Zweifel ist einer meiner häufigsten Begleiter und das nicht nur, wenn es ums Schreiben geht. Eure Worte und eure Überlegungen sowie eure Wege diese Zweifel zu besiegen haben mich teilweise wirklich umgehauen, da ich mich selbst viel zu oft vom Zweifel überwältigen lasse.
Obwohl der Zweifel ein meist unbeliebter Gast ist, ist er in meinen Augen dennoch wichtig, denn ohne Zweifel gäbe es keinen Fortschritt. Das gilt für das Schreiben als auch im echten Leben. Ich glaube, ohne meine Zweifel wäre ich nie soweit gekommen. Zur Zeit befinde ich mich privat und beruflich in einer etwas schwierigen Phase, die sich am besten als Entwicklungsphase beschreiben lässt und das wirkt sich natürlich auch auf meine Schreiberei aus. Zweifel begleiten mich bezüglich Schreiben schon seit etwa einem Jahr, nachdem ich mein erstes Buch veröffentlicht habe (wenn auch nicht auf die beste Weise). Ich hatte mir das alles sehr einfach vorgestellt, wurde dann aber sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und die Zweifel an meiner Geschichte, an die ich zuvor so fest geglaubt habe, ruinierten mir fast gänzlich die Freude am Schreiben, dabei mag ich Tage nicht, an denen ich nicht schreiben kann. Für meine Geschichte war eine Fortsetzung geplant, an der ich eifrig gearbeitet habe, während der erste Teil für die Veröffentlichung vorbereitet wurde. Ich war sehr motiviert, habe verschiedene Versionen geschrieben bis ich endlich eine hatte, von der ich selbst überzeugt war. Doch Probleme im Alltag, den schwarzen Peter, den ich mit meiner Veröffentlichungsvariante gezogen hatte, bremsten mich schließlich total aus. Ich war gänzlich am Ende und wollte das Schreiben an den Nagel hängen, da ich in mir selbst keinerlei Talent für irgendetwas sah.
Doch dann hatte ich das Glück einem wunderbaren Menschen zu begegnen, der interessiert an meiner Geschichte war. Sie liest gerne Bücher von Menschen, die sie kennt, und kam ich zu dem unerwarteten Glück, dass eine ehemalige Lektorin mein Buch las und mir eine ganz ehrliche Kritik gab, auf die ich die ganze Zeit seit der Veröffentlichung gewartet habe. Ich glaube, ich bin vor diesem Gespräch tausend Tode geschrieben, die Abschlussprüfung in der Schule oder der Ausbildung waren nichts dagegen

Sie sagte mir ehrlich, was sie von meiner Geschichte hält und ich war sprachlos, weil sie meinte, ich hätte unübersehbar Talent und sie wäre von den Ideen, die ich hatte, total begeistert. Wahrscheinlich kann sich jeder vorstellen, dass ich nach diesen Worten frei in der Luft schwebte

Natürlich war nicht alles herausragend, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Sie sagte mir, was ihr aufgefallen ist und gab mir damit die Chance, dass ich es besser machen kann. Allen voran mir das nächste Mal gründlich zu überlegen, auf welchem Weg ich mein Buch veröffentliche. Jetzt liegt es an mir, ob ich Zeit investiere und selbst für mein Buch Werbung mache oder es einfach so lasse wie es ist, in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu verkaufen. Zweifel, willkommen zurück. Ich selbst habe keine Ahnung, wie ich am besten Werbung für ein Buch mache oder eine Lesung aufziehe. Aus diesem Grund kam mir eine andere Idee. Ich suche mir eine meiner vielen Ideen aus und schreibe ein neues Buch, mit dem ich es von vorneherein besser mache.
Tja, wie sie herausgestellt hat, habe ich kein Talent dafür, eine Geschichte innerhalb eines Buches zu ende zu bringen. Ich muss aus einer winzig kleinen Idee gleich eine ewig lange Geschichte mit mehreren Bänden machen. Überraschung: Meine Zweifel an meinem Talent waren wieder da und ich war mehr als frustriert. Doch eine kleine Stimme in mir trieb mich weiter und als ich dann eine Geschichte fand, bei der ich plötzlich das Gefühl hatte, dass es die Geschichte ist, mit der ich blöd gesagt alles schaffen kann, machte ich mich begeistert ans Werk. Welt erfinden, die Welt bevölkern, etc.
Aber der Zweifel will nicht weichen. Schaffe ich es, eine Buchreihe auf den Markt zu bringen, obwohl ich als Autor völlig unbekannt bin? Und wäre ich in der Lage zu lernen, eine Kurzgeschichte oder zumindest einen Roman mit einer abgeschlossenen Geschichte zu schreiben? Kann man das lernen oder wird man mit diesem Talent geboren?
