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Der richtige Zeitpunkt um aufzugeben?

Begonnen von Mrs.Finster, 11. Juli 2011, 16:54:59

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Kati

Ich bin zwar erst 19, aber ich kenne diese Situation. Vor ein paar Monaten war ich auch bereit, das Schreiben an den Nagel zu hängen. Ich bekam kein gerades Wort heraus, glaubte, ich wäre total schlecht und alle meine Ideen unkreativ. Mir ist aufgegangen, dass ich vielleicht niemals etwas veröffentlichen werde und dann alle meine Geschichten bei mir in der Schublade versauern. Ich war wirklich bereit, es sein zu lassen. Aber dann habe ich mal nachgedacht und mich gefragt, was ich dann mit all den Ideen und Figuren in meinem Kopf machen soll. Die würden dann ja einfach vergessen werden irgendwann und das hat mich ziemlich nachdenklich gestimmt. Deshalb schreibe ich jetzt wieder regelmäßig, um die Geschichten zu erzählen und natürlich auch, um besser zu werden.

Wenn du sagst, das Schreiben allein füllt dich nicht aus, was meinst du damit? Ich kann für mich sagen, dass ich die meisten Szenen eigentlich nicht gern schreibe. Es gibt schon Szenen, auf die ich mich freue, aber meist quäle ich mich durch den Schreibprozess. Ich sehe ihn irgendwie als Pflicht an. Richtig freuen tue ich mich dann aber, wenn der Roman fertig ist. Also würde ich sagen, dass Schreiben füllt mich auch nicht aus. Das geschrieben haben schon. Wenn dir das auch nicht ausreicht und du unbedingt möchtest, dass Menschen deine Geschichten lesen... da gibt es doch viele Wege, oder? Oder geht es dir darum, es richtig zu veröffentlichen in einem richtigen Verlag und es im Laden stehen zu sehen?

Dann würde ich sagen: Es gibt keinen Zeitpunkt zum aufgeben. Du bist ja nun wirklich noch nicht alt und drei abgelehnte Romane sind meines Erachtens relativ wenig. Noch einen schreiben, noch einmal versuchen. Bis es klappt. Irgendwann muss es klappen.  ;) An was anderes wird gar nicht gedacht. Natürlich wäre es schön die neue Sensation zu sein, die bereits mit 23 ihren ersten, total guten Roman veröffentlicht, der natürlich ein Bestseller wird. Aber wem passiert das schon wirklich?

Wieso genau willst du eigentlich nach dem vierten Roman aufhören? Einfach so, weil du keine Ideen mehr hast? Oder weil es mit dem Veröffentlichen noch nicht geklappt hat?

Mulle

Was ich noch vergessen habe:
Hast du mal über Online-Veröffentlichungen nachgedacht?
Ich habe das eine Weile gemacht, auf einer Plattform für Hobbyautoren. Nirgendwo bekommt man so viele Rückmeldungen, auch wenn man sich auch auf solchen Plattformen erstmal einen Leserkreis aufbauen muss. Für mich war es damals eine feine Sache, um zu sehen, wie Leser worauf reagieren, was sie mögen, was weniger, was ankommt, was ignoriert wird ...
Das macht in jedem Fall großen Spaß; mir fehlt sie ein wenig, diese Zeit. Vor allem, weil man den unbezahlbaren Luxus genießt, schreiben zu können, was immer man will  ;D

LG Jenny

Schommes

Das ist wahrscheinlich kein wirklicher Trost: Aber ...
... ich habe einen Agenturvertrag bei einer von Deutschlands ältesten, größten Agenturen.
... mein Debütroman wird diesen August bei einem von Deutschlands Großverlagen veröffentlicht.
... der Verlag hat schon nach einem Zweitling gefragt.
Jetzt würde ich gerne entspannt meinen Sieg genießen und schauen, wie das Buch im August (hoffentlich) abhebt, stattdessen sitze ich hier und habe das Gefühl, dass mir nie wieder was einfallen wird, das es wert ist auf Papier gedruckt zu werden.
Will sagen: Die Probleme die beschreibst werden - so leid es mir tut - Deine ständigen Begleiter als Schriftstellerin sein, egal in welchem Stadium der Entwicklung oder des Erfolges Du Dich befindest. Dein augenblicklicher Vorteil ist eigentlich, dass das alles noch ein halbes Spiel ist. Spätestens mit dem ersten Verlagsvertrag wird es ernst und der Druck steigt.
Trotzdem würde ich das Schreiben um nichts in der Welt aufgeben wollen.

Lass Dich nicht unterkriegen, Dein Thomas

Kaeptn

Nun, das meiste ist schon gesagt. Ich war auch mal vollkommen frustriert, nachdem ein verlag mich abgesägt hat. Da war ich so alt wie du, dazu kamen Studienabschluss, erste feste Bezeihung, erster Job - und schwups war das Schreiben ein paar Jahre mal passe. Bis ich irgendwann wieder eine Idee hatte. Denn die sind es doch letzten Endes, die uns zum schreiben bringen. Die Idee, die Story, das ist es, das will ich schreiben. Und dann ist vielleicht auch die Überzeugung wieder da - wenn auch meist nur, um uns alsbald wieder zu verlassen.

Und heutzutage hat man doch so viele Wege sein Buch zu veröffentlichen und auch bekanntzumachen, ganz ohne Verlage und Agenturen. Online, eBook, BoD, das alles kannst du machen und wenn du dich in Guerrilla-Marketing versuchst, diverse Foren abgrast, Lesungen organisierst, kannst du damit auch ganz sicher eine dreistellige Leserzahl erreichen. Und, wie mulle schon sagte, vermutlich mit mehr Feedback, gerade im Online-Bereich.

Ich denke sich unter Druck zu setzen, bis zum 4. Roman muss ich eine Agentur haben, bringt gar nix. Wenn dich die Lust verlässt, mach Pause, schau in ein paar Jahren nochmal auf deine Werke. Und wenn du Lust hast und dir nur die Bestätigung fehlt, dann geh die anderen Wege. Denn so desillusionierend es auch ist, was mulle und Kerimaya hier schreiben, ich fürchte so ist es wirklich in 99% der Fälle, gerade in unseren Genres. Denn wieviele Fantasy-Klassiker, von denen man nach 5 Jahren noch spricht, gibt es schon?

Was die anderen sagten, trifft es recht gut: Überleg dir genau was du willst, und triff deine Entscheidung. Letztlich kannst nur du wissen, wann und ob überhaupt jemals der Zeitpunkt kommt, das Schreiben aufzugeben.

Franziska

ich kann nur für mich sprechen. Ich schreibe nicht nur um zu veröffentlichen, sondern weil es A Spaß macht und B ich gar keine andere Wahl habe, denn die Protas, die immer von irgendwo herkommen bestehen darauf, dass ich ihre Geschicht erzähle (das kingt etwas schizophren), ist aber so.
Ich denke, man muss sich wirklich überlegen was man will. Ich würde nicht nur vom Schreiben leben wollen, weil ich nie drei oder vier Romane in einem Jahr schreiben könnte und außerdem gerne noch andere Sachen mache. Aber wenn ich ein bisschen was dazuverdienen könnte damit, wäre es toll. Natürlich möchte ich auch, dass meine Bücher mal gelesen werden. Das geht wohl den meisten so. Aber man muss sich dann auch überlegen, dass es da nicht nur einen Weg gibt. Wie Wölfin schon meinte, es gibt auch Kleinverlage, oder wenn man aufs Geld verzichtet, Veröffentlichung im Internet. Inwieweit man damit in Zukunft auch Geld verdienen könnte (Kindle etc) wird sich zeigen.
Ich finde es auf jeden Fall toll, dass man erstmal nicht für die Schublade schreibt, sondern Leser findet, und dass teilweise so viele, wie wenn man in einem kleinen Verlag veröffentlicht hätte, und man bekommt direkt Feedback und Kritik.
Aber ich würde schon gerne mal ein Buch von mir in der Hand halten.

Also Schreiben aufgeben bestimmt nicht, aber man muss sich vielleicht irgendwann schon überlegen, ob man es lässt, sich zu bewerben. Man schreibt ja auch anders, wenn man plant es zu veröffentlichen. Wenn ich nur für mich schreiben würde, würde ich die Texte nicht zig mal überarbeiten, ich würde mir keine Gedanken machen, ob das gerade Markttauglich ist, ob in ein Jugendbuch eine Liebesgeschichte muss...
Aber ich würde auch sagen, mit Anfang/Mitte Zwanzig sollte man noch nicht aufgeben. Man gilt doch mit 40 noch als Jungautor.

Und ich finde auch, dass Foren und der TZ da teilweise schon frustrieren, weil man eben mitbekommt, wie andere Erfolg haben. Bei mir ist es so, dass mich das auch motiviert, aber man verlgeicht sich ja schon mit anderen. Ich habe das Gefühl, dass sich hier im letzten Jahr unheimlich viel getan hat, eine gewisse Professionalisierung, immer mehr hier haben eine Agentur, oder Veröffentlichung. Aber es ist auch gut mitzukriegen, dass danach eben nicht automatisch alles super ist. Man muss sich auch mal vor Augen führen, dass diejenigen seit Jahren hart an sich arbeiten, von daher könnte ich auch schlecht neidisch sein, denn acht Romane habe ich noch nicht vorzuweisen.
VIelleicht hat inzwischen fast jeder das Gefühl, er müsste jedes neue Projekt abschicken, und jetzt auch eine Agentur finden. Aber wie Grey (oder Wölfin) meinte, man muss sich auch die Zeit geben, sich zu entwickeln. Vielleicht öfter selbstkritisch sein und sich fragen, ob das Projekt auch wirklich gut ist, sich Kritik holen und nicht meinen, dass man das erste Buch, oder das zweite unbedingt veröffentlichen muss. Und wenn es mit dem fünften immer noch nicht klappt, dann ist das sicher frustrierend, aber ich hoffe, dass ich nicht aufgeben werde, und dass ich immer besser werde.

Maja

Das Problem hier erinnert mich an den Mann, der soviel über die Gefahren des Rauchens gelesen hat, dass er daraufhin das Lesen aufgegeben hat: Die Beobachtungen stimmen, der daraus gezogene Schluss ist falsch.

Absagen sind kein Grund, das Schreiben aufzugeben. Sie sind vielleicht ein Grund, das Bewerben aufzugeben, aber was das Schreiben angeht, sollte man sie immer als Grundlage für "Jetzt erst recht!" verwenden. Ja, natürlich können Absagen heißen, man ist noch nicht gut genug. So what? Dann wirst du eben besser. Und besser. Und besser.

Ich habe mit 23 meinen ersten Roman zuendegeschrieben (es war nicht der erste, den ich angefangen habe, beileibe nicht, nur der erste, der fertiggeworden ist). Und der war gut. Mein Gott, war der gut! Dass ich zu sowas großartigem imstande war! Ein tolles, ein bahnbrechendes Werk. Natürlich habe ich mich damit beworben. Zwei Jahre lang dran gefeilt und überarbeitet, damit das Geniale auch Perfekt werden konnte... Und dann kamen die Absagen, eine nach der andere. Sie waren z.T. erstaunlich positiv, z.B. von Weitbrechecht, die sich entschuldigten, schon ein ähnliches Buch in Vorbereitung zu haben, und von Klett-Cotta, die sogar nach der Leseprobe das Manuskript angefordert hatten. Aber sie kamen alle zurück, alle.

Danach habe ich mich mit diesem Buch nicht mehr beworben und lieber geschrieben. Geschrieben, geschrieben, geschrieben, und statt irgendwelche Verlage anzuschreiben (oder später Agenturen), habe ich die Sachen nur online veröffentlicht, das hat den Vorteil, wenn man überhaupt Feedback bekommt, ist es meistens positiv. Zirka 2006 hatte ich Lust, alles hinzuschmeißen, weil ich das Gefühl hatte, keiner liest es und alles wäre nur für die Schublade. Also wieder Zeit zum Bewerben. Waren ja ein paar Bücher fertig in der Zwischenzeit, ich habe mir das fertigste und vielversprechendste rausgesucht, außerdem gab es ja inzwischen den Tintenzirkel und ich wusste alles über Normseiten... Half nichts, ist wieder alles zurückgekommen, diesmal hat noch nicht mal jemand das Manuskript angefordert. Also: Weiterschreiben, nächstes Buch.

Inzwischen habe ich eine Agentur, aber ich bin jetzt auch 36, ich darf das. Sie hat noch nichts von mir an einen Verlag verkauft, und im letzten Jahr hat jeder, wirklich jeder Verlag mein Großwerk abgelehnt, dass ich drauf und dran war, nach über zehn Jahren Arbeit das Werk ad akta zu legen und mich auf meine anderen Geschichten zu konzentrieren - tu ich nicht, ich habe genug Output, um neue Sachen für den Markt und alte für mich zu schreiben. Als mich die Agentur im letzten Jahr gefragt hat, ob sie es auch mal mit meinem Erstling versuchen sollen, habe ich abgewehrt - große Güte, das Buch ist dreizehn Jahre alt, es ist ein anständiger Erstling, aber mit dem, was ich jetzt mache, kann es nicht mithalten. Viel zu viele strukturelle Fehler, sprachlich nicht auf der Höhe von dem, was ich jetzt kann, ein nettes Buch, sicher, aber keines, das auf den Markt gehört.

Und wenn es jetzt wieder nicht klappt? Dann schreib ich eben weiter. Solange meine Agentur mir nicht vor die Tür setzt, bleib ich denen treu. Natürlich, ich will veröffentlicht werden. Ich will vom Schreiben leben können - ich bin nicht anspruchsvoll und kann haushalten, aber ja, ich will vom Schreiben leben können. Aber ich hab noch ein paar Jahre vor mir, um das auf die Reihe zu bekommen. 36 ist ja noch kein Alter. Und 23 erst recht nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sternenlicht

Zitat von: Mrs.Finster am 11. Juli 2011, 16:54:59
Ich habe schon immer mit dem Ziel geschrieben irgendwann einmal zu veröffentlichen, wie viele sicherlich von euch auch und ich gebe offen und ehrlich zu das das Schreiben für mich selbst mich nicht ausfüllt.

Ich will Deinen Wunsch nicht anzweifeln oder herabmindern, den haben sicher die meisten, aber es lohnt sich vielleicht, etwas tiefer zu graben und sich bewußt zu werden, was genau dahinter steckt:
Was verbindest Du mit dem Wunsch "veröffentlich zu werden"? Wann wäre dieser Wusch erfüllt? Eine Veröffentlichung in einem Kleinverlag, ein Bestseller, wenn Du davon leben kannst? Ist eine Veröffentlichung das Einzige, was Dich zufriedenstellen würde, oder gäbe es eine Alternativlösung? Ist das Veröffentlicht-werden tatsächlich der Hauptgrund für Dein Schreiben oder ist zum Beispiel dieser Wunsch erst in den Vordergrund getreten, nachdem Du die Absagen bekommen hast?

Wenn das zu keiner Lösung führt, würde ich mir erstmal eine Ausszeit gönnen, wie einige hier schon schrieben. 

Nuya

Ich glaube schon, dass bei aller Liebe zum Schreiben usw irgendwann der Punkt erreicht ist, der einen zum Stocken bringt, der einem jede Absage deutlicher macht, als jede eventuelle Veröffentlichung.
Ich kenne das Gefühl, erst wirklich wieder effektiv arbeiten zu können, wenn man mal wieder positive Nachrichten gehört hat. Oder natürlich, wenn einen eine spritzige Idee ereilt.
Ausschließen kann und werde ich nicht, dass mir nicht irgendwann die Absagen oder Nichtmeldungen den Spaß rauben. :)

Hanna

Liebes Finsterchen,

du glaubst nicht, wie gut ich dich gerade verstehe. Die letzte Absage hat mich so niedergeschmettert, dass ich im Büro saß und heulte. Eben habe ich eine Stunde in der Wanne geheult und für mich festgestellt: ich kann nicht mehr! Wäre ich arbeitslos und generell glücklich würde ich mich munter weiter bewerben. Aber ich habe einen Job, den ich hasse, eine wohnung über der Nachbarn wohnen, die ich hasse u.s.w.

Es ist der schlechteste Zeitpunkt überhaupt, sich zu bewerben, denn ich setze in jede Bewerbung unglaublich viel Hoffnung. Nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Ich werde das Schreiben nicht aufgeben. Das geht nicht. Aber ich werde - so wie Maja sagte - das Bewerben aufgeben. Ich glaube nicht, dass ich in meiner derzeitigen Verfassung noch eine Absage ertrage. Demnach bin ich (ich wiederhole: in meiner derzeitigen Verfassung) auch nicht für den Literaturbetrieb geeignet.

Ich schreibe seit ich sechs bin. Mit 13 schrieb ich meinen ersten Roman von gut 500 Seiten. Darauf in jedem Jahr mindestens einen, meistens eher zwei von der gleichen Länge. Ich habe sie alle beendet und überarbeitet. Ich bin jetzt 30 Jahre alt - eine Woche noch. Mag sich ausrechnen wer will, wieviele Romane das sind. Ich glaube ganz arrogant, dass ich ein Glücksgriff für jede Agentur wäre, weil ich sehr schnell sehr viel schreiben kann und immer bereit bin, etwas umzuändern, wenn ein Lektor es wünscht. Aber man will mich nicht. Vielleicht bin ich zu alt. Wer weiß das schon so genau.

Ich hatte heute eigentlich vorgehabt, mich heute aus dem Forum fernzuhalten, weil ich merke, dass sich ein bitterer Zynismus einstellt, für den ich mich selbst nicht mag.

Ich weiß es nicht, Liebes. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht solltest du einfach versuchen, es aufzugeben. Wenn das Schreiben ein Teil von dir ist, kommt es zu dir zurück. Und wer weiß - die Optimisten sterben schließlich nicht aus - vielleicht kommt doch noch irgendwann der Agenturvertrag und die Veröffentlichung.
#notdeadyet

Steffi

#24
Zitat von: Maja am 11. Juli 2011, 19:36:24
Das Problem hier erinnert mich an den Mann, der soviel über die Gefahren des Rauchens gelesen hat, dass er daraufhin das Lesen aufgegeben hat:

War der nicht von Kishon?

Ansonsten kann ich dem bereits gesagten nur zustimmen und vielleicht noch dieses hinzufügen: ich hab auch mal mit dem Schreiben aufgehört, aus Selbstzweifel und Frustration. Ein Jahr lang hab ich meine Romane nicht angerührt, hab stattdessen gemalt und musiziert und am Ende festgestellt, dass ich wieder Schreiben möchte. Seitdem weiß ich: egal was passiert, es wird immer zu mir zurückkommen, und das tröstet mich sehr. Vielleicht solltest du dir auch eine  Auszeit auf unbestimmte Zeit gönnen?
Sic parvis magna

Runaway

Zitat von: Hanna am 11. Juli 2011, 22:48:37
Mag sich ausrechnen wer will, wieviele Romane das sind. Ich glaube ganz arrogant, dass ich ein Glücksgriff für jede Agentur wäre, weil ich sehr schnell sehr viel schreiben kann und immer bereit bin, etwas umzuändern, wenn ein Lektor es wünscht. Aber man will mich nicht. Vielleicht bin ich zu alt.
Das ist nicht arrogant, das stimmt. Also jedenfalls in meinen Augen ;) Ich dachte früher immer, alle Autoren wären so totale Suchtschreiber, aber anscheinend ist das nicht so. Von daher kannst du stolz sein.
Und du bist doch nicht zu alt!!!
Jetzt erst  :pfanne: und dann  :knuddel:
;)

Mrs.Finster

So viele liebe Antworten! Ich danke euch allen für die große Resonanz  :knuddel: Eines weiß ich jetzt schon: Selbst wenn es wirklich soweit kommt und ich mich zu diesem Schritt entschließe, ich bleibe am TZ kleben! Man müsste mich schon vor die Tür setzen  ;D

Um eines vorweg zu nehmen: Schreiben ist mein halbes Leben! Ich liebe das Schreiben, ich liebe das Gefühl einen Roman zu beenden, ich liebe wie sich meine Protas entwickeln und wie aus einer kleinen Idee ein ganzen Buch entsteht. Ich schreibe seit ich 12 bin,- seit 5 Jahren bis auf wenige Ausnahmen jeden Tag und es hat mir schon so oft geholfen, sei es an schlechten Tagen, wenn ich schlechte Laune hatte und wenn ich glücklich war, machte es mich meist noch glücklicher. Das Problem ist wahrscheinlich mein verdammter Ehrgeiz. Ich muss hinter alles im Leben ein Ziel sehen und so sehr ich mich auch bemühe, ich kann es nicht abstellen. Er zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben und beim Schreiben ist es wohl die Veröffentlichung.

Ich kann mir vorstellen, wie viel Arbeit dahinter steckt und das das Veröffentlichen bei weiten kein Zuckerschlecken ist! Und ich ziehe auch vor jedem meinen Hut, der das geschafft hat bzw. gerade dabei ist, sei es der Erstling oder der Folgeband. Das alles ist noch soweit weg für mich, daran habe ich auch noch gar nicht gedacht, wichtig war es für mich nur immer -noch nicht einmal einen Fuss, sondern einen Zeh- in die Tür zu bekommen  :) Mein letzter Roman ist gut angekommen und ich dachte -gut- wenn nicht der, dann der nächste. Ich habe alles reingesteckt, wie wohl alle Autoren in einen Roman. Anscheinend bin ich dabei einfach ein wenig übers Ziel hinausgeschossen und hab bei allem Veröffentlichungswahn einfach das wesentliche aus den Augen verloren: Das Schreiben selbst!

Vielleicht würde eine Pause wirklich Klarheit bringen. Strikte Schreibruhe sozusagen  ;D Kein Idennsammeln, kein ich schreib mal eben auf...und dann sagt mir mein Herzchen hoffentlich was ich wirklich will, unabhängig von dem Drang sich beweisen zu müssen.

Ich danke euch vielmals,- auch für die direkten Worte  :knuddel: Ich seh jetzt vieles klarer! Vielen lieben Dank!
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Farean

Auch wenn ich damit vielleicht ein bißchen spät bin, hier ein kleiner Erfahrungsbericht mit dem "Aufgeben":

Vor rund zweieinhalb Jahren war ich an diesem Punkt. Ich sagte mir: "Ich schmeiß' den Kram hin. Das Schreiben gibt mir nichts mehr, und es führt zu nichts. Ich höre auf."

Noch in derselben Woche bekam ich wieder ganz einfach Lust aufs Schreiben. Ohne Ambitionen zur Veröffentlichung oder auch nur besonderen Qualitätsanspruch. Ich nahm mein Laptop und fing einfach an, zu tippen, was mir gerade durch den Kopf ging.

Es wurden über 1500 Seiten Trilogie daraus und nach einhelliger Meinung meiner Betas und meiner selbst das beste, das ich je geschrieben habe.

In diesem Sinne kann ich auch dir nur von ganzem Herzen raten: "Hör auf. Jetzt." 8)

Lomax

Ich denke, über das Thema muss man eigentlich nicht diskutieren, und du brauchst auch keine Ratschläge von anderen einzuholen. Man kann es im Selbstversuch ein für alle Mal klären:

Wenn du aufhören kannst, hör auf!

Wenn das klappt, gibt's auch keinen Grund, wieder anzufangen.
  Wenn es nicht klappt ... brauchst du auch keine Zeit und Kraft zu verschwenden, über etwas nachzudenken, was du ohnehin nicht schaffst und niemals umsetzen wirst.

Ich glaube nicht, dass jemand, der wirklich von Herzen Autor ist, aufhören kann. Es sei denn, er ist irgendwann leer geschrieben - und dann ist er halt auch kein Autor mehr. Beispiele für den ein oder anderen Fall habe ich schon genug erlebt, und übers Aufhören nachzudenken ist einfach das überflüssigste überhaupt. Entweder es passiert irgendwann, oder es passiert nie. Je früher man sich darüber Gewissheit verschafft, ob man überhaupt diese Wahl hat, umso eher kann man das Thema abhaken und mit freiem Kopf weiterleben. Und wer nicht aufhören kann, der macht halt weiter und erträgt, was auf dem Weg so passiert, weil es ohnehin keine Alternativen gibt  :omn:

Runaway

Das hast du schön gesagt. Genauso hab ich es erlebt. Selbst wenn ich wollte, ich kann einfach gar nicht aufhören!