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Das Happy End

Begonnen von Nightingale, 23. Dezember 2009, 21:15:31

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Angela

Spoiler Die Hunger Games haben so ein Ende, das einen schon lange beschäftigt. Aber es ist ehrlich. Schreiben möchte ich das auch nicht so, lesen auch nicht ungedingt, aber hier passte es. Ich habe als Jugendliche genau solche Mütter getroffen, KZ-Überlebende. Da bleibt nicht mehr viel heile Welt.

Alessa

Zitat von: Arcor am 30. November 2013, 16:57:30
Ich glaube, ein negatives Ende oder zumindest kein Happy End kann der Leser nur akzeptieren, wenn es irgendwie schlüssig ist. "Gladitator" ist da ein gutes Beispiel, wie Coehoorn schon sagt. Maximus ist tot, aber das passt, weil das eh in seiner Absicht lag und er im Elysium mit seiner Familie wieder vereint ist. Aber Commodus ist auch tot. Wäre Commodus am Leben, wäre das Ende total unbefriedigend. So passt es hingegen.

Der Meinung bin ich auch. Das Ende bei 'Gladiator' passt, weil es Maximus so wollte. Obwohl ich mich schwer damit tue, Protagonisten in den Tod zu schicken, wäre dieses Ende wahrscheinlich für die Trilogie besser gewesen. So aber muss die Heldin damit leben, dass sie am Ende diejenige verloren hat, die sie beschützen wollte. Ich kann darin kein schlüssiges Ende sehen.

Es ist, wie Dahlia es schreibt. Warum sollte man andernfalls einen Kampf riskieren, wenn der Sieger andere sind, nur nicht die Helden?

Die Frage nach der Trilogie beantworte ich besser per PN, denn ich glaube, dass dann hier eine Diskussion entsteht, die in diesen Thread nicht passt.  :versteck:

Churke

Zitat von: Alessa am 30. November 2013, 16:52:54
Nein, eine solche Botschaft möchte ich nicht vermitteln, weil sie traurig und mutlos macht.

Andererseits stelle ich fest, dass du nicht nur vehement widersprichst, sondern sogar einen Thread gestartet hast. Könnte es sein, dass der Autor mit seinem Drama mehr erreicht hat als mit einem Happy End?

Und dass 3 Aufrechte das Imperium besiegen, kommt ja nun mal eher selten vor. Wenn es auch im Buch nicht klappt, sehe ich darin durchaus eine gewisse Gegenwartskritik. Zumal es gerade zum offiziellen Hirnwaschprogramm gehört, den Leuten einzutrichten, dass sie über die Politik bestimmten.

Alessa

Zitat von: Churke am 30. November 2013, 23:16:46
Andererseits stelle ich fest, dass du nicht nur vehement widersprichst, sondern sogar einen Thread gestartet hast. Könnte es sein, dass der Autor mit seinem Drama mehr erreicht hat als mit einem Happy End?

Ich habe den Thread nur aus der Versenkung geholt, nicht gestartet. Ich weiß nicht, ob der Autor bei mir mehr mit diesem Ende erreicht hat, als wenn es ein Happy End gewesen wäre. Wenn es darum geht, dass ich den Schluss noch nicht verdaut habe, dann ja. Allerdings regt mich das Ende nicht zum Nachdenken an, sondern nur meinen Widerwillen. Keine Ahnung, ob das sinndienlich ist.

Wenn ich so in mich hineingehe, ist es nicht unbedingt ein Happy End, was ich am Ende eines Buches zu finden erhoffe, sondern eine positive Botschaft. Die geht meist damit Hand in Hand, aber auch eine Mittelding kann sie vermitteln.

FeeamPC

Eine positive Botschaft statt eines blanden Happy-Ends, ja, damit kann ich sehr gut leben. Das würde ich jederzeit vorziehen.

Alana

Die Trilogie würde mich auch interessieren. ;D

Ehrlich gesagt, die Botschaft, dass Rebellion Menschen bricht, ist für mich eine, die ich sehr wichtig finde. Menschen, die so einen Weg hinter sich haben, gehen nicht unbescholten da raus. Sie opfern sich für die Sache, sie sind hinterher kaputt. Damit kann ich leben, das ist für mich einfach eine echte, wahre Botschaft. Aber der Kampf, das Opfer, muss sich gelohnt haben. Sonst bin ich auch enttäuscht.
Alhambrana

Pygmalion

Naja, das ist ja auch immer eine Frage der Betrachtungsweise. Für wen muss es sich gelohnt haben? Für uns als Leser? Für die Protagonisten? Für deren ( Nach)Welt? Ich denke das ist eine ziemlich subjektive Empfindung, ob sich etwas lohnt. Hat sich der Widerstand der weißen Rose gelohnt? Alle sind gestorben, in Deutschland haben sie in ihrer Zeit nicht wirklich großes erreichen können. Sie haben keine Revolution bewirkt, die Nazis waren unverändert da.
Aus Sicht der Nachwelt hat es sich gelohnt, ein Zeichen gegen Diktator etc., heute sind sie das Symbol dafür, dasss eben nicht alle Deutschen die Nazis unterstützt haben. Also aus wessen Sicht hat es sich gelohnt?

Niemand kann seelische und körperliche Strapazen durchleben und, das ist wohl ganz wichtig, verlieren und dann noch ein wirkliches Happy End hinlegen. Wird die Rebellion gewonnen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die seelischen Wunden geringer sind als wenn man letztlich alles investiert und dennoch untergeht. Aber das ist harte Realität von vielen versuchten Revolutionen, Putschen, Rebellionen und Kriegen. Der Gewinner kann wengistens feiern und so einen Teil des erlebten mit "Aber es hat mir, meiner Sache, meinem Geldbeutel, wem auch immer" etwas gebracht. Kann der Verlierer nur sehr begrenzt.

Alana

Da hast du absolut Recht, Pygmalion. Mit "es muss sich lohnen" dachte ich vor allem an die Leser des Buches. Es sollte etwas Positives geben, was dem Leser einen Abschluss gibt. Im Fall der weißen Rose könnte man das über einen Epilog lösen, in dem gezeigt wird, was die Taten den Menschen später bedeuten. Oder man zeigt einen Menschen, der davon inspiriert wird und Mut bekommt. Etwas in der Art. Natürlich kann man auch hingehen und sagen: Ich nehme einfach alles, dem Leser und den Figuren. Kann auch funktionieren, siehe Shakespeare. Aber ich halte das für ziemlich gefährlich und schwierig und das geht wahrscheinlich auch nicht in jedem Genre. Vielleicht kann man das auch tatsächlich machen, solange man damit trotzdem noch eine Botschaft transportiert, die dem Leser das Gefühl gibt, das Buch nicht umsonst gelesen zu haben?
Alhambrana

Felicity

Ich persönlich muss sagen, dass ich einen Faible für Happy Ends habe. Allerdings sollten sich nicht kitschig sein, in dem Sinne von: Wir sind alle glücklich, wir leben alle! Der Feind ist bekehrt und macht sogar mit, wenn wir alle Gruppenkuscheln. Nein, das auf gar keinen Fall.
Und natürlich gibt es auch Bücher, die kein Happy End vertragen. Romeo und Julia wäre wahrscheinlich niemals so populär geworden, wenn nicht am Ende beide gestorben wären. Und ich bin der Überzeugung, dass ein Buch ohne Happy End länger im Gedächtnis bleibt.

phoe

Ich muss nicht unbedingt ein Happy-End haben. Nicht in der Form Friede-Freude, alle haben sich wieder lieb.
Bei mir dürfen die Helden auch gerne Schaden nehmen und auch sterben, denn auch das gehört dazu. Und macht es für mich glaubhafter.

Allerdings sollte sich der Kampf und das "Opfer" gelohnt haben. Die Sache, warum gekämpft, gelebt und gelitten wurde, das sollte schon zum Guten ausgehen.

Eleanor

Für mich persönlich ist es am Wichtigesten, dass ich emotional mit dem Buch und seinem Ende abschließen kann. Wenn ich den letzten Band zuklappe brauche ich einfach das Gefühl, so das wars jetzt, die Geschichte ist nun erzählt und aufgelöst. Für mich ist das Ende dann am schlimmsten, wenn eigentlich alles zum Schluss wieder bei Null heraus kommt und ich mich fühle, wie als wäre ich eine ewig lange Romanreihe eigentlich nur im Kreis gelaufen, damit zu guter letzt doch wieder alles ist wie vorher  :brüll: Schlechte Enden kann ich noch irgendwie verschmerzen, aber das Entscheidenste bleibt für mich als Leser, dass es so etwas wie einen Fortschritt gab, das sich etwas verändert hat, sei es zum Guten oder Schlechten.

Alessa

Ihr habt mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben ... vielen Dank!  :knuddel:

Wie so oft, betrachtet ein jeder auch das Ende eines Buches mit seinen eigenen Augen. Ob ich noch ein Fan von dem letzten Teil der Trilogie und deren Ausgang werde, beweifle ich, aber ich versuche es jetzt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ein solches Ende wird jedoch nicht zu meinen Favoriten werden, denke ich mir.  ;)

Churke

Zitat von: Alana am 01. Dezember 2013, 21:27:25
Im Fall der weißen Rose könnte man das über einen Epilog lösen, in dem gezeigt wird, was die Taten den Menschen später bedeuten. Oder man zeigt einen Menschen, der davon inspiriert wird und Mut bekommt. Etwas in der Art.

Ich fürchte, dass das in diesem Fall an der Sache vorbei geht. Wenn du in einem kriminellen Staat lebst, in dem alle gleichgeschaltet sind und die Verbrechen gut & richtig finden, können solche Aktionen nur scheitern. Was eine solche Geschichte so beklemmend macht, ist ja gerade, dass der Einzelne völlig machtlos ist. Das System wäre nicht mehr so bedrückend, wenn es von ein paar aufrechten Helden gestürzt werden könnte. Ist halt eine andere Art von Geschichte...

Pygmalion

Ja, da stimme ich Churke zu. Eben das Scheitern ist die Essenz des ganzen. Es bedarf da wohl keines erklärenden Epilogs, da sich die Geschichte in dem Fall durchaus aus sich selbst heraus erklären sollte.
1984 von Orwell könnte man, als Romanversion einer solchen Geschichte, genau dort ansetzen. Das ist einfach eine dystopische Welt, aus der es kein Entkommen gibt. Die Botschaft ist ja gerade: Lasst es nicht so weit kommen, denn ohne fremde Hilfe kommt ihr da nie wieder raus und als Einzelperson seid ihr in Wahrheit völlig Machtlos...

Romy

Was die Trilogie angeht, die Alessa meint, vermute ich dasselbe wie Angela.
Allgemein bin ich ja auch immer für "gemischte", realistische Enden, wo man mit einem lachenden und einem weinenden Auge rausgeht und schreibe sowas auch bevorzugt.
Aber bei der von Angela auch schon genannten Trilogie ist das noch mal was anderes, finde ich. Dort ist dieses bittere Ende dann doch haargenau richtig. Diese Geschichte hätte gar nicht anders ausgehen dürfen! Nach dem, was die Helden erlebt haben, wäre es komplett unrealistisch gewesen, wäre am Ende alles eitel Sonnenschein gewesen. Wenn das Ende so gewesen wäre, hätte mich das echt sauer gemacht. So fand ich das Ende zwar bitter und beklemmend und ja, natürlich hätte man den Helden alles Glück der Welt gewünscht, aber es war der Geschichte einfach absolut angemessen. Und - ja - es hat mich zum nachdenken angeregt.
Wie auch Churke schon sagt, der Einzelne ist leider allzu oft machtlos, oder auch eine Gruppe von 2-3 Leuten. Zwar schreiben wir (gerade in der Fantasy) ja oft Geschichten, wo ein Einzelner oder eine kleine Gruppe die Welt (oder zumindest einen Teil davon) rettet, aber seien wir doch mal ehrlich: Realistisch ist das nun wirklich nicht. ;)
Besagte Trilogie ist halt keine leichte Unterhaltungskost und das kann man schon wissen, ehe man überhaupt mit dem Lesen anfängt. Rezensionen gibt es über diese spezielle Trilogie genug und geredet wurde/wird ja auch überall genug darüber, eben weil da auch ein paar Themen verarbeitet sind, die für unsere gegenwärtige Gesellschaft auch sehr aktuell sind. Es hätte mich enttäuscht, wenn da am Ende alles eitel Sonnenschein gewesen wäre.


@ Alessa: Falls Du doch eine andere Trilogie gemeint haben solltest, würde mich auch sehr interessieren, welche. Gerne per PN.