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Ich bin dann mal schnell plotten

Begonnen von Cherubim, 04. Juli 2010, 10:46:43

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Zit

Zitat von: SmaragdAllerdings ist plotten ja gerade etwas anderes als einfach einige Ideen zu bekommen. Plot klingt für mich immer nach etwas sinnvoll zusammenhängendem, nicht nach Inspiration.

Ich vergleich's mal mit dem Pulli-Stricken. Da macht man sich doch auch vorher Gedanken wie er aussehen soll: Farbe; Größe (Schnitt); Wollentyp; Ärmel, Kapuze, Bommeln (wenn überhaupt), etc.
Einfach los stricken ohne überhaupt eine Ahnung zu haben, was es werden soll, wird nix. Aber das ist wohl nicht allen genauso beim Schreiben bewusst bzw. kümmert es sie. Heißt ja auch: never change a running system. Warum also vom "einfach Tippen" zum "Gedanken machen" kommen ...

Nja, soll jeder seinen Pulli so stricken wie er will - ich spar beim Stricken selber gerne Zeit und weiß auch ganz gern was am Ende heraus kommt, durchbrochen von nur (einkalkulierbaren bzw. wenig schlimmen und schnell lösenden) kleineren Problemchen. :)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Moa-Bella

Zitat von: Smaragd am 22. Juli 2010, 15:30:37
Allerdings ist plotten ja gerade etwas anderes als einfach einige Ideen zu bekommen. Plot klingt für mich immer nach etwas sinnvoll zusammenhängendem, nicht nach Inspiration.

Hm, ich sehe das ein wenig anders. Plotten ist für mich der Prozess, wenn ich mir all meine Ideen zusammenklaube, neue sammle und daraus schließlich die gesamte Handlung meines Romanes wird, das schließt die chaotische Phase am Anfang mit ein.

Redwood

Puh, wenn ich daran denke, dass ich früher sowieso überzeugt war, dass Autoren sich einfach hinsetzen und ein Buch schreiben und mit den Begriffen "Plot", "Prolog", ja sogar mit "roter Faden" äußerst wenig anzufangen wusste, dann graut es mir immer noch (gut, was heißt früher ::) da war ich....9 oder 10).

Ich habe es diesmal, bei meinem ersten ernsthaften Buchprojekt, aber auch anders gemacht. Ich wusste, dass meine Art des intuitiven Drauflosschreibens mir viele Probleme einbringen würde, darum habe ich es mit Plotten versucht. Ich schreibe ja immer noch an dem Buch und habe eine Parallelhandlung mit eingeführt, die eigentlich nicht geplant war, während ich noch an dem selben Plot saß. Im Nachhinein kommt mir das jetzt komisch vor, wo ich anderthalb Jahre damit gearbeitet habe, aber einige winzige Löcher ließen sich bisher leicht stopfen :hmmm: .

Die eigentliche Arbeit an meinem Plot bestand darin, dass ich mich hingesetzt habe, nachdem ich den ganzen Tag gebrütet hatte, und alles einfach auf etliche Bögen Papier zu krakeln (Charakterbeschreibungen auf Extrabögen). Dann habe ich geschaut, wie sich das in Kapitel einteilen ließ und habe angefangen. Die Fehler, die sich ergaben, habe ich einfach beim Schreiben selbst geändert (mit Bleistift Teile Streichen und Änderungen an den Rand krakeln) und weitergemacht.

Ich weiß, das klingt sehr instabil, aber noch komme ich damit zurecht. :psssst:

LG, Redwood

Einsamer Falke

@Redwood
Oh glaub mir, ich habe es bis vor kurzem genauso gemacht (also einfach drauf losgeschrieben)... Ich hatte mir zwar (im Gegensatz zu Versuch Nummer 1) bereits ein grobes Konzept für die Geschichte ausgedacht, Anfang, Ende und einige Schlüsselereignisse standen auch fest.
Aber die eigentliche Handlung habe ich wieder nur so drauf los getipt, wesswegen ich jetzt zum dritten Male neu anfangen werde, aber zuerst bringe ich noch ein anderes Projekt zu Tastatur.

Bei eben diesem Projekt habe ich das (mehr oder minder notgedrungen) folgendermaßen gelöst:
Ich sitze in letzter Zeit (und vorraussichtlich auch in den nächsten drei Jahren) unter der Woche täglich etwa anderthalb Stunden im Bus.
Da ich erst relativ spät nach Hause komme, habe ich mir angewöhnt, diese Zeit sinnvoll zu nutzen und Kapitel in meinem Block niederzuschreiben, jedenfalls grob umrissen. Sieben habe ich schon, das Achte ist in der Mache. Das einzige, was störenden Einfluss ausübt, sind die Schlaglöcher auf der Strecke, aber inzwischen kenne ich die meisten auswendig und weiss, wann ich kurz aufhören muss zu schreiben.  :rofl:

Am Wochenende finde ich mich dann im Idealfall vor meinem PC wieder und trage dieses grobe Konzept in verfeinerter Form in Storybook ein (übringens ein super Programm, bin damals über den entsprechenden Thread dieses Forums darauf aufmerksam geworden :) ).
Und daraus werde ich dann, wenns mal fertig ist, ein ganzes Buch zusammenschustern, jedenfalls hoffe ich, dass es diesmal funktioniert.

Gruß
Eric

Faol

ich glaube das plotten ist mein Problem, ich schreibe viel zu sehr drauf los. Habe mir nur wenige Dinge vorher überlegt. Das blöd ist, dass man sich dann schnell selber verrennt. Aber vorher die Handlung festlegen, dass schaffe ich nicht, weil mir viele Ideen erst beim schreiben kommen
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
(Robert Frost - The Road Not Taken)

Telas

Zitat von: Faolan am 21. August 2010, 12:48:13
ich glaube das plotten ist mein Problem, ich schreibe viel zu sehr drauf los. Habe mir nur wenige Dinge vorher überlegt. Das blöd ist, dass man sich dann schnell selber verrennt. Aber vorher die Handlung festlegen, dass schaffe ich nicht, weil mir viele Ideen erst beim schreiben kommen

Das Problem hab ich auch. Zwar habe ich mittlerweile immer einen Plot, an dem ich mich grob orientiere, allerdings besteht dieser meist aus Stationen, die meine Handlung durchlaufen muss, um zum Ende zu gelangen. Das Ende plotte ich eigentlich nie schon am Anfang mit weil ich sehen will, wie sich meine Geschichte entwickelt und welche neuen Möglichkeiten sich dabei auftun, die ich vorher nicht in Erwägung gezogen hatte.
Sei beim Schreiben ruhig spontan, das ist bestimmt kein Fehler. Wenn mir beim Schreiben eine neue Zweighandlung oder eine Planänderung einfällt, dann schreibe ich sie mir sofort in einem separaten Wordsheet auf.
Anhand der bisherigen Geschehnisse, die ich zur Erinnerung immer stichwortartig am Ende des Schreibtages festhalte und meiner doch sehr groben Handlungslinie ist es oftmals gar nicht so schwer, einen Zusammenhang zwischen den Lücken zu finden und den Schreibfluss aufrecht zu erhalten.
Wenn du am Anfang einfach drauflos schreibst ist es allemal noch besser, wie wenn du es gegen Ende machst.
Am Anfang ist jede Geschichte noch frei, will heißen, du hast noch keine Rahmenbedingungen definiert, mit denen du deine Varianten eindämmst, die dir zur Verfügung stehen.
Den Anfang zu schreiben macht mir immer am meisten Spaß und es geht am schnellsten, da Überlegungen ob das Geschriebene mit meinen bisherigen Ausführungen in diesem Projekt zusammenpasst, wegfallen.

Cherubim

Hey ihr Lieben,
vielen Dank für eure Antwortungen. Ich sehe schon plotten ist so individuell und verschieden wie die Autoren, die es machen oder eben nicht machen.
Aber es ist interessant, mal eure Meinungen und Erfahrungen zu lesen. Mittlerweile komme ich etwas voran mit meiner Geschichte. Nicht so gut wie ich es mir gewünscht hätte, aber langsam wird es.
Ich habe mir vorgenommen, es einmal mit einer Kapitelübersicht zu probieren.


Sanjani

Hallo ihr Lieben,

ja, das mit dem Plotten ist so eine Sache. Ich habe mir noch nie Sachen aufgeschrieben über eine Geschichte, ich habe immer gleich die Geschichte geschrieben. Allerdings habe ich so einige Ideen für halbfertige Sachen daher schon wieder halb vergessen.

Früher lief das immer nach demselben Schema: Es ist Anfang Januar, ich höre oder lese oder erlebe etwas Inspirierendes, es macht Peng und ich schreibe. Und wenn ich nicht schreibe, entstehen die Szenen in meinem Kopf, als würde sie mir jemand vorlesen, das ist ganz schwierig zu beschreiben. Meist passiert das abends vor dem Einschlafen oder morgens vor dem Aufstehen. Während des Tages habe ich nicht so viel Zeit für meinen "inneren MP3-Player", da er auch manche Sätze mehrfach abspult, damit ich die Wörter prüfen kann, ob sie passen.
Wenn ich mich dann rechtzeitig hinsetze und das aufschreibe, kann ich es beinahe selbst miterleben. Wenn ich zu lange warte, verblassen die Szenen wieder und werden uninteressant.
So habe ich dann kürzere werke innerhalb von drei oder vier Monaten heruntergeschrieben. Oft kamen mir auch Ideen beim Schreiben und manchmal entwickelte sich die Geschichte ganz anders als ursprünglich geplant.

Beim "Geheimnis der Drachenkrieger" habe ich etwas total Neues ausprobiert. Ich hatte eine Idee im Kopf, dass eine bestimmte Sache mit meinem Hauptcharakter passiert, diese habe ich aufgeschrieben und einfach geschaut, was sich ergibt.
Diese Szene befindet sich inzwischen auf Computerseite 60 aufwärts. Danach habe ich dann geschrieben, wie es kam, meist entstanden so große, noch unzusammenhängende Plotblöcke, deren Reihenfolge aber rasch feststand. Die unbequemen und schwer zu schreibenden Lücken habe ich dann zuletzt gefüllt, so entstand auch der Anfang zum Schluss ;-)
Das klingt vielleicht irgendwie abstrus, aber erstaunlicherweise hat sich dann doch alles gut aneinandergefügt. Ich musste nur eine Szene am Ende umschreiben, weil sie nicht mehr passte.

Ich muss sagen, das war eines meiner vergnüglichsten Schreibprojekte, weil ich so nah an der Idee schreiben konnte. Allerdings funzt das jetzt bei den Fortsetzungsbänden irgendwie nicht mehr so gut. :-(

Herzliche Grüße, Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Telas

@Sanjani. Für mich klingt das nicht abstrus, eher vertraut. Spontane Einfälle niederzuschreiben oder gar ganze Geschichten daraus zu schreiben, das mache ich auch.
Es macht viel Spaß der Eigendynamik einer Geschichte nachzugeben und am Ende auf das Ergebnis zu schauen.
Wenn ich daran denke, wo mir meine Grundideen kamen, muss ich meistens schmunzeln. Im Bett, unter der Dusche, beim Joggen...meist in ruhigen Momenten.
Das du dir mit der Fortsetzung so allerdings schwer tust, ist verständlich. Schließlich muss der zweite Teil auf den ersten aufbauen und das erste Buch schränkt deine unbegrenzten Optionen durch seine Handlung für Band II ein.
Aber ich denke, auch ohne allzu viel Nachdenken wird das schon werden.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg.

Spinnenkind

Ich bin so heilfroh, diesen Thread gefunden zu haben - all mein Leid in diesem Thread  :d'oh:

Es ist genau das, was ihr beschrieben habt: Die Grundidee habe ich, Anfang und Ende auch. Das große Problem bei mir ist das, was ich "Timing" nenne. Es gibt gewisse Informationen, die im Laufe des Buches aufgedeckt werden müssen, sonst ist es ja nicht spannend, gell? Die Frage ist zu welchem Zeitpunkt, von wem und wie werden diese Infos aufgedeckt?
Besonders lustig mit vielen Handlungssträngen  :gähn:

Es ist echt sauschwer, und an dieser Aufgabe sitze ich jetzt schon seit Monaten. Ich würde so gerne endlich richtig loslegen :'(
Ich denke auch manchmal, mein Problem ist genau das Gegenteil von Faolans: Ich traue mich nicht, "einfach drauf los zu schreiben", es muss alles perfekt konzipiert sein, sonst habe ich das Gefühl, ins Blaue zu schreiben.

Wie macht ihr das denn, auch an die erfahreneren Autoren? Helfen euch da gewisse Software-Programme?

Spinnenkind

Eine Sache fällt mir dazu noch ein:

Bei mir ist es so, dass die Welt, das Universum, zu allererst da war und ich bestimmt Vorstellungen davon habe, was in ihr passieren soll. Dadurch habe ich das Gefühl, dass die Charaktere darunter leiden :'( Sie sind eigentlich nur ein Spielball der Ereignisse, und das macht sie ja nicht gerade interessant.

Was meint ihr dazu?

Thaliope

@Spinnenkind: Interessant wird ein Charakter womöglich dadurch, wie er mit den Launen des Schicksals umgeht, die ihn treffen. Um sie herum passiert etwas - und dann haben sie die Chance darauf zu reagieren. In dieser Reaktion dürfte sich ihre Persönlichkeit zeigen. - Nur eine ganz spontane Idee dazu.

LG
Thali

Steffi

Zitat von: Spinnenkind am 07. Oktober 2010, 11:34:45
Bei mir ist es so, dass die Welt, das Universum, zu allererst da war und ich bestimmt Vorstellungen davon habe, was in ihr passieren soll. Dadurch habe ich das Gefühl, dass die Charaktere darunter leiden :'(

Oh, bin ich froh, dass es nicht nur mir so geht  :knuddel:
Sic parvis magna

Thosuko

Ich plotte immer nur die groben Züge, damit ich ins Ziel finde. Es sind meist vier ... fünf Seiten und das reichte mir bisher. Die besten Ideen kommen bei mir beim Schreiben und nicht, wenn ich mehrere Wochen darüber nachdenke. Genau nach Plot zu schreiben würde zu sehr in Arbeit rutschen und dann würde das Lebendige fehlen. Ich fahre lieber kurvige Strecken, als nur geradeaus auf der Autobahn. Nebenhandlungen entstehen spontan ... halt wenn ich sie brauche.

Lexa

Zitat von: Spinnenkind am 07. Oktober 2010, 11:29:27
Es ist genau das, was ihr beschrieben habt: Die Grundidee habe ich, Anfang und Ende auch. Das große Problem bei mir ist das, was ich "Timing" nenne. Es gibt gewisse Informationen, die im Laufe des Buches aufgedeckt werden müssen, sonst ist es ja nicht spannend, gell? Die Frage ist zu welchem Zeitpunkt, von wem und wie werden diese Infos aufgedeckt?
Besonders lustig mit vielen Handlungssträngen  :gähn:

Du sprichst mir aus der Seele, Spinnenkind. Genau so geht es mir auch. Es gibt dann ja unzählige Möglichkeiten, wie es ablaufen könnte, aber welche ist den die beste, spannendste, überraschendste? :d'oh:

Zitat von: Spinnenkind am 07. Oktober 2010, 11:29:27
Ich denke auch manchmal, mein Problem ist genau das Gegenteil von Faolans: Ich traue mich nicht, "einfach drauf los zu schreiben", es muss alles perfekt konzipiert sein, sonst habe ich das Gefühl, ins Blaue zu schreiben.

*unterschreib*

Wir ticken wohl ziemlich ähnlich ;D

Eine schnelle Lösung darauf habe ich leider auch noch nicht gefunden.
Den einzigen Tipp den ich dir geben kann: Zeichne es auf. Ich male mir oft Darstellungen des Plots mit Farben und Linien für die Handlungsstränge der verschiedenen Protas, Feldern, in denen wichtige Wendepunkte stehen und mit einer Zeitachse, damit man sich orientieren kann.
Das hilft zumindest mir ein wenig. Aber im groß und ganzen ist es anstrengende Kopfarbeit, die mir aber zum Glück meistens viel Freude bereitet. Das ist nämlich die Phase im Projekt, in der ich alle Möglichkeiten offen habe, der Geschichte Wendungen zu geben und ich mal so richtig Gott spielen kann.   ;)