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Sterbende Figuren

Begonnen von Manja_Bindig, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Lavendel

Unwichtig ist auch Definitionssache. Du meinst wohl epische Schlachten, Ungeheuer und vielleicht eine Prise elementaren Kampf Gut gegen Böse, Anathor.
Ja, Geschmackssache. Ich finde diese Mythen überholt, aber das gehört in einen anderen Thread ;).
In so einem Szenario wäre es aber, denk ich mal, wirlklich etwas kinderbuchmäßig, wenn niemand draufgehen würde. Wenn man aber vom Megakampf um Leben und Tod absieht, braucht es nicht unbedingt Leichen für ein gelungenes (Fantasy)Buch.

Anathor

bitte nicht hauen, Mods und Admins, das letzte mal, dass ich etwas dazu schreibe  :pfanne:.
Lavendel,

ungefähr das meine ich, weshalb ich unwichtig in Anführungszeihen gesetzt habe...

Wobei es bei mir auch kaum große Schlachten gibt, auch kaum Ungeheuer. Was ich Kriegstechnisch dran bringe, gleicht eher Nadelstichen als Schlachten.  Wenn 500.000 gegen 250.000 kämpfen oder es Leute gibt, die Sätze wie "Führwahr, so lasset uns denn den Drachen erschlagen." loslassen, das finde ich überholt (vielleicht meinst du auch unter anderem so etwas).

Aber nun back to topic, ich Spammer... :darth:

Antigone

Ich gebe es zu: ich mag keine perfekten Happy-Ends, dh. wenn es zum Schluß 2 Pärchen gibt, muss zumindest einer von denen sterben.

ABER: als ich meinen Beitrag für den HOhlbein-Wettbewerb geschrieben habe, hat mich die Frage, ob ich in einem Jugendroman auch einen Sympathieträger sterben lassen darf, in einen schweren Konflikt gestürzt. So sehr, dass ich tatsächlich ein "positives" Ende, wo derjenige überlebt, entworfen habe. Hab ich letztendlich wieder verworfen.... he, vielleicht hab ich deswegen nicht gewonnen?  ;)

Früher schien es Usus zu sein, dass in Büchern für jüngere Zielgruppen niemand sterben darf (zumindest nicht die Guten). Deswegen gibt es doch eine unsägliche Menge an älteren Werken, wo sich zum Schluß alles als ein Traum herausstellt und all die lieben Verstorbenen wieder putzmunter sind. *würg* Spontan fällt mir das Hohlbeins Elfentanz oder auch Märchenmond ein.

Mittlerweile scheinen die lieben Kinder heutzutage abgebrühter zu sein, und der Tod ist kein Tabuthema mehr.

Lg, A.

Grey

Jo... wie Goldman schon in die Brautprinzessin so schön schreibt: "Das Leben ist nicht gerecht!"
Das müssen Kinder schließlich auch lernen... ::)

Nein, mal ernsthaft... ich finde tatsächlich nicht, dass in Kinderbüchern jemand sterben muss. Also wirkliche KINDERbücher. Jugendbücher sind schon noch ein bisschen was anderes, aber ich presönlich finde es schön, wenn man zumindest Kindern noch ein Stück heile Welt lässt. Und dazu gehört dann auch, dass man mit dieser Traum-Wiederkehr-Geschichte gar nicht erst anfängt. Das kann ich nämlich auch nicht leiden. ^^

Andererseits habe ich mal gemerkt, dass ich überhaupt nicht gut darin bin, Kinderbücher zu schreiben. Ist mir nicht grau genug... (Wortwitz gemerkt? *applaus applaus* ;D )

Drachenfeder

Ich habe in meinem ersten vollendeten Manuskript eine Hauptfigur sterben lassen (wie sich das anhört) ... also sie musste leider sterben. Heftige Verletzungen.
Beim Schreiben war das ok, aber als ich mir es dann selbst noch mal durchgelesen habe, da bekam ich Gänsehaut und etwas Pippi in die Augen... Warum? Ich mein, es ist doch meine eigene Geschichte... sehr merkwürdig.

Aber als meine "Lektoren" es gelesen haben und beide unabhängig voneinander gesagt haben "Wie konntest du das zulassen?" da war mir klar das es die richtige Entscheidung war :) Ich liebe es wenn ich Leute schocken kann  :jau:



Maran

Meiner Meinung nach sollten in reinen Kinderbüchern die Charaktere nicht sterben. Die Kinder heutzutage werden so schnell erwachsen, und ihr Leben ist meist nicht halb so perfekt, wie es sein sollte, da sollten schon die Bücher eine mehr oder weniger heile Welt zeigen.

Wie ich reagiere, wenn ich einen liebgewonnenen Charakter sterben lasse? Es kommt auf die Figur an. Bei Jasper habe ich geheult wie ein Schloßhund  :'(
Letztens habe ich einen Romanentwurf hervorgekramt und durchgelesen ... und bin zu dem Entschluß gekommen, daß zumindest eine von den Hauptfiguren überleben sollte, falls ich das Ding jemals zuende schreibe. Ich glaube, ich war in einer etwas morbiden Phase, als ich das schrieb.  :seufz:

Termoniaelfe

ZitatMeiner Meinung nach sollten in reinen Kinderbüchern die Charaktere nicht sterben. Die Kinder heutzutage werden so schnell erwachsen, und ihr Leben ist meist nicht halb so perfekt, wie es sein sollte, da sollten schon die Bücher eine mehr oder weniger heile Welt zeigen.

Nun ich denke da etwas anders. Ich bin der Ansicht, je eher man erkennt, wie die Welt da draußen funktioniert, um so besser. Der Tod gehört nunmal zum Leben dazu. Und das Leben ist eben nicht nur schwarz und weiß, nein bisweilen ist es auch ganz schön grau. Natürlich ist es immer vom Alter der Zielgruppe abhängig. Ich halte gar nix davon nur über eine heile Welt zu schreiben. Es würde der Kontrast flöten gehen. Für mich ist es wichtig, dass das Gute am Ende sich durchsetzt. Aber möchte ich auch zeigen, dass dies nicht immer ohne Opfer geht.

LG
Termi

Lavendel

Naja, also kommt drauf an. Ich denke für Kinder ab 8 oder 9 ist es (je nach Kind natürlich) schon in Ordnung, wenn in einem Buch jemand stirbt. Das muss man nur kindgerecht rüberbringen. Ich kann mich noch gut an Sophiechen und der Riese erinnern. Also, ich finde das Buch ist ganz schön grausam, dafür dass es ein Kinderbuch ist. Ich meine, der Blutgurgler, der Mädchenmanscher... und die fressen ja tatsächlich Waisenhäuser leer. Aber ich fand das Buch toll. Ich finde es immer noch toll. Und für meine Begriffe hatte das mir Erwachsenwerden gar nüscht zu tun.
In einem Buch für fünfjährigen würde ich das aber auch etwas fragwürdig finden... Generell würde ich aber sagen, es kommt drauf an, wie weit ein Kind in seiner Entwicklung ist. Und dann liegt es natürlich in der Verantwortung der Eltern, das zu erkennen.

Grey

Ich denke, es gibt für Kinder viel verstörendere Sachen als dass in einem Buch jemand stirbt, vielleicht einfach weil so ein kleines Kind vom Tod noch nicht den gleichen Begriff hat wie ein Erwachsener.

Kennt jemand "Das Traumfresserchen" von Michael Ende? Das Buch hat mich als Kind voll fertig gemacht, und ich finds immer noch total gruselig ...

Maran

Ich habe als kleines Kind viel Märchen gelesen und gehört. Märchen fand und finde ich immer noch toll. Aber Andersen ... ? Dessen Geschichten mochte ich gar nicht. Dabei ist es bis heute geblieben. Die einzige Ausnahme bildet "Das häßliche Entlein", wobei die Verfilmung von Walt Disney an dieser Einstellung nicht ganz unschuldig ist.

Grey

Es gibt eine Disney-Verfilmung von "Das hässliche Entlein"? :o

Aber Grimms Märchen sind ja nun auch schon doch recht grausam ... was sie nicht weniger großartig macht ;D

Chuck

Ich erinnere mich in dieser Insicht an den Däumling... auf meiner Hörspiel MC hatte ich durchaus Schiss, wenn der dicke Riese mit kratziger, mörderischer Stimme androhte, die Kinder zu zerfetzen und sie anschließend zu Essen.

Ich denke, dass man es natürlich handhaben kann, wie man will. Aber sterbende Personen im Märchenbüchern würde ich insofern "unterstützen", weil damit in der Hauptlernphase des Kindes gegen den dämlichen (meist chistlich angehauchten) Gedanken von Tod angegangen wird.
Allerdings sollte ein Buch oder eine Geschichte nicht primär die Aufgabe übernehmen müssen, aufzuklären. Aber schaden kann es auch nicht.

Maran

@ Grey: "Ugly Duckly"  ;). Ist ein Kurzfilm, der wahrscheinlich - und dabei kann ich mich auch irren - mal als Vorfilm diente.
(Sry für das OT)

Natürlich sind die Grimmschen Märchen grausam, aber ein Kind liest ein Märchen mit dem Wissen, daß es ein Märchen ist und gut ausgeht. So erging es mir jedenfalls. Ich hatte einen gewissen Abstand zu diesen Geschichten. Anders dagegen bei den Andersen-Märchen. "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern", "Die kleine Meerjungfrau" - ich war todtraurig nach dem Lesen.

Dorte

In Kinderbüchern darf auch ruhig gestorben werden, aber da gilt für mich dasselbe wie in Büchern für Erwachsenen: Ich mag es nicht, wenn der Tod bagatellisiert wird. Wenn Leute sterben wie die Fliegen, ohne dass es für den Plot, die Atmosphäre oder einen anderen Charakter relevant wäre, sondern nur, damit jemand stirbt (Stichwort HP7), dann nervt mich das.
Andersherum können gut geschriebene Tode einfach unheimlich gut sein. "Die Brüder Löwenherz" handelt ja zum Großteil vom Tod und ist eines der tollsten Bücher aller Zeiten... Die Hauptfiguren sterben ja jeweils gleich zweimal, das ist ziemlich harter Tobak. Und in "Ronja Räubertochter" stirbt Glatzenper. Aber gut, wer schreibt schon wie Astrid Lindgren? Da muss man erstmal hinkommen...
Es hängt immer davon ab, wie man mit dem Leser bei Sterbeszenen umgeht. Betroffenheitsbücher nerven mit ebenso wie "Sterben ist cool"-Bücher, aber es ist glaub ich ziemlich schwer, die richtige Balance zu finden.

Coppelia

Oh Mann, bei dieser Diskussion wird mir allmählich klar, was ich mir da mit meinem nächsten Projekt aufgehalst hab ... es wird ein Jugendbuch sein, in dem sozusagen um das "Prinzip Hoffnung" geht, verpackt in eine schöne Fantasy-Geschichte mit vielen Sagenmotiven. Dabei spielt auch Sterben eine Rolle (allerdings auch Geboren-Werden).
Ich war den ganzen Tag am Überlegen, ob meine Hauptfigur zwischendurch oder am Ende sterben muss. Also, ich weiß, sie muss nicht dauerhaft sterben. Aber es kann sein, dass sie entweder ziemlich am Anfang oder ziemlich am Ende - zweimal wäre ja doof - eine Art Nahtodeserfahrung macht, sodass sie von anderen für tot gehalten wird. Ganz sterben und wiederbelebt-Werden ist selbst mit Unterstützung eines alten Gottes nicht so der Reißer. ;)
In diesem Buch stirbt auf jeden Fall eine Figur, die der Hauptfigur sehr nahe geht, aber ich habe keine Lust, das einfach nur nebenbei geschehen zu lassen, auch wenn es plotrelevant ist. Meine Hauptfigur ist erst 15, und sie sollte betroffen sein und trauern, selbst wenn sie kurz darauf nun wirklich andere Sorgen hat.

Die besten Fantasy-Kinderbücher und, wie ich denke, überhaupt die besten Kinderbücher, behandeln ja meiner Meinung nach die ernstesten und bittersten Themen, aber "unter der Oberfläche". Manchmal sogar noch mit leichter Hand. Lindgren und Ende (vor allem die Lummerland-Bücher) sind Beispiele dafür, aber es gibt sicher noch andere. Das ist sehr wirksam, denn die Kinder werden spüren, dass ihnen diese Geschichten etwas Wichtiges vermitteln, auch wenn es ihnen nicht ausdrücklich eingebläut wird. Was bringt es einem Kind, ein Buch über ein Kind zu lesen, dessen Eltern sich scheiden lassen, wenn es selbst darunter leidet, dass sich seine Eltern scheiden lassen? Diese Problembücher mag ich ja gar nicht, und sie hätten mir auch nie bei meinen eigenen Problemen geholfen. ;)

Na ja, ich werde wohl etwas ot. :)