Ich hab mir über Pseudonyme nie Gedanken gemacht, schicke meine Kurzgeschichten an Verlage unter meinem Realnamen und habe auch mein erstes Self-Publishing Buch so veröffentlicht. Natürlich gibt es gute Gründe für ein Pseudonym - meine humoristischen Werke haben oft derben Humor und einige Szenen die mir schon ein "du bist ja echt bescheuert!" eingebracht haben; die seriösen Werke haben gerne mal erotische Szenen oder Protagonisten die eine politisch kontroverse Position vertreten.
Also genau das Zeug, von dem viele nicht wollen, dass es mit ihrem Realnamen assoziiert wird.
... das Problem ist: ich bin zu eitel für ein Pseudonym. Mir macht es nicht so viel aus, wenn Leute die ich kenne wegen meinen Büchern denken ich sei irgendwie seltsam, oder wenn ich mich bei gewissen Gruppen von Leuten mit meinem Geschreibsel unbeliebt mache. Wenn sie mich für was-weiß-ich-was halten kennen sie immerhin meinen Namen! Ein Pseudonym wäre vielleicht schlauer, aber ich mag es lieber wenn die Leser - sowohl die Fans als auch die "Hater" - wissen, wer ich wirklich bin.
Aber jetzt überlege ich zum ersten Mal, mir doch ein Pseudonym zuzulegen - und zwar um verschiedene Genres die ich schreibe zu trennen. Das würde ich natürlich völlig offen behandeln: jeder, der mehr über den Autor wissen will, sollte erfahren können, dass ich unter zwei Namen schreibe. Aber ein oder sogar zwei Pseudonyme sind sinnvoll, wenn man vom Ton her so unterschiedliche Sachen schreibt wie ich. Einerseits ist da die Erotik - wer ein normales Fantasy-Werk von mir liest und dann auf Amazon schaut, was der Autor noch so veröffentlicht hat, möchte dabei wohl eher nicht auf Erotik stoßen. Andererseits gibt's da noch den wirklich over-the-top durchgedrehten Bizarro-Kram, der die meisten Leser ebenfalls irritieren würde. Das Bizarro-Genre ist schon etwas sehr Eigentümliches das im Mainstream eher auf Irritation stößt und sich nur in seiner kleinen Nische bewegt.
Und deshalb finde ich es dann doch ganz sinnvoll, mir für Teile meiner Veröffentlichung ein (oder auch zwei) Pseudonyme zuzulegen. Die Leser meiner seriösen Fantasy und der nicht-ganz-so-bizarren humoristischen wären irritiert wenn sie ein Buch von mir kaufen weil sie meine anderen mochten, und dann ist es plötzlich total wirrer Bizarro-Kram. Die Bizarro-Leser wären enttäuscht, wenn sie ein seriöses Fantasy-Buch kaufen und Bizarro erwarten, weil die anderen Bücher die sie von mir lasen Bizarro waren.
Mir persönlich wär's natürlich lieber alles unter meinem Realnamen zu veröffentlichen.
Aus rein praktischen Gründen ist es aber sinnvoller, Genres, die unterschiedliche Zielgruppen haben, durch Pseudonyme zu trennen.
Stellt euch vor eine bekannte Romanzen-Autorin mit großer Fanbase schreibt auf einmal das nächste Game of Thrones und veröffentlicht es unter dem gleichen Namen... jap.
Für mich der einzige Grund, mir ein Pseudonym zuzulegen. Jetzt muss ich nur noch eins finden, das mir gefällt. Möh.