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"Moderne" Sprache in historischen Settings

Begonnen von Julia, 18. Januar 2011, 19:48:54

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Coppelia

#60
Das Wort "Akademie" leitet sich von einem bestimmten Ort im antiken Athen ab, nämlich dem Hain des Heros Akademos. Damit ist es ein Wort, das es in erfundenen Welten ohne antikes Athen eigentlich gar nicht geben kann. Das ist das Problem.

Guddy

Zitat von: Pygmalion am 06. März 2014, 12:46:19
Er redet eben so, wie man zu seiner Zeit geredet hat und wundert sich, dass alle so komisch reden :D
Hat er denn die letzten Jahrzehnte in seinem Sarg verbracht? ;D
Nein, kann ich schon gut nachvollziehen. Ich mag es sehr, wenn die Charaktere nicht alle gleich sprechen, sondern ihre Eigenheiten besitzen. Da bietet sich in manchem Setting solch eine alte Sprache einfach an

pink_paulchen

Ich weiß nicht, ob ich hier mit meinem Problemchen richtig bin, aber ich glaub hier passt es her. Ich stecke in der Überarbeitung meines Steampunk-Afrika-Abenteuers. Wir befinden uns also im Jahr 1870 und haben einen rebellischen Schotten (Irokesenfrisur, unangepasst, Lebenskünstler) - der im gesamten Roman ein wenig Lockerheit verbreitet. Nun hat sein Weggefährte, sehr zu seiner Belustigung, ein Fluggerät durch Fehlbedienung ganz blöd mitten in eine Hängebrücke manövriert und steckt fest. Im ersten Entwurf steht dort: "Eingeparkt wie ein Mädchen, mein Lieber!" - aber das ist vielleicht zu modern. Deshalb zwei Fragen: Würdet ihr drüber stolpern? und: Hat jemand eine Idee für eine geeignete schlagfertige Alternative?

pyon

Also ich finde den Satz passend.  ;D

Einzig da Wort "einparken" ist vielleicht etwas modern. Wobei natürlich die Frage aufkommt, ob das Wort tatsächlich erst mit dem auftauchen des Automobils gebräuchlich wurde oder ob es schon vorher benutzt wurde. Vielleicht kannst du es durch "abstellen" ersetzen.
Oder du verzichtest darauf und drehst den Satz ein wenig. "Das könnte eine Frau besser." oder "Ich kenne Frauen, die das besser können", um bei deiner Anspielung zu bleiben.

Pygmalion


pink_paulchen

Oooo! Ich kenne Frauen... bringt mich auf eine perfekte Lösung für meinen schottischen Weiberheld. Du bist ein Schatz! Dankefein.

Coppelia

Sind um 1870 schon Frauen Auto gefahren? Diese Frage würde ich mir stellen. Und ich kenne die Antwort ehrlich gesagt nicht.

Cailyn

Ja, also Worte, die eine moderne Technik beinhalten, vermeide ich immer. Aber es gibt auch Worte, die wohl eigentlich nicht passen - wie Coppelia es beschrieben hat - aber ich bin dann ethymologisch einfach nicht (mehr) gut informiert, so dass ich es gar nicht bemerke, wenn ein Wort z.T. vom geschichtlichen Hintergrund unpassend ist. Aber ich denke, das betrifft dann eher Worte, welche die meisten "Normalos" auch nicht als unlogisch anschauen würden, weil sie es selber auch nicht wissen.

Pygmalion

1870 gabs nichtmal richtige autos, oder? :D

Guddy

Naja, es ist ja Steampunk, tendenziell also in einem Alternativuniversum angesiedelt? Kommt drauf an, wie das in deiner Welt ist. Darüberhinaus landet und parkt man ja auch Flugzeuge - die schließlich nicht nur landen, sondern auch auf der Erde fahren, um auf Flugzeugparkplätze (?*g*) geparkt zu werden.
Ich persönlich würde nicht darüber stolpern, es gibt jedoch mit großer Sicherheit Leute, die genau das täten.

pink_paulchen

Genau, Is Steampunk und gibt Flugapparate, wie auch Fahrapparate, Frauen bedienen auch sowas. Aber es wird sowas wie: "Ich hätte die Sklavin doch kaufen sollen, als Chauffeur!"

traumfängerin

@pink_paulchen: Was wäre denn mit: "Das könnte selbst ein Engländer besser"? (Schotten und Engländer sind sich meist ja nicht so grün). Deine neue Variante klingt aber auch schon gut.

Valkyrie Tina

mir gefällt Traumfängerins Version am Besten, oder auch "Du fliegst wie ein Engländer!" (um mal an das gute alte Beleidigungsfechten von Monkey Island zu erinnern)  :D

Judith

#73
Zitat von: Coppelia am 06. März 2014, 12:49:26
Das Wort "Akademie" leitet sich von einem bestimmten Ort im antiken Athen ab, nämlich dem Hain des Heros Akademos. Damit ist es ein Wort, das es in erfundenen Welten ohne antikes Athen eigentlich gar nicht geben kann. Das ist das Problem.
Solche Wörter sind für mich immer das größte Problem. Deshalb hadere ich auch mit der Akademie und dem Pergament, obwohl letzteres ja sonst praktisch ständig in Fantasywelten vorkommt. Bislang habe ich das Wort nicht verwendet und bin wahlweise auf die schnöde Tierhaut ausgewichen oder das mittelalterliche "Membrane", auch wenn das ebenfalls ein Fremdwort ist. Aber ich finde "normale" Fremd- und Lehnwörter weniger problematisch als solche, die sich von bestimmten Orten oder Personen ableiten (etwa auch so etwas wie "platonisch").

Was moderne Wörter betrifft, da weiß ich gar nicht, wie oft ich schon beim Überarbeiten über Wörter gestolpert bin, die es so in meinem Setting eigentlich gar nicht geben kann. Beim Schreiben fällt mir das nie auf. "Automatisch" habe ich wohl schon unzählige Male aus meinen Romanen gestrichen, obwohl es strenggenommen gar nicht zu modern sein müsste, da es Automaten ja auch schon im antiken Griechenland gab. Das ist dann wohl wieder eher eine Gefühlssache.
Schwierig, schwierig, das alles.

Cailyn

Zu diesem Thema kommt mir gerade in den Sinn: In der Fortsetzung meines Buches wird eine Heilerin vorkommen. Das wird für mich eine grosse Herausforderung, denn Medizin ohne medizinische Fachausdrücke zu beschreiben, finde ich Horror. Bislang habe ich aber trotzdem z.B. von Adern und Venen geschrieben, auch wenn das nicht logisch ist. Aber man kann ja nicht immer nur Blutbahnen schreiben.