Irgendwie landen wir doch immer wieder bei den Frauen, wobei ich mir fast denke, dass auch ein gemeinsamer Thread sinnvoll sein könnte, weil man Männer- und Frauenrollen kaum getrennt voneinander betrachten kann.
Ich persönlich verstehe den Wunsch nach "starken" Frauen jedenfalls nicht so, dass damit gemeint ist, dass Frauen tolle Schwertkämpferinnen sein müssen, um akzeptiert zu werden, sondern den Wunsch nach proaktiven weiblichen Figuren, die nicht nur nur geheiratet, gerettet oder getötet werden, sprich Objekte in der Geschichte des männlichen Helden sind. Ginny aus Harry Potter ist für mich ein Beispiel für eine Frauenfigur, die zwar beim Sport und beim Kämpfen "stark" ist, jedenfalls solange der Plot keine Rettung verlangt, aber trotzdem nicht über die Objektrolle herauskommt.
Wie
@Franziska schreibt, habe ich auch den Eindruck, dass die Fantasy- und Science Fiction-AutorInnen in den 70ern und 80ern schon mutiger waren, was ein Aufbrechen der Geschlechterrollen, homosexuelle Figuren und alternative Beziehungsmodelle angeht als sie es heute sind. Manches davon habe ich gelesen, anderes kenne ich nur aus den zugehörigen FILK-Songs

, was aber durchaus auch einen Eindruck gibt. Mercedes Lackey hatte beispielsweise einen homosexuellen Protagonisten. In den 2000ern haben wir dann Harry Potter und Twilight mit ihrem sehr konservativen Geschlechterbild und Lied von Feuer und Eis samt allem, was in diesem Bereich nachgekommen ist, wo ein brutales Patriarchat der nicht hinterfragte Status quo ist. Genau das wird ja heutzutage fast verlangt, wenn man in der Vergangenheit spielende Fantasy schreibt, weil "historische Korrektheit".
Ich frage mich, wie es zu diesem Sinneswandel gekommen ist, obwohl die Gesetzgebung und gesellschaftliche Einstellung bei uns eigentlich größtenteils liberaler geworden sind. Hat sich damals in der Fantasy die Kritik an restriktiven Vorstellungen und das Bedürfnis daraus auszubrechen widergespiegelt, während es heute eher die Angst vor den Veränderungen ist und der bewusste oder unbewusste Wunsch, die traditionellen Vorstellungen beizubehalten? Was meint ihr?
Zum Schluss noch zwei Beispiele für Darstellungen von Männern, die ich schädlich finde, allerdings hauptsächlich in Krimis.
Wenn ein Mann ein enges Verhältnis zu seiner Mutter hat/erst später auszieht, kann man sich fast sicher sein, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt.
Und wenn ein Mann mit einer beruflich erfolgreicheren Frau verheiratet ist, kann man sich sicher sein, dass er sie bestenfalls mit einer Jüngeren/Hübscheren/angemessen Untergeordneten betrügt und schlimmstenfalls sie oder andere umbringt.