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Frage an die Übersetzer

Begonnen von Feuertraum, 04. Juni 2006, 21:31:45

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Feuertraum

und dieses auch nur mal aus reiner Neugier denn aus beruflichem Interesse: Wenn Musik in Amerika oder in England produziert wird, wird sie (teilweise) noch für den deutschen Markt ein wenig umgemodellt, damit es für die Ohren verkaufsfördernd klingt.

Werden Übersetzungen von angloamerikanischen Romanen eigentlich auch so bearbeitet, das sie dem deutschen Markt/Leser gerecht werden?

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Linda

#1
Hallo,

inwiefern umgemodelt?

Früher (so in den 70ger Jahren) sind die Übersetzer teilweise Bearbeiter gewesen mit Vorgabe, den Roman auf xx Seiten zu kürzen. Meist aus Kostengründen, auch weil früher SF / Fantasy-Bücher je nach Reihe nicht länger als 200 - 250 Seiten waren.

Heute: inhaltlich darf schon alleine vertraglich am Roman nichts verändert oder gekürzt werden. Man hat jedoch bei Formulierungen immer einen gewissen Ermessensspielraum z.B. drückt man eine Handlung aktiv oder passiv aus, zieht man zwei kurze Sätze zusammen oder teilt man einen langen etc.  Dabei entscheidet dann meist die Lesbarkeit und Eleganz vor der peniblen Textgenauigkeit. Aber das kommt eben immer drauf an.

Anderer Punkt: Fehler.
Eindeutige Fehler verbessern Übersetzer meist stillschweigend und glätten damit, was das angloamerikanische Lektorat (bzw der gestresste Autor) verschlafen hat. Person X hat auf Seite 12 eine andere Haarfarbe als auf Seite 200, Schiff Y heißt nach 300 Seiten plötzlich wie sein Kapitän, welcher wiederum den Schiffsnamen angenommen hat.
Zahlen werden verdreht, Kontinuitätsfehler treten auf.  Ich würde zuweilen gerne einige zuverlässige Beteleser nach USA verschiffen.

Schwierig wird es, wenn wirklich dicke Klöpse drinnen sind (was gar nicht soo selten vorkommt) falsche Wochentage im historischen Roman (Jahr / Datum / Mondphase passt nicht), fehlerhafte chemische Formeln oder Wirkungen von Giften etc. Kurzfristig für eine Szene auferstehende Tote (keine Zombies)...
  Da kommt Freude auf! Ändert man das, hat man eine Abweichung vom Original, an der sich garantiert die "Ich lesenurEnglischimOriginalistallesbesser-Fraktion aufhängen wird. Ändert man es nicht, regen sich wahlweise die historisch oder naturwissenschaftlich gebildeten Leser auf, weil es nicht plausibel ist.

Nächster Punkt: Eigennamen.
Eigennamen und Titel müssen dann übersetzt werden, wenn sie bedeutungstragend sind, damit der deutsche Leser sie auch versteht.
Das führt leider manchmal dazu, dass eine phantasievolle Ableitung aus dem franko/englischen im Deutschen mit einem schnöden, aber vertrauten und folgerichtigen deutschen Begriff übersetzt werden muss, weil die Anklänge nur ein Romanist verstünde..
Aber diese Eigennamen-Übersetzung hat eine lange Tradition - Hawkeye (der von Lederstrumpf) heißt nun mal Falkenauge in Deutsch.
  Wünschenswert ist dabei aber, dass auch ein übersetzter Eigenname noch klangvoll ist (so wie bei Falkenauge der Fall). - In einer älteren Übersetzung stieß ich jüngst auf ein Pferd namens "Gefahrenteufel". Der hieß im Original vermutlich "Daredevil". "Wagemut" oder "Todverächter" oder wegen mir "Teufelskerl" wären da noch klangvoller gewesen als dieses unselige "Gefahrenteufel".

Weitergehende Änderungen sind heute eher unüblich, oder mir zumindest nicht bekannt.

Gruß,

Linda

Feuertraum

Zitat von: Linda am 04. Juni 2006, 22:24:58

inwiefern umgemodelt?


Hallo Linda!

Ersteinmal vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort! :)

Mit ummodeln meine ich so was, das man z.B. einige Szenen streicht, weil sie gewaltverherrlichend sind oder im moralischen Denken unserer Gesellschaft anstößig wirken (so hatte mir eine Freundin von einer homoerotischen Szene erzählt, die in der deutschen Übersetzung nicht aufgetaucht ist, obwohl sie für das Buch wichtig war. Stattdessen wurde eine andere Szene draus gebastelt. Leider weiß ich nicht, wie lange das her ist).
Aber auch Witze, die sich nicht 1:1 übersetzen lassen und von daher so umgeschrieben werden müssen, das sie zwar einen völlig anderen, aber für den (deutschen) Leser verständlichen Sinn ergeben.
Oder beim Schluß: mache Filmmacher drehen mehrere Filmenden und lassen dann ein ausgewähltes Publikum erreichen, welches besser ist. Das man im Prinzip also auch ein Ende schreibt, das eben die breite Masse anspricht.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

AZI

Moin Moin

Also wenn es mitunter um Logikfehler geht oder verdrehte Namen, wäre das echt schön wenn es wirklich behoben würde in der Deutschen Übersetzung, nur ist es oft nicht so.

Doch man sollte nicht alle über ienen Kamm scheren, es gibt gute Übersetzer und schlechte.
(Und bei Harry Potter und der Orden des Phönix war auf jeden Fall ein schlechter dran)

Was das Rausstreichen von Szenen angeht, weiß ich bei Büchern nicht so bescheid, aber in Filmen wird es klar praktiziert. Für den deutschen, vieleicht auch gesamt Europäischen Markt wird meist einiges noch herausgeschnitten, ganz einfach um eine niedrigere FSK zu bekommen. Das man den Film damit meist ruiniert ist dabei eher unerheblich.

Vieleicht gibt es bei Büchern ähnliches. Wenn man bedenkt, das z.b. Fantasie hier nur als Kinder und Jugendbuch angesehen wird, kann man in einem solchen natürlcih keine Erotik oder zu grobe Gewaltschilderung dulden.

Aber wahrscheinlich kommt es auch auf den Vertrag an den der Verlag hat.

Was die Tradition von Namensübersetzungen angeht:
Ich hab demletzt mal über Tolkien gelesen, das er die deutschen Namen viel schöner und aussagekräftiger fand als die Englischen. Er konnte wohl recht gut deutsch und hat dem Übersetzer damals mehr als nur über die Schulter geschaut.  Vor allem der Begriff Auenland hatte es ihm wohl angetan :)

Astrid

Ich muß mal kurz als Korinthenkackerin dazwischenhauen: AZI, das Wort "demletzt" gibt es nicht! Es gibt "zuletzt" oder "letztens", aber "demletzt" tut einfach nur WEH.

AZI

HMMM du kommst wohl nicht aus Hessen, ...

Tut mir leid, aber "demletzt" ist zumindest hier ein gängiger Sprachgebrauch... Ob es das allerdings in Hochdeutsch gibt keine Ahnung.

Aber mal als Information:
Demletzt= vor kurzer Zeit, vor kurzem
Entspricht in keinster Weise "Zuletzt"
Und das Wort Letztens find ich eher Merkwürdig, da hab ich so ein falsch empfinden

Linda

Zitat von: Feuertraum am 05. Juni 2006, 10:01:24
Zitat von: Linda am 04. Juni 2006, 22:24:58

inwiefern umgemodelt?


Hallo Linda!

Ersteinmal vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort! :)

Mit ummodeln meine ich so was, das man z.B. einige Szenen streicht, weil sie gewaltverherrlichend sind oder im moralischen Denken unserer Gesellschaft anstößig wirken (so hatte mir eine Freundin von einer homoerotischen Szene erzählt, die in der deutschen Übersetzung nicht aufgetaucht ist, obwohl sie für das Buch wichtig war. Stattdessen wurde eine andere Szene draus gebastelt. Leider weiß ich nicht, wie lange das her ist).
Aber auch Witze, die sich nicht 1:1 übersetzen lassen und von daher so umgeschrieben werden müssen, das sie zwar einen völlig anderen, aber für den (deutschen) Leser verständlichen Sinn ergeben.
Oder beim Schluß: mache Filmmacher drehen mehrere Filmenden und lassen dann ein ausgewähltes Publikum erreichen, welches besser ist. Das man im Prinzip also auch ein Ende schreibt, das eben die breite Masse anspricht.

LG

Feuertraum

Hallo Feuertraum,

okay, jetzt sehe ich etwas klarer... Sowas wie FSK ;-)

Also, mir sind da auch so ein oder zwei Beispiele bekannt, wo wohl Szenen im sexuellen Kontext entschärft wurden. Ich sage mit Absicht nicht Sexszenen, denn einmal ging es um Säuglingsmissbrauch, ein anderes Mal um eine anders widerliche Szene.

Arielen kennt da die genauen Titel, vielleicht will sie da zur Diskussion noch etwas beitragen.

Ich denke, solche Eingriffe kommen heute nicht mehr vor, würde das aber auch nicht ausschließen.

Ein anderes Thema sind Witze bzw Sprachspielereien oder Sprichworte, Metaphern etc. Das in eine angemessene (also lustige oder ausssagekräftige) deutsche Form zu bringen, gehört zu den anspruchsvolleren Aufgaben der Übersetzung, aber es gehört eindeutig dazu. Wichtig ist dann die Aussage, und nicht der englische Wortlaut. Es ist jedenfalls immer etwas heikel ;-) 

Gruß,
Linda

Linda

#7
Hallo,

Zitat von: AZI am 05. Juni 2006, 10:37:39
Moin Moin
Also wenn es mitunter um Logikfehler geht oder verdrehte Namen, wäre das echt schön wenn es wirklich behoben würde in der Deutschen Übersetzung, nur ist es oft nicht so.
Doch man sollte nicht alle über ienen Kamm scheren, es gibt gute Übersetzer und schlechte.
(Und bei Harry Potter und der Orden des Phönix war auf jeden Fall ein schlechter dran)

soweit ich das sagen kann, ist es doch wohl immer der gleiche Übersetzer bei Potter: Klaus Fritz.
Ich möchte hier noch mal darauf hinweisen, dass eine gute Übersetzung ihre Zeit braucht. Mit dem einmaligen Übersetzen ist es, wie beim Romanschreiben, selten getan.  Am besten läuft's, wenn man noch etwas Zeit für die Überarbeitung hat, um alles sprachlich aufzupolieren, Begriffe nochmal gegenzuchecken etc.
Also bitte nicht vergessen, dass der HP-Übersetzer unter enormem Zeitdruck und in einem einsamen Hotelzimmer arbeitet  (laut Interview, dass ich mal von ihm gelesen habe), ohne Kontakte zur Außenwelt. Alles wegen der Geheimniskrämerei und weil Zehntausende Kiddies sehnsüchtig auf das Buch warten.
Dass das keine optimalen Arbeitsbedingungen sind, sollte eigentlich jedem klar sein. Je eiliger man arbeitet, desto eher schleichen sich Fehler oder Nachlässigkeiten ein. Und wenn dann das Lektorat auch in Zeitnot vonstatten geht...


ZitatWas die Tradition von Namensübersetzungen angeht:
Ich hab demletzt mal über Tolkien gelesen, das er die deutschen Namen viel schöner und aussagekräftiger fand als die Englischen. Er konnte wohl recht gut deutsch und hat dem Übersetzer damals mehr als nur über die Schulter geschaut.  Vor allem der Begriff Auenland hatte es ihm wohl angetan :)

Ja, Carroux und Tolkien haben sich ziemlich intensiv ausgetauscht und das Ergebnis kann sich immer noch sehen lassen :-)

Und am Beispiel "Auenland" kann man gut beobachten, dass jede Sprache ihre Schönheiten hat (und ihre Kröten).

Gruß,

Linda

AZI

Zitatsoweit ich das sagen kann, ist es doch wohl immer der gleiche Übersetzer bei Potter: Klaus Fritz.
Der Orden des Phönix ist der einzige den ich vergleichen kann, den hab ich auf Deutsch und Englisch, die anderen entweder nur auf Deutsch oder nur Englisch.

Du hast schon recht das der Zeitdruck wohl einiges Ausmacht, aber ich glaub man kann es auch übertreiben. Wer nicht selbst am Übersetzungsprojekt mitmacht, oder sich das Englische Antun will, wird auf die Deutsche Übersetzung warten, egal ob es einen Monat länger dauert oder nicht.
Ok Der Übersetzer kann in diesem Fall dann wohl weniger etwas dafür, aber der Vwerlag der diesen Druck aufbeut, denn eigentlich ist es unnötig. Wer interesse hat wartet auch gern ma etwas länger.
Kann natürlich sein, das er dem Englischen Verlag das Wasser abgraben will, sprich wenn er sagt in X Monaten kommt die Deutsche Version werden sich die Fans eher gedulden und auf das Englische Verzichten, als wenn er einen Großeren Zeitraum für ordentliche Arbeit  vorgibt.


Kalderon

Zitat von: Schelmin am 05. Juni 2006, 18:15:37
Man verändert ja auch andere Kunstwerke nicht einfach ohne Abprache mit dem Künstler, nur weil irgendwas nicht paßt.

Schelmin


Stelle sich einer vor, ein anderer Künstler hätte die Mona Lisa "verschönern" wollen.  :pfanne:

Arielen

Zitat von: Schelmin am 05. Juni 2006, 18:15:37
Entschärfungen finde ich eigentlich kritisch. Eigentlich ist es meine künstlerische Freiheit ein Buch widerwärtig zu gestalten oder nicht. Es ist eben die Frage, ob es so dann gedruckt wird. Aber wirklich tiefgreifende Änderungen ohne Absprache mit mir würden mich schon ärgern, wenn das Buch schon mal komplett erschienen ist. Schließlich denkt dann eine ganze Nation, daß ich das so geschrieben habe, und es hat sich eigentlich der Übersetzer ausgedacht. Da finde ich schon, daß der Autor seine Zustimmung geben müßte, bzw selbst für ein bestimmtes Land eine entschärfte Fassung schreibt, deren Wortlaut dann genau übersetzt werden kann.
Man verändert ja auch andere Kunstwerke nicht einfach ohne Abprache mit dem Künstler, nur weil irgendwas nicht paßt.

Schelmin



Na ja, so weit ich weiß stand in mehreren Büchern von Mzb, die bei Krüger erschienen, daß dies die deutsche von MZB authorisierte Fassung sei. Bei den "Feuern von Troja" wurde nämlich die Andeutung der Vergewaltigung eines Kleinkindes von 2 Jahren bei der Übersetzung rausgenommen. Also da passen die verlage schon auf.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

#11
Zitat von: Arielen am 05. Juni 2006, 19:37:51
Na ja, so weit ich weiß stand in mehreren Büchern von Mzb, die bei Krüger erschienen, daß dies die deutsche von MZB authorisierte Fassung sei. Bei den "Feuern von Troja" wurde nämlich die Andeutung der Vergewaltigung eines Kleinkindes von 2 Jahren bei der Übersetzung rausgenommen. Also da passen die verlage schon auf.

Finde ich nicht gut, dass es rausgenommen worden ist. Es ist sicher für die meisten Menschen auf der Welt eine riesige Geschmacklosigkeit, so etwas zu schreiben, solange es aber nur angedeutet wird, unterstreicht es die Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit des Vergewaltigers. Wer es jedoch explizit beschreibt, der sollte sich besser Gedanken um seinen Seelenzustand machen.

Und so lange nicht der Satan auf die Welt gepriesen wird, finde ich, sollte man schreiben dürfen, was für Nötig empfunden wird - ohne, dass da jemand mit dem Rotstift kommt.

Arielen

Zitat von: Kalderon am 05. Juni 2006, 19:41:14
Zitat von: Arielen am 05. Juni 2006, 19:37:51
Na ja, so weit ich weiß stand in mehreren Büchern von Mzb, die bei Krüger erschienen, daß dies die deutsche von MZB authorisierte Fassung sei. Bei den "Feuern von Troja" wurde nämlich die Andeutung der Vergewaltigung eines Kleinkindes von 2 Jahren bei der Übersetzung rausgenommen. Also da passen die verlage schon auf.

Finde ich nicht gut, dass es rausgenommen worden ist. Es ist sicher für die meisten Menschen auf der Welt eine riesige Geschmacklosigkeit, so etwas zu schreiben, solange es aber nur angedeutet wird, unterstreicht es die Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit des Vergewaltigers. Wer es jedoch explizit beschreibt, der sollte sich besser Gedanken um seinen Seelenzustand machen.

Ich habe es zwar auch so gesehen - es war auch noch der bullige Ajax, der sich die Zweijährige schnappte, und damit entgültig zum Tier degradiert wurde, aber dem Krüger Verlag schien das dann doch ein bißchen zu happig zu sein. Später bin ich dann jedesmal hellhörig geworden wenn ich "von xy authorisierte Fassung gelesen", da ahnte ich schon, daß wieder was verändert wurde
Alles liegt im Auge des Betrachters

Lomax

Zitat von: AZI am 05. Juni 2006, 14:11:22
Ok Der Übersetzer kann in diesem Fall dann wohl weniger etwas dafür, aber der Vwerlag der diesen Druck aufbeut, denn eigentlich ist es unnötig. Wer interesse hat wartet auch gern ma etwas länger.

Ganz so einfach ist es auch nicht, weil da schon mehrere Faktoren zusammenkommen. Zum einen ist es nicht nur eine Sache des deutschen Verlages - ich bekomme beispielsweise oft genug Bücher zum Übersetzen, noch bevor sie in England bzw. den USA erschienen sind. Denn die Bücher sind in ihrem Heimatland natürlich schon lange vor dem EVT fertig und lektoriert. Mitunter habe ich hier Proofausdrucke mit handschriftlichen Anmerkungen der Autorin, um möglichst schnell mit der Übersetzung anfangen zu können.
  Bei HP wäre es also problemlos möglich, dem Übersetzer mehr Zeit zu verschaffen, ohne das Erscheinungsdatum nach hinten zu verlegen - aufgrund der Marketingstrategie wird der Text aber so lange wie möglich zurückgehalten, auch dem Übersetzer gegenüber. Dafür kann der deutsche Verlag dann auch nichts.

Ferner haben andere Leser wohl auch andere Prioritäten. Es ist tatsächlich wohl eher nicht damit zu rechnen, dass viele Leser der Zielgruppe bei längerer Wartezeit aufs Original umsteigen. Aber es gibt eine Menge Leser, die übliche Übersetzungsmängel nicht wahrnehmen, dafür aber lieber so schnell wie möglich das Buch in der Hand halten wollen. Gerade bei einem internationalen Projekt wie HP ist der Hype sehr groß und eher mit Kinofilmen zu vergleichen - und wie bei Kinofilmen würde das Gros der Zielgruppe für die ÜS vermutlich auch bei längerer Zeitdifferenz nicht das Original lesen, aber sich trotzdem über die Wartezeit ärgern und sich vermutlich auch mit noch schlechteren Hobbyübersetzungen im Internet zufrieden geben, nur um möglichst schnell mit dem Lesen anfangen zu können.
  Ich denke also schon, dass der Ruf nach mehr Sorgfalt alles in allem eher eine Minderheitenmeinung ist und der Verlag gerade bei HP durchaus den Kundenwünschen entgegenkommt, wenn er bei der Übersetzung "huddelt". Wobei ich nicht beurteilen kann, ob das bei HP tatsächlich zu Lasten der Qualität gegangen ist, weil ich noch keinen Band der Reihe auf Dt. gelesen habe, geschweige denn vergleichen könnte.

Wie gleichgültig die Leser tatsächlich sind, darüber mag man sich streiten. Immerhin wurde bei dem jünsten Urheberrechtsstreit zwischen einem Verlag und zwei Übersetzern ja auch von Verlagsseite die Ansicht vertreten, dass die Qualität einer ÜS keinen Einfluss auf die Verkäufe hat ... Und so sehr ich mich auch aus berufsethischen Gründen darüber empören möchte, sehe ich doch die Beispiele, die zu solchen Einschätzungen verführen.