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Pseudonym und Realname - wie strikt trennt ihr eure Identitäten?

Begonnen von Alaun, 22. Februar 2013, 11:48:28

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Silberfuchs

Ich muss Realidentität und Pseudonym trennen.
Da ich im öffentlichen Dienst gearbeitet habe und auch wieder arbeiten werde, halte ich es für vollkommen unangebracht, unter dem Namen ein Schreiberleben zu führen, und sei es noch so klein und unbekannt. Meiner Meinung nach verträgt es sich einfach nicht, gleichzeitig Polizist und Autor zu sein. Dazu kommt, dass ich das Schreiben nicht an den großen Nagel hängen möchte und auch gar nicht will, dass meine Familie oder mein Bekanntenkreis wissen, dass ich schreibe und über was ich schreibe. Einige meiner Themen sind etwas spezieller und sind damit nichts, was ich beispielsweise meine Mutter wissen lassen möchte. Umgekehrt ist mir Privatsphäre auch sehr wichtig, was bedeutet, dass ich nicht möchte, dass mir vollkommen fremde Menschen über mein Leben Bescheid wissen und beispielsweise an meinen Facebook-Account kommen.
Das Schreiben soll nur ein Teil meiner Welt sein, etwas, wo ich gewissermaßen abtauchen und dem Alltag entfliehen kann. Dementsprechend finde ich es angenehm, das Schreiber-Ich und mein reales Ich voneinander zu trennen.
»Smile at a stranger today.«

Ahneun

@Silberfuchs
Ja, das sind auch meine Gedanken. So wie ich bereits schrieb, ich werde mir einen Pseudonym-Namen suchen und dann nur unter diesem schreiben und auftreten. Ich werde dann nur am Rande erwähnen, dass ich ein Pseudonym verwende. Fertig. Bei mir liegen die gleichen Gründe wie bei Dir vor, was den öD und Deinen zukünftigen Beruf betrifft.

Ich habe mich diesbezüglich (Pseudonym) noch nicht umgeschaut. Eine Veröffentlichung liegt bei mir auch noch in weiter Ferne.

@JarlFrank,
bei mehr wie drei Pseudonymen hätte ich Angst durcheinander zu kommen. :hmmm:
Wenn Du sogar verschiedene Zielgruppen bedienst, - es kommt halt darauf an, - dann wäre sogar ein Pseudonym angebracht. Ich weiß jetzt nicht, ob es Probleme geben könnte, wenn Du zum Einen Erotik schreibst und zum Anderen Kinderbücher. Spätestens die Eltern werden misstrauisch oder werden Dich als Autor ganz meiden. Wobei, - sie könnten in Deiner Erotik Ecke fündig werden.  :buch:
- Ein Diamant
ist

JarlFrank

Zitat von: A9 am 25. Januar 2017, 04:59:12


@JarlFrank,
bei mehr wie drei Pseudonymen hätte ich Angst durcheinander zu kommen. :hmmm:
Wenn Du sogar verschiedene Zielgruppen bedienst, - es kommt halt darauf an, - dann wäre sogar ein Pseudonym angebracht. Ich weiß jetzt nicht, ob es Probleme geben könnte, wenn Du zum Einen Erotik schreibst und zum Anderen Kinderbücher. Spätestens die Eltern werden misstrauisch oder werden Dich als Autor ganz meiden. Wobei, - sie könnten in Deiner Erotik Ecke fündig werden.  :buch:

Genau deshalb überlege ich ja, mir ein Pseudonym zuzulegen, um Genres/Zielgruppen ein wenig auseinanderzuhalten.

Im Moment denke ich über ein, maximal zwei Pseudonyme zusätzlich zu meinem Realnamen nach.
Realname: Fantasy, Science Fiction, Krimi, Humor
Pseudonym: Bizarro, Erotik, und sonstiger Kram der mir für den Realnamen dann doch ein wenig zu verrückt ist

Aber ich hab auch schon von Autoren gehört, die in mehreren Genres schreiben und für jedes Genre dabei ein anderes Pseudonym nehmen.
Name1: Fantasy
Name2: SciFi
Name3: Krimis
Name4: Historische Romane
Name5: Erotik
Name6: Romanzen
... je nachdem wie viele Genres man schreibt lässt sich die Liste natürlich noch erweitern.

Ich verstehe, warum manche Autoren so vorgehen: Zielgruppen trennen, jemand der heroische Fantasy mag wird sich vielleicht nicht für einen hard SciFi Roman interessieren, und die Fantasy und SciFi Fans können mit einem Krimi vielleicht nichts anfangen. So vermeidet der Autor, dass Fans des einen Pseudonyms davon enttäuscht sind, dass das neue Buch ihres Lieblingsautors ja so komplett anders ist als das, was sie sonst so von ihm kennen.
Natürlich macht das auch mehr Arbeit: man muss für jedes Pseudonym eine eigene Fanbase aufbauen, und bei sehr eng verwandten Genres wie Fantasy und SciFi fände ich die Trennung recht sinnlos.
(Aber ich hab schonmal einen Artikel von einer Autorin gelesen, die ihre Fantasy und Science Fiction tatsächlich durch Pseudonym voneinander trennt, weil ihr Schreibstil in beiden auch etwas anders ist)

Ahneun

WOW, das ist echt ne Menge.
Da würde ich mir aber auch wirklich überlegen, was ich mache.
Unter diesen Umständen könnte ich mir bei Dir auch vorstellen, schreib unter Deinem RealNamen einfach weiter. Solltest Du dann aber in z.B. die Richtung Kinder & Jugend schreiben, nur dann dafür ein Pseudonym verwenden.

So, wie ich das sehe, deckst Du ein breites Spektrum ab und man (der gemeine Leser) kann sehen, dass Du ein vielseitiger Autor bist, der in vielen Genres zu Hause ist. *ist so mein Gedanke* Stell Dir einfach mal ein Bücherregal mit Deinen Büchern vor. Einmal sind Deine Bücher nach Genre einsortiert und ein anderes mal, nach Autor. Dann betrachtest Du Dir Dein Regal und ein Leser sucht ein bestimmtes Buch. Was fühlst Du als Autor in diesem Moment?

Oder eine Verkaufsplattform im Internet in der Deine Bücher gelistet sind. Mit verschiedenen Pseudonymen bist Du auf mehreren Seiten mit einem oder zwei Büchern gelistet. Aber mit nur einem Namen hat der Leser alle Deine Bücher auf einen Blick im Monitor vor sich.
- Ein Diamant
ist

Fianna

Manche Genre passen auch gut zusammen. Bei Fantasy und historischen Romanen hat man jeweils komplexe Hintergründe und fremdartige Kulturen, die man dem Leser mit möglichst wenig Infodump ansprechend und packend darstellen möchte. Das passt doch schonmal ganz gut zusammen unter einem Pseudonym.

Krimi und Thriller kann man auch gut in ein Pseudonym packen (sollte aber vielleicht schon bei dem Cover darauf achten, dass man zwei unterschiedliche Designs hat und das im Klappentext auf jeden Fall deutlich abgrenzen), usw.

Marta

Ich würde nur Kinder- und Erwachsenenbücher durch Pseudonyme trennen. Na gut, und Erotik.
Was Fantasy, Sci-Fi oder Krimi ist, sollte man am Cover erkennen können. Ich denke, die Leser sind klug genug, bei einem Buch mit Raumschiff-Cover keine Romantasy zu erwarten. ;) Und wenn ich einen Autor sehr mag, will ich doch wissen, was er/sie sonst noch geschrieben hat. Wenn der dann zehn Pseudonyme hat, wird es schwierig. Aber ich fürchte, das ist ein anderes Thema ...

Voretta Shironia

So, ich klink mich hier auch mal ein.

Für mich war eigentlich immer klar, dass ich unter meinem Passnamen veröffentlichen will, mit dem Anfangsbuchstaben meines ebenfalls eingetragenen zweiten Vornamens. Im Grunde will ich das auch immer noch. Das Schreiben ist meins und ich will mir das nicht wegnehmen lassen. Ich hab auch nix dagegen, wenn die Leute wissen, dass und was ich schreibe (im Gegenteil, fände es schön, wenn Menschen das finden können).

In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen stelle ich mir die Frage nach dem Pseudonym allerdings doch, und zwar aus folgendem Grund: Ich bin queer. Meine Trilogie wimmelt nur so von queeren und nichtweißen Charakteren.

Wer meinen Namen googlet, hat mit zwei Klicks raus, wo ich zur Schule gegangen bin und wo ich als Teenie gewohnt hab. Bringe ich damit meine Mutter in Gefahr? Mache ich es Menschen damit zu einfach, mehr Infos über mich rauszufinden oder gar meine Adresse? Bringe ich mich damit in Gefahr? Davor, mich versehentlich vor Menschen zu outen, die ich kenne, hab ich keine Angst. Einen Arbeitgeber, bei dem mich wer anschwärzen könnte, hab ich auch nicht. Aber wenn das alles erstmal öffentlich mit meinem Passnamen verbunden ist, werde ich das ja nie wieder los.

Bin ich zu paranoid? Passt das schon, wenn ich mir ein Impressum organisiert bekomme, das nicht gerade meine Wohnadresse ist? Wäre ein Pseudonym nicht ohnehin ein Stück Sicherheit, das ich mir selbst vorgaukeln würde? Wie würdet ihr das machen?

Aphelion

Voretta, bei allen Bedenken: Wenn du dir die pessimistischste und paranoideste Zukunftsperspektive ausmalst, wie hoch ist das zusätzliche Risiko durch deine Bücher? So wie ich das sehe: gering.

... und so weit muss es erstmal kommen.

Denken wir das aber bis zum Ende durch.

Deine Adresse findet man mit Realnamen über ein Telefonbuch oder über eine Auskunft beim Einwohnermeldeamt heraus. Ersterem kannst du widersprechen, letzterem nicht. Das ist nur ein zusätzlicher Schritt - vielleicht "schreckt" das Miesepeter "ab", aber wer dir wirklich etwas Böses will, findet dich (fast) immer.

Ansonsten müsstest du selbst mit Pseudonym wirklich aufpassen, gar nichts über dich zu verraten: keine erkennbaren Merkmale in Fotos, keine Artikel in regionalen Zeitungen, nicht zu viele Lesungen vor der Haustür, überhaupt keine Lesungen (weil man dir folgen könnte oder dich evtl. jemand wiedererkennt), kein Bild von dir veröffentlichen, keine Ortsangaben in der Vita (auch keine indirekten Hinweise), nichts von zu Hause aus/aus der Nähe via WLAN o.ä. posten (IP - ungefährer Wohnort - sehr leicht zu beschaffen), Website darf nicht von dir oder einem Bekannten gehostet werden (weil der Name des Eigentümers abgefragt werden kann) ...

Das würde ich tatsächlich für paranoid halten.

Es geht noch eine Spur paranoider: Du dürftest absolut nichts unter deinem Realnamen schreiben, auch keine privaten Facebook-Posts oder Sonstiges. Über den Stil kommt man nämlich auch an deine Identität. Das ist bislang aufwendig, wird aber in ein paar Jahren deutlich leichter sein (mehr Rechenleistung, bessere KI).

Angenommen, es gäbe eine drastische politische Verschlechterung mit entsprechender gesetzgebender Gewalt - dann wäre es überhaupt kein Problem, deinen Realnamen abzufragen. Z.B. bei der VG Wort oder bei deinem Verlag. Und, wie gesagt: Dein Umfel weiß doch ohnehin, dass du queer bist.

Realistischer ist es, dass du ein paar blöde Mails bekommst und sich vllt. ein paar Menschen in sozialen Netzwerken und in Rezensionen "beschweren". Wenn überhaupt. Die meisten machen sich nämlich nicht die Mühe, dir auch nur einen Brief zu schicken, da sie ohnehin nur Dampf ablassen wollen - und das geht auch in einer Mail oder innerhalb ihrer Filterblase (wo du meistens noch nicht einmal etwas davon mitbekommnst - und wo sie keine Angst davor haben müssen, mit Gegenmeinungen konfrontiert zu werden).

Es ist wie mit Spinnen: Es gibt zwar ein paar giftige Spinnen, aber die meisten haben noch viel mehr Angst vor dir als du vor ihnen. ;)

FeeamPC

Andererseits, Voretta, sind das heute leider berechtigte Fragen und Sorgen. Man soll es seinen Gegnern nicht zu einfach machen. ich würde also für Pseudonym plädieren, auch wenn jemand, der sich wirklich dahinterklemmt, den Realnamen herausfinden kann.

Yasrena

#54
Nachdem ich mich in den letzten Tagen selbst endlich (!) für ein Pseudonym entschieden habe, will ich mich hier auch mal meinen Senf dazu geben ;)

@ JarlFrank
Ja, da gibt es einige Autoren, die das machen. Manche haben sogar für sehr ähnliche Genres unterschiedliche Pseudonyme, warum auch immer. Beispiel Iny Lorentz (http://www.inys-und-elmars-romane.de/showList.php?zauthor=4&zricht=first).
Aber - wer kennt nicht "Die Wanderhure"? Dürften wenige sein. Aber wem sagen auch Autroinnen wie Sandra Melli, Diana Wohlrat, Nicola Marni etc. etwas? Da wird es schon dünner - viel dünner.
Jetzt ist die Frage - wer den Schreibstil von der Wanderhure mag - und das sind offensichtlich ja nicht wenige - wird vermutlich unter Iny Lorentz nach weiteren Büchern suchen. Gut, unter dem Synonym haben die beiden (ist ja ein Ehepaar, dass da schreibt), das meiste veröffentlicht, aber die anderen Autorennamen die sich da noch dahinter verbergen, die finden viele einfach gar nicht. Ich weiß nicht, ob das so vorteilhaft ist.
Ich selbst habe "Sandra Melli" auch nur durch Zufall entdeckt - ich finde die Buchreihe klasse - und bin erst über eine ausgiebigere Suche darauf gestoßen, wer das tatsächlich ist ... und das auch nur, weil es in der Klappe einen entsprechenden Hinweis gab, sonst hätte ich erst gar nicht gesucht.

Dass man ggf. Kinder-, Erwachsenen- und Erotik-Literatur trennt ok - wobei ich persönlich wohl nur dann überhaupt trennen würde, wenn ich sowohl Kinderbücher als auch Erotikbücher schreibe.
Zwischen SciFi und Fantasy dagegen würde ich auf keinen Fall trennen. Warum auch? Hat es Marion Zimmer-Bradley einen Abbruch getan, dass sie beides geschrieben hat oder haben sich die Avalon-Sage und der Darkover-Zyklus nicht eher positiv gegenseitig beeinflusst? Und kennt ihr irgendjemand, der je Probleme gehabt hätte, die von ihr geschriebenen Stilrichtungen auseinander zu halten? Also in dem Sinn, dass es für den Leser nachteilig gewesen wäre. Und sie hatte ja durchaus mehr Richtungen als Fantasy und SciFi.

@Voretta
Wenn Du Dich damit wohler fühlst, ist ein Pseudonym bestimmt nicht das Verkehrteste. Wenn Du irgendwann zu dem Schluss kommst, dass es Dir egal ist wer davon erfährt, dass Du queer bist, dann kannst Du es immer noch als offenes Pseudonym führen. Umgekehrt ist weitaus schwieriger.
Ich glaube zwar eher nicht, dass die Kreise, von denen Du Anfeindungen befürchtest, Deine Bücher überhaupt lesen würden - ergo auch keinen Grund hätten, Dich anzugreifen, aber Du hast schon Recht, dass Informationen häufig seltsame Wege gehen. Aphelion hat aber schon auch Recht - Lesungen, Presseberichte mit Foto etc. vor allem in der eigenen Region, sind dann natürlich auch entweder tabu oder gefährlich.

Es gab ja durchaus auch sehr berühmte Pseudonyme, da bin ich auch jetzt erst darüber gestolpert, als ich selbst nach einem gesucht hab. Das reicht von Oscar Wilde über George Orwell, Utta Danella, Heinz G. Konsalik usw. bis zu Loriot und Janosch.

Also ich sehe kein Problem (mehr) darin unter Pseudonym zu schreiben, habe aber auch lange überlegt, das muss ich zugeben. Was mir letztendlich wichtig war ist, dass ich mich mit dem Namen identifizieren kann, was für mich auch ein Grund ist, erst gar nicht mit mehreren Pseudonymen zu planen. Bei mir ist es jetzt letztendlich ein (nicht ganz vollständiges) Anagramm geworden. Zwei Buchstaben habe ich nach einigem hin und her dann doch der Lesbarkeit geopfert  :psssst: ;D.