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Teilnehmende Beobachtung oder die Blüten eurer Recherchen

Begonnen von sirwen, 01. Februar 2012, 14:39:54

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sirwen

Helden in unseren Romanen machen ja so vieles. Sie reiten durch die Gegend, erklimmen unüberwindbare Mauern, Segeln über die sieben Weltmeere und fechten spektakuläre Schwertkämpfe aus. Das alles in unseren Köpfen. Doch wie weit habt ihr schon recherchiert und Dinge nachgestellt, um herauszufinden, wie es wirklich anfühlt? Haben euch persönliche (physische) Erlebnisse zu Szenen inspiriert? Habt ihr schon einmal selber eine Kampfchoreographie nachgestellt, um zu sehen, ob sie funktioniert? Oder seltsames Essen gekocht, um eine glaubwürdige Küche eurer eigenen Welt zu entwickeln?

Es soll nicht darum gehen, ob man etwas zwingend gemacht haben muss, um darüber zu schreiben (siehe Do it yourself?). Mich würde nur interessieren, zu was für Aktionen euch eure Recherche schon geführt hat und zu welchen Erkenntnissen ihr dabei gekommen seid. ;D

Erdbeere

Tolles Thema! :rofl:

Ich bin zwar Pazifistin, aber als ich letzten Sommer für meine Steampunk-Nano-Geschichte recherchiert hab, wurde ich von einer Freundin an ein Militärfestival eingeladen. Mein Prota Vincent ist Soldat, also bot sich das wunderbar an. Obwohl ich einige tolle Flugzeuge, Uniformen und Kutschen und Autos aus dem 1. Weltkrieg gesehen habe, liess ich mich dann doch noch überreden, in einen Panzer zu steigen und eine halsbrecherische Fahrt über das Gelände damit zu machen. :d'oh:

Die Erkenntnis davon? Panzerfahren macht SPASS, ich war voller Staub und Erde, mir war schwindlig vor Adrenalin und am liebsten hätte ich mich gleich noch in die Flak-Kanone gesetzt und imaginäre Flugzeuge abgeschossen. Habe mich dann aber doch eines Besseren belehrt und mich auf die als Ami-Soldaten verkleideten hübschen Männer konzentriert. ;D

sirwen

ZitatHabe mich dann aber doch eines Besseren belehrt und mich auf die als Ami-Soldaten verkleideten hübschen Männer konzentriert. ;D
Alles Recherche. Das kannst du später bestimmt noch brauchen ;).

Mit dem Panzer durch's Gelände klingt ja abgefahren, falls sich mir die Gelegenheit bietet, werde ich wohl auch Mal einsteigen. Mein Vater will mir übrigens für den Masterabschluss einen Alpenflug mit der Tante Ju schenken, darauf freue ich mich auch schon ganz doll.

Kisara


Das kann ich definitiv nur mit "JA" beantworten.

Als LARPer (Live-Rollenspieler) gehören der Umgang mit Schwert und Bogen zum Grundinventar bei mir, aber ich habe auch:
- mich in einen Kimono einschnüren lassen (um zu lernen, dass man damit nicht rennen kann und diese Holzschuhe die Hölle auf Erden sind)
- mich auf ein Straßenrennen in Tokyo mitnehmen lassen
- auf Zeit, im Dunkeln und ohne Hilfsmittel versucht einen Reifen zu wechseln
- versucht ein Huhn zu fangen und
- ein Kamel geritten

UND mein Dad schuldet mir immer noch eine fahrt im Ring-Taxi...   :brüll:

Punkt. Alles für die liebe Recherche und natürlich hat mir das meiste davon keinen Spaß gemacht und war auch nicht unheimlich lustig *Ironie Ende*  :engel:

Ary

#4
Was mir sehr geholfen hat, beurteilen zu können, wie viel jemand als Fußgänger/Wanderer an Zeugs mitschleppen kann, wenn er den ganzen Tag unterwegs ist, waren diverse LARPs. Seitdem weiß ich, dass ein Wasserschlauch auf dauer hundeschwer sein kann, wenn man ihn mit sich rumtragen muss, und dass Umhänge und Rucksäcke zusammen einfach nicht gehen, es sei denn man hängt den Umhang über den Rucksack. Total kontraproduktiv, weil man dann aussieht wie Quasimodo und der Umhang kein Stück mehr wärmt, da zu weit vom Körper weg. Tausend Sachen am Gürtel tragen mag sich zwar praktisch anhären, ist aber eher unpraktisch und lästig. Ich hatte mehrere Gürteltaschen und Beutel dabei, ein Trinkhorn und eine Waffenscheide mit Rapier, das mir beim klettern und rennen ständig zwischen den Beinen baumelte. Beutel ziehen sich auf Dauer extrem zu, ist also nichts mit "mal eben schnell reingreifen und was rausfummeln", da waren die Gürteltaschen mit überklappendem Deckel und Knebelverschluss deutlich besser.

Edit: Kisara war schneller mit dem LARP.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Arcor

Ich habe vor Jahren beim Überarbeiten einer Kampfszene einen Kumpel gebeten, als Statist herzuhalten, um bestimmte Bewegungsabläufe auszuprobieren und zu schauen, ob das auch wirklich so funktionieren kann, wie ich mir das vorgestellt habe.

Aber dabei ist es bei mir auch schon geblieben.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Sprotte

Ich habe Cajans Streitkolben.  *stolz herumzeigt und damit protzt* Mit dem guten Stück bin ich draußen auf einen Holzklotz losgegangen. 1:0 für den Streitkolben. Ich habe auch ein Schwert und eine Einhänderkriegsaxt. Wie verhalten sich die Waffen beim Schwungholen? Ziehen sie einen mit? Wie präzise sind sie? Und ich habe eine Stunde lang meinen Dolch aus dessen Scheide gezogen, um das Zischen genau beschreiben zu können.

Sonst: Ich habe Pferde, kann rund um die Bande herum also alles realistisch beschreiben.

Nirathina

Ich schließe mich mal den Schwertbräuten an  ;)

Schwertkampf, Bogenschießen, Axtwurf, Stabkampf, alles schon mal gemacht und zwar sehr gerne. Natürlich eher hobbymäßig, zum LARPen selber bin ich noch nicht gekommen; auch der Selbstversuch der Heldenreise stand schon auf meinem Plan, zusammen mit einer Freundin. Säckel schnüren und auf ins Abenteuer; war sehr, sehr spannend, obwohl wir uns verlaufen haben  :rofl:

Camping steht auch noch auf der Liste, mit Lagerfeuer, eigener Essensversorgung etc. Allerdings nur einmal und dann mit einer Grippe als Folge  :hatschi:

sirwen

@Sprotte: Glaub mir, die Beschreibung deines Streitkolbens hatte mir wirklich ein wenig Angst gemacht  :rofl:. Jedenfalls ein schöner Beweis dafür, dass sich das Ausprobieren gelohnt hat.

Sprotte

Der ist sooo schön mit seinen radialen Schlagklingen, ehrlich.  :rofl:

Runaway

Ich hab schon jeden erdenklichen Scheiß gemacht ... also mit Bogenschießen und Schwertkampf locke ich offensichtlich hier keinen mehr hinter dem Ofen hervor ;)

Ich hab schon diverse Kampf- und Überwältigungsszenarien mit meinem Freund nachgestellt, um das möglichst realistisch darstellen zu können. Mich hat interessiert: Wie weit kommt frau einem Mann gegenüber, wenn sie keine Waffe hat und überrumpelt wird? Antwort: Ach, vergiß es!! Gnadenlos unterlegen. Furchtbar.

Nicht extra dafür ausprobiert, aber durchaus vorher schon erlebt: eine Fahrt im Krankenwagen, der Bericht über das tolle Gefühl, mit einem Defi geschockt zu werden und der Besuch auf einer Intensivstation.  :gähn:

Und vor anderthalb Jahren habe ich völlig uneigennützig ;D unsere Englandrundreise so geplant, daß ich mir meinen Ort des Geschehens anschauen durfte - nur um festzustellen, daß ich auch so schon gut recherchiert hatte und alles hervorragend paßte.

Ich bin auch extra für meine Profiler-Heldin in der Uni in ein Profiling-Seminar gegangen ... ganz böse ... ich hab vorgegeben, die Credits noch zu brauchen, weil die mich da sonst nicht reingelassen hätten :versteck: ... das ist bestimmt schon verjährt...  :bittebittebitte:

Das ist alles, was mir grad einfällt - gibt bestimmt noch mehr, da bin ich sicher ...

Söfchen

Bei mir waren es Orte, die ich extra besucht habe, um sie genau beschreiben zu können.
Und im Urlaub bin ich einen alten Militärgang durch die Berge gelaufen, weil ich das Gefühl und die Geräusche darin genau beschreiben wollte. War aber nicht so toll, weil ich Klausthrophobie habe. :versteck:

Tja, mehr habe ich noch nicht recherchiert.

Farean

LARP ist hier ja schon mehrfach genannt worden. Abgesehen von den üblichen Schwertkämpfen, Zeltlagern und Wanderungen mit ungewohntem Taschengebamsel (Ich bin mir jetzt sehr sicher, daß im Mittelalter niemand sein Reisegepäck per Schulterriemen getragen hat!) kann ich hier noch die Erfahrung beim Kampf in Schlachtreihe hervorheben, die ich auf einer Handvoll Schlachtencons gesammelt habe. Es macht bereits einen himmelweiten Unterschied, ob man "einer gegen einen" kämpft oder "zwei gegen zwei".

Ansonsten habe ich, wenn ich's recht bedenke, mehr oder weniger jedes sportliche Hobby mit der Zielsetzung angefangen, darüber schreiben zu können. Ich war fünf Jahre im Fechtclub, weil ich meine Nahkampfszenen mit blitzender Klinge lebensechter hinbekommen wollte (Kein Witz, das war wirklich meine Motivation). Ich habe den Segelschein gemacht, weil ich mir für meine Piraten-Szenarien ein Gefühl aneignen wollte, wie sich so ein Segelschiff bewegt und wie man es lenkt (dito). Und wenn ich's recht bedenke, habe ich mein Physikstudium eigentlich auch nur angefangen, um meine Raumflug-Szenarien und meine fremden, exotischen Planeten möglichst realistisch schildern zu können. ::)

Die letzte Blüte, die meine Recherche getrieben hat, betraf die Falknerei. Eigentlich wollte ich in der Greifvogelwarte Hellenthal nur ein paar Falkner interviewen, wie sich so ein Vogel verhält, wie man artgerecht mit ihm umgeht usw. usf. und wenigstens einmal so ein Tierchen auf dem Arm gehalten haben. Tja, jetzt haben meine Frau und ich eine Patenschaft für einen nordamerikanischen Wüstenbussard...

@Erdbeere: Die Panzerfahrt schlägt natürlich so schnell nix. :jau:

Kisara

Zitat Söfchen
ZitatUnd im Urlaub bin ich einen alten Militärgang durch die Berge gelaufen, weil ich das Gefühl und die Geräusche darin genau beschreiben wollte.
Stimmt, ich war auch nur in den Pariser Katakomben, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie eng und dunkel usw. es da unten ist - aber zugegeben, es hat unheimlich Spaß gemacht.

Ich würde auch unheimlich gerne mal richtig Paintball spielen - also mit Tarn und Gewehr und so. Das wäre großartig für mein derzeitiges Romanprojekt, aber ist ja in Deutschland leider illegal soweit ich weiß.

Aber die Panzerfahrt schlägt alles!  :rofl:

Farean

Zitat von: Kisara am 02. Februar 2012, 13:16:18
Zitat SöfchenStimmt, ich war auch nur in den Pariser Katakomben, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie eng und dunkel usw. es da unten ist - aber zugegeben, es hat unheimlich Spaß gemacht.
Diese Sorte Erfahrung habe ich in der "Reichen Zeche" bei Freiberg gesammelt. Ein echtes mittelalterliches (bzw. frühneuzeitliches) Silberbergwerk, wo man als Besucher durch Gänge läuft, die teilweise gerade so auf "einen Körperumriß" herausgehauen wurden. Irres Gefühl. :)

Zitat von: Kisara am 02. Februar 2012, 13:16:18
Ich würde auch unheimlich gerne mal richtig Paintball spielen - also mit Tarn und Gewehr und so. Das wäre großartig für mein derzeitiges Romanprojekt, aber ist ja in Deutschland leider illegal soweit ich weiß.
Das wäre mir neu. Ich hatte mal einen Kollegen, der Paintball gespielt hat, und so wie er davon erzählte, gibt es sogar Fachgeschäfte, die ganz offiziell und ganz legal das Zubehör dazu verkaufen.