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Auftragsarbeiten

Begonnen von Zanoni, 14. Dezember 2011, 13:58:41

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Zanoni

Hallo zusammen,

zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob diese Frage schon einmal ein Thema war, aber ich habe nichts passendes gefunden.

Es geht um Auftragsarbeiten. Was mich interessieren würde, ist, wie diese gehandhabt werden. Prinzipiell kommt so etwas vermutlich verstärkt bei Heft-Serien vor und vereinzelt wohl auch bei Roman-Serien. Aber gibt es das auch bei Einzelromanen?

Hat jemand Erfahrung damit? Wenn ja, wie sehen dort - seriöse! - Vertragsbedingungen aus? Wie ist es mit der Bezahlung? Gibt es einen festen Betrag? Gibt es vielleicht sogar eine Circa-Größenordnung, nach der rund x-tausend Worte zwischen y und z Euro liegen?

Wenn es solche angebotenen Auftragsarbeiten gibt - wie sehen dann üblicherweise die Vorgaben aus? Ein einfaches Exposé oder vielleicht sogar ein regelrecht durchgeplotteter Rahmen? Und was passiert, wenn beide (oder einer der beiden) Vertragpartner feststellt, dass es doch nicht funktioniert?

Viele Grüße

Sebastian

#1
Hy Zanoni,

ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fragen jetzt alle richtig verstanden habe. Ich glaube nämlich du zäumst das Pferd irgendwie von der falschen Seite auf.

Du hast schon recht, Auftragsarbeiten von Verlagen gibt es, auf dem amerikanschen Markt genauso wie auf dem deutschen. Aber es wird nie (und dafür lege ich jetzt einfach mal meine Hand ins Feuer), nie passieren, dass ein großer Verlag einem unbekannten Autor den Auftrag gibt: "Hey, schreib mir mal einen Einzelroman, den wir dann groß raußbringen, hier ist der Vorvertrag."

Diese "Auftragsarbeiten" finden nur dann statt, wenn der Autor schon einen oder mehrere Romane veröffentlicht hat. Dann kann es passieren, dass der Verlag dich anschreibt und sagt: "Die Serie ist gut angelaufen, wir hätten gerne einen Folgetitel." Ich denke so wird das bei Heftserien auch gehandhabt. Wenn der Verlag auf dich zukommt, gelten meist dieselben oder bessere Konditionen, als beim Vorgänger.

Aber wie gesagt, "Auftragsarbeiten" von Einzeltiteln gibt es in diesem Sinne nicht.

Meintest du das oder hab ich dich da jetzt einfach falsch verstanden?

Viele Grüße,
Sebastian

FeeamPC

#2
Hallo Zanoni, ich glaube, du suchst nach so etwas:
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1124111713

oder hier (etwas älter, aber inhaltlich immer noch aktuell):
http://www.swarthmore.edu/Humanities/ssimon1/popular_culture/birken.htm

Zanoni

@Sebastian:

Ja, danke, absolut richtig verstanden. Nur mit einer kleinen Einschränkung, was aber meinem eigenen Versäumnis geschuldet ist. Denn mir geht es überhaupt nicht darum, selbst Auftragsarbeiten umsetzen zu wollen. Mich hatte das Thema nur mal interessiert. Denn es gibt ja einige Ausnahmefälle, in denen Verlage auch mal Ideen zu irgendwelchen Geschichten haben, an bestimmten Themen interessiert sind oder sogar eine kleinere Reihe oder Serie besitzen. Und da habe ich mich gefragt, ob so etwas überhaupt öfter vorkommt, ob Autoren so etwas überhaupt machen wollen, und wie die Rahmenbedingungen in der Praxis aussehen ... oder aussehen müssten, um für Autoren überhaupt interessant zu sein.

Ein klein wenig Ähnlichkeit gibt es ja mit manchen Anthologie-Ausschreibungen. Auch da gibt ein Verlag - mehr oder weniger strenge - Vorgaben vor und die teilnehmenden Autoren nehmen diese auf (oder beteiligen sich erst garnicht daran). Nur halt mit dem Unterschied, dass Anthologien natürlich (bis auf Ausnahmen) kein Geld bringen und dafür aber die Rechte an den jeweiligen Texten bei den Autoren bleiben, was bei Auftragsarbeiten nicht unbedingt der Fall sein muss.

Es war einfach eine Interessensfrage, ob es so etwas gibt, und wenn ja unter welchen Bedingungen so etwas üblicherweise läuft.


@Feeampc:

Danke für die Links. In beiden Fällen geht es um Heftserien - damit ist der vermutlich am häufigsten auftretende Fall einer Auftragsarbeit schon einmal gut umrissen. Vermutlich gibt es von Serie zu Serie noch kleinere Unterschiede, aber das Prinzip scheint klar. Interessant!

gbwolf

Zitat von: Sebastian am 14. Dezember 2011, 15:37:45Aber es wird nie (und dafür lege ich jetzt einfach mal meine Hand ins Feuer), nie passieren, dass ein großer Verlag einem unbekannten Autor den Auftrag gibt: "Hey, schreib mir mal einen Einzelroman, den wir dann groß raußbringen, hier ist der Vorvertrag."
Ja natürlich passiert das und es ist auch nicht ungewöhnlich. Meistens laufen solche Aufträge aber entweder über die Agentur oder über ein gutes Netzwerk, nicht aus einer Verlagsbewerbung heraus (Obwohl es sowas auch gibt: Felsenkatze wurde aufgrund einer Fantasybewerbung angesprochen, ob sie nicht einen Jugendthriller schreiben wolle).

Bei mir lief es jetzt einmal, so, dass eine Autorin jemanden suchte, der eine Auftragsarbeit übernehmen konnte, für die ihr die Zeit gefehlt hat (Hörbuch mit regionalen Sagen). Ich hatte durch hochwertige Kurzgeschichtenveröffentlichungen zumindest eine kleine Referenz (Habe für eine Antho auch schon mal im Auftrag zu einem Thema etwas geschrieben) und bekam den Auftrag. Wir legten die Konditionen fest und einen Zeitrahmen - es war eilig - und später habe ich noch eine zweite Auftragsarbeit bekommen.
Beim zweiten Mal hatte die Agentur Fantasy von mir angeboten, die der Verlag ablehnte. Da er aber eine Jugendthrillerreihe aufbaut und ich bei denen vor zwei Jahren schon einmal einen Jugendthriller angeboten hatte, den wir nur ganz knapp nicht gemacht hatten, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir ein Konzept erarbeiten - Vertrag zu den üblichen Konditionen (Vorschuss und Tantiemen). Wir wollen auch weiter zusammenarbeiten und es wird für mich wohl ein gewisses Thema geben, dass ich einhalte, um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.
Ansonsten habe ich auch schon einmal abgelehnt, als ein Vertrag die Agentur angefragt hatte, weil das Genre überhaupt nicht meins war.

Ob es Verträge gibt, bei denen nach Worten abgerechnet wird, kann ich dir nicht sagen. Ich hatte meistens einen Rahmen über soundso viele Zeichen und Kapitel (Die Hörbücher haben alle die gleiche Länge), Einmalzahlungen, Tantiemen, Vorgaben mit der Länge in Normseiten, ... meistens sieht das nicht anders aus als jeder andere Vertrag auch.
Manchmal muss man neben dem Exposé und evtl. einem Kaüitelexposé noch eine Leseprobe einreichen, das ist ganz unterschiedlich.

Zu Rollenspielreihen haben wir hier auch was: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,7489.0.html

Zanoni

Ah, interessant. Vielen Dank Wölfin.

Dann sind die meisten Auftragsarbeiten doch auch wie Standardverträge aufgebaut und kein Pauschalhonorar. Gut, das wäre dann ja eigentlich auch eher dem Ghostwriting zuzuordnen.

Und FanPro ist sicherlich auch noch ein Sonderfall - viel Geld ist damit offensichtlich für niemanden zu verdienen. Eher "Ruhm und Ehre".

TheaEvanda

Auch FanPro/Ulisses macht wenige Vorgaben jenseits der Welt und der Zeichenlänge. Aber gnaden dir hinterher die Fans, wenn du auch nur einen kleinen Fehler machst.
Aber falls du zu dem Thema Fragen hast, PN mich mal bitte direkt. Ich bin gegenwärtig nur sehr unregelmäßig online,

--Thea
Herzogenaurach, Germany


TheaEvanda

#7
So, noch einmal in Ruhe.

Meiner Erfahrung nach kommen Auftragsarbeiten in zwei Gruppen:

a) eigentlich freie Arbeiten innerhalb eines gegebenen Rahmenwerks (zum Beispiel Rollenspielromane auf Regelwerksbasis), die mit nur wenigen Vorgaben frei ausgestaltet werden können und von Lektorat und Korrektorat her wie normale Romane behandelt werden. Im Vertrag steht dann etwas von "muss als Auftragsarbeit betrachtet werden". Die vorgegebenen Rahmenbedingungen sind zum Beispiel: "spielt in der Welt des Rollenspiels XYZ, Länge von 450.000 bis 600.000 Zeichen, darf Setzungen nicht widersprechen".

b) Arbeiten nach Expose innerhalb einer geplanten Reihe oder Serie. Hier wird eine volle Romanhandlung, die Charaktere und das Setting grob (manche Liebesromanheftchen) oder fein (Perry Rhodan) und die Länge in Zeichen exakt vorgegeben. Der Autor ist "nur" eine verbesserte ausführende Hand. In einem lockeren Expose kann man noch eine eigene Binnenhandlung unterbringen, ein fixes Expose darf man nur noch ausführen. Im Vertrag steht meist "verpflichtet sich der Autor ... nach den Vorgaben umzusetzen".

Beide Arten von Auftragsarbeit haben ihren Reiz und ihre üblen Fallen. Gemein wird es, wenn Mischformen auftreten, man also zum Beispiel im Rahmenwerk a) eine Arbeit nach b) annimmt. Dort muss man die Exposes und Verträge genauestens studieren, damit man sich nicht in eine "unhaltbare" Situation begibt - wenn das Expose nach b) zum Beispiel eklatante Brüche der Vorgaben nach a) verlangt.

Die Vorteile von Auftragsarbeiten nach b) sind schnell gesagt: Man kann, wenn man sich im Rahmenwerk gut auskennt, den Text einfach ohne Einsatz des Gehirns runterschreiben.
Auftragsarbeiten nach a) haben den Reiz, innerhalb einer "funktionierenden" Welt etwas Eigenes umsetzen zu können. Da man einen Reihentitel schreibt, muss man sich über Vermarktung etc. wenig kümmern. Die Fans sorgen für den Grundabsatz.

Honorar: Wer für weniger als 4 Euro pro Normseite arbeitet, muss verzweifelt sein.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Zanoni

Hallo TheaEvanda,

das sind ja super interessante Informationen - herzlichen Dank dafür! :-)

Der eine Satz, den Du schreibst, dass es eine sehr einfache Arbeit sein kann, wenn man sich in dem jeweiligen Thema bzw. der Serie bereits gut auskennt, ist für mich der Entscheidende. Kennt man sich nicht aus, kann nicht nur extrem arbeitsreich sein, sondern darüber hinaus auch sehr leicht zum Reinfall werden. Kennt man sich hingegen gut aus, braucht man das Gehirn kaum einschalten, wie Du es so schön beschreibst. Insofern kann ein umfangreicher Hintergrund bzw. Regelwerk entweder zum Fluch oder zum Segen werden. Sehr interessant.

Was mich allerdings wundert, ist, dass diese (oder eine ähnliche) Vorgehensweise extrem selten bei Einzelromanen vorzukommen scheint. Wenn ich das bspw. mit der Filmbranche vergleiche, gibt es ähnliche "Vorarbeiten" wie beim Buch, also zunächst eine einfache Stoffidee, dann das Exposé, danach - allerdings nicht immer - ein Treatment und zum Schluss erst das eigentliche Drehbuch. Und interessanterweise geschieht es nicht allzu selten, dass diese einzelnen Schritte von unterschiedlichen Autoren umgesetzt werden. So gibt es z.B. einzelne Autoren, die sich allein auf die Entwicklung von Filmstoffen spezialisiert haben. Die denken sich Stoffideen aus und entwickeln sie zu einem runden Exposé, das sie dann verkaufen. Mit der eigentlichen Umsetzung haben sie dann nichts mehr zu tun. Zwar ist diese Vorgehensweise auch nicht gerade der Regelfall, aber auch nicht völlig unüblich. Doch insgesamt scheint es wohl tatsächlich ein Sonderfall zu sein, und bei Romanen überhaupt nicht vorzukommen.

Interessant finde ich auch das Mindesthonorar. Das Idealhonorar liegt dann vermutlich eher bei 6-7 Euro, wobei die bekannten Autoren sicher im Einzelfall noch etwas mehr werden aushandeln können.


Viele Grüße

Tintenweberin

Zitat von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 13:58:41
Es geht um Auftragsarbeiten. Was mich interessieren würde, ist, wie diese gehandhabt werden. Prinzipiell kommt so etwas vermutlich verstärkt bei Heft-Serien vor und vereinzelt wohl auch bei Roman-Serien. Aber gibt es das auch bei Einzelromanen?
Ich kann nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich weiß, dass es vor allem in Kinder- und Jugendbuchbereich vorkommt, dass ein Verlag auf einen bewährten Autor zukommt, um ihm ein "markgängiges Thema" oder sogar eine grobe Plot-Idee nahezulegen. In einem anderen Forum, in dem vor allem um die Vernetzung von Profi-Text-Frauen ging, kam es immer wieder vor, dass eine dieser Frauen ein Thema, das ihr angeboten wurde, öffentlich bekannt gemacht hat, weil sie keine Zeit (oder keine Lust) hatte, das angefragte Buch selbst zu schreiben.

TheaEvanda

Hallo Zanoni,

Die von Dir angesprochene Arbeitsteilung beim Film liegt darin begründet, dass im Film mehr Leute an der Suppe kochen als nur Autor, Redakteur, Lektor und Setzer. Ich arbeite mittlerweile fast schon filmisch, da ich nach ein paar Romanplot - versinkt - im - Nirgendwo - Schlappen nicht ohne eine ordentliche Kapitel- und Szenenplanung (aka Treatment) ans Werk gehe. Das liegt aber auch am Schreibtempo - über 10.000 Zeichen am Tag geht nur, wenn man nicht mehr über den Romaninhalt oder die Personen nachdenken muss.

Im Filmbereich ist das Treatment und das fertige Drehbuch vor Arbeitsbeginn extrem wichtig, da die Filmszenen nicht konsekutiv (also zeitlich korrekt) sondern gruppiert (alle Szenen in Koblenz auf einem Set in einer Woche, egal wann im Film sie vorkommen) gedreht werden. Da muss schon vor Drehstart alles perfekt stimmen. Der Dreh entspricht dem schnellen Runterschreiben des fertig geplanten Textes.

Pitching etc. sind davon ausgelagerte Marketing-Maßnahmen, da vor einem Film oder Drehbuch noch das Auffinden von Geldgebern, Verleih, etc. steht. Im Romangeschäft muss man ja nur einen Verlag und nicht zehn Investoren interessieren, also ist das nicht notwendig.

Näher an Romanen hat mir ein gutes Pitch drei Einladungen von Agenturen eingetragen, mein Expose vorzustellen. Die Filmtechniken kann man also in gewisser Weise gut ins Romangeschäft übertragen - nur dass eben alles in einer Autorenhand liegt. Filmische Prämissen dagegen helfen dabei, die Charakterzeichnungen und den Plot zu verdichten.

Um zurück zum Thema zu kommen - die meisten Serien haben lang etablierte, eingespielte Teams aus Autoren, Exposeautoren und Redakteuren. Dort braucht man keinen überbordenden Firlefanz aus Arbeitsteilung, da dieser nur Geld kostet.

Und das Mindesthonorar ist nichts offizielles, es ist nur ein Erfahrungswert aus dem unteren Ende der schriftstellerischen Nahrungskette. Wer für so wenig Geld arbeiten muss, ist verzweifelt. Oder er wird verzweifelt sein, weil das Geld nicht reicht.

--Thea
Herzogenaurach; Germany

Zanoni

Ich danke Euch - da waren wieder viele neue Anregungen und Hinweise dabei, klasse. :-)

Zanoni

Ach herrje ... manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. ts ts ...

Du hast natürlich vollkommen recht mit Deinen Anmerkungen, TheaEvanda. Nur war so blöd, völlig zu vergessen, dass man das Pferd auch aus einer ganz anderen Richtung aufzäumen kann.

Nehmen wir also an, jemand schafft es 10.000 Zeichen pro Tag zu schreiben. Dann sind das - rein rechnerisch - ungefähr 6,9 Normseiten. Rechnen wir ruhig mal abgerundet 6 Seiten, weil man schließlich nicht jeden Tag immer Vollgas geben kann, und ab und zu ist man auch mal krank oder macht Urlaub. Okay also durchschnittlich 6 Normseiten pro Tag. Das sind 30 in der Woche und 120 im Monat (bei einer normalen Fünftagewoche).

Wenn man nun die Summe nimmt, die man im Monat haben möchte oder mindestens benötigt, dann kann man diese durch 120 teilen und bekommt so den Eurobetrag, den man pro Seite berechnen muss, um auf den Monatsbetrag zu kommen.

Wenn man nur nebenbei schreibt, ist diese Kalkulation vielleicht nicht ganz so wichtig, aber spätestens bei einer freiberuflichen Selbstständigkeit als Autor (oder in diesem Beispiel als Auftragsschreiber) muss auch noch andere Ausgaben berücksichtigen, die man außerdem selbst zu tragen hat. Ganz grob gepeilt kann man sagen, man muss als Selbstständiger in etwa das 1,3 fache dessen verdienen, was man als Angestellter verdient hat, sofern man im Endeffekt das gleiche Einkommen haben möchte.

Insofern sind selbst die von mir genannten 8 Euro je Normseite noch eine sehr niedrige Zahl. Und 4 Euro ... na ja, ich würde sagen, deutlich mehr als "verzweifelt".

Für einen Hobbyautor, ganz am Anfang seines Schaffens, und nur nebenbei, sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Da ist man für jede Veröffentlichung dankbar, klar. Nur sollte man schon darauf achten, dass man nicht an solche "Geschäftspartner" gerät, welche diese Situation zum eigenen Vorteil ausnutzen.

TheaEvanda

Willkommen in der freien Wirtschaft ...

Abgesehen davon musst du durch anfallende Steuern und Nebenkosten bedingt 200% deines gewünschten Gehalts einnehmen. Also - willst du einen Stundenlohn von 10 Euro, musst du 20 Euro pro Stunde verlangen. Der Faktor 1,3 ist zu wenig, damit kannst du deine Investitionen nicht mehr reinholen und hast kein Pölsterchen, wenn dich eine Erkältung eine Woche aus dem Verkehr zieht.

Auftragsschreiber sind übrigens auch Autoren, selbst vor dem harten Gericht der Künstlersozialkasse. Diese verlangt von ihren Leuten auch, mindestens 3900 Euro Gewinn pro Jahr auszuweisen. Und da muss man mit allen Kosten erst einmal hinkommen.

--Thea
Herzogenaurach, Germany



Lomax

Zitat von: TheaEvanda am 16. Dezember 2011, 13:26:47Abgesehen davon musst du durch anfallende Steuern und Nebenkosten bedingt 200% deines gewünschten Gehalts einnehmen ... Diese verlangt von ihren Leuten auch, mindestens 3900 Euro Gewinn pro Jahr auszuweisen.
Nun ja, ganz schlimm ist es für genügsame Autoren auch nicht. Die Investitionen und Abzüge bleiben ja recht überschauber. Gerade bei den Einkünften, die das Existenzminimum decken, ist die Steuer ja überschaubar, und Nebenkosten und Investitionen halten sich für das "Unternehmen Autor" ja in Grenzen ... so lange man nicht schon ein "richtiges" Büro finanzieren muss o.ä. Und die Sozialabgaben, die den größten Batzen der Ausgaben ausmachen, zählen zumindest für die KSK dann ja nicht dazu.

Ich kalkuliere mit 20-25 Euro pro Stunde, und da bleibt doch deutlich mehr als die Hälfte als Gewinn übrig, wenn ich mir die GuV so anschaue. Allerdings ist es als Autor deutlich schwieriger, die kalkulierten Stundenlöhne zu erreichen ... bzw. eine lückenlose Auslastung wie beispielsweise als Übersetzer. Trotzdem, einen Seitensatz, der zumindest den Mindestsätzen für Übersetzer entspricht - also wenigstens etwa in der Größenordnung von 10 Euro pro Manuskriptseite liegt - halte ich letztlich für unverzichtbar, wenn man es wirklich als Geschäft sehen und davon leben will. Alles, was wesentlich darunter liegt, ist schon ziemlich verzweifelt. Aber es gibt halt viele verzweifelte Anbieter auf diesem Markt, die gar nicht wirtschaftlich kalkulieren und das ganze eher als bestenfalls bezahltes Hobby oder Zusatzeinkommen bewerten. Das drückt natürlich die Preise, und insofern sind geringere Honorare auch keine Seltenheit.
  Ich für meinen Teil sehe jedenfalls auch vom Arbeitsaufwand keinen großen Unterschied zu einer Übersetzung - wenn überhaupt, geht eine Übersetzung höchstens schneller. Dementsprechend ist da auch kaum Spielraum, das ganze billiger zu machen. Zwei Seiten pro Arbeitsstunde sind allerdings auch eine realistische Größe, die man schaffen kann ... wer mehr schafft, kann vielleicht auch solide kalkuliert billiger, aber derjenige bin dann irgendwie nicht ich ;)