• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Der gebildete Autor

Begonnen von Kalderon, 25. Juni 2006, 00:59:01

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Feuertraum

Zitat von: Hyndara am 03. Juli 2006, 02:22:08

Heute frage ich mich, ob ich damals richtig entschieden habe, aber ich denke, für mich ist der Zug "Studium" abgefahren, ändern kann ich also eh nichts mehr.


Ich weiß, das wird jetzt OT, aber das, liebe Ramone, ist Blödsinn. Zum einem kann ein jeder studieren, der Abi hat, egal,m ob er 20, 30, 60 Jahre alt (jung) ist, zum anderen ist man niemals zu alt, um etwas Neues anzufangen.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Feuertraum

Um jetzt aber nochmal in den Topic-Bereich zu gehen: Was ist überhaupt "Dummheit"?

Ich kann jetzt nur meine Interpretation zum Besten geben: Dumme Menschen sind jene Menschen, die sich einfach unvernünftig verhalten. Sprich:

- Meinungen anderer nicht akzeptieren
- ihre eigene Meinung mittels Gewalt durchsetzen wollen
- unsachlich und beleidigend werden
- auf andere Menschen herabsehen und so tun, als seien sie was Besseres

In dieser ganzen Diskussion wird meines Erachtens eines vergessen: Ganz gleich, ob jemand nun Abitur und (abgeschlossenes) Studium vorweisen kann, oder ob man seine Schulzeit auf der Hauptschule verbringen mußte: wir sind alles Menschen. Wir haben alle unsere Stärken und unsere Schwächen. Und ein Miteinander hilft, viele Probleme zu lösen.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Karin

Zitat von: Maja am 03. Juli 2006, 09:43:25
Warum schade, daß ich es geschrieben habe? Nicht schade, daß ich so denke?

Es ist deshalb schade, weil ich bis dahin dachte, dass ich dich falsch verstanden habe. Mit dieser Aussage hast du nochmal bestätigt, wie wichtig dir ein Schulabschluss ist, dass Leute, wenn ihnen der entsprechende fehlt, trotzdem intelligent sein können. Diese Einstellung finde ich sehr, sehr schade. Es gibt mit Sicherheit in jeder Schule mehr oder weniger intelligente Leute und der Abschluss an sich sagt darüber nichts aus. Ich habe Kotzbrocken mit Abitur kennengelernt und wahnsinnig nette Leute mit Doktortitel. Also definitiv unabhängig vom Stand ihrer Bildung.

Anhand dieses Threads und der Verunsicherung einiger Leute, die hier gepostet haben, war dir sicherlich bewusst, dass einige Leute hier eben kein Abitur haben. Ja, sie sind intelligent. Warum sollten sie es denn nicht sein?
Ein Bildungsabschluss hat nicht zwangsläufig etwas mit den Fähigkeiten der Leute zu tun, sondern auch mit den äußeren Umständen. Nicht jeder hat Eltern, die ihm/ihr ein Abitur und vielleicht auch noch ein Studium finanzieren. Manche schaffen es trotzdem, aber viel, viel umständlicher, manche haben es eben nicht geschafft - was nicht bedeutet, dass sie es nicht könnten, wenn die Umstände und die Förderung andere gewesen wären.

Du transportierst in diesem Thread Vorurteile, ob nun bewusst oder unbewusst kann ich nicht beurteilen. Bisher ging ich eher von unbewusst aus, weil ich positiv denken will, nach dem zitierten Satz fällt mir das schwerer, daher mein "schade".
Es klingt ungefähr genauso, als würde ich schreiben (und bitte, folgendes ist NICHT meine Einstellung, ich finde die folgende Aussage vollkommen verkehrt, weil ich genug Leute kenne, die fleißig sind und keinen Job finden und auch genügend, die einen Job in Betrieben haben, die bald verlagert werden): Oh, da lebt jemand von Hartz IV und ist trotzdem nicht faul.

Es gibt so viel mehr als Wille, Intelligenz und IQ, das den Lebensweg bestimmt.

Es tut mir wirklich von Herzen Leid, wie deine Schulzeit abgelaufen ist. Ähnliches habe ich auch erlebt. Ich war immer schüchtern, verträumt und belesen - und ein Außenseiter. Nur haben mich meine Eltern auf kein Gymnasium gesteckt, sonst wäre ich heute ein Außenseiter mit Abitur und nicht ohne.  ;)
Ich verstehe, wie du dich gefühlt hast. Es ist grässlich, beim Völkerball die Letzte zu sein, die ausgesucht wird. Ging mir ebenso.

Auch ich habe meine Schulzeit bis heute nicht verwunden.

Trotzdem ist das alles unabhängig von der Schule, auf die man ging und dem Abschluss, den man daraufhin machen konnte.

Zitat von: Maja am 03. Juli 2006, 09:43:25
Ist es schlimm, daß ich das Groß der Benutzer dieses Forums für intelligent halte?

Nein, natürlich nicht und das weißt du auch. Nur, dass es dich irritiert, dass sie das ohne Abi sein können, empfinde ich als kränkend. - Und ich will nach wie vor glauben, dass dies nicht deine Absicht war.

Und nein, du sollst deine Bildung nicht verleugnen und in keiner Weise einknicken. Nur solltest du überdenken, ob das Abitur oder ein Studium bei deinem 1. Eindruck anderen Leuten gegenüber tatsächlich so viel Gewicht haben soll.

Wir alle werden tagtäglich überschwemmt und verführt von Urteilen, die uns vorgefertigt aufgedrückt werden und ich bin der Meinung, dass eines der schwierigsten Unterfangen im Leben ist, sich eine eigene Meinung zu bilden und neutral an eine Sache heranzugehen. In jeder Hinsicht. Auch in Sachen Schulabschluss, der ja nicht der einzige Ausdruck von Bildung ist.

Zitat von: Maja am 03. Juli 2006, 09:43:25
Es tut mir leid, wenn sich jemand durch mich gekränkt fühlt, es ist nie meine Absicht zu kränken - aber ich kann und werde nichts mehr daran ändern, was und wie ich bin. Nicht in dieser Gruppe: Weil ihr mir zuviel bedeutet, als daß ich mich für euch verstellen müßte.

Du sollst dich ja nicht ändern. Und vor allem sollst du dich nicht verstellen (auch nicht beim Trivial Pursuit  ;) ).

Ich hoffe, dass ich vermitteln konnte, was ich schade finde und an dieser Einstellung von mir, die gegen jede Art von Vorurteil ist (auch wenn ich natürlich auch nicht immer davor sicher bin), kann ich nichts ändern.

Maja

Zitat von: Feuertraum am 03. Juli 2006, 10:17:45
Ich kann jetzt nur meine Interpretation zum Besten geben: Dumme Menschen sind jene Menschen, die sich einfach unvernünftig verhalten. Sprich:
- Meinungen anderer nicht akzeptieren

Na, wenn's danach geht, bin ich dumm. Ich akzeptiere nur solche Meinungen, die ich zu teilen bereit bin. Wenn also jemand sagt "Homosexualität ist Sünde", oder "Die Ausländer sind unser Unheil", oder "Frauen gehören an den Herd" - dann kann ich nicht einfach sagen "Okay, das ist deine Meinung, ich denke da vielleicht anders, aber was soll's? Leben und Leben lassen" - nein, das akzeptiere ich einfach nicht. Bin ich wohl zu dumm.

Dumm ist für mich jemand, der sich dumm anstellt, der nicht begreift, was man ihm vermitteln will. Dumm ist für mich kein Schimpfwort, dumm ist ein Zustand, oder eine Eigenschaft. Dumme Leute können genauso freundlich oder garstig sein wie Kluge.
Die Wörter dumm, doof und blöd, die jemanden mit geringer Intelligenz charakterisieren sollen, gehen bezeichnenderweise nicht auf geistige, sondern auf körperliche Behinderungen zurück:
Dumm = Stumm, Doof = Taub, blöd = Blind. Das ist traurig, und es spricht eigentlich dafür, sich neue Wörter zu suchen. Ich kenne aber keines, das paßt und einfach ist "intellektuell herausgefordert" weigere ich mich zu benutzen, das ist so ein Unwort. Was bin ich dann? Seelisch Herausgefordert?

Ich kenne intelligente Arschlöcher, penetrante Dummköpfe, strunzfaule Arbeitslose (tatsächlich kenne ich genug Hartz IV-Empfänger, die den schlechten Ruf verdient haben - was sich nicht auf Tintgenzirkler bezieht, sondern auf externe Bekannte) - jeder, der ein Vorurteil hat, kann es mit der Realität abgleichen und wird genauso recht behalten wie der, der versucht, ein Vorurteil mit Gegenbeispielen zu widerlegen. Ich bin mit einer Abneigung gegen jedwede Art von Vorurteilen erzogen worden und habe mir doch eigene gebildet. Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen?
Aber gegen die habe ich leider auch zu viele Vorurteile...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

silsi

LEUTE!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Kriegt Euch bitte, bitte wieder ein!

Ihr bohrt hier in Euren alten Wunden, und das bringt doch nur böses Blut und keine höheren Erkenntnisse.

:hand: ich find diese Diskussion läuft aus dem Ruder  :hand:

Maja, das Unrecht, das Dir widerfahren ist, rechtfertigt nicht das Unrecht, das Du jetzt anderen Menschen antust, die kein Abi o.ä. haben.

Du schreibst selbst: "Wissen ist meine Waffe..."
Ich möchte Dich darauf hinweisen, dass dies eine verdammt scharfe Waffe ist. Eine Waffe, mit der Du sehr leicht andere Leute verletzen kannst. In unserer Gesellschaft wird doch Bildung und Wissen (ob auf dem Papier nachgewiesen oder im Gespräch gekonnt eingeflochten) hoch gehalten. Wie einfach ist es, jemanden mit einem netten Fremdwort dumm darstehen zu lassen. Ein Akademiker hat in so einer Situatuion vielleicht den Mumm nachzufragen und zuzugeben, dass er etwas nicht weiß. Aber viele, viele Nichtakademiker haben Angst für dumm gehalten zu werden. Als hätte Bildung etwas mit Intelligenz zu tun!

Du schreibst (sinngemäß), dass es Dir nichts ausmacht, für arrogant gehalten zu werden. Nun, ich halte Dich nicht für arrogant. Ich halte Dich für verletzt/verletzlich. Bitte tu aus Deiner eigenen Verletztheit heraus nicht jenen Menschen weh, die Dich und Deine Arbeit hier respektieren und bewundern, und die Dir nichts getan haben.

Bitte denk darüber nach, wie es auf einen Hauptschüler wirken kann, wenn er liest, dass die Initiatorin dieses Forums Hauptschüler Sch... findet. Fühlt er sich dann noch hier willkommen?




Ich bin übrigens eines von den Glückskindern, die Abi und Studium mit Leichtigkeit gepackt haben, und darunter auch nie zu leiden hatten.




Manja_Bindig

So.
Hier melde ich mich zu Wort.

1: an unserer Schule haben 8 das Abi nciht geschafft dieses Jahr. Pure Faulheit streckenweise. Bei vieren war es aber schlicht und ergreifend der Grund, dass sie auch nicht fürs Abi geeignet waren - einer von ihnen ist ganz in Ordnung, den REst kenn ich ciht. Aber die vier hatten die 12te schon einmal wiederholt. Das abi war einfach nix für sie. Bei ihnen allen lags im Bereich des Praktischen. Deswegen sind sie nicht dumm - diese vier wollten schlicht und ergreifend noch mal die Chance wahrnehmen, das Abi im zweiten Anlauf zu packen.

Wie gesagt, die vier anderen - das war pure Faulheit. Und Das ist das, was ich unter "Dummheit" verstehe: ich habe Chancen, ich könnte sie theoretisch und auch praktisch nutzen, wenn ich mich ein bisschen zusammenreiße - aber ich mach es nicht. Chancen zu versäumen ist das Dümmste, was ein Mensch, gerade ein junger, machen kann.

Soviel dazu.

In GRH gibts übrigens noch eine Realschule mit Hauptschulteil.
Jedes Jahr, wenn die Realschüler ihren Abschlussumzug machen, muss unsere Schule verrammelt werden weil die Realen mal bei uns randaliert haben. Sonst vertragen wir uns recht gut.

Das PRoblem sind die Hauptschüler. Einige von denen - und ich will jetzt nciht falsch verstanden werden, aber lustigerweise sind die meisten von denen Jungen deutscher Staatsangehörigkeit - freuen sich jedesmal, wenn sie einen Gymnasiasten(zu erkennen: über 16 und mit Schulzeug unterwegs) sehen. Warum? Wunderbar zum Anpöbeln.
Und dann darf sich das arme "Opfer"(meistens bleibts nur beim Pöbeln udn wenn nicht - nun, das wird für die Pöbler ungesund) anhören, dass es schuld sei, dass der Hauptschüler kein Abi macht. Hm... lustige Logik. Aber ja - es gibt nichtakademische Leute, die Akademikern die Schuld geben, dass sie selbst keine akademiker sind. (noch ein Zeichen für Dummheit - alle sind schuld nur ich nciht)

Soviel dazu...

Ach ja, Maja:
Wenn du stolz auf deine Akademische bildung bist und dich "etwas" herablassend über Realschüler und Azubis geäußert hast - die Münze kann man auch von der anderen Seite betrachten. Es gibt nähmlich nicht wenige, die stolz sind, schon auf eigenen Beinen zu stehen und auf die noch elternabhängigen Abiturienten mit hochegezogener Augenbraue gucken. Und Studenten gelten teilweise als Sozialschmarozer, die nur feiern können.
Man sieht eben immer nur das gepflegte Blumenbeet, aber nie Hacke und Spaten...

lapaloma

Zitat
Ich bin ein Mensch, der ausschließlich aus Bildung besteht. Nehmt diesen Teil von mir, und es bleibt kaum etwas übrig. Ich habe eine Welt aus Papier um mich herum aufgebaut, in der ich mich sicher fühle. Wissen ist meine Waffe, und Wissen ist mein Schild. Ohne bin ich nackt.

Liebe Maja,
Ich denke, dass ich dich endlich verstanden habe: dein Wesen, deine Art und Weise die Welt zu sehen und deine Aussagen. Es ist mir wichtig, dass du weisst, dass ich dich keineswegs für arrogant halte.
Und noch etwas: Wie ich mir von allen Menschen hier im Forum ein Bild gemacht habe, ist auch ein Bild von dir in meinem Kopf entstanden. Das Erstaunliche daran ist, dass deine Bildung, dein Wissen darin kaum eine Rolle spielen. Ich sehe dich als hochintelligente, höchst sensible Frau, die aussergewöhnlich gut schreiben kann, mit einem manchmal etwas ruppigen, aber im Grunde sehr liebenswürdigen Wesen.

Ich hoffe, dass du einen Weg finden wirst, wenn deine Welt aus Papier einmal zerreissen sollte. Denn wir alle haben noch schwierige Zeiten vor uns.
Mit herzlichen Grüssen, Sid

Maja

#82
Ich versuche das nochmal zu einem sinnvollen Abschluß zu bringen:

- ich habe keine Pauschalvorurteile gegen Auszubildende. Ich habe selbst eine Ausbildung abgeschlossen, und daß ich mir in der Ausbildung etwas mehr Theorie und im Studium etwas mehr Praxisbezug gewünscht hätte, ist hoffentlich nicht weiter verwerflich.
Meine Schwester hat als einziges von uns vier Kindern nie studiert sondern, da sie - anders als z.B. meine dauerstudierenden Brüder - klare Vorstellungen hatte, was sie beruflich tun wollte, eine Ausbildung gemacht und ist heute beruflich mit großem Abstand die Erfolgreichste von uns (anders als ich, Akademiker mit Hartz IV, oder mein Bruder, der jetzt mit 25 das dritte Studium anfängt - diesmal allerdings mit Fleißklausel seitens meiner Eltern).
Jeder soll einen Beruf ergreifen, indem er sich vorstellen kann, glücklich zu werden, unabhängig davon, was man später da verdient oder ob der Beruf ein Studium erfordert. Studenten, die nur studieren, um zu studieren, kann man irgendwann (spätestens ab vierzig) nicht mehr ernst nehmen.

- Ich sage auch nicht, daß jeder auf Deubel komm raus das Abitur machen muß. Aus meiner Grundschulklasse wechselten 10 von 20 Kindern aufs Gymnasium - als ich Abi machte, waren davon noch drei übrig, zwei folgten ein Jahr später, und der Rest war dem durchlässigen Schulsystem zum Opfer gefallen und im Laufe der Unter- und Mittelstufe zur Real- oder Sonderschule gewechselt.
Kinder, die von ihren Eltern zum Abitur genötigt werden, sei es, weil die Eltern ihre eigene Mittlere Reife bedauern und das Kind was Besseres weeden soll, sei es, daß das Kind aus einer Akademikerfamilie stammt und dem Doktor-Vater keine Schande machen soll, stehen unter ständigem Druck und Stress.
Zwei Onkel von mir sind solche Doktoren - mein Cousin wurde dreimal von Schule zu Schule gereicht und verbrachte sogar ein Jahr im Internat, um um jeden Preis das Gymnasium zu schaffen. Er war intelligent, aber faul, und er mochte es vor allem nicht, wenn andere ihm sein Leben vorplanten. Er wäre gern Koch geworden. Am Ende hat er mit zwanzig das Gymnasium verlassen und hatte noch nicht mal die Fachhochschulreife - mit einem anständigen Realschulabschluß und drei Jahr jünger hätte er auf dem Arbeitsmarkt sicher bessere Chancen gehabt.

- Aber bedingt dadurch, daß ich meine beste Freundin aus dem Studium kenne, daß mein Freund studiert und ich viel mit seinen Kommilitonen zu tun habe, ergibt es sich, daß ich kaum Bekannte ohne Abitur (oder zumindest Fachhochschulreife) habe. Ansich nicht ungewöhnlich, aber irgendwann ist man so eingefahren, daß man erwartet, alle Leute, mit denen man sich umgibt, haben Abitur. So kam es zu dieser Äußerung - daß ich mich eben gewundert habe.

BTW, ich möchte euch nochmals danken, daß ich mich unter euch bewegen kann, ohne mich wie ein Freak zu fühlen. Meine verkorkste Schulzeit geht auch auf mein eigenes Konto, durch mangelnden Anspassungswillen (oder auch schiere Kompromißbereitschaft); den Willen, immer genau das Gegenteil meiner Mitschüler sein zu müssen, als könne ich mich nur durch Opposition als Individuum fühlen; nicht vorhandenes Modebewußtsein (so unbewußt, daß ich noch nicht mal dagegen rebellieren konnte - ich habe einfach immer irgendwas getragen und tue es bis heute, sehr zum Schrecken meiner Mutter, die um meine berufliche Zukunft bangt und mich vor jedem Vorstellungsgespräch einkleiden und instruieren muß) - mein Körper endet irgendwo unterhalb meines Kopfes. Das ist nicht immer leicht, weder für mich noch für andere - im Internet fällt es grundsätzlich weniger auf, das ist ein köperloser Raum. Darum fühle ich mich hier auch wohl.
Zumindest wohler als draußen...

Ich habe ein T-Shirt, auf dem steht »Eigentlich war mir dieser Körper immer ein Klotz am Hirn«. Aber ich nehme mir immer vor, es nicht mehr zu tragen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Termoniaelfe

Du meine Güte, was ist mit Euch denn los? :o

Ich habe jetzt eine Weile aufmerksam mitgelesen.

ZitatMaja schreib: Sollte ich hier allzu arrogant gewirkt haben, liegt es vielleicht daran, daß ich Autoren, und Tintenzirkler insbesondere, von Haus aus für ausgesprochen intelligent halte. Hier ist niemand, dem ich das Abitur nicht zutraue, und umso mehr irritiert es mich dann, wenn einer von diesen Leuten in Wirklichkeit kein Abi hat.

Ich sehe diese Aussage keines Falls als "schade" an. Im Gegenteil, sie ehrt mich sehr, da ich eine von denen bin, die auch kein Abitur und kein Studium absolviert haben -und dennoch habe ich mich für die Schreiberei entschieden.  Und ich glaube nach wie vor, dass ich es eines Tages auch ohne den "berühmten Bildungsstand" schaffen kann, wenn ich nur weiterhin fleißig darauf hin arbeite und mein Ziel niemals aus den Augen lasse.  Liebe Maja, auf mich hast Du, solange ich hier Mitglied bin, noch nie arrogant gewirkt. Und andere, die ABI und Studium haben übrigens auch nicht. Ich denke auch nicht, dass man als Autor nur dann für einen Verlag interessant wird, wenn man in seinem Lebenslauf Dinge wie, Germanistik, Journalistik oder Sprachwissenschaftstudium vorweisen kann. Vielmehr denke ich, dass die Geschichte, die man erzählt, interessant sein muss. Und das man in gewissem Maße ein Grundwissen an Bildung haben sollte. Ich muss mir als Autor immer wieder vor Augen führen, dass ein Verlag nichts weiter ist, als ein potenzieller Geschäftskunde. Ich biete meine Ware an und das sollte ich natürlich so überzeugend wie möglich machen. Und um überzeugend rüber zu kommen, benötige ich natürlich ein gutes Allgemeinwissen. Welches ich aber nicht nur durch ABI und Studium erreiche, sondern wie hier schon mehrfach gesagt wurde, durch den Willen, nie mit dem Lernen aufzuhören. Und wenn ich etwas nicht weiß, oder einen Fachbegriff nicht kenne, dann weiß ich aber immerhin, wo ich nachschlagen kann ;), um diese Bildungslücke zu schließen. Und ich bin auch keines Falls zu schüchtern oder zu sensibel, um auch mal zuzugeben, dass ich etwas nicht weiß. Leute, mit denen ich es in meinem Leben zu tun habe, die mir intellektuell überlegen sind, beäuge nicht etwa schief von der Seite, sondern nehme sie mir zum Vorbild. Und niemals, wirklich niemals, würde ich mich dümmer machen, als ich bin, nur um mich anzupassen.

Und falls ich einmal Trivial Pursuit spielen sollte und jemand macht einen dummen Spruch, weil ich vielleicht gerade eine richtige Antwort gegeben habe, die die anderen nicht wussten, dann habe ich dafür immer einen Gegenspruch parat:

"So dumm, wie ich es brauche, kann mir gar keiner kommen." ;)

In diesem Sinne
LG
Termi

Lomax

Zitat von: Feuertraum am 03. Juli 2006, 09:51:29Zum einem kann ein jeder studieren, der Abi hat, egal,m ob er 20, 30, 60 Jahre alt (jung) ist, zum anderen ist man niemals zu alt, um etwas Neues anzufangen.
Theoretisch, Feuertraum, theoretisch. In der Praxis gibt es schon so manches, was ein Studium erschweren kann, und mit zunehmendem Alter werden die Hürden gewiss auch höher.

Manja_Bindig

Maja, wenn es dich tröstet, ich glaube, was die Kompromisslosigkeit betrifft, hast du in mir eine würdige Nachfolgerin gefunden.
Es ist nicht unbedingt so, dass ich mich ausgegrenzt habe - mit meiner Oberstufenklasse hab ich mich super verstanden, gerade WEIL die meine Macken akzeptiert haben. Ich bin normal rumgelaufen, hab mich mit ihnen abgegeben, aber ich hatte immer meinen eigenen Schädel - mal ging er mit denen der anderen konform, meistens aber nicht. Und dann hats gekracht. Aber genau diese Kompromisslosigkeit kann einem das Leben retten. Ich hab nie wieder nach dem Wechsel aufs Gymnasium den "Kompromiss" Selbstmord im Hinterkopf gehabt. (bzw, wenn er kam, wurd er weggeschrieben)

Und ehe wir auf das Vorurteil von gewaltfreien Gymnasien kommen - träumt da mal schön weiter...

Arielen

Ich hatte in den letzten Tagen Besuch, da habe ich hier ja eine hitzige Diskussion verpaßt über Abi und Nicht-Abi und Bildung und Nicht-Bildung. Man merkte ja, wie Maja doch in ein Wespennest gestochen hat.

Ich bin auch der Meinung, daß es nicht auf den schulabschluss und Diplome ankommt, aber ich habe auch die leidvolle Erfahrung gemacht, daß in Deutschland nur Diplome etwas zählen. Zwar habe ich auch Abitur, aber nach 20 Jahren bilde ich mir darauf nichts mehr ein. Wozu auch? Ich bin inzwischen doppelt so alt und habe gemerkt, daß es auch danach darauf ankommt sich Wissen und Bildung anzueignen. Meine Abi-Note in Englisch z. B.  gibt lange nicht mehr an, wie gut ich Englisch heute wirklich kann, nämlich recht gut, damals hatte ich aufgrund eines doofen Lehrers die Klausur in den Sand gesetzt. Und ich kenne Leute mit Real- oder Hauptschulabschluss, die sich danach alles mögliche angeeignet haben, und ich kenne Menschen, die tgrotz einer geringen Bildung einen wachen Geist besaßen, oft nachdachten und sich ihre eigene unbeeinflußte und sehr weise Meinung bildeten.

Ich kenne eine Künstlerin, die als Illustratorin erstklassig ist und über 10 Jahre freiberuflich arbeitete (Caryad), sich aber über die Fachschule für Gestaltung hochgearbeitet hat und später von Keiner Uni angenommen wurde. Sie hat kein Diplom, ist aber ausgezeichnete Graphikerin. Dennoch wird sie weniger verdienen als jemand mit Diplom.

Es ist eine deutsche Krankheit alles nach Preisen und Prüfungen bemessen zu müssen. Manchmal zählt auch die ausschlachtbare Autorenpersönlichkeit, wie Linda schon ganz richtig erwähnte - man sieht es ja an den Teenies die z. B. einen Adelstitel vorweisen konnten und so bei Piper erschienen, oder eben  Monika Felten, und und und... Im Laufe der Jahre sind Leute, die die Leser dann doch nicht so interessierten sehr schnell wieder in der Versenkung verschwunden.

Was ich damit sagen will (und schon die ganze Zeit eigentlich sage) ist einfach: Es ist egal welche Schuldbildung jemand hat, um kreativ und auch wirklich gut und ansprechend schreiben zu können. Abitur und Studium sind nicht unbedingt von Nöten, aber in den 40 Jahren meines Lebens habe ich eine Erfahrung gemacht: Es zählt letzutendlich immer der mehr, der ein Diplom, einen Preis oder irgendein anderes deutsches  Gütesiegel vorweisen kann. Und wenn es die Gesellschaftschicht ist aus der er oder sie kommt. Oder das entsprechende Vitamin B und die bestehende Netzwerke, die man nutzen kann. Und das gilt für alle Bereiche des Lebens. Alle anderen, denen etwas davon fehlt haben es sehr, sehr schwer...


Alles liegt im Auge des Betrachters

Maja

Dafür gibt es aber auch Diplome, die nach hinten ausschlagen können - oder werde ich bei einem Verlag ernst genommen, wenn ich in meinen Lebenslauf schreibe, daß ich einen Fernkurs über "Die Große Schule des Schreibens" absolviert habe?

Auch meine IHK-Ehrenurkunde von 2000 ist heute mehr so eine Art Jodel-Diplom - die darf auf keinen Fall in meine Mappe zwischen die Zeugnisse. Sonst muß ich immer damit rechnen, gefragt zu werden, wo denn der Pferdefuß bei mir ist - Jahrgangsbeste, gute Noten, aber nach der Ausbildung nicht übernommen und dann auch noch die erste Stelle gleich verloren - das wirkt viel verdächtiger, als wenn ich einen ganz normalen Dreierabschluß hätte. Aber nein, klein-Maja mußte ja mal wieder angeben und erklären, hundert Punkte in der mündlichen IHK-Prüfung zu holen... Jetzt weiß ich, warum das vor mir in Köln noch niemand gemacht hat: Keiner will so eine Streberleiche einstellen.
Vielleicht rahme ich mir die Urkunde und hänge sie über den Schreibtisch. Ich dachte ja, es gibt ein tolles Präsent dazu, aber ich habe nur so ein blödes Taschenbuch-Almanach bekommen, ohne Widmung und alles. Also: Nicht nachmachen, Kinder. Lohnt nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Hyndara

So, Leute, dann von mir auch wieder was.

Letzten Freitag hatte einer meiner Neffen Geburtstag. Der Junge ist 14 geworden, aber leider zurückgeblieben und ungefähr auf dem Stand eines 10 Jährigen. Früher hate er auch noch einen extremen Sprachfehler, was zum Teil an irgendeiner Innenohrkrankheit lag. Vor drei Jahren trat die Klassenlehrerin von ihm an meinen Bruder heran und meinte, mein Neffe solle mehr lesen. Seitdem schicke ich ihm zum Geburtstag und zu Weihnachten Bücher.

Also, letzten Freitag rief ich bei meinem Bruder an, um meinem Neffen zu gratulieren. Er war gleich am Telefon und wir haben uns ein bißchen unterhalten, unter anderem auch über das Buch, das ich ihm dieses Mal geschickt habe. Da sagte er etwas, was er in seiner Schule (er geht auf eine Sonderschule für leicht Behinderte) von einer Lehrerin gehört hatte. Ich denke, dieser Spruch paßt irgendwie auch hierhin, darum setze ich ihn jetzt einfach mal in diesen Thread:

"Lesen tut der Dummheit weh."

Ich denke, er hat da etwas sehr wichtiges und auch sehr richtiges gesagt, und er hat diesen Satz auch verstanden, denn er erklärte ihn mir dann auch am Telefon. Als ich diesen Thread nochmal überflog, kam mir der Satz wieder in den Sinn, und ich glaube, er paßt wirklich.

Denn, ganz gleich welche schulische oder praktische Ausbildung man hat, jemand, der schreibt, liest logischerweise, teils um zu recherchieren, teils aber auch zum Vergnügen (oder um die Batterien wieder aufzuladen), etc. usw. Es gibt tausend Gründe, zu einem Buch zu greifen. Aber sie alle enden doch damit, daß der Leser zu einem gewissen Grad seinen Horizont erweitert, seiner eigenen "Dummheit wehtut", weil er sie, vielleicht unbewußt, vielleicht bewußt mit der Lektüre einschränkt und sich Wissen zuführt. Das gilt auch bei Belletristik, selbst wenn man das Buch noch so schlecht findet oder hier oder da was auszusetzen hat. Gerade wir, die wir schreiben, nutzen auch die für uns schlechten Beispiele, um sie nicht zu wiederholen.

So, das wars von mir.

Bis denne
Ramona

Moni

Zitat von: Hyndara am 04. Juli 2006, 01:09:36

"Lesen tut der Dummheit weh."



Der Fischer Verlag hat vor ein paar Jahren eine Aktion gemacht, bei der es solche Aufkleber, wie sie jetzt auf Zigarettenpackungen aufgebracht sind, mit Sprüchen zum Lesen gebracht. Mein Favorit, der auch an meinem Monitorrand peppt:

»Lesen gefährdet die Dummheit«

Die Lehrerin deines Neffen hat ganz recht und glaube, man kann dem ganzen auch noch das Schreiben (also das, was z.B. wir machen) hinzufügen.

BTW: so langsam glaube ich, haben wir mit diesem Thread dann doch den Punkt erreicht, an dem er geschlossen werden könnte, oder?


Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol