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Handlungsgetrieben

Begonnen von Wollmütze, 24. Januar 2010, 13:29:34

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Wollmütze

Hallo ihr Lieben,

So, da dies eher eine allgemeine Frage ist, und vielleicht noch andere dieses Problem haben, stelle ich sie hier rein. Hoffentlich liege ich da richtig. Ich habe das Thema gesucht, aber noch keinen Thread gefunden, der sich genau damit befasst.

Alsoooo...
Bei meinem momentanen Projekt bin ich soeben bei 100 Normseiten angekommen, so weit so gut. In Buchseiten umgerechnet sind es dann ja nicht bedeutend weniger.
Nun habe ich festgestellt, dass ich sehr handlungsgetrieben schreibe. Also quasi von einem Ereignis zum nächsten. Es kommt mir manchmal so vor, als würde ich alles aneinander reihen, ohne Pause.  :schuldig:
Bei mir ist am Anfang nicht viel Action, und ich glaube, ich hatte das Bedürfnis, das durch viele Ereignisse auszugleichen. Ich mache alles: Lebe in meiner Protagonistin, lasse sie denken, riechen, spüren, schmecken, hören, sehen, beschreibe nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig(hoffe ich  :-X ) Aber dennoch ist es so, wenn ich mir bereits veröffentliche Bücher angucke, sind die auf Seite 100 noch beim gemütlichen Kaffeeklatsch.  Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass ich sehr darauf bedacht bin, so viel geschehen zu lassen, weil ich vielen mein Projekt vorlese, und beim Vorlesen von langsamen Passagen das Gefühl habe, es wird langweilig!?

Nun meine Fragen an euch:
1.Wie haltet ihr das? Traut ihr euch am Anfang auch unwichtige Sachen zu beschreiben, lassen diese den Leser nicht direkt das Buch beiseite legen? (Mit unwichtig meine ich Nebenkonflikte usw.)

2.Wie schafft ihr es(wenn ihr es schafft), das Buch spannend und doch "langsam" zu schreiben?

3.Wie mögt ihr es am liebsten(als Leser und Schreibender)?

Ihr könnt frei darüber diskutieren. Mich beschäftigt dieses Thema im Moment sehr, und deshalb bin ich gespannt, was ihr dazu sagt.

LG,

Wolli

(Edit: Ich schreibe in normalen Normseiten nur ohne den doppelten Zeilenabstand, da dieser mich beim Schreiben stört. Habe also 100 vollgeschriebene Seiten pt12 in Normformat.)

Joscha

Mir ging es bis vor kurzem so ähnlich wie dir, bis es bei meinem aktuellen Projekt plötzlich klick gemacht hat und ich plötzlich gemerkt habe, dass ich schon bei hundert Seiten bin, obwohl eigentlich noch gar nicht so viel passiert ist. Ob das besser oder schlechter ist als vorher, kann objektiv noch nicht gesagt werden, da das ganze außer mir noch niemand gelesen hat (und es auch noch nicht gekürzt, noch nicht einmal fertig ist). Ich persönlich finde es so aber eher besser, wie ich es jetzt habe.

Wie bereits gesagt, ob mein Buch "spannend" ist, kann ich noch nicht sagen. Wie ich das mache, kann ich ebenfalls nur schwer erklären. Meine Handlung läuft einfach verschnörkelt ab, besteht aus hunderten und tausenden kleinster Ereignisse und ist nicht nur eine kurze Linie, die schnurgerade zum Ziel läuft. Wichtigste Grundlage dafür ist das klassische "show - don't tell". Wenn ich eine Charaktereigenschaft, die Beziehung zwischen zwei oder mehreren Charakteren o.ä. herausheben will, dann schreibe ich eine Szene, die jene Eigenschaft deutlich macht - wobei man natürlich aufpassen muss, dass diese Szenen dennoch eine gewisse Relevanz für den Plot haben sollten. Prinzipiell halte ich es so, dass ich immer wieder Schlüsselereignisse schreibe, die zusammen den Plot ergeben, und den Abstand dazwischen mit weniger bedeutenden Nebenereignissen, untergeordneten Handlungssträngen etc. fülle, um die Charaktere und die Geschichte lebendiger zu machen.

Ich habe eigentlich nichts direkt dagegen, wenn eine Story handlungsgetrieben wäre, in dem Sinne, wie du es beschreibst, aber dann finde ich es - wenn es gut geschrieben ist - meistens schade, dass es schon so schnell vorbei ist. ;)

Viele Grüße
Joscha

Smaragd

Hmm... vom Lesen her kenne ich recht unterschiedliche Herangehensweisen. Es gibt Bücher, bei denen es sehr schnell mit spannenden Szenen losgeht und das Tempo hält und es gibt welche, die alles langsam aufbauen. Zum Lesen mag ich beides, es muss halt dazu passen, was für eine "Art" Buch es ist. Allerdings denke ich, dass ein so gelassener, langsamer Anfang wie der des Herrn der Ringe heutzutage doch nur gekürzt veröffentlicht werden würde. Mag aber sein, dass ich mich da täusche, so genau habe ich mich damit nie beschäftigt, Schreiben ist für mich ja nur ein Hobby.

Allerdings finde ich nicht, dass Nebenkonflikte unwichtig sind! Ok, ich hab auch eine Schwäche für Epik, aber ich finde, dass Nebenkonflikte eine ganz gute Einführung in die Welt/die Charakteren sind, weil man dann erstmal darauf einlassen kann. Bücher, bei denen innerhalb der ersten zwei, drei Seiten klar ist, was der Hauptkonflikt ist, tendieren dazu, mich zu langweilen.

Beim Schreiben ist das bei mir auch unterschiedlich. Mein momentanes Herzensprojekt ist auch ein eher langsames, wobei ich bezweifle, dass es ernsthaft "spannend" ist (Action ist nicht so viel...). Es passt aber für das Buch, also schreibe ich das so, wie es mir gefällt. Basta. Andere angefangene Geschichten, die in Dateien liegen und auf Fortsetzung warten, haben aber durchaus recht flott angefangen. Ich schreibe die Geschichten so, wie es für sie passt, aber bei mir hat das nichts mit Mut zu tun, weil ich nicht auf eine Veröffentlichung schiele (und meine Sachen auch niemand zu lesen kriegt, bevor ich nicht das Gefühl habe, dass sie so sind, wie ich sie haben möchte - und so weit ist bei mir noch nichts).

Wenn ich trotzdem etwas vorschlagen darf - schreib erstmal fertig. Beim Durchlesen wirst du dann schon merken, ob dir alles zu hektisch oder zu abgehackt vorkommt oder nicht. Aber während du am Schreiben bist, ist es sehr schwierig, das zu beurteilen.

Rika

Hmm, hast du denn ein (oder mehrere) Beispiele für "handlungsgetrieben"/schnell vs. "langsam"? Mir fällt zu langsam gerade nur Herr der Ringe ein, weil Smaragd dasgrade erwähnt hat. Und ich stelle fest, daß das offensichtlich keine Kategorie ist, die ich beim Lesen anwende/bemerke.
Spannend vs langweilig schon, habe aber noch nicht bewußt drauf geachtet, wie das mit "action" oder vielen "passierenden" Dingen, "äußerer Handlung" zusammenhängt (oder auch nicht), oder ab welcher "Größenordnung" etwas "wichtig" ist.
Ich kann definitiv sagen, daß ich auch innere Handlung oft als sehr spannend
empfinde, kommt ganz drauf an, wie's geschrieben ist. Hm, vielleicht kann ich sogar sagen, daß ohne innere Handlung äußere Handlung es auch nicht leicht hat, für mich spannend und interessant zu sein.


Gargoyle

Innere und äußere Handlung sollten sich meiner Meinung nach abwechseln - ich schreibe bewusst nicht die Waage halten. Wie das Verhältnis bei einer Geschichte jeweils auszusehen hat, gehört wahrscheinlich zu den schwierigsten Dingen, die ein Autor zu lernen hat. Doch eine Exposition von hundert Seiten, in der uns die Figuren nur über das Wetter oder ihre verwandtschaftlichen Beziehungen aufklären, (oder noch schlimmer, der Autor tut dies), ist bestimmt nicht mehr zeitgemäß - um noch einmal auf den Herrn der Ringe zurückzukommen. Zumindest sollten hier Fragen über Fragen aufgeworfen werden, die den Leser bei der Stange halten.
Außerdem sollte Action nicht mit Spannung verwechselt werden, beides hat nur bedingt miteinander zu tun. Ein Plot, der nur aus aneinander gereihten Actionszenen besteht, kann schnell ermüden. Hier kann man sich viel von den Filmemachern abschauen. Selbst bei den turbulentesten (guten) Actionfilmen wechseln sich schnelle und ruhige Passagen ab, um den Zuschauer nicht zu ermüden. Die ruhigen Passagen werden dann auch dafür genutzt, weitere Informationen zur Story einzuflechten.
Kurz gesagt, die richtige Mischung macht's.

Churke

Die ersten 9 von Billy Wilders 10 Geboten lauten: "Du sollst nicht langweilen!" Ob man den Plot vorantreibt oder nicht - was zählt ist nur, was hinten raus kommt: Es muss interessant zu lesen sein. Ich wehre mich hier gegen Schubladen wie "schnell" oder "langsam", denn eine stereotype Handlung (Stichwort Bodycount) kann durchaus auch dazu führen, dass man das Buch gelangweilt beiseite legt.

Etwas zu schreiben in der Hoffnung, dass es der Leser vielleicht akzeptiert und weiter liest, halte ich nicht für zielführend. Wenn ich etwas schreibe, dann stehe ich auch dahinter.

ZitatLebe in meiner Protagonistin, lasse sie denken, riechen, spüren, schmecken, hören, sehen, beschreibe nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig
Handlung ist ein zusammenhängender Ereignisverlauf. Wenn die Figur nur schmeckt, hört und riecht, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, ist das für mich keine Handlung.

Zitat2.Wie schafft ihr es(wenn ihr es schafft), das Buch spannend und doch "langsam" zu schreiben?
Wozu soll das gut sein? Warum soll ich große Verrenkungen machen, ein Buch *langsam* zu schreiben, wenn mir das doch ganz offensichtlich nicht liegt?
Das Problem liegt viel tiefer als reine Schreibtechnik. Es geht um Inhalte, darum, was der Dichter damit sagen will. Wenn jemand sich verkrampft, weil er schreiben will wie Tolkien, wird er wahrscheinlich weder Tolkien, noch sein eigenes Optimum erreichen.


Wollmütze

Hallo an alle,

OK. Hier wurden jetzt definitiv einige Dinge falsch verstanden. Ich will auf gar keinen Fall unbedingt so schreiben wie Tolkien, um Gottes Willen, ich kann, auch wenn ich seine Story toll finde, seinen Schreibstil einfach nicht mögen (<---meine Meinung  ;) )

Ich verknüpfe Gedanken mit Handlung, und auch Sinneseindrücke, bei mir ist am Anfang auch noch Nichts vom Hauptkonflikt verraten, das löst sich erst langsam auf. Vielleicht hätte ich es mehr auf den Punkt bringen sollen, oder einfach anders ausdrücken sollen, versuchen wir es so: Ich finde, dass bei mir grade am Anfang es einfach so ist, dass ich die Charaktere sehr "schnell" in eine gewisse Handlung einwerfe, die sich dann dreht und dreht und dreht. Ich weiß nicht ob ich jetzt Komplexe habe, aber mir kommt sie pausenlos vor. Es ist nichtmal so, dass ich sofort den Hauptkonflikt präsentiere.
Joscha trifft es ganz gut auf den Punkt. Es ist wie ein grader Fluss ohne Abzweigungen. Nun weiß ich zwar immer noch nicht, ob ihr wisst, was ich meine, aber ich hoffe es. Ich glaube aber, ich habe mein Problem allein durch das Posten dieses Threads und mit euren Beiträgen grade selbst erkannt.  :pfanne:
@Smaragd: Ja, ich werde es wohl erst zuende schreiben. Dann kann ich immer noch sehen, ob ich den Anfang verändere und ob er mir im Gegensatz zum Rest zu "schnell" vorkommt. Es ist bei mir auch nur der Anfang, ab dem Mittelteil bremse ich automatisch ab. Vielleicht liegt das an der anfänglichen Motivation? Keine Ahnung.  :no:

Danke für eure Antworten, sie haben mir geholfen zu erkennen, dass ich vielleicht nicht mal etwas falsch mache, in diese Vorstellung hatte ich mich nämlich verrannt  :wums:

Liebe Grüße,
Wolli

Luciel

Ein Betaleser von mir hat mir auch mal genau diesen Vorwurf gemacht: "Bei dir passiert dauernd was, da kommt man ja gar nicht zum Luftholen ..." (die Kritik war durchaus schmunzelnd gemeint).
Hm, ich fing an zu grübeln und kam auch zu dem Schluss: eine Fantasy-Geschichte wird irgendwie langweilig, wenn nichts passiert. darum sind meine Helden immer beschäftigt.
Ich glaube, das liegt eben auch am Genre "Fantasy". Man schreibt über Abenteuer und Abenteurer und da wird sogar der Besuch in einer Schänke garantiert zu einem Ereignis. Das ist wahrscheinlich der Punkt - alles ist irgendwie bedeutend, weil es anders ist, weil es in einer anderen Welt spielt.
Trotzdem habe ich mir die Kritik natürlich zu Herzen genommen. Meine Antwort auf zu viel Handlung sind Dialoge. Meine Helden unterhalten sich gern und mittlerweile gibt es sogar ein Kapitel, dass sie komplett am "Lagerfeuer" verbringen (die wollten einfach kein Ende finden, obwohl ich, ihre Schöpferin, sie mehrfach aufgefordert habe aufzubrechen  :d'oh:).

Bei dem Anfang eines Buches befindet man sich als Autor ohne Namen allerdings in der etwas unglücklichen Position, gleich mit den ersten Seiten das Interesse fesseln zu müssen. Ich bin gerade am überlegen, ob ich eines meiner Lieblingskapitel, das jetzt eigentlich an vierter Stelle kommt, nach vorne ziehe ... Das ginge, weil dort ein neuer Prota eingeführt wird, der zu Anfang alleine agiert... würde allerdings den Schwerpunkt der Geschichte verschieben ....
Mit solchen Fragen muss man sich aber ohnehin erst dann beschäftigen, wenn man sein Werk wirklich und ernsthaft veröffentlichen will.

Wollmütze

Genau das war gemeint, Luciel. Da bin ich ja erleichtert, und dein Tipp mit den Dialogen ist super, vielleicht hab ich davon echt zu wenige, obwohl ich mir schon Mühe gebe... ich sollte meine Charas auch mal über unsinniges Zeug reden lassen, nicht nur über die Rätsel, die Ernsthaftigkeit des Lebens usw.  ;D

Danke und liebe Grüßle,
Wolli

Sprotte

Ich hatte angefangen (und abgebrochen!) ein in meinen Augen extremes Beispiel handlungsgetrieber Romane zu lesen: Die Drachenlanze.
Es geht wirklich nur Knall auf Fall auf Action, Gefahr und auswegelose Situation (eine nach der anderen). Es gibt keinerlei Ruhephasen. Die Heldengruppe taumelt von einer dramatischen Situation in die nächste - meistens auch noch fremdbestimmt.
Bsp: Sie kommen in einen Wald. Plötzlich tauchen Geister auf. Sie entkommen knapp. Dann tauchen Zentauren auf und verschleppen sie, dann der König des Waldes, dann wieder die Zentauren etc.
Nach knapp 100 Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Nicht eine Person der Heldengruppe hat mir bislang eine Identifikationsmöglichkeit gegeben. Dialoge sind knapp bemessen und beschäftigen sich alleine mit der aktuellen Situation oder bereits ausgestandenen Gefahren. Jeder Blick ist bedeutungsschwanger, drohend oder unheilvoll. Weder Figuaren noch Leser kommen zum Atemholen.
Das ist ein Beispiel, wie handlungsgetriebene Erzählweise übersteigert werden kann.
Es passiert unglaublich viel, ohne daß ein Einblick in die Figuren ermöglicht wird.

ChaldZ

Ich denke auch, dass da viel vom Stil des Autors und der Art des Erzählens abhängt.
Manche Plots laden dazu ein, viele Gedanken, Stimmungen preis zu geben. Ob das nun langweilig ist oder interessant hängt davon ab, wie langweilig oder interessant der Protagonist ist. Wenn ich mich mit der Person identifizieren kann und sympathisch finde, dann kann und will ich mich auch auf ihre Gedankenwelt einlassen. Dann brauche ich nicht die ganze Zeit durch Action bei der Stange gehalten werden. Der Umkehrschluss darf daraus aber auch nicht gezogen werden. Ich wollte damit nicht anführen, deine Protas seien langweilig und deswegen explodiert deine Handlung am Anfang. Ich denke eher, dass es die Idee in deinem Kopf war, die nieder geschrieben werden wollte. Wenn sich Idee an Idee reiht neigt die Geschichte dazu, rasant zu werden.
In dem Fall schließe ich mich ebenfalls Smaragd an und denke, du solltest erst einmal zu ende schreiben. Und dann kann man hergehen und schauen, ob wirklich zu viel Handlung auf Handlung folgt und durch Gedanken, Dialoge, "Neben" - Ereignisse etwas Tempo rausnehmen, falls nötig.

Ein Gegenentwurf zu Drachenlanze wäre z.B. das erste Buch von "Der Drachenbeinthron". Da passiert 500 Seiten im Grunde gar nichts, was für die spätere Handlung wichtig ist. Es geht beinahe ausschließlich um das Leben, das der Prota in diesem Moment führt... und das fand ich ziemlich langweilig. Ganz ohne Handlung geht es auch nicht.

Churke

Zitat von: Sprotte am 26. Januar 2010, 01:32:23
Bsp: Sie kommen in einen Wald. Plötzlich tauchen Geister auf. Sie entkommen knapp. Dann tauchen Zentauren auf und verschleppen sie, dann der König des Waldes, dann wieder die Zentauren etc.

Vor allem tritt bei solchen Bodycountern auch eine Entwertung von Gefahr und Situation auf. Das nimmt dann auch der Leser nicht mehr ernst.

Luciel

@ ChaldZ
Der Drachenbeinthron (bzw die ganze Reihe) gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Am Anfang findet tatsächlich kaum Handlung statt und man wird sehr ausgiebig mit den Protas bekannt gemacht. Ein bißchen viel des Guten, da gebe ich dir recht - ich war unendlich erleichtert, als Prinz Josua auftaucht und damit endlich ein Held die Bühne betritt.
Noch schlimmer fand ich "Die Rebellin". Auch hier wieder eine ausgiebige Beschreibung der Welt und der Protas (die zudem später auf Nimmerwiedersehen verschwinden) in einem sehr sehr langen Anfang. Trotzem ist in diesen Büchern ein Potential zu spüren, dass einen (zum Glück) zum Weiterlesen bewegt.

Drachenlanze kenne ich nicht, kann es mir aber gut vorstellen. Mir würde in so einem Buch die Identifikationsmöglichkeit fehlen. Selbst die coolsten Abenteurer sollten ihre menschliche Seite haben und die Möglichkeit, diese auch zu zeigen. Dann entwickelt so eine Geschichte auch Zauber und Kontinuität. Eine Action-Szene nach der anderen ist meiner Meinung nach kein guter Plot.
Mir fällt dazu gerade eine Serie ein, die zur Zeit Sonntags nachmittags im Fernsehen läuft (Pro7?) "The Legend of the Seeker". Die fing recht vielversprechend an mit zwei sehr sehenswerten Hauptdarstellern, aber ... Die Liebesgeschichte ist in einer ausweglosen Sackgasse angekommen, der Feind (Endkampf) steht vor der Tür ... und nun kommen ständig Ereignisse, die die Helden vom rechten Weg ablenken ... Überfall auf das Heimatdorf... immer mal wieder eine Verzauberung, die den Sucher willenlos macht ... Die Story treibt irgendwie ziellos dahin, als soll sie sich zu einem Dauerabenteuer entwickeln - schade.
Wie man das viel besser macht zeigt die Serie "Merlin" (erste Staffel lief so um Weihnachten im TV). Aus einem eigentlich ermüdenden Thema (nicht schon wieder eine Artus-Sage ...) wurde eine ganz neue Geschichte. Merlin ist der junge Diener des jungen Artus und muss seine Zauberkräfte verbergen, da zaubern verboten ist und Merlin sich der Freundschaft von Artus nicht sicher sein kann, sollte der jemals hinter die Begabung seines "Dieners" kommen .... Da wird viel Wert auf die Entwicklung der Protas gelegt, die an ihren schwierigen Sitautionen wachsen (oder manchmal scheitern). Da möchte man unbedingt wissen, wie sich das ganze weiterentwickelt ... und das macht einen Film oder ein Buch spannend.

Kati

Zitat1.Wie haltet ihr das? Traut ihr euch am Anfang auch unwichtige Sachen zu beschreiben, lassen diese den Leser nicht direkt das Buch beiseite legen? (Mit unwichtig meine ich Nebenkonflikte usw.)

Äh, jaaaa...vielleicht erinnert sich wer an meinen Thread, in dem ich davon geschrieben habe, dass die ersten 50 Din-A 4 Seiten (oder so) meines derzeitigen Projekts bloß Gelaber und Nebenkonflikte waren?
Also, ja, ich traue mich sowas...aus Versehen. Ich finde Nebenkonflikte gar nicht unwichtig, sondern wirklich spannend. Und meine beste Freundin anscheinend auch, da sie diese zig Seiten, auf denen ja eigentlich "nichts" passierte, trotzdem spannend fand. Ich persönlich mag sowas selbst auch sehr gern.
Als Beispiel fällt mir da "Der Geist, der mich liebte" von Kate Logan ein. Der Leser trifft den Geist erst auf Seite 100 irgendwo, doch die ersten 100 Seiten sind trotzdem nicht langweilig. Weil die Autorin sorgfältig auf das Ereignis hinarbeitet und, wenn es dann geschieht, ist es umso spannender. 

Zitat2.Wie schafft ihr es(wenn ihr es schafft), das Buch spannend und doch "langsam" zu schreiben?

Also, ob meine Geschichte spannend ist kann ich selbst ja nicht beurteilen, aber oben genannte beste Freundin fand es soweit gut.
Ich glaube nicht, dass man das so wirklich bestimmen kann. Es ist wohl eher eine Frage des Schreibstils, ob man gerne Dinge beschreibt, die für die Haupthandlung nur bedingt wichtig sind, oder ob man gleich zur Sache kommt.


Ich persönlich mag es "langsam" lieber, da man so Zeit hat sich mit den Charakteren anzufreunden und sich in sie hinein zu versetzen, wodurch die spannenden, wichtigen Szenen viel gewinnen, wie ich finde. Am allerliebsten mag ich es, wenn die am Anfang breit getretenen Nebenkonflikte, die keine wirkliche Rolle zu spielen scheinen, am Ende doch noch in die Haupthandlung mit einfließen und helfen den Konflikt zu lösen. Das probiere ich momentan zu erreichen.

Das Beispiel mit der Drachenlanze finde ich ein wenig...erschreckend. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich kenne andere die so in der Art geschrieben sind und werde beim Lesen immer ganz nervös, weil alles so schnell geht. Man wird ja richtig von den Ereignissen erschlagen.

LG,

Kati

Sprotte

Man wird nicht nur erschlagen - man stumpft ab.
Das Buch war mir empfohlen worden, und nun suche ich ein neues Heim dafür. Wahrscheinlich hab ich schon eines gefunden, sonst wäre dieses Werk in der blauen Tonne verschwunden.
Irgendwann gibt es keine Steigerungsmöglichkeit mehr, und dann wird selbst sooo viel Action nur noch langweilig. Die Figuren platt und beliebig austauschbar. Schlimmes Buch, wie ich finde.