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Esskulturen

Begonnen von Lucien, 13. November 2010, 14:42:22

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Lucien

Hallo Leute!

Ich habe das Thema hier noch nicht gefunden, deshalb mache ich mal den Anfang:

Wie steht es bei euch mit dem Essen? Denkt ihr euch für eure Völker eigene Gerichte aus oder bestimmte Tischrituale etc.?

Bei mir hat es sich irgendwie automatisch so ergeben, dass sich bei einem meiner Völker - den Ocholai - ein bestimmter Stil herauskristallisiert hat: sie ernähren sich sehr gesund und entsprechend beinhalten die meisten Gerichte viel Obst oder Gemüse.
Mein persönlicher Favorit ist das Fruchttütchen:
Das sind
Zitatkleine Teigtaschen, die mit Fruchtwürfelchen und Kräutern gefüllt waren.
Außerdem bei den Ocholai sehr beliebt, der Lanona-Tee:
ZitatDer Tee wurde aus Lanona, einem besonders gesunden Kraut, hergestellt. Er schmeckte leicht bitter und scharf und für gewöhnlich wurde er mit einem Schuss Zitrone getrunken.

Und? Was gibt es bei euch an Kulinarischem?

Liebe Grüße
Jenny

Aidan

Ja, es gibt bei meinen Völkern Esskulturen.

Die Ejeschtani essen nur zu bestimmten Zeiten im Jahr - und dann nur sehr mäßig - Fleisch, ansonsten viel Obst, Gemüse und ähnliches. Kräuter und Tees haben einen sehr hohen Stellenwert. Bei den Priesterinnen gehört die Asharusnuss, eine etwa Kokosnuss große Nuss, zum Speiseplan. Teilweise wird sie ausgehöhlt und der Inhalt mit anderen Zutaten vermischt und dann in der Nussschale serviert. Die Asharusnus hat einen bewusstseinsverändernden Inhaltsstoff, der je nach Zubereitung stärker oder schwächer wirkt. Dementsprechend ist sie zum einen den Priesterinnen vorbehalten, zum anderen ist die Zubereitung an bestimmte Rituale und Zeiten gebunden.

Das Nachbarvolk, die Vatach, sind ein Volk, in dem der Kampf und Kampfspiele einen starken kulturellen Einfluss hat. Sie sind gute Jäger und essen viel Fleisch.

Für meine Prota - eine ejeschtanische Priesterin, die eine Zeit mit den Vatach reist - bedeutet das, dass sie einen deutlichen Wechsel erlebt und am Anfang irritiert ist. Vor allem, weil sie von der stark geistig beeinflussenden Nahrung auf eine eher körperbezogene Nahrung umstellen muss. Es fällt mir gerade schwer, dass besser zu beschreiben.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Feather

Um die beiden Arten meines Völkchens noch weiter zu differenzieren, hat sich bei mir auch irgendwann eine eher gespaltene Esskultur entwickelt. Meine Hochlinger begnügen sich mit Dingen die sie selbst anpflanzen können (Kartoffeln, Rüben) und natürlich alles was irgendwo wächst und essbar ist. Also eher die Vegetarier Variante. Fleisch gibt es sehr selten, bei ganz besonderen Anlässen und ist auch dann noch sehr verpönt. Bei den Anderen (die irgendwie immer noch keinen vernünftigen Namen tragen... ) geht es eher in die Richtung Fleisch, sie sind kriegerisch und auf ihre Kräfte angewiesen, was diesen Konsum etwas erklärt und sind nicht so sehr auf die pflanzlichen Inhaltsstoffe angewiesen, wie die Hochlinger, da ihre geistigen Fähigkeiten nicht so ausgeprägt sind.

In der Urform meiner Geschichte, tauchte auch mal ein grüner Brei auf. Ich glaube heute, es sollte eine Art pürriertes Gemüse sein. Aber da ich nicht mehr wirklich weiß, was ich mir damals dabei gedacht habe, ist es in der Versenkung verschwunden.

Antigone

Bei meinem Bergvolk gab es mal anlässlich eines Festes einen Kuchen, gefüllt mit Trockenfrüchten und Honig. Der hat den Betaleserinnen so gut gefallen, dass ich versucht habe, ein entsprechendes Rezept für das Nachwort zu finden. Leider vergeblich...

Lucien

Wow, das klingt ja alles interessant.

@ Antigone: Das mit dem Rezept klingt spannend! Ich stelle mir da spontan eine Form aus Teig vor, wie einen Topf, der nach dem Backen gefüllt und mit Sahne abgedeckt wird.  :hmmm:
(Die Gerichte nachkochen wäre bestimmt auch mal spannend  ;D )

Judith

#5
Ich hab tatsächlich mal ein "Fantasygericht" nachgekocht, und zwar folgendes (Achtung, unüberarbeitete Rohfassung!):

ZitatDer Verkäufer reichte jedem von ihnen einen Spieß, auf den zusammengerollte und mit Käse überzogene Blätter aufgespießt waren. Sie setzten sich damit auf eine der steinernen Bänke, die vor der Garküche an der Straße aufgestellt waren.
Riava schnupperte neugierig an dem Spieß. Er roch würzig und ein bisschen süß. "Was ist das?"
"Das sind die Blätter des cumeischen Süßdorns", sagte Lechan. "Sie sind mit Fleisch, Nüssen und Datteln gefüllt."
"Und die Blätter kann man auch essen?", erkundigte Riava sich skeptisch.
"Natürlich."
Als Lechan und Vendalar zu essen begannen, folgte Riava ihrem Beispiel etwas zögernd. Und stellte fest, dass es überraschend gut schmeckte. Die Blätter waren weich und ein wenig bitter, die Füllung schmeckte sowohl nach würzigem Fleisch als auch nach Früchten und süßen Gewürzen, die Riava von lidanischen Keksen kannte. "Mmmh", machte sie und fing ein amüsiertes Lächeln von Vendalar auf.
Eine Weile saßen sie in der Sonne und genossen die gefüllten Blätter. Als sie fertig waren, hätte Riava am liebsten noch einen zweiten Spieß für sich gekauft, aber Vendalar wirkte bereits ungeduldig, und auch Lechan schien auf den Aufbruch zu warten. Also schluckte sie rasch den letzten Bissen hinunter, und dann gingen sie los.

Es klingt zwar in der Mischung etwas schräg, aber es hat ziemlich gut geschmeckt, und zwar nicht nur mir, sondern auch einer ganzen Reihe von Testessern (Weltenbastler-Treffen sei Dank  ;D ).
Grundsätzlich ist diese Mischung süß und deftiges Fleisch in dieser Gegend dort üblich.

Naja, ich beschreibe selten ein Essen in dieser epischen Breite, aber ich überleg mir auch sonst meistens, was man in den jeweiligen Ländern typischerweise so isst.

Spinnenkind

Mhh, das klingt ja alles interessant ;D Und lecker!

Ich bin seit meiner Reise nach China sehr von den dortigen Essgewohnheiten fasziniert - Kleinigkeiten wie Teigtaschen, Spieße, dampfende Getränke...

Allerdings habe ich mir da noch nie so Gedanken drüber gemacht  :hmmm: Schande über mich, ich liebe doch Essen!

Hoellenpfau

Eigentlich essen die Personen in meinen geschichten ganz normal, aber es scheint viel Spaß zu machen, Essen zu erfinden, denn erst vor kurzem habe ich ein Gebäck "erfunden":

ZitatZu der großen Teekanne stellte Tante Lucia noch ein tablett mit allerhand Gebäck. Verschiedene Kekse, Törtchen und einer Art Kugeln, die scheinbar mit Schokolade überzogen waren.
"Was ist das?", fragte Dita interessiert und zeigte auf die runden Teigbällchen.
Tante Lucia schmatzte etwas, da sie gerade ein großes Stück Torte hinunterwürgte, und begann dann zu sprechen: "Erddorn-Kugeln, vom Bäcker in der Straße. Das sind kleine, mit Honig gefüllte Teigbällchen, die mit den mit Wasser vermengten Sporen des Erddorns überzogen sind."

Ich glaube seit Berti Berts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen kann man sich als Autor erlauben alles mögliche an Essen zu erfinden, so verrückt es auch scheint.

Rakso

#8
Die Eigenheiten von Völker/Kulturen runden einen guten Fantasy-Roman ab, und da gehört das Essen und ein eigenes Rezepteinventar, wie ich finde mit dazu.

Ich persönlich kreiere Gerichte, die man auch locker zuhause nachkochen kann. Man selbst sollte ja auch was davon haben ;D

Zum Beispiel ein leckeres Guijatza:

Zitat
"Für 'n gutes Guijatza brauchst du nur Fleisch nach Wahl, ein paar Wüstentomaten, n' halben Liter Wasser,
'ne Zwiebel, 'ne schöne Pelek-Schote (Paprika), etwas Salz, Pfeffer und Zimt. ", schwaffelte Svogir, während
er, über den großen Topf gebeugt an der rötliche, brodelnden Masse roch. Hunyadi sah den Goblin skeptisch an.
Der erwiederte grinsend: "Is' zwar turazisch, schmeckt aber höllisch gut."

Hoellenpfau

Die ganze Grammatik in deinem Zitat, Esteve, verwirrt mich.
Am verwirrendsten:

ZitatHunyadi den Goblin skeptisch an

sowie

Zitataber schmeckt aber höllisch gut

Trotzdem ein interessantes Gericht.
Klingt wie eine Paela (oder wie man das schreibt) ohne Reis.

Rakso

#10
Zitat von: Höllenpfau am 19. November 2010, 17:40:13
Die ganze Grammatik in deinem Zitat, Esteve, verwirrt mich.
Am verwirrendsten:

Upps, hab' wieder etwas zu schnell geschrieben.  :wums: Sorry, aber danke für den Hinweis.

Das Ganze basiert auf ein Gulasch mit arabischen Einflüssen. An die Paella habe ich dabei eigentlich nicht gedacht.

Gruß,
Esteve

zDatze

Hehe, ja das liebe Essen. Meine Protas müssen eigentlich die meiste Zeit hungern. *hüstel*

Ich bin aber auch schon oft über dieses "Essens"-Problem gestoßen. Ich finde es aber auch schwierig die richtigen Recherchequellen zu finden, wenn man sich an einer bestimmten Zeitperiode orientiert.
Bei einem Projekt bin ich erst beim Schreiben auf diese Wissenslücke gestoßen. Da sollte einer meiner Charas Essen besorgen und ich saß dann da und grübelte nach, ob es damals schon Konservendosen gab. Und wie das generell mit den Einkaufsmöglichkeiten aussah ...
Ich bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich diesen Recherchepunkt unbedingt ausfühlrich nachholen muss, aber nicht jetzt ... später, weil ich doch weiterschreiben will. Deswegen habe ich auf den Standard zurückgegriffen: Brot und Wein bzw. Bier.

Brot und Wein gibt es bei mir immer noch bei jeder Gelegenheit. Liegt aber daran, dass ich die Details dann erst beim Überarbeiten einbringe, wenn mir spontan keine Ideen im Kopf herumspringt. Ich zerbreche mir sonst stundenlang den Kopf darüber.

Also, auf die Dauer gesehen, ernähren sich meine Protas sehr ungesund. Und vor allem einseitig. ::)

Drachenfeder

Zitat von: zDatze am 06. Dezember 2010, 10:23:40
Hehe, ja das liebe Essen. Meine Protas müssen eigentlich die meiste Zeit hungern. *hüstel*

Öhm, ja. Im alten Manuskript mussten das meine Protas wohl auch. In meinem neuen Projekt steht der Prota auf die einfachen und ungesunden Dinge des Lebens: Pizza & Bier (ab und an mal Cola)

Was mein Engel isst und trinkt? Da sollte ich mir mal drüber Gedanken machen.



Kraehe

Hmpf... Essen ist bei mir, glaube ich, noch zu irrelevant. Das letzte, das ich detailliert aufgetischt habe, war eine Art Müsli mit Trockenfrüchten, Nüssen und so. 8)

Allerdings wird mein nächstes Projekt mit einem Festmal beginnen, den Speiseplan muss ich noch ausarbeiten  :hmmm:

Und im Übernächsten bekommt mein Prota Ratten. Kommt davon, wenn man sich zum Verräter  macht und gesucht wird...

KaPunkt

Es gibt Andeutungen zum Thema Tischsitten.
Z.B. essen fast alle Relver mit Besteck, während die Tagoren der Meinung sind 'Dass man das Essen nicht unnötig verkomplizieren muss' und einfach ihre Finger nehmen.

Auch sonst habe ich keine komplette Küchengeschichte für meine Völker im Kopf, aber ich benutze Essen, um die Welt bunter und plastischer zu machen.
Dann wird im Nebensatz erwähnt, dass sich die Figur nur noch Brot und Obst leisten kann (Brot ist Grundnahrungsmittel, Obst gibt es wegen naher Oasen billig), dass die Duremmnis ständig Tee trinken (Heißes Land und schmutziges Wasser, da macht Tee Sinn) Oder das N'Duma Dahn niemals Alkohol trinken und überhaupt am liebsten nur Wasser (Weil Geschmack ablenken könnten und Alkohol sowieso böse ist)
Oder, um Figuren mit ein paar Strichen Tiefe zu verleihen.
Das Lieblingsfrühstück von Relter ist z.B. gebratene Leber mit brauner Soße und Zwiebeln. Wir haben es also vermutlich nicht unbedingt mit einem sensiblen Feingeist zu tun.  ;)

So eben.
Tiefer denke ich darüber nicht nach.

Was mich aber mal interessieren würde:
Kaffee?
Ist eine Welt ohne Kaffee denkbar?
Für mich selbst als Teetrinker prinzipiell schon, aber ich kenne genug Morgenzombies, um da meine Zweifel zu haben. Außerdem gibt es in erstaunlich vielen Fantasy oder Sci Fi Büchern Kaffee-Ersatz-Produkte (so nenne ich sie mal).
Die heißen dann beispielsweise Kaff oder Kafje, sind schwarz, werden möglichst stark getrunken und machen wach.
Mir stellt sich da die Frage, warum überhaupt einen neuen (?) Namen ausdenken, wenn eine Welt ohne Kaffee offenbar so wenig vorstellbar ist wie eine Welt ohne Schwerkraft?
Also, gibt es bei euch Kaffee? Kaffee ähnliches? Und Warum?

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)