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Auftragsarbeiten

Begonnen von Zanoni, 14. Dezember 2011, 13:58:41

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Zanoni

@TheaEvanda:

Wem sagst Du das ... die Problematik kenne ich selbst nur zu gut. Ich bin ja selbst freiberuflich selbstständig (nur halt nicht als Autor) - deshalb ist es ja so peinlich, dass ich nicht selbst auf diese Selbstverständlichkeit gekommen bin, das Ganze noch einmal anders herum zu rechnen.  :versteck:


@Lomax:

Das stimmt allerdings. Wenn ich die Ausgaben eines Autors bspw. mit anderen Selbstständigen vergleiche, dann liegen da teilweise Welten dazwischen. Ein Rechner zum Schreiben muss nicht das absolute Hammerteil sein, viele Software ist sogar kostenlos erhältlich. Früher gab es vermutlich viel Porto- und Versandkosten, die vielen Seiten Ausdrucke nicht zu vergessen, aber selbst da geschieht mittlerweile vieles rein digital. Da haben andere Freiberufler deutlich höhere Investitionen zu tätigen.

Allerdings ist mein Eindruck, dass Übersetzer derzeit noch mehr gedrückt werden als Autoren. Und dass nicht einmal von Kleinverlagen, sondern von den großen. Das scheint mir teilweise die Anstandsgrenze schon deutlich unterschritten zu haben.

Ludovica

#16
Mehr oder weniger OT, weil gerade das Thema Übersetzen aufkommt:

Vom Literaturübersetzen allein kann man in unserer Wirtschaft nicht leben. Da wird abgezockt, gegeizt und ausgebeutet was das Zeug hergibt, vor allem, wenn man die Löhne, die man für Literaturübersetzen mit dem vergleicht, was man z.B. im Tourismusbereich für eine Fachübersetzung bekommt (die hier erwähnten 10 Euro pro Manuskriptseite in Gegenüberstellung zu 2,50 pro Zeile für Fachübersetzungen, wenn man nicht mehr unbedingt ein absolut blutiger Anfänger ist). Das ist auch etwas, das uns unsere Professoren sehr deutlich gemacht haben - Literaturübersetzung ist etwas für Übersetzer, die ein anderes Standbein haben (die z.B. im technischen Bereich, der zu den am besten bezahlten Bereichen gehört, sehr gut verdienen, oder deren Partner genug verdient) oder für Leute, die selbst professionell schreiben (Literaturübersetzung gilt auch als einziger Teilbereich der Übersetzerbranche, in der nicht-ausgebildete Menschen sehr professionelle Texte produzieren können). Leider ist Literaturübersetzen, obwohl es ein unglaublich spannendes und tolles Feld der Translationswissenschaften ist, einfach nicht genug, um sich anständig zu erhalten  :-\ Vor allem nicht, wenn man irgendwann eine Familie haben will...

Lomax

Zitat von: Zanoni am 16. Dezember 2011, 17:19:16Allerdings ist mein Eindruck, dass Übersetzer derzeit noch mehr gedrückt werden als Autoren. Und dass nicht einmal von Kleinverlagen, sondern von den großen.
Nein. Definitiv nicht. Als Übersetzer geht eigentlich alles besser als für Autoren. So habe ich es aus eigener Erfahrung erlebt, und da habe ich schon eine Menge entsprechender Zitate von Kollegen gehört, die auch aus der Übersetzung kamen und ähnliche Erfahrungen beim Übergang gemacht haben. Stundenlohn, Arbeitszeiten, Planbarkeit, Termine, Vertragsfragen bis hin zu den kleinsten Belangen der Organisation - irgendwie hakt bei eigenen Romanen alles noch ein klein bisschen mehr als bei Übersetzungen, und am Ende summiert sich das doch.
  Die Frage, ob man einen Roman oder lieber eine Übersetzung schreibt, ist ganz klar auch eine Abwägung zwischen Idealismus und Enthusiasmus vs. ökonomisches Denken. Das ändert sich irgendwann bei Auflagenzahlen im höheren 5stelligen Bereich. Da dürfte dann die höhere prozentuale Beteiligung durchschlagen. Aber eben wirklich erst im Bestsellerbereich, und das lässt sich, im Ggs. zu Übersetzerhonoraren, halt auch nie sicher einplanen.
Zitat von: Ludovica am 16. Dezember 2011, 17:53:55Vom Literaturübersetzen allein kann man in unserer Wirtschaft nicht leben.
Das möchte ich so doch nicht stehen lassen. Es hat schon seinen Grund, dass ich als Nur-Literaturübersetzer eigentlich sehr gut gelebt habe und jetzt als Autor doch wieder einen Nebenjob habe.
  Um das ganze mal in konkrete Zahlen zu fassen, als Literaturübersetzer hatte ich nie Probleme, so in etwa auf meine zwanzig Euro pro Stunde zu kommen. Nicht immer ganz, aber in etwa. Reich wird man damit zwar nicht, aber da man, wenn man Geld brauchte, recht einfach über die Erhöhung der Stundenzahl das Einkommen steuern konnte und auch kontinuierlich Aufträge da waren und keine Zeit für Akquise draufging, kam ich eigentlich sehr stressfrei über die Runden.
  Man muss natürlich bedenken, dass die Stundenlöhne umso besser werden, je einfacher die Texte waren. Denn man kann beliebig viel Zeit in Recherche und sprachliche Feinheiten stecken, und auch, wenn es Zuschläge für schwere Texte gibt, gleichen die in der Regel die Mehrarbeit nicht aus. Bei solider Mischkalkulation war es aber durchaus drin, dann und wann einen interessanten Auftrag anzunehmen, von dem man wusste, dass er weniger abwerfen würde. Denn die schwierigeren Texte waren halt oft auch die (sprachlich) interessanteren, die Herausforderungen boten oder die man einfach wegen der literarischen Qualität gerne auch mal gemacht hat.
  Wenn man das im Blick hat und vorher einschätzen kann, wie Aufwand und Ertrag zueinander stehen, kann man das Leben von Literaturübersetzungen recht gut steuern - ich denke mal, die Aussage, dass man nicht davon leben kann, würde ich allenfalls dann unterstreichen, wenn man den Anspruch erhebt, nur Hochliteratur übersetzen zu wollen; also den Bereich, in dem hierzulande auch viele Autoren stark von Stipendien und Förderungen profitieren und der "harte" Buchmarkt nur eine Einkommensquelle von vielen ist.

Als Autor habe ich festgestellt, dass etwa 30% weniger bei rumkommt als bei Übersetzungen, und das merkt man schon. Das liegt weniger am Stundenlohn bzw. Honorar pro Seite, sondern eher an organisatorischen Fragen. Der Workflow zwischen allen Stufen der Produktion vom Angebot bis hin zum Drucktermin klappt bei eigenen Büchern einfach nicht so reibungslos, und die Lücken sind so unregelmäßig, dass man schlechter Übersetzungen bzw. andere Aufträge zwischenschieben kann. Während die Arbeit als Übersetzer sehr gut planbar war, hat man als Autor einfach mehr Wartezeiten dazwischen - und mehr Zeiten, wo plötzlich mehrere Dinge aufeinander prallen, weil man versucht hat, die Wartezeiten zu vermeiden, was dann automatisch dazu führt, dass man einen Leerlauf einplanen muss, den man als Übersetzer nie hatte - und der sich dann halt in den oben erwähnten 30% niederschlägt. :(
  Und da ich weiß, das andere Autoren auch noch größere Zugeständnisse beim Stundenlohn bzw. beim Seitenlohn machen müssen, würde ich davon ausgehen, dass Autoren verglichen mit Literaturübersetzern im Durchschnitt zumindest bei rein kaufmännischer Betrachtung sogar noch um einiges schlechter stehen , als ich das aus eigener Erfahrung erlebt habe.

Aber natürlich ist es immer auch eine Entscheidung aus Leidenschaft, und ich für meinen Teil habe festgestellt, wenn ich die Möglichkeit habe, einen eigenen Roman zu schreiben, dann kann ich nicht nein sagen ... Auch dann nicht, wenn ich weiß, dass ich dafür de Facto zwei Übersetzungen aufgeben muss und am Ende auch noch einiges mehr an Stress damit habe. Also akzeptiert man das halt und organisiert den Rest der Arbeit so gut darum herum, wie es halt geht. Aber das der Übersetzer in der Nahrungskette der Selbstausbeutung noch hinter dem Autor kommt, stimmt definitiv nicht.

canis lupus niger

Ob das eine richtige Auftragsarbeit ist, weiß ich nicht, aber ich stehe mit einem klitzekleinen Verlag in Kontakt, der eine Fantasy-Reihe begonnen hat, Als der vor einem Jahr ungefähr verlauten lassen hat, dass er sich über Mitstreiter an dieser Reihe freuen würde, habe ich mich mal gemeldet und zunächst allerhand Informationen über das Setting und die vorhandenen Bücher (drei Romane, zwei kleine Anthologien bisher) bekommen, außerdem mehrere Plotvorschläge zur Inspiration. Das Thema hat mich gefesselt, und deshalb habe ich einen der Vorschläge aufgegriffen und in geänderter Form ausgearbeitet. Weil ich mich in so einer kreativen Phase immer nicht bremsen kann, ist inzwischen der Roman in der Rohversion zu ca. 80 % fertig. Die beiden Hauptakteure des Verlages und ich stehen in regem Austausch und vermutlich wird der Roman innerhalb der nächsten 12 Monate herauskommen.

Eigentlich ist dieser Verlag wohl eher so eine Art Selbstverlag einer Autorengemeinschaft und mein Beitrag deshalb nicht wirklich eine Auftragsarbeit. Sollte es jemals zu Verkaufsgewinnen kommen, würden die vermutlich geteilt.

Maria

Ich habe eine Auftragsarbeit bekommen über die regionale Autorengemeinschaft.
War ein Geschenkbuch für den Wartbergverlag (Aus der Reihe: "Wir vom Jahrgang..." - aus Österreich).

Ich musste erst einen Probetext schreiben und mir das Konzept einverleiben, aber das ging dann ganz gut und hat Spaß gemacht.
Das Buch erscheint diesen Februar.
Es gab 600 Euro Vorschuss, nach Abnahme des Manuskripts.
Mehr Problem als mit den Textchen hatte ich mit den Fotos, aber ich bin froh, dass am Ende alles wieder gepasst hat.

Ich würde sofort wieder für Wartberg schreiben, die Lektorin dort war sehr kompetent, höflich und hilfsbereit.

Wer sich für regionale Themen erwärmen kann, der Verlag sucht immer noch Autoren und vergibt Auftragsarbeiten:
http://www.wartberg-verlag.de/

Alaun

#20
Hallo Maria,

das klingt nicht unspannend, aber wie viel Rechercheaufwand hast Du denn für das Buch aufgewendet? Ich kann mir vorstellen, dass so etwas sehr schnell ausufern kann. Und dann verpuffen 600,- Euro Vorschuss ja doch irgendwie im Nichts. Oder hattest Du eine klare Vorgabe vom Verlag inklusive Fotos für das Buch, für die dann "nur noch" Texte erstellt werden mussten?

Danke für die Infos!
*Aquamarin

Maria

Da es um meine Kindheit ging, musste ich eigentlich nur ein paar historisch-politische Ereignisse recherchieren und sobald ich ein paar gute Quellen hatte, lief es flott.

Das Buch hat nur 60 Seiten, ist also wirklich dünn. Das Schreiben habe ich in zwei Monaten erledigt. Die Fotos bekam ich teils von Freundinnen aus derselben Altersklasse, teils von Bildquellen im Netz mit denen der Verlag Verträge hat. Es sind auch Kinderfotos von mir drin.

Ich nehme nicht an, dass es bei den 600 Euro bleiben wird, die Bücher verkaufen sich recht gut, sind mit 15 Euro auch nicht spottbillig, sodass ich hoffe, dass ich den Vorschuss bald schon verdient haben werde und noch etwas nachfolgt.

LG
Angelika

Judith

Das gehört jetzt nur am Rande zu diesem Thema, aber dennoch ist es im Grunde Schreiben nach Auftrag ...
Gibt es unter uns hier eigentlich auch Werbetexter?
Ich hatte gestern ein Gespräch in einer kleinen Agentur - eigentlich ging es mir mal nur darum, mal ganz allgemein über diesen Beruf zu sprechen und ein paar erste Infos einzuholen, da ich ja überlege, welche Jobmöglichkeiten es für mich vielleicht noch gäbe, an die ich vorrangig noch gar nicht gedacht habe.
Tja, und irgendwie fand ich mich gestern Abend wieder mit der Aufforderung einer der größten Werbenagenturen Österreichs, mich bei ihnen als Texterin zu bewerben, da sie gerade händeringend suchen - inklusive eines wirklich anspruchsvollen Textertestes, bei dem man eine Reihe von verschiedenen Aufgaben bewältigen muss (Werbekonzepte, Sujets, Radiospot, etc.) und an dem ich mir schon den ganzen Vormittag die Zähne ausbeiße. Eine Aufgabe ist zwar erledigt und für ein paar andere hab ich zumindest erste Ideen, aber trotzdem fühle ich mich gerade gänzlich unkreativ, unoriginell und eigentlich völlig unfähig für einen solchen Job.

Gibt es hier jemanden, der ein paar Erfahrungen mit mir teilen kann? Bringt es überhaupt etwas, mich zu bewerben, wenn ich nicht gleich vor Ideen übersprudle und unter Druck in meiner Kreativität manchmal blockiert werde? Oder ist das zu einem großen Teil auch einfach eine Frage der Erfahrung und der Übung? Immerhin habe ich sowas vorher noch nie gemacht.

Alaun

Hallo Judith,

ich habe vor einigen Jahren mal bei einem Auswahlverfahren für eine große Berliner Werbeagentur mitgemacht. Naja, genauer gesagt ging es um ein Traineeprogramm, bei dem man innerhalb eines Jahres an verschiedenen Stellen (u.a. eben bei dieser Agentur und bei der taz und noch irgendwo, ich habs vergessen) Erfahrungen sammeln konnte. Dazu musste ich auch solche Probeaufträge bearbeiten, die mich damals übrigens extrem verunsichert haben - u are not alone  ;)

Letztendlich hat es nicht geklappt, aber ich fand die Herausforderung dieser Probeaufgaben sehr spannend. Weil ich damals für mich auch feststellen konnte, dass Werbung einfach nicht mein Metier ist. Ich kann Dir leider auch nichts genaueres zur Arbeit als Texter innerhalb einer Werbeagentur sagen. Wenn Dir diese Probearbeiten gefallen, dann versuch es einfach, gib Gas und schau, was dabei herauskommt. Das Gefühl, überfordert zu sein und zu blockieren, hatte ich damals auch. Es kamen dann zwar trotzdem noch ein paar nette Ideen dabei raus, aber ich merkte, dass ich unter Zeitdruck so nicht arbeiten kann, und dass ich auch nicht der Typ bin, dem diese Art von Ideen einfach mal so eben aus dem Hirn sprudeln - und das dauerhaft, um damit arbeiten zu können.

Aber das ist eben nur mein kleines bißchen Erfahrung mit dem Bereich. Bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht, lass es uns wissen, ja?

Liebe Grüße und viel Erfolg!!!
*Aquamarin

Judith

Danke, Aquamarin.  :knuddel:
Dann scheine ich ja mit meinen Problemen nicht alleine zu sein. Ich befürchte ja, dass Werbung auch nicht mein Metier ist und so ein Job auch nicht unbedingt meins ist. Aber ich habe einfach überhaupt keine Jobaussichten derzeit und meine Zukunft ist ein einziges schwarzes Loch, daher muss ich das zumindest mal versuchen.
Vielleicht täusch ich mich ja und es wäre doch etwas für mich.

Alaun

Du kannst es nicht wissen, wenn Du es nicht versucht hast. Insofern: ran an den Speck  ;D Ich drücke Dir die Daumen!

Judith

Ich hab ja dann letzte Woche den Test und die Bewerbung abgeschickt, und gerade eben kam ein Anruf von der Agentur: Am Donnerstag hab ich ein Vorstellungsgespräch. Ich bin grad ganz geplättet und muss jetzt versuchen, meine Erwartungen niedrig zu halten (bin grad so ein bisschen am Durchdrehen). Es ist ja erst mal nur ein Gespräch.  :omn:

Alaun

Haaaa!!!!!!!!! Geil!!!!!!! Glückwunsch, ich drücke die Daumen  :pompom:

KaPunkt

*Judith um den Hals fall*
:knuddel:
... öhm sorry, für den emotionalen Ausbruch, aber ich irgendwie freue ich mich gerade sehr für dich. Stell dir mal vor, du kriegst den Job?
Selbst wenn er Scheiße ist du nach zwei Jahren hinschmeißt. Das sind doch sehr, sehr wertvolle Erfahrungen und Verbindungen, die man da knüpfen kann.
Und wenn du ihn nicht kriegst, hast du immer noch dir selbst bewiesen, dass du offensichtlich auch unter Druck was anständiges, rekatives abliefern kannst.
Also, freu dich ruhig ein wenig.

Und dann sieh zu, dass du dich schlau machst über das richtige Verhalten in Vorstellungesgesprächen.
Im Netz gibt es Fragenkataloge mit ungefähr hundert häufigen Fragen, die kommen können. Die habe ich damals mal alle durchgearbeitet und schriftlich beantwortet. Dann verschlägt es einem nicht mehr so schnell die Sprache.  ;D

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Judith

Danke ihr zwei.  :knuddel:
Mein erstes Vorstellungsgespräch ist es ja nicht, aber das erste für einen "großen" Job. *bibber*