelesen oder gehört.

Ich denke, ein Teil meint tatsächlich "Das Urheberrecht soll bis 10 Jahre nach dem Tod gelten", aber nach außen getragen wird oft "Nach 10 Jahren is Pumpe" - vielleicht aus reiner Dummheit oder Nichtwissen.
Und das ist nicht akzeptabel.
Ich sehe sehr wohl einen Bedarf, das Urheberrecht zu ändern, urheberfreundlicher zu gestalten. Ich sehe ebenfalls einen Bedarf, dass das Abmahnwesen geändert wird, beispielsweise beim erstmaligen Vergehen erstmal nur eine "billige" (50-100) Verwarnung geschickt wird, wie es in einigen anderen Ländern auch der Fall ist.

Ich bin gerne bereit für eine Diskussion. Aber auf einer vernünftigen Basis - und nicht damit, dass man mir vorschreiben will, wie und wann meine Arbeit in den Gemeinpool zurückzufliessen hat. Und schon gar nicht, dass dieser Rückfluß kostenlos geschehen muss.
Übrigens - ein Rückfluß findet schon heute ganz automatisch statt - spätestens 1 Monat nach Drucklegung gehen die Bücher an die Bibliothek. Da kann sie jeder kostenlos ausleihen und einsehen.

Zitat von: Debbie
Auch die Anteile von Verlag und Händler stehen m. E. in keiner Relation zu dem was der Autor bekommt

Nur mal so als Info, was ein Verlag bekommt.
Von einem 12 Euro Buch gehen:
78 Cent an den Staat
5,61 Euro an den Grossisten
17 Cent gehen zusätzlich an den Grossisten, wenn er innerhalb von 30 Tagen zahlt
78 Cent gehen an den Autor
bleiben 4,66 Euro, aus denen der Verlag Druck, Lektorat, Cover und Werbung bezahlen soll, Rücklagen für Flops und schlechte Zeiten aufbauen muss und sich selbst am Leben erhalten will. Da ist noch nicht mal eingerechnet, dass der Buchhandel Remitten zurückschickt, die man nur noch als Mängelexemplare rauswerfen kann.
Wer heut über die "Content Mafia", die sich auf Kosten der Urheber die Eier schaukelt, aufregen will, zeigt eigentlich, dass er sich nicht viel Gedanken macht.
Es ist nicht so, dass ein Verlag das "überragend tolle Kunstwerk" eines Autoren nimmt, 1:1  vom USB-Stick an den Drucker schickt und dann tatsächlich 11,22 kassiert, während der Autor mit kümmerlichen 0,78 Euro aushalten muss. Einem Verlag bleiben 50 Cent bis 1,50 Euro je Buch. Da kann man sich wirklich ganz gepflegt davon an den Gardasee legen und eine Zigarre schmauchen und Sherry schlürfen, während die Autoren-Sklaven sich den Arsch abschuften  :rofl:
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

treogen

Zitat von: Tintenweberin am 14. April 2012, 12:22:03
Ich will mich nicht erst durch die Rechtsabteilungen von zwei Verlagen fragen müssen, um zum Beispiel herauszufinden, ob ich zwei Zeilen (mit Quellenangabe) aus dem Buch eines geschätzten Kollegen auf meiner Homepage zitieren darf.

Wieso?
Für so etwas gilt das Zitatrecht.
Aber - Zitieren heißt nicht hirnlos kopieren und den Urheber drunterschreiben.
Das Zitaterecht kann nur für ein Werk beansprucht werden, welches selbst urheberrechtlichen Schutz genießt. Das bedeutet also, eine eigene ,,Schöpfungshöhe" muss vorhanden sein. Und das Zitat muss in irgendeiner Beziehung zu der eigenen Leistung stehen.

Nur einen Ausschnitt zu kopieren und diesen zusammenhanglos im freien Raum stehen zu lassen ist nicht zitieren.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Debbie

Zitat von: Tintenweberin am 14. April 2012, 12:22:03
Es sollte eine Frage des Respekts, der Moral und der kurzen Wege sein. Ich will mich nicht erst durch die Rechtsabteilungen von zwei Verlagen fragen müssen, um zum Beispiel herauszufinden, ob ich zwei Zeilen (mit Quellenangabe) aus dem Buch eines geschätzten Kollegen auf meiner Homepage zitieren darf.

Ich wünsche mir in erster Linie, dass die Wege durch eine Reform der Urheberrechte etwas kürzer und fallgrubenfreier werden.

Mein Partner, der lange als Comiczeichner gearbeitet hat, sagt übrigens, dass es bei bildenden Künstlern durchaus üblich sei, dass sie die Werke ihrer Vorbilder (zu Studienzwecken) kopieren und gegebenenfalls auch veröffentlichen.

Gut, dass ich kein bildender Künstler bin  ;)

Es wäre mehr als wünschenswert, dass die Verlage das Recht auf derlei Entscheidungen - wie oben von dir aufgeführt - beim Autor belassen würden. Eventuell auch in eingeschränktem Maße. Das ein Autor nicht das Recht hat, sowas selbst zu entscheiden, ist genauso erbärmlich wie die Nutzung ohne Erlaubnis des Rechteinhabers.

@treogen: Die Arbeit des Autoren, der mitunter Jahre oder Jahrzehnte damit verbringt das Buch zu schreiben, steht dann ja wohl kaum in Relation zu dem Aufwand, den der Lektor und/oder Verleger damit für ein paar Wochen oder Monate hat...
Inzwischen kommen selbst von renomierten Verlagen Bücher auf den Markt, die so voller Fehler sind, dass sie einem quasi anschreien - da fragt man sich dann schon, wieviel Zeit von Seite des Verlages in das Projekt investiert wurde... Wenn man also allein den Zeitaufwand vergleicht, dann ist eine Relation von 50:78 Cent noch einigermaßen realistisch, aber 150:78 ist eigentlich schon eine Frechheit.

treogen

Zitat von: Debbie am 14. April 2012, 12:39:30
150:78 ist eigentlich schon eine Frechheit.

150 werden von denen genommen, die es "bringen" - um damit Neuautoren aufzubauen.
Beispielsweise ein Bohlen. Oder ein Heitz (wobei die auch sicher keine 7 % bekommen, sondern eher 10-15 %, womit es auch wieder fast 1:1 wäre)
Ich glaube nicht, dass der Bohlen wegen 1,50 rumflennt, wenn man die Gewinne aus seinen Büchern nimmt, um ein paar Tintenzirkler aufzubauen.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

FeeamPC

#28
@Debbie:
Wenn, wie du sagst, 150:78 eine Frechheit sind (gegenüber dem Autor)- dann versuch bitte einmal, ein Buch selbst zu verlegen. Inklusive externes Lektorat (die Rechtschreibprüfung des eigenen Word-Editors reicht leider nicht), inklusive vernünftiges Cover (für das selbst der preiswerteste Künstler um die 100 Euro verlangt- und das ist schon ein Dumpingpreis), inklusive vernünftiger Buchsatz (das Buch soll schließlich auch optisch ansprechend sein), und das Ganze bei einer Kleinst-Auflage von 100-300 Stück...
ich glaube kaum, dass du dann auch nur die 78 Cent pro Buch übrig hast.
Ich habe das auf die harte Tour selbst gelernt, als ich meinen eigenen Verlag gründete. Ein Buch verlegen kostet tatsächlich erst einmal eine Menge Geld, bevor es etwas einbringt. Oder aber man macht ausschließlich BOD und stellt damit die einzelnen Bücher so teuer her, dass sie weder über Buchhandlungen noch über Buchgroßhandel vertrieben werden können (weil sie dann nämlich im Verkauf so teuer sein müssten, dass kein Mensch sie bezahlt).

treogen

#29
Zitat von: Debbie
Inzwischen kommen selbst von renomierten Verlagen Bücher auf den Markt, die so voller Fehler sind, dass sie einem quasi anschreien

Auch da greift Marktwirtschaft.
Der Kunde ist nicht bereit, viel für Bücher zu zahlen, gleichzeitig wird Papier teurer, die Löhne steigen und dann wollen die Autoren auch noch mehr Geld und mehr Rechte.
Das Ganze soll natürlich gemacht werden, während die Preise fürs Buch nicht explodieren.
Also wird eingespart. Der Druck wird in China, die Bindung in Indien gemacht. Und die Lektoren, die nunmal nicht einfach eingekaufte Polen sein können, sondern native Speaker, werden mit den Preisen gedrückt. Das geht recht gut, da die meisten redigierenden Lektoren freie Mitarbeiter sind.
SWITCH
Da auch Lektoren von ihrer Arbeit leben wollen, ändern sie ihre Arbeitsweise. Sie kriegen heute für die Normseite nur noch halb so viel wie vor ein paar Jahren. Der Bedarf an Geld zum überleben hat sich nicht reduziert. Also müsste man mehr Aufträge annehmen. Doch man war auch früher schon am Rande seiner Kapazitäten, also kann man bei gleicher Arbeitsweise nicht mehr Aufträge dazunehmen. Also muss die Arbeitsweise geändert werden. Die Zeit, die man sich für eine Normseite gönnen darf, ist nur noch die Halbe.
Ergebnis: Viel mehr Fehler.

Am Ende ist das Problem natürlich hausgemacht.
Der Kunde ist nicht bereit, für Qualität mehr zu zahlen, also kriegt er die Qualität, die er gewillt ist zu zahlen.

Zitat von: FeeamPC
Ich habe das auf die harte Tour selbst gelernt, als ich meinen eigenen Verlag gründete. Ein Buch verlegen kostet tatsächlich erst einmal eine Menge Geld, bevor es etwas einbringt.

*lach*
Ich glaube, jeder der einen Verlag aufmacht, denkt in den ersten Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahr: "Ich mache es besser, als all die Deppen, die einen Verlag haben. Die können doch allesamt nicht rechnen. Da muss doch mehr drin sein für die Autoren. Ich mach alles viel fairer, als die anderen Verbrecher von der Content Mafia."
Aber es geht nicht!

Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man sagt: "Ich fang an, so zu rechnen, dass am Ende eine schwarze Null oder etwas mehr rauskommt. Denn mir ist es wichtig, gute Bücher zu machen - und ich glaube daran, dass es irgendwo Menschen gibt, die auch gute Bücher wollen und die sogar dafür bezahlen"
Oder man schmeißt den Kram hin.
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