• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wie kommt man als Autor zu Geld?

Begonnen von Cayen, 08. Februar 2010, 17:02:39

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Shay

Nachhilfe geben kann auch recht lukrativ sein.

Und nochmal wegen den Hiwi-Jobs... Ich hatte mein ganzes Hauptstudium durch einen und habe in der Zeit mit einem Kommilitonen zusammen selbstständig Forschung betrieben.  Hiwis waren bei uns immer sehr gefragt. Genauer gesagt, so gefragt, daß die Stellen nicht ausgeschrieben wurden, weil die Lehrstühle die Hiwis nur durch gute Beziehungen zu den Studis gekriegt haben ;) Aber das war eben ein naturwissenschaftliches Fach.
Ich nehme mal an, daß du nichts in Richtung Naturwissenschaft/Technik studierst. Aber vielleicht kannst du dich trotzdem mal an so einer Fakultät umschauen. Die Nat/Tech-Leute haben in aller Regel Geld (Drittmittel!) und können viele Leute brauchen. Schließlich wollen die Praktika betreut werden und im Labor schadet eine Hilfskraft mehr auch nie. Ob du das ohne die nötigen Fachkenntnisse machen kannst, weiß ich nicht. Aber zumindest meiner Erfahrung nach bleiben in solchen Bereichen die "Kopierjobs" oft liegen, weil das von den eigenen Studenten keiner machen will. Und da kann dann schon auch mal ein Fachfremder untergebracht werden. Aus meiner Hiwi-Zeit erinnere ich mich zumindest an einen Kunststudenten, der die homepage des Studiengangs überarbeitet hat und ich meine in der Bereichsbib seien auch Fachfremde gewesen. Vielleicht kennst du ja jemanden, der sowas studiert und kannst da fragen. Oder du quatschst mal einen Fachschaftler an.

Grey

Also ich habe ja seinerzeit zweieinhalb Jahre lang die Fliegenzucht der Neurobiologie betreut. Der Job war nicht schön, aber den hätte problemlos auch ein "Fachfremdler" machen können. Es hatten sich außer mir auch nur Nicht-Biologen drauf beworben, wie mein Chef sagte. Germanisten, Lehrämtler, Physiker, Genetiker ... (man beachte den ewigen Krieg zwischen Genetikern und Neuros ;) ).

In dem Sinne finde ich Shays Vorschlag schon sinnvoll. Hör dich einfach mal um. Die meisten StuHi-Jobs brauchen kein Fachpersonal, und man kann sich schnell einarbeiten.

Lila

Zitat von: TheaEvanda am 08. Februar 2010, 17:25:20Wenn du sehr stressresistent bist und (viel) Schreibroutine hast, könntest du versuchen, Aufträge für Heftchenromane zu bekommen. Das ist allerdings schreiben nach Expose, mit Seriencharakteren und immer mit einem sehr engen Zeitlimit. Dafür zahlen die meisten Verlage vertretbar.

Du könntest auch versuchen, für Reihen zu schreiben. Das ist oft aber nicht immer nach Expose, und du hast mehr Zeit pro Buch. Gleichzeitig musst du aber auch nicht nur 150.000 Zeichen abgeben, sondern 500.000 - entsprechend unregelmäßig kommt Geld in die Kasse. Gnade dir bei beiden Möglichkeiten irgendjemand, aber nicht der Lektor, wenn du deine Termine nicht einhältst.

Hallo Thea!

Hmm, das klingt irgendwie interessant. Kennst du dich da vielleicht ein bisschen aus? Welche Heftchenromanverlage gibt es denn, die Aufträge vergeben könnten? Oder welche Reihen? Und was meinst du überhaupt mit "Reihen"? Sowas wie Die drei ??? oder sowas in der Richtung? :hmmm:


@Andrea:
Warum "es sei denn man will Liebes-/Arztromane schreiben"? Meintest du, dass man da dann doch eher Vorwissen braucht? :hmhm?:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Andrea

Zitat
@Andrea:
Warum "es sei denn man will Liebes-/Arztromane schreiben"? Meintest du, dass man da dann doch eher Vorwissen braucht?
Nee, das war so gemeint: Wenn du keine Liebes-/Arztromane schreiben willst, ist angeblich Jerry Cotton das einfachste. Wenn du welche schreiben willst, dann ist der Einstieg damit sicher auch ziemlich einfach, was Vorwissen angeht. Liebes-Heftromanreihen sind außerdem unter den Heftromanen allgemein am zahlreichsten.

TheaEvanda

#19
Tastentänzerin:

Im Heftchen-Markt kenne ich mich nicht allzu sehr aus, da ich die Dinger weder lese noch schreibe ;-)
Bei Fantasy/SF/Horror fallen mir aber sofort die Bastei-Heftchen aus der Bahnhofsbuchhandlung ein: Professor Zamorra, Maddrax, Sternenfaust, John Sinclair. Ich kenne ein paar Leute, die dafür schreiben, habe selbst aber keine Erfahrung damit.

Perry Rhodan und die ganzen Spin-Offs sind SF, die mittlerweile stark ins phantastische abgleitet (das Universum wurde vor langer Zeit geschaffen und die aktuelle technische Entwicklung hat viele der alten Setzungen überholt, deshalb tendiert die Serie technisch gesehen immer mehr richting Science Fantasy) und lebt wohl in der Königsklasse. Dort bekommst du - wenn man dich annimmt - ein Expose, das du  binnen etwa 6 Wochen (ab Exposeeingang!) ausgeführt zurückschicken musst. Die Zeit reicht, wenn man sich schon im Perryversum auskennt. Gute Recherche im Voraus (vor der Bewerbung) ist also notwendig.

Dann gibt es noch die Roman-Reihen wie Drei Fragezeichen (der Klassiker), Elfenwelt, Coco Zamis, Dorian Hunter etc., die meist in Richtung phantastischer Horror spielen. Wie es bei den Drei Fragezeichen aussieht, weiß ich nicht, Elfenwelt und Zaubermond geben Exposes vor, die ausgeführt und ausgeschmückt sein wollen.

Wenn du an solchen Auftragsarbeiten interessiert bist, solltest du dich einfach mal in der Bahnhofsbuchhandlung oder am Kiosk umsehen, welche Hefte verkauft werden und was dir vom Thema her entgegenkommt. Ich würde zum Beispiel nie freiwillig Jerry Cotton schreiben, da ich mit Krimis nie nimmer nichts anfangen kann.

Auf der positiven Seite gibt ein solches Engagement  viel Schreiberfahrung, auf der negativen Seite kann es passieren, dass man sich stilistisch zu sehr einer Reihe anpasst und dann nicht mehr aus dem vorherrschenden "XXX-Tonfall" herauskommt. Ich hatte neulich einen Lektor, der eine Heftchen-Reihe betreut. In dieser Reihe ist das Wort "jetzt" verpönt - sei es in der Handlungsbeschreibung oder der wörtlichen Rede. Also ersetzte er mir jedes "jetzt" mit "nun". Ich sah da keine stilistische Verbesserung - das Manuskript war danach halt 50 Zeichen kürzer als vorher. Aber das ist Serien-Parlance, und man kann daran lernen oder sich daran den eigenen Stil verderben.
Es besteht auch die Gefahr, dass man sich ausbrennt, wie Maja schon schrieb, oder dass einem diese Sorte Arbeit so gut gefällt, dass man sie weiter betreiben möchte und größere Ambitionen aufgibt ;-)

Ich habe mir sagen lassen, dass Vollzeit-Heftchenautoren unter Umständen gut von ihrer Arbeit leben können. Das mag sein, aber mein erstes Experiment im Nach-Expose-Schreiben hat mir sehr deutlich gezeigt, dass ich zwar nach einem fremden Expose und wirklich schnell (20.000 Anschläge oder mehr am Tag, zwei Wochen durch, um die Deadline zu treffen) schreiben kann, dass mir diese Art Gängelei meiner Gedanken und Schreibweise aber nicht liegt. Ich werde wohl ab und zu mal einen solchen Auftrag annehmen - jetzt weiß ich, dass ich es kann - aber es ist nicht das, was ich mir von meinem Erwerbsleben erwarte.

Wie heißt es so schön? "Wir erzählen Kindern keine Drachengeschichten, um ihnen zu sagen, dass es Drachen gibt, sondern um ihnen zu zeigen, dass sie besiegt werden können." Ich kann Drachen besiegen. Ich habe aber auch herausgefunden, dass der Name Siegfried mir nicht steht.

Viel Spass beim Bewerben  ;D

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Lila

Danke, Thea, für deinen informativen Bericht!

Na, ich habe ja nicht gesagt, dass ich mit dem Schreiben von Heftromanen meinen Lebensunterhalt bestreiten möchte. Allerdings wären um die 600€ pro Werk durchaus ein lukrativer Nebenverdienst, wenn ich es denn hinkriegen würde. Ich habe zwar noch nie probiert nach Vorgabe zu schreiben, aber auf einen Versuch würde ich es durchaus mal ankommen lassen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Ich bin zwar nicht Heftroman-erprobt, aber dafür Foren-RPG-erprobt. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass viele andere RPGler meine Postings als "zu lang und zu detailliert" empfinden. Vielleicht könnte ich da was draus machen. Wer weiß? Jedenfalls werde ich mich mal an die Recherche machen. Ein Erfolgserlebnis a la "ich bin in der Lage eine längere Geschichte zu vollenden" wäre zumindest für den Anfang schonmal nicht schlecht. ::)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Kerimaya

Der Satz für Heftromane liegt ein bisschen über 600 Euro ^^' Zwei davon und man kann so einigermassen über den Monat kommen.

Lila

Zitat von: Kerimaya am 11. Februar 2010, 20:24:07
Der Satz für Heftromane liegt ein bisschen über 600 Euro ^^' Zwei davon und man kann so einigermassen über den Monat kommen.

Na, das wird ja immer besser! :hmmm:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Thaliope

Wie lange braucht man denn für so nen Heftroman? So in Stunden oder Tagen?
Das lässt sich vermutlich schwer pauschalisieren, aber eine grobe Einordnung würde mir schon helfen.

LG
Thali

Kuddel

Es gab in der Federwelt mal einen Artikel über ein Heftromanautorin. Anfangs hat sie es nur als Nebenverdienst gemacht, aber inzwischen schreibt sie daran hauptberuflich. Ich habe ihren Namen vergessen, aber ihr schien das wirklich viel Spaß zu machen. Sie ist in dem Liebesromangenre unterwegs.

Aber mal eine andere Frage dazu. Woher wissen denn die Verlage, dass dein Schreibstil in die Reihe passt? Woher wissen die, dass sie nicht einen schlechten Autoren angeheuert haben?

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

TheaEvanda

Die meisten Romane bewegen sich im Bereich von 150.000 - 180.000 Zeichen. Wie lange man dafür braucht, wenn man mit fremden Charakteren und fremdem Plot arbeitet, muss man selber wissen.

Auswahlstandards der Verlage kenne ich nicht, aber ich nehme an, dass Empfehlungen wie überall im Verlagswesen sehr viel Wert sind. Der ein oder andere (Publikums-) Preis (auch für pro-Bono-Sachen) kann da unheimlich helfen. Hoch geschätzt wird auf jeden Fall die Fähigkeit, pünktlich und innerhalb der gesetzten Zeichengrenze eine lesbare Geschichte abzuliefern. Danach geht es ins Serien-Lektorat, und bis zur Veröffentlichung sieht der Autor meist sein Werk nicht wieder. Literarische Höhenflüge werden nicht gewünscht und nicht verlangt.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Kerimaya

Zitat von: Thaliope am 12. Februar 2010, 09:15:41
Wie lange braucht man denn für so nen Heftroman? So in Stunden oder Tagen?
Das lässt sich vermutlich schwer pauschalisieren, aber eine grobe Einordnung würde mir schon helfen.

LG
Thali

Ich habe von einer Autorin gehört, dass sie ca. 2 Wochen braucht. Andere Autoren schafen aber auch einen Roman in einer Woche (was aber nicht die Regel ist). Die Art der Heftromanserie spielt dabei auch eine Rolle - SciFi soll zeitintensiver sein als beispielsweise Liebesroman.

Feuertraum

Ich hatte einmal gelesen (damals, als ich noch jung und knackig war), das Rellergerd (Autor der Serie "John Sinclair") 3 - 4 Tage für einen Heftroman braucht. Zumindest stand das einmal auf seiner Leserseite. Jedoch ist das schon ein paar Jahre her; ob er heute auch noch so schnell tippt (seinerzeit übrigens sogar noch auf Schreibmaschine), entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Mittlerweile müßte der Mann auch an die 60 Jahre sein.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Geli

@Kuddel  - Verlage heuern Serienautoren nicht einfach auf eine Bewerbung hin an.
Du musst schon einen "Proberoman" abliefern - oder zumindest die üblichen 30-50 Seiten Textprobe und in diesem Fall mit allen für die jeweilige Serie gewünschten typischen Merkmalen.

Maja

Bedenkt bei den angegebenen Entlohnungen darauf, daß der Empfänger dafür Steuern zahlen muß. Und wenn ihr ansonsten nicht berufstätig seid, kann sich daraus ergeben, daß ihr euch komplett selbständig machen müßt (also z.B. auch die Krankenversicherung selbst bezahlen) und netto einiges weniger davon übrig bleibt. Von 400-Euro-Jobs etc. könnt ihr dagegen alles behalten.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt