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Ich will Schriftsteller sein! Jetzt!

Begonnen von Alaun, 24. Juni 2010, 16:11:07

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Alaun

Hallo liebe Tintenzirkler!

Heute ist wieder so ein Tag... Vorhin habe ich mir einen Teil der Übertragung des Bachmann-Preises auf 3 Sat angesehen. Ein Freund von mir wurde dieses Jahr eingeladen und hat dort gelesen. Er ist 4 Jahre jünger als ich, hat aber schon Bücher veröffentlicht, etliche Preise abgeräumt, lebt nur vom Schreiben... Ich gönne es ihm von Herzen, darum gehts gar nicht. (Ok, manchmal bin ich auch grün vor Neid, aber er ist ein wirklich netter Kerl. Deshalb ist es nicht ganz so schlimm  ;D) Leider führt die Demonstration des Erfolgs dazu, dass ich mir heute wieder denke, dass ich es nie zu etwas bringen werde.  :gähn:

Aber ich WILL!!! Ich will dieses "tolle" Schriftstellerleben, so wie man sich das als Kind und Jugendlicher immer erträumt hat! Und ja, ich weiss, dieses Leben gibt es gar nicht, es ist einfach nur harte Arbeit... Und es bleibt immer harte Arbeit. Ich bilde mir aber dennoch immer wieder ein, es wäre einfacher, wenn man schon was vorweisen könnte. Was natürlich Quatsch ist, denn der Druck steigt dadurch ja eher noch.

Immer, wenn ich ganz besonders "erfolgreich" werden will, dann klappt es mit dem schreiben nicht mehr. Dann wird es krampfig, bemüht- kurzum: Schrott. Egal, ob Fantasy oder andere Prosa, sobald ich "WILL", ist es aus.
Ich frage mich gerade, wie man seinen Ehrgeiz effektiv nutzen kann, ohne dass er einen sofort wieder ausbremst? Irgendwie dreht sich dieses Thema bei mir auch immer wieder im Kreis...  :-\

Liebe Grüße von der leicht frustrierten
*Aquamarin


Runaway

#1
Och Mensch... wenn ich sage, ich fühle mit dir, ist das untertrieben. Ich fühle ganz genauso! Ich würd auch lieber jetzt als gleich alles stehen und liegen lassen und nur noch schreiben.
Aber ernsthaft, da kann man wirklich von leben?? Wie macht er das? Warum macht er das und ich nicht? ;)

Und warum denkst du, daß du es nie zu was bringst, nur weil er da jetzt schon ist und du eben noch nicht? Hey, wenn du sowas denkst, kannst du ja gleich aufgeben. Und das lasse ich nicht zu ;)
Ich hab mir, als ich noch ein Kind war, auch gewünscht, als DER begabte Jungautor entdeckt und gefeiert zu werden. Jetzt bin ich 24 und nix ist passiert. ;)
Ich hab mir letztens gedacht: Hätte ich mir doch mal gleich eine Agentur gesucht, dann hätte ich es mir schenken können, erst bei Books on Demand zu veröffentlichen und dann fast drei Jahre drauf zu warten, daß mein strunzlahmer und inkompetenter Verlag mal meine Bücher rausbringt. Eins hat er ja immerhin geschafft.
Ich ertrage es ja kaum, in Buchläden zu gehen, weil ich da immer grün vor Neid werde... genau wie du vorhin ;D

Aber ich habe mir eben keine Agentur gesucht und ich habe bei BoD veröffentlicht und das war auch gut so, denn da habe ich viele viele viele wertvolle Erfahrungen in Sachen Buchmarkt gesammelt, die ich nicht mehr missen möchte.
Was genau ich Positives daraus ziehen soll, daß ich so geduldig mit meinem Verlag war, weiß ich noch nicht, außer daß ich mich nicht mehr gängeln lassen werde und in Zukunft mit mehr Selbstbewußtsein an die Sache rangehe, denn das braucht man. Siehst du ja gerade ;) Man braucht erst mal ein monströs dickes Fell und den Glauben an sich selbst, bevor man das angeht, denn Absagen muß man schlucken können, ohne gleich an sich selbst zu zweifeln. Mir fallen spontan genug Beispiele großer Autoren ein, die anfangs auch keiner haben wollte.
Hilft uns jetzt vielleicht nicht, aber - so blöd das auch ist - ich glaube, es gehört auch einfach Glück dazu, daß man an diejenige Person gerät, die an einen glaubt und einen fördert.

Was den Ehrgeiz angeht, ist es bei mir genau umgekehrt - wenn ich mir Druck mache, werde ich tatsächlich besser. Keine Ahnung, wieso.
Ich stelle mir dann einfach beim Schreiben alle möglichen Leute vor, die das vielleicht mal lesen, und Kritiker, und dann frage ich mich: Was würden die über den Satz jetzt hier denken?
Dann sehe ich meistens, wo der eine Macke hat, und bessere sie aus. Das ist quasi meine eigene kleine Geheimpolizei.
Ich hab noch nie bewußt drüber nachgedacht, warum das funktioniert. Wie sieht denn ein Anfall von Ehrgeiz bei dir genau aus?
Ansonsten, wenn du da nicht weiterkommst, versuch doch einfach, ihn außen vor zu lassen. Vielleicht funktionierst du ja genau umgekehrt und bist dann gut, wenn du keinen Druck hast.

Zit

#2
Zitat von: DerexorIch bin 16 und versuche meine Romane abzuschließen, um noch vor dem Abi etwas zu veröffentlichen.

Na danke, was soll ich mit meinen 21 da sagen?

*in Tischkante beißt, rumsabbert; so doll drückt, dass der Kiefer knackt und die Zähne weh tun; von der Tischkante ablässt* Sooo. *Kiefer richtet*

Aber gut, ich hab' auch eine kleine Veröffentlichung vor meinem Abi gebracht - mittlerweile bin ich aber froh, dass der Vetrag ausgelaufen ist und die Geschichte in der Versenkung verschwindet. Nicht, weil es ein Totalreinfall ist, aber ich kann's heute defintiv besser - damals vorallem aber auch. Ich möchte einfach nicht, dass da eine Geschichte, die ich komplett in 24h aus dem Boden gestampft und die mich völlig irre machte, weiter im Umlauf ist. Ganz davon abgesehen, dass mich mein richtiger Name auf dem Cover stört. :-\ (Ja, ich habe Probleme damit, weil ich gerne meine Aktivitäten trenne ...) Aber: laber, laber, Rhabarber.

Erstens: Warte lieber noch, glaub mir. Mit zwanzig wirst du viel anders über deine Schreibe denken. Auch weil du als Person gereift bist und vieles besser darstellen kannst/dann anders sehen wirst.
Zweitens: Und dann kommt der Druck, das zweite Buch zu schreiben und danach das dritte, das vierte, das fünfte, etc.

Rhabarber. ;D Zum Thema:

Ich habe ja auch so den inneren Drang in mir nicht nur zu schreiben, sondern auch zu zeichnen. Natürlich bin ich da auch regelmäßig auf deviantArt und von Zeit zu Zeit gibt's dort die urst-tollen Bilder - die von Menschen stammen, die bedeutend jünger sind als ich. :'( Nicht, dass ich total stümperhaft wäre, aber aus der Höhle* bin ich noch lange nicht raus, ich kletter noch.

Da fall ich dann auch regelmäßig in seelische Löcher und fress' die Tischkante. Aber dann denk ich mir: Guck mal, da gibt es soooooo viele, die soooo viel älter sind als du und nicht mal einen graden Strich hinbekommen - oder wie viele Gleichaltrige oder gar Lehrer (früher; heute: Dozenten) nicht das können, was du kannst. Damit zieh ich mich immer selber wieder hoch und nutz den, ja, Neid als Ansporn noch besser zu werden, um die anderen, die Beneideten, irgendwann auszustechen. :snicker: Wahnsinnig sein, klotzen, nicht kleckern und dann kommt der Lohn. Irgendwann.

Lasst euch einfach nicht unter kriegen; denkt daran, was ihr schon alles könnt, und lernt und übt weiter. Als Meister wird man nicht geboren, sondern nur durch Arbeit und Hartnäckigkeit. Auch ein Michelangelo war zuerst Assistent bei Ghirlandaio. :snicker:

*-> Anlehnung Höhlengleichnis; Sonne nicht als Weisheit, sondern als Perfektion
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Alaun

#3
Hallo ihr Lieben!

Ähm- ich denke nicht im Traum daran, aufzugeben  ;) So sollte das auch gar nicht rüberkommen. Aber es gibt einem schon zu denken, wenn man 32 ist und die Projekte sich hinziehen und hinziehen und hinziehen...  :P
Das lustige ist: ich arbeite im Coachingbereich. Ich helfe ständig allen möglichen Menschen mit allen möglichen Problemen, ihre Ziele zu erreichen. Und meine eigenen Ziele stehen immer hintenan. Kurios, oder?

Aber vielleicht braucht eben alles seine Zeit. Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich auf keinen Fall halb ausgegorene Sachen machen will. Wenn ein Manuskript an eine Agentur oder einen Verlag geht, dann wird es so  hieb- und stichfest sein, wie es mir möglich war. Das ist wahrscheinlich ein Vorteil des "Älterwerdens"- man macht weniger "schlechte" Kompromisse.

PS: Es gibt kleine Veröffentlichungen von mir, Kurzgeschichten etc. Aber irgendwie sind die schon länger her und bei mir steigt einfach der Druck, dass jetzt was "Gescheites" her soll. Sprich, ein Roman. Ähm, nee- ein guter Roman  ;D



Sprotte

Ich bin 41 (wenn wir hier schon mal dabei sind, über unser Alter zu jammern  :snicker:).

Ich schreibe seit weit über 20 Jahren. Anfangs nur für mich, für Mama und allerallerengsten Freundeskreis. Heute bin ich froh, daß keines dieser Bücher irgendwie veröffentlicht wurde. Sehr, sehr froh. Mein erstes "Werk" steht als abschreckendes Beispiel liebevoll von Hand gebunden im Regal. Von der Festplatte ist es gelöscht.

Hadere ich mit mir, daß ich denke, ich schreibe nicht gut genug, genügt ein Blick in dieses Machwerk einer Pubertierenden, die noch nicht einmal elementare Zeichensetzung beherrschte.  :wums: Wer ist diese Kreatur? Ich bin es. Und ich habe sehr viel dazu gelernt.

Meine erste Veröffentlichung ist am 30.04. diesen Jahres herausgekommen: Ein Heftroman nach Wettbewerbsausschreibung. Und: Ich habe Blut geleckt. Ich stöbere und suche nach Wettbewerben, und jeder, zu dem ich etwas Sinnvolles (zumindest aus meiner Sicht, was weiß ich, was die Verleger und Lektoren denken!) beizutragen habe, wird von mir bestückt.

Ich schreibe, weil es mir Spaß macht - immensen Spaß. Schreiben ist für mich Frustabbau, Aggressionsabbau und vor allem viel, viel Spaß. Aber es reicht mir nun nicht mehr, für die Schublade zu schreiben. Meine Betas feuern mich an, lieben Maynard - und Maynard hat meiner festen Überzeugung nach etwas Besseres verdient als ein Dasein in der Schublade. Ich möchte ihn veröffentlicht sehen, alle zwölf bisher geschriebenen Bände, alle weiteren Bände, die noch folgen können und werden.

Wettbewerbe sind da für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist alleine schon schick, daß in meiner Vita jetzt der Arcanum-Roman steht. Ich will da mehr stehen haben, weil ich hoffe und denke, daß ein Lektor, der eine solche Veröffentlichungsliste sieht, sich vielleicht eher erbarmt, mein Exposé und meine Leseprobe zu begutachten. Eines noch: Ich wünsche nicht desillusioniert zu werden, falls ich mir mit verbesserten Erfolgschancen aufgrund einer Liste etwas vormache. Das ist jetzt erst einmal meine Strategie.

Ansonsten: Tintenzirkel mein, gelobt sein Deine Mitglieder, die mir helfen, besser zu werden. Gelobt sein alle Mitstreiter, die mir helfen, ein echtes Exposé zu schreiben, gleichmäßig an meinen Büchern überhaupt weiterzuschreiben und mir notfalls im Brainstorming beispringen, wenn ich ein Brett vor meine Stirn genagelt habe.

Kerimaya

Wenn man dieses "Ich WILL Schriftsteller werden, und zwar jetzt!" verspürt und man gefrustet ist, gibt es nur eins: die Kraft und Energie, die in diesem Frust steckt nehmen, und sie dafür nutzen, endlich mal den Axxx hochzubekommen! Schriftstellerei (und ich rede jetzt vom veröffentlicht werden etc.) ist weder ein Hexenwerk, noch ein großer Glücksfall (auch wenn Glück natürlich hilfreich ist), sondern das Ergebnis von harter Arbeit an sich selbst und seinen Büchern, einem aufmerksamen Auge und einem gewissen Mass an Vorraussicht.
Ich bin 27 und habe 2004 begonnen zu schreiben bzw. nicht mehr für mich selbst zu schreiben, sondern mit dem ganz klaren Ziel: Ich will veröffentlicht werden. Sechs Jahre später bin ich diesem Ziel sehr nah bzw. habe es zum Teil schon erreicht und arbeite weiter daran, meinen Traum wahr zu machen.

Zit

#6
Zitat von: KerimayaSechs Jahre später bin ich diesem Ziel sehr nah bzw. habe es zum Teil schon erreicht und arbeite weiter daran, meinen Traum wahr zu machen.

Rechne, rechne ... Dann bleiben mir ja (ausgehend von dem Pkt. als ich anfing mich ernsthaft damit zu beschäftigen) noch drei Jahre. Hm. Fällt auch in meine persönliche Frist, die ich mir als Maßgabe gesetzt habe, dann Manuskripte wegzuschicken (so mit 25).

Ach, immer dieses Vergleichen. :rofl: Normalerweise bin ich ja nicht der Typ, der sich unter Konkurrenzdruck setzen lässt (schon gar nicht beim Mannschaftssport (wie ich Schulsport verabscheue)) - aber beim Schreiben und Zeichnen drehe ich regelmäßig am Rad deswegen. Ich fühl mich so bekloppt. :pfanne:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Kerimaya

#7
Ach Fristen ...  Jung bei der Manuskriptfertigstellung zu sein, hat lediglich den Vorteil, dass man ein bisschen mehr Zeit hat, um an seinem Traum zu arbeiten. Wirkliche Lebenserfahrung, die man so schön in Büchern verarbeiten kann, fehlt aber (merke ich immer wieder) ;)
Wichtig finde ich einfach, dass man an sich arbeitet und etwas für sein Ziel tut.

Lucien

Jaa, das kenn ich auch.  ;D
Immer, wenn die Frage kommt, was ich für ein Hobby ich denn habe und danach die Frage kommt: "Na, schon veröffentlicht?" Stellt sich bei mir der Frust und der Ärger auf mich selbst ein. Wenn ich doch wenigstens sagen könnte, dass ich schon was fertig habe und nur noch nen Verlag finden muss...  :d'oh:
Aber ich setz mich dann auf meinen Hintern und denke mir mal wieder eine neue Methode aus, mich zu motivieren, und dann fluppt es wieder für eine Weile (bloß nicht da, wo es eigentlich fluppen soll). 

Mondwölfin

ZitatIch habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich auf keinen Fall halb ausgegorene Sachen machen will.

Das ist ein Credo, das jeder angehende Autor leben sollte. Wenn du selbst noch nicht ganz überzeugt bist, kannst du die anderen erst recht nicht überzeugen.
Was die Kuriosität angeht, die Aquamarin angesprochen hat: Das ist sowas von klar. Ich hab jetzt seit zwei Wochen kein einziges Wort für meine eigenen Werken zusammengebracht. Obwohl ich meine Startzeiten eingehalten habe. Der Grund ist mir seit gestern klar: Ich hatte in meinem Brotberuf deutlich mehr Presse- und Fachtexte zu formulieren. Dabei verkümmert mein kreatives Schreib-Pflänzchen. Deshalb arbeite ich dran, die Aufgaben in meiner Agentur umzustrukturieren :)

Was den Frust bei Vergleichen angeht: Ich nehm mir dabei dann meine ein-drei Tage und suhle mich so richtig schön im Selbstmitleid - und dann zieh ich nen Strich drunter und sag mir: Was andre machen oder schaffen ist mir völlig wurstl, ich freu mich für sie und meine Zeit kommt auch noch  :jau:

Tokanda


Hallo Aquamarin!



Zitat von: Aquamarin am 24. Juni 2010, 17:48:52
Das lustige ist: ich arbeite im Coachingbereich. Ich helfe ständig allen möglichen Menschen mit allen möglichen Problemen, ihre Ziele zu erreichen. Und meine eigenen Ziele stehen immer hintenan. Kurios, oder?
Ich könnte mir vorstellen, dass du sehr gut bist, in dem was du als Coach tust. Denn mir scheint, du hast dir ein erstrebenswertes Ziel gesucht und dies tief integriert, so wie du selbst sagst:
ZitatAber vielleicht braucht eben alles seine Zeit. Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich auf keinen Fall halb ausgegorene Sachen machen will. Wenn ein Manuskript an eine Agentur oder einen Verlag geht, dann wird es so  hieb- und stichfest sein, wie es mir möglich war.
Du merkst vielleicht, dein Ziel hast du so gut verinnerlicht und programmiert, dass es zum Selbstläufer geworden ist. Und das ist auch gut so, wer will schon schlechte Manuskripte abliefern? Du kannst deine Zielsetzung bei Bedarf ja immer noch anpassen oder reframen, sollte es für dich nicht mehr stimmig sein, aber jetzt schweife ich ab... das muss das Alter sein, da wird man geschwätzig...   ;D


Früh zu veröffentlichen hat bestimmt seine Vorteile. Man hat noch jede Menge Zeit, um ganz ganz viele Bücher auf den Markt zu bringen und man wächst sozusagen in das Geschäft hinein.
Wenn man im "reiferen" Alter veröffentlicht, hat die eigene Schreibe bestimmt eine ganz andere Qualität, wie Sprotte schon sagte. Und man hat vielleicht auch "mehr zu sagen" - oder auch nicht.
Eigentlich spielt das Alter keine Rolle, denn das mit der Veröffentlichung klappt wie die meisten Dinge im Leben dann, wenn die Zeit dafür reif ist. Und ob das mit 21 oder 71 ist, wer weiß?
Ich denke das Wichtigste an der ganzen Sache ist der Spaß am Schreiben. Und sich diesen möglichst lange zu bewahren, wenn es erst mal Pflicht ist, weil man seine Brötchen damit verdient/verdienen muss, sieht es gleich wieder ganz anders aus mit dem Traum vom Autorenleben.






Termi

#11
ZitatNur wer mit Disziplin an seinen Fähigkeiten arbeitet und sich auch angesichts von erfolgreicheren Freunden nicht entmutigen lässt und sogar daraus profitiert (!), der kann auch seine Träume erfüllen. Große Worte für jemanden mit 16? Große Töne zu schwingen, dass habe ich sicherlich von meinem Vater, aber ich sage die Wahrheit, die sich in all der Zeit nicht verändert hat. Die Bedingungen haben sich vieleicht verschärft und vieles scheint zur Glücksache geworden zu sein, aber wer an seinem "Glück" arbeitet der wird Erfolg haben. Es gibt keine Probleme, nur Lösungen.

Sehr gut gesagt, Derexor.

Okay, ich kenne das Problem auch. Doch ich habe bei meiner Zeit, in der ich schon schreibe und versucht habe etwas zu veröffentlichen eines gelernt. Gut Ding will Weile haben  und Geduld ist eine Tugend, die man lernen muss. Wenn man zu krampfhaft arbeitet und immer nur im Hinterkopf: Diesmal muss es klappen, ist man nicht offen für das Wesentliche, nämlich seine Kreativität, die Fantasie und das Gespür für Sprache. Diese Dinge sind es aber, die eine Geschichte ausmacht. Ich habe mich auch immer wieder verkrampft und gegrübelt, was machen die anderen anders als ich. Ich habe jedes Mal gehofft, geflucht und wieder gehofft. Es gab Zeiten, da war ich, wie du, kurz davor alles hinzu schmeißen. Aber letztendlich hat mir all die Zeit nur gezeigt, dass das Geschichten schreiben eben doch ein Handwerk ist, welches man beherrschen  muss, um von den Verlegern wahrgenommen zu werden. Bis zu meiner ersten Wuddelwald Veröffentlichung vergingen 14 lange Jahre des Schreibens. Ich habe mindestens drei dicke Ordner im Keller, die voller Absageschreiben sind. Und so blöde das auch klingen mag, man wächst mit seinen Aufgaben. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich von Veröffentlichen so besessen war, das schreib technisch kaum noch was ging. Ich habe meine Einstellung dann drastisch geändert und mir gesagt, okay, wenn nicht, dann eben nicht. Habe dann nur noch geschrieben, wenn ich wirklich Bock dazu hatte und siehe da, als  Veröffentlichung kein Thema mehr für mich war und ich zwar noch die Wuddels verschickt hatte, aber mir schon längst nichts mehr erhofft hatte, kam der Anruf vom Knabe Verlag.

Was ich damit sagen will ist: Man sollte nie aufhören an sich zu arbeiten, nur so kann man herausfinden, wo seine Schwachstellen sind. Und vor allem, mach dich frei von dem Gedanken unbedingt veröffentlichen zu wollen. Verliere das nicht aus den Augen, aber lass nicht zu, dass dieser Gedanke dich beherrscht.

LG
Termi.

Telas

#12
Aquamarin, ich kann gut nachvollziehen, wie es dir geht, auch wenn ich meinem Bekanntenkreis niemanden habe, der alleine vom Schreiben leben kann. Mir ging es auch so, ich wollte unbedingt Autor werden, hauptberuflich versteht sich. Ich habe es mir wie den Himmel auf Erden vorgestellt, mit den flexibelsten Arbeitszeiten, die man überhaupt haben kann, mit enormen Honoraren, Lesungen vor einem großen Publikum und dem ersten Rang in der Bestsellerliste vom Stern.
Meine Träume schienen mit dem ersten eingesandten Manuskript sogar noch ein Stück realistischer geworden zu sein, doch als ich merkte, an was für einen Verlag ich geraten war wusste ich auch, wie sehr ich mich geirrt hatte.
Ich war bitter enttäuscht, habe das Schreiben fast zwei Jahre aufgegeben und alle Hoffnungen auf die große Karriere begraben. Dann, 2009 bekam ich wieder Lust, meine eigenen Geschichten zu schreiben und ich habe nach vier Monaten einen Roman auf die Beine gestellt, der wohl nichts taugt, aber es hat mir viel Freude bereitet, auch wenn er mich nicht reich macht. Ich bin zum reinen Hobbyautor geworden, was wohl auch die meisten sind, und die meisten warten wahrscheinlich ihr ganzes Leben auf den Großen Wurf.

Ich weiß, niemand will die Lebensgeschichte eines gescheiterten Autors, wie ich es zweifelsfrei bin hören, aber zu ein paar Dingen kann auch ich raten, denke ich.

1.   Der Spaß muss immer im Vordergrund stehen. Ich weiß, dass man das im Leben bestimmt hunderttausend Mal hört, aber es ist eben die Wahrheit
2.   Wie viele Autoren können wirklich vom Schreiben leben? Ich behaupte, die Allerwenigsten. Sicher kann ich das nicht belegen, belehrt mich auch gerne eines Besseren, aber ich denke, dass die viele Autoren immer noch einem geregelten Job nachgehen. Die Lebensgeschichte der J.K. Rowling ist wie ein Märchen und trifft vielleicht auf einen von einhunderttausend Autoren zu.
3.   Drohen die Geschichten nicht zu verflachen, wenn ein weltberühmter Autor nur um des Profites Willen ein Buch nach dem anderen veröffentlicht? Ein gutes Projekt muss mit Liebe und Ausdauer geschrieben worden sein.
4.   Sind nicht die besten Romane unter denjenigen, die nicht eingesendet wurden, weil sich die Autoren nicht getraut haben, weil sie dachten, sie hätten nur Schund geschrieben?
5.   Es reicht ein guter Roman zum Durchbruch und hier bin ich mir absolut sicher. Wer mit seinem Erstling alle Verkaufsrekorde bricht, der kann auch mit schwächeren Büchern noch gutes Geld verdienen. Immerhin kann man ja noch sagen ,,He das musst du lesen, das ist doch vom Autor von (an dieser Stelle kann man sich jedes weltberühmte Buch denken)"

So genug getratscht. Ich mache es zum Abschluss lieber kurz. Ich denke, jeder der unserer Sprache halbwegs mächtig ist und genug Ehrgeiz hat, um dabei zu bleiben, kann es schaffen, aber bis das erste Buch im Laden steht und man finanziell saniert ist, muss man viele Rückschläge einstecken. Du scheinst ja weiterhin deinen Traum verfolgen zu wollen. Gut so, ich drücke dir die Daumen. Ich habe den Traum wie gesagt aufgegeben, bis sich vielleicht doch noch ein Türchen auftut. Sende deine Manuskripte einfach fleißig an die Verlage, die mit ehrlichen Mitteln arbeiten. Vielleicht gelingt dir eines Tages der große Wurf und alle weiteren Werke von dir werden sich wie von selbst verkaufen, dennoch würde ich immer eine Alternative parat haben, falls es doch nicht klappt, aber nochmals.

Viel Erfolg, bei der Erfüllung deines Traumes Aquamarin



Runaway

Zitat von: Aquamarin am 24. Juni 2010, 17:48:52
Das lustige ist: ich arbeite im Coachingbereich. Ich helfe ständig allen möglichen Menschen mit allen möglichen Problemen, ihre Ziele zu erreichen. Und meine eigenen Ziele stehen immer hintenan. Kurios, oder?

Nee, ist überhaupt nicht kurios. Man gucke sich mal um bei Psychologen und Psychiatern: Manche helfen grandios anderen Leuten, aber sich selber nicht. Sagte meine Tante mal, und die ist Psychiaterin, mit einer gescheiterten Ehe, ohne Kind, mittlerweile zu alt dafür (obwohl sie es gewollt hätte) und allein im Ausland. Sie hat jetzt bloß ihre Arbeit, aber da ist sie umso besser. Bin nicht sicher, ob ich das nun gut oder traurig finden soll.
Und es ist ja ein weit verbreitetes Phänomen, daß man sich selbst gern hintenanstellt. Sollte man wohl nicht machen! ;)

Mrs.Finster

#14
Ich will auch! Am besten noch gestern  :happs:

Teilweise ist meine innere Unruhe so groß, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken kann. Dann kommen so beliebte Tagträume, wie: Ich auf meiner ersten Lesung et., ich auf der Leipziger Buchmesse *mal ganz weit aushol*  ;D Das passiert mir ganz häufig auf der Arbeit, dann wenn ich feststelle, dass der Beruf mich niemal ausfüllen wird.

Aber dann denke ich mir immer: Jeder Tag und jede noch so kleine Seite ist ein kleiner Schritt näher zum Traum  ;)

Zitat von: Aquamarin am 24. Juni 2010, 17:48:52

Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich auf keinen Fall halb ausgegorene Sachen machen will. Wenn ein Manuskript an eine Agentur oder einen Verlag geht, dann wird es so  hieb- und stichfest sein, wie es mir möglich war. Das ist wahrscheinlich ein Vorteil des "Älterwerdens"- man macht weniger "schlechte" Kompromisse.

Das ist jetzt aber eine sehr fiese Anspielung, Frau Aquamarin  :snicker:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)