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In welcher Reihenfolge beschreibe ich was?

Begonnen von Jade, 28. Mai 2011, 22:12:17

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Jade

Hallo liebe Tintenzirkler!

Ich weiß dass der Titel etwas verwirrend klingt, aber ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll.
Konkret habe ich folgendes Problem: Ich weiß nicht in welcher Reihenfolge ich die Handlungen und Gefühle meiner Protas beschreiben soll. Eigentlich hatte ich damit früher relativ wenig Probleme, aber in letzter Zeit bin ich mit den geschriebenen Passagen einfach nicht zufrieden und würde sie am liebsten alle wieder löschen.

Eines meiner Lieblingsprobleme sind Passagen bei denen sich zwei Personen nähern sollen. In welcher Reihenfolge beschreibt man da am besten Gefühle, körperliche Reaktionen etc.? Mir ist aufgefallen, dass sich meine Protas gerne "anblicken". In jedem zweiten Satz kommt irgendwas mit einem Blick vor. Einfach grauenhaft.

Gibt es irgendeine Art Formel? So nach dem Motto: ein bis zwei Gefühle, Dialog, Bewegung? Prinzipiell weiß ich schon, WAS sie tun sollen, die Frage ist nur: In welcher Reihenfolge.

Ich hoffe ich konnte mein Problem halbwegs verständlich darlegen und hoffe auf Tipps die vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen können :).

Liebe Grüße

eine schon etwas verschlafene Jade

Runaway

Ich kann den Krampf, den du dabei empfindest, förmlich zwischen den Zeilen lesen ;) Und jetzt werd ich mal eine Entkrampfung probieren!

Also erst mal kann ich dich beruhigen: Meine Protas gucken auch immer irgendwie. Mich regt das auch auf. Beim Schreiben krieg ich da die absolute Krise, nur um dann später beim Lesen festzustellen: Wenn man das in ausreichendem Maße variiert, geht's. Wahlweise dürfen die sich auch mal kratzen oder Grimassen schneiden oder was weiß ich.
Aber warum wir Autoren so auf Blicke fixiert sind, erklärt sich wohl aus der nonverbalen Kommunikation selbst: Das ist ein wichtiges Kommunikationsmittel!

Warum hast du denn eigentlich das Gefühl, es gäbe ein Richtung und Falsch in der Beschreibung der Handlungen und Gefühle? Eine richtige und falsche Reihenfolge?
Irgendwie klingt das so, als würdest du dich da nur selbst unter Druck setzen! Ich versuche mir jetzt vorzustellen, was das Problem ist.
Wenn ich z.B. schreibe, wie sich zwei Protas begegnen, dann gucken die sich wohl unvermeidlich irgendwie an ;) oder sagen was zueinander und dann entsteht ein Dialog. Oder auch nicht. Oder anders. Wie auch immer!

Ganz ehrlich: Ich glaub, da gibt's kein Richtig oder Falsch. Ich hätte jedenfalls noch nie von solchen Regeln gehört. Ich bin aber auch jemand, der sehr kinematographisch beim Schreiben denkt... ich stell mir alles bildlich vor und schreib dann auf, was ich gesehen habe.

Ansonsten würde ich vielleicht auch vorschlagen, du setzt mal eine deiner Meinung nach besonders grauenvolle Passage hier rein und wir überzeugen dich davon, daß das alles so schlimm gar nicht ist!  :)

Aethra

#2
Also ich denke bei der Liebe gibt es keine Formel die überall funktioniert. Wie sich zwei Personen nähern hängt vorallem vom Charakter ab. Ist eine der Beiden z.B eher draufgängerisch wird man andere Mittel ansetzten, die Annäherung wird auch schneller passieren. Sind die Personen eher schüchtern würde ich mehr Blicke einsetzten oder ein durchs-Haar-streichen.

Wollmütze

Dani hat das schon gut auf den Punkt gebracht. Was hilft, ist sich die Sache wie einen Film vorzustellen und das dann genau so zu beschreiben, wie du es vor dir siehst. Wenn du beim ersten Mal nicht alle richtigen Wörter findest,- nicht schlimm. Das ist doch unsere Aufgabe als Schreiber: Die richtigen Wörter suchen um etwas so auszudrücken, dass es rüberkommt. Schreib deine Szenen, wie du sie dir denkst. Auch Menschen handeln ja nicht nach irgendeinem Schema. Jeder Charakter ist individuell  :)

Jade

Ich stimme dir zu. Ich finde auch, dass Blicke wichtig sind, aber so oft wie die bei mir in letzter Zeit vor kommen nervt es nur noch. Aber zu Gestik und dergleichen gibt es glaub ich schon einen anderen Thread, den ich recht interessant und hilfreich fand.

Gut, ich poste mal eine Textstelle aus meinem aktuellen Projekt. Es geht um den Drachen Kieron, der das Mädchen Finna (Name wird demnächst geändert) vor Soldaten gerettet hat, weil diese vor seiner Höhle zu laut waren. Als er dann mitbekommen hat, dass sie sie vergewaltigen wollten, hat er sie kurzerhand gerettet.

Der Ausschnitt ist der erste Dialog zwischen den beiden, nachdem sie aus der Ohnmacht erwacht ist. Den Anfang finde ich garnicht so schlimm, aber später. Ich werde euch mal alles markieren was mit Blicken, Augen und ansehen zu tun hat, damit ihr versteht, was ich meine:

Finna konnte den Drachen nicht ansehen. Sie genierte sich, dennoch war es ein natürliches Bedürfnis, dem sie nachgehen musste. Oder zumindest sollte. ,,Dafür ist die Pfanne neben dir.", sagte der Drache. Sie sah ihn erschrocken an. Finna schwor, dass er in diesem Moment lächelte. Sofern er das konnte.
Immer noch tat oder sagte sie nichts, konnte den Drachen nicht ansehen. Sie schluckte. ,,Wieso?", flüsterte das Mädchen unter ihrem Atem und schloss die Augen.
,,Wieso nicht, Mensch?", antwortete der Drache ruhig.
Finna schlug die Augen auf. Er kam auf sie zu. Senkte seinen Kopf zu ihr herab. Finna setzte sich auf. Je näher er kam, desto mehr wich sie zurück. Den Schmerz ignorierte sie. Die Frucht über seine unmittelbare Nähe überdeckte alles andere. Schließlich spürte Finna die felsige Wand der Höhle in ihrem Rücken.
Der riesige Kopf kam näher. Finna sah die glänzenden, bläulich schimmernden Schuppen, die Hörner und Stacheln. Und schließlich seine Zähne die so lang waren wie Dolche. Sein ganzer Kopf alleine war so groß wie sie. Er hielt erst inne, als sein warmer Atem über sie strich. Finna erschauderte und schloss die Augen. ,,Sieh mich an", forderte der Drache sie auf. Seine Stimme ließ ihren ganzen Körper vibrieren.
Dann öffnete sie die Augen, hob langsam den Blick. Er strahlte Macht aus, rein und urtümlich. Und schön. Genauso wie seine Augen, schoss es ihr durch den Kopf.
Der Atem aus seinen Nüstern war angenehm warm, dennoch fröstelte es dem Mädchen. ,,Wieso? Warum hast du mich gerettet, Meister Drache?", wiederholte sie ihre Frage von vorhin.
Sein Blick ließt sie nicht los, fesselte sie. ,,Weil es schade um dich gewesen wäre, Menschenmädchen."
Sie spürte wie er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ. ,,So jung", flüsterte er. ,,So unschuldig" Der Drache neigte seinen Kopf.
,,Was für eine Verschwendung."
Finna begann zu zittern und konnte den Drachen nicht mehr ansehen.
,,Aber keine Angst, kleines Menschenmädchen. Bei mir bist du sicher." Er sah den Ausdruck der Überraschung in ihrem Gesicht.
Er schnaubte noch einmal, dann wandte er sich ab und marschierte Richtung Ausgang der Kammer.


Was ich meine: mir fehlen irgendwie Gefühle, die ich da einbauen könnte, und ich weiß nicht an welcher Stelle. So geht es mir in letzter Zeit häufiger. Oft bin ich total verunsichert und manchmal geht es wie von alleine. Ich weiß auch nicht.  ???

Offensichlich bin ich ein Augenfetischist.

An die Motz: Ich hoffe dass das kein Problem ist, wenn ich hier eine Textstelle poste, da ich ja weiß, dass das Forum nicht dazu da ist um einzelne Passagen zu kritisieren etc. Soll nur dazu dienen, mein Problem zu verdeutlichen.

Sanne

Ich würde sagen - es kommt auf die Perspektive an - und da können durchaus zwei ganz verschiedene Auffassungen bei herauskommen.

Die Erkenntnis einer der beiden - man empfindet was für die andere Person - wie soll man das äußern und wie fasst die andere Person das auf? Je nach Perspektive ergibt sich dann die nächste Phase:
Der eine tut oder sagt etwas - wird entweder verstanden und reagiert entsprechend, oder auch gegensätzlich und fordert damit eine andere Strategie des ersten.
Es kommt halt immer darauf an, wie sich das Ganze entwickeln soll ...?

Hast Du mal ein theoretisches Beispiel ? :hmmm:

Aethra

Ich denke du kannst noch Gefühle statt manchen Augenpassagen einbauen.
ZitatFinna erschauderte und schloss die Augen. ,,Sieh mich an", forderte der Drache sie auf. Seine Stimme ließ ihren ganzen Körper vibrieren.
Da kann sie den Blick ja auch verlegen senken, mit ihren Fingern spielen, auf ihre Füße schauen,.....

Jade

Das mit den beiden Perspektiven ist auch eine Sache, mit der ich mir recht schwer tue. Ich möchte immer, dass der Leser mitbekommt, was beide Personen fühlen.

Nur irgendwie bekomme ich das nie ausgewogen hin. Versteht ihr was ich meine? Obwohl ich in der 3. Person erzähle, sind die Handlungen eines Protas immer viel deutlicher als die des anderen. Beispiel oben: Es ist offensichtlich, dass Finna Angst hat, aber was der Drache macht, denkt fühlt und so bleibt auf der Strecke. Das heißt jetzt keineswegs, dass ich permanent Gedankenfetzten von beiden Protas schreiben will (hab mal sowas gelsen und das war furchtbar angstrengend), aber dass beide Personen gleichberechtigter werden. Diese spezielle Szene würde ich so stehen lassen, aber für den späteren Handlungsverlauf wird es relevant und ich hab richtig Panik vor so romantischen Szenen.

zDatze

#8
Hallo Jade.
Vielleicht helfen dir diese zwei Artikel von Schriftsteller-werden weiter: Die perfekte Szene 1 und Teil 2.
Die beiden Artikel sind übersetzt und im Forum geistert auch noch ein Thread dazu herum. *suchen geh*

[EDIT]Gefunden!

Sanne

Das könntest Du mit einer Rückblende der anderen Person lösen - die erste Szene erzählst Du aus der einen Perspektive - im nächsten Kapitel kannst Du die unklaren Reaktionen aus der anderen Perspektive in der Rückblende schildern - und die Folgeüberlegungen. Damit hättest Du alle Seiten erfasst, oder?

Jade

Zitat von: Sanne am 28. Mai 2011, 22:50:53
Das könntest Du mit einer Rückblende der anderen Person lösen - die erste Szene erzählst Du aus der einen Perspektive - im nächsten Kapitel kannst Du die unklaren Reaktionen aus der anderen Perspektive in der Rückblende schildern - und die Folgeüberlegungen. Damit hättest Du alle Seiten erfasst, oder?

Ui, interessant. An sowas hab ich eigentlich noch garnicht gedacht. Bin wirklich ein unkreativer Autor. Aber dafür gibts ja euch liebe Tintenzirkler, die immer wieder mit neuen Ideen ankommen.

Die beiden Artikel werde ich mir gleich durchlesen, danke für den Tipp!

zDatze

Wenn du die Gefühle von beiden einbringst, ist immer die Gefahr gegeben dass du von einer Person zur nächsten springst. Ich persönlich finde es nicht so toll, wenn jemand dieses Headhopping veranstaltet.

Ich würde da viel mehr Reaktion einbauen, als dass ich wirklich Gefühle beschreibe. Also, Handlung. Wie z.B. dass sich ein Prota die Haare aus der Stirn streicht oder den Blickkontakt abbricht. Sprich: Mimik und Gestik. :)

Runaway

Also grundsätzlich ist an dem Text nicht viel verkehrt. Ich seh aber, wo dein Problem ist ;) Jetzt kann ich mir das besser vorstellen.

Mir sind zwei verschiedene Dinge aufgefallen - einmal das, was ich unterstrichen habe: das wiederholt sich einfach. Du beschreibst immer, daß sie ihn anguckt.
Ich kenn das Problem von mir selbst. Ich war auch mal der Meinung, ich muß den Leser haarklein an jeden Mist erinnern, damit er das auch bloß nicht vergißt, weil ich das alles wichtig fand.
Eins ist sogar widersprüchlich: Erst guckt sie ihn dauernd an, um am Ende festzustellen, daß sie ihn nicht ansehen kann... ;)

Problem zwei ist das, was fett markiert ist: Sie macht die Augen dauernd auf und zu. Das braucht kein Mensch ;)

ZitatFinna konnte den Drachen nicht ansehen. Sie genierte sich, dennoch war es ein natürliches Bedürfnis, dem sie nachgehen musste. Oder zumindest sollte. ,,Dafür ist die Pfanne neben dir.", sagte der Drache. Sie sah ihn erschrocken an. Finna schwor, dass er in diesem Moment lächelte. Sofern er das konnte.
Immer noch tat oder sagte sie nichts, konnte den Drachen nicht ansehen. Sie schluckte. ,,Wieso?", flüsterte das Mädchen unter ihrem Atem und schloss die Augen.
,,Wieso nicht, Mensch?", antwortete der Drache ruhig.
Finna schlug die Augen auf. Er kam auf sie zu. Senkte seinen Kopf zu ihr herab. Finna setzte sich auf. Je näher er kam, desto mehr wich sie zurück. Den Schmerz ignorierte sie. Die Frucht über seine unmittelbare Nähe überdeckte alles andere. Schließlich spürte Finna die felsige Wand der Höhle in ihrem Rücken.
Der riesige Kopf kam näher. Finna sah die glänzenden, bläulich schimmernden Schuppen, die Hörner und Stacheln. Und schließlich seine Zähne die so lang waren wie Dolche. Sein ganzer Kopf alleine war so groß wie sie. Er hielt erst inne, als sein warmer Atem über sie strich. Finna erschauderte und schloss die Augen. ,,Sieh mich an", forderte der Drache sie auf. Seine Stimme ließ ihren ganzen Körper vibrieren.
Dann öffnete sie die Augen, hob langsam den Blick. Er strahlte Macht aus, rein und urtümlich. Und schön. Genauso wie seine Augen, schoss es ihr durch den Kopf.
Der Atem aus seinen Nüstern war angenehm warm, dennoch fröstelte es dem Mädchen. ,,Wieso? Warum hast du mich gerettet, Meister Drache?", wiederholte sie ihre Frage von vorhin.
Sein Blick ließt sie nicht los, fesselte sie. ,,Weil es schade um dich gewesen wäre, Menschenmädchen."
Sie spürte wie er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ. ,,So jung", flüsterte er. ,,So unschuldig" Der Drache neigte seinen Kopf.
,,Was für eine Verschwendung."
Finna begann zu zittern und konnte den Drachen nicht mehr ansehen.
,,Aber keine Angst, kleines Menschenmädchen. Bei mir bist du sicher." Er sah den Ausdruck der Überraschung in ihrem Gesicht.
Er schnaubte noch einmal, dann wandte er sich ab und marschierte Richtung Ausgang der Kammer.

Probier doch mal folgendes aus in dem Text, wie er vor dir liegt: Streich die ganzen Sachen, die ich markiert hab, einfach mal raus. Du wirst feststellen, daß sich an der Grundaussage des Textes nicht viel ändert.
Ich glaub, wenn man seine Texte kritisch sieht - und das tust du ja schon mal - lernt man mit der Zeit auch, was man hinschreiben muß und was nicht. Wenn sie z.B. erschaudert, reicht das, um dem Leser das Feeling zu vermitteln. Dann muß sie nicht die Augen schließen.

Aber du willst ja dem Ganzen auch Abhilfe schaffen und zum Ausdruck bringen, was wirklich los ist. So wie ich das sehe, beschreibst du Außenwirkungen von Gefühlen, aber nicht die Gefühle selbst.
Überleg dir einfach, was Finna empfindet. Vielleicht wird ihr ja heiß vor Angst. Ihre Haut kribbelt. Sie fühlt sich eingeschüchtert. Sie darf auch gern mal zu Boden starren oder seinem Blick ausweichen, aber nicht immer Augen auf, Augen zu. Sie könnte auch weggehen. Sich ducken. Arme über den Kopf.

Seine Augen oder die Art seines Blicks oder so, das darf ihr ruhig alles auffallen, denke ich. Das ist nicht schlimm.

Geh aber auch nicht zu hart mit dir ins Gericht. Wahrscheinlich hast du beim Schreiben überbordend viele Ideen und hättest gern transportiert, was du dir handlungsmäßig vorstellst, und dann möchtest du das ja auch noch in Worte fassen - und schon kommt chaotischer Murks dabei raus.
Da hilft echt nur eins: schreiben, schreiben, schreiben. Üben. Noch mehr schreiben.
Das schleift sich ab. Wenn man weiß, welche Macken man so hat und wenn man die ausmerzen will, klappt das auch.

An sich ist das, glaube ich, weniger eine Frage der Reihenfolge als überhaupt eine Frage der Ausdrucksmöglichkeiten an sich.

Ich hab mal eine ähnliche Szene gehabt, vielleicht kann ich daran beispielhaft was zeigen.

ZitatWährend ich noch darüber nachdachte, wurde ich des Blickes eines der Soldaten gewahr. Er musterte mich einer Mischung aus Neugier, Abschätzigkeit und Begierde, doch ich wich dem finsteren Blick nicht aus. Ich hielt seinem Starren stand, weil er nicht glauben sollte, daß ich Angst vor ihm hatte. Sie sollten das alle nicht glauben. Zwar hätte ich platzen können vor Angst, aber das durften sie nicht wissen. Sobald ich Schwäche zeigte, war ich ein gefundenes Fressen für die Kerle.
Bei den Göttern, ich fürchtete mich so davor, daß es mir erging wie meiner Schwester. Es war ohnehin wie ein Wunder, daß mich noch keiner angefaßt hatte. Aber mir schnürte die Angst die Kehle zu und mein Herz raste. Hätte ich gekonnt, ich wäre im Boden versunken.
Als der Soldat aufstand und langsam zu mir herüberkam, hätte ich beinahe geschrien. Ich zwang mich, still sitzen zu bleiben, damit er nicht merkte, wie hundeelend mir war. Er ging vor mir in die Hocke und musterte mich unverhohlen.
,,Was starrst du denn so finster?" fragte er.
,,Ich kann doch starren, wie ich will", erwiderte ich und zwang mich mit aller Kraft, das Zittern in der Stimme zu unterdrücken. Es sollte patzig klingen; frech. Nicht nach Furcht.
,,Du fühlst dich einsam hier bei uns, nicht?"
Mir gefror das Blut in den Adern und ich schüttelte den Kopf.

Da ist im Prinzip auch inflationäres Gucken angesagt (die reden sogar drüber ;) ). Aber damit wird auch Kommunikation transportiert. Ich hab den Blick des Soldaten beschrieben, ihre Reaktion darauf und vor allem ihre Gefühle, die sich dann wiederum auch in ihren Handlungen manifestieren.
Zittern in der Stimme ist auch schön, um Unsicherheit auszudrücken. Zum Beispiel. Und ich glaub, die kommt ja rüber. Ich hab sehr viel Introspektive betrieben und mir einfach mal vorgestellt, was sie denkt und wie sie fühlt.
Das ist vielleicht wichtig. Gefühle als Begründung für Handlungen anführen.

Sonst setz dich doch wirklich mal gezielt hin und such dir Beispiele aus Büchern oder schreib die Passagen, die dich stören, mal neu - unter anderem Fokus: Was empfinden die Leute? Nicht nur, wie sie gucken.

Und nicht den Kopf in den Sand stecken, das kann man alles in den Griff kriegen :)

Jade

@ Dani: Ich bin erstaunt, wie recht du hast. Wenn ich das weg tu, verändert es wirklich nicht viel an der Bedeutung bzw. Aussage. *Erleuchtung hab*
Irgendwer hat mir schon mal gesagt, dass ich zuviel beschreibe und dann teilweise die wesentlichen Dinge hinten anstelle bzw. vernachlässige. Kann mir auch beim Plot passieren. Ich glaube, ein Tick von mir ist es auch, immer gleich am Anfang alles so gut wie möglich machen zu wollen. Am besten gleich perfekt, obwohl ich davon noch Lichtjahre entfernt bin.

Eine ganz dumme Frage *vor der Pfanne duck*: Man soll ja Dinge beschreiben, bzw. nicht sagen: Er verließ wütend das Zimmer, sondern zb: Er stapfte davon und knallte die Tür hinter sich zu. Aber verboten ist es nicht, einzelne Gefühle beim Namen zu nennen, oder? Angstschweiß, ein Schauer der Lust und weiß der Kuckuck.

Deine Szene gefällt mir übrigens sehr gut, und mir ist aufgefallen, dass darin eigentlich genau das Schema vorkommt, dass im Artikel den, zDatze gepostet hat, drinnen steht.

An dieser Stelle möchte ich mich übrigens ganz herzlich bedanken. Genau sowas in der Art habe ich mir vorgestellt! Hab den Artikel gleich gespeichert!

Vielen Dank ihr Lieben!

Runaway

Gern :)
Also "show, don't tell" gilt natürlich im Allgemeinen schon, aber du hast mit den angeführten Beispielen natürlich recht. Man muß jetzt nicht anfangen, den Angstschweiß wer weiß wie kompliziert zu umschreiben, denn dann sind wir bei den tolkienschen Grashalmen angekommen und ich glaub, das muß dann auch wieder nicht sein ;)

Jetzt hast du mich ja ganz neugierig auf zDatzes Artikel gemacht... ich hab irgendwo ein Schema? :hmhm?: Gleich mal nachlesen. Ich hab vorhin so lang an meinem Post gesessen, daß sich da noch 5 Beiträge zwischengequetscht haben und den Links bin ich noch nicht gefolgt.
Ich hatte jedenfalls gehofft, daß meine Szene vielleicht irgendeinen nützlichen Beitrag leistet...

Du kriegst das auf jeden Fall hin  :jau: