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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Tinnue

Ich komme leider viel zu spät dazu, etwas zu sagen, sodass eigentlich schon alles gesagt worden ist. Im Prinzip schließe ich mich Alana an. Auch ich hab diese Tiefs immer wieder und wahrscheinlich (einfach auch weil ich ein Kopfmensch bin) werden sie wohl immer wieder kommen. Die Frage ist nur, wie man seinen Frieden damit schließt. Glücklicherweise gibt es den TiZi, sodass man nicht völlig in seinem Loch versumpft. Wir ziehen uns immer wieder gegenseitig raus - allein zu wissen, dass es all diese wunderbaren Menschen gibt, macht mich glücklich und hoffnungsvoll.  :knuddel:

Siara

#676
Darf ich auch mal? (Und das, obwohl ich hier nichts aus eigenem Anliegen hatte schreiben wollen).

Aber da es bei mir schon seit über einem halben Jahr nicht mehr so richtig läuft, habe ich mir endlich eingestanden, dass es nicht einfach nur eine kleine Phase ist. "Zweifel" sind nicht ganz das richtige Wort. Ich schreibe momentan nicht gezielt auf Veröffentlichung, sondern zum Spaß. Aber genau der fehlt, und ich hab keine Ahnung, woran es liegt. Ich liebe die Idee, die hinter meinem aktuellen Projekt steht, und den Protagonisten, in den ich mich von Anfang an hineindenken konnte. Der Plot ist im Groben fertig, lässt aber noch Freiheiten, was mir immer wichtig war. Alles ist so, wie es sein sollte. Außer mein Gefühl.

Meine Projekte haben mich seit jeher nicht nur beim Schreiben, sondern den ganzen Tag über erfüllt. Ständig in Gedanken bei den Charakteren, gepackt von ihren Gefühlen und den Erlebnissen, die noch auf sie warteten. Plötzliche Plottwists unter der Dusche, vor dem Einschlafen, beim Essengehen. Und immer wieder dieses begeisterte Kribbeln, das sich anfühlt wie das erste Stück Schokolade, nur dauerhaft.

Das hatte ich seit Monaten nicht. Und diese fehlende Begeisterung schlägt sich auch auf dem Schreiben nieder. Mein Stil - das weiß ich - ist nicht schlecht. Nicht perfekt, aber theoretisch bin ich damit zufrieden. Praktisch dann doch nicht. Letztes Jahr, am anderen Roman, war jede Szene etwas Besonderes. Jeden Abend beim Schreiben ist aus dem Nichts ein neuer Gedanke aufgetaucht, der mir genial vorkam, oder eine Formulierung, in die ich mich verliebt habe. Jede Szene - selbst nur Gespräche - wurden gewitzt und nicht bloße Plottreiberei, sondern wie eine kleine Kurzgeschichte. Neben ihrer Rolle in der Geschichte auch für sich stehend unterhaltsam. (Also beim Schreiben, meine ich. Gelesen hat es noch fast niemand).

Dieses Mal ist der Großteil beim Schreiben genau das: Nur geschrieben, um den Plot voranzubringen, in der Hoffnung, dass mich irgendein Moment dann doch mal packt. Ich wickle die Geschichte ab, und das Ganze in annehmbaren Stil. Und sobald das Dokument geschlossen ist, verschwindet alles aus meinem Kopf. Aus dem Augen, aus dem Sinn, wie ein lästiger Brotjob. Und es ist nicht bloß dieses eine Projekt. Dasselbe ist es mit Kurzgeschichten, an denen ich auch immer Spaß hatte.

Vielleicht würden andere das Geschreibsel sogar ganz gut finden. Aber mir fehlt das Feuer, die Leidenschaft. Das, was mich dazu gebracht hat, zehn Stunden am Tag am PC zu verbringen, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht. Was mich zum Nachdenken und Grübeln gebracht hat. Die Euphorie beim bloßen Gedanken an das Schreiben. Ich hatte sie immer, seit ich sechs war. Und jetzt ist sie verschwunden, und ich weiß nicht, wohin.

Gerade habe ich einfach nur panische Angst, aus dem Schreiben herausgewachsen zu sein. Es war immer ein Teil von mir, und wenn es weg ist - so albern und übertrieben das klingen mag - verliere ich ein Stück von mir selbst. Ein großes Stück.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Alana

Ich kann diese Angst gut verstehen, Siara, die hatte ich letztes Jahr auch, als ich mich ganz furchtbar durch ein Projekt gequält habe. Am Ende war ich mit dem Ergebnis zufrieden, aber Spaß gemacht hat es nicht. Da hatte ich wirklich Angst, vor allem, weil es mir mit den anderen Projekten zunächst ähnlich ging. Dann kam der Nano und ein Projekt, das mir völlig unverhofft einen richtigen Schreibrausch beschert und mir irgendwie das Leben gerettet hat. Danach habe ich mich dann wieder gequält, aber ich weiß jetzt, es wird diesen Rausch immer wieder geben, der ist nie ganz weg. Leider weiß ich nicht, woher das kam, das Rausch-Projekt war genauso ein Auftrag wie die anderen. Aber ich bin ganz sicher, dass es dir auch so gehen wird, dass der Spaß wiederkommt.  :knuddel:
Alhambrana

Klecks

@Witch: Oh, das sehe ich ja jetzt erst! Es wurde schon so viel Tolles gesagt - ich könnte nur wiederholen. Deshalb lasse ich dir einfach einen Knuddler da und hoffe, das reicht.  :knuddel:

@Siara: Alana hat schon wunderbar geantwortet, und ich kann nur auch sagen, dass ich ganz sicher bin, dass das wieder kommt.  :knuddel:  Hast du gerade große Veränderungen in deinem Leben, die sich lange hinziehen? Stresst dich etwas, beschäftigt dich etwas? Das alles kann zu solchen Tiefs führen - aber es kann dann ja nur noch bergauf gehen, und ich bin sicher, dass es wieder bergauf gehen wird bei dir. Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht nächsten Monat, aber es wird nicht immer so bleiben. Gib die Hoffnung nicht auf. Schreib weiter. Und irgendwann, vielleicht schneller und plötzlicher, als du denkst, spürst du das Feuer wieder.  :knuddel:

Grey

Hm, also ich habe mich gerade beim Lesen sehr wiedergefunden. Ich habe das Problem bei meinem aktuellen Projekt auch ganz massiv, und ich habe auch schon sehr viel darüber nachgedacht, woran es liegen könnte. Oder was ich dagegen tun kann. Ich weiß, dass ich gerade einfach nicht die Zeit habe, stundenlang im Text zu versinken. Aber das allein ist es nicht. Früher habe ich ja auch die zehn Minuten in der Bahn auf dem Weg nach sonstwo genutzt und es hat funktioniert. Ich denke, ich bin in dem was ich mache einfach zu routiniert. Ich habe zu viele Geschichten dieser Art, also Jugendfantasy, hintereinander geschrieben, so dass ich mehr ein Programm abspule als wirklich mit Herz zu schreiben. Zumindest fühlt es sich so an. Bisher bin ich aber noch optimistisch, dass sich das mit einem Genrewechsel wieder ändert, und darauf freue ich mich sehr. Vielleicht wäre das auch was für dich?

Siara

#680
@Alana: Das macht mir gerade wahnsinnig Mut. Ich weiß ja, wie viele abgeschlossene Projekte du hast, und dass nicht aufgeben und weitersuchen dir geholfen hat, ist eine echte Aufmunterung. Natürlich immer noch schade, dass es auch bei dir nur phasenweise so locker läuft wie früher einmal. Aber vielleicht werden diese Phasen ja auch wieder länger und greifen auf mehr Projekte über als im Augenblick. Dankeschön! :knuddel:

@Klecks: Tatsächlich ist wirklich einiges los momentan, inbesondere in den letzten zwei Monaten. Davor lief es auch schon nur mittelmäßig, aber seitdem ist jeder Spaß verflogen. Was echt doof ist, weil das restliche Leben gerade in vielerlei Hinsicht richtig gut läuft. Womöglich liegt es wirklich unter anderem daran, und mir fehlen einfach der Kopf und die Einsamkeit (die der positiven Art) für das Schreiben. Jetzt, wo du's sagst, ist der Bruch im Schreibverhalten sogar ziemlich deutlich zu erkennen. Dankeschön, für diesen Hinweis und deine lieben Worte, und das Knuddeln hilft auch schon. :knuddel:

@Grey: Eine Sache der Zeit ist es glaube ich wirklich nicht, auch wenn es mal knapp werden kann. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber das Schreiben findet bei mir nur zu einem kleinen Teil am Schreibtisch oder beim Tippen statt. Wenn die Gedanken ständig um die Protagonisten und den Plot schleichen, fühlt es sich gut an. Daher kann das mit der Routine bei dir wirklich sein. Ich drücke die Daumen, dass der Genrewechsel klappt! :knuddel: Bei mir ist das aktuelle Projekt eine ganz neue Richtung, eine neue Erzählstimme, eine andere Stimmung als alles, was ich vorher geschrieben habe. Vielleicht ist das sogar ein weiteres Problem: Veränderung im Leben + Veränderung im Genre = Keine Verbindung zum Gefühl fürs Schreiben.

Danke ihr Lieben! Ich werde das Projekt beenden, auch wenn es länger dauert und mich teils in den Wahnsinn treibt. Das letzte habe ich - aus anderen Gründen - bereits abgebrochen, und das soll nicht wieder vorkommen. Danach mache ich mich mit gutem Gewissen an etwas Neues, denn da warten ja trotz KreaTief noch Ideen, auf die ich mich freue. :)
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Kraehe

Zitat von: Siara am 21. Juni 2015, 22:17:59
Gerade habe ich einfach nur panische Angst, aus dem Schreiben herausgewachsen zu sein. Es war immer ein Teil von mir, und wenn es weg ist - so albern und übertrieben das klingen mag - verliere ich ein Stück von mir selbst. Ein großes Stück.

:knuddel: Wie du ein paar Posts weiter sagst - wenn das restliche Leben so gut läuft oder einen so wahnsinnig beschäftigt hält, dann fehlt einfach der Leerlauf, den man sonst mit Gedanken an das Schreiben gefüllt hat. Geht mir zumindest so. Seit ich so richtig ins Medizinstudium reingewachsen bin, läuft bei mir auch alles sehr schleppend und es geht mir ähnlich wie du es jetzt schilderst. Das ist normal. Mir fehlt das Schreiben, aber andererseits finde ich das, was sonst passiert, auch sehr toll. Ich arbeite eher pulsatil an meinen Projekten - in den Ferien, wenn länger ruhige Zeiten sind, wenn ich mal ein paar Wochen bei meinen Eltern im Ort bin, an dem ich kaum andere Ablenkung habe. Oder ich beschäftige mich in Gedanken mit meinen Geschichten, wenn ich besonders viel Stress habe und einfach mal in der Bahn sitze. Wenn ich mit dem Hund im Wald bin. Und im NaNo. Das ist für mich eine Instanz, die geblieben ist und die ich sehr genieße. :vibes:

Ich denke, du solltest nicht zu viel Panik haben. Solange das Schreiben für dich ein Teil von dir ist, bleibt es das auch. Das Vermissen und die Feststellung, dass man nicht zufrieden ist, gehört leider dazu. Aber wenn man es möchte, findet man Nischen und schafft sich Rituale. Momentan, würde ich sagen, geht das bei mir wieder besser. Auch wenn ich aktiv seit ein paar Monaten vielleicht 1000 Wörter geschrieben habe und die wirklich doof fand. Aber wie du sagst, Schreiben ist mehr als das. Und diese Momente stehlen sich sicher wieder in deine Gedanken, vor allem, wenn es Gelegenheit dazu gibt.
Für die Momente, in denen es läuft: Ansprüche herunterschrauben, loslassen und einfach mal schreiben. Ändern kann man es immer noch, oder du holst dir einen Testleser. Also gib nicht auf und freu dich darüber, dass der Rest des Lebens gerade so spannend ist! :)

Franziska

Ich kann das auch gut verstehen. Ich habe quasie seit einem Jahr kaum was geschrieben. Ich habe einiges überarbeitet, aber neu geschrieben kaum. Mir fehlt irgendwie die Motivation, ich finde nicht recht in die Projekte rein. Zwischendurch hatte ich auch immer wieder diese Phasen, man muss ja nicht jeden Tag schreiben, mach doch einfach mal eine Pause, dann kommen dir vielleicht Ideen, was du am Plot verbessern könntest, oder du siehst den Text dann mit anderen Augen. Schreib mal eine Kurzgeschichte zwischendruch, mach mal was ganz anderes, dann kommen dir vielleicht Ideen, die du unbedingt aufschreiben willst, und schon hast du wieder Lust zu schreiben. Vielleicht ist dein aktuelles Projekt einfach nichts, was du unbedingt schreiben musst. Wenn ich denke, ich muss das jetzt fertig schreiben, dann wird es nichts. Da ist natürlich jeder anders, kann sein, dass es bei dir funktioniert. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass bei dir auch der Drang zum Schreiben wiederkommen wird.

Siara

Danke ihr zwei. :knuddel:

Zitat von: Krähe am 22. Juni 2015, 02:03:23
Für die Momente, in denen es läuft: Ansprüche herunterschrauben, loslassen und einfach mal schreiben.
Genau das muss ich auch dringed wieder lernen, das Loslassen. Seit einigen Jahren, seit der Beschäftigung mit dem Handwerkszeug, wurde das immer schwieriger. Ich finde es gerade ebenso traurig wie erleichternd zu hören, dass du und noch einige andere dieses Problem auf die ein oder andere Weise kennen. Dann ist zumindest das "Rauswachsen" aus dem Schreiben vielleicht keine Gefahr, sondern die Schwierigkeiten, gerade mit einem vollgestopften Leben, sind ganz normal. Und schön, dass du einen guten Weg gefunden hast, wie du alles unter einen Hut bekommst. :vibes:

@Franziska: Eine Phase der Pause hatte ich im April und Mai gerade. Im Juni habe ich (mit mehr Erfolg) versucht, mich öfter ranzusetzen. Ich merke einfach, dass es viel flüssiger läuft, wenn ich regelmäßiger schreibe - selbst wenn die Euphorie nicht aufkommen will. Zum Durchbeißen habe ich mich entschieden, weil ich Idee und Hintergrund zum Projekt toll finde und glaube, dass ich am Ende doch zufrieden und glücklich sein kann. Und weil ich nicht zwei Projekte hintereinander abbrechen will, sonst wird es noch zur Gewohnheit. Aber nach deinen und den anderen Antworten bin ich auch zuversichtlich, dass der Drang wiederkommen wird. So etwas lässt sich vermutlich nie ganz abschütteln, nicht einmal, wenn man es versucht. Und vielleicht läuft es ja auch bei dir bald wieder besser, wenn du ein Projekt findest, das dich wirklich packt und nicht mehr loslässt.

Gerade bin ich einfach mal wieder froh, in diesem Forum gelandet zu sein. Es geht mir nach euren Worten so viel besser als gestern, und die Angst ist verschwunden. Manchmal hilft es schon, wenn man mit Leuten reden kann, die einen verstehen. :gruppenknuddel:
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Moni

@Siara  Wenn ich so auf die Zeit zurückschaue seit ich mit dem Schreiben begonnen habe, gab es bei mir immer wieder solche Phasen, in denen ich nicht für meine Projekte brannte, keine Euphorie da war. Und ich schreibe jetzt seit 26 Jahren (verdammt, warum bin ich noch nicht reich und berühmt!  :P  ). Ich glaube auch, es gehört einfach dazu. Es gab zwischendurch Zeiten, da habe ich monatelang nicht einmal ans Schreiben gedacht, keine Ideen und auch keine Motivation gehabt. Und dann, ganz plötzlich, erwischt es mich wieder. Dann knie ich mich in meine Texte rein, die Energie ist wieder da und ich kann mir nicht vorstellen, einmal nicht zu Schreiben.
Gerade wenn man in eine Lebensphase eintritt, in der viele Veränderungen anstehen, ist es völlig normal das andere Dinge wichtiger sind. Und man hat das Gefühl, das Schreiben hinter sich gelassen zu haben, der Sache entwachsen zu sein. Aber wenn man einmal gebrannt hat, fängt man auch wieder Feuer.  :knuddel:
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Siara

Ui, Moni, dazu kann ich gerade gar nicht mehr sagen als danke. :knuddel: Wunderschön ausgedrückt, und deine Erfahrung hilft mir da sehr. Im Augenblick werde ich den Rest des Lebens genießen, es immer wieder versuchen und geduldig sein, bis das Schreiben zu mir zurückommt. So richtig zurück, mit allem drum und dran.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Rosentinte

Zitat von: Siara am 22. Juni 2015, 14:42:41
Ui, Moni, dazu kann ich gerade gar nicht mehr sagen als danke. :knuddel: Wunderschön ausgedrückt, und deine Erfahrung hilft mir da sehr. Im Augenblick werde ich den Rest des Lebens genießen, es immer wieder versuchen und geduldig sein, bis das Schreiben zu mir zurückommt. So richtig zurück, mit allem drum und dran.
Ich denke, dass das der einzig richtige Weg ist. Ich hatte so ein Erlebnis auch. Etwa ein halbes Jahr vor meiner Anmeldung im Tintenzirkel habe ich angefangen, richtig intensiv zu schreiben. Und dann, von Mitte 2012 bis Anfang dieses Jahres (auch eine große Zeit der Umbrüche bei mir: Abitur, Auszug von Zuhause, Anfang des Studiums), war das auf einmal weg. Ich hatte keine Ideen mehr, für die ich brannte. Was ich zu Papier gebracht habe, habe ich meist an die Wand gefahren. Ich habe in dieser Zeit zwei NaNos mitgeschrieben, die mich zwar mit ihrer besonderen Stimmung mitgerissen, aber nicht weiter getragen haben. Es war hart. Es war frustrierend. Aber ich habe mich anderen Dingen zugewiesen. Ich habe mit Sport angefangen, koche und backe viel, schaue Serien. Und irgendwann dieses Jahr kam die Begeisterung wieder zurück. Sie ist immer noch gemäßigter als damals, aber definitiv da. Die Jahre, in denen ich kaum geschrieben habe, haben mir dennoch etwas gebracht, denn ich bin in dieser Zeit als Persönlichkeit gewachsen und habe dadurch (auch ohne praktische Anwendung) meinen Schreibstil verändert, wenn nicht sogar verbessert.
Ich merke gerade, dass dieser Text wohl nicht gerade motivierend für dich sein muss, aber ich kann dir nur sagen: Halte durch. Es wird wieder besser. Den Rest des Lebens zu genießen ist ein guter Anfang.  :knuddel:
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Alana

#687
@Siara: Ich glaube ehrlich gesagt, dass es auch damit etwas zu tun hat, dass man besser wird. Die Projekte, die ich mittlerweile schreibe, kann ich einfach gar nicht mehr so runterschreiben. Da kommt es teilweise auf jeden Satz an. Wie soll da ein Rausch aufkommen? Klar, das ist schön und macht auf seine Art auch sehr viel Spaß, aber es hat leider auch die negative Seite, dass man eben nicht mehr so locker flockig runterschreiben kann. Also nimm es vielleicht nicht nur als schlechtes Zeichen, sondern im Gegenteil als gutes Zeichen, dass du dich so weit entwickelt hast, dass du einfach nicht mehr so unbedarft runterschreiben kannst. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass Runterschreib-Projekte weniger gut oder weniger vielschichtig sind. Gar nicht. Ich denke nur, ab einem gewissen Level geben es manche Projekte eben her, dass man sie rauschartig runterschreiben kann und andere leider nicht.
Alhambrana

Lothen

Zitat von: Alana am 22. Juni 2015, 15:32:58Ich glaube ehrlich gesagt, dass es auch damit etwas zu tun hat, dass man besser wird. Die Projekte, die ich mittlerweile schreibe, kann ich einfach gar nicht mehr so runterschreiben. Da kommt es teilweise auf jeden Satz an. Wie soll da ein Rausch aufkommen?
Das ist ein total guter Gedanke, Alana, das Gefühl kommt bei mir bisweilen auch auf. Ich hab zeitweise angefangen, jeden Satz, jede Figur, jeden Charakter auf die Goldwaage zu legen und mir unfassbar viele Gedanken zu machen, doch am Ende hat mich das auch nie wirklich weiter gebracht.

Ich glaube, es gibt viele Wege, wie man damit umgehen kann: Abstand nehmen, mal was anderes versuchen, andere Dinge im Leben genießen (finde ich auch total wichtig!!!) oder dem inneren Kritiker einfach eine ordentliche :pfanne: verpassen und trotzdem weitermachen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich selber und das eigene Schreiben wieder annehmen kann, ohne dauernd über alles nachzudenken.

Zitat von: Siara am 22. Juni 2015, 14:42:41Im Augenblick werde ich den Rest des Lebens genießen, es immer wieder versuchen und geduldig sein, bis das Schreiben zu mir zurückommt. So richtig zurück, mit allem drum und dran.
Ich finde, das klingt total gut. :knuddel: Irgendwann findet ihr bestimmt wieder zusammen.

HauntingWitch

@Klecks: Danke für den Knuddler. :knuddel: Mir geht es jetzt wieder besser, nachdem ich gestern den ganzen Tag geschrieben und festgestellt habe, dass es das ist, was mir wichtig ist. Das andere werde ich wohl wirklich erst einmal beiseite schieben und mich ganz auf meine Texte konzentrieren.

Ach, Siara. :knuddel: Ich stimme den anderen zu, ich glaube, das gibt es einfach. Gerade wenn sonst viel los ist im Leben. Ich hatte dieses Problem mit dem fehlenden Enthusiasmus ja erst bei meinem letzten Projekt und ich habe festgestellt, dass es auch daran gelegen hat, dass ich zu viel geplottet habe. Ich hatte immer das Gefühl, ich müsse mich genau an den Plot halten und die Geschichte müsse zu dem geplotteten Ende kommen. Dann ist es bei mir ganz schnell vorbei. Ich brauche mehr Spielraum. Bei meinem aktuellen hatte ich anfangs keine Ahnung, ich wusste lediglich, wer mein Protagonist ist und welcher Störfaktor sein Leben durcheinander bringen wird. Das funktioniert wunderbar. Ich habe auch wieder angefangen, entgegen dem, was Alana sagt, während dem Schreiben den inneren Kritiker zu ignorieren. Zwar denke ich immer noch daran, was ich besser machen könnte, was geht und was nicht, was sollte und wo es noch Fehler hat, aber statt diese direkt zu korrigieren, schreibe ich erst einmal. Das andere mache ich dann bei der Überarbeitung, sonst käme ich nirgends hin.  ;D

Das mit der Angst. Ich weiss nicht, wie vergleichbar das ist, aber ich habe zwischendurch Angst, die Freude an der Fantasy zu verlieren. Manchmal habe ich einfach mehr Lust auf Realistisches. Ich denke dann immer, ich verrate quasi mein Genre, aber jedes Mal stelle ich fest, dass es so tief in mir verankert ist, dass ich es wohl nie verlieren werde. ;) Es rückt in den Hintergrund oder die Prioritäten verschieben sich, aber es ist immer da und es kommt auch wieder nach vorne. Ähnlich habe ich das übrigens mit der Musik, die ich höre. Ich denke, es hat auch mit dem Alter zu tun, man macht Erfahrungen und verändert sich und somit verändert sich die eigene Wahrnehmung. Das heisst aber nicht, dass ich etwas verliere, sondern es nur zurückstelle, um anderes ebenfalls zu finden. Ich hoffe, dass es für dich mit dem Schreiben das Gleiche ist und du die Begeisterung bald wieder findest.  :knuddel: