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Jahre szenenweise beschreiben

Begonnen von Kisara, 01. Februar 2012, 14:10:57

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Kisara

Hallo Leute,

sollte diese Frage schon mal irgendwo so oder so ähnlich irgendwo diskutiert worden sein, schon mal das obligatorische "SORRY", aber da die Suchmaschine nichts ausgespukt hat, poste ich es jetzt einfach mal.

Bisher sieht es so aus, dass ich eine gewisse Zeit habe, die die Protas an einem Ort verbringen (circa 4Jahre) und dass diese Zeit für sie und ihre Entwicklung auch sehr wichtig ist. Ich würde sie ungerne einfach unter den Tisch fallen und dann nur in Erinnerungen, Rückblenden oder Gesprächen rauskommen lassen.
Trotzdem ist es - meiner Meinung nach - sowohl unschön, als auch für den Leser nicht ganz einfach, wenn sich einfach nur Szenen über eine gewisse Zeit erstrecken. Da den Überblick zu behalten, wie viel Zeit schon vergangen ist, finde ich sehr schwierig und auch es deutlich zu machen.

Habt ihr Erfahrungen, Ratschläge, Tipps, Ideen oder ähnliches?  :bittebittebitte:

Runaway

Vielleicht über die Szene ein Datum bzw. ein Jahr schreiben, damit der Leser weiß, wo er dran ist, und dann eine sehr markante Szene aus dieser Zeit schreiben, die exemplarisch für die ganze Phase steht? Kurz, aber prägnant.

Zit

Hm, du könntest auch versuchen, die 4 Jahre erzählerisch zu raffen und nur dann und wann rein zoomen mit kurzen Szenen (Gespräche, Augenblicke, für später wichtige Ereignisse). Nicht alles muss unbedingt szenisch dargestellt werden.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Erdbeere

Das mit dem Datum, z.B. einer Zeitung oder eines öffentlichen Ereignisses wie ein Nationalfeiertag, finde ich auch gut. Du kannst auch mit den Jahreszeiten spielen, wie es in vielen Filmen, die eine längere Zeitspanne in kurzer Zeit abhandeln müssen, um die Story voranzubringen, vorkommt.

Ich kenne deine Geschichte jetzt nicht, aber du kannst auch Szenen schreiben, die jedes Jahr am gleichen Tag stattfinden, vielleicht an Weihnachten oder an einem Geburtstag deiner Protas. Vielleicht fällt eines der prägenden Ereignisse auf ein solches Datum und deine Protas werden jedes Jahr daran erinnert.

Kisara

Zitatdu kannst auch Szenen schreiben, die jedes Jahr am gleichen Tag stattfinden, vielleicht an Weihnachten oder an einem Geburtstag deiner Protas.
Das finde ich bisher die schönste Idee.

Ich hatte es mit Daten über den Szene probiert, aber das als nicht besonders hilfreich schon wieder verworfen.
Ich finde es persönlich einfach immer schwierig - auch als Leser - auf solche Angaben zu achten und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen. Irgendwann sind die Protas plötzlich 5Jahre älter und ich denke mir: Wann ist das passiert?

Aphelion

Halo Kisara,

wie viele Szenen würden denn zusammen kommen, wenn du das Wichtigste/Wesentliche nehmen würdest, es aber ausschreiben würdest? Also nicht gerafft und zusammengefasst, wie es eher in einem Rückblick der Fall wäre; sondern als "normale, ganze" Szene. Wenn es genug Material wäre (und auch an sich Spannung usw. zu bieten hat, könnte man es sich vielleicht auch als parallelen Handlungsstrang vorstellen.
Dann hättest du das Ganze getrennt, sodass man nicht über Zeitsprünge etc. stolpern würde; aber der Leser könnte im Kopf die beiden Stränge trotzdem verbinden und hätte alles, was er braucht, um das "aktuelle" Geschehen in der Geschichte zu verstehen.

Das könnte man auch mit den Daten/Jahreszahlen kombinieren.

Kisara


:hmmm: Also wenn ich alles zusammen nehme und das "Wesentliche/Wichtige" aus diesen Jahren extrahieren, dann sind es so 7-8Szenen, je nachdem wie großzügig man die zusammenrechnet.
Aber es sind trotzdem über 12.700 Wörter und damit grob geschätzte 35Seiten.

Und einen eigenen Handlungsstrang daraus zu bauen wird vermutlich schwierig, weil es a)zeitlich vor dem Rest des Plots kommt und b)eher den Alltag und die Kultur der PCs skizzieren soll. Zum großen Teil sind Situationen im Training, mit den Ausbildern und dem täglichen "Überlebenskampf".  :schuldig:

Oder habe ich deinen Vorschlag falsch verstanden, Aphelion?

Tanrien

Zitat von: Kisara am 01. Februar 2012, 16:11:38
Und einen eigenen Handlungsstrang daraus zu bauen wird vermutlich schwierig, weil es a)zeitlich vor dem Rest des Plots kommt und b)eher den Alltag und die Kultur der PCs skizzieren soll. Zum großen Teil sind Situationen im Training, mit den Ausbildern und dem täglichen "Überlebenskampf".  :schuldig:

Hängt es denn trotzdem mit dem restlichen Plot zusammen? Falls (noch) nicht, könntest du so eine Verbindung schaffen, etwa ein seltsames Ereignis in diese Zeit einbauen, was dann auf den späteren Plot hindeutet und so Spannung aufbaut? Es kommt halt auf die Geschichte selber an. Gerade bei so "Auserwähler wird gefunden - trainiert - zieht nach XY - besieht Antagonisten" ist es ja absolut normal, den Trainingsteil schlicht wegzulassen. (Und ich bin dafür sehr dankbar denn ich quäle mich momentan durch ein Buch, wo der Trainingsplan ausführlich beschrieben wird und es passiert einfach nichts.) Wenn es eine Coming-of-Age-Geschichte ist, die das Element eher betont als die Action, dann kann es hingegen wichtig sein, das Training auch zu beschreiben, weil es ja zum Hauptplotstrang "Entwicklung des Protagonisten" gehört. Aber bei allem anderen...

Wenn schlicht nichts passiert plot- und spannungsmäßig, verteil die Informationen lieber und überspringe die Zeit elegant. So wichtig ist es ja nicht, wenn es nicht zum Plot gehört. Ist meine Meinung, aber ich bin da auch radikaler Plotanhänger und denke, es tut jeder Geschichte wirklich, wirklich gut, keine Spannungslöcher drin zu haben.  :-\

Kisara


Ich glaube das ist mit die aussagekräftigste Zeit über den Charakter der Protas und ein wirklich schwerwiegendes Element um einige Dinge zu rechtfertigen, die mir sonst als "unlogische Knicke" im Plot vorgehalten werden dürften.

Verzichten möchte ich eigentlich wirklich, wirklich nicht auf die Szenen...


:seufz: Ich weiß, ich bin schwierig... Sorry...

Tanrien

Zitat von: Kisara am 01. Februar 2012, 16:37:03
Ich glaube das ist mit die aussagekräftigste Zeit über den Charakter der Protas und ein wirklich schwerwiegendes Element um einige Dinge zu rechtfertigen, die mir sonst als "unlogische Knicke" im Plot vorgehalten werden dürften.

Aber die Szenen sind am Anfang des Buches, oder? Wenn sie vor dem Rest des Plots kommen? Oder passiert noch etwas vorher?

"Notfalls" schreibst du die Szenen einfach nach einer der hier genannten Methode und kürzt sie dann später weg, wenn du nach Beendigung und während der Überarbeitung der Meinung bist, du brauchst sie nicht mehr.

Aphelion

Hallo Kisara,

Nein, das trifft schon im Wesentlichen das, was ich meinte. :)

Trotzdem hoffe ich, mein Geschwafel nochmal etwas entwirren zu könne. ;) Mit "parallel" meinte ich, dass die Vergangenheit für den Leser parallel erzählt wird, aber natürlich nach wie vor in der Vergangenheit spielt. Dabei gäbe es einen "Hauptstrang" mit der Gegenwart und einen "Seitenstrang" mit der Vergangenheit.

In recht vielen Büchern und Filmen wird das auch umgekehrt gemacht: Es gibt einen "kleinen" Erzählstrang, der im "Jetzt" spielt (und immer wieder aufgegriffen wird) und ansonsten wird im "Hauptstrang" die eigentliche Geschichte erzählt. (Kennst du z.B. den Film "Wie ein einziger Tag"?)

Also angenommen, dein Prota ist in der "eigentlichen Geschichte/dem Hauptstrang" irgendwo im Gelände unterwegs (Wald, Steppe... egal). Dann könntest du erst einmal einen Teil darüber schreiben. An einer Stelle brichst du dann ab und baust den "Vergangenheits-Erzählstrang" ein - Dein Prota muss als sportliches Training einen Geländelauf machen. (Das wird auf deine Geschichte wahrscheinlich nicht zutreffen, aber soll nur ein Beispiel sein.)
Dann ist es nicht unbedingt eine Erinnerung und auch keine richtige Rückblende. Wichtig wäre nur, dass die Vergangenheits-Szenen insgesamt ebenfalls eine Geschichte bilden und nicht nur als eingestreute Episoden enden. Sie sollten also einen gemeinsamen Spannungsbogen haben, sodass man sie THEORETISCH auch ausbauen und "allein" erzählen könnte.  :)

Ob das jetzt besser erklärt war, weiß ich allerdings nicht...  :hmmm:

Kisara


Also die Erklärung war super!  :jau:

Mal überlegen, ob das theoretisch möglich wäre, denn: verwirrt das den Leser nicht unglaublich?

Karlmann

@ Aphelion: Also ich habs verstanden, ich wollte gerade dasselbe vorschlagen. ;D

Dabei ist allerdings wichtig das der Leser den Überblick behält. Ich hatte letztlich das Vergnügen "Schattenlichter" zu lesen. Da beginnt der Autor damit, daß sein Protagonist ein Kino betritt. Dies bietet ihm den Aufhänger dafür, daß er erzählt wie der Prota zum ersten Mal mit seiner Freundin das Kino aufsuchte, daß bietet ihm die Möglichkeit zu erzählen wie er seine Freundin kennenlernte (und noch zwei oder drei Zeitebenen zurück um, dann in Rück- und Vorblenden den Leser über das Vorleben seines Helden zu unterrichten und nach etwa hundert Seiten schließt der Prota dann die Kinotür hinter sich.

Karlmann

#13
Also ich hatte es verfolgen können, fühlte mich allerdings ein wenig betrogen, weil der Autor die ganze Zeit, die Spannung, was in diesem Kino sein würde, aufrecht erhielt und das dann aber nicht adäquat einlöste. Dadurch kam ich mir ein wenig ausgetrickst vor ... mich in die Geschichte rein zu ziehen durch vier, fünf Cliffhänger fand ich schon mies.

Edit: und du willst ja nur "zwei" Handlungsstränge parallel handhaben.

Kisara


Okay, ich versuche jetzt noch eine weiter-führende Info zu erklären, ich hoffe ihr versteht meinen Tuck  :bittebittebitte:

Es gibt 3 Orte, an denen jeweils 1Prota ist und zwar alle zur gleichen Zeit.
D.h. im Jahr 222 sind Jimena in Madrid / Farid in Afrika / Francoise in Paris. Alle 3 erleben in dieser Zeit selbstverständlich unterschiedliche Dinge.

Wenn ich also einen Plot sagen wir für Farid hätte, der super spannend und total toll durchdacht ist, dann könnte ich Jimenas Szenen einfach "einstreuen" als Quasi-Plot-Hook und Werbung in einem und bräuchte nicht so viel Plot bei Jimena.

Ist das verständlich und wäre das eine Möglichkeit?