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"Moderne" Sprache in historischen Settings

Begonnen von Julia, 18. Januar 2011, 19:48:54

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Guddy

Genau solche Diskussionen wollte ich vermeiden *g* Es hat durchaus einen Sinn, dass es solche Stätten gibt. Mit einem ordinären Schneider ist es definitiv nicht vergleichbar ;D

Sanjani

Hallo Guddi,

als ich mein High Fantasy Projekt anfing, machte ich mir über solche Details keine Gedanken, bis meine erste Betaleserin anfing, mir alle englischen Wörter anzustreichen (und noch einiges mehr). Ich bin kein Freund altertümlicher Sprache, aber mittlerweile streiche ich zumindest alle englischen Wörter heraus, einfach aus dem Grund, dass es Englisch in meiner Sprache nicht gibt - klar kann man sagen, Deutsch sprechen die da vermutlich auch nicht, aber Neoanglismen sind mir trotzdem zu modern. Irgendwie passt das nicht so richtig ins Setting und deshalb hab ich mich davon verabschiedet. Für manches Begriffe zu finden ist nicht so ganz leicht, aber es lohnt sich. Zumindest für mich.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Fianna

Ähems, das war ein Beispiel?
In Deinem Fall natürlich eben das Alleskönnende Talent, dass die zu Hause besucht. Dass man als superwichtiger reicher Adliger extra wohin gehen muss, schiene mir nicht so realistisch.

Kati

Churke: Oh, ja, du hast Recht. Ich war durch die erwähnten Leibesübungen jetzt irgendwie bei so Kraftübungen, Gymnastik und akrobatischem Kram. Dass nicht nur Tennis, sondern auch Fechten und dergleichen zu Sport zählen... ja natürlich. Da habe ich nicht dran gedacht. Aber das ist ja eher zum Spaß oder zur Verteidigung (und zum Angeben) passiert, nicht wirklich um den Körper fit zu halten, wie später. Henry VIII ist glaub ich eh kein Beispiel für einen durchtrainierten König, dem ging es wohl eher um den Unterhaltungsfaktor.  :rofl:

Guddy: Einfach "Badehäuser"? Die gab es ja sogar wirklich, vielleicht kannst du dann einfach erweitern, welche Dienstleistungen angeboten werden. Wenn das richtig toll und teuer ist, dann gehen die Adeligen da bestimmt auch hin, anstatt wen nach Hause kommen zu lassen. Du musst es halt nur als großes Statussymbol darstellen, es sich leisten zu können, dahin zu gehen. Das Theater kommt ja auch nicht zu einem selbst und trotzdem war es ein Statussymbol sich gute Plätze in anspruchsvollen Aufführungen leisten zu können.

Guddy

Zitat von: Fianna am 24. Februar 2014, 16:56:40
Ähems, das war ein Beispiel?
In Deinem Fall natürlich eben das Alleskönnende Talent, dass die zu Hause besucht. Dass man als superwichtiger reicher Adliger extra wohin gehen muss, schiene mir nicht so realistisch.
Auch Beispiele können unpassend sein, schließlich dienen sie ja dazu, das Gesagte zu verdeutlichen ;) Na, unrealistisch oder nicht, ich denke , das kann man erst beurteilen, wenn man Details des Settings kennt, oder? Aber hier geht es nicht darum, sondern um Begrifflichkeiten *g*

@Kati ja genau :) Entsprechende Badehäuser gibt's auch, zumindest in den Hauptstädten. Ich orientiere mich bei den Freizeitmöglichkeiten mitunter auch gerne beim alten Rom

@Sanjani so ungefähr halte ich es auch :) Bei Training und manh anderem speziellen Wort war ich mir wirklich einfach nicht sicher...  ist, denke ich, auch einfach Gewöhnungssache, die Alternativen zu nutzen!

Pygmalion

Ich könnte mir so ein Badehaus auch gut vorstellen, vor allem dient sowas ja auch nicht nur dem Baden, sondern in Rom wurden dort Geschäfte getätigt. Also durchaus gesellschaftlich gehoben.

Statt Training würde mir im Übrigen "Unterricht" einfallen. Aber da ich ja auch nicht weiß, was da genau für Sport trainiert wird, kann ich da kein anderes Wort für Sport anbieten ;)

Für das Problem mit der Körperpflege und dem Körperpfleger werfe ich mal den "Bader" bzw. "Stübner" in den Raum. Kann man ja auch problemlos die weibliche Form von bilden.

canis lupus niger

Zitat von: Pygmalion am 24. Februar 2014, 17:35:47
Statt Training würde mir im Übrigen "Unterricht" einfallen. Aber da ich ja auch nicht weiß, was da genau für Sport trainiert wird, kann ich da kein anderes Wort für Sport anbieten ;)
Übungsstunde?

Pygmalion

Joa, liegt so nah, dass ich nicht drauf gekommen bin :D

Cailyn

Für mich ist es häufig ein langes Abwägen, welchen Begriff ich in einem Mittelaltersetting noch für zulässig halte und welchen nicht. Aber ich entscheide meistens nicht aufgrund irgendwelcher Recherchearbeit, sondern intuitiv.

Häufig vermeide ich griechische Worte, weil sie mir so "modern" erscheinen. Ich weiss, das macht irgendwie wenig Sinn (historisch gesehen), aber gefühlt schon. Als Beispiele: Ich schreibe nie "es ist logisch", sondern eher "sinnvoll" oder "folgerichtig", und ich schreibe auch nicht "Methode", sondern eher "Herangehensweise", etc..

So richtig alte Begriffe verwende ich regelmässig. Gestelzte, altbackene Sätze und Phrasen wie "Die Ehre ist ganz meinerseits" passen schon in eine Fantasy-Welt mit Mittelaltersetting, finde ich. Aber ich verwende sie auch nur wohldosiert, damit es nicht wie eine Parodie wirkt (...ausser natürlich, das ist meine Absicht ;)).

Klecks

Ich lege auch sehr viel Wert auf sowas, Cailyn. Wörter, die eindeutig aus einer Fremdsprache stammen, die bei uns gesprochen wird (oder vor einer gewissen Zeit gesprochen wurde), benutze ich auch nicht. Dadurch bin ich schon über so manches Synonym gestolpert, das ich so toll finde, dass ich es seither auch in Gegenwartsromanen benutze.  ;D

Cailyn

Zitat von: Klecks am 05. März 2014, 18:10:58
Ich lege auch sehr viel Wert auf sowas, Cailyn. Wörter, die eindeutig aus einer Fremdsprache stammen, die bei uns gesprochen wird (oder vor einer gewissen Zeit gesprochen wurde), benutze ich auch nicht. Dadurch bin ich schon über so manches Synonym gestolpert, das ich so toll finde, dass ich es seither auch in Gegenwartsromanen benutze.  ;D
Wir nostalgischen Hühner, gell!  ;)

Guddy

Zitat von: Cailyn am 05. März 2014, 17:31:47


So richtig alte Begriffe verwende ich regelmässig. Gestelzte, altbackene Sätze und Phrasen wie "Die Ehre ist ganz meinerseits"
Das finde ich eher modern :)
Wobei das ganz klar auch von der eigenen Umgebung abhängt, welche Bücher man gelesen hat, wie man in Rollenspielen spricht etc. Für mich ist eher sowas wie "meiner Treu!" oder "Robot" altbacken. Ich mag sowas auch, genau wie fast jeder Fantasyrollenspieler, den ich kenne und mit dem ich gespielt habe. Das trägt immerhin auch zur Immersion bei. Und kommt, natürlich, auch auf den Protagonisten an ;)

canis lupus niger

Zitat von: Cailyn am 06. März 2014, 11:24:21
Wir nostalgischen Hühner, gell!  ;)

Dann bin ich aber auch ein nostalgisches Huhn. Modeworte, Jugendslang, Anglizismen, aber auch "früher" modern gewesene Worte und Redewendungen (z.B. aus der französischen oder der italienischen Sprache) vermeide ich möglichst.

Aber eine angenehm lesbare, ich will mal sagen "glatte"Ausdrucksweise ist mir andererseits auch wichtig. Als Neu-Kindle-Besitzerin und arme, mittellose Mutter  ;D habe ich mir jede Menge von den "Kostenlosen Klassikern" von Amazon herunter geladen. Nomen est omen, diese Klassiker wurden zum großen Teil in der Sprache des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts geschrieben. Ohne Zweifel ist die kunstvoller als unsere heutige, aber auch viel anstrengender zu lesen. Sei es Jules Verne, Karl May oder Alexandre Dumas, sie fordern von ihren Lesern schon ein gewisses Maß an Gehirntätigkeit. Schachtelsätze, klassische Zitate, fremdsprachige Einschübe, so was in diesem Ausmaß zu lesen, ist keine reine Erholung, und wenn schon mir so etwas (meistens) zu anstrengend ist, obwohl ich es gelegentlich auch sehr gerne mag, dann wage ich nicht, es von meinen Lesern zu verlangen.

Mit meinem eigenen Sprachstil orientiere ich mich lieber an heutigen Autoren, auch wenn ich gerne in Mittelaltersettings schreibe. Ein Graus sind für mich solche Bücher, in denen die Leute ständig so etwas sagen, wie "Fürwahr", nur damit der Hintergrund des Sprechers altertümlicher wirkt. 

Coppelia

Ich finde die Verwendung modernerer Wörter in meinem antiken Setting gar nicht so verkehrt. :hmmm: Immerhin war die Sprache für die Menschen der Antike so aktuell wie unsere es heute für uns ist - natürlich je nach Kontext etwas unterschiedlich, aber so ist es ja auch bei uns. Das sprachlich zu erfassen, halte ich für angemessen. Einiges deutet auch darauf hin, dass es z. B. so etwas wie "Trendwörter" gab, so wie heute noch.
Problemwörter sind für mich eher die, die einen gewissen kulturellen Hintergrund erfordern, wie "stoisch" oder "Akademie". Wobei ich zwar gern von philosophischer Gelassenheit schreibe, das Wort "Akademie" aber in Ermanglung von Alternativen trotzdem verwende. Bei anderen Wörtern, z. B. "Nervensäge", bin ich mir bis heute unsicher, ob die medizinischen Kenntnisse meines Settings eine solche Wortprägung zulassen würden.
In deutschsprachigen Settings wäre das vielleicht noch einmal eine andere Sache.
Ich habe mal eine Übersetzung von Cicero-Briefen gelesen. Cicero beherrscht ja sehr gut Griechisch und schreibt manchmal auch einige Passagen auf Griechisch. Die Übersetzung hat z. T. versucht, diese Passagen auf Französisch wiederzugeben. Fand ich gar nicht schlecht - die Zweisprachigkeit der Briefe und die sprachliche Gewandtheit des Autors wurde sehr schön deutlich.

Generell und grundsätzlich versuche ich aber, tendenziell "zeitlos" zu schreiben, damit meine Bücher auch in Jahrzehnten noch gelesen werden können - was bestimmt nicht passieren wird, aber dann will ich nicht selbst schuld sein. ;D Fremdwörter versuche ich zu vermeiden, wenn eine angemessene Übersetzung existiert.

Pygmalion

Also, "Akademie" ist für mich kein Wort, für dessen Verständnis man jetzt besonders gebildet sein müsste. Das begebnet doch auch heute noch dauernd. Stoisch da schon eher, aber auch das würde ich dann einfach verwenden, jeder der mal im Lateinunterricht saß, kennt das, auch wenns griechisch ist :D

Also mein Vampir Raphael spricht auch bewusst "altertümlich", aber nicht, damit das Setting so wirkt, alle anderen reden normal. Der redet so, weil er eben aus einer ganz anderen Zeit kommt und ich diese verschiedenen Zeitebenen in der Sprechweise irgendwie deutlich machen wollte. Er redet eben so, wie man zu seiner Zeit geredet hat und wundert sich, dass alle so komisch reden :D