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Tattoo-Entfernung

Begonnen von Romy, 03. Juni 2010, 01:55:20

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Romy

Ich überlege momentan an einem Problem herum, das sich mir am Anfang einer (längeren) Kurzgeschichte stellt und wo ich mit medizinischen Wissen nicht so recht weiter weiß. ::)
Meine Protagonistin hat ein Tattoo, das ihr gegen ihren Willen gestochen wurde (sie war gefesselt oder bewusstlos, aber ist für die Frage ja eigentlich unwichtig) und deren magische Wirkung sie ziemlich behindert (genauer gesagt, blockiert es ihre eigenen, magischen Fähigkeiten). Sie will es deshalb um jeden Preis loswerden, um wieder voll einsatzfähig zu sein.
Zurückbleibende Narben sind meiner Prota dabei relativ egal, ich habe aber auch noch nicht endgültig entschieden, wo sich das Tattoo befinden soll. Ich dachte aber an eine Stelle, die auch voll bekleidet noch offen sichtbar ist, wie z.B. den Hals oder sogar das Gesicht. Aber könnte man das Ding dann überhaupt entfernen, ohne meine Prota in Lebensgefahr zu bringen?
Wobei sie das wohl auch nicht daran hindern würde, es zu versuchen ...

Die Welt ist mittelalterlich, Laserbehandlung kommt also nicht in Frage und mir wäre es auch lieber, wenn es wesentlich schneller ginge ...
Ich dachte daran, dass ein Helfer ihr die entsprechende Hautstelle abzieht/rausschneidet und die Wunde anschließend kauterisiert wird.
Oder würde es reichen, die entsprechende Hautstelle ,,nur" zu verbrennen, ohne die Haut vorher zu entfernen? Aber wäre damit das Tattoo auch vollständig weg? Die Farbe dürfte ja doch ziemlich tief in die Haut und das darunter liegende Gewebe eingedrungen sein ...
Was meint Ihr, wie lange die anschließende Heilung dauern würde?
Noch eine Frage: Ich habe gelesen, dass man kein Metall zur Verbrennung verwenden sollte, aber was verwendet man denn dann?

Oder hat jemand eine Idee, was meine Prota noch anstellen könnte, um das lästige Symbol auf ihrer Haut loszuwerden? – Die Entfernung durch die Magie eines zweiten Magiers wäre mir etwas zu plump. Es darf ruhig ein wenig weh tun ...

Es wäre wirklich super, wenn jemand sich damit auskennt und mir bei dieser Sache einen Tipp geben könnte :)

Lavendel

Tattoos werden 1 bis 1,5mm tief gestochen, wenn ich mich nicht irre - heute. Wie sicher das bei einer archaischen Methode ist, kann ich dir natürlich nicht sagen. Aber es gibt ja genug sehr alte Techniken - von den Skythen oder aus Polynesien oder so zum Beispiel.
Man kann Tattoos rausschneiden. Wenn Sie dazu großflächig sind, können sie auch 'abgeschliffen' werden. Beides gibt natürlich Wunden und ist in einer mittelalterlichen Welt ziemlich lebensgfährlich, schon allein wenn man an die Infektionsgefahr denkt. Es kommt dann natürlich darauf an, in welchem Kulturkreis die Geschichte spielt. Die Araber im 14. Jahrhundert oder so hatten wohl etwas bessere chirugische Techniken, als die Franken, denke ich. Da gibt es sicher Quellen drüber. Die Hygienische Situation ist halt trotzdem nicht die beste - was natürlich nicht heißt, dass man es nicht überleben kann.
Ich denke, auf der Wange oder auf der Stirn allein das rausschneiden am wenigsten gefährlich, denn da laufen nicht so große Adern wie im Hals Der Großvater von meinem Freund hat sich in Kriegsgefangenschaft was 'dazuverdient', indem er mit anderen gewettet hat, er würde sich eine Stricknadel durch die Wange stechen. Hat er dann auch mehrmals getan ...

Romy

Hi Lavendel!

Danke für die Antwort. :)
Ja stimmt, diese Stricknadel-Geschichten habe ich auch schon gehört. Es wäre dann wohl am Besten, wenn ich die Wange als Ort nehmen würde ... Oder vielleicht doch den Hals? Wenn es nicht direkt an der Kehle wäre, sondern eher an der Seite, müsste das doch (theoretisch) gehen  :hmmm:

Ich muss wohl heute Abend noch mal ein wenig tiefergehende Recherche über frühzeitliche Tattoos betreiben, vielleicht hilft mir das dann bei der Frage, wie man sie entfernen kann ...
Ach blöd, ich wollte die Geschichte diese Woche eigentlich noch anfangen, aber die Tattoo-Frage hält mich ein wenig auf (darauf zu verzichten, geht aber Plottechnisch auch nicht, denn die Alternative wäre, dass meine Anta meine Prota einfach umgebracht hätte) ::)

LG Romy

Sprotte

In "Gladiator" hat Maximus sein SPQR ziemlich blutig vom Oberarm geschabt. Wenn man nur tief genug kratzt, wird das - wenn Narbenbildung sekundär ist. Für eitle Leute ist das nichts. Bitte nicht ausbrennen! Damit fabriziert man den besten Nährboden für einen Wundbrand.
Früher sind auf Schlachtfeldern und in den Notlazaretten mehr Leute am Wundbrand nach Ausbrennen als an normalen Verletzungen gestorben.

Romy

Oh, gut das Du das sagst.  :o Ich dachte, mal irgendwo gelesen zu haben, dass ausbrennen bzw. kauterisieren gerade dazu gut wäre (nach mittelalterlich beschränkten Standarts), um Wundbrand zu verhindern.

Sprotte

Wenn Du eine Fleischwunde hast, ist das schon mal eine Verletzung, die den Körper strapaziert und eine Schleuse für Keime ist. Kauterisieren ist nichts anderes, als eine zweite Wunde in diese erste zu setzen, die womöglich noch tiefer hinein Gewebe zerstört und somit eine zweite Schleuse darstellt. Wunde vergrößert, abgestorbenes Gewebe bis in die Tiefe durch Verbrennung. Keine gute Idee.

Volker

Zitat von: Sprotte am 03. Juni 2010, 14:59:05
Bitte nicht ausbrennen! Damit fabriziert man den besten Nährboden für einen Wundbrand.
Kauterisieren wird dazu genutzt, die Blutungen durch "Verschweißen" der Blutgefäße zu stillen - das Opfer also erst einmal am Verbluten zu hindern.

Kuddel

Volker war schneller. So ein Käse. Das Ausbrennen war nur zum Verschließen.

BTW: 40 % der großflächigen Verbrennungsopfer sterben heutzutage nicht an den Verbrennungen, sondern an Unterkühlung. Erstens durch zu viel Kühlen der Ersthelfer und zweitens ist der Schutzmantel des Körpers verletzt und hält die Wärme nicht sonderlich gut.

Beim Hals an der Seite wäre ich auch vorsichtig. Die Hauptschlagadern befinden sich etwa 2 cm neben der Kehle und an der Seite befinden sich einige Muskeln.

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Romy

Okay, Ihr habt mich überzeugt. Das mit dem kauterisieren lasse ich dann wohl doch besser  ;)

Also bin ich doch wieder beim rausschneiden oder abschaben. Rausschneiden ginge sicherlich schneller, oder? Dann würde ich dazu tendieren ::)

@ Kuddel: Das sind gute Argumente gegen den Hals. Vermutlich nehme ich dann wirklich die Wange. Da kann ja eigentlich nicht so viel passieren.

Lynn

Zitat von: Romilly am 03. Juni 2010, 22:04:03
@ Kuddel: Das sind gute Argumente gegen den Hals. Vermutlich nehme ich dann wirklich die Wange. Da kann ja eigentlich nicht so viel passieren.

Besonders viel 'Fleisch' hast du bei der Wange aber auch nicht. Vorsicht, dass du nicht plötzlich in der Mundhöhle bist.  :hmhm?:

Aidan

Du solltest vielleicht auch bedenken, was für Folgen das Ganze haben wird, zum Beispiel Bewegungseinschränkungen, Narbengewebe, was sich verzieht und damit für eine verkrampfte/eingeschränkte Mimik sorgt und ähnliches. Hals halte ich für sehr gefährlich.

Wie groß soll das Tatoo denn sein? Könnte es sonst eventuell auch an der Hand, zum Beispiel im Ballenbereich sein, wo du immerhin etwas Polster hast und es auch gut sichtbar ist.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Romy

Nachdem ich gerade mit dem Lineal vor dem Spiegel stand und meine eigene Wange vermessen habe (;D) stelle ich mir als Größe ca. 5qcm vor. Wenn es nicht auf der Wange wäre, würde ich bis ca. 7qcm gehen.
Wie dick ist denn die Haut bzw. das Gewebe da an der Wange? Weiß das jemand? So 1-2mm Haut müsste man ja schon in die Tiefe rechnen, um das Tattoo loszuwerden und ein Loch in der Wange wäre wirklich ungünstig ...  :P

Mir kam gerade noch der Gedanke, das Tattoo auf der Brust oder im Dekolleté -Bereich anzubringen. Das ist zwar eine Stelle, die man recht gut verstecken kann, aber für eine Frau trotzdem ziemlich unangenehm, um da rumzuschnippeln - ich meine vor allem psychisch.
Aber der Hals geht mir auch immer noch nicht aus dem Kopf. Wie wäre es denn im Nacken?

Den Handballen würde ich lieber vermeiden. So was habe ich schon mal in einem Roman gelesen und in einem eigenen Roman von mir, hat auch noch jemand ein unliebsames Brandzeichen an der Stelle. Die Stelle (oder die Hand allgemein) ist irgendwie klassisch für solche Sachen. ::)

Kati

Ich habe zwar jetzt nicht wirklich Ahnung von so was, aber im Nacken liegen die Knochen doch recht dicht unter der Haut, oder?
Die Wange ist übrigens wirklich eher ungünstig, da man da, wie Lynn schon sagte, sehr aufpassen muss, dass man nicht zu tief schneidet. Da ist der Handballen oder der Brustbereich sicherlich günstiger.

LG,

Kati

zDatze

Falls es bei dir die Möglichkeit dazu gibt ... kommt für dich denn die Option in frage, es weg zu ätzen?

Calysta

Ich habe ein bisschen herumgeforscht, was man im Mittelalter zum äzen nahm. Ich kam auf Vitriolöl, das seit dem 8. Jahrhundert bekannt ist. Es wird aus natürlich vorkommenden Sulfaten, wie Chalkanthit  oder Alaun gewonnen. Früher haben Alchemisten ihre Experimente mit dem Zeig gemacht, bis es im 16.Jahrhundert zu Schwefelsäure kultiviert wurde. Aber ich denke, dass das passen müsste. Es ist zumindest sehr, sehr stark äzend und leider auch hochgradig giftig. Vielleicht sollte deine Prota ihr Tattoo lieber auf eine andere Stelle setzen, wo man es "leichter" abschleifen kann. Wie wäre es mit den Armen? Nicht unbedingt die Arminnenseite (zu viele wichtige Aterien), aber außen könntest du es großflächig auftragen. Das wird dann zwar eine gigantische Narbe, aber wenn ihr das nichts aus macht, dass kann sie es sogar vom Fleisch schneiden. Wird zwar dann ziemlich blutig (und sie muss wegen Entzündungen aufpassen), aber sie muss sich nicht vergiften :)
Ich hoffe ich konnte helfen.