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High Fantasy geht derzeit nicht gut...

Begonnen von Kaeptn, 23. November 2010, 10:38:28

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Runaway

Wow... mein Vater hat mir letzte Woche noch erzählt, Wolfgang Hohlbein hätte im Radio auf WDR2 irgendwas von einem Fantasyboom erzählt. Okay, wenn man jetzt diesen ganzen Vampir- und Werwolf-Kram dazunimmt, stimmt das sicherlich. Was mich als High Fantasy-Puristen eher gruselt ;)
Jedenfalls wundert es mich, daß dem anscheinend doch nicht so sein soll. Ich halte wirklich die Erklärung für die logischste, daß Fantasy gut geht, solange sie von etablierten Autoren stammt, und Neulinge haben eher schlechte Karten.

Aber ich wollte noch was zu Feuertraum sagen: Überrascht mich irgendwie nicht, daß der Mensch von Goldmann das so sagte. Fantasy ist ein saumäßig undankbares Genre, irgendwie. Ich häng gerade auch nur nicht mehr drin, weil ich einfach nach 8 aufeinanderfolgenden Fantasyschmökern mal was Neues brauchte. Und kaum tummle ich mich in einem anderen Genre, reißen mir Leute das Zeug aus den Händen, die vorher nie was von mir lesen wollten.
Irgendwie ist das deprimierend! Ich mein, freut mich ja, wenn es nun besser läuft und ich hab ja auch keine Probleme, das bei Agenturen anzubieten, aber trotzdem läßt das tief in die <dramatik> verdorbene Seele des Marktes  :snicker: </dramatik> blicken. Das hat die arme Fantasy echt nicht verdient...  :nöö:

gbwolf

Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[
Fantasykurzgeschichten liest keiner. Da musst du SF schreiben  ;D
Spaß beiseite. Für High Fantasy hat man als Autor meiner Ansicht nach drei Möglichkeiten:
1) Reinbeißen. Auf alle Cons gehen, Netzwerke über Facebook und Xing anstrengen, private Kontakte knüpfen und sich überall hindrängen, "Ich!" rufen und jedem das Manuskript in die Pfote drücken und nachfragen, was daraus geworden ist. Es gibt genug Leute, die es so geschafft haben.
2) Einen bombenguten Roman schreiben. High Fantasy mit Aspekten, die jeden Leser sofort anziehen, tolle Figuren, epische Welten, eine packende Story.
3) Glück haben. Wir hatten es beim Brunch in Wuppertal davon, dass es bei dieser "Stangenware" darauf ankommt, im richtigen Moment beim Lektor zu landen. Da kann 1) helfen. Dann weiß man durch die vielen Kontakte vielleicht, wer gerade was sucht und der Lektor nimmt einen, weil es leichter ist, als den Wagen mit unverlangten Manuskripten zu sichten.

Zitat von: Steffi am 23. November 2010, 14:56:19Ja Moment mal - könnte man da nicht auch umgekehrt folgern, dass bei einem Vampirboom genug von den High Fantasy Leuten da gewesen wären zum Umsatteln? Sprich der Markt ist sowieso voll, egal mit was man kommt?
Autoren sind ja sehr langlebig, insofern habe ich in meinen panischen Augenblicken das Gefühl, dass sich die Lücke schließt, die sich mit dem großen Boom für deutschsprachige Autoren geöffnet hatte. Andererseits müssen wir nur mal gucken, wieviele Tintenzirkler allein in den letzten Monaten den Sprung zu Agenturen und Verlagen gefunden haben, bei wie vielen immerhin das Komplettmanuskript angefordert wurde.
Aus dem Stegreif kann ich dir mindestens eine High Fantasyautorin nennen, die unter Pseudonym Engelromane schreibt. Sie wird nicht die einzige sein. Selbstverständlich suchen die arrivierten Autoren sich neue Felder. Zum einen, weil es schlicht und einfach ihr Beruf ist, zum anderen entwickeln sich auch Autoren weiter und wollen neue Sachen ausprobieren.

Ich weiß nciht, weshalb wir alle jammern. Die Fantasy ist endlich ein großes Genre und die Generation, die in der Jugend Fantasy gelesen hat, die gibt es auch im Erwachsenenalter meistens nicht auf!

Moni

Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Dementsprechend schreibe ich stur weiter meine High Fantasy und mache mir ehrlich gesagt über die Vermarktung erst dann Gedanken, wenn es wirklich so weit ist, sprich ein fertiges Manuskript darauf wartet.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Drachenfeder

#18
Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55
Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Dementsprechend schreibe ich stur weiter meine High Fantasy und mache mir ehrlich gesagt über die Vermarktung erst dann Gedanken, wenn es wirklich so weit ist, sprich ein fertiges Manuskript darauf wartet.

Diese Antwort finde ich sehr gut.
Denke auch das die Vampirromanzenphase irgendwann zu Ende ist und im Hintergrund immer mehr verblasst. Die Highfantasy ist zwar nicht dauerhaft ein Spitzenreiter, aber immer anwesend. Sehr schön! Und das wird sie bleiben. Prost auf unser geliebtes Subgenre  :prost:

Falls ich irgenwann an dem Punkt stehe und mein Manuskript an den Start bringen bringen will, werde ich mir bestimmt keine allzugroßen Gedanken machen, welches Genre nun an der Spitze steht und einen Boom erlebt. Das fertige Manuskript ist dann nun mal das was es dann ist. Mal schnell noch zur Urban oder so umtippen geht ja schlecht.



Sebastian

Hallo zusammen,

ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Film "Der Hobbit" einen Boom auslösen wird. Dafür ist der Kinofilm "nur einer von vielen". Außerdem ist der Markt noch übersättigt von Hardebuschs, Abercrombies und Hohlbeins unzähligen Zwergen, Elben, Drachenklingen und wie sie alle heißen, die genau auf dieses Genre abzielen. Um ehrlich zu sein und auch wenn das jetzt hart klingt, aber da kommt kein "neuer" Autor rein, weil die alten ja noch ihre MS haben, die noch nicht vermittelt sind. Ich möchte nicht wissen, wieviele Agenturen in Deutschland noch MS von guten Autoren auf Halde haben, die sei "bei Bedarf" dann einfach an die Verlage schicken können. Ihr müsst immer dran denken, dass die Verlage mindestens ein Jahr brauchen, von der Vertragsunterschrift an, um ein MS dann wirklich auf den Markt zu bringen. Wenn nächstes Jahr also ein Hype kommen sollte, nützt es gar nichts dann schnell ein MS zu schreiben um auf diesen Zug aufzuspringe. Haben einige hier schon gesagt, aber dann sollte man es wirklich aus der Schublade ziehen, wobei ich dieses auch für unrealistisch halte, weil die Agenturen dann schon mit den Hufen scharen.

Zu den Hypes:

Okay, ich bin ein Typ, stehe also überhaupt nicht auf diese Vampirromatik-Sache.
Aber ich muss sagen, dass die Trends ziemlich klar waren, in den letzten Jahren.

Am Anfang war Herr der Dinge, also schrieben alle Mittelalter, dass hat gut funktioniert, die oben gennanten Bücher, also 'Die Orks", "Die Zwerge" und wie sie alle heißen fanden guten Absatz. Doch diese Sparte ist derzeit einfach nicht mehr präsent. Selbst die großen Autoren werden ja abgelehnt, wenn die ihren x-ten Teil von Elbenblablabla machen wollen.

Dann kam Harry Potter und jeder wollte etwas mit Magiern machen. Klar schwammen einige Autoren auf der Welle mit, aber nicht so krass, wie bei Herr der Ringe. Vielleicht, weil es sich bis jetzt hinzieht.

Dazwischen immer mal wieder dann so etwas wie "Blade", oder "Underworld", was immer für kleine Hypes gesorgt hat, jetzt aber mit "Twilight" der große Durchbruch der *überleg* Romance-Dark-Kitsch-Vampire-Love Reihe. Und wie viele sind da auf der Welle mitgeschwommen, machen es jetzt noch. Denke jeder, der das Forum ernsthaft liest, kann sich ausmalen wie die Chancen als neuer Autor mit so einen Buch sind.

Die Engel haben meiner Meinung nach nicht sooo gehypt, vielleicht kommt das noch.

Wenn ich mal meine Glaskugel befragen soll, würde ich sagen, dass jetzt bald mit Ghostbusters III wieder die Geisterjäger, also vielleicht etwas düsterer im Sinne von Constantin, etc. kommen. Aber das ist nur eine ganz grobe mutmaßung.

Was ich mit meiner ganzen Aufzählung sagen will ist: Wenn ein Hype anbricht, ist er für die Verlage schon vorbei. Also wenn der normalsterbliche das im Kino sieht, dann muss der Verlag das so bald wie möglich rausbringen und da lohnt es sich nicht, extra etwas dafür zu schreiben, weil es dann einfach schon vorbei ist.

Außerdem sind Trends sehr schwer zu bestimmen. Vielleicht ist es einfach besser sein Ding durchzuziehen, dass in der Agentur zu lagern und hoffen, dass genau die Nische mal irgendwann händeringend gebraucht wird.

Kurz zur Topic: High Fantasy ist und bleibt für mich eins der konstantestens Genres. Nur die Sparte wechselt sich. Aber ob sich Zwerge, oder Vampire, oder Zauberer die Köppe einschlagen, ist den Verlagen mal egal ;-)

Hab doch ein wenig viel geschrieben jetzt, wünsche euch aber noch nen super Abend!

Liebe Grüße,
Sebastian


Judith

Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55
Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Das denke ich auch. Vielleicht boomt sie momentan nicht so, aber sie läuft doch sehr stabil.
Ich nehm nur mal den bösen Thalia in meiner Nähe als Beispiel: Da gibts für das Vampirzeugs einen eigenen kleinen "Bestsellertisch". Für High Fantasy gibts zwei solcher Tische (größere übrigens), und davon waren sicher die Hälfte Veröffentlichungen von noch eher unbekannten deutschen Autoren. Der Rest waren halt etablierte deutsche und englischsprachige Autoren (Hennen, Hohlbein, Felten, Canavan, etc.).
Auf alle Fälle war da schon recht viel an High Fantasy auch von "neuen" Autoren.

Lomax

Zitat von: Runaway am 23. November 2010, 20:09:19Okay, wenn man jetzt diesen ganzen Vampir- und Werwolf-Kram dazunimmt, stimmt das sicherlich.
Ja, das ist ein Problem, was heutzutage alles als "Fantasy" zählt. Früher wusste man wenigstens, was mit dem Wort gemeint ist. ;) Aber heute wird alles in einen Topf geworfen, und man kann herrlich aneinander vorbeireden.
Zitat von: Die Wölfin am 23. November 2010, 20:48:24Autoren sind ja sehr langlebig, ...
Ich weiß nicht. Gerade in den letzten Jahren hatte ich spartenweise schon das Gefühl eines Massensterbens. :o Da fange ich schon an, mir Sorgen zu machen ...
Zitat von: Die Wölfin am 23. November 2010, 20:48:24die Generation, die in der Jugend Fantasy gelesen hat, die gibt es auch im Erwachsenenalter meistens nicht auf!
Sie lesen nur weniger. Viel weniger :'(
Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Nun ja, das galt für die letzten, hm, ungefähr 40 Jahre. Das könnte so weitergehen. Aber andererseits, wer weiß das schon?  ???
Zitat von: Sebastian am 23. November 2010, 23:33:30Was ich mit meiner ganzen Aufzählung sagen will ist: Wenn ein Hype anbricht, ist er für die Verlage schon vorbei. Also wenn der normalsterbliche das im Kino sieht, dann muss der Verlag das so bald wie möglich rausbringen und da lohnt es sich nicht, extra etwas dafür zu schreiben, weil es dann einfach schon vorbei ist.
Das stimmt meistens - es sei denn, der Trend kommt so überraschend, dass die Verlage nicht schon ausreichend vorgesorgt hat, und er dauert so lange, dass selbst der letzte noch sein Buch fertigschreiben und anbieten kann, bevor das Thema bei den Verlagen abgemeldet ist. Genau das ist nach dem Herrn der Ringe passiert, da lief der Boom für Völkerromane ja immer noch hervorragend, nachdem selbst die meisten Verlagsleute gesagt haben, so langsam ist der wohl mal am Ende. Auch noch zwei Jahre, nachdem alle das gedacht haben. ;D
  Aber so was passiert natürlich nicht häufig, und irgendwann ist es dann eben doch vorbei.

KaPunkt

Zitat von: Judith am 23. November 2010, 23:42:49
Für High Fantasy gibts zwei solcher Tische (größere übrigens), und davon waren sicher die Hälfte Veröffentlichungen von noch eher unbekannten deutschen Autoren. Der Rest waren halt etablierte deutsche und englischsprachige Autoren (Hennen, Hohlbein, Felten, Canavan, etc.).

Bitte entschuldigt mir den kurzen Ausflug ins Off Topic, ich bin verwirrt und wittere die Chance, Wissen zu erlangen.

Canavan wird zur High Fantasy gezählt?
Ich dachte High Fantasy zeichnet sich und/oder durch folgende Zutaten aus:
- Der große Krieg gegen den bösen Obermotz, der die Welt erobern und in ein finsteres Schattental verwandeln will (Sprich eine auch geographische riesige Handlung und eine (scheinbar) deutliche Gut/Böse Trennung)
- Eine mehr oder minder 'typische' Fantasywelt mit Elfen, Zwergen, Magiern, Monarchie etc.

Jetzt fällt aber nichts, was ich von Canavan kenne, so richtig in eine oder beide dieser Sparten. Also muss meine Definition falsch sein, oder es gibt Sachen von ihr, die mir noch begegnet sind.
Warum ist Canavan High Fantasy?

Um den Thread nicht zu sprengen, hätte ich auch nichts gegen Antworten per pn, oder einen Link, wenn das hier schon irgendwo geklärt wurde.

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Thaumaturgon

Ich denke, dass gute Sachen sich immer irgendwie behaupten können, egal, aus welchem Genre sie kommen. Angesichts der vielen teils frappierend schlechter Publikationen im Bereich Fantasy kann der Ausweg nur lauten: schreibt gute Sachen!

Drei Kapitel vor dem Epilog fange ich jedenfalls nicht an, noch Vampire einzubauen, um vielleicht doch noch von Leuten gelesen zu werden, für die ich gar nicht schreiben will...

Steffi

Zitat von: Thaumaturgon am 24. November 2010, 13:33:40
Drei Kapitel vor dem Epilog fange ich jedenfalls nicht an, noch Vampire einzubauen, um vielleicht doch noch von Leuten gelesen zu werden, für die ich gar nicht schreiben will...

Ich glaube, hier waren auch eher Auftragsarbeiten gemeint, bei denen der Verlag/Agent sich direkt an den Autor wendet und nachfragt, ob man nicht auch was im Bereich Paranormal Romance schreiben könne....
Sic parvis magna

gbwolf

Zitat von: Kirsten am 24. November 2010, 10:12:55Warum ist Canavan High Fantasy?
Mittelalterliches Setting, klare Strukturen zwischen Gut und Böse, die allenfalls ein bisschen aufgehoben werden, klassische Heldenrollen (Magier). Alles ein bisschen wie in einem Fantasy-Rollenspiel.

Also, ich bin weiter von Literaturwissenschaftlern entfernt als die ISS von der Erde, deshalb kann ich das nur so pauschalisierend ausdrücken. Richtig ausdiskutiert haben wir das hier noch nicht. ALs Orientierung kannst du dir natürlich den ziemlich langen Thread Wieviel "Phantastisches" braucht Fantasy? vornehmen. Dort sind zumindest einige typische Dinge erwähnt und diskutiert.