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Dialekte

Begonnen von Maja, 23. Februar 2006, 15:16:25

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Maja

Gerade las ich im Onlinespiegel -> einen interessanten Artikel <-: Ein Sprachpfleger aus Bayern versucht, das Wort "Tschüß" aus seinem Heimatort zu verbannen.
Wie immer man zu so einer Aktion stehen mag, es warf in mir die Frage auf: Wie halten wir Weltenschöpfer es denn mit den Dialekten? Damit meine ich nicht Brocken des Elfischen, Altdunistani oder anderen Fremdsprachen, die ein Charakter gelegentlich einwerfen mag, sondern die regionalen Unterschiede - Nord und Süd, Ost und West, überall, wo man eine Einheitssprache spricht, scheint man sie gleich zu sprechen. Keine Benrather Linie, die Wasser und Water trennt. Kein Tschüß, kein Tschö, kein Grüß Gott...

Aber ich erinnere mich, daß ich mir schon einmal Gedanken zu dem Thema gemacht habe, nämlich mit Monica, vor über zehn Jahren, als wie die Öbba schrieben. Damals schöpften wir aus unseren sprachlichen Unterschieden - immerhin trennen 120 Kilometer Niederrhein und Münsterland! - und arbeiteten verschiedene Regionalgepflogenheiten aus für die getrennten Völker Öbs.
Beispiel: In Raköb ist die korrekte Anrede "Mein Herr" für Männer, "Meine Dame" für Frauen. In Asböb dagegen sieht man derartiges als unverschämten Besitzanspruch ("Ich bin doch nicht deine Dame!") und redet sich hochachtungsvoll mit "Meister" oder "Meisterin" an, unabhängig vom tatsächlichen Berufsabschluß.

Habt ihr auch schon mal in dieser Richtung lokalkolorisiert? Und was ist dabei rausgekommen? Hier ist Platz für eure Ideen und Erfahrungen. Und ich warte gespannt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Rei

Hmm, darüber habe ich noch nie nachgedacht... Aber ein interessanter Gedanke... In der neuen Version von "IRONSIDE" (der Name wird dann wohl auch gekippt... *seufz*) benutze ich, äh, derbe Umgangssprache, aber keinen Dialekt.

Wäre aber mal zu überdenken...

Manja_Bindig

Ja, ich mach dialekte rein - ohne wäre es langweilig, die Geshcihcte farblos.
Ein Hafenarbeiter spricht anders als ein Adliger, ein Bauer anders als ein Händler.
Eine elfe beherrscht ihre sprache ohne Dialekt - spricht sie dagegen eine der Menschensprachen... au weh, da kann es böse enden.
Das muss sein, sonst ist de Geschichte nicht richtig plastisch.

Außerdem sind Dialekte süß. Und lustig.
Beispiel: Mendik und Mavrud, meine heißgeliebten Zwillinge... als sie bei den elfen sind, müssen sie sich einen anderen Dialekt zulegen, obwohl sie eigentlich aktzentfrei elfisch können(ihr Meister hat sie getriezt!).
Als Ergebnis... eine Mischung aus Sächsisch, plattdeutsch, schwäbisch und Bayrisch. Man verstand, was sie sagten... aber es gibt ihnen PRofil, schon, weil es total süß klingt...

Rei

Zitat von: Manja_Bindig am 23. Februar 2006, 15:53:48
Ein Hafenarbeiter spricht anders als ein Adliger, ein Bauer anders als ein Händler.
Das ist klar. Da mache ich auch Unterschiede, nur benutze ich keinen expliziten Dialekt bzw. Mischungen aus Dialekten. Es gibt eben die "einfache" Sprache - nenne ich es mal einfachheitshalber - und die "gehobene" Sprache.  Aber das hat meiner Meinung nach nichts mit Dialekt zu tun... Oder?

Zealot

ich benutze etwas, das ich wohl eher als Slang bezeichnen würde, ich verschlucke einzelne Buchstaben oder führe Wörter zusammen...
sowas wie: was'n los oder ähnlich verkürzungen aber ob das als Dialekt durchgeht??

Maja

Es geht nicht um Umgangssprache. Es geht darum, wie sich Figuren, weniger durch ihren sozialen Stand, sondern vor allem durch ihre geografische Herkunft voneinander unterscheiden.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Zealot

hmm... ich finde das Verwenden von echten DIalekten eher störend. Als Leser wie auch als Schreiber. Ich habe ein paar Bücher deren Dialoge teils in Bayrisch oder Österreischich (ja, ja Östereichisch ist kein Dialekt) ablaufen und wenn diese Dialoge nicht unbedingt wichtig überspring ich sie, weil mir das lesen zu anstrengend ist...

Ich hab ja schon manchmal Probleme Kölsch zu verstehen  :-[

Schelmin

Hi!
Also Unterschiede von der geografischen Herkunft her gibt es bei mir nicht.
Zwar haben die einzelnen Völker/ Länder ihre eigenen Sprachen, aber alle haben auch eine gemeinsame. Da mein Fünfteiler bis auf wenige Ausflüge in einer Stadt spielt, ist das schon mal kein Problem.
In einem anderen Roman gibt es einen Zauber, der macht, daß man sich verständigen kann.
Schelmin

Berjosa

Obwohl ich eine begeisterte Anhägerin von Dialekten im Roman bin, passen sie in eine Fantasy-Welt genausowenig wie englische Einsprengsel. Wenn Lords und Ladies herumstiefeln, dann bitte im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, aber nicht in Fantasmagórien. Erst recht allergisch bin ich gegen redende Namen wie z.B. Red Herring in deutschen Texten.

Schwierig wird es, finde ich, bei Wörtern, die zwar kein Dialekt, aber für die jeweils andere Fraktion eindeutig nord- bzw. süddeutsch sind - wenn z.B. irgendwo gefeudelt wird. Oder bei den Französisch-Schnipseln, die in der Schweiz häufig verwendet werden.

Andererseits gebe ich mir Mühe, innerhalb dieses Rahmens die geographische Herkunft meiner Figuren sprachlich darzustellen. Am weitesten bin ich damit in zwei Ländern meiner Lieblings-Fantasywelt. Die Sprache des Kaiserreichs Stanemark ist leicht altertümlich-gedrechselt, die übliche Anrede ist Ihr bzw. von oben nach unten Sie/Er. Printier sprechen eher flapsig und reden jeden potentiellen Gesprächspartner mit du an.

Wenn ich mir die Sache genau überlege, ist das für mein aktuelles Projekt eine böse Stolperfalle. Meine Helden kommen aus drei verschiedenen Regionen eines Kontinents, sie machen lange Zeit Zwischenstation auf einer Insel, wo Vertreter aller zivilisierten Völker ihrer Welt zusammenarbeiten, und erleben auf einem anderen Kontinent Abenteuer, in denen bisher drei verschiedene Völker eine Rolle spielen. Und, wie oben erwähnt, möchte ich das sprachlich schon irgendwie abbilden ...

Lingus, die Fantasy schreiben, sind eine Landplage.

Schöne Grüße

Susanne

Schelmin

ZitatWenn Lords und Ladies herumstiefeln, dann bitte im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, aber nicht in Fantasmagórien. Erst recht allergisch bin ich gegen redende Namen wie z.B. Red Herring in deutschen Texten.
Sehe ich vollkommen anders. Das ist bei mir wenigstens unter dem menschlichen Volk allzeit üblich. Ich bewege mich bei Namen und Titeln stets quer durch Europa. Dagegen kommen bei mir wirkliche Fantasienamen nur bei exotischen Völkern vor. Finde ich auch okay so.
Schelmin

Rei

Zitat von: Maja am 23. Februar 2006, 16:09:01
Es geht nicht um Umgangssprache. Es geht darum, wie sich Figuren, weniger durch ihren sozialen Stand, sondern vor allem durch ihre geografische Herkunft voneinander unterscheiden.
Nein, das gibt es in keiner meiner Geschichten. Aber wie ich schon gesagt habe, wäre es sicherlich ein interessanter Aspekt, den man in eine Geschichte einbauen kann. Die Frage ist nur, ob eine - sagen wir mal - hessisch sprechende Elfe vom Leser ernst genommen werden kann. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich denke, unsere bekannten Dialekte passen nicht in eine Fantasywelt, außer vielleicht, unser schwäbischer Held gerät irgendwie in die andere Welt. Das fände ich dann wieder sehr charmant (in Ermangelung eines passenderen Wortes). Eigens kreierte Dialekte hätten in einer reinen Fantasywelt wieder einen ganz anderen Stellenwert. Das würde wieder passen...

Also, kurz gesagt: In einer reinen Fantasywelt fände ich es nicht passend "unsere Dialekte" zu nutzen, in einer "realen Welt" oder mit Bezug zur realen Welt finde ich es ok. IMHO...

Zealot

wie bereits gesagt, finde ich Dialekte im allgemeinen schwierig, ausser man kommt aus der Gegend in der dieser Dialekt gesprochen wird.
Und ein erfundener Dialekt dürfte noch schwieriger sein, da der Leser damit überhauptnichts anfangen kann...
just my opinion  ;)

Rei

Zitat von: Zealot am 23. Februar 2006, 19:59:00
Und ein erfundener Dialekt dürfte noch schwieriger sein, da der Leser damit überhauptnichts anfangen kann...
just my opinion  ;)
Der Dialekt muß ja nicht ganz neu erfunden werden, da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. Klar kann jemand mit einem niegelnagelneuen Dialekt nichts anfangen, so wie manche von uns ja auch mit "unseren" Dialekten Schwierigkeiten haben (also ich zumindest... ;) ). Das ist ganz klar. Aber so eine Mixtur aus bekannten Dingen, die jeder schonmal gehört hat, könnte dem Ganzen doch auch eine gewisse Stimmung verleihen. So meine ich das: Eine Mixtur aus Bekanntem, das hinterher doch etwas Neues ergibt... *verwirrt bin*

Zealot

willst du Sächsisch mit Bayrisch vermischen??
"joa da shaust hör ö schoggoladenküchen" ;)
*noch verwirrter bin*  ;D

Rei

Zzzzppp... Da haste Dir aber die, äh, besten Beispiele rausgepickt...!  ;) Den Schokokuchen kapier ich noch, aber dann... Wei oh wei! Natürlich nicht soooo offensichtlich mixen... N bissl Phantasie muß noch dazu und unsere Elfe sagt... Öhm *interpretier, was das heißen soll*: Jo mei, her mit dem Schoggoguchen!"  :P