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Schmelztiegel

Begonnen von Feuertraum, 21. Juli 2006, 19:59:12

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Feuertraum

#15
@Moni: Ehrlich gesagt: Ja (sorry). Die Frage ist doch die: WAS zwingt die Figuren, in der Geschichte zu bleiben? Der Wille des Autors ist in meinen Augen eine "Ausrede" dafür, sich Gedanken zu machen, wie ein Problem zu lösen ist. Das Fatale ist, das sich Figuren irgendwann selbständig machen, und da hilft kein: Ich bin Deine Herrin, Deine Eigentümerin, Deine Göttin, du machst was ICH will.
Ich glaube, die meisten wissen, das einem da die Figuren dann freundlicherweise den Mittelfinger entgegenstrecken... ;)

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Schelmin

Hallo!
Die meisten hier fragen solche Dinge eben, weil sie gerade für ihre Geschichten relevant sind. Davon bin ich nun auch ausgegangen, da der Post zunächst unter Autoren helfen Autoren eingestellt wurde.

Ich finde es schwierig, Kniffe zu benennen, die man ohne konkretes Beispiel allgemein verwenden kann. Und wenn sie im Moment keine konkreten Anregungen brauchen, was bringt Ihnen dann die Diskussion darum? In zwei Foren gleichzeitig. Das verstehe ich nicht so ganz. Wenn Sie ein Beispiel haben, aber nicht darüber sprechen möchten, ist das doch nachvollziehbar, aber das kann man dann auch sagen. Dann weiß ich wenigstens, daß ich mich nicht umsonst bemühe.

Schelmin

Lomax

Zitat von: Feuertraum am 22. Juli 2006, 16:53:57Ich glaube, die meisten wissen, das einem da die Figuren dann freundlicherweise den Mittelfinger entgegenstrecken... ;)
Das glaube ich nicht ;) Nach allem, was man so mitbekommt, gibt es da zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Autoren: Solche, denen mitunter die Figuren weglaufen - und andere, die mit dieser Vorstellung überhaupt nichts anfangen können und das als esoterisches Gerede empfinden. Und dieses gegenseitige Unverständnis findet sich vom Hobbyautor bis hin zur Hochliteratur, wo ich im Studium auch auf entsprechende Aussagen von Autoren aufmerksam geworden bin. Also offenbar ein Thema, bei dem man nicht von sich auf andere schließen kann ...
  Das Problem bleibt aber für beide Gruppen im Grunde dasselbe: Denn auch den Autoren, denen nie die Figuren weglaufen, läuft dafür mitunter die Handlung aus dem Ruder, oder sie stoßen auf Unplausibilitäten im Konzept - wie gesagt, das Problem ist dasselbe, nur muss man es unterschiedlich kommunizieren.

Ich jedenfals möchte diese Diskussion jetzt mal in eine ganz andere Richtung stoßen: Ich denke nämlich, Möglichkeiten, um Figuren an der Leine zu halten und in die Richtung zu lenken, in die man sie gerne hätte, gibt es genug. Und zwar so viele, dass sie schon wieder selbst zum Klischee geworden sind - ich sag nur "furchtbares Unwetter, alle Straßen blockiert" ...
  Ich möchte vielmehr darauf hinweisen, dass man solche Möglichkeiten vielleicht nach Möglichkeit nicht verwenden sollte. Gerade jetzt im Augenblick übersetze ich nämlich einen Roman, bei dem mich genau das stört: Eigentlich wäre es schon okay, wenn die Autorin einfach gesagt hätte: "Mein Prota ist neugierig und macht das einfach deshalb". Hat sie aber nicht. Ihr Prota hat die ganze Zeit keine Lust und wird durch ein ganzes Heer an äußeren Zwängen, so an den Haaren herbeigezogen sie auch immer sein mögen, an die Handlung gefesselt.
  Das ist auch ermüdend. Da ist weniger manchmal einfach mehr. Ich würde also dafür plädieren, nicht krampfhaft eine Figur an eine ungeliebte Handlung zu fesseln, sondern lieber Figur und Handlung so aufeinander abzustimmen, dass alles ganz natürlich zueinander passt. Ein kleiner Stoß zur rechten Zeit kann die Dramatik erhöhen - aber wenn man die ganze Zeit tricksen muss, um eine Figur in den Konflikt zu treiben; oder wenn man zu viel stößt und fesselt, obwohl die meisten Leser gar nicht mehr genauer wissen wollen, warum die Figur das jetzt macht, dann ist das eher schon ein Anzeichen für ein missglücktes Grundszenario oder ein Problem des Autors mit seiner Geschichte.

Kalderon

#18
@ Lomax: Wunderbar! Besser hätte ich es nicht schreiben können!

Ich hatte noch nie das Problem, dass irgendeiner meiner Charaktere ein Eigenleben entwickelt hat. Sie existieren nur in meinem Hirn. Dort werden sie gebohren und dort werden sie sterben.

Ich habe übrigens auch seit ca. einem halben Jahr an einer Stelle zu knabbern und habe letztens erst festgestellt, warum ich nicht weiterkomme: Ich kenne die Motivation der Hauptperson nicht gut genug. Ergo weiß ich nicht, wie sie agieren wird. Und das ganz am Ende des Buches! Ich habe mir also etwas einfallen lassen, dass vielleicht klappen könnte... eine Art Entwicklungspyramide, die ich auf den Hauptcharakter zu übertragen versuche. Ich habe es noch nicht getestet, aber ich denke, dass könnte klappen. Wenn jedoch gar nichts mehr geht, dann muss man sich den Hauptcharakter nehmen und ihn überarbeiten.
James N. Frey hatte auch sehr gute Tipps, was den Charakteraufbau angeht, der meiner Meinung nach das eigentliche Problem daran ist, wenn der Charakter nicht in die Story passt (was ja wohl der Fall ist, denn er macht ja nicht das, was er laut Plot machen soll).

Ein Tipp von Frey ist das Interview. Und da viele hier ja ohnehin bereits mit ihren Charakteren sprechen und sich teilweise wohl eher von denen beeinflussen lassen als umgekehrt, dürfte ein fiktives Interview für die meisten ein Klacks sein. Stellen Sie der Figur also Fragen und schreiben Sie diese auch auf. Ebenso wie die Antworten. Vielleicht finden Sie dann schon bald die Lösung des Problems.

Manja_Bindig

*Kaldi ungläubig anguck* *staunt, dass das geht* (Sorry, nimms nciht persönlich - aber für mcih ist das wirklich ne seltsame Vorstellung)
Gut... ich wiederum kann mir nciht vorstellen, dass die Figuren KEIN Eigenleben entwickeln... für mcih macht es gerade das interessant und eröffnet mir gerne neue Nebenhandlungen, die wieder neue Plots bieten... :) Außerdem weiß ich so, dass in meinen Geschichten Leben ist. (im Leben läuft ja auch nciht alles schnurgerade)
Ich lass den Figuren ihren Freiraum im "Weglaufen" und seh dann zu, wie ich den storyverlauf ein wenig anpasse - oder ich geb den Figuren Grund, sich in den Plot zu fügen.

Schwierig wird es wirklich erst, wenn sie sich weigern eine Szene zu machen, wie ich das will("Willst du wohl endlich sterben, Bestul!" - "ach nee... ich will leben!"). Dann bringen auch Szenarien, die dazu anhalten, sich so zu verhalten, wie ich das will nix - da kann Bestul zehn mal nen Bauchschuss und ne zerfetzte Lunge haben und kaum noch Blut enthalten - er will nicht sterben.
DAS sind die bösen Szenen. (für den Autor - dem Leser bleibt das ja dann erspart)

Feuertraum

@ Kalderon: Doch, doch, bei mir entwickeln die Figuren ein Eigenleben - zwangsweise, weil ich nicht tagtäglich gleich drauf bin, und das bekommt man beim Schreiben zu spüren.

@Schelmin: Warum denn nicht in zwei Foren? Ich recherchiere ja auch in mehr als nur in einer Quelle... ;)

@Lomax: Sie kennen das ganze vielleicht durchs Rollenspiel: Ich hatte es bei manchen Anfängermeistern erleben dürfen: Held will etwas ganz anderes machen als das, was er soll, also knalle man ihm erstmal eine unsichtbare Mauer vor die Füße. Ein Wand, die den Helden - als wäre das ganze seine Absicht - in die richtige Richtung dirigiert. Selbst wenn es NICHT die Absicht des Helden war, gegen einen Trupp von 40 schwerbewaffneten Orks zu kämpfen, sondern lieber sein Heil in der Flucht zu suchen...(jajajajaja, ich weiß, was bin ich für ein feiger Rollenspieler. 40 Orks sind doch nahezu lächerlich...)
Jedenfalls muß ich ganz ehrlich sagen, das ich die Möglichkeit, kein Ausbruchsversuch, da alles versperrt, mir doch ziemlich zuwider ist (vielleicht auch durch die Erfahrung mit den Masteranfängern?)Von daher ziehe ich sie ohnehin nicht in Betracht.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

silsi

#21
Hallo Feuertraum,

mir passiert es auch manchmal, dass ich vor einer bestimmten Situation stehe und erkennen muss: eigentlich gibt es keinen logischen Grund, warum mein Charakter sich noch tiefer ins Abenteuer verstricken muss. Dann gehe ich in meiner Geschichte zurück und baue vorne Zwänge ein, die ihn dazu bringen, weiter hinten "bei der Stange zu bleiben".

  • Es gibt objektive Gründe, warum er nicht wegkann (z.B. die einsame Insel, das Auto ohne Benzin, der Gangster mit der Knarre, die Pest draußen vor der Tür...)
  • Und es gibt subjektive Gründe (Phobien, Komplexe, Psychosen, aber auch Versprechen, Ehrenkodex, Traditionsliebe).
  • Und dann gibt's noch die Fälle, wo das übergeordnete Ziel den Helden dazu "zwingt" weiter ins Abenteuer reinzugehen. (Liebe, Hass, Gier...). Weil er irgendetwas bedingungslos haben/tun will, muss er ins Abenteuer rein.

Liebe Grüße
Stefanie

Lomax

Zitat von: Feuertraum am 22. Juli 2006, 19:27:14Ausbruchsversuch, da alles versperrt, mir doch ziemlich zuwider ist (vielleicht auch durch die Erfahrung mit den Masteranfängern?)Von daher ziehe ich sie ohnehin nicht in Betracht.
Das ist beruhigend ;) Und es nervt im Rollenspiel wie auch in Büchern, wenn es überstrapaziert oder auch nur spürbar wird bzw. sich nicht selbstverständlich aus der Handlung heraus ergibt.
Ich denke, es gibt eigentlich nur eine tragfähige Konstellation, um eine Figur dazu zu zwingen, "weiterzumachen": Es gibt eine Ausgangslage, und die Figur "will" etwas - und alles weitere muss sich von selbst daraus ergeben, sonst holpert es im Text. Druck, Probleme und Hindernisse mögen von außen kommen, aber der Antrieb für die Taten einer Figur sollten stets aus ihr selbst heraus kommen, am besten in deren Charakter begründet liegen.

Manja_Bindig

Was dann wieder dazu führt, dass man dem Chara auch mal freie Hand lassen muss.
Ich habe einen ausgangspunkt, zwei drei zwischenstationen(Schlüsselszenen) und eine zielsetzung.
so lieber Chara.
Jetzt mach mal.
Mit ein paar kleinen Schubsern in die richtige richtung klappt das inzwischen bei mir sogar.
Und bei sowas sind sogar ein, zwei Irrwege erlaubt, wo der Chara mal ganz vom Thema abkommt oder vielleicht einer falschen Fährte folgt.

lapaloma

Nun glaube ich das Problem verstanden zu haben.
Ich vermute, dass es etwas mit der Logik der Handlung und der Glaubhaftigkeit der Charaktere zu tun hat.
Der Begriff Schmelztiegel hat mich etwas verwirrt, ebenfalls die Erklärung, dass Romanfiguren nicht dem Autor gehorchen.
Vielleicht müsste man die Frage etwas umformulieren: Was tue ich, wenn mein Charakter nicht mehr zu meinem Handlungsstrang passt?
Nun, ich denke, da hätte ich mich ziemlich verfahren und würde neu beginnen. Und ich würde zuerst ein Konzept entwickeln, indem die Charaktere zum Handlungsstrang passen, so dass die Geschichte logisch und ohne schriftstellerischen Murks abläuft.
Aber vielleicht stehe ich damit jetzt neben dem Bahnhof?
Herzliche Grüsse, Sid 

Hyndara

Gute Frage ... Ist mir selbst vor einiger Zeit passiert. Eigentlich sollte mein Protag sich ein bißchen mit einem kriminalistischem Problem aufhalten, recherchieren und am Ende eine "neue" Rasse entdecken. Aber - weit gefehlt - Meister reitet hin, sieht sich das Problem (den Mord) an und verkündet den Täter. Muß ich sagen, daß ich ihn an der Stelle hätte umbringen können?

Naja, ich habs seinerzeit erst einmal gelassen wie es war. Bei der Überarbeitung bin ich dann mit meinem Mister in Klausur gegangen (wie war das mit dem Interview?). Dann habe ich eine Spur verwischt, die ich ihm gelassen hatte, damit es nicht zu offensichtlich wird und das Kapitel nochmal geschrieben. Ergebnis: Er tat zwar nicht ganz das, was ich wollte (bzw. die "neue" Rasse kam zu fruh aus ihrem Versteck, weil er ihnen zu nahe gekommen war), aber die Geschichte klappte dann doch. Problem halbwegs gelöst - und ich werde nie, nie, nie wieder eine Kriminalhandlung einbauen *grr*.

Geli

Liebe Zirkler,

auch hier habe ich mich durch alle Beiträge zur Frage gelesen.
Es gibt also offensichtlich wie Lomax auch schon sagte, zwei Meinungen:
eine Partei unter uns meint, Figuren machen sich selbstständig.
die zweite Hälfte von uns glaubt, sie müsse ihre Figuten in aussichtslose Lagen "bringen".

Beide unterliegen meiner Meinung nach einem Fehlschluss.

Nach neuesten Erkenntnissen scheint es so zu sein, dass alle Menschen gewisse Moral- und Logikvorstellungen gemeinsam haben. Ob das nun neurophysiologisch "verschaltet" ist, wie manche Wissenschaftler glauben, oder ob wir  tatsächlich weltweit eine gewisse Grundschnittmenge besitzen, ist unerheblich.

Jeder Mensch(Autor, Leser) "erwartet", dass Mord verwerflich ist, dass Figuren in Romanen in Zwickmühlen geraten und sich herauswinden müssen etc.

Ich denke nur, dass wir als Autoren verschiedene Zugänge dazu haben, wie wir unsere Figuren führen. Der/die Eine von uns erlebt einen Autormatismus - die Figuren "laufen davon".
Der/die Andere muss sich diesen Vorgang bewusst machen und stellt dann Fragen nach Schmelztiegeln und wie man sie konstruiert.

Beides ist richtig und eine gute Vorgehensweise, je nachdem, wie wir ticken.
Ich fürchte nur, es ist "Streit um kaisers Bart".

Es ist halt so. Man wird den Intuitiven unter uns die Schwierigkeiten der Logiker nicht erklären können und umgekehrt.



Moni

#27
Zitat von: Lomax am 22. Juli 2006, 17:15:01
Zitat von: Feuertraum am 22. Juli 2006, 16:53:57Ich glaube, die meisten wissen, das einem da die Figuren dann freundlicherweise den Mittelfinger entgegenstrecken... ;)
Das glaube ich nicht ;) Nach allem, was man so mitbekommt, gibt es da zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Autoren: Solche, denen mitunter die Figuren weglaufen - und andere, die mit dieser Vorstellung überhaupt nichts anfangen können und das als esoterisches Gerede empfinden. Und dieses gegenseitige Unverständnis findet sich vom Hobbyautor bis hin zur Hochliteratur, wo ich im Studium auch auf entsprechende Aussagen von Autoren aufmerksam geworden bin. Also offenbar ein Thema, bei dem man nicht von sich auf andere schließen kann ...
 

Ja, ich gehöre zu denen, die das nicht nachvollziehen können...  ;D

Zitat von: Geli am 24. Juli 2006, 08:23:16
Liebe Zirkler,

auch hier habe ich mich durch alle Beiträge zur Frage gelesen.
Es gibt also offensichtlich wie Lomax auch schon sagte, zwei Meinungen:
eine Partei unter uns meint, Figuren machen sich selbstständig.
die zweite Hälfte von uns glaubt, sie müsse ihre Figuten in aussichtslose Lagen "bringen".

Beide unterliegen meiner Meinung nach einem Fehlschluss.


Weder die erste noch die zweite Partei.  (Ich bin komplett parteienlos...  :engel: )
Ich leite meine Figuren, sie müssen tun was ich will und werden von mir nicht absichtlich in aussichtslose Lage gebracht. Was hätte ich denn davon? Damit würde ich ja meinen eigenen Plot zerschießen...
Wenn ich unbewußt meine Figuren in etwas manövriere, bringe ich sie meistens auch wieder unbewußt heraus - und wenn nicht, streiche ich den ganzen Abschnitt und schreibe ihn neu.
Bisher hat das bei mir immer gut funktioniert und letztendlich ist mir keine meiner Figuren wirklich auf der Nase rumgetanzt.

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Kalderon

Ich bin ein Kontrollfreak. Wenn meine Figuren etwas machen würden, ohne dass ich ihnen die Erlaubnis dazu erteilt hätte, wurde ich sie zerstören. Denn das würde bedeuten, dass sie nicht mir gehören.
Meine Charaktere sind eine Aneinanderreihung von Buchstaben, die ich gewählt habe, angereichert mit Hirnschmalz aus meinem Kopf, mit Gefühlen aus meinem Herzen und mit dem Willen, den ich ihnen gebe.

Außerhalb meiner Kontrolle kann keiner meiner Charaktere existieren.

Ich hoffe, man legt mir das nicht als Gottkomplex aus. Ich sehe meine Charaktere nicht als Menschen an, sondern als Rollen. Und ich spiele jede einzelne Rolle in diesem Buch als Schauspieler. Dazu bin ich noch Drehbuchautor, Kameramann, Regisseur...
Produzent wäre dann der Verlag.

Hyndara

@ Kalderon:
Kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen, obwohl bei mir im Kopf oft genug Kinovorführung ist.

Meine Figuren sollen leben. Natürlich bin ich in gewisser Weise für sie verantwortlich. Ich erschaffe sie und lasse sie auf ihre Welt los. Damit hat es sich dann aber auch. Ich lasse sie agieren, wie sie wollen. Wenn ich mich einmische (siehe mein gestern angeführtes Beispiel) wird mir eh die lange Nase gezeigt. Also lasse ich es üblicherweise, oder ich gebe nur einen leichten Schubs in die richtige Richtung, falls da mal wieder jemand denkt, er sei woanders besser aufgehoben.

Klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber irgendwie, ganz tief in mir drin, hoffe und glaube ich, daß die Personen, die ich "erschaffen" habe, vielleicht doch irgendwo existieren, und sei es nur in dem begrenzten Raum meiner Gedanken. Irgendwo müssen die ganzen Ideen ja schließlich herkommen, oder? Ich weiß, das klingt jetzt total abgedreht, aber irgendwie hat sich bei mir in den letzten 20 Jahren diese Theorie durchgesetzt. Es gibt schließlich so viel da draußen, was wir nicht kennen.