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Schreiben ist nicht produktiv...

Begonnen von Termoniaelfe, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Elena

Hm... Was für ein Thema.

Mein erster "Freund", bei dem ich mich weigere, ihn wirklich so bezeichnen, war auch sehr... nun, besitzergreifend. Ob ich nun schreibe oder nicht, ich bin ein Mensch, der sehr viel Ruhe und Zeit für sich selbst braucht. Ich halte es nicht aus, wenn jemand von mir verlangt mit ihm vierundzwanzig Stunden sieben Tage die Woche zusammenzusein. Ich halte es nicht einmal mehr als zwei Tage aus. Das ist auch in meiner jetzigen Beziehung der größte Knackpunkt, was ein solches Bedürfnis nach absoluter Ruhe eine Beziehung sehr schwer macht.

Das Schreiben hat dieser "Freund" natürlich dann auch gehasst, bis er sagte: Dir ist das Schreiben doch wichtiger als ich! Ich habe ein, zwei Tage überlegt und dann gesagt: Jepp, stimmt. Damit war für mich die Sache beendet (für ihn nicht. Das ist aber eine andere Geschichte).

Mein Freund liest mein Geschriebenes nicht, ich würde es auch nicht wollen. Es interessiert ihn sowieso nicht, das kann ich schon voraussagen, weil ich weiß, was er sonst so liest. Das muss ich mir nicht antun.
Zu meinem Glück (auch was Freunde angeht) bin ich mehr oder weniger von "Hobbykünstlern" umgeben. Jeder malt, photographiert, schreibt oder schauspielert. Wir haben da alle unsere unrealistischen Träume gemeinsam. Demnach hat mit auch noch niemand komisch angeschaut, wenn ich gesagt habe, dass ich schreibe. Unter Erwachsenen ist es vielleicht auch wieder etwas anderes.

Mein Bruder dagegen kann es nicht verstehen, wie man sich nicht am Wochenende den letzten Rest Gehirnzellen wegsaufen kann. 'S gibt schließlich nichts Lustigeres, als in dem eigenen Erbrochen irgendwo im Rindstein aufzuwachen... Was ich dagegen in diesen Fantasywelten erlebe, ist echt nichts dagegen. ::)

Ich muss sagen, ich habe da auch unter meinen Freunden/Verwandten gar nicht das Bedürfnis, drüber zu reden. Ich wünsche mir, dass es ignoriert wird, wenn ich mit jemanden drüber sprechen will, habe ich meine zahlreichen Brief-und Internetkontakte.

Liebe Grüße,

Elena

Termoniaelfe

#16
ZitatMal was ganz Fieses: du könntest ja andeuten, dass du ihn als Figur irgendwo verwurstet hast. Aber Vorsicht, das könnte auch nach hinten losgehen und Ärger machen. Aber wenn ich ihn richtig einschätze, würde er spätestens bei dieser Ankündigung sehr neugierig auf deine Geschichten...  

Du wirst lachen, Linda, aber ich habe tatsächlich schon mal daran gedacht über ihn zu schreiben. Aber ich denke, da wir uns ja in allen anderen Sachen immer sehr einig sind, so fies bin ich dann doch nicht.

ZitatAlso kann ich nur sagen, Termi, arbeite an der Beziehung.

@nina:

Glaub mir, dass tue ich seit 8 Jahren. Es betrifft ja auch nur das Thema Schreiben. Als ich vor ca. 6 Jahren meine erste Geschichte geschrieben habe, da war es noch nicht so schlimm, weil ich das Schreiben damals noch nicht ganz so ernst gesehen habe wie ich das heute tue. Ich denke, dass diese Ernsthaftigkeit erst durch meinen Roman ausgelöst wurde. Da merkte ich nämlich, dass meine Figuren ein Eigenleben entwickelten und sie mir dadurch sehr ans Herz gewachsen und irgendwie (für mich) lebendig geworden sind. Verstehst Du, was ich meine. Für mich sind sie irgendwie real.
Wie ein Stück, dass zu meinem Leben gehört. Und ich denke, dass keiner, der nicht selber schreibt, dieses Gefühl nachvollziehen kann. Ich habe momentan zum Beispiel das Gefühl, ich muss dringen am zweiten Teil weiter schreiben, weil ich meine Protagonisten nicht in der Luft hängen lassen kann. Klingt verrückt, ich weiß, kann ich aber nicht besser beschreiben.

LG
Termi

Jules

Ich bin 16 (fast 17) und bisher vollkommen mannlos zurecht gekommen. (Ein Hoch auf mich! Seit ich gestern Stolz und Vorurteil gesehen habe, bin ich deswegen doch recht deprimiert...) Habe eine beste Freundin, die ebenfalls schreibt und durch die ich damals erst zum Fantasy gekommen bin. Mittlerweile ist sie vom Weg abgekommen und schreibt Sachen über Mädchen, die irgendwie nicht richtig im Kopf sind...

Also, eigentlich bin ich deswegen inkompetent, aber ich sag jetzt mal: Eine Beziehung ist doch kein Grund sich gleich hobbymäßig total beschneiden zu lassen oder? Würde das so erklären, sollte jemals wer deswegen Ärger machen. Wenn ich nicht schreibe, dann ist das so, als würde man mich zum Eunuchen machen.

Steffi

ZitatIch bin 16 (fast 17) und bisher vollkommen mannlos zurecht gekommen.

Versuch's mit 23 ;)


Mein Vater kann mit Schreiben nichts anfangen, bewundert mich aber dafür, dass ich mit Worten "Bilder einfangen" kann. Mein Bruder versucht sich selber ab und zu. Von daher hab ich Glück. Aber natürlich hab ich die "Was für ne Spinnerin" Blicke auch schon mal bekommen, vor allem wenn ich erwähne, dass ich viel Fanfiction schreibe. (Das mit dem Slash hab ich deshalb vorsichtshalber noch nie erwähnt ;)  )
Sic parvis magna

Jules

Joa, das sollte man besser nicht zu offenkundig herausposaunen...es gibt immer wieder Leute, die wissen was das ist... ;)  

Gut, mit 23 guck ich dann noch mal. Vermutlich hat sich bis dahin nichts getan.  :P

Manja_Bindig

Jules, das Problem ist nur dann, wie bei mienem letzten Freund, wenn du wirklich das Gefühl hast, dass es etwas ist, was es lohnt, zu erhalten, eben weil der Junge dir so wahnsinnig wichtig ist.
Ich bin wirklich in den Koflickt geraten - Schreiben oder Freund?
Tja... Georg hat mir die Enscheidung abgenommen.
Und egla, wie ich mir eingeredet hab, dass es wohl besser gewesen ist, geheult hab ich trotzdem wie ein Schlosshund.
(aber es hatte was gutes - jetzt reden wir wieder miteinander und alles, was nicht fantasy ist, liest er mit begeisterung)

Feuertraum

Äh...nina...sorry, aber da muß ich mal schimpfen: Nur wenn sich jemand nicht für die  Hobbys eines anderen Menschen interessiert, ist er nicht gleich oberflächlich.
Ich mein, ein Kumpel von mir ist begeisterter Bogensportschütze.
Mich reizt dieses Thema nicht.Ich spiele lieber Schach.
Sind wir deswegen oberflächlich?
Ich denke nein. Und ich finde es schade, als solcher abgestempelt zu werden.

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Manja_Bindig


Rei

Ich finds immer wieder aufs Neue erstaunlich, mit welchen Vorurteilen man kämpfen muß, wenn man sich zum Schreiben bekennt. Mensch, das ist nicht besser oder schlechter als jedes andere Hobby auch! Schade, daß wir "Schreiberlinge" so einen schlechten Ruf haben. Keine Ahnung, woher das kommt.

Was ist so schlimm daran, sich eine Welt auszudenken, in der passiert, was ich will, wann ich es will und wie ich es will? Was ist so schlimm daran, wenn ich mit Charakteren jongliere, sie in alle möglichen Situationen stecke? Ich sehe das nicht als eine Flucht vor der Realität an, weil ich ihr nicht gewachsen bin, aber als eine kleine Auszeit, wie es jedes andere Hobby eben auch ist oder sein kann. Der eine entspannt eben, wenn er 22 Deppen zuschaut, die einem Ball hinterherrennen, der andere, wenn Michael Schumachers Kinn Runde um Runde fährt und andere eben wieder, indem sie Welten schaffen, Abenteuer erleben.

Sind wir nicht alle ein bißchen bluna?

Steffi

ZitatJoa, das sollte man besser nicht zu offenkundig herausposaunen...es gibt immer wieder Leute, die wissen was das ist... ;)  


Oder wissen wollen, was das ist ;)
Sic parvis magna

Feuertraum

Liebe Rei!

Vorurteile gibt es immer wieder. Und es ist ja auch schön einfach, Klischees nachzureden als sich mit dem Menschen drüber zu unterhalten:

Bodybuilder haben es in den Muskeln dafür nicht im Kopf
Blondinen sind allesamt strohdoof usw. usf.

Andererseits muß ich ganz ehrlich sagen: ich selber habe noch nie ein Negativimage gehört, weil ich schreibe. Weder von Family noch von Freunden.
Mag vielleicht daran liegen, das Familie gerne liest und Freunde sowohl lesen als auch (teilweise) schreiben.
Ich weiss es nicht

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Astrid

#26
Ich hatte auch mal so einen Freund, der sich am liebsten 24/7 über mich gestülpt hätte - frei nach dem Motto "Ich dachte, wir machen jetzt immer alles zusammen!" Schon bei dem Satz hat sich bei mir der Fluchtinstinkt gemeldet.

Später hat er dann versucht, sich mit der Schreiberei zu verbünden (Was du nicht bekämpfen kannst...), und hat mir zur 1000. Seite Rabenzeit eine Flasche echten Champagner geschenkt. *G* Das war schon lustig. Aber einige Zeit später reagierte er auf meine gelegentlichen Ankündigungen, jetzt nicht mehr stumpfinnig vor der Glotze hocken, sondern lieber schreiben zu wollen, mit dem Satz: "Du tust ja alles, um von mir wegzukommen!"

Tja, so war es dann nach einiger Zeit auch. Das Schreiben hat mir jahrelang das Leben gerettet und ist mir erheblich viel wichtiger als irgendsoein Typ, der in mein Leben reintrampelt und erwartet, daß sich ab sofort alles um sein Ego dreht. Abgesehen davon hat er RZ auch überhaupt nicht verstanden - er stand mehr auf Märchen und hat nicht mehr als eine oder zwei Szenen gelesen.

Schreiben als Hobby kann durchaus gefährlich für eine Beziehung sein. Im Gegensatz zum Fußballgucken, Rinnsteinkotzen und ähnlichen spannenden Dingen strengt man da nämlich das Gehirn an und entwickelt sich weiter, folgt Träumen und Gedanken, von denen der Partner nichts weiß und die er nach einiger Zeit einfach nicht mehr versteht. Und ich denke, daß es das ist, was die meisten Partner so intolerant macht - das Gefühl, stehengelassen zu werden. Daß sie dabei evtl gar nicht folgen wollen, macht es dann kompliziert.

Aber ehrlich, Termi, bei so Sprüchen wie "Du und deine Schreiberei geht mir auf den Sack" würde ich sehr, sehr hellhörig werden. Das ist schon mehr aggressiv als intolerant. Offenbar sammelt sich da Wut an, und das schreit nach Klärung.

Maja

Zitat@Maja
Sorry, dass ich im falschen Thread eröffnet habe, aber ich dachte im Thread Neue Mitglieder ist es auch nicht so toll unterbegracht. Ich gelobe Besserung. :-[

Hallo Termi,
ich weiß, ich bin dreißig Postings zu spät, aber trotzdem: Bitte unterscheide:
Thread: Dies ist ein Thread. Er ist einem Thema gewidmet und kann X Antworten haben.
Auch "Neue Mitglieder im Forum" ist ein Thread. Nicht mehr. Nur einer von vielen. Beide befinden sich in einem "Board". Dieses hier heißt "Tintenzirkel" und ist Bestandteil des "Allgemeinen Forums". Das Board "Tintenzirkel" ist, wie der Name andeutet, daß Hauptboard des Forums. Es ist nicht nur, damit sich dort neue Mitglieder vorstellen können, sondern behandelt auch alle allgemeinen Fragen zum Thema "Fantasy Schreiben". Das Board "Off Topic" dagegen ist ein Not- und Quatschboard, weil man die Leute nicht davon abhalten kann, über Themen zu diskuttieren, die mit dem Schreiben von Fantasy nichts zu tun haben - wie Politik, andere Bücher, Filme, Musik, persönliche nicht schreibbezogene Erlebnisse wie Unfälle oder Urläube.
"Neue Mitglieder im Forum" ist der umfangreichste Thread, aber er sollte das Board nicht so dominieren, daß sich niemand mehr traut, dort einen neuen Thread zu eröffnen. Ist euch schonmal aufgefallen, daß wir *nie* etwas aus dem Board Tintenzirkel verschieben, aber dauernd IN das Board? Traut euch ruhig, eure themenbezogenen Fragen hier zu stellen. Denn da gehören sie nämlich hin.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Termoniaelfe

#28
@Maja

Als ich das Thema im Nachhinein betrachtet habe, ist es mir ja auch wie Schuppen von den Augen gefallen, aber da war es dann auch schon zu spät. Na klar, es hat eindeutig mit Schreiberei zu tun und ich ärgere mich nur über mich selber, dass ich wiedermal zu schnell und unüberlegt gehandelt habe.
Das lag vielleicht auch daran, dass ich meinen Frust unbedingt los werden wollte. Aber ich habe mir fest vorgenommen, nächstes Mal besser aufzupassen. Schon weil ich mir vorstellen kann, dass es furchtbar schwer sein muss ein solches Forum zu führen und ich ziehe echt den Hut vor Dir, wie Du das alles hier so toll hinbekommst.

@Astird

Die klare Ansage gab es vor 14 Tagen von mir. Ich habe ihm unmissverständlich klar gemacht, dass ich mir von niemandem sagen lasse, was ich zu tun und zu lassen habe. Und wenn er mit meiner Schreiberei ein Problem hat, dann müsse er selber damit klarkommen. Sollte das nicht gehen, dann werde ich meine Konsequenzen ziehen. Da wir uns beide sehr lieb haben und keiner den anderen verlieren möchte, sind wir uns jetzt einig. Ich schreibe, wenn er nicht da ist und er verschont mich in Zukunft mit seinen Sprüchen.
Damit kann ich leben, weil ich ja Euch habe, mit denen ich mich austauschen kann.  ;)

LG
Termi

Maja

So, und jetzt ich auch noch zum Thema  ::)
Ich gebe ja immer gerne damit an, daß mein Freund der beste und geduldigste Lektor/Korrektor der ganzten Welt ist. Vermutlich, weil ich gern so hätte, daß es so wär. Tatsächlich stimmte das früher, aber heute ist es anders. Als wir zusammenkamen, vor siebeneinhalb Jahren, brachte ich einen reichhaltigen Schatz an Geschichten mit, die alle neu und fremd für ihn waren - "Eine Flöte aus Eis" und den überwiegenden Teil des ersten Bandes der "Spinnwebstadt", zum Beispiel. Er las alles voller Begeisterung, er kritisierte mit Hingabe, er zerlegte und zerpflückte, daß es eine wahre Pracht war.

Und mit den Jahren ließ es nach. Er verlor die Lust daran, stundenlang über meine Bücher zu reden. Er ließ sich nicht mehr jede neue Szene vorlesen, und war auch nicht mehr dazu zu bringen, die Texte dann selbst zu lesen. Selbst liebevolle Komplettausdrucke nahm er zwar an, doch er las sie nicht. Irgendwann gelang es mir, ihm Wahrheiten aus der Nase zu ziehen, zum Beispiel
- daß er mit dem "Elomaran-Zyklus" nicht viel anfangen kann, weil ihn das Thema nicht so interessiert und er keine Identifikationsfiguren hat
- oder, daß er zur Zeit nicht mehr so gern Fantasy liest - was gelogen war, verschlang er doch diese blöden Rollenspielromane, die ihm der Bo immer mitbrachte, obwohl sie wirklich schlecht geschrieben sind...
Und ich druckte ihm wieder "Klagende Flamme" aus und bat und bettelte, er möge es lesen, als wäre es irgendein Buch, als wäre es nicht von mir, und es müsse es nicht einmal mögen

- bis dann aus ihm herausbrach, das könne er eben nicht. Und was stellte sich am Ende heraus? Nicht nur, daß er eben nicht unbefangen an meine Texte herangehen kann, sondern auch, daß er sie nicht mehr spannend findet, denn die Inhalte habe ich ihm ja schon alle erzählt, als ich mir die Szenen ausgedacht habe. Ja aber wie ich es dann umgesetzt habe... versuche ich es nochmal. Vergebens. Er liest nicht wie ich Sprache. Er liest Inhalte. Und wenn er den schon kennt...

Und so habe ich einen Freund, der mir volles Verständnis entgegenbringt, der ich unterestützt, der damit lebt, daß er mich mit all meinen Figuren teilen muß, und dem all meine Launen und Unwegbarkeiten nicht viel ausmachen - und der nichts, aber auch wirklich nichts, von mir lesen mag. Und ich muß damit leben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt