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Ich bin dann mal schnell plotten

Begonnen von Cherubim, 04. Juli 2010, 10:46:43

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Runaway

#15
Zitat von: Cherubim am 04. Juli 2010, 21:08:39
Ich glaube ich will es einfach zu krampfhaft. Bei mir ist es auch so, dass die Geschichte oder zumindest ein Teil davon im Kopf wie ein Film abläuft. Immer und immer wieder... bis es langweilig wird und ich die Szene nicht mehr schreiben will.

Ja, wenn man es zu sehr will, klappt es nicht. Ist doch immer so ;) Aber das klingt ja für mich ganz übel, daß du dir die Szene solange vorstellst, bis du sie nicht mehr schreiben willst.
Schreib sie doch einfach vorher auf! Ich tue das immer wieder, aber aus anderen Gründen. Manche Szenen habe ich viel früher im Kopf, als sie an der Reihe sind, aber dann greife ich vor und schreibe sie. Den Szenen hat das nie geschadet, nur das spätere Einbinden ist manchmal etwas ätzend.

@ Cythnica: Wie lang ist denn das Buch, das du so schnell geschrieben hast? Wenn es jetzt nicht sooo lang ist, muß es doch nicht schlecht sein! Ich glaube, erst ab einer bestimmten Länge wird es in zu kurzer Zeit mies. Aber wir haben ja irgendwo anders schonmal festgestellt, daß jeder seinen eigenen Rhythmus hat.
Da würde ich mir gar nicht so einen Kopf machen. Die Geschichte, die ich gerade überarbeite, wollte auch in einer beängstigenden Geschwindigkeit raus. Ich muß auch gerade eine ganze Menge überarbeiten, aber das liegt weniger an der Geschwindigkeit als vielmehr daran, daß sich im Thriller immer wieder der Fantasy-Schreibstil eingeschlichen hat. Die Genre-Umstellung bringt mich noch um.
Aber das ist ja auch das Schöne: Man kann ja überarbeiten und nochmal überarbeiten und nochmal... mir macht das gerade Spaß. Was weniger Spaß machen wird, ist die Verlags/Agentursuche, da stimme ich zu ;)

Zit

Ich muss zugeben: Beim Schreiben bin ich ziemlich inkonsequent. *blushs*

Habe ich eine Idee und sie scheint mir sogleich gut, dann schreibe ich sie erstmal in mein Notizbüchlein; ist sie nicht so dolle, belasse ich sie ersteinmal in meinem Kopf und warte wie lange sie sich hält. *g*

Drängen dann die guten wie die schlechten Ideen in regelmäßigen Abständen in mein Bewusstsein, denke ich mir, sie interessieren mich wirklich und ich fange an zu plotten.
Mal ist es nur eine Szene, ein Gefühl, eine Welt, die ich am Anfang habe und ich dadurch erstmal herausarbeiten muss, was ich mit der Geschichte will. Soll sie nur unterhalten, sollen auch philosophische Ansätze, Überzeugungen von mir hinein? Das wird ausgelotet und dann kommt, für manche wohl ziemlich langweilig, der Logik-Teil. Warum sind die Figuren dort, wo sie sind, was wollen sie da - warum ist die Welt wie sie ist, warum kann sie nicht anders sein etc. Irgendwann stolper ich dann über einen Plot, der, wie ich immer wieder feststelle, überhaupt nichts mehr mit den Anfangsideen zutun hat. Kann schon kirre machen, wenn ich beginne eine Geschichte zu planen, weil ich diese tolle Szenen im Kopf habe und am Ende ist die dann völlig unnütz. :pfanne:

Wie lang die Planungsphase ist, ist unterschiedlich. Mal wenige Wochen, dann wieder Jahre. In der Regel arbeite ich aber ein paar Monate am Plot, immer mal wieder für ein paar Tage, um ihn dann wieder ruhen zu lassen. So bearbeite ich zig Plots gleichzeitig (andererseits kommen aber auch immer wieder welche dazu *ächzt*) - und habe noch keinen einzigen fertig. :rofl: Ich nehm mir einfach die Zeit - und letztlich: Uni, ein guter Abschluss, ist im Moment wichtiger für mich. Da muss das Schreiben auch schon mal hinten anstehen. Also, alles easy bei mir. :omn:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Waffelkuchen

Meine Plots sind wahrscheinlich vergleichbar mit Sandburgen- ich hab davor einen tollen Plan im Kopf, der zumindest das erste Drittel detailliert und das Ende ausreichend beschreibt, aber beim Bauen kommt es meistens doch ganz anders, weil
a) die Hälfte weggespült wird
b) drei Türme abbrechen
c) ich finde, dass ein Turm und der Eingang an einer anderen Stelle doch viel besser aussieht.
Entstehen tut der Grundplan wie bei den meisten hier aus irgendeinem Ideenfetzen- bei meinem aktuellen Projekt war das eine Liebesbeziehung, in der ein Partner sich schwer tut, Emotionen zuzulassen (Inspiration aus einem Liedtext). Darum herum baut sich dann alles auf- eine Welt, ein Setting (vielleicht eins, das ich schon immer mal verbraten wollte), Charaktere, Konflikte... Es gibt keine Reihenfolge, mal kommt das eine, mal das andere zu erst. Im Endeffekt steht diese Partnerschaft gar nicht mehr im Zentrum, aber egal.
In einem anderen Fall war das Setting / Genre zuerst da, dann kam die Geschichte- da bin ich wohl flexibel. ;D
Gleich bleibt aber, wie gesagt, das Prinzip des Sandburgenbaus: Am Ende sieht sie sicher nicht so aus, wie ich das Anfangs wollte. Deswegen bin ich mittendrin immer gezwungen, kleine Schreibpausen zum Plotten einzulegen- wenn ich mich irgendwie verrannt habe, mache ich dann (oft rückwirkend) eine genaue Szenenplanung, sonst eher eine Abschnittsplanung.
Manchmal ist das mühsam, aber insgesamt bin ich doch recht zufrieden mit dem Prinzip- es funktioniert für mich. Ich will nicht eingeschränkt werden- weder von meinen eigenen Ideen noch von irgendwelchen Methoden, also backe ich mir einen wirren Mischmach aus allem Möglichen zusammen und arbeite detailliert an allem, was Probleme macht. Das ist mit Charakteren genauso: Manche brauchen nur minimalen Aufwand und funktionieren, andere kriege ich nach drei Charakterbögen noch nicht zu fassen. Deswegen geht auch mal hin und wieder einer verschütt, aber im Nachhinein stellt sich dann meist heraus, dass es ohne ihn sowieso viel besser geht.
Wie viel Zeit vergeht, bis ich zu Schreiben anfange... Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal ein Monat, manchmal sechs... Kommt immer darauf an, ob ich parallel noch etwas anderes fertig schreibe, ob ich viel recherchieren muss... Vielleicht werde ich irgendwann mal auf eine immer gleiche Arbeitsweise kommen, aber im Moment ist es noch jedes Mal anders. :)

Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Du bist ungerecht und deshalb voller Hoffnung / Ich setze alles, warte auf den Wind
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Romy

Ich kann wirklich nicht genau sagen, wie lange ich zum plotten brauche.
Früher in den Anfängen meiner Schreiberei habe ich ja nie geplottet, aber mit den Jahren habe ich immer mehr und auch immer länger geplottet. Mittlerweile kommt es mir manchmal so vor, als würde ich halbe Ewigkeiten mit dem plotten verbringen und ärgere mich dann gelegentlich über mich selbst, weil ich mir denke, dass ich in derselben Zeit genauso gut hätte schreiben können.
Dass das Ergebnis dann (meinen persönlichen Erfahrungen nach) nicht so gut ist, wie ein Text, den ich vorher gut geplottet habe, vergesse ich in solchen Momentan dann immer gerne ... Insbesondere für den Schreibfluss lohnt es sich für mich schon, vorher geplottet zu haben.

Diese Denkweise "Ich plotte die ersten 2/3 und der Rest fällt mir dann schon ein", kann funktionieren, kann aber auch sehr gefährlich werden. Bei mir hat das schon in die fiesesten Schreibblockaden geführt und der ein oder andere auf diese Art abgebrochene Roman dümpelt seit Jahren vor sich hin und wartet darauf, dass ich mal weiter mache.
Lustigerweise kenne ich Anfang und Ende meiner Romane in den allermeisten Fällen von Anfang an ziemlich genau. Es ist eigentlich immer der Mittelteil der mir Schwierigkeiten macht und wo ich am längsten dran rumbeißen muss - und dann weiß ich zwar, wie der Roman ausgehen soll, aber ich habe keine Ahnung, wie meine Protas da hinkommen sollen ...

Meine Ideen kommen zu jeweils gut 50 %:
1. Durch interessante Figuren, die plötzlich einfach aus dem Nirwana auftauchen und hineinspaziert kommen, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, und eine Geschichte haben wollen.
2. Durch irgendeine andere Art von Inspiration: Nachrichten, interessante Ereignisse, Filme, "Gedankenfetzen", Bilder oder was auch immer. Und dann steht oft eine Szene, Situation, Grundidee oder ein ungewöhnliches Setting im Raum und darum herum muss ich die Geschichte aufbauen und mir die Figuren ausdenken.

Joa und wenn ich die Grundidee, oder die Figur erst Mal habe, dann kommt alles andere und dann wird geplottet.
Problem ist: Die Helden, die auf die erste Art entstehen, liebe ich meist viel mehr, als jene Helden, die auf die zweite Art entstehen. Trotzdem finde ich es leichter, zu plotten, wenn ich zumindest eine Ausgangssituation habe.
Wenn ich am Anfang nur den Prota habe, dann weiß ich gelegentlich nicht, was ich nun mit ihm anfangen soll, will ihm zwar gerne eine Geschichte geben, aber das ist schwierig, wenn man so gar keinen Anknüpfungspunkt für eine Handlung hat. - Diesen Fall hatte ich ja erst vergangene Woche. In dem Fall ging es dann aber glücklicherweise relativ schnell, dass mir zumindest auch eine grobe Handlung eingefallen ist, von der ich ausgehen konnte. Es kann aber auch sein, dass es ewig dauert, bis mir auch nur die leiseste Idee kommt.
Erzählte nicht Lomax neulich in einem anderen Thread mal was vom Plotten ohne Ideen? Das könnte ich in solchen Fällen auch sehr gut gebrauchen ;D

Also wie gesagt, ich kann nicht verallgemeinern, wie lange ich zum plotten eines Romanes brauche. Es können wenige Tage sein, aber es können auch mehrere Monate sein.
Lohnen tut es sich für mich allerdings immer, deshalb nehme ich mir die Zeit (normalerweise) gerne.

Runaway

Zitat von: Romilly am 05. Juli 2010, 17:21:15
Diese Denkweise "Ich plotte die ersten 2/3 und der Rest fällt mir dann schon ein", kann funktionieren, kann aber auch sehr gefährlich werden.

Lustigerweise kenne ich Anfang und Ende meiner Romane in den allermeisten Fällen von Anfang an ziemlich genau.

Boah!! Ich WÜNSCHTE, ich könnte behaupten, daß ich direkt alles durchplotten könnte! Das ist mir schon seit ewigen Zeiten ein Bedürfnis, aber so klappt's einfach nicht.
Das ist echt so - ich plotte immer nur zwei Drittel, weil mehr einfach nicht geht. Das hat auch noch nie zu Problemen bei mir geführt. Im Gegenteil, wenn ich diese Schwelle erreiche, macht es wie von selbst "plopp" und die neuen Ideen sprudeln.


Zitat von: Romilly am 05. Juli 2010, 17:21:15
Mittlerweile kommt es mir manchmal so vor, als würde ich halbe Ewigkeiten mit dem plotten verbringen und ärgere mich dann gelegentlich über mich selbst, weil ich mir denke, dass ich in derselben Zeit genauso gut hätte schreiben können.
Dass das Ergebnis dann (meinen persönlichen Erfahrungen nach) nicht so gut ist, wie ein Text, den ich vorher gut geplottet habe, vergesse ich in solchen Momentan dann immer gerne ... Insbesondere für den Schreibfluss lohnt es sich für mich schon, vorher geplottet zu haben.

Das kenn ich!! Plotten ist total wichtig, aber ich werd jeeeeeeedes Mal unruhig dabei, weil es so nach "vertaner", sprich nicht-schreibender Zeit aussieht.
So ein Quatsch!!

Im Übrigen plotte ich heute auch mehr als früher. Was uns das wohl sagen will?
Früher habe ich Bücher aus dem Ärmel geschüttelt, einfach vom Fleck weg entwickelt - aber die Story hatte auch nur einen einzigen Handlungsstrang mit klar definiertem Ziel. Sobald man etwas machen will, was ein klein wenig komplizierter ist, ist das ja vorbei.

Romy

Zitat von: Runaway am 05. Juli 2010, 17:53:13
Boah!! Ich WÜNSCHTE, ich könnte behaupten, daß ich direkt alles durchplotten könnte! Das ist mir schon seit ewigen Zeiten ein Bedürfnis, aber so klappt's einfach nicht.
Das ist echt so - ich plotte immer nur zwei Drittel, weil mehr einfach nicht geht. Das hat auch noch nie zu Problemen bei mir geführt. Im Gegenteil, wenn ich diese Schwelle erreiche, macht es wie von selbst "plopp" und die neuen Ideen sprudeln.

Sagen wir mal, idealerweise versuche ich, alles vorher geplottet zu haben. ;)
Das heißt aber nicht, dass es immer auf Anhieb funktioniert. In der Praxis bleiben dann doch oft Lücken und - wie gesagt - vor allem die Romanmitte macht mir immer ziemlich zu schaffen ... Und wenn ich mich dann erst Mal in so ein Plotloch reingesteigert habe, fällt mir aber auch gar nix mehr ein  :wums:

Zitat von: Runaway
Im Übrigen plotte ich heute auch mehr als früher. Was uns das wohl sagen will?
Früher habe ich Bücher aus dem Ärmel geschüttelt, einfach vom Fleck weg entwickelt - aber die Story hatte auch nur einen einzigen Handlungsstrang mit klar definiertem Ziel. Sobald man etwas machen will, was ein klein wenig komplizierter ist, ist das ja vorbei.
Joa, ich hab mit 12 Jahren angefangen zu schreiben, hatte null Ahnung vom Handwerk und habe gedacht, ich fang einfach mal an ;D Verworrene Handlung mit mehreren Strängen über hunderte handgeschriebene Seiten? Für ein wahres Genie und angehende, neue Jugendwunder-Bestsellerautorin gar kein Problem :d'oh:
Naja, aber dann liest man die ersten schlauen Schreibratgeber etc. und dann dämmert einem, woran man alles denken muss und dann wird man irgendwann totaaaaal professionell  8)

Runaway

Hihihi  ;D So hab ich auch angefangen, allerdings schon mit 10. Seitdem hat es nicht mehr aufgehört ;)

Telas

#22
Plotten ist die Sache am Schreiben, die mir zwar am meisten Freude bereitet, mich aber auch die meiste Zeit und viele Nerven kostet.
Meistens denke ich mir als erstes die Welt aus und welche Aspekte sie einzigartig machen sollen. Dann folgen Überlegungen zu Orten. Was für Städte soll es geben, gibt es eine besondere Topographie oder klimatische Unterschiede in einzelnen Regionen der Welt, ist das Land fruchtbar oder vielleicht reich an Bodenschätzen?
Als drittes überlege ich mir Charakternamen, denen anschließend eine Rolle zugeteilt wird. Erst danach setze ich die Figuren zueinander in Beziehung. Zum Schluss kommt das Bestiarium an die Reihe, also welche Monster und Bestien sollen sich in der Welt tummeln.
Wenn dieses Gerüst steht, ergibt sich meine Anfangsszene meist von selbst und ich schreibe einfach drauf los. Dabei habe ich den Abschluss des Werkes zu Beginn nie klar vor Augen und versuche mich im Laufe der Zeit dorthin zu hangeln. Vielleicht ein Grund dafür, warum bei mir das Ende immer am schwächsten ist...

Smaragd

Ich plotte grundsätzlich nicht viel, bevor ich anfange zu schreiben. Eine Geschichte habe ich angefangen, als ich die Handlung in einem Satz zusammenfassen konnte und noch keine Charaktere hatte. Und die Welt bzw. der Kontinent stand auch noch nicht. Ich habe dann parallel zum Schreiben geplottet, Kleinigkeiten erstmal ausgelassen und vor allem viel geschrieben (Nano halt). Aber ich wusste von Anfang an, wie in etwa das Ende aussehen sollte und hab mich dann Schritt für Schritt hingeplottet/hingeschrieben. Dass es funktioniert hat, hat mich selbst überrascht.

Jetzt gerade mache ich es ziemlich ähnlich, hab aber wenigstens gute 5 Seiten zur Welt geschrieben, bevor ich mit einer Geschichte angefangen habe, von der ich zwar noch nicht weiß, wie sie enden wird, aber immerhin weiß, was als nächstes passiert und schon ein, zwei Sachen für danach. Da es nicht welterschütternd episch wird, reicht mir das völlig.

Telas

Zitat von: Smaragd am 21. Juli 2010, 09:42:09
Ich plotte grundsätzlich nicht viel, bevor ich anfange zu schreiben. Eine Geschichte habe ich angefangen, als ich die Handlung in einem Satz zusammenfassen konnte und noch keine Charaktere hatte. Und die Welt bzw. der Kontinent stand auch noch nicht. Ich habe dann parallel zum Schreiben geplottet, Kleinigkeiten erstmal ausgelassen und vor allem viel geschrieben (Nano halt). Aber ich wusste von Anfang an, wie in etwa das Ende aussehen sollte und hab mich dann Schritt für Schritt hingeplottet/hingeschrieben. Dass es funktioniert hat, hat mich selbst überrascht.

Jetzt gerade mache ich es ziemlich ähnlich, hab aber wenigstens gute 5 Seiten zur Welt geschrieben, bevor ich mit einer Geschichte angefangen habe, von der ich zwar noch nicht weiß, wie sie enden wird, aber immerhin weiß, was als nächstes passiert und schon ein, zwei Sachen für danach. Da es nicht welterschütternd episch wird, reicht mir das völlig.

Klingt nach einer sehr intuitiven und spontanen Strategie, die mir persönlich gut gefällt. Ich habe so meine literarischen Anfänge bestritten und überbrücke auf diese Weise auch heute noch diverse Zwischensequenzen. Jedoch bin ich immer wieder Gefahr gelaufen, Logiklöcher aufzureißen, oder mich in Widersprüche zu verstricken, von daher habe ich Respekt vor all denjenigen, die diese Vorgehensweise beherrschen.

Nycra

Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, konnte ich auch nicht plotten. Ich hab mich einfach hingesetzt, Stift in die Hand und losgekritzelt. Das ging so weiter, bis ich Nycra und die Wächter beendet hatte. Dann war flaute. Nichts wollte mehr aus den Finger fallen, keine Ideen. Keine Ideen? Nein, falsch: In meinem Schreibtisch lagen tausende Anfänge, aber keine Idee war bereit, vollendet zu werden.

Dann kam eines Nachts Lili zu mir. Sie flüsterte mir schmutzige ... äh gemeine Drachenbestrafungsmethoden ins Ohr und ich fing wieder an zu schreiben. Allerdings diesmal etwas professioneller: Ich erstellte ein Grundidee der Charaktere, der Umgebungen, überlegte mir, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte und ... schrieb das Ende. Ja, so läuft es bei mir, ich fange von hinten an. Aber richtig geplottet hatte ich nicht.

Nachdem Lili bei den Beta-Lesern gelandet ist, kam mir die Idee mit meiner seelisch verstörten Damonaei und da ich gerade am 2. Teil von Lili sitze, hatte ich erstmal keine Zeit, wild drauf loszuschreiben. Also fing ich an, mir Gedanken zu machen, zu recherchieren und ... nichts aufzuschreiben. Das kam erst später, als ich meine Fragen hierzu im Forum postete und ich zu Details gefragt wurde, von denen ich noch keine Ahnung hatte. Also packte ich mir ein Notizbuch und schrieb die verschiedenen Ideenfragmente zusammen. Aus einer Seite wurden 10, aus 10 Seiten 30 und dabei schrieb ich nicht einmal vollständige Sätze. Nein, ich fasste lediglich die einzelnen Ideen zusammen. Ich formte optisch meine Charaktere aus, malte Skizzen, wie ich sie mir vorstellen könnte. Ich entwickelte eine eigene Gesellschaftsstrukur mit Gesetzen und Religionen. Also alles, was dazu gehört.

Zum ersten Mal in 20 Jahren Schreiberei tat ich es wirklich: Ich plottete!

Dann legte ich meine Idee 2-3 Leuten vor. Alle waren beigeistert. Schreib, schreib!, riefen sie mir zu und ich öffnete Word, um die ersten Sätze zu schreiben. Heraus kam.... [                             ] nüscht. Nich ein Satz wollte mir einfallen. Die Story, perfekt geplottet, nur zum zum Leben füllen bereit, wollte sich nicht schreiben lassen. Und was das Schlimmste war: In meinem Plot fand ich kein Ende. Was mir sonst immer leicht gefallen war, nämlich das Ende am Anfang zu schreiben und die Geschichte darauf auszulegen, hatte ich bei der ganzen Plotterei vollkommen ignoriert.

Ich habe mich diesbezüglich mit anderen Autoren unterhalten und einige meinten, es läge daran, dass ich geplotte hätte. Also bleibt mir nur abzuwarten, bis mir die Idee wieder gefällt/mir ein Ende einfällt oder einen (fast) fertig geplotten Roman im Schreibtisch vergammeln zu lassen. Wer weiß vielleicht kommt die Lust ja wieder.

Wie auch immer. Mein Fazit ist, lieber risikiere ich einige Unstimmigkeiten während des Schreibens und merze diese hinterher aus, als noch einmal mein Pulver beim Plotten zu verschießen. Bei Lili 1 und auch in Teil 2 bin sich damit sehr gut gefahren, lediglich Grundgerüste zu erstellen und diese mit Leben zu füllen. So werde ich es auch in Zukunft wieder halten, weil alles andere für mich derzeit keinen Sinn macht.

Nycra


Smaragd

#26
Zitat von: Telas am 22. Juli 2010, 11:35:06
Klingt nach einer sehr intuitiven und spontanen Strategie, die mir persönlich gut gefällt. Ich habe so meine literarischen Anfänge bestritten und überbrücke auf diese Weise auch heute noch diverse Zwischensequenzen. Jedoch bin ich immer wieder Gefahr gelaufen, Logiklöcher aufzureißen, oder mich in Widersprüche zu verstricken, von daher habe ich Respekt vor all denjenigen, die diese Vorgehensweise beherrschen.

Ich habe im Moment eigentlich eher Probleme bei Beschreibungen (Kleidung usw.) und Titeln, weil ich davon noch nichts habe. Logik ist für mich selten ein richtiges Problem, da hatte ich bisher eigentlich immer nur Kleinigkeiten, die sich mit etwas Nachdenken gut ausbügeln lassen haben. Gerade jetzt am Anfang bin ich auch schon mehrmals zurückgegangen und habe Kleinigkeiten geändert, aber das hat mir eher geholfen, in die Story und ins Schreiben reinzukommen als dass es mich gestört hätte. Überhaupt mag ich es gern, erstmal ein bisschen an der Welt zu basteln und dann zu schreiben, dann bin ich schon auf die Welt eingestimmt. Geht natürlich nur, wenn ich genug Zeit habe.

Ich habe immer eine Kurzbeschreibung des Plots unter der Stelle, an der ich gerade schreibe. Das ist nur ganz stichwortartig, zwei - 3 Sätze, damit ich weiß, was passieren soll. Wenn mir beim Schreiben eine Idee kommt, die ich gut finde, kommt das dann auch mit dazu. Soo spontan ist das eigentlich nicht - ich habe schon Überlegungen im Kopf und da ich nicht allzu viel auf einmal schreibe, haben die Zeit, zu reifen. Der Rest ergibt sich dann beim Schreiben.

Meine Geschichten entstehen nun mal ausgehend von Charakteren. Ich habe eine Ahnung, worüber in etwa ich schreiben will (Untergang von Reich X,...) aber was passiert, ist Sache der Charaktere. Und die entwickele ich nun mal am liebsten beim Schreiben. Dadurch hab ich oft am Ende zwar Dinge zum Hintergrund eines Charakters, die ich in der Überarbeitung weiter vorne einbauen muss, weil sie wichtig werden, aber so lerne ich meine Charaktere eben am liebsten kennen. Manchmal marschiert auch jemand ganz fertig in meinen Kopf, aber die verändern sich dann meistens auch noch.

Etwas gründlich durchplotten kann ich gar nicht. Ich hab`s versucht, aber entweder kam es mir schon beim Plotten zu bescheuert vor oder ich habe doch angefangen, zu schreiben, weil ich erst die Charaktere kennenlernen musste, um zu wissen, was plottechnisch passiert. Ich kann mir gar nicht vorstellen, Charaktere in die Zwangsjacke eines gründlichen Plots zu stecken - es geht, sicher, aber dann müssen die Charaktere auch genau darauf zugeschnitten sind. Und das mag ich nicht. Ich hab lieber mehr Freiheit beim Schreiben. Deswegen kann ich gut verstehen, wie es dir gegangen ist, Nycra.

zDatze

#27
Ich denke ja, dass dieses "mal schnell plotten" stark an der Realität vorbei schrammt.

Schließlich hat wohl jeder, der sich mit schreiben beschäftigt, mehr als nur eine Idee im Kopf. Da sind hunderte Bruchstücke, die darauf warten in eine Geschichte eingebaut zu werden. Szenen/Protas/Orte oder vielleicht auch nur ein Konflikt, den man gerade nicht verwerten kann. Wir haben soviel Input, den wir verwenden können, dass es eben manchmal *klick* macht und dann steht ein Prota mit einem kompletter Plot und Hintergrundgeschichte vor der Tür.

Ich denke, dass viele Ideen schon längst da waren und nur auf den Funken gewartet haben, der sie endlich entzündet.
Meine eigene bescheidene Meinung. :)

Smaragd

Zitat von: zDatze am 22. Juli 2010, 15:20:02
Schließlich hat wohl jeder, der sich mit schreiben beschäftigt, mehr als nur eine Idee im Kopf. Da sind hunderte Bruchstücke, die darauf warten in eine Geschichte eingebaut zu werden.
Das kann ich so unterschreiben. Meine neue Welt besteht aus mehreren solcher Bruchstücke, von denen einige schon ein Jährchen auf dem PC geschlummert haben - und bei einer Brainstormingsitzung für Storyideen ist bei mir eine halbe Seite von Stichworten herausgekommen. Die Hälfte dürfte unbrauchbar sein, aber... mal sehen.

Allerdings ist plotten ja gerade etwas anderes als einfach einige Ideen zu bekommen. Plot klingt für mich immer nach etwas sinnvoll zusammenhängendem, nicht nach Inspiration.

caity

Hallo Cherubim,

schöner Name – weißt du aber, dass das die Pluralform ist? – Sorry, ich bin gerade am Hebräisch-Lernen, deshalb ist das gerade in meinem Kopf, zu deinen eigentlichen Fragen:

Ich kann ziemlich lange mit einer Idee schwanger gehen, manchmal gibt es aber auch Frühgeburten, das kommt bei mir sehr darauf an, wie viel Zeit ich in das Projekt investieren kann. Der Weg von der Idee zum Plot dauert bei mir meist mehrere Jahre, wenn auch zwischendurch oft Pausen entstehen. Meist ist es so, dass ich eine Idee habe, allerdings mit einem ganz anderen Projekt beschäftigt bin und deshalb keine Zeit habe, mich weiter damit auseinanderzusetzen. Dann schreibe ich die Idee grob auf. Manchmal in einem halb- oder ganzseitigen Text, manchmal in nur einem Satz. Bis ich dann endlich die Zeit habe, mich so mit der Idee auseinanderzusetzen, dass ein richtiger Plot, die Charaktere und ein Buch daraus reifen, können Jahre vergehen. Bislang würde ich sagen im Schnitt liege ich bei 2-3 Jahren zwischen Idee und Rohfassung. Und auch danach brauche ich für die Ausarbeitung des Plots mindestens 2 Monate und je nach dem, wie lang das Projekt ist, dauert es noch einmal ein halbes oder gar ganzes Jahr, bis es fertig geschrieben ist. Wie gesagt, das hängt immer davon ab, wie viel Zeit ich habe.
Dass sich ein Projekt aber vor mir verschließt, sobald ich es in Angriff genommen habe, das ist mir noch nie passiert, da kann ich dir leider gar nicht weiter helfen *Schultern zuck* Wenn es bei mir wirklich hakt, muss ich entweder anderen darüber erzählen und mir von denen Vorschläge anhören, oder aber ich mache einen Spaziergang, beschäftige mich kurzzeitig mit etwas anderem und dann ist die Lösung meist noch am selben Tag geboren. Das geht bei mir relativ schnell. Woran das liegt? – Ich habe keine Ahnung!

Aber lass dich nicht runterziehen. Eine gute Frucht braucht ihre Zeit zum Reifen! ;)

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)