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Wie weit darf man gehen?

Begonnen von Schreiberling, 07. Januar 2010, 21:50:52

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Schreiberling

Ja, ich schon wieder.  ;D  :pfanne:

Ich habe mir mal Gedanken gemacht, wo die Grenzen beim Schreiben liegen und wie weit man gehen darf.
Glaubt ihr, es gibt einen moralischen Punkt, den man nicht überschreiten darf?
Irgendjemand (Ich weiß nicht mehr genau, wer) hat in seiner Signatur ein Zitat stehen. Es ist von Oscar Wilde und lautete glaube ich:
Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher, es gibt nur gut oder schlecht geschriebene.
Was haltet ihr davon? Würdet ihr dem zustimmen?

Schreiben ist für mich etwas Grenzenloses. Kennt ihr irgendwelche Grenzen, wo schreiben nicht mehr weitergeht oder an denen man nicht weitergehen darf? (moralische, private, familiäre, ... ?)

Liebe Grüße,
eine Schreiberling mit rauchendem Kopf ;)

Ratzefatz

#1
Ich würde sagen, dass die Frage zwei Teile hat: Erstens, gibt es Themen, die man überhaupt nicht in Büchern aufgreifen sollte, und zweitens, wie weit darf ich selbst gehen?

Was ich mir dazu denke:

Mir fällt eigentlich kein Thema ein, von dem ich finde, dass man nicht darüber schreiben könnte. Allerdings fallen mir viele ein, die ich nicht unterhaltsam finde und die man meiner Meinung nach nur aufgreifen soll, wenn man damit etwas bewirken will (ein Tabuthema zur Sprache bringen etc) - nicht als bloße Effekthascherei. Folter zum Beispiel; das kann ein Teil der Geschichte sein, aber es sollte nicht leichthin abgetan werden.

Ja, und was das eigene Schreiben betrifft - letztendlich soll es doch Spaß machen. Wenn mir vor einem Thema so sehr graut, dass ich ein solches Buch erst gar nicht angreifen würde, schreibe ich auch nicht darüber.

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Romy

Dieses Zitat von Oscar Wilde kenne ich ebenfalls und kam dieser Aussage nur zustimmen.

Allgemein denke ich, dass es kein Thema gibt, das man meiden muss. Grundsätzlich kann man über alles schreiben. Allerdings gibt es Themen, die so heikel sind, dass man sie nicht nebenbei erwähnen sollte, sondern dann sollte man ihnen auch einen gewissen Raum bieten, um sie angemessen rüber zu bringen.
Wobei ich zugebe, dass "angemessen" auch wieder im Auge des Betrachters liegt, aber ich vermute, etwas in dieser Art meinte Wilde wohl mit "gut oder schlecht geschrieben".
Nun ja, es gibt viele Werke, die polarisieren, die als unmoralisch verschrien sind, oder wo der Autor irgendeiner Gruppe auf die Füße getreten ist. Im Grunde gibt es ja Romane zu allen nur denkbaren Themen, deshalb finde ich, erübrigt sich die Frage, ob man denn über alles schreiben darf. Man darf und kann soweit gehen, wie die Verlage bereit sind, es zu drucken und unter's Volk zu bringen. ;)
Und wer sowieso nur für sich selbst schreibt, kann ohnehin tun, was er will.

Persönlich muss ich zugeben, dass es Themen gibt, die ich für mich meide. Lesen will ich darüber vielleicht schon, aber in Sachen selbst-schreiben traue ich mich (noch) nicht an jedes Thema heran und dann lasse ich es auch bleiben, ehe ich es total verhunze. Ich fürchte, dass ich wohl ziemlich harmoniebedürftig bin und niemanden vor den Kopf stoßen will ...
Ich denke, jeder Autor muss für sich selbst entscheiden, wo seine Grenzen liegen und ob er wirklich jedes Thema anfassen will, oder Manches dann halt lieber bleiben lässt.

Thaliope

Hm, interessante Frage.
Ich glaube, dass man sich als Autor schon seiner Verantwortung bewusst sein sollte. Man setzt Ideen in die Welt, Gedanken, Vorstellungen. Die waren vorher nur im eigenen Kopf und sind später in den Köpfen von anderen. Da kann es nicht schaden, sich zu überlegen, was diese Worte anrichten können, wie sie verstanden und missverstanden werden könnten.

Und im Gegensatz zu Romilly finde ich nicht, dass man diese Verantwortung dem Verlag überlassen sollte/darf/kann, nach dem Motto: Wenn die das Drucken, wird es schon in Ordnung sein.

Ich finde es wunderbar, beim Schreiben die Freiheit zu haben, meine Figuren "Unmoralisches" tun oder sagen zu lassen, und mir würde spontan auch kein Thema einfallen, über das per se nicht geschrieben werden dürfte. Aber es gibt Aussagen von Texten (z.B. Verherrlichung von Gewalt, Hass etc.), bei denen es mir sehr wichtig wäre, dass sie nicht noch mehr Köpfe besetzen als es ohnehin der Fall ist.

Erste Überlegungen zu diesem Thema, spät in der Nacht ;-)

Liebe Grüße
Thaliope

WolveBlade

Guten Morgen !

Zum ersten kann ich mich da nur anschließen. Es gibt kein Thema das unangerührt bleiben müßte.
Es gibt genügend heikle Themen, doch Bücher, Kurzgeschichten, Gedichte und ähnliches können aber auch diese heiklen Themen beleuchten und vielleicht zum Nachdenken anregen.

Bezüglich der Verlage verstehe und sehe ich das anders als Thaliope  :snicker:
Es geht nicht darum die Verantwortung fortzuschieben, die Verantwortung liegt allein beim Autor.
Den Faden gesponnen könnte das "falsche Werk" auch mal ganz schnell beim Staatsschutz oder bei der Amtsanwaltschaft landen und plötzlich bekommt man einen Anhörungsbogen (überspitzt dargestellt ^^)

Aber der beste Roman vorallem über heikle Themen nutzt nichts, wenn man nicht einen Verleger findet der das dann auch druckt. Ergo muss man sich auch auf die Verlage konzentrieren und "nach ihrem Stil" schreiben, denn sonst bleibt das Werk halt ein Schreibtisch-Opfer oder kann nur im Selbstverlag vertrieben werden.
Ergo ist es eine, hm, ich nenn es nun mal Co-Verantwortung von Autor und Verlag über das "wie weit darf man gehen" zu entscheiden.

Meine Überlegungen am frühen morgen...

Joscha

Ich stimme den meisten meiner Vorposter zu: Schreiben kann man über jedes Thema. Die Frage ist allerdings, wie man es darstellt. Nehmen wir zum Beispiel einmal das Thema Gewaltverherrlichung. Ich finde es okay, wenn man einen gewaltverherrlichenden Charakter, ja sogar Protagonisten hat. Das ist dann eine Frage von Realismusgrad und Härte der Geschichte. Natürlich ist so ein Werk dann weniger für einen zehnjährigen geeignet, bei Kinderbüchern würde ich da auf jeden Fall andere Maßstäbe setzen.
Womit ich nicht einverstanden wäre, wäre, wenn der Autor selbst deutlich seine Meinung durchschimmern lassen würde, dass er Gewaltverherrlichung als richtig empfindet. Zumindest in einem Roman, in einer politischen Erörterung kann von mir aus jeder schreiben, was er will.
Eine ähnliche Sache wäre z.B. die politische Gesinnung. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn zum Beispiel ein MLPD-Anhänger Protagonist ist und, diesen Fall gesetzt, fände es sogar unrealistisch, wenn er sich nicht hin und wieder in hitzige politische Diskussionen einmischt. Etwas anderes wäre es wiederum, wenn der Autor, der Erzähler selbst (solange es keinen Ich-Erzähler gibt), versucht, den Leser zu einer bestimmten politischen Meinung zu konvertieren. Das liefe für mich unter "Belehrung" und wenn es etwas gibt, dass ich nicht mag, dann Bücher, die versuchen, einen bestimmte moralische Normen zu lehren.

Grüße
Joscha

Moa-Bella

Ich habe mir das Zitat vor allem als Signatur ausgesucht, weil mich nervt, dass viele Bücher ihrer Aussage nach beurteilt werden. Wenn es in einem Buch um ein schweres Schicksal und eine große ungerechtigkeit geht, die der Protagonist erdulden muss, dann lese ich in Kritiken selten etwas darüber, wie das Buch geschrieben ist, nur dass eindringlich auf die Gegebenheit aufmerksam gemacht wird. Ich könnte ein Buch über eine der Trümmerfrauen nach dem 2. Weltkrieg schreiben und eines über ein Thema, das keine "Skandalwirkung" bzw. "Schweres-Schicksal-das-es-wirklich-gab-Elemente" enthält, egal wie gut die Bücher geschrieben ist, kann ich mir denken, welches wohl mehr öffentliches Interesse auf sich ziehen wird. Bücher sollten meiner Meinung nach nicht nur danach beurteilt werden.

Insbesondere die Begründung für die Vergabe des Literaturnobelpreises an Hertha Müller hat mich aufgeregt. Sie schreibt bestimmt wundervolle Bücher und ob sie den Preis verdient hat kann ich nicht beurteilen, aber jemandem einen Literaturnobelpreis zu verleihen weil die Person auf ein schweres Schicksal aufmerksam macht finde ich nicht so toll. Wenn sie ihn bekommt weil sie so toll schreibt, dann soll sie ihn bekommen, aber mit dieser Begründung hätte ich ihr eher den Friedensnobelpreis gegeben.

Meiner Meinung kann man im Grunde über alles Bücher schreiben, was ja auch getan wird. Es kommt darauf an, welche Aussage das Buch vertritt. Wenn ein Buch den Standpunkt vertritt, es ist ok kleine Kinder zu vergewaltigen, dann ist das bestimmt nicht moralisch, allerdings kann es trotzdem ein tolles Buch sein. Bücher sollten mehr nach ihrer qualität beurteilt werden. Den moralischen Standpunkt kann man dann später diskutieren. So ein Buch würde ich nicht auf dem Markt bringen, aber ich glaube, der Blick für das Wesentliche darf auf keinen Fall verloren gehen.

Lomax

Zitat von: WolveBlade am 08. Januar 2010, 04:30:39Bezüglich der Verlage verstehe und sehe ich das anders als Thaliope  :snicker:
Es geht nicht darum die Verantwortung fortzuschieben, die Verantwortung liegt allein beim Autor.
Den Faden gesponnen könnte das "falsche Werk" auch mal ganz schnell beim Staatsschutz oder bei der Amtsanwaltschaft landen und plötzlich bekommt man einen Anhörungsbogen (überspitzt dargestellt ^^)
Hm, ja, kurz gesagt: Ich fühle mich nur meinen "Memen" gegenüber verantwortlich. Ich sehe mich da nur als Vermittler der Geschichte, der schreiben muss, was hineingehört, was die Geschichte perfekt und rund macht. In der Praxis stelle ich immer wieder fest, dass ich mitunter an meine Grenzen stoße und mir Gedanken mache, ob "man" das so schreiben kann, oder "was die Leute von mir denken". Und wann immer ich das tue, dann hasse und verachte ich mich dafür.
  Ich denke, ein besserer Autor würde kompromissloser seiner Geschichte folgen.

Ich betrachte die Kunst eigentlich als eine höhere Instanz, für die alles andere nur Bausteine sind - und zwar Gewalt, Moral, Politik, Sex und alle übrigen potenziellen Grenzüberschreitungen genau so wie die ganzen harmloseren Zutaten. Das alles ist nur Material, aus dem das Kunstwerk geformt wird. Dementsprechend empfinde ich es als unangemessen, daraus Regeln für das Kunstwerk selbst abzuleiten. Tut man natürlich trotzdem, weil man als Mensch eben doch nicht über den Dingen steht, sondern in die ganzen kleinlichen, weltlichen Strukturen doch eingebunden ist. Aber ich arbeite daran und versuche, nach oben zu schauen und nicht auf meine Füße.  ;)

Eigentlich das Einzige, dem ich mich außerhalb des Werkes noch verpflichtet fühle und wo ich ein Nachgeben oder Innehalten nicht nur als Mangel empfinde, ist der Leser. Da gibt es durchaus Grenzen, die man beachten muss, weil sie den Leser verschrecken oder vergraulen könnten. Und natürlich ist ein Kunstwerk nichts wert, wenn es kein Publikum erreicht ... Da hätte man also die meines Erachtens nach einzige Instanz, die noch außerhalb der Kunst steht und diese bewerten kann, nämlich die Wahrnehmung. Nicht mal nur "positive Wahrnehmung", sondern überhaupt den Komplex von Aufmerksamkeit und Wirkung. Ich bin also sehr skeptisch gegenüber den Grenzen von Moral und Anstand im Kunstwerk, aber sehr empfänglich für jede Argumentation, die auf die "Verkaufbarkeit" abzielt ;D
  Und natürlich gibt es auch Grenzen, deren Überschreiten von anderen Inhalten ablenkt. Ein Leser, der sich verstört fühlt oder der sich aufregt, fokussiert sich vielleicht zu sehr auf den einem Punkt einer "empfundenen Grenzüberschreitung", und das ist natürlich genau dann schlecht, wenn man eigentlich viel wichtigere Dinge in seinem Text beschreibt, die dann komplett übersehen werden und in der Rezeption unter die Räder geraten, von irgendwelchen "Tabubrüchen" überschattet werden. Das wiederum fällt dann durchaus unter den Punkt "die Geschichte richtig erzählen". Denn ein solcher Tabubruch dient der Geschichte ja nicht mehr, er stört sie. Mitunter gehört auch eine gewisse Zurückhaltung dazu, "die Geschichte richtig zu erzählen" - kompromissloser Dienst am Kunstwerk heißt nicht immer, dass man jede Grenze überschreitet, die einem zufällig unterkommt. Manchmal kann so eine Grenzüberschreitung die Geschichte auch kaputt machen - das wäre dann ein werkimmanenter Grund zur Zurückhaltung.

In der Theorie ist die Sache für mich also klar. Alle Grenzen sind schlecht und "böse", nur das perfekt abgestimmte Kunstwerk zählt!
  In der Praxis kann man sich schon sehr verstricken zwischen den eigenen, persönlichen Unzulänglichkeiten, diesem Ideal gerecht zu werden, und den zahllosen Erwägungen, die im Einzelfall doch eine Grenzziehung auch unter dem optimalen Wirkungsaspekt sinnvoll machen. Und vor allem ist es oft sehr schwer, zwischen kleinlichen Bedenken und der berechtigten Sorge um das Kunstwerk an sich zu unterscheiden. Da ringe ich mitunter sehr um die Entscheidung, ob ich jetzt einfach zu feige bin oder ob es tatsächlich einen Misston ins Werk brächte, ohne Berücksichtigung meiner Person, wenn ich noch etwas weiterginge  :-\

Romy

Zitat von: Thaliope am 08. Januar 2010, 03:29:23
Und im Gegensatz zu Romilly finde ich nicht, dass man diese Verantwortung dem Verlag überlassen sollte/darf/kann, nach dem Motto: Wenn die das Drucken, wird es schon in Ordnung sein.

Nun ja, das war ja nur EINE Aussage meines Postings. Ich habe ja dann hinzugefügt, dass jeder Autor sich für sich selbst Gedanken machen muss, wie weit er gehen will. ;)
Verlage sind doch heutzutage vor allem am Geldverdienen interessiert und man weiß doch, dass nichts verkaufsfördernder ist, als ein schöner Skandal um ein Buch, das polarisiert. Da ist man als Autor ganz klar in der Verantwortung.

Zitat von: LomaxIch sehe mich da nur als Vermittler der Geschichte, der schreiben muss, was hineingehört, was die Geschichte perfekt und rund macht. In der Praxis stelle ich immer wieder fest, dass ich mitunter an meine Grenzen stoße und mir Gedanken mache, ob "man" das so schreiben kann, oder "was die Leute von mir denken". Und wann immer ich das tue, dann hasse und verachte ich mich dafür.
  Ich denke, ein besserer Autor würde kompromissloser seiner Geschichte folgen.

Oh ja, so was denke ich auch häufiger mal. Und dennoch gebe ich zu, dass ich oft lieber vorsichtig bin und dass mir dadurch sicherlich auch Potential verloren geht. Bei manchen heiklen Themen weiß ich halt nicht, wie sie wirklich sind, weil ich sie nicht erlebt habe und dann weiß ich nicht, wie ich wirklich angemessen darüber schreiben soll, ohne einem potentiellen Leser auf die Füße zu treten.
Nicht ideal, vielleicht traue ich mich irgendwann mal mehr, aber einen Bestseller um den Preis eines Skandals brauche und will ich auch nicht. Ich will einfach ein gutes Buch schreiben, unabhängig vom Thema.

Churke

Ich sehe das ähnlich wie Lomax, würde aber noch etwas weiter gehen: Für mich existiert dieses Problem überhaupt nicht.

Wer beim Schreiben irgendwelche Grenzen ziehen will, der nimmt sich selbst und seinen Einfluss viel zu wichtig. Seit 2000 Jahren verbrennt man Bücher und ggf. auch ihre Verfasser, aber die Welt ist davon nicht besser geworden. Auch der politische Dichter hat bis dato wenig erreichen können, obwohl sich die Caféliteraten gerne in die Brust werfen und sich für bessere Menschen halten. Alles nur Geschwafel und Selbstdarstellung. An ein unmoralisches Buch lege ich die selben Maßstäbe wie an ein moralisches.

Romy

Zitat von: Churke am 08. Januar 2010, 14:59:30
Ich sehe das ähnlich wie Lomax, würde aber noch etwas weiter gehen: Für mich existiert dieses Problem überhaupt nicht.

Wer beim Schreiben irgendwelche Grenzen ziehen will, der nimmt sich selbst und seinen Einfluss viel zu wichtig. Seit 2000 Jahren verbrennt man Bücher und ggf. auch ihre Verfasser, aber die Welt ist davon nicht besser geworden.

Aber vielleicht schlechter?
Ich würde sehr wohl sagen, dass Bücherverbrennung und die Verfolgung und der Mord an Autoren Folgen hatte. Schon allein, weil das bei einigen Leuten (und nicht nur den Autoren) Trotzreaktionen hervorgerufen hat!


Zitat von: ChurkeAn ein unmoralisches Buch lege ich die selben Maßstäbe wie an ein moralisches.
Das ist wohl das, worauf sich Wildes Zitat bezieht und was ja Moa-Bella auch gesagt hat.

Kati

Das sehe ich ganz genauso wie Oscar Wilde und die meisten hier auch.  ;D Man kann über alles schreiben, was einem Spaß macht, finde ich. Es muss ja auch nicht immer zur Veröffentlichung kommen, viele Leute schreiben bloß zum Spaß.
Das Schreiben ist ja auch eine Kunst, so wie das Malen oder die Musik. Und, wie ich finde, kann man bei einer Kunst niemals wirklich sagen, dass das, was dabei entsteht, unmoralisch ist, schließlich sind es im , Falle des Schreibens, bloß Geschichten.

LG,

Kati

Khell

Wie weit darf man gehen? So weit, wie die Geschichte und die Figuren es erfordern. Ueber moralisch oder unmoralisch mach' ich mir beim Schreiben ehrlich gesagt keine Gedanken. Die Geschichte ist im Kopf und so wird sie hingeschrieben. Klar, manches aendere ich auch beim Ueberarbeiten, aber das liegt eher weniger daran, dass ich mir einen Kopf machen wuerde, ob ich nun die falsche Moral verbreite, sondern eher daran, dass ich beim ersten Durchgang die Geschichte noch nicht ganz "ausgegraben" hatte. Klar, manchmal ertappe ich mich schon bei dem Gedanken "Oh Gott, meine Mutter will das lesen", besonders bei meiner NaNo-Geschichte, dem Vampir-Krimi. Aber ich werd' nicht meine Geschichte anders schreiben, nur dass sie einen besseren Eindruck auf meine Mutter macht. Meinetwegen denkt sie halt dann, ich spinne. Das tun wir in meiner Familie eh alle, mehr oder weniger ...  ;D

Wem's nicht gefaellt, der soll's nicht lesen, ganz einfach. Und der Kritiker, der vielleicht, sollte ich je veroeffentlicht werden, mal meint, mir die Moral meiner Geschichte erklaeren zu muessen - der tut mir jetzt schon leid. :pfanne: Ja, klar, es ist beim Schreiben wie bei jeder anderen Kunstform auch - nicht jeder kann mit allem was anfangen. Aber das ist ja auch ok.

Entschuldigt die komische Schreibweise - ich sitz' hier an einem PC, an dem ich die Tastatur ums Verrecken nicht auf Deutsch umstellen kann ...  :rofl:

Schelmin

#13
Ich würde die Grenzen nicht beim Schreiben sehen, da sind die Möglichkeiten grenzenlos.
Die Grenzen sehe ich bei mir. Manche Sachen möchte ich nicht schreiben, weil ich sie langweilig, ekelhaft, albern oder sonstwie ungeeignet halte. Das hat nicht unbedingt etwas mit Moral zu tun, sondern damit, daß mich ein Thema einfach nicht anspricht.
Sich zu zwingen, eine Grenze zu überschreiten, aus welchem Grund auch immer, hemmt nur die Kreativität.
Grenzen überschreiten kann wichtig und spannend sein. Aber nur wenn einen die Neugier und Experimentierfreudigkeit dorthin treibt, und dann die Grenze ist eigentlich längst schon keine mehr.

Feather

Wie weit darf man gehen?

Ich würde sagen, weit. So weit, wie es mit dem eigenen Gewissen und Vorstellungen zu vereinbaren ist. Man kann niemanden seine Meinung aufzwingen und genauso kann man niemanden die eigenen Moral aufzwingen. Geschweigedenn sich die Moral von anderen annehmen. Die Vorstellung die wir heute von Moral haben, war vor Jahren noch ganz anders. Und wird sich auch weiterhin immer wieder einem Wandel unterwerfen. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Moralvorstellungen und genauso gibt es die verschiedensten Bücher, mit ihren Geschichten. Die eine gewisse Moral beinhalten. Als Autor finde ich, hat man alle Möglichkeiten, es ist möglich alles zu schreiben. Aber will man das auch?

Persönlich würde ich nie etwas schreiben, das ich mit mir selbst nicht vereinbaren kann. Schreiben macht Spaß und so soll es bleiben. Man kann sich nicht verbiegen nur damit es der mehrheitlichen Meinung entspricht. Vielleicht gibt es da draußen gerade die fünf Prozent, die genau auf solch ein Thema gewartet haben. Klar gibt es immer wieder Dinge bei denen man aufpassen muss, wie sie geschrieben werden.

Es geht bei den meisten Büchern um die Geschichte, wenn normale Leute über ein Buch diskutieren, dann sprechen sie über den Inhalt, die Figuren, die Handlungsplätze. Doch die wenigsten fangen an eine Moral zu suchen. Man kann sagen es ist gut und mag es, oder man mag es nicht. Das sind vorlieben, die nicht auf Grund von einer Moral getroffen werden.

Erstmal ein kurzer Gedankengang dazu.