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Beschreibungen - Eine Textanalyse

Begonnen von Kalderon, 01. August 2006, 01:49:22

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Kalderon

Hallo, liebe Tintenzirkler!

Ich habe eine Frage und diese lautet:
"Wie sieht eine gute Beschreibung aus?"

Diese Frage würde ich gerne durch eine gemeinsame Analyse von Beispieltexten lösen, bei der jeder sagt, warum man etwas aus welchem Grund gut oder nicht gut beschrieben findet. Dazu brauchen wir natürlich noch Texte, die etwas beschreiben. Gerne würde ich auch auf verschiedene Arten von Beschreibungen eingehen:
- Personenbeschreibungen
- Ortsbeschreibungen
- Gegenstandsbeschreibungen
- Tätigkeitsbeschreibungen
- Wesen- oder Tierbeschreibungen
- Spezielle Beschreibungen

Ich würde gerne mit einem Beschreibungsbeispiel anfangen, habe jedoch kein passendes parat. Es würde mich also freuen, wenn jemand anderes ein Beispiel zur Verfügung stellt.


Liebe Grüße: Kalderon


Edit von Maja:
Im Zusammenhang mit diesem Thread gab es Diskussionen, die entgleisten und später als Mahnmal in einen eigenen Thread ausgelagert wurden. Die Topic-Beiträge blieben hier erhalten, können aber immer noch Hinweise auf entfernte Kommentare enthalten. Ich bitte um Verständnis.
Edit von Maja Ende.

Feuertraum

Zitat von: Kalderon am 01. August 2006, 01:49:22


Frage: Was macht eine gute Beschreibung aus?
Antwort: Immer das zu erläutern, was zu erläutern von Wert ist. Immer so zu erläutern, dass der Leser fähig sein kann, es zu verstehen.

Äh...unabhängig von dem eingestellten Text kann ich dieser Aussage nicht so wirklich zustimmen. Wie soll/kann ich als Autor wissen, das der Leser fähig ist, es zu verstehen? Beschreibe ich es bis ins kleinste Detail, freuen sich einige Leute darüber und sagen: "Ja, DAS nenne ich eine Beschreibung, die ein plastisches Bild bei mir hinterläßt!"
Andere hingegen stöhnen auf aufgrund dieser Masse und legen das Buch ruckzuck zur Seite, fühlen sich evtl. beleidigt, das man sich erdreistet und ihre Fantasie/Intelligenz so in Frage stellt.
Meines Erachtens gibt es keinen Königsweg, kein: NUR SO - und nicht anders - ist es richtig. Einige Autoren lieben es, Vergleiche heranzuziehen, andere setzen diese eher sparsam bis gar nicht ein. Einige - und zu denen zähle ich mich - haben einen Faible für Adjektive, andere halten es da lieber mit der Regel: Zwei Adjektive sind drei zuviel, also streichen, streichen, streichen! Nur: genauso wie es Autoren gibt, die die eine oder die andere Art bevorzugen, genauso gibt es viele Leser, die sich auf die eine bzw. auf die andere Seite schlagen.

Von daher denke ich sind gerade solche Empfehlungen Punkte, die man flexibel behandeln sollte, ja, gar muß, weil jeder Stil einzigartig ist und nicht die Pflicht hat, sich starr den Regeln anderer Autoren unterzuordnen.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Lomax

Zitat von: Kalderon am 02. August 2006, 21:15:22
Mich würde auch interessieren, was andere an guten Beschreibungen aus der Literatur kennen. Vielleicht bessere.
Okay, für Leute, die sich durchwühlen können, habe ich hier etwas - bitte auf den unten angegebenen Link klicken, dann auf "Excerpt" gehen und zur Seite 18 durchklicken, dort beginnt "Chapter One": http://www.amazon.com/gp/reader/0345459407/ref=sib_dp_pt/002-4465303-7692033#reader-link. Der Weg dorthin ist leider sehr umständlich, und dann auch nur für Leute, die Englisch lesen - Ich wollte jetzt aus Copyrightgründen die Seite nicht abtippen und hier einstellen ...

Aber wenn ich hier die englische Variante anbiete, hat das auch den Vorteil der Authentizität: Denn das habe ich gelesen, und diese Seite hat mich für das Buch eingenommen. Okay, der Rest hat mir auch gefallen - aber mit dieser Seite und dieser Beschreibung hat der Autor schon meine Begeisterung geweckt und die Grundlage für das Gutachten gelegt, woraufhin das Buch letztendlich ja auch von Bastei-Lübbe aufgekauft wurde.
  Das biete ich also an als Beispiel für eine Beschreibung, die mir gefallen hat - und die sich nachweislich auch heutzutage verkaufen lässt ;) Und auch wenn das Buch noch einen Prolog hatte: Für mich wird Perdido Street Station immer mit dieser Beschreibung eines Marktes anfangen, und sie reichte eigentlich schon aus, um mich zum Fan des Autors zu machen. So sehr, dass ich jetzt noch immer mit Begeisterung seine deutschen Ausgaben lektoriere, obwohl es sprachlich harter Tobak ist und man den Stundenlohn gar nicht ausrechnen darf.

Also, was will man mehr als eine Beschreibung, die den Lektor so überzeugt? ;D
Ach so, was mich an der Beschreibung so überzeugt hat, ist wohl die Lebendigkeit. Sie ist nicht statisch. Der Leser fliegt wie der Korb am Anfang mitten in die Szene, und die wirkt dann nicht wie ein Foto oder wie ein Bild, sondern wie das brodelnde Leben, das mit der Beschreibung mitgeliefert wird.

Kalderon

Danke, Lomax. Jedenfalls für die Mühe. Ich bin der englischen Sprache leider nicht so mächtig. :-\
Und ein Text oder eine Beschreibung in einer anderen Sprache klingt ja auch ganz anders als auf Deutsch, oder?

Geli

@ Kalderon

Du kannst das Buch auf Deutsch lesen:

Mieville, China: Perdido Street Station: Bd. 1 - Die Falter
Baste-Lübbe Taschenbuch 23245
kostet 8,80 (und aus einer Stadtbücherei geliehen nix)

Frage: glaubst Du ernsthaft, wie Du Lomax geantwortet hast, dass sich der Inhalt einer gelungenen Beschreibung dadurch ändert, dass die Worte in anderen Sprachen anders klingen?
Oder - vielleicht das Können des Autors?




Manja_Bindig

@Geli: Tja, Übersetzungen können manches Mal was versauen. Eventuell gibt es im Deutschen kein Wort, was das Englische perfekt wiederspiegelt - und dadurch können auch Beschreibungen verlieren. :)

@Kalderon: ich glaub dir, dass du deinen Stil hast. Ich glaub dir nur nicht, dass du ihn dir komplett ohne LEsen und "Stilklau" angeeignet hast. :)

Maja

So, mit Bauchschmerzen schalte ich mich hier noch einmal ein und will nicht im Wespennest stochern (und mich auch nicht darüber auslassen, daß ich den Faust nie gelesen habe, dafür aber den Hamlet auswendig kann...)

Es ist sehr wichtig, wenn man ein neues Thema bei den Workshops eröffnet, es klar zu umreißen, mit einem möglichst ausführlichen aber dennoch klaren Einleitungstext. Dann können auch Textbeispiele kommen, eigene oder historische, die man in dem Zusammenhang zur Diskussion stellt. Das ist der Fehler, den Kalderon gemacht hat. Und im Endeffekt auch sein einziger.
Welchen Bildungsgrad er besitzt, wieviel er liest, was er liest - alles irrelevant. Am Thema oder an den Lesern vorbeischreiben - relevant. Sich am Ton vergreifen - relevant (aber das gilt nicht für einzelne, sondern für den gesamten Thread).

Wenn dieser Thread hier nun gemütlich zurückgeht in Richtung "Beschreibung", steuere ich auch gerne was zum Thema bei und frage ganz ketzerisch: Müssen Beschreibungen denn überhaupt sein? Ich meine - müssen sie *heute noch* sein? Unsere Leser sind dermaßen reizüberflutet, daß man ihre Gehirne nur assoziativ anpitschen muß, und schon liefern sie das passende Bild - gut, so ist nicht ganz gewährleistet, daß Autor und Leser dasselbe sehen - aber wenn der Autor das will, muß er Filme drehen und keine Bücher schreiben.

Es gibt sehr wenige Beschreibungen, aus denen ich noch viel Gewinn ziehen kann. Meist finde ich sie aber eher ermüdend. Darum habe ich auch den Glöckner von Notre Dame nach wenigen Seiten wieder weggelegt. Und leider denkt der Rollenspieler in mir bei der Beschreibung des Leviathans auch "Eine gute Umschreibung für Natürliche Rüstung 20 und Schadensreduzierung" und "Hab ich nicht mal eine Leviathanshaut getragen, die furchtbar gestunken hat?"
Ehrlich, manchmal würde ich gerne die Altlasten des Wissens und der Erfahrung aus meinem Kopf verbannen, um wieder frei und unbefangen eine schöne Beschreibung lesen zu können. Aber ich bin nicht bereit, den Preis dafür zu bezahlen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Lomax

Zitat von: Maja am 04. August 2006, 10:30:55Ich meine - müssen sie *heute noch* sein? Unsere Leser sind dermaßen reizüberflutet,
Ich fürchte, Beschreibungen sind heute nötiger denn je - gerade weil die Leser reizüberflutet sind und daran gewöhnt, in Filmen alles vor sich zu sehen; und sich weniger selbst vorstellen, selbst ergänzen können. Zumindest sehe ich immer öfter die banalsten Beschreibungen, und werde auch mit Forderungen nach "mehr Beschreibung" konfrontiert :-\
  Da ist es doch besser, wenn die Beschreibungen zumindest gut sind und einen Mehrwert liefern, anstatt nur Banalitäten aufzulisten  ;)

Elena

[Maja, die Faust-Inszenierung in Braunschweig ist göttlich - oder teuflisch, je nachdem. Aber ich schätze mal, das ist doch kein Katzensprung von Billerbeck, nur, um ein Stück zu sehen...]

Was Beschreibungen angeht, ist es durchaus nicht sinnvoll, einen 2000 Jahre alten Text zu Rate zu ziehen. Es ist nicht mal sinnvoll, einen 100 Jahre alten Text zu nehmen, denn die Bedingungen haben sich geändert. Aufgrund von Fernsehen, Radio, Internet etc., eben jener "Reizüberflutung", haben wir von fast allem eine recht genau Vorstellung. Vor 2000 Jahre hätte man einen Koalabären noch sehr genau beschreiben müssen, damit die Leute ihn sich vorstellen konnte, heute würde man ganz einfach schreiben: "Ein Koala", und der Leser weiß, was gemeint ist, wel er schon mal einen auf einem Foto, im Zoo, im Fernsehen gesehen hat.

Für mich ist bei Beschreibungen Folgendes wichtig:

- Es muss eine Stimmung dabei rüberkommen. Da erreicht man vor allem durch eine bestimmte Wortwahl und gezielte Adjektive.
- Es muss bildhaft sein. Gerade bei unbekannten Dingen erreicht man viel durch schön, bildhafte Vergleiche, aber das muss man sparsam einsetzen.
- Es muss lebhaft sein. Auch bei Beschreibungen kann man aussagekräftige Verben benutzen, auch wenn man dabei Gegenstände vermenschlicht.
- Es muss kurz und knackig sein, das wichtigste muss erwähnt werden, und nur das. Bitte keine zweiseitigen Beschreibungen einer Straße. Ich weiß, wie eine Straße aussieht.
- Die Beschreibung muss die Geschichte unterstützen und eng damit verwoben sein, je enger, desto besser. Ich mache es gerne so, dass ich die Hauptfigur die Umgebung erfahren lassen, oder das Aussehen der Figuren in die Handlung einbinde.
- Beschreibungen für alle Sinne sind immer ein Pluspunkt. Also nicht nur: Wie sieht es da aus?, sondern auch Wie riecht es da? Wie fühlt es sich an? Bei Menschen heißt das dann zum Beispiel: Wie hört sich die Stimme an? Hat der Mensch vielleicht einen charakteristischen Geruch? Raue Hände?

Hm, so, das war's so weit von mir zu dem Thema. Nichts zu Hiob 41, sorry, aber wie gesagt: Halte ich nicht für sinnvoll, zumindest nicht, wenn man es direkt aufs aktuelle Schreiben beziehen will.

Liebe Grüße,

Elena

PS: Habe mich gestern von Stephen King und Peter Straub mit der gut 15-seitigen Beschreibung einer Kleinstadt totschlagen lassen. Details ohne Ende, aber keine Bilder. Setzen, sechs.

Moni

Zitat von: Maja am 04. August 2006, 20:49:02
Und ich mache mich dafür auf die Suche nach einer sehenswerten Faust-Inszenierung. Ich halte nämlich nicht soviel davon, Theaterstücke zu lesen.

Ich empfehle die einzig wahre: Gustav Gründgens Film mit Will Quadflieg als Faust und G.G. als Mephisto! Gibt es auf Video, evtl. auch schon auf DVD.

Lg
Moni

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Kalderon

#10
So, jetzt habe ich ein Textbeispiel. Mal sehen, ob man damit etwas anfangen kann. Ich kann allerdings nicht klar umschreiben, um was für eine Beschreibung es sich genau handelt.

Zitat"Durch die winzigen Risse des morschen Holzes drang das gleißende Licht des Tages und verdrängte die Schatten
und Zweifel der Nacht. Doch ein kleiner Schatten war geblieben und schlummerte bedrohlich hinter der Tür und
spähte unter ihr hindurch, in den erleuchteten Raum hinein. Knarrend öffnete Nellstine die Türe und richtete ihren
Blick gen Boden. Wie durchsichtiger Honig klebte ein dicker Wassertropfen an der weißgoldenen Blüte der Golithie,
die vor der Türe lag wie ein böses Omen. Ihre langen, schwarzen Blätter kringelten sich als wollten sie das Holz
zerkratzen.
Nellstine schlug sich die Hand vor ihren Mund und begann zu zittern. Sie hatte an diesen Tag gedacht seit Yellis
verschwunden war, doch hatte sie sich immer gut zugeredet.
Wie sirupartiger, kalter Schweiß perlte die Hoffnung aus ihren Augen. Und auch der Wassertropfen lief die Blüte
hinunter und verging, aufgesogen in unstillbarem Durst des trockenen Holzes.
Nellstines zitternde Hände griffen nach der wunderschönen Blume und umschlangen ihren dünnen, dunkelgrünen
Stängel.
Als sich Nell wieder aufrichtete, löste sich eines der fünf Blütenblätter und schwebte schwerfällig zu Boden. Yellis
war gefallen. Er war nun offiziell tot ..."

Ich hoffe auf rege Beteiligung bei der Analyse des Textes. Ich halte mich mit meiner Meinung indes zurück.

lapaloma

Zitat von: Kalderon am 05. August 2006, 18:37:58
So, jetzt habe ich ein Textbeispiel. Mal sehen, ob man damit etwas anfangen kann. Ich kann allerdings nicht klar umschreiben, um was für eine Beschreibung es sich genau handelt.

Zitat"Durch die winzigen Risse des morschen Holzes drang das gleißende Licht des Tages und verdrängte die Schatten
und Zweifel der Nacht. Doch ein kleiner Schatten war geblieben und schlummerte bedrohlich hinter der Tür und
spähte unter ihr hindurch, in den erleuchteten Raum hinein. Knarrend öffnete Nellstine die Türe und richtete ihren
Blick gen Boden. Wie durchsichtiger Honig klebte ein dicker Wassertropfen an der weißgoldenen Blüte der Golithie,
die vor der Türe lag wie ein böses Omen. Ihre langen, schwarzen Blätter kringelten sich als wollten sie das Holz
zerkratzen.
Nellstine schlug sich die Hand vor ihren Mund und begann zu zittern. Sie hatte an diesen Tag gedacht seit Yellis
verschwunden war, doch hatte sie sich immer gut zugeredet.
Wie sirupartiger, kalter Schweiß perlte die Hoffnung aus ihren Augen. Und auch der Wassertropfen lief die Blüte
hinunter und verging, aufgesogen in unstillbarem Durst des trockenen Holzes.
Nellstines zitternde Hände griffen nach der wunderschönen Blume und umschlangen ihren dünnen, dunkelgrünen
Stängel.
Als sich Nell wieder aufrichtete, löste sich eines der fünf Blütenblätter und schwebte schwerfällig zu Boden. Yellis
war gefallen. Er war nun offiziell tot ..."

Ich hoffe auf rege Beteiligung bei der Analyse des Textes. Ich halte mich mit meiner Meinung indes zurück.

Und der Leser ist erschlagen! Das ist ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Zu schwülstig, zu affektiert, an den Haaren herbei gezogen.
Und zu allem Übel öffnet sie noch knarrend die Türe...
Grüsse, Sid

lapaloma

#12
Sorry Kalderon, der Text ist in meinen Augen grottenschlecht, wie die Jungen sagen.
Hier mein Kommentar im Detail:

"Durch die winzigen Risse des morschen Holzes drang das gleißende Licht des Tages und verdrängte die Schatten
und Zweifel der Nacht.


Durch winzige Risse wird der Raum hell erleuchtet?

Doch ein kleiner Schatten war geblieben und schlummerte bedrohlich hinter der Tür und spähte unter ihr hindurch, in den erleuchteten Raum hinein.

Hirnkrampf! Kann ich mir schlichtweg nicht vorstellen.

Knarrend öffnete Nellstine die Türe

Vermutlich öffnet sich die Türe knarrend?

und richtete ihren
Blick gen Boden.

Wieso? Wegen dem Schatten der döst?

Wie durchsichtiger Honig klebte ein dicker Wassertropfen an der weißgoldenen Blüte der Golithie,

Ach nein, da muss eine Blume am Boden liegen. Doch Wasser wie durchsichtiger Honig? Ich denke, die Lilie ist einfach feucht.

die vor der Türe lag wie ein böses Omen. Ihre langen, schwarzen Blätter kringelten sich als wollten sie das Holz
zerkratzen.


Aha, die Blume liegt also nicht im Raum, sondern vor der Tür, also draußen?
Hat sie wohl vor dem Öffnen übersehen?
Blätter wollen Holz zerkratzen? Was bringt das?  Wieso nicht  einfach nur gekringelt.

Nellstine schlug sich die Hand vor ihren Mund und begann zu zittern. Sie hatte an diesen Tag gedacht seit Yellis
verschwunden war, doch hatte sie sich immer gut zugeredet.


Sich eingeredet? Was? Dass er noch leben würde?

Wie sirupartiger, kalter Schweiß perlte die Hoffnung aus ihren Augen.

Der Autor scheint klebrige Substanzen zu mögen. Schlichter ist besser: Der letzte Funken Hoffnung wich aus ihren Augen.

Und auch der Wassertropfen lief die Blüte
hinunter und verging,


Oh, jetzt ist der durchsichtige Honig wieder gewöhnliches Wasser geworden?

aufgesogen in unstillbarem Durst des trockenen Holzes.

Versickert im trockenen Holz? War er nicht zuvor schon vergangen?


Nellstines zitternde Hände griffen nach der wunderschönen Blume und umschlangen ihren dünnen, dunkelgrünen
Stängel.


So wunderschön empfinde ich die Blume mit ihren schwarzen, gekringelten Blättern nicht – da hilft auch ein dunkelgrüner Stängel nicht.

Als sich Nell wieder aufrichtete, löste sich eines der fünf Blütenblätter und schwebte schwerfällig zu Boden.

Die wunderschöne Blume ist auch noch schwerfällig?
Ich dachte immer, wenn etwas schwebt, müsse es leicht sein

Yellis
war gefallen. Er war nun offiziell tot ..."


Ja was denn, wo denn, wie denn? War Yellis der Schatten unter der Türe?


Liebe Grüsse, Sid

Maja

#13
@Sid, wenn du einen Text kommentierst, kannst du dann Text und Kommentar voneinander abheben, z.B. durch Kursivsetzung? So kann dat kein Mensch mehr lesen!

Für mich ist das keine Beschreibung. Es ist eine ganz normale Szene.
Eine Beschreibung ist etwas, das etwas/jemanden beschreibt. Ohne Handlung. Sinn einer Beschreibung ist, daß sich der Leser ein genaues Bild vom betreffenden Objekt oder der Person machen kann. Im Deutschunterricht haben wir im sechsten Schuljahr Beschreibungen durchgenommen und als Klassenarbeit ein altes Röhrenradio aus den zwanziger Jahren beschrieben. Ich erinnere mich noch, daß ich die Röhre beschrieb als "eine aufrechtstehende silberne Leberwurst". Und habe es im Leben nie vergessen.
Unabhängig von seiner literarisches Qualität vermisse ich in Kalderons Text die formalen Kriterien einer Beschreibung. Nur weil viele der erwähnten Dinge mit Attributen (feucht, klebrig) versehen sind, wird da noch keine Beschreibung draus. Beschreiben kann man Dinge, Personen, Orte, Landschaften und Szenerien (in denen statische Personen positioniert sein können). Es passiert aber nichts.
Mal sehen, ob ich was passenderes finde... Ja. Hier ist eine, von der meine Betaleserinnen fanden, sie wäre doch gemessen an der Situation allzu ausführlich geraten. Ich mag sie aber eigentlich so, wie sie ist:

ZitatSie hatte ihre besten Jahre schon hinter sich - jenseits der Fünfzig mußte sie allemal schon sein, wenn nicht sogar jenseits der sechzig. Für letztes sprach ihr Kleid, ein unförmiges Objekt, großgemustert in hellgrau und Flieder, aber immerhin mit einem Gürtel, der die Taille andeutete. Und das graue Haar, aber an das konnte man auch schon früher kommen. Leider. Karina war selbst schon so weit, ihre hartnäckige graue Strähne zu färben. Und war selbst erst Anfang Dreißig... Das Gesicht der Frau war ein wenig aus der Form geraten, mit Wangen, die an ein rosiges Soufflé erinnerten. Es mochte Bluthochdruck sein, oder sie war zu lange bei dieser Hitze durch die Stadt gerannt. Das Sommerwetter entschuldigte auch den Strohhut. Hellgrauer Strohhut mit kleinen Kirschen in einem Aubergineton, der sie wirklich sehr künstlich aussehen ließ. Karina tippte auf Rentnerin oder Frührentnerin - obwohl es auch genug reiche Leute gab, die sich als allererstes auf die Wühlkiste stürzten. Was nun die Literatur anging... Hut und Kleid paßten nicht wirklich zu einer Intellektuellen. Diese Frau las lieber Liebesromane als Krimis. Ein Fall für die Plicher-Ecke. Vermutlich hielt sie mindestens eine Katze. Keinen Hund - sie hatte nicht die Figur, die zweimal täglich Gassi ging. Natürlich konnte sie den Hund auch im Garten laufen lassen - aber Karina war bereit, sich für Katze und gegen Hund zu verwetten. Ein Hund hätte diesen Hut längst gefressen. Es gehörte eine Menge Mut dazu, so auf die Straße zu gehen - oder ein falsches Verständnis von romantischem Stil... Eine Pilcher-Leserin. Definitiv.

Hier ist noch eine andere Sequenz, bei der ich die Beschreibung zum Teil in einen Dialog gepackt habe:
ZitatKurz darauf wurden auch die Vorhänge wieder für sie geöffnet, und Alexander fand sich vor einer Arena wieder, wie er sie nicht erwartet hatte.
Sie war riesengroß, und daß er sie auf dem ersten quälenden Ritt durch die Stadt nicht bemerkt hatte, konnte man nur damit erklären, daß sie auf der Rückseite des Hügels, auf einem riesigen, freien Platz lag. Sie schien sehr alt zu sein, und sie war schön, aus hellem, fast weißen Stein erbaut, mit weiten Bögen, die sich hoch hinauf streckten und die von einer Reihe versetzt laufender Bögen gekrönt wurde, und auf jeder Ecke stand die Figur eines Elomaran. Alexander blinzelte gegen die Sonne, die sich dem Mittag näherte, und erkannte die drei von ihnen, die ihm am nächsten waren: Kaliander, der Engel des Waldes, hielt sein Szepter mit in beiden Händen. Elysander, Engel des Lichts, schien gedankenverloren dem Klang seiner Glocke zu lauschen, während der Engel des Zorns, Iriander, versuchte, seinen Dolch halb hinter den verschwörerisch um seine Schultern gelegten Flügeln zu verbergen. Sie waren prachtvoll, nicht minderwertig wie die Figuren auf dem Grenztor, sondern von so großer Kunstfertigkeit, daß Alexander nur staunen und schlucken können.
»Das ist unglaublich«, flüsterte Halan. »Die Form - siehst du das? Sie ist siebeneckig.«
»Du meinst, ein Elomaran fehlt?« fragte Alexander zurück und reckte sich bei dem Versuch, Korisander unter den Figuren auf der ihm abgewandten Seite des Gebäudes zu erkennen.
Halan schüttelte den Kopf. »Es sind acht - Lorimander steht auf der großen Säule in der Mitte -« Alexander erkannte es ihm gleichen Moment und ärgerte sich, gefragt zu haben - »aber kaum etwas ist schwieriger zu errichten als ein Gebäude in der Form eines gleichmäßigen Siebenecks, und dieses ist perfekt.«
Alexander begriff. Einmal hatte es hier fähige Bauherren gegeben, und nur weil der Verstand des Herrscherhauses mit jeder Generation schwand, hieß das nicht, daß sie es hier mit einem Volk von Schwach-köpfen zu tun hatten. Vielleicht zeigte Harven ihnen die Arena als Warnung: Unterschätzt uns nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kalderon

Zitat von: Sid am 05. August 2006, 20:29:03
Sorry Kalderon, der Text ist in meinen Augen grottenschlecht, wie die Jungen sagen.

Das ist nicht sehr objektiv. Mit dem Rest deines Postings bin ich allerdings sehr zufrieden.

Zitat von: Sid am 05. August 2006, 20:29:03
Yellis
war gefallen. Er war nun offiziell tot ..."

Ja was denn, wo denn, wie denn? War Yellis der Schatten unter der Türe?

Nein, Yellis ist nicht der Schatten unter der Türe. :rofl:
Dir fehlt natürlich die Information, dass es dort ein Brauch ist, eine Golithie (diese Blumenart) jemanden vor die Tür zu legen, wenn eine vermisste Person offiziell für tot erklärt wird.