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Nachhilfe in neuer deutscher Rechtschreibung

Begonnen von Schelmin, 28. Februar 2006, 17:36:49

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Ary

@Lisande: *muff*
Jetzt bin ich aber gekrääääääänkt!  ;D
Ich geb's ja zu, hin und wieder vergesse ich die Prüfung....

*leise pfeifend verschwind, bevor wegen OT eins aufs Dach krieg*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Chuck

Der einzige Grund sich an feste Regeln zu halten ist für mich persönlich eigentlich nur, weil es die Leute sind, die das Geld in der Tasche haben oder in die Tasche bringen.

Aber einen Satz lachen finde ich durchaus legitim. Und im Prinzip geht es auch.
So eine Satz wie: "Du bist mir schon so Einer!" in gewissen Schlawinerwürstchensituationen... da geht das sicherlich.  :D


Dorte

Ich habe durchaus schon selbst Sätze gelacht, gehustet und gestöhnt, was ja angeblich schlechter Stil ist. Gefunden habe ich noch keinen Satz ;) - wie ist das eigentlich stiltechnisch zu sehen? Also "Blahblah", fand er.

Pandorah

Ich denke, es fällt unter lachen und husten. ;D Ist aber wohl noch eine Kategorie schlimmer, weil "finden" keine Lautäußerung ist.  :rofl:

Cassi-the-Orc

Allerdings, wenn man keinen Satz lachen kann oder darf, wobei ich schon finde, dass es geht, dann hat man doch wieder ziemlich unnütze Wörter verbraucht. Schließlich ist man dann gezwungen, noch ein "und lachte" oder "sagte er und gab ein Lachen von sich" etc. zu schreiben.

Einen Satz finden oder gar kommen finde ich persönlich richtig schlimm. Mir graust es immer, wenn ich lese

"Erdbeeren sind lecker", fand er
oder
"Erdbeeren sind lecker", kam Huge drauf.

lese. (Achtung, grottige Beispiele, ich weiß. Und jetzt sagt hier keiner, dass ich erdbeersüchtig bin...)

THDuana

@Cassi
Zitat von: Cassi am 06. April 2007, 18:11:00Mir graust es immer, wenn ich lese

"Erdbeeren sind lecker", fand er
oder
"Erdbeeren sind lecker", kam Huge drauf.

lese. (Achtung, grottige Beispiele, ich weiß. Und jetzt sagt hier keiner, dass ich erdbeersüchtig bin...)
Den ersten Satz finde ich noch akzeptabel, aber der zweite...?
Ich meine, ich kenne aus der Umgangssprache "auf etwas kommen", weil es dort häufiger verwendet wird, aber in Büchern habe ich das selten gelesen.
Es ist aber nichts "falsch" denke ich. Wenn jemand meint, dass seine Figur etwas findet, dann lese ich das und habe damit keinerlei Probleme. Es ist auch eine Frage des Stils.

Aber ich denke, das ist etwas abgerutscht vom Thema ::)


Duana

Cassi-the-Orc

Stimmt, sind wir.

Ich hab mir zur Nachhilfe in der neuen Rechtschreibung einige nützliche Listen von der Tochter meiner Vermieter kopiert. Gerade wegen dem getrennt schreiben oder nicht bin ich mir sehr unsicher, zumal im alten Büro die neue RS nicht erwünscht war und ich sie so ziemlich konfus anwende  ::)

Geli

noch eine kurze Anmerkung zum Problem "lachte er".

Ich habe mich ja nun etliche Male in Schreibseminaren herumgetrieben.
Deshalb hier die gesammelte Meinung einiger Fachleute:

Im Zusammenhang mit wörtlicher Rede verwendet man heute nur noch: sagte er.
Alle anderen Wendungen gelten als eher schlechter (Anfänger)Stil.

Einige "Schreibschulen" vertreten zusätzlich die Meinung, dass Gefühlsregungen (schluchzte er),
Meinungen (fand er) von Personen in Szenen sich für den Leser aus deren Reaktionen/Interaktionen mit den anderen beteiligten Personen in den Szenen ergeben sollen/müssen.

Sollte der Autor eine Gefühlsregung einer Person andeuten wollen, um die
Stimmungslage dem Leser kenntlich zu machen, wird folgendermaßen vorgegangen:

"Das meint ihr jetzt nicht im Ernst?!" Leo runzelte die Stirn,
"Doch!" Lisa lachte.
"Doch!" Susanne brach in Tränen aus.

und so weiter, ad infinitum


Kalderon

Ich stimme Geli zu, möchte aber auch noch ergänzen:

"Ich hasse dich!", schrie er.

Wozu schreien? Das ist nicht sinnvoll. Oder wozu benötigt man dann noch das Ausrufezeichen? Das ist kein Schmückwerk, es erfüllt seinen Sinn, genauso wie das Fragezeichen.

"Ich hasse dich!", sagte er.

... steht bereits für sich.

Ebenso...

"Was soll das?", fragte er.

Obwohl ich da eine Ausnahme machen würde... weil "fragte" noch eher in dieselbe Kategorie wie "sagte" gehört... naja... ich bevorzuge ohnehin, Dialoge durch Handlung zu vermitteln.

Er ballte seine Hand zu einer Faust. "Ich hasse dich!"

Das klappt natürlich nicht immer... aber besser ist es auf jeden Fall.

Auch nicht zu vergessen, die bescheidenen Verwurstungen der Anhängsel...

"Ich hasse dich!", schrie er wütend.

Fragwürdige Informationsgüte. Hier haben wir schon drei, beziehungsweise vier Mal dieselbe Aussage.
1. "Ich hasse dich" muss nicht laut gesagt werden, aber es bedeutet Hass/Zorn/Wut... kategorisch zusammengepresst
2. "!" Das Ausrufezeichen bedeutet Lautstärke, aber meist auch Wut, besonders in diesem Zusammenhang.
3. "schrie er" ja, er schreit... das wissen wir bereits durch das Ausrufezeichen. Schreien muss man auch nicht nur aus Wut und Konsorten... jedoch ergibt es sich aus dem Zusammenhang.
4. "wütend" ist der Gipfel der Sinnlosigkeit. Das Adjektiv unterstreicht die drei anderen Klarheiten noch einmal. *gähn* Wie oft denn noch?

Also... ob jemand schreit oder wütend ist, sollte bereits durch die Beschreibung oder den Dialog klar sein, ohne es extra betonen zu müssen. Das trifft natürlich auf alles zu. Hm... gehört eher in den Dialog-Thread... naja...


Liebe Grüße: Kalderon


Chuck

Aber dann kann man es eben nochmal besser unterteilen. Manchmal möchte man es etwas strenger betonen und manchmal richtig emphatisch!
Finde es auch gut, dass es einheitlich ist... gerade für die Sätze, die kein ", sagte/fragte er" haben

Nebenbei finde ich auch finden nicht schlimm. Wir sind doch in der Literatur... also Augen sind bekanntlich auch keine Diamanten... Um direkte Logik geht es dabei ja nicht, sondern um man den Sinn versteht. Und das sollte jemand überlassen bleiben.


Dorte

Ich habe was gegen Regeln. Wenn bei mir ein Satz gegrunzt werden muss, dann grunzen ihn die Figuren auch und nicht "sagte er und grunzte" oder gar nur "Satz." Er grunzte.
Wer macht eigentlich immer solche Regeln? Ist einheitlicher Schreibstil aller Schriftsteller wirklich so erstrebenswert? *wunder*

Ary

Zitat von: Dorte am 07. April 2007, 15:12:41
[...]Ist einheitlicher Schreibstil aller Schriftsteller wirklich so erstrebenswert? *wunder*

Ich hoffe nicht! :)
Das wäre ja langweilig!
Auch auf die Gefahr hin, anzuecken - ich schreibe erst mal so, wie es mir gefällt. Und immer nur "....sagte er" finde ich einfach öde. Es ist mir schon bei der Herr der Ringe-Übersetzung gnadenlos auf den Geist gegangen, dass alle immer nur "sagten" und nicht auch mal flüsterten, ächzten, murmelten, seufzten oder riefen. :) Ich denke, das ist vor allem erst mal Geschnackssache und auch eine Sache des eigenen Stils.
Für mich gibt es "die Schreibregel" im Grunde nicht, ich möchte die Regeln eher als eine Art Leitsatz sehen, an den ich mich halten kann oder eben nicht.
So viele unterschiedliche Autoren es gibt, so viele unterschiedliche Stile gibt es auch. Und dazu ist schreiben/Schreibstil wie alles andere in dieser Welt ja auch immer noch der Mode unterworfen. :)

Liebe Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Pandorah

Gegen immer nur "sagte er" habe ich auch entschieden etwas einzuwenden. Mir ist das nicht bei HdR, sondern bei Harry Potter aufgefallen. Wenn in einem Gespräch zum fünften Mal hintereinander dieses nette Wort fiel, fühlte ich mich genervt. Das fällt bei mir unter Wortwiederholung. Ich mag es genausowenig, wenn in drei Absätzen hintereinander das Wort "schmecken" vorkommt. Oder riechen. Oder sonst irgendetwas.

Und ein Ausrufezeichen kennzeichnet bei mir noch lange nicht, wie der Satz ausgedrückt wird. Außer, dass er mit mehr Ausdruck gesagt wird. Aber wird er gebrüllt? Aus tiefster Seele, wenn die Zornesadern schon auf die Stirn treten? Oder ans andere Ende der Halle gerufen, weil der Mensch, für den die Botschaft bestimmt ist, nun mal weit weg steht? Das eine ist voller Emotionen, das andere andere vielleicht nur die sachliche Information, dass Person X gerade angekommen ist.

"Sie sind da!" Er jauchzte. Dann jauchzt der Charakter genau einmal. Im Anschluss an den Satz. Schreibe ich aber "Sie sind da!", jauchzte er, ergibt das ein ganz anderes Bild. Dann werden nämlich diese drei Worte jauchzend ausgestoßen.

Ich bin nicht der Meinung, dass man hinter jede wörtliche Rede einfügen sollte, "sagte, fragte, riet, jauchzte, lachte, rief er/sie". DAS wird auch langweilig. Es sind nicht jedes Mal genaue Definitionen erforderlich, wie jemand etwas von sich gibt. Oft genug tut es ein "So ist es." Sie wandte sich ab. sehr viel besser.

Und ich möchte Chuck zustimmen, wenn er sagt, dass wir in der Literatur sind. Man spielt mit Worten, man will mit Buchstaben Bilder im Kopf zeichnen, Melodien erwecken, Düfte erfahrbar machen. Konsequent hat man aber nur Buchstaben auf Papier.

Was sogenannter "schlechter" Stil ist, liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Manch einem gefallen blumige Formulierungen nicht, was ein anderer geradezu göttlich empfindet. Dafür kann dieser sich wiederum nicht mit knappen, kurzen Sätzen anfreunden - ist das knapp geschriebene Buch deswegen schlecht? Nein.


Um wieder auf das Thema des Thread zurückzukommen - anders sieht es jedoch in den meisten Fällen der Rechtschreibung aus; auch wenn das mittlerweile bei dem einen oder anderen Wort ja nicht mehr so ganz sicher ist und mehrere Varianten offiziell anerkannt sind.

"aber" wird nun mal nicht "abba" geschrieben, und "nichts" nicht "nix". Mir kräuseln sich immer alle Zehen- und Fingernägel, wenn in Foren ganze Beiträge so verfasst werden und ich mir einen Text laut vorlesen muss, um ihn zu verstehen.

Dorte

Ein Text von mir wird demnächst in einer Anthologie veröffentlicht. Der Lektor schrieb in seiner Mail, dass er nach dem ersten Lesen händereibend daranging, meine unzähligen "unds" auszumerzen. Am Ende hat er kleinlaut ein oder zwei davon angestrichen und den Rest nicht angerührt, weil das Herausnehmen den Stil des Textes ruiniert hätte. Fand ich total klasse - nicht alles, was komisch ist, ist falsch, es kann auch Stilmittel sein.
Und wenn ich meine Figuren Sätze trällern, husten oder sinnieren lassen möchte, dann mache ich das, basta ;D Und Adjektive braucht ein Text. Manche Dinge erzählt man lieber einfach mal knapp in zwei Sätzen, anstatt eine aufwändige Szene einzubauen, nur, damit man artig "show" macht und nicht böses "tell"... ;)
Schreiben sollte in meinen Augen kontrollierte Anarchie sein, sonst ist für Kreativität nicht viel Platz darin.

Cassi-the-Orc

Ich hab jetzt mal drauf geachtet. "...", sagte er kommt bei mir in einem 7000-Wörter-Kapitel höchstens 4 Mal vor. Es gibt schlichtweg zu schöne andere Wörter, die einfach besser passen. Nebenbei rollen sich meine Fußnägel extrem unschön zusammen, wenn ich in einer Geschichte ständig irgendwas mit "sagen" lese. Kommt mir oftmals wie ein Geschichte in der 2. Klasse vor. Ist wohl nur meine Meinung.

@Pandorah: Stimmt, man muss eindeutig nicht hinter/vor jede wörtliche Rede sagte, fragte etc. setzen. Das sollte auch aus dem Text hervorgehen, wenn einer was sagt, bzw. wer sich zu Wort meldet.

Richtig schlimm (und passt auch irgendwie zum sagen) finde ich in Geschichten, wenn der Autor partout meint, seine wörtliche Rede zigfach zu betonen. Also x Ausrufezeichen setzt, zig Fragezeichen etc. Oder auch Wörter in Großbuchstaben.

Zudem wird meine Maushand richtig hecktisch, wenn ich in einer Geschichte ständig Autorenkommentare mitten im Text sehe. Mein liebstes Beispiel:

"Elrond wandte sich um. (Und jetzt müsst ihr euch vorstellen, wie seine Frau hereingestürmt kam)."

Hallo? Drehbuchstil ist auf der Seite einmal verboten, daneben erwarte ich eine Geschichte und habe absolut keine Lust, mir noch die dummen Kommentare eines Autoren durchzulesen.

Ebenfalls allergisch reagiere ich auf jegliche Art von Smilies, *g*'s 'LoL's, sämtliche Comiclautäußerungen etc. in einer Geschichte.