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NO-GO's - Was nicht (mehr) in einen guten Roman gehört

Begonnen von Debbie, 05. März 2012, 15:30:29

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Lomax

Zitat von: Aryana am 06. März 2012, 21:46:22Was mich auch nervt ist, wenn ein Charakter hundertachtzigtausend verschiedene Namen hat. Die Hauptfigur in Lukianenkos "Spektrum" heißt mal Irina, mal Irotschka, mal Ira... und es gab noch mehr Varianten, wenn ich mich recht erinnere - ich habe das Buch nur einmal gelesen udn dann weiterverkauft weil ich mit dem Stil und der Art der Geschichte nichts anfangen konnte. Aber diese vielen Spitznamen sind mir in lebhaft nervtötender Erinnerung geblieben. Russische Schriftsteller sind da wohl Meister. *an "Anna Karenina" denk*
Ja, das muss wohl eine sehr typische Eigenart russischer Literatur sein - immerhin hat sogar Kishon schon eine Satire zu dem Thema geschrieben ;D.
  In meinem letzten Roman hatte ich auch einen Handlungsstrang mit russisch angehauchtem Setting und dachte mir, da kann ich ja mit unterschiedlichen Namen, Abkürzungen und Kosenamen arbeiten, je nachdem, wer gerade eine Person anspricht, um die Atmosphäre zu unterstreichen. Aber als meine Lektorin dann zu oft darüber gestolpert ist, obwohl ich dachte, die Varianten unterscheiden sich nur so wenig, dass man sie leicht zuordnen kann, habe ich dass doch wieder etwas rausgenommen  :-[. Schade eigentlich. Das mit den Namensvarianten passt so gut zu einem russischen Setting, dass es eigentlich perfekt ist, um die Atmosphäre zu unterstreichen ... wenn nicht scheinbar so viele Leser darüber straucheln täten  :d'oh:.

AngryMuffin

So, nachdem ich hier einige Zeit lang interessiert mitgelesen habe und parallel über die neue Reihe von P.C. Cast gestolpert bin, muss ich hier auch mal meinen Senf hinzugeben. Ich weiß, "mangelnde Recherche" wurde hier schon genannt, aber da es mir inzwischen einmal zu oft begegnet ist, dachte ich mir, dass man hier noch einen Unterpunkt hinzufügen sollte.

mangelnde Recherche bei Verwendung von mythologischen Figuren.

Nein, ich verlange nicht, dass man Edda und Odyssee gelesen hat, genauso wenig, dass Autoren, die lediglich die Namen der Götter verwenden bis ins absolute Detail recherchieren oder dass jeder Leser die Story auf "mythologische Richtigkeit" testen sollte, aber ich erwarte, dass der Autor einen höheren Anspruch an sein Buch hat, wenn er Götter und Heroen in Person auftreten lässt, wenigstens zwei Lexika-Artikel zu den entsprechenden Personen gelesen hat.  >:(

Debbie

Zitatmangelnde Recherche bei Verwendung von mythologischen Figuren.

Nein, ich verlange nicht, dass man Edda und Odyssee gelesen hat, genauso wenig, dass Autoren, die lediglich die Namen der Götter verwenden bis ins absolute Detail recherchieren oder dass jeder Leser die Story auf "mythologische Richtigkeit" testen sollte, aber ich erwarte, dass der Autor einen höheren Anspruch an sein Buch hat, wenn er Götter und Heroen in Person auftreten lässt, wenigstens zwei Lexika-Artikel zu den entsprechenden Personen gelesen hat.  >:(

Vornehmlich ein Lexikon, dass sich nur mit einer Mythologie beschäftigt - wenn man sich die Bücher nicht selbst kaufen will, ist ein Nachmittag in der Bibliothek und die Verwendung des Kopierers nicht zuviel verlangt, finde ich...  :snicker:

Der Punkt ist mir übrigens letztens auch noch eingefallen, als ich einen Post in einem anderen Thread verfasst habe. Ich bin dermaßen genervt von Göttern und Mythen, die der Autor sich gerade so zurechtbiegt, wie er es gerade braucht - das macht mich echt rasend   :happs:  Als wären die Originale nicht interessant und aufregend genug... Solche Bücher kann ich nicht einmal weiterverkaufen, weil mein Gewissen es nicht zulässt  :d'oh:

Warum können die nicht einfach die Finger von den Originalen lassen, wenn es ihnen nicht die Zeit für eine gründliche Recherche wert ist??

@AngryMuffin: Danke für's Erwähnen  :)

Farean

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem. 8) Eines meiner absoluten No-Gos besteht darin, wenn ein Autor gegenüber den eigenen Figuren Häme walten läßt. Vom Hauptantagonisten bis runter zum unbedeutendsten Statisten: ich finde, jede Figur in einer Geschichte hat ein Recht auf ihre Würde. >:(

Am meisten HASSE!!! :happs: ich das Klischee von den "uniformierten Prügelknaben", die von der bunten, fröhlichen Runde der "Freiheitskämpfer" in zehnfacher Unterzahl mit Links durch die Gegend geschmissen werden. Polizisten, die sich gegenüber der "ach so coolen" Gaunertruppe der (Anti-)Helden als Idiotenbande gebärden; die geradezu am Fließband gedemütigten Soldaten und Matrosen im "roten Korsar"; die dummen, unfähigen Waffenknechte des Sheriffs von Nottingham, das ist die Sorte Klischee, bei der ich einfach nur Kotzreiz kriege. Hallo?! will ich solchen Autoren dann immer sagen, sind eure Protas so schwach auf der Brust, daß sie nur dann gut aussehen, wenn man ihnen als Gegner Bataillone von Dorftrotteln serviert?!

Um so mehr liebe ich es, wenn ein Autor dieses Klischee vermeidet und einfach alle seine Chars gut aussehen läßt. Ich sage nur "Fluch der Karibik". Ja, Sparrow übertölpelt am Anfang die Rotröcke. Und ja, die zwei John Does aus der Truppe sind nicht gerade die hellsten. Und trotzdem haben sie alle irgendwo Charakterzüge, die man respektieren kann, und Gelegenheiten, um zu glänzen. Mir ging richtig das Herz auf, als vor der Endschlacht gegen die Untoten die beiden John Does einander noch mal die Hand reichten, um sich dann mit dem Mut der Verzweiflung ins Getümmel zu stürzen - in dem sich die Rotröcke in Anbetracht ihrer übernatürlichen Gegner immer noch verdammt gut hielten. So mag ich das! :jau:

(Schöner Thread, da kann man mal richtig Dampf ablassen. :vibes:)

Nirathina

Zitat von: Farean am 19. März 2012, 21:04:47
Kommen wir nun zu etwas völlig anderem. 8) Eines meiner absoluten No-Gos besteht darin, wenn ein Autor gegenüber den eigenen Figuren Häme walten läßt. Vom Hauptantagonisten bis runter zum unbedeutendsten Statisten: ich finde, jede Figur in einer Geschichte hat ein Recht auf ihre Würde. >:(
(...)
Und trotzdem haben sie alle irgendwo Charakterzüge, die man respektieren kann, und Gelegenheiten, um zu glänzen. Mir ging richtig das Herz auf, als vor der Endschlacht gegen die Untoten die beiden John Does einander noch mal die Hand reichten, um sich dann mit dem Mut der Verzweiflung ins Getümmel zu stürzen - in dem sich die Rotröcke in Anbetracht ihrer übernatürlichen Gegner immer noch verdammt gut hielten. So mag ich das! :jau:

(Schöner Thread, da kann man mal richtig Dampf ablassen. :vibes:)

Ja, das ist auch etwas, was mich immer wieder stört. Klar - dämliche Wachen und so weiter sind ja mal ganz lustig, aber wenn man sie beschreibt wie hirnlose Affenköppe, geht's doch ein bisschen zu weit. Ich finde auf den ersten Blick dümmlich wirkende Nebencharaktere vor allem dann gut, wenn sie sich als sympathische, aber doch auf ihre Art intelligente Ratgeber erweisen.

Was für mich auch gar nicht geht, ist, wenn schnulzige Gespräche über ewige Liebe geführt werden  :d'oh: Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass ich Romantik hasse  ;D.  Und nein, es bezieht sich jetzt nicht auf Romantasy und diverse Liebesromane die gesamte Genre-Palette rauf und runter, sondern auf Bücher, die eigentlich auf ganz andere Themen abzuzielen gedenken.
Versteht mich nicht falsch: Liebe ist schön, Liebe ist gut und trägt eine gewisse Stärke in sich, aber - es liegt einfach daran, dass man erst weiß, ob die Liebe "ewig" hält, wenn man gemeinsam, beispielsweise im hohen Alter, stirbt. Wenn man sich dann noch liebt, dann ist die ewige Liebe legitim. Zudem sind solche Gespräche dermaßen handlungsstoppend und unwichtig, dass es mich jedes Mal aufregt, wenn sich ein Roman, der in Kriegswirren spielt, am Vorabend der Schlacht in einen kitschigen Schmonz verwandelt, den man am liebsten in die Tonne kicken will  :wums: Menno, warum muss immer dieses Liebesgesülze einen guten Roman unterbrechen?

Genauso die Thematik: Ich würde mein Leben für dich geben. Mag romantisch sein, wird aber oftmals an den unpassendsten Stellen eingebaut.

Alana

#80
Zitatschnulzige Gespräche über ewige Liebe

Auch wenn es dir nicht um die Liebesromane ging, einen guten Liebesroman erkennt man daran, dass es ebensolche Gespräche NICHT gibt. Ich hasse das auch. Oder wenn die Protas am Ende 20 Seiten lang kleinkauen, wann sie eigentlich angefangen haben, sich zu lieben. Ja, wenn ich das als Leser nicht schon voher mitbekommen habe, dann reißt es das jetzt auch nicht mehr raus.
Alhambrana

Farean

Romantische Nebenplots werden wohl vor allem deshalb so oft versaubeutelt, weil sie eher als Pflichtübung noch mit reingequetscht werden - ohne Rücksicht auf die Chemie zwischen den Charakteren. Wenn man als Leser mitfühlt, wie es zwischen den beiden "funkt", und wenn man dann die Entwicklung zwischen den beiden mitverfolgt, kann eine Liebesgeschichte das tollste und mitreißendste im narrativen Universum sein. ("Mir doch egal, ob die Welt untergeht, ich will wissen, ob sie sich kriegen!") Nur leider wird die "Ewige Liebe"TM allzu oft als Dreingabe mit in die Schatzkiste am Ende der Queste gepackt, und gut ist.

Gwee

Was ich persönlich gar nicht mehr lesen kann, sind Bücher, in denen sich die beiden Hauptcharaktere ineinander völlig ohne jeglichen Grund verlieben. Liebe auf den ersten Blick hin oder her, in sehr vielen Romanen wird das völlig übertrieben dargestellt. Wie oft trifft man wirklich auf einen Kerl oder eine Frau, die man am liebsten sofort auf der Straße vernaschen würde? Noch ehe man die Person kennengelernt hat, zu wissen, dass es die große Liebe ist, halte ich für fragwürdig. Und da viel zu viele Autoren in ihren Romanen so verfahren, ist es einfach absolut ausgelutscht und noch schrecklicher.
Was ich auch gar nicht leiden kann, sind Büchern, in denen die Hauptcharaktere perfekt sind. Wenn sie wissen, dass sie die Erfüllung jeglicher Träume sind. Wenn sie das wissen, dann ist doch das ganze Buch hinfällig. Zum einen ist doch dann klar, dass der Charakter alles schafft und außerdem könnte ich mich nur ungern mit einem Charakter rumquälen, der mir gänzlich unsympathisch ist. Wenn der Charakter nicht gerade einen Tiefpunkt in dem Roman durchlebt durch den er sich gänzlich ändert, ist das eines der schlimmsten Dinge, die man dem Leser antun kann.
Auch ermüdend sind ellenlange Aussehensbeschreibungen, die überhaupt nichts zur Sache tun. Ob jetzt eine Figur von oben bis unten beschrieben wird oder von mir aus auch nur, dass der Charakter 50 Paar Schuhe in seiner Kommode stehen hat, wenn es doch eh keinen Sinn für den Plot hat, wozu dann das Ganze?
Fareans Punkt finde ich auch sehr treffend. Nebencharaktere, die als hässlich, dumm oder ähnliches dargestellt werden, sind auch sehr ausgelutscht. Warum müssen die denn immer negative Charaktermerkmale aufweisen? Oder auch die Bösewichte: Es ist fast immer ein entweder richtig hässlicher oder total gut aussehender Antagonist. Nie der Mittelweg. Ich meine, es muss doch auch irgendwo normal aussehende Bösewichte geben oder sind alle normal aussehenden Charaktere von grundauf gut und nicht fähig böse zu sein?  :brüll:
Seitenlange Liebesbekundungen sind allerdings auch nicht meins. Ich hab gestern oder so einen Kurzgeschichten-Brief rausgekramt, der eine Art Liebesbrief darstellen soll. Der war so zugeschnulzt mit Liebeserklärungen, das meinem Freund beim Vorlesen nach 2 Seiten schlecht wurde und ich vor Lachen nicht einmal mehr lesen konnte. Viel zu viel. Und genau das ist aber auch oft in Romanen so. Wie oft passiert es im realen Leben wirklich, dass zwei Menschen sich die ganze Zeit mit Liebesbekundungen übergießen? Von verknallten Teenagern einmal abgesehen. Außerdem kommt es in einem Roman doch viel besser, wenn die Gefühle gezeigt und nicht erzählt werden.  ;) Show, don't tell. Wieso kann man nicht eine Art Liebesbeweis einfließen lassen? Wenn der Prota irgendetwas total Süßes für seine große Liebe tut, ist das viel aussagekräftiger, als wenn sie beide den ganzen Tag darüber reden, außerdem kann ein Charakter viel sagen, es aber dennoch nicht so meinen müssen.
Was ich auch schrecklich finde, sind diese Mauerblümchenheldinnen. Ja, man kann sich gut mit ihnen identifizieren, aber um Himmels Willen, es gibt genug Menschen auf diesem Planeten, die selbstbewusst sind. Und mal ganz im Ernst: Es mag zwar echt beeindruckend sein, wenn ein Mauerblümchen etwas schafft, aber bei einem selbstbewussten Charakter wirkt es meistens doch eine Spur realistischer - außer der Plot bedingt ein Mauerblümchen, aber oftmals ist das einfach nur öde.
Mit der Liste könnte ich vermutlich noch stundenlang weitermachen.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Churke

Zitat von: Gwee am 21. Januar 2013, 14:02:03
Was ich auch gar nicht leiden kann, sind Büchern, in denen die Hauptcharaktere perfekt sind. Wenn sie wissen, dass sie die Erfüllung jeglicher Träume sind.

Jetzt mal langsam! Auch eine perfekte Figur kann scheitern - und das ist dann besonders tragisch.

canis lupus niger

Genau genommen ist doch der Glaube, dass man selber perfekt ist (und alle anderen nicht), eine der größtmöglichen Wahrnehmungsstörungen. Ein Mensch mit dieser Einstellung zu sich selber muss früher oder später gewaltig scheitern.

Gwee

Zitat von: Churke am 21. Januar 2013, 16:59:31
Jetzt mal langsam! Auch eine perfekte Figur kann scheitern - und das ist dann besonders tragisch.

Das habe ich ja als Ausnahme erwähnt. Aber ich habe unter anderem mal ein Buch gelesen, in dem die weibliche Prota sich für wunderschön und absolut makellos hielt. Den Typen, den sie wollte, bekam sie trotzdem nicht. Aber auch wenn das ein wenig wie scheitern wirkte, war es das im Endeffekt leider gar nicht, denn der Typ war genauso versessen auf sie.  ::)
Solange es gut umgesetzt ist, mag ich diese Plot's ja schon in Maßen, aber wenn der Prota am Ende nicht mal etwas daraus lernt? Wo ist da der Sinn an der ganzen Sache? Besagte Hauptfigur war am Ende noch genauso eingebildet und fehlgeleitet wie bereits am Anfang - nur dass sie am Ende noch zusätzlich den Typen an der Angel hatte.
Also, wie gesagt: Gut umgesetzt gerne, aber für mich war dieses eine Buch eine Art Eigenwunsch der Autorin wie sie gerne sein würde.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Serafina

Gwee, du sprichst mir mit deinen No-Go's aus der Seele! Ich habe wirklich schon Bücher gelesen, die jeden von dir aufgeführten Punkt beinhalten. Es ist schon fast komisch, dass du mit deinem Beitrag eigentlich fast schon den gesamten Inhalt einiger (Jugend)Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, zusammengefasst hast. Diese unsterbliche Liebe auf den ersten Blick nervt mich wohl am meisten.
Damit ich über eine dieser Sachen hinwegsehen kann, muss das restliche Buch schon ziemlich gut sein.

Zu den negativ dargestellten Nebencharakteren, würde ich noch das Gegenteil ergänzen: viel zu positiv dargestellte Nebencharaktere. Ich hasse es wirklich, wenn alle superfeundlich, superschön, superschlau und am besten noch superreich sind. Das ist echt langweilig und man kommt sich beim Lesen irgendwann wirklich benachteiligt vor. Da kann ich mir auch gleich CSI:Miami anschauen. Oder Twilight.

Richtig schlimm finde ich auch die etwas dämliche beste Freundin. Diese absolut hohlköpfige und nutzlose (außer natürlich um die Protagonistin in Schwierigkeiten zu bringen) Figur ist mir schon so oft begegnet...

Gwee

Zitat von: Serafina am 21. Januar 2013, 21:05:22
Richtig schlimm finde ich auch die etwas dämliche beste Freundin. Diese absolut hohlköpfige und nutzlose (außer natürlich um die Protagonistin in Schwierigkeiten zu bringen) Figur ist mir schon so oft begegnet...

Oh ja...die sind auch immer richtig, richtig nervig. Meistens haben sie keine wirkliche Funktion, sind überflexibel und völlig flach. Und außerdem sind sie neben der Hauptfigur immer viel unscheinbarer und kein Stück attraktiv.  ::) Ich meine, klar, viele Frauen wünschen sich vermutlich eine beste Freundin, die nicht an sie heran kommt, aber immer für sie da ist, aber das in jedem Buch umzusetzen erscheint mir ein wenig übertrieben zu sein.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Lila

#88
Zitat von: AngryMuffin am 19. März 2012, 20:34:25mangelnde Recherche bei Verwendung von mythologischen Figuren.

Nein, ich verlange nicht, dass man Edda und Odyssee gelesen hat, genauso wenig, dass Autoren, die lediglich die Namen der Götter verwenden bis ins absolute Detail recherchieren oder dass jeder Leser die Story auf "mythologische Richtigkeit" testen sollte, aber ich erwarte, dass der Autor einen höheren Anspruch an sein Buch hat, wenn er Götter und Heroen in Person auftreten lässt, wenigstens zwei Lexika-Artikel zu den entsprechenden Personen gelesen hat.  >:(

Ich erweitere das mal mit:

Mangelnde Wertschätzung mythologischer "Fakten" in einem Werk, das offensichtlich mit diesem Metier spielt!!!

Ich habe mich noch nie so sehr über ein Buch aufgeregt wie über Thor von Wolfgang Hohlbein (und noch einen anderen Titel von ihm, den ich gerade nicht parat habe...)!!! Nichts gegen künstlerische Freiheit, wirklich nicht. Aber wenn man, wie Herr Hohlbein das bei Thor ja wohl ziemlich offensichtlich macht, einen Fantasyroman über einen nordischen Gott schreibt, dann finde ich kann man sich wenigstens ein bisschen an die mythologischen Vorlagen halten, oder?! Ansonsten ist das, als würde man eine Fanfic von der Bibel schreiben. Eine schlechte Fanfic noch dazu!
Ich kann das grad aufgrund der Uhrzeit leider nicht mit Passagen oder Zitaten belegen, aber ich habe noch nie zuvor ein Buch nach noch nicht mal 100 Seiten so entnervt in die Ecke gepfeffert wie dieses. So einen hanebüchenen Schwachsinn habe ich glaube ich noch nie gelesen und das tut mir extrem weh, weil ich mich für mein eigenes Projekt selbst lange und intensiv genug mit der Edda und der nordischen Mythologie befasst habe um sagen zu können, dass dieses Buch eine absolute Frechheit und ein Verbrechen an den mythologischen Stoffen ist. :wums:

Okay, ich wollte hier eigentlich nicht über Hohlbein ranten. Aber das ist auch nur eins von vielen Dingen, die meiner Meinung nach in keinen GUTEN Roman gehören. Mehr dazu später.
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Coppelia

#89
Ist ja interessant, dass ihr so streng mit der Mythologie seid! Dabei ist es doch oft gar nicht so einfach, anzugeben, welche nun die "eigentliche" Fassung einer Sage ist. :) Vergil hätte die Aeneis sicher nicht schreiben können, wenn er mit der Überlieferung sehr streng gewesen wäre.
Aber genau genommen hasse ich es auch, wenn Sagenstoffe, denen mein Herz gehört, zu doofen Liebeschnulzen umgewurstet werden, ohne dabei das zu behalten, was am Original faszinierend war. ::)

Für mich ein absolutes No-Go ist unreflektierte Gewalt oder Gewaltverharmlosung. Ich bin absolut nicht gegen Gewaltdarstellung in Geschichten und finde nicht, dass eine Figur unbedingt über die Gewalt nachdenken muss, die sie begangen hat (wenn sie es nicht tut, charakterisiert es die Figur ja genauso gut). Aber z. B. jemanden zu töten, ist keine Kleinigkeit, und das sollte beachtet werden. Wenn eine Figur jemanden tötet, nur weil sie zufällig der Held/die Heldin ist, und es so dargestellt wird, als wäre es völlig ok, während es ein Problem ist, wenn der Gegenspieler genau dasselbe tut, dann kann ich das nicht besonders gut leiden. Natürlich kann der Held eine bestimmte Motivation haben, jemanden zu töten, eine, die man als Leser sogar billigen würde - aber wie gesagt, eine Kleinigkeit ist es nicht.
Auf dieses Problem treffe ich auch ziemlich oft. Und es gibt einen Grund, warum Untote und Dämonen usw. als Gegner so beliebt sind. Da muss sich held jedenfalls keine Gedanken machen, wenn er diese Gegner aus dem Weg räumt. ;)

Ich mag auch keine überzogenen, "genüsslichen" Gewaltdarstellungen - in antiker Epik sind sie ok. ;D

Ach so: Das absolute No-Go für mich: Folterszenen, die erotisch sein sollen. :-X Aber ich weiß, dass viele das toll finden, also jedem das Seine!