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Verwertungsrechte (Nachdenklichkeiten)

Begonnen von Tintenweberin, 13. April 2012, 12:39:24

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Tintenweberin

Angeregt von den letzten Diskussionsbeiträgen in dem Faden über E-Books eröffne diesen Faden. Wenn er nicht hierher gehört, dann bitte ich die zuständigen Moderatoren, ihn einfach zu verschieben und wenn es schon eine Diskussion zu diesem Thema gibt, würde ich mich freuen, wenn sie meinen Beitrag einfach dort angehängen und diesen Faden wieder löschen.

Ich denke, unsere Urheber- und Verwertungsrechte bedürfen wirklich einer Runderneuerung und ich wünsche mir "demokratischere" Verwertungsrechte. Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn alles, was der Welt in elektronischer Form zur Verfügung gestellt wird (gegen eine kleine Gebühr?) ein "holographisches Wasserzeichen" (das auch in den kleinsten Schnipseln noch vollständig vorhanden ist) erhalten könnte, das denjenigen, der es in irgendeiner Form nutzen will, zum Urheber zurückführt. Ich bin sicher, in den meisten Fällen könnte man sich ohne nennenswerte Probleme einigen, weil niemand etwas ins Netz stellen würde, wenn er nicht wollte, dass es gesehen, gelesen und weiterverbreitet wird.

Zanoni

Ja, ich gehe auch davon aus, dass die gängigen Regelungen dringend einer Überarbeitung bedürfen. Weniger aus ideologischen Gründen, als aus ganz pragmatischen. Denn wenn sich die Bedingungen verändern, dann muss man sich dem anpassen - ob es einem gefällt oder nicht. Und m.E. sind die veränderten Bedingungen nicht grundsätzlich schlecht, sondern einfach nur anders.

Kürzlich habe ich einen sehr passenden Spruch gehört:
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.

Das war schon immer so und trifft auch für unsere heutige Zeit zu. Veränderungen, die es immer gibt, zu ignorieren, oder gar aufhalten zu wollen, macht keinen Sinn.

Allerdings gehe ich ebenfalls davon aus, dass sowohl die radikalen Erneuerer wie auch die radikalen Bewahrer der deutschen Urheber- und Verwertungsregeln im Grunde auf der selben Seite stehen. Dieser ideologische Kampf zwischen ihnen ist völlig absurd und überflüssig. Beide Seiten haben die gleichen Ziele, nur betrachten sie das gemeinsame Problem aus völlig unterschiedlichen Perspektiven.

Wenn sich diese Diskussion etwas mehr zu den Ursachen hin bewegen würde, statt nur auf der oberflächlichen Ebene der Auswirkungen zu bleiben, könnten wir bei der eigentlichen Problemlösung schon viel weiter sein.

Aber es ist halt wie immer: Diejenigen, die von der derzeitigen Situation (immer noch) profitieren, plagen schlimme Verlustängste und versuchen daher den Status Quo mit allen Mitteln zu verteidigen.


Lynn

Euch ist aber schon bewusst, dass es einen Unterschied zwischen Urheberrecht und Verwertungsrechten gibt?
Denn: Im Moment werft ihr das hier alles in einen Topf. Und dagegen wehre ich mich heftigst.

Für mich hat Falko Löffler die Problematik  hier absolut auf den Punkt gebracht. Dem was er sagt, kann ich nur zustimmen und würde es jederzeit unterschreiben

Tintenweberin

Zitat von: Lynn am 13. April 2012, 15:24:34
Euch ist aber schon bewusst, dass es einen Unterschied zwischen Urheberrecht und Verwertungsrechten gibt?

Du hast Recht. Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe und da das Urheberrecht sowieso nicht verhandelbar ist, müssen wir auch überhaupt nicht darüber diskutieren. Danke für den Hinweis. Ich werde den Titel des Fadens entsprechend ändern.

Zanoni

#4
Es ist zwar völlig legitim, sich in diesem Thema allein auf die Verwertungsrechte zu konzentrieren, aber grundsätzlich hängt meines Erachtens beides sehr wohl zusammen.

Ein Beispiel: Wer eine Erfindung, die er gemacht hat, als Patent anmeldet, dann ist seine Erfindung für 20, maximal 25 Jahre geschützt. Bei Texten, Bildern, Musik oder jeder anderer von Kunst sind die Werke 75 Jahre über den Tod des Schöpfers hinaus geschützt!

Ist nun eine Erfindung weniger wert als ein Text? Oder ein Buch? Oder Musik? Wie kommt dieser deutliche Unterschied zustande? Versinken die Pharmafirmen in Armut, wenn ihre Patente nach 25 Jahren ablaufen und jeder Dahergelaufene Generika produzieren kann?

Gerade was die Zeit über den Tod des Schöpfers hinaus angeht, hat dieser rein gar nichts mehr von den Einnahmen aus Verwertungsrechten! Spätestens da wird deutlich, dass dieses lange Urheberrecht vor allem anderen nützlich ist, die zwischen dem Schöpfer eines Werkes und den letztendlichen Käufern stehen. Und genau dort liegt der eigentliche Hund begraben.

Völlig unstrittig ist doch, dass derjenige, der etwas erschafft, auch entsprechend dafür entlohnt werden soll. Idealerweise sollte er sogar davon leben können, denn ansonsten hat kaum noch jemand Zeit und Interesse so etwas zu erschaffen. Ist doch logisch.

Unstrittig ist aber auch, dass diejenigen, die heute etwas erschaffen, heute relativ häufig diejenigen sind, die am wenigsten von dem, was mit ihren Werken verdient wurde, abbekommen. Natürlich sind nicht alle, die zwischen Künstler und Konsument stehen, grundsätzlich die "bösen Abgreifer" - das wäre zu stark vereinfachende Schwarzweißmalerei. Fakt ist aber schon, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr dazwischen gedrängt haben und so am Ende - trotz immer höherer Verkaufspreise - immer weniger beim eigentlichen Schöpfer ankam. Und heute mit den neuen technischen Möglichkeiten stellen wir fest, dass viele dieser Zwischenschritte - vom Entstehen bis zum Verkauf - nicht mehr notwendig sind. Klar, dass diejenigen, deren Existenz auf einem dieser Zwischenschritte basiert, nicht gerade glücklich über diese Entwicklung sind, aber die eigentlichen Schöpfer könnten sich normalerweise darüber freuen.

Dieses Problem betrifft übrigens nicht nur Musik, Buch usw. usw., sondern zieht sich im Grunde durch alle Wirtschaftbereiche. Diejenigen, welche die eigentliche "Leistung" erbringen, bekommen immer weniger von dem ab, was damit verdient wird. Dass das - auch ohne jegliche technische Neuerungen - auf Dauer nicht gut gehen kann, ist klar. Deswegen brauchen wir tatsächlich eine gänzlich neue Herangehensweise an diese und viele andere Sachen. Darüber zu streiten, wer wie welche Verwertungsrechte zu bezahlen hat, führt m.E. an den eigentlichen Problemen komplett vorbei. Wir müssen - alle zusammen - uns darüber Gedanken machen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Und wenn das klar ist, können wir uns überlegen, welche Regeln und Rahmenbedingungen wir brauchen, um das realisieren zu können.

Natürlich ist die Piratenpartei mit ihren radikal neuen Ideen zur Lösung dieser Probleme ein sehr einfach zu bedienendes Feindbild. Doch vergessen wird in diesem Zusammenhang gerne, dass sie sich ebenso in ganz anderen Bereichen um völlig neue Konzepte bemüht. Das bedingungslose Grundeinkommen, um nur ein Beispiel zu nennen. Am Ende hängt alles miteinander zusammen, und das eine beeinflusst das andere. Fakt ist jedoch, dass nicht die Piratenpartei dafür verantwortlich ist, dass sehr viele althergebrachte Modelle nicht mehr funktionieren. Sie legen zwar den Finger auf die Wunde, was schmerzt, aber die Wunde selbst war schon vorher da ... und wird immer größer und größer, je länger wir so tun, als würde sie überhaupt nicht existieren.

Tintenweberin

#5
Wenn ich es richtig verstanden habe, bedeutet "Urheberrechtsschutz" zunächst einmal nichts weiter, als dass niemand die Arbeit eines anderen für seine eigene ausgeben darf. Alles, was sich daran "aufhängt" betrifft eigentlich schon das Verwertungsrecht und das lässt sich meines Erachtens wirklich mit dem Patentrecht vergleichen: Wer erfindet (schreibt, dichtet, komponiert), anmeldet und bezahlt (Patente können ziemlich teuer werden), hat auch das Recht, zu vermarkten. Ich würde mich darüber freuen, wenn die Kunst (im Gegensatz zum Kunsthandwerk) und ihre Verbreitung tatsächlich vom Marktgeschehen abgekoppelt werden könnte.

Kunsthandwerker müssen natürlich bezahlt werden und Kunsthandwerk ist das Schreiben zum Beispiel dann, wenn ein Autor im Auftrag einer Autofirma das Drehbuch für einen Werbespot schreibt. Er wird für seine Arbeit bezahlt, das fertige Werk gehört dem Kunden und was der damit anfängt (oder nicht) hat dem Schöpfer gefälligst egal zu sein.

Die meisten Autoren, die ich kenne, sind jedoch keine Auftragsschreiber, sondern "Selbstverwirklicher", die mit ihrer vielen Arbeit und der großen Mühe, die sie in ihr Können und ihre Werke investieren, nicht automatisch ein Anrecht auf Bezahlung erwerben. Natürlich wäre es schön ... - Moment! Wäre es eigentlich wirklich so schön, vom Schreiben leben zu können? Ich spreche nicht von unserem kollektiven Traum, den nächsten Harry Potter zu schreiben und damit reich zu werden. Ich meine die Realität der Freiberufler, die niemand bezahlt, wenn sie krank werden, die vielleicht schon mit ihrem nächsten Werk keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken können und die von ihrem Lektor höchstens noch mal um der guten, alten Zeiten Willen angerufen werden, wenn sich die Schreibblockade so hoch wie ein Gebirge über ihrem Schreibtisch türmt.

Ich plädiere für mehr Spaß und weniger bierernstem Kommerz bei den Kunstschaffenden. Ich plädiere auch für schweißtreibende Arbeit und ständige Weiterentwicklung der Kunstschaffenden. Ich freue mich mit jedem, der für seine Mühe nicht nur durch "freundlich Handgeklapper" sondern auch durch einen Scheck entlohnt wird. Aber wer seinen Lebensunterhalt mit seiner Schreibe verdienen will, sollte besser die Journalistenlaufbahn einschlagen oder Reden für einen Politiker schreiben.

Aber das sind natürlich nur meine zwei Cent ...

treogen

Vorerst - ich spreche in diesem Artikel ausschließlich als Urheber, als Autor - nicht als Verleger.

Zitat von: Zanoni am 13. April 2012, 20:08:53
Ist nun eine Erfindung weniger wert als ein Text? Oder ein Buch? Oder Musik? Wie kommt dieser deutliche Unterschied zustande?

Nein, aber während viele Erfindung, die 25 Jahre lang unter Patentschutz "ausgeschlachtet" werden können, in der Zeit gutes Geld bringen, sind nur ein Bruchteil der Bücher, die 25 Jahre lang auf dem Markt sind, wirklich erfolgreich.
Es geht ja nicht um materielle Produkte sondern um Kunst (in Ton oder Schrift). Ganz klar, dass da andere Schutzfristen greifen MÜSSEN.
Und auch klar, dass es eine Behinderung für die Forschung ist, wenn man 50 Jahre bis zum Ableben eines Forschers und weitere 70 bis zum Auslaufen eines Patentes warten müsste um ein Medikament zu entwickeln, welches auf einem patentierten Wirkstoff aufsetzt.
Aber so etwas gibt es de facto nicht bei Texten oder Musik (auch wenn die Piraten solche gequirlte Kacke behaupten: Das Urheberrecht behindere uns, weil wir können ja nicht gleich damit arbeiten - vor allem nicht umsonst. Ja hallo?).
Wenn jemand auf ein Werk aufsetzen will, kann er auch während das Urheberrecht läuft, schon damit arbeiten. Er muss nur in den Laden gehen und es kaufen. Oder in die Bibliothek und es ausleihen. Er hat kein Verbot, auf die Informationen zuzugreifen und sie weiterzuverwenden.

Zitat von: Zanoni am 13. April 2012, 20:08:53
Versinken die Pharmafirmen in Armut, wenn ihre Patente nach 25 Jahren ablaufen und jeder Dahergelaufene Generika produzieren kann?

Nein - sie können ja auch ihre Produkte in 25 Jahren noch verkaufen. Und da die anderen auch Entwicklungskosten haben (sie nehmen ja nicht die Pille, werfen sie in den Kopierer und da werden kostenlos 200.000 Kopien davon erstellt. Nein, auch die haben Forscher, die daran arbeiten, die haben Materialkosten und Auslieferkosten. Der Preis ist zwar um einiges geringer als der des Originals, aber immer noch recht hoch).
Bei Büchern ist es etwas anderes. Da muss nicht etwa jemand ein Produkt nachentwickeln, sondern man klickt einfach auf Speichern unter. Und hat damit ein Produkt, welches den Urheber einen Haufen Zeit und Arbeit gekostet hat, für NULL Euro.
Wenn der Klauer auch nur einen einzigen Cent dafür verlangt, hat er schon Gewinn gemacht - und sorgt gleichzeitig dafür, dass dem Urheber Einnahmen entgehen.

Aber es geht noch weiter:
Nach dem Willen der Piraten sollen Werke nur noch 10 Jahre urheberrechtlich geschützt sein - danach ist es nicht nur so, dass sie jeder verkaufen darf, es darf sie sogar jeder "kostenlos" weggeben. Und das sorgt natürlich für ein absoluten Einbruch beim Autorengehalt.
Nebenrechte beispielsweise. Früher ist es so gewesen, da hat ein Autor ein Buch geschrieben, das wurde irgendwann rausgebracht. Dann kamen die Übersetzungen, Jahre später Nachauflagen, es kam in der Zeitung als Fortsetzungsroman und irgendwann mal vielleicht ein Hörbuch. Mit ganz viel Glück bekam der Autor irgendwann mal einen Scheck, weil das Buch verfilmt wurde.
Wenn die Piraten ihren Quatsch durchkriegen, endet der Satz bei: "Da hat ein Autor ein Buch geschrieben, das wurde irgendwann rausgebracht. " Der Rest wird in der Zeit gemacht, in der das Urheberrecht abgelaufen ist - und der Autor guckt in die Röhre.
Nachauflagen, Ebooks, Film, Hörbuch - und von nichts sieht der Autor nach dem Willen der Piraten eine müde Mark.

Aber es geht noch weiter:
Christopher Lauer sagt in einem Interview, dass die Autoren sich halt Gedanken machen müssen, wie sie im Internet Geld verdienen. Im gleichen Atemzug sagt er aber auch, dass Lieschen Müller im Internet stehlen kann wie ein Rabe und das soll in Zukunft legalisiert sein (auch innerhalb der 10 Jahre Urheberrecht, die man dem Autor gönnt).
Grund? "Weil man unfähig ist, ein Verbrechen zu ahnden, können wir es auch gleich legalisieren. Zumindest solange, wie derjenige nichts daran verdient. Außerdem ist es natürlich, dass man was mitgehen läßt, wenn man weiß, dass man dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann"
Steht ein bisschen mehr "political correct" im Programm der Verbrecher ... ähm, Piraten.
Aber wie soll man im Internet Geld mit seinem Produkt verdienen, wenn gleichzeitig jeder merkbefreite Dieb das Buch für 99 Cent anbieten kann?

Aber es geht noch weiter:
Wieso verdammt noch mal, soll das, was ich als Urheber erschaffe, überhaupt an die Gemeinschaft zurückfließen? Mit welchem Recht?
Nur, weil ich beim Schaffensprozess Worte verwende, die vor ewigen Zeiten von Menschen gebildet wurden, die sie dann der Gemeinschaft gegeben haben?
Das ist absoluter BULLSHIT.
Wenn ich ein Haus baue, mit meinem Geld und meinen Werkzeugen und meinen Händen und ich benutze dazu dass Wissen der Menschheit bezüglich Architektur, Statik und Feng Shui, dann ist es am Ende immer noch mein Haus. Ich entscheide, was ich damit mache. Bis zum Lebensende - und danach geht es in mein Erbe über. Und wenn irgendein Vollpfosten nach 10 Jahren kommt und mir sagt: "Hee, du hast das Haus gebaut aufgrund des Wissens der Gemeinschaft - jetzt will die Gemeinschaft es wiederhaben, dein Haus ist nicht mehr deine!" - dann bekommt dieser Depp eine mündliche Aufforderung, das Grundstück in 30 Sekunden verlassen zu haben und schafft er es nicht, dann stolpert er ganz bestimmt über eine Schaufel, die ausgerechnet an dem Tag in meiner Einfahrt liegt und schlägt sich beim Fallen die Fresse blutig, so dass ihn ganz schnell der Wunsch auf Bereicherung auf Kosten arbeitender Menschen entgeht.
Nach dem Willen der Piraten wäre mein Text nach 10 Jahren vogelfrei ... ähm, gemeinfrei und schon davor kostenlos kopierbar, solange man damit kein Geld verdienen will, sondern es einfach nur lesen, aber nicht bezahlen möchte.

Das ist übrigens auch so ein Punkt
Sorry, ich möchte auch manchmal ein Stück Kuchen vom Bächer und es ist mir zu teuer. Aber entweder ich sage mir, das ist es mir wert oder es ist es mir nicht wert. Aber ich lange ganz sicher nicht über die Theke, schnappe mir, was ich kriegen kann und flüchte dann aus dem Laden. Und erst recht fang ich nicht an rumzuflennen, wenn ich geschnappt wurde und Strafe zahlen soll.
Also: Entweder der Kunde bzw. Leser möchte das Buch / EBook haben - dann soll er auch dafür bezahlen.
Oder: Er möchte den Preis nicht zahlen - dann kann er es halt nicht bekommen.
Und wenn er es unbedingt klauen möchte und wird dabei geschnappt, dann soll er verdammt noch mal zahlen.
Aber nicht sein kriminelles Tun (ja, verdammt - auch wenns viele machen, ists trotzdem nicht legal, sondern kriminell) auch noch von einer Partei legitimieren lassen.

Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn es Autoren gibt, die ihre Werke kostenlos abgeben können. Das können sie auch heute schon.
Aber ich möchte das Recht haben, darüber zu entscheiden, was mit meinen Werken passiert. Ich habs geschrieben. Und wenn ich nicht möchte, dass es weiterverlegt wird, dann darf es nicht einfach irgendwer weiterverlegen. Und wenn ich nicht möchte, dass jemand etwas in meiner Welt ansiedelt, dann möchte ich dagegen vorgehen können. Und wenn ich nicht möchte, dass jemand das Buch einfach so geschenkt bekommt, ohne dass ich ein Honorar oder einen Gewinn sehe, dann ist das eben so.

Deswegen lass ich mich auch nicht ausbuhen. Ja, ich weiß. Kunst kommt von innen, der wahre Künstler braucht kein Geld. Künstler können ja von Luft leben. Und jemand, der sich vom Geld beherrschen läßt kann keine echte Kunst machen.
Hallo?
In den letzten Jahren mal beim Arzt gewesen?
Die Leute haben einen Eid geschworen, dass sie kranken Menschen helfen. Aber wenn man zu denen kommt, wird als erstes die Versichertenkarte durchgezogen.
Sagt irgendwer dagegen etwas?
Nein, bei Ärzten ist es klar, die sind ja auch wichtig.
Kunst ist nicht wichtig. Und Künstler auch nicht.


Mag sein, dass es um die Nutzungsrechte von Autoren nicht zum Besten steht. Mag sein, dass da Verbesserungsbedarf ist.
Aber die Piraten sind mit ihren Vorschlägen und Lösungsansätzen keine Hilfe für Urheber.
Sie werden nur dafür sorgen, dass in Zukunft Künstler in jedem Fall von Hartz IV leben müssen und der Autor als Brotberuf aussterben wird.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Sven

Zitat von: Zanoni am 13. April 2012, 20:08:53
Versinken die Pharmafirmen in Armut, wenn ihre Patente nach 25 Jahren ablaufen und jeder Dahergelaufene Generika produzieren kann?

Doch, das wäre tatsächlich so. In der Pharmabranche wird das Patent eingereicht, sobald man einen Wirstoff gefunden hat. Von dem Moment an, durchläuft der Wirkstoff verschiedene Stufen. Es wird geforscht (auf Wirksamkeit zum Beispiel, oder aber es muss etwas gefunden werden, um die Wirksamkeitt herabzusetzen, falls der Wirkstoff zu wirksam ist). Danach muss die Wirksamkeit in verschiedenen Phasen an Menschen getestet werden. Danach geht es in die Entwicklung für die Produktion. So dauert es es mindestens 15 Jahre, in denen viele Millionen Euro in den Wirkstoff investiert wurden, ohne, dass man produzieren darf. Danach kommen die Formalien, die sich auch  bis zu einen Jahr (und auch darüber hinaus) hinziehen können. So kann die Pharmafirma effektiv nur ein paar Jahre mithilfe des Patents, seine Forschungs/ Entwicklungssummen einspielen. Man darf dabei aber auch nicht vergessen, dass neun von zehn Wirkstoffen in einem dieser vielen Phasen durchfällt und nicht weiter entwickelt wird.
25 Jahre sind also der Forschung nicht viel Zeit.
Beste Grüße,
Sven

Lynn

#8
Zitat von: Zanoni am 13. April 2012, 20:08:53
Es ist zwar völlig legitim, sich in diesem Thema allein auf die Verwertungsrechte zu konzentrieren, aber grundsätzlich hängt meines Erachtens beides sehr wohl zusammen.

Ich wollte diese Disskussion nicht nur auf die Verwertungsrechte beschränken,  sondern nur darauf hinweisen, dass in euren Posts m.E. Urheberrecht und Verwertungsrecht durcheinander gehen.

Das Urheberrecht ist nicht übertragbar. Es garantiert mir, dass niemand mein Werk als seines ausgibt (das zumindest nicht darf). Es garantiert mir, dass niemand ohne meine Erlaubnis in meinem Werk herumpfuscht. Es garantiert mir, dass allein ich entscheide, was mit den Figuren und der 'Welt', die ich geschaffen habe, geschieht. Das Urheberrecht ist an meine Person als Autor gekoppelt. Das Urheberrecht bringt mir im ersten Moment kein Geld ein. Es ist nämlich nicht an eine Veröffentlichung gebunden, sondern rein an die Existenz des Werkes. MEINES Werkes.

Was mir Geld einbringt sind die Verwertungsrechte. Die Verwertungsrechte an MEINEM Werk. Und da wir von MEINEM Werk reden, ist es bitte schön auch MEIN Recht zu entscheiden, wem ich diese Rechte abtrete, wie lange ich sie abtrete und was ich dafür als Gegenleistung bekomme. Wenn mir die Bedingungen nicht gefallen, kann ich entweder versuchen, sie neu zu verhandeln, sie trotzdem annehmen, weil mir niemand bessere bieten wird oder ich kann Ablehnen. Mein Werk. Meine Entscheidung. (An dieser Stelle ganz herzlichen DANK an Terogen! Du sprichst mir aus der Seele!)
Wenn jemand sagt: er schreibt aus Spaß und stellt seine Werke kostenlos der Gemeinschaft zu Verfügung ist das sein gutes Recht. Immerhin reden wir von SEINEM Werk.
Aber ich habe mich dafür entschieden, vom Schreiben leben zu wollen. D.h. ich muss mit dem, was ich an meinen Werken verdiene, meine Rechnungen bezahlen. Essen, Wohnung, ... all das. Niemand wird mir etwas schenken. Entsprechend kann ich es mir auch nicht leisten etwas zu verschenken. (Wer einen festen Job hat, würde ja auch nie auf die Idee kommen zu sagen: Weißt du was, Chef, ich schenke dir mein Gehalt von diesem Monat.)
Als ich mich für den Weg entschieden habe, Hauptberuflich als Freie Autorin zu arbeiten, kannte ich die Risiken. Es war mir klar, dass es für mich nicht das 'Netz' gibt, das es in einer Festanstellung gibt. (z.B. Krankengeld etc.) Aber ich habs trotzdem getan. Weil ich es tun wollte. Und weil ich wusste, dass ich für gute Arbeit auch bezahlt werden würde.
Und das will man mir jetzt nehmen. Sorry. Das finde ich nicht wirklich klasse.

Dass mir jetzt plötzlich irgendjemand vorschreiben will, dass ich meine Bücher für umsonst zur Verfügung stelle, weil sie ja - da sie für jeden zugänglich sind - automatisch nach X Jahren allen gehören, und dann zulasse, dass jeder (auch wenn sie eigentlich noch geschützt sind) mit meinem Werk machen kann, was er will - auch Geld verdienen - ist für mich die Antwort klar: Nein. Das ist für mich ein NoGo! Ich schreibe meine Bücher mit Leidenschaft und Herzblut. Sie bedeuten mir etwas. Es sind MEINE Bücher. Die Vorstellung, dass man von mir erwartet, meine Rechte an ihnen abzutreten, wenn ich es nicht will, hinzunehmen, dass mit ihnen Dinge geschehen, die ich nicht will, ist für mich ein absolutes Unding.

Lomax

Was bei der Diskussion gerne gegenüber gestellt und verglichen wird, auch bei Falko Löffler, sind m.E. nach assymetrische Positionen: Es werden die radikalen und teilweise wirklichkeitsfernen Positionen, wie von den Piraten geäußert, mit den real existierenden und für jedermann fühlbaren Problemen im gegenwertigen Umgang mit den Verwertungsrechten verglichen - und dann letzteres irgendwie hingenommen, weil man mit ersterem nicht übereinstimmen kann.
  Und genau darum finde ich halt nicht, dass Falkos Analyse valide ist, und kann mich umgekehrt sehr wohl mit den Piraten anfreunden - weil meiner Einschätzung nach diese beiden Positionen nicht 1:1 gegenübergestellt werden können, sondern je nach ihrem realen Einfluss gewichtet werden müssen. Und da wird sehr klar, die Probleme, die auf Verbraucherseite derzeit mit urheberrechtlichen Angelegenheiten empfunden werden, sind jetzt real und wirkensam ... Sie wirken nicht zuletzt, indem sie die radikalen Forderungen bei den Piraten stützen und die Akzeptanz des Urheberrechts schwächen. Die Extremforderungen der Piraten hingegen sind erst mal nichts weiter als Gewerkschaftsforderungen bei Verhandlungsbeginn - wenn diese Forderungen es je bis zu den Abschlüssen schaffen, wird das wenigste davon noch zu erkennen sein. Nicht zuletzt darum, weil die Rahmenbedingungen des Urheberrechts auch durch internationale Vereinbarungen umrissen sind und der Bewegungsspielraum darin erst mal sehr gering ist, die Veränderungmöglichkeiten langfristig und kleinschrittig.
  Und wenn sich da die Gewichte durch die Piraten ein wenig fort von den Lobbygruppen verschieben und ein wenig mehr hin zu den Verbrauchern, ist das meines Erachtens nach eine Bewegung in die richtige Richtung, weil es dabei hilft, als missbräuchlich empfundene Ableitungen des Urheberrechts zu kontrollieren - lange bevor sich je die Situation ergibt, dass irgendwelche radikalen und marktfernen Modelle in der Praxis und zu Lasten der Urheber durchgesetzt werden können.
  Meine Rechnung sieht da ganz einfach aus: Als Urheber will ich ganz gerne (weiterhin) sowohl Kulturgut schaffen können wie auch die Möglichkeit erhalten, es gewinnbringend zu verwerten. Für mich ist das Urheberrecht mit den angehängten Verwertungsrechten also schlicht eine Ressource. Als Historiker weiß ich, dass die meisten Ressourcen, die in der Menschheitsgeschichte verloren gingen oder geschwächt wurden, durch Gier oder übertriebene Ausbeutung verloren gingen. Und gerade weil ich nicht der Ansicht bin, dass das Urheberrecht in der "modernen Zeit angepasst" werden muss, halte ich es für sehr dringend erforderlich, dass die Austarierung und Ausgestaltung von Nutzungs- und Verwertungsrechten genau so weiterentwickelt wird, dass am Ende alles stabil bleibt und wie schon im nichtdigitalen Bereich ein angemessener Interessenausgleich mit Akzeptanz stattfindet.

Das, denke ich, ist ein Prozess, den man als Urheber mit gestalten kann und auch sollte. Das funktioniert allerdings nur, wenn man ergebnisorientiert auch auf die Gegenpositionen eingeht und auch auf extreme Vorstellungen - wie beispielsweise eine "Beschränkung der Schutzrechte auf 10 Jahre" - nicht gleich mit Fundamentalopposition reagiert, sondern einfach sachlich damit umgeht; die Gründe respektiert, die dafür vorgebracht werden, und einfach die Probleme ins Spiel bringt, die die Gegenseite dabei gerne übersieht. Solche Gründe gibt es genug, und damit auch genug Spielraum, um am Ende einen respektvollen Kompromiss zu finden. Und da auf dem Weg zu konkreten Entscheidungen, s.o., genug Zeit besteht, gehe ich auch mal davon aus, dass sich auch bei den Piraten bis dahin ein solcher Kompromiss finden lässt, wenn sich nur genug Kreative mit einbringen und an Lösungen mitarbeiten.

Aussagen von Urhebern jedenfalls, wie ich sie in einer ähnlichen Diskussion auf einem anderen Forum gehört habe und die sich zusammenfassen lassen als "Ist mir scheißegal, was die Konsumenten wollen. Das ist mein Werk, und die sollen die Klappe halten, und wenn ihnen irgendwas nicht passt, brauchen sie's halt nicht zu kaufen" - die empfinde ich als in der Diskussion wenig hilfreich. Sie unterscheiden sich qualitativ nicht vom Standpunkt der "Radikalraubkopierer", und sie sind gut geeignet, als Reaktion seitens der Konsumenten ein "Fick dich; wenn du unseren Wünschen nicht zuhören willst, warum sollten wir dann deinen Wünschen zum Urheberrecht zuhören?" zu provozieren.
  Und das ist durchaus ein Problem für den Urheber, denn das Urheberrecht ist nun mal kein Naturrecht; es ist wie das ganze Immaterialgüterrecht eine sehr abstrakte Kulturleistung, die von der ganzen Gesellschaft aufgebaut, unterhalten und vermittelt wird; und die ausdrücklich mit der Prämisse eingerichtet wurde, dass die Gesellschaft dafür vom Nutznießer dieser Rechte eine Gegenleistung erwartet. Das Urheberrecht zu einseitig als etwas zu sehen, was "einem zusteht", und nicht als gegenseitig ausgehandeltes Bündel von Rechten und Verpflichtungen, rührt also durchaus an den Fundamenten dieses Rechts.
  Und darum ist es vielleicht klug, die Dinge, über die beispielsweise Falko sich bei den Piraten aufregt, nicht nur als Zumutung oder als undurchdachte Dummheit anzusehen, sondern nicht zuletzt auch als eine Reaktion, die von Urhebern und Verwertern selbst provoziert wurde, indem diese es versäumt haben, bessere und praktikablere und für alle Seiten tragfähige Umsetzungen zu kommunizieren - oder indem sie sogar durch ihr Verhalten dazu beigetragen haben, dass das Verständnis für das Urheberrecht an sich bei weiten Kreisen unter den Konsumenten beschädigt worden ist.
  Da gilt es also für Urheber eher, weniger zu schimpfen, sondern vielmehr es besser zu machen. Und Dinge, die schlecht laufen und besser gemacht werden könnten, auch klipp und klar beim Namen zu sagen und ohne falsches "Lagerdenken" dafür einzutreten, Missbrauchsmöglichkeiten auch für Rechteinhaber einzudämmen - als da zu nennen wären: Abmahngeschäfte, Aushebelung des freien Handels durch den Umweg über Urheber- und Markenrecht, verwaiste Werke, Sicherung des traditionellen Umfangs der Intertextualität der Literatur etc. ... Also, was ich teile, das ist unbedingt Falkos Forderung nach einem Ausschauss sachkundiger Kreativer auch bei den Piraten, die sich weniger um die revolutionären Konzepte, sondern schlicht um die lästige und praxisorientierte Detailarbeit in diesem Bereich kümmern   ;)

Faol

#10
Ok, nach mal von vorne, jetzt ist mir schon wieder ein langer Beitrag durch drücken einer falschen Taste verloren gegangen :wums:

Ich habe das Gefühl das im Internet im Moment viele falsche Informationen kursieren über die Piraten, wo deren Meinung noch übertrieben wird. Viele der im Internet in den letzten Tagen aufgestellten Thesen, was die Piraten angeblich meinen, stehen nirgendwo im Parteiprogramm der Piraten. Ich selber habe mir die Mühe gemacht dieses zu lesen (sollte ich trotzdem etwas falsches darüber behaupten dürft ihr mich natürlich gerne verbessern am liebsten mit Zitat aus dem wirklichen Parteiprogramm) und muss feststellen, dass ich die meisten Punkte, die die Piraten vorschlagen nur unterstützen kann und das auch aus der Sicht eines potentiellen Urhebers. Ähnlich wie Lomax sehe ich aber auch einige Punkte, wo die Piraten etwas über das Ziel hinaus schießen, vermute aber, dass die ganz radikalen Thesen, die ich später noch erläutern will, auch abgeschwächter werden, wenn die Piraten sich erstmal etabliert haben.
Dazu kommt, dass die Piraten vorallem auch mehr direkte Demokratie fordern z.B durch Volksentscheide. Damit werde sie sich langfristig selbst die Möglichkeit nehmen, die radikalsten Punkte durchzusetzen, weil es zu viele Stimmen dagegen geben wird.

Ich finde im Parteiprogramm der Piraten nirgendwo diese Aussage, dass das Urheberrecht nach 10 Jahren verfallen soll. Diese 10 Jahre tauchen durchaus im Parteiprogramm auf, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Die Urheberrechte sollen 10 Jahre nach dem Tod des Urhebers verfallen. Dadurch soll das Urheberrecht wieder direkter an den wirklichen Urheber gebunden werden. Außerdem soll den direkten Angehörigen die Möglichkeit gegeben werden auch noch nach dem Tod des Urhebers von dem Werk zu profitieren, da viele Werk nach dem Tod des Schöpfers noch einmal mehr Gewinn abwerfen. Allerdings sind die Piraten auch der Meinung, das dafür 10 Jahre genügen. Sie halten die jetzigen (ich glaube) 70 Jahre für zu fiel, weil diese meist dazu führen das Rechteverwerte, die gar nichts persönlich mit dem Schöpfer zu tun haben, noch viele Jahre nach dem Tod Geld mit der Schöpfung verdienen.
Ich finde diese 10 Jahre richtig, weil das Urheberrecht numal die Rechte des Urhebers sind und wir reden hier über einen Zeitraum in dem dieser schon Tod ist.

Zum Thema Raubkopie. Hier unterscheiden die Piraten zwischen der kommerziellen Raubkopie und der nicht kommerziellen Privatkopie.
ZitatAber wie soll man im Internet Geld mit seinem Produkt verdienen, wenn gleichzeitig jeder merkbefreite Dieb das Buch für 99 Cent anbieten kann?
Genau das soll auch in Zukunft (zumindest laut Parteiprogramm, mag sein, dass mache Piraten sich auch in Interviews nicht ganz so eindeutig ausdrücken)  nicht erlaubt werden, genauso wenig wie rapidshare, kino.to und wie sie nicht alle heißen, die mit den Werken andere Millionen verdienen.

Der zweite Punkt ist die nichtkommerzielle Privatkopie über die man sehr gemischter Ansicht sein kann. Ich befürworte sie nicht. Die Privatkopie besagt, jeder sollte im Internet Lieder die er selbst gekauft hat zur Verfügung stellen könne und jeder darf sie sich downloaden, solange niemand damit Geld verdient. Das finde ich nicht in Ordnung auch wenn es Meinungen gib, nach denen die Urheber dadurch gar nicht viel oder keine Verlust machen, weil solche Plattformen auch als kostenlose Werbung für den Urheber dienen können, vorallem in der Musikindustrie, wo dadurch mehr Fans entstehen, die zu Konzern gehen. Ob das wirklich so ist kann keiner wirklich messen, genauso wenig wie man den Verlust messen kann, den die Firmen durch Raubkopien machen. Da gibt es von den Rechteverwerten genauso absurde Rechnungen wie von den Raubkopierern.
Trotzdem bin ich gegen eine Legalisierung der Privatkopie, weil ich denke das damit auch das Gefühl verloren geht, dass ich da etwas kopiere wofür jemand gearbeitet hat und der bekommt nichts dafür.

Ich denke gerade bei diesem Aspekt sind mir die Piraten zu radikal, allerdings denke ich da wird das zum greifen kommen, was Lomax sagte, wenn die Piraten wirklichen langfristigen Erfolg haben wollen, werden sie da noch Einschnitte machen.

ZitatUnd wenn ich nicht möchte, dass jemand etwas in meiner Welt ansiedelt, dann möchte ich dagegen vorgehen können.
Das finde ich kann man jetzt wirklich sehr gemischt sehen. Gerade die Fan-Fiction lebt ja zum Beispiel davon, das genau das gemacht wird und dabei können sehr tolle Sachen entstehen, wo ich sage, wie traurig, wenn das nicht erlaubt ist und ich immer Angst haben muss abgemahnt zu werden, wenn ich so neue Sachen erschaffe. Auch in der Musikbranche sind schon so tolle Sachen entstanden (Remix usw.), dadurch das Dinge weiterverarbeitet wurden. Ich muss sagen, das ist etwas sehr tolles, was auch gefördert werden sollte. Da ist dann die entscheidende Frage, wo hört mein Eignens "Ich will aber das mein Roman nur mir gehört" auf und wo fängt das "andere können das was ich geschaffen habe noch verbessern" an.
So weit ich mich erinnere, ich bin mir hier nicht ganz sicher, fordert die Piratenpartei das Remixen oder verwenden von Teilstücken aus Werken vorallem (oder sogar nur) zu nicht kommerziellen Zwecken zu erlauben. Also man darf eine Fan-Fiction schreiben, man darf damit aber nicht selbst Geld verdienen.

Ich finde ein wichtiger Aspekt in der Diskusion um die Urheberrecht ist, dass die Politik im Moment ständig und immer Maßnahme sucht um die Raubkopierer aufzuhalten. Tatsache ist, die Raubkopierer interessiert das reichlich wenig, die wenigsten werden gefasst dafür werden Technologien überlegt oder sogar eingeführt um diese Aufzuhalten die auch jeden rechtschaffenden Bürger einbeziehen und überwachen. Es werden grundsätzlich alle unter den Verdacht gestellt Raubkopierer zu sein. Das finde ich falsch.

Die Neuerungen im Urheberrecht und bei den Verwertungsrechte die in den letzten Jahren geschaffen wurden, gehen immer nur in die Richtung die großen Firmen mehr Geld zu zuspielen, auf Kosten unserer Freiheit. Dem wirklichen Urheber bringen sie meiner Meinung nach reichlich wenig.

Aber dadurch das die Firmen immer mehr Möglichkeiten bekommen ihre Rechte zu sichern geht uns etwas wichtiges verloren. Die Firmen werden nicht gezwungen ihre veralteten Geschäftsideen zu überarbeiten und anzupassen, weil sie ja so gut geschützt werden, dass sie nur wenig Verluste machen, wenn sie an alten Geschäftsideen festhalten.

Ein Beispiel: Ein Computerspiel wird von einer Firma mit einem Kopierschutz herausgebracht. Die Folge für mich. Ich habe bezahlt, kann aber nicht Mal für mich selbst eine Sicherheitskopie anfertigen, sollte die CD eines Tages nicht mehr lesbar sein (was durchaus auch ohne eigenes Verschulden irgendwann eintritt). Oder noch schlimmer, ich muss sogar mit der gekauften CD noch ein Programm mitinstallieren, was meinen Computer auf eventuelle Raubkopien durchsucht und dabei alle meine Daten an den Spielehersteller senden kann und tut). Oder ich kauf legal ein CD mit Musik, die kopiergeschützt ist und die es mir also nicht möglich macht die von mir gekaufte Datei beliebig auf MP3-Player, Computer zu hören. Oder ich kaufe einen Film und muss mir dann noch Werbung ansehen oder so einen Slogan, dass Raubkopie illegal ist (auf einer DVD, für die ich Geld bezahlt habe, das finde ich eine Unverschämtheit).

Im Gegenzug gibt es im Internet jemanden, der hat das Spiel gecrackt, sodass ich es kopieren kann und sodass ich das Programm das meine Daten ausließt nicht brauche. Es gibt die Musikdatei die ich beliebig für mich persönlich kopieren und auf all meine Geräten anhören kann und es gibt den Film bei dem die Werbung weggeschnitten wurde. Es gibt dort illegal also das besser Produkt und da wundern sich die Firmen noch, dass viele Leute sich dieses besser Produkt holen?

So, mir würde noch viel mehr einfallen, aber der post ist jetzt schon zu lang, also nur noch mein Fazit.

Ich finde es gut, dass eine Partei wie die Piratenpartei frischen Wind in eine Diskusion bringen, die in den letzten Jahren vorallem dahin läuft große Rechteverwerterfirmen zu schützen und das ganze auch von Seiten der Verbraucher anspricht. Außerdem steht vieles was im Internet herumgeht, was die Piraten angeblich glauben unterstützen so gar nicht so im Parteiprogramm und ich finde das das, was im Parteiprogramm steht zum Teil sogar dem Urheber besseren Schutz bringen wird.
Ich denke sogar, das die Piraten zu Teil Leute aus der krativen Branche in ihrer Partei haben, dabei handelt es sich aber vor allem aus der Branche der Musik und Filmindustrie (ich meine nicht, dass sie sich da nicht auch noch mehr anschaffen sollten). Im Bereich der Schriftstellerbranche kennen sich die Piraten meiner Meinung nach recht schlecht aus und da ist sicher nachholbedarf. Nicht alles was für Musik und Film gilt muss auch für Bücher gelten.

Edit: Ich habe gerade gesehen, dass es sich bei dem Parteiprogramm das ich gelesen habe nicht um das ausfürlichste Parteiprogramm handelt, dass es von den Piraten gibt. Ich lese jetzt noch mal das ausführlichere und werde mich verbessern, sollten die Sätze, die ich bestritten haben, doch irgendwo vorkommen.
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
(Robert Frost - The Road Not Taken)

Alaun

#11
Ich frage mich gerade, was aus der Diskussion um das geplante Buch von Marina Weisband geworden ist. Anfang April ging da ein Aufschrei durchs Netz, da sie äußerte, sie werde das Buch selbstverständlich nicht kostenlos zum Download zur Verfügung stellen. Und da geht für mich irgendwie das Schmierentheater los. Man kann eine Menge über Verbesserungen und neue Werte und Gesellschaft und blablabla diskutieren und auch ganz schnell jede Menge fordern. Aber wenn diese Werte von den Mitgliedern der Partei tatsächlich gelebt würden, dann stünde außer Frage, eigene Werke eben kostenlos ins Netz zu stellen. Was nicht vorgesehen ist, denn natürlich möchte auch Frau Weisband Geld verdienen, nicht wahr?

Ich kann die Piratenpartei seitdem noch weniger Ernst nehmen als zuvor. Aber ich beobachte inzwischen misstrauisch deren Wahlerfolge. Ich glaube, dass sie eine Menge Protestwähler abbekommen und Leute, die sich nicht genau damit befassen. Meine Meinung ist generell, dass Kunst eben Geld kostet. Daran ist nichts zu rütteln. Klar können alle, die das möchten, für lau vor sich hinarbeiten und wahnsinnig kreativ sein. Bitteschön. Ich möchte aber selbst darüber entscheiden, was mit meinem Werk passiert. Und - man möge es mir verzeihen - ich bin der Meinung, dass Autoren ebenso bezahlt werden müssen, wie der Handwerker von nebenan, der Jurist, der Arzt, die Verkäuferin. Und alle anderen. Ich erwarte von einer Gesellschaft den Anstand, Arbeit wertzuschätzen. Und da fängt das Problem an. Denn das Problem ist weitreichend. Es können immer weniger Menschen von ihrer Arbeit leben, die Zahl der "Aufstocker" nimmt permanent zu. Warum? Weil in dieser Gesellschaft Arbeit nicht mehr wertgeschätzt wird. Und diese "Geiz ist geil"- Mentalität rächt sich, da bin ich mir sicher.


Tintenweberin

#12
Also doch ein bedingungsloses Grundeinkommen, oder besser noch eine kostenlose Befriedigung der Grundbedürfnisse essen, trinken, wohnen, kleiden, die Benutzung öffentliche Transportmittel und medizinische Versorgung? Für alles, was ein Mensch darüber hinaus zu brauchen meint, soll er halt zahlen. Vielleicht berechnet sich der Wert der Arbeit völlig neu, wenn die Städte und Kommunen den Menschen, die ihren Müll entsorgen und ihre öffentlichen Toiletten sauber halten, Bestechungsgelder zahlen müssen ...   ;)

Ich sehe, dass heutzutage wesentlich mehr Menschen in allen Bereichen der Kunst auf einem relativ hohen Niveau tätig sind als noch vor dreißig Jahren. Die Maler stellen ihre Bilder in Galerien, Kneipen oder auf einem Künstlermarkt aus, die Musiker treten auf Dorffesten, Vereinsfeiern, Hochzeiten oder auf der Straße auf und verdienen damit ein bisschen Geld oder auch nicht. Nur bei den Autoren gibt es eine riesige Diskrepanz zwischen der Menge der erschaffenen und der Menge der "vorführbaren" oder verkäuflichen Werke.

Vielleicht wäre alles ein bisschen einfacher, wenn es eine "solide Mittelschicht" kleiner und kleinster Verleger gäbe, die gar nicht erst versuchen (müssen) mit den Großen um die Wette zu turnen. Vielleicht würde eine "Regionalliga" in der Verlagslandschaft besser gedeihen, wenn der Dornenverhau "Verwertungsrecht", der rund um das "Urheberrecht" gewuchert und in die Höhe geschossen ist, gerodet und neu angelegt würde. Und zu diesem Punkt finde ich in den Überlegungen von Lomax und Faol wesentlich mehr Ansatzpunkte als im Parteiprogramm der Piraten oder im Gewetter der Piratengegner.

Lynn

Den Praktiken dieser Abmahnanwälte muss man einen Riegel vorschieben. Da bin ich ganz bei dir. Aber ich sehe nicht, wo deren Praktiken etwas mit meinen Rechten als Urheber bzw. den Verwertungsrechten die ich abtrete zu tun hat. Dem Treiben der Abmahnanwälte Einhalt zu gebieten, in dem man das Urheberrecht ändert oder an den Verwertungsrechten schraubt, trifft die Falschen (und würde in der Realität vermutlich gar nichts bringen)

Über DRM ärgere ich mich auch. Aber das hat nichts mit den Verwertungsrechten zu tun. Das ist eine Möglichkeit der Verwertung. Nicht mehr (aber auch nicht weniger).


Zitat von: Faol am 14. April 2012, 01:49:55
Das finde ich kann man jetzt wirklich sehr gemischt sehen. Gerade die Fan-Fiction lebt ja zum Beispiel davon, das genau das gemacht wird und dabei können sehr tolle Sachen entstehen, wo ich sage, wie traurig, wenn das nicht erlaubt ist und ich immer Angst haben muss abgemahnt zu werden, wenn ich so neue Sachen erschaffe. Auch in der Musikbranche sind schon so tolle Sachen entstanden (Remix usw.), dadurch das Dinge weiterverarbeitet wurden. Ich muss sagen, das ist etwas sehr tolles, was auch gefördert werden sollte. Da ist dann die entscheidende Frage, wo hört mein Eignens "Ich will aber das mein Roman nur mir gehört" auf und wo fängt das "andere können das was ich geschaffen habe noch verbessern" an.
So weit ich mich erinnere, ich bin mir hier nicht ganz sicher, fordert die Piratenpartei das Remixen oder verwenden von Teilstücken aus Werken vorallem (oder sogar nur) zu nicht kommerziellen Zwecken zu erlauben. Also man darf eine Fan-Fiction schreiben, man darf damit aber nicht selbst Geld verdienen.

Es liegt mir fern Fan-Fics per se zu verbieten. Im Gegenteil, ich sehe sie als eine Art 'Ritterschlag' für mich als Autor, aber sie sind trotz allem ein Zweischneidiges Schwert, wie diverse Urheberrechtsstreitigkeiten in den USA (keine Ahnung, ob es auch schon welche in Deutschland gab) beweisen. Marion Zimmer Bradley war da z.B. davon betroffen.
Aber (auf die Gefahrt hin mich zu wiederholen): Ich möchte die Möglichkeit und auch das Recht dazu haben, sagen zu können: Nein, ich möchte nicht, dass XY mit meiner Welt / meinen Figuren geschieht. Ob ich tatsächlich von diesem Recht gebrauch mache, ist dann meine Sache.


Was die Beschränkung der Dauer des Urheberrechts angeht: Das ist ungefähr so, als würde man jemandem sagen, dessen Vater / Mutter ein Geschäft aufgebaut hat: Dein Vater ist jetzt 10 Jahre tot. Du hast kein anrecht mehr auf dein Erbe. Das Geschäft und alles was darin ist, gehört jetzt der Allgemeinheit. - Das Geschäft wäre schneller ausgeräumt und bankrot, als der Erbe bis 10 zählen könnte. Plünderer vor! - Halloo? Gehts noch?
Und lasst mich in dem Zusammenhang mal folgendes Szenario konstruiern:
Ein junger Schriftsteller (oder auch Schriftstellerin, ich bleibe der Einfachheit halber jetzt mal bei der männlichen Variante). Er schafft nicht den großen Durchbruch, kann aber von dem, was er verdient zusammen mit dem, was seine Frau (sie ist ungefähr genauso alt wie er) verdient, sie, die evtl vorhandenen statistischen zwei Kinder und sich ernähren. Ab und an ist vielleicht sogar mal ein größerer Urlaub drin. Der Mann ist ungefähr 55 als er einen tödlichen Unfall hat. Die nächsten 10 Jahre fließt das, was seine Bücher einbringen noch in die Haushaltskasse und kommt seiner Frau und den Kindern zu gute. Danach erlischt sein Urheberrecht. Und zwei / drei Jahre später werden seine Bücher plötzlich wahnsinnig populär. (aus welchen Gründen auch immer, Boom des Themas o.ä.) Ein gewiefter Mensch bringt sie neu heraus. (Darf er ja jetzt, weil das Urheberrecht erloschen ist) Bestsellerliste. Verfilmung ... Plötzlich fließt das ganz große Geld. Nur hat seine Witwe die jetzt von ihrer Rente leben muss (die vermutlich nicht wirklich groß sein wird, wenn man sich die Statistiken ansieht), keinerlei Anspruch mehr auf dieses Geld, weil ja das Urheberrecht ihres Mannes schon nach 10 Jahren erloschen ist. - Das kann es ja wohl auch nicht sein. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Urheber / Autor alt und zahnlos mit 100 stirbt.

Und noch etwas: Diese Diskussion wird gerade so geführt, als würde ein Autor die Verwertungsrechte an seinen Werken einmal und das für die Dauer des Gesetzlichen Urheberrechts (also 75 Jahre nach seinem Tod) abtreten. Dem ist doch in der Regel gar nicht so. Die Nutzungsdauer, für die man seine Werke dem Verwerter / Verlag überlässt wird zeitlich beschränkt. D.h. (sofern man in dieser Zeit nicht stirbt) man bekommt seine Rechte noch zu seinenLebzeiten wieder zurück. Es darf keine Neuauflagen mehr geben, nur noch Exemplare aus den 'alten' Auflagen finden sich in Antiquariaten oder werden privat von Besitzern verkauft. Niemand verdient mehr daran im Sinne von: der Verwerter zahlt dem Autor Tantiemen (ist jetzt ein bisschen umständlich ausgedrückt, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine). Bei allem, was ich lese klingt das aber so, als würde der Verwerter auch nach dem Tod des Autors noch fleißig weiter Geld an seinen Werken verdienen. Dem ist aber gar nicht so.


@ Aquamarin: Ganz deiner Meinung.

Feuertraum

Auch auf die Gefahr, dass es jetzt heißt, ich vergleiche Äpfel mit Birnen, aber...

Wenn ein Künstler etwas erschafft, dann soll er dafür auch bezahlt werden. Da bin ich mit Ihnen konform. Und bezahlen soll derjenige, der diese Arbeit nutzt.
Und genau da sehe ich jetzt eine Schwierigkeit.
Angenommen, Sie spielen mit dem Gedanken, sich...sagen wir mal...eine neue Stereoanlage zuzulegen. Sie gehen also in ein Geschäft, dass solche Geräte verkauft und lassen sich von dem Verkäufer intensiv beraten. Am Ende des - sagen wir mal halbstündigen - Gesprächs bedanken Sie sich und verlassen mit den Worten "Ich muss da noch mal eine Nacht drüber schlafen" das Geschäft.
Natürlich, das ist legitim, keiner kann gezwungen werden, etwas zu kaufen (ja, okay, von der GEZ mal abgesehen). Dennoch haben Sie als potentieller Kunde die 30 Minuten Nutzen und nichts dafür bezahlen brauchen.
Wahrscheinlich wird jetzt der eine oder andere von Ihnen sagen, dass dafür doch der Arbeitgeber zuständig ist, dass sein Verkäufer entlohnt wird.
Natürlich, aber wie der Autor sich hinstellt und sagt, ich muss zusehen, dass ich von meiner Arbeit leben kann und deswegen so gut schreiben, dass ich möglichst viele Nutzer/Käufer finde, so muss auch der Verkäufer sagen, ich muss möglichst viel verkaufen, dass soviel Geld in die Kasse gespült wird, dass Chef mich weiterhin bezahlen kann.

Zitat von Faol:
Zitat[...]und es gibt den Film bei dem die Werbung weggeschnitten wurde.

Ich weiß jetzt nicht, ob sich das auf Platformen wie zum Beispiel kino.to richtet. Aber es gibt sogenannte Onlinevideorecorder im Netz, mit denen man Fernsehsendungen aufzeichnen lassen kann, diese später herunterladen und anschauen kann.
RTL hatte einmal eine Klage gegen einen solchen Videorecorder angestrebt - und sowohl in der ersten als auch in der zweiten Instanz verloren. Begründet wurden die Urteile damit, dass es egal sei, ob der Konsument den Film nun auf einem herkömmlichen Videorecorder oder auf eben diesem Wege aufzeichnet: es werden keinerlei Rechte verletzt.



Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?