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Chronologisch schreiben?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Rei

Da ich gerade mit meiner eigentlichen Geschichte einen riesigen Hänger habe (Ankita weiß immer noch nichts von ihrem Glück, Morde aufklären zu dürfen), drängte sich mir doch spontan eine andere Geschichte auf, an der ich seit drei Tagen schreibe, als ob es um mein Leben ginge...

Und das Komische ist: Ich schreibe sie nicht chronologisch. Ich habe jetzt die interessantesten Szenen kurz skizziert, aufgeschrieben, ausgebaut. Und jetzt baue ich quasi die Füllung außernherum. Ist ganz neu für mich, da ich sonst immer chronologisch schreibe, immer quäle ich mich durch ein paar Stellen des Textes. Und hier... Ganz anders. Und es funktioniert. Wenn ich die letzten Wochen soviel produziert hätte wie in den letzten drei Tagen... Ich wäre glücklich gewesen.

Wie macht ihr das so? Chronologisch, nicht chronologisch? Was ist besser?

Ronya

Hallo Rei
also ich schreibe inzwischen nur noch chronologisch, da ich sonst einfach durcheinander komm. Mit dreizehn hab ich mal einen Comic verfasst, an dem ich nicht chronologisch gearbeitet habe und was war das Ergebnis? Meine Lieblingsszenen waren ausgearbeitet und auf den Rest hat ich dann irgendwie keine Lust mehr. Und ich kenn mich, heute wäre das nicht anders. Ich bin ja in Gedanken schon immer nur bei meinen Lieblingsszenen und das find ich schon schlimm genug. Wenn ich sie jetzt auch noch zuerst schreiben würde, würde es wahrscheinlich komplett den Bach runter gehen.
Gruß Ronya

Rei

Davor habe ich - ehrlich gesagt - auch Angst. Daß ich dann einfach keine Lust mehr habe, die "Füllung" zu machen. Mal schaun, bisher klappts ganz gut, was mich wirklich überrascht.

Normalerweise schreibe ich auch immer chronologisch, um mich quasi mit den "guten" Szenen zu belohnen, doch mit dieser Geschichte ist einfach alles anders. Ich bin jetzt auf Wordseite 33, noch sind nicht alle "guten" Szenen geschrieben, aber ich interessiere mich schon für die "Füllung", so daß ich schon ein paar Zwischensequenzen eingebaut habe.

Vielleicht gibt es einfach Geschichten, die so geschrieben werden müssen? Vielleicht geht es manchmal einfach nicht anders? Und eventuell schaue ich mir meine brachliegenden Projekte mal unter diesem Gesichtspunkt an...

Feuertraum

Morje!  :D

Es gibt eine Reihe, die damals bei Knaur erschienen ist: Die Deverry-Chroniken. Geschrieben von Katharine Kerr.
In dieser Serie kommt es sehr häufig zu Zeitsprungen, die sowohl in die Zukunft als auch in die dann jeweilige Gegenwart hüpfen.
Bei den ganzen handelt es sich zu allem Überfluß auch noch um Reinkarnationen der Figuren, und nur der Magier Nevyn bleibt beständig, über alle Jahrhunderte.
Einerseits ist es ein bißchen verwirrend, andererseits verknüpft sich das ganze schon irgendwie miteinander.

Gruß

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Isabel

ZitatDavor habe ich - ehrlich gesagt - auch Angst. Daß ich dann einfach keine Lust mehr habe, die "Füllung" zu machen. [...]
Normalerweise schreibe ich auch immer chronologisch, um mich quasi mit den "guten" Szenen zu belohnen, doch mit dieser Geschichte ist einfach alles anders.
Meiner bescheidenen Erfahrung zufolge sollte man mit solchen Experimenten vorsichtig sein. Oft entpuppen sich bei mir vermeintliche Lieblingsszenen als total schwierig und in der vorgestellten Form nicht umsetzbar. In meinem Kopf erscheinen sie mir unkompliziert und einfach zu schreiben, aber wenn ich dann davor sitze und versuche, sie auf den Bildschirm zu bringen, erweisen sie sich als problematisch, und am Ende muss ich die Szene dann ganz anders schreiben, als ich ursprünglich wollte.

Genauso funktioniert es andersherum: Szenen, die bei der Planung nur als notwendige Zwischensequenzen gedacht waren, entfalten beim Schreiben plötzlich ungeahntes Potential.

Sich nur an die Lieblingsszenen zu setzen und den Rest erstmal zu vernachlässigen, würde zumindest bei mir nicht funktionieren. Ich brauche das chronologische Vorgehen, um für mich besser nachvollziehen zu können, wie die Charaktere in ihrer Entwicklung über A nach B zu C kommen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich, was das Schreiben betrifft, ein ziemlicher Neuling bin, aber ich kann es einfach nicht anders.

Schelmin

Hi!

Erst mal vorneweg: Funktionieren meine Umlaute so jetzt besser, oder habe ich verschlimmbessert?

Also ich schreibe fast nie chronologisch. Ich habe ein Raster im Kopf, wie die Geschichte laufen soll und fange an zu schreiben. Wenn ich dann eine gute Idee für eine Szene habe, die viel später kommen soll (was oft der Fall ist, z.B. beim Spazierengehen), dann schreibe ich so sofort auf, in einer Extradatei mit Überschrift, wo sie mal hinsoll. Dann schreibe ich normal weiter, bis ich zu der Stelle komme, kopiere sie rein und mache die Übergänge glatt, bzw. überprüfe, ob die Szene so noch hineinpaßt, oder ob etwas korrigiert weden muß.Wenn ich das nicht mache, dann gehen die Ideen flöten, und ich tue mich später mit den Szenen schwer.
Schelmin

Rei

@Schelmin: Jetzt tut alles wieder... Du bist lesbar!  ;)


Natürlich ist es für die Entwicklung der Charaktere besser, wenn man sie sich entwicklen läßt, in der richtigen Reihenfolge, im richtigen Tempo. Das Problem ist nur, daß ich für manche Geschichten, die auch in meiner "Fragmente"-Kiste gelandet sind, zwar den Aufhänger schlechthin hatte, es war alles klar, alles möglich. Und dann kam eine Zwischenszene, die mich dermaßen aus der Bahn geworfen hat, und ich - noch in der Denke, das muß alles chronologisch sein - habe hingeschmissen (feige ich weiß).

Wahrscheinlich funktioniert es nicht für alle Geschichten, zum Beispiel für Romane, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, für die es eine Timeline gibt. Oder hat das jemand schon mal versucht? Einen Roman nicht chronologisch zu schreiben? Ist "Rabenzeit" von Astrid nicht so entstanden bzw. am Entstehen?

Moni

#7
Chronologisch schreiben, das nehme ich mir immer wieder vor, wenn ich etwas neues beginne. Aber dann schreibe ich doch erst mal die Szenen, die mir am prägnantesten vor Augen stehen und den "Rest" hinterher.
Probematisch ist das natürlich, wenn man das später merkt, z.B. durch die Charakterentwicklung. Ich bemühe mich, das immer so weit auszubügeln, das keine Brüche da sind, aber wie gut mir das gelingt, kann ich nicht sagen.
Maja hat es bei den Elomaran ja geschafft: sie schreibt die Bücher per Hand in Collegeblöcke strikt chronologisch. Für mich ergibt sich so das Problem des "nicht weiterschreibenkönnens weil gerade keine Lust auf Szene XYZ", wodurch man dann manchmal Monate lang nichts schreibt, weil eben keine Motivation für eine bestimmte Szene da ist. Das ging mir so mit dem verflixten 1.Kapitel von Rha'herell. Es existieren schon einige spätere Kapitel, aber das erste ist immer noch nicht fertig... Wie gesagt, ich hab es aufgegeben- ich schreibe jetzt immer an dem Kapitel, das mir gerade persönlich zusagt.  8)

@Feuertraum: Kann es sein, daß Sie die Frage anders vestanden haben? Es ging, soweit ich es aufgefasst habe, nicht um Geshcichten, die in sich nicht chronologisch aufgebaut sind, sondern um das Vorgehen beim Schreiben... oder?

Lg
Moni
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Thrawn

hiho,

mir ist es auch schon passiert das ich einige Szenen die bsp. erst viel später drankamen schonmal vor "ihrer Zeit" geschrieben habe. Lag daran das ich es kaum erwarten konnte diese zu schreiben, weil sie immer etwas besonderes enthielten.

Generell würd ich aber von dem "durcheinander" schreiben abraten weil man vll wenn man vorne weiterschreibt etwas anderst macht und die bereits geschriebenen Szenen inhaltlich nicht mehr stimmen könnten.

MfG
Thrawn

Jules

Ich schreibe nur chronologisch, weil sich beim Schreiben bei mir immer so unendlich viel ändert, dass es anders schlichtweg nicht geht. Es tauchen auf einmal Personen auf, die ich nicht geplant hatte, Dinge geschehen, die so überhaupt nicht vorgesehen waren...naja, vielleicht wird es besser, wenn ich jetzt anfange, mir ein ausfürliches Stichwort-exposée zu erarbeiten und mich dann daran entlang zu hangeln. Natürlich ist für einige Szenen absolut keine Motivation da, aber das ändert sich ja auch nicht, wenn man es so lange wie möglich vor sich herschiebt und nur die 'tollen' Sachen macht. Dann hängt man doch irgendwann am Ende da und hat noch 100 Seiten zu schreiben, auf die man seit über einem Jahr absolut keine Lust hat.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.  8)

Feuertraum

Zitat@Feuertraum: Kann es sein, daß Sie die Frage anders vestanden haben? Es ging, soweit ich es aufgefasst habe, nicht um Geshcichten, die in sich nicht chronologisch aufgebaut sind, sondern um das Vorgehen beim Schreiben... oder?

Oh...
Ich befürchte, ich habe das ganze tatsächlich falsch verstanden  :-[ :-/
Naja, kann passieren.
Danke Moni trotzdem für den Hinweis... ;) (Ihnen leihe ich noch mal einen Holt aus. dat können se jetzt aber vergessen... ;D ;D ;D)

Dann versuche ich es mal so, wie Sie es aufgefasst haben (und wohl auch richtig ist): Chronologisch schreiben nur bedingt.
Zum einem bin ich der Typ, der - meistens jedenfalls - bestimmte Szenen im Kopf, die zwar zur Geschichte gehören, jedoch nicht unbedingt  in der chronologischen Reihenfolge (so habe ich bei einem meiner geplanten Krimis den Anfang und das Ende und suche jetzt händeringend nach dem Mittelteil)
Zum anderen sehe ich das ganze auch als eine Übung an, (nur) für den Fall, das sich der Mittelteil doch so ändert, das das Ende nicht mehr so wirklich paßt, dann habe ich trotzdem was gelernt/geübt.
Und last but not least denke ich, das man aufgrund der Vorgabe nun doch auf ein ganz bestimmtes Ziel hinarbeitet, von daher der abgesteckte Rahmen (hoffentlich) ein wenig einfacher wird.

LG

Feuertraum

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Termoniaelfe

Hüter der Seelen ist von mir auch chronologisch geschrieben worden. Damals lief es mir so aus den Fingern. Beim zweiten Teil, ist das schon etwas anders. Ich habe zwar chronologisch begonnen, sitzte aber nun vor dem Problem, dass Shadowdaughter so gut beschreibt. Ich habe Dialoge und Szenen im Kopf, die eigentlich noch gar nicht dran sind. Und somit komme ich dann da, wo ich eigentlich weitermachen will nicht voran. Damit ich diese Szenen aber nicht wieder vergesse, schreibe ich sie in meinen Notizblock.

LG
Renate

Arielen

Wenn ich einen Roman oder eine Geschichte schreibe, dann beginne ich meist chronologisch - je weiter ich komme, desto mehr springe ich aber im Text herum um da zu ergänzen, da zu verändern oder zu kürzen und Textteile umzusetzen. Das geht gar nicht anders.
Im grunde ist es wichtig, den ungefähren Verlauf der Handlung zu wissen, aber es ist immer gut, Szenen, die einem einfallen gleich aufzuschreiben, so lange man sie noch so weiß, überarbeiten kann man sie immer noch.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalinda

Ich hoffe, dieses Thema ist nicht schon in genau dieser Weise hier durchgekaut worden. Falls ja möge man dem Neuling verzeihen. :)

Und nun zu meinem Anliegen und meinen Fragen:

Ich schaffe es einfach nicht, meinen Roman vom ersten bis zum letzten Kapitel linear zu schreiben.

Ich habe die Handlung grob auf ein paar Seiten zusammengefasst und dazu Beschreibungen der wichtigsten Charaktere verfasst. Ich schreibe einmal hier ein Kapitel, einmal dort einen Absatz und füge das Ganze dann wie ein Puzzle zusammen.

Manchmal artet das im Chaos aus, aber es ist die einzige Weise, auf die ich es überhaupt schaffe, irgendwie mit meinem Roman weiterzukommen.

Wie handhabt ihr das? Haltet ihr es für besser, einen Roman vom Anfang bis zum Ende durchzuschreiben (und sich eben manchmal etwas zu quälen), oder schreibt ihr auch dort weiter, wo es euch gerade passt?

Und was macht ihr, dass ihr nicht durcheinander kommt, wenn ihr nicht chronologisch schreibt?

Ich hab mir überlegt, ob ich alles auf eine html-Seite packe und dann die einzelnen Szenen verlinke, damit ich kein Chaos von Dateien auf meinem Computer habe.

Antigone

Hi, Kalinda!

Nun, ich denke, in erster Linie solltest du so arbeiten, wie du am besten zurechkommst und das richtige Ergebnis dabei rauskommt. Auch wenn das bedeutet, den Roman kunterbunt durcheinander zu schreiben.

Ich schreibe immer schön chronologisch, wobei sich bei mir in letzter Zeit herauskristallisiert hat, dass ich zumeist Anfang und Ende kenne, und in der Mitte ein riesiges Loch habe, das es erst mühsam zu stopfen gilt. Da ich das Ende aber schon weiß, weiß ich wenigstens, wo ich hin muss und verlier dadurch nicht die Richtung.

Ich würde dieses Loch manchmal gerne umgehen, indem ich nicht chronologisch schreibe, sondern einfach mal die einzelnen Szenen, die ich schon weiß, auf die ich mich besonders freue, die ich schon geistig herausgearbeitet habe. NUR: wenn ich das täte, könnt ich mich nie wieder dazu aufraffen, sozusagen das "Füllmaterial" zu schreiben. Deswegen beiß ich halt in den sauren Apfel und schreib alles schön brav der Reihe nach. (gibts hier irgendwo einen Apfel-Smiley?)

Aber, wie gesagt, das gilt ja nicht für jeden, und wenn du mit deiner Methode gut zurechtkommst, dann bleib dabei - allein das Ergebnis zählt!

Lg, A.