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Hilfe beim Konjunktiv

Begonnen von Maja, 22. Juni 2006, 15:02:14

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Maja

Ich bin beim Überarbeiten gerade an einem Satz hängengeblieben, von dem ich nicht weiß, wie er grammatikalisch korrekt lauten muß, ohne stilistisch scheußlich zu klingen:

a) Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als war ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

b) Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als sei ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

c) Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als wäre ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

d) Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als würde ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

Wie ist es jetzt richtig? Und habe ich die Möglichkeit, die von mir sehr gehaßten Wörter wäre und würde zu vermeiden?
Über jede Hilfe bin ich dankbar!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Termoniaelfe

Also, ich bin zwar nicht zu 100 % sicher, aber nach meinem gefühl würde ich dies Variante bevorzugen:

b) Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als sei ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

LG
Termi

Linda

Hi Maja,


soweit ich das ohne Kontext sagen kann:

also a) geht nicht. Da muss schon ein Konjunktiv hin.

b) denke ich, kannst du nehmen, wenn du c) und d) vermeiden willst.

Allerdings gefällt mir dieser Satz von der Formulierung her generell nicht besonders gut, Sorry.
:laken: :laken:

Maja

Verbesserungsvorschlag?
Ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen: Der Satz ist sechs Jahre alt. Ich werde Engelsschatten in Eigenregie als PoD veröffentlichen und will alle Rechtschreibfehler und groben Hunde vorher raushauen, ansonsten das Buch aber nicht groß überarbeiten - das will ich in Ruhe machen, wenn der Zyklus abgeschlossen ist. Aber wenn du eine Idee hast, wie man den Satz umschmirgeln kann, freue ich mich auch - dann hab ich weniger Arbeit  :darth:
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Lomax

Hallo Maja,

Variante a) geht nicht, d) klingt jedenfalls krumm und erweckt für mich den Eindruck, als stünde jemand daneben und zwänge dich mit der Waffe in der Hand ;D

Prinzipiell kannst du für irreale Vergleichssätze Konjunktiv I und Konjunktiv II benutzen - b) und c) wären grammatikalisch also beide korrekt; Konjunktiv II wäre aber die Vorzugsvariante, also dass von dir zu Unrecht geschmähte "wäre" ;D.

Ich muss Linda allerdings Recht geben: Die Formulierung hat etwas Umständliches an sich, was einen stutzen und mehrfach lesen lässt. Vielleicht wäre es im Aktiv besser: "..., als zwänge mich etwas, es durch und durch zu studieren."
Auch dieses "durch und durch" ist so wortreich-nichtssagend. Womöglich wäre eine bildhaftere Wendung möglich, oder ein Synonym (was mir derzeit beides nicht einfällt  ???)

Maja

Ist zwänge der Konjunktiv von zwingen? Nicht von zwängen? Ich hätte auf "zwinge" getippt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Lomax

Zitat von: Maja am 22. Juni 2006, 17:16:22
Ist zwänge der Konjunktiv von zwingen? Nicht von zwängen? Ich hätte auf "zwinge" getippt.
Konjunktiv I - Konjunktiv II. Und wie oben gesagt: Konjunktiv II ist die Vorzugsvariante für irreale Vergleichssätze. Das gilt auch dann, wenn du das Hilfverb glücklich losgeworden bist :winke:

Maja

Womit wir wieder bei Schlegel wären: "Ach schmölze doch dies allzu feste Fleisch..."

Und der Satz geht momentan so:
"Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als wolle es studiert werden, durch und durch."
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Schelmin

Nee, das gefällt mir nun nicht. Da bekommt das Gesicht ja einen eigenen Willen zugesprochen. Da fand ich die erste Variante besser.
a) geht auf keinen Fall.
b, c oder d könnte man nehmen, denke ich.
Mir gefällt die Sache mit dem durch und durch studieren nicht so. Das hat sowas wissenschaftlich Interessiertes, und paßt nicht zu einem toten Gesicht, das man ansieht.

Schelmin

Linda

#9
@Maja:

Eine Verbesserung, die sich wirklich gut einpasst und die im Ganzen fließt, kann man eigentlich nur kontextgemäß einbringen. Wenn man den Absatz davor und einen danach kennt (um Wortwiederholungen etc. zu vermeiden).

Ich sage dir indes gern, was mir missfallen hat.

"Wieder zog es meinen Blick zum toten Gesicht meines Vaters, als sei ich gezwungen, es durch und durch zu studieren."

dieses ominöse "es" zu Beginn ist mir zu schwammig. Ich hätte das Ganze lieber aktiv - aber wie gesagt, das Umfeld macht da einen gewaltigen Unterschied.

es, es, meinen, meines, durch und durch... - das sind mir persönlich zu viele Häufungen, auch wenn "durch und durch" als Redewendung nicht richtig zählt, weil das quasi eine Einheit bildet.

In einem alten Roman habe ich eine ähnliche Szene, nur keine Ich-Perspektive. Dabei bilde ich mir ein, dass es eine ähnliche Situation ist, mein Held sieht seinen Vater nach dessen Tod in der Schlacht das erste Mal. Er ist geschockt und verwirrt, will Abschied nehmen von einem Mann, der ihn im Leben nicht verstanden hat und den er trotz allem von Herzen lieben möchte. Seinem Vater und König.

Ich schreibe deinen Satz mal so, wie ich ihn inhaltlich verstanden habe, aber mit eigenen Worten. (Ohne jetzt interpretieren zu wollen)

"Unwillkürlich wanderte mein Blick zu dem starren Gesicht meines Vaters (zu Vaters starrem Gesicht, wenn es näher klingen soll), als läge auf mir ein Bann, seine toten Züge wieder und wieder zu studieren." So oder so ähnlich würde ich es wohl ausdrücken und dieser Satz ist im Gegensatz zu dem jetzigen sogar "würde"los  :)


Das schwammige "es"  ist weg. Das durch und durch habe ich ersetzt durch das wieder und wieder, einfach weil es mir besser gefällt und diese zwanghafte Wiederholung für mich besser rüberbringt. 

Nur so als Anregung, nicht mehr...

Maja

Na ja, das mit dem Bann kann ich so nicht nehmen - Bannen ist in der Welt (in der es auch keine Magie gibt) völlig unbekannt. Wie klingt dieses Amalgam?:

Wie von selbst wanderte mein Blick zurück zum toten Gesicht meines Vaters, als sei ich gezwungen, es durch und durch zu studieren.

oder doch "... als wolle es studiert werden, durch und durch."
(Halan ist Grenzautist - in der ersten Szene schwärmt er auch für eine Tür. Seltsamer Bursche.)
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Moni

#11
Zitat von: Maja am 22. Juni 2006, 18:50:20
Na ja, das mit dem Bann kann ich so nicht nehmen - Bannen ist in der Welt (in der es auch keine Magie gibt) völlig unbekannt. Wie klingt dieses Amalgam?:


Was wäre mit "Zwang", statt "Bann" ?

Also dann:

Unwillkürlich wanderte mein Blick zu dem starren Gesicht meines Vaters , als läge auf mir ein Zwang, seine toten Züge wieder und wieder zu studieren.


Man steht eher unter Zwang, also vielleicht doch noch etwas geändert, aber ich fänd es passend.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Lomax

Also, das "läge" mit dem "wieder und wieder" gefällt mir eigentlich am besten - es klingt nicht so trocken-beschreibend wie das "als sei ich gezwungen", und es hat nicht dieses leicht schiefe Bild, über das ich bei dem "durch und durch" immer stolpere - denn letztendlich habe ich nicht das Gefühl, dass er in den Anblick des Gesichtes wirklich eindringt, wie es das "durch" nahe legt; dazu ist in dem "immer wieder hinsehen" zu viel Bewegung.

Aber auch das
Zitat"... als wolle es studiert werden, durch und durch."
finde ich in Ordnung, und auf jeden Fall eine Verbesserung der ursprünglichen Formulierung. Auch das man dem Gesicht damit einen "Willen" zuspricht, empfinde ich nicht als störend. Es ist ein wenig lyrisch, aber ansonsten sind derartige Formulierungen ja durchaus ein gängiges Stilelement.

Astrid

Ich finde den Konjunktiv generell abscheulich. Warum nicht einfach:

"Ich konnte den Blick nicht abwenden, so oft ich es auch versuchte."?

Maja

Weil mir das zu schlicht ist. In anderen Geschichten formuliere ich so, aber hier pflege ich meine assoziativ-blumenreiche Sprache, als habe Schlegel einen Kafka gezeugt *wegrenn*
Nein, im Ernst: Das ist mir irgendwie zu nüchtern. Vor allem kann Halan gar nicht versuchen, wegzuschauen - er ist komplett fasziniert. Wie eine Katze vom Wollknäuel, oder Candy von Fluffys Hinterteil...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt