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Spannungsbogen

Begonnen von Feuertraum, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Feuertraum

Ich hoffe mal, das ganze ist hier im richtigen Forum, ansonsten müßte das ganze verschoben werden:
In einem Schreibratgeber (bitte jetzt KEINE Diskussion darüber, ob die Teile gut oder schlecht sind!) hatte ich dereinst gelesen, das ein Held natürlich an seinen Aufgaben gemessen wird und das er am Anfang mit nu kleinen Problemen zurechtkommen muß, während sich diese langsam steigern.
Allerdings - dank meiner "Fantasielosigkeit" - wüßte ich so spontan keine Klimax, wie man solche Probleme steigern kann.
Ist das ganze überhaupt notwendig?
Kann man dem/den Helden nicht ganz einfache Schwierigkeiten in den Weg stellen? Oder läuft der Autor dann Gefahr, den Endgegner so dermaßen abzuschwächen, das der Leser enttäuscht ist.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Silvia

Du kannst Deinem Helden ja zuerst mal ein paar Handlanger des Hauptschurken in den Weg stellen, mit denen er sich herumschlagen muß. Die sind meistens nicht ganz so schwer zu besiegen. (Solange sie nicht so dämlich sind, daß man sich fragt, warum der Chefbösewicht sowas überhaupt eingestellt hat - wie in manchen Filmen und Serien.) Der Endgegner kommt dann später und immer schön wohldosiert ;-)

Schelmin

Ob langsam steigerne Aufgabe, oder eine große, die zunehmen Angst macht oder in Aufregung versetzt, ist glaube ich egal. Nur muß immer klar sein, daß die Lage wirklich ernst ist, und den Helden braucht, sonst ist es ja langweilig.

Jules

Nunja, es wäre irgendwie etwas sinnlos, wenn der Held gleich am Anfang den Oberbösewicht ausschalten würde (bei HP hat's funktioniert, aber da lebt der ja auch noch irgendwie) und sich dann über die Handlanger arbeiten würde.
Meiner Meinung nach, ist es nicht unbedingt notwendig, dass sich der Held praktisch an einer Art Rangliste entlang hangelt, aber einen Berg versetzt man ja auch Stein für Stein. Irgendwo muss der Held ja anfangen und dann kann er sich langsam einarbeiten und an die immer größeren Dinge wagen.

Elena

Zumal es ja nicht nötig ist, dass die einzigen Feinde die Handlager/Unterbösewichte sind. Es gibt auch so genügend Gefahren, ob das nun welche aus der Natur, andere Menschen/Bösewichte/was auch immer oder verhexte Haustüren, die Schwierigkeiten machen oder was auch immer.

So kann man auch die Spannung steigern.

Eine Sache aber noch: Was ich ziemlich Klasse fand (war in nem Manga, One Piece), da trifft der eine schon ziemlich früh auf seinen großen Gegner - und verliert. Das gibt einfach dem Leser auch das bange Gefühl: Er könnte verlieren! Das ist einfach viel näher. So, wie man bei anderen Autoren weiß: es kann sein, dass der seine Hauptfiguren umbringt, die können wirklich sterben (uah, und dann noch so einen schnellen bei-einem-Unfall-von-einem-scharfen-Gegenstand-durchborht-werden-Tod)

Wie auch immer *hust*, der Aufbau über Unterunterschurke - Unterschurke - Schurke - Oberschurke ist nicht notwendig, denke ich, und auch sehr klischeebhaftet.

Liebe Grüße,

Elena

Jules

#5
Ja, aber es bietet sich in bestimmten Fällen halt auch immer an. Bösewichter sind ja meist mächtig und haben in Folgedessen auch die Möglichkeit, irgendwen loszuschicken und meist auch was besseres zu tun, als sich dem Helden jetzt höchstselbst entgegen zu stellen, der am Anfang ja nun meist nicht unbedingt den Eindruck erweckt, als könnte er alles zu Nichte machen. Aber ich hab es auch noch nie so gemacht. Kommt halt immer auf die Geschichte drauf an.
(Zooooooroooooooooo! Die Serie kann ich nicht mehr sehen...sehr sehr gemein.)

Arielen

Dieser Rat des Schreibratgebers ist gar niocht so dumm, denn sie steigert die Glaubwürdigkeit des Charakters. Man darf es natürlich nicht übertreiben, aber es gehört dazu, daß ein Held erst einmal kleinere Aufgabe bewältigt um zu beweisen, daß er damit zu recht kommt, sei es nun, daß er eine Flucht bewerkstelligt oder auch einen Rückzieher macht, oder durch Niederlagen lernt, einen Fehler nicht  noch einmal zu begehen. Wenn er einmal gegen den Schurken verliert - sehr beliebtes Motiv - dann weiß er, was er besser machen muß.
Spanneung steigert man auch durch Andeutungen und Hinweise, daß der Leser merkt, da kommt noch was...
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

Liebe Tintenzirkler,

des Öfteren hört man etwas vom Spannungsbogen. Jeder kann sich denken, was damit gemeint ist, aber nicht unbedingt wie man so einen aufbaut.

Zudem habe ich gehört, dass jedes einzelne Kapitel über einen eigenen Spannungsbogen verfügen soll. Jetzt frage ich mich natürlich, wie man das macht und ob der Spannungsbogen ausklingt oder abgebrochen wird und erst im nächsten Kapitel zum ausklingen kommt, so dass der Leser den Anreiz hat, das nächste Kapitel auch noch zu lesen.

Könnt ihr mir sagen, wie man einen Spannungsbogen bastelt?

Rei

Hmm, ich kann Dir sagen, wie ich das mache:

Jedes Kapitel hat bei mir einen Spannungsbogen. Ich hasse es, langweilige Kapitel zu lesen, also versuche ich, möglichst keine zu schreiben... Es könnte sich ja jemand beim Lesen langweilen.  :schuldig:

Ich nehme die Spannung mit bis zum Ende eines Kapitels, lasse sie ein wenig ausklingen und nehme sie mit ins nächste Kapitel oder schließe die Spannung ab, löse sie auf und fange dann entspannt mit dem nächsten Kapitel an. Das kommt immer darauf an, was in den vorherigen Kapiteln passiert ist.

Ich versuche, jedem Kapitel einen Sinn zu geben, der die Geschichte weiterbringt. Sinnlose Kapitel wie ellenlange Reisebeschreibungen gibt es bei mir nicht (behaupte ich jetzt mal voller Überzeugung). Reisen ja, aber die Handlung setzt erst zu einem Zeitpunkt ein, an dem in absehbarer Zeit wieder etwas passiert, was für den Leser interessant sein könnte (Sandsturm, Schneelawine, unerwartetes Treffen etc. um ein paar Beispiele zu nennen).

Ich lasse ein Kapitel meist gediegen anfangen (Elijah sitzt bei Mao-Ling im Zimmer, und sie unterhalten sich), dann kommen die ersten Unstimmigkeiten (Elijah will Mao-Ling zwingen, seine Identität in das Computersystem der Regierung einzuspeisen) und es eskaliert (Mao-Ling will es nicht tun und weigert sich). Dann kommt die ruhigere Phase (die beiden beruhigen sich wieder , Mao-Ling räumt ein Mißverständnis aus dem Weg) und dann das Ende des Kapitels (Mao-Ling ist einverstanden, Elijahs Identität unter den geänderten Umständen in das Computersystem einzuspeisen). Naja, so in etwa...

Feuertraum

Ich weiß zwar von mehreren Spannungsarten, aber dummerweise hat sich jemand gerade dieses Buch, in dem die Spielarten aufgeführt sind, von mir ausgeliehen, und trotz diverser verbaler Tritte in den Allerwertesten hat die Person es noch immer nicht geschafft, mir meine Sachen wiederzuschicken.  :happs:
Darum kann ich erstmal nur von jenen erzählen, die ich mir gerade so einfallen...

Also: man konfrontiert den Leser erstmal mit einer zumeist ungewöhnlicher Frage/Situation, sozusagen einem Geheimnis.
Während die Protagonisten sich nun aufmachen, dieses Rätsel zu lösen, werden sie mit einem zweiten Rätsel konfrontiert.
Während sie nun versuchen, dahinter zu kommen, lösen sie das erste Rätsel, werden aber gleichzeitig bzw. kurze Zeit später mit einem weiteren Punkt konfrontiert (sorry, mir fällt grad kein besseres Synonym ein). Und so geht das Spielchen weiter: ein Rätsel wird gelöst, zwei weitere sind geöffnet.
Das persönlich ist eine Art von Spannungsbögen, die ich persönlich bevorzuge.
Dennoch gibt es auch die der Andeutungen: der Held bekommt eine Auskunft, die ihn in Bedrängnis bringt, ihn auch unter Zeitdruck setzt, ihn aber auch - und das wäre der dritte Punkt, der mir einfällt - die Seele des Helden in Aufruhr versetzt und ihn handeln läßt. Er ist also zu einer Aktion gezwungen, die den Leser beeinflußt. Aktion heißt einerseits Handlung, andererseits aber auch Monolog/innerer Dialog.

Ich weiß, es gibt noch so einige mehr, aber das sind die, die mir gerade einfallen.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Lastalda

Ich finde, Spannungsbogen ist auch eine Sache des Gefühls. In der Hinsicht ist ein Text wie Musik, er hat eine eigene Dynamik, mit der man arbeiten muss - "laute" Passagen müssen durch "leise" abgesetzt werden, damit der Leser nicht abstumpft.
Ein Kapitel sollte (meiner Meinung nach) ebenso wie der genaze Text einen Anfang, Hauptteil und angenehmen Schluss haben, nur eben nciht so intensiv wie die ganze geschichte, weil es sich sonst nicht wie eine einzige Geschichte liest.
Beim Lesen merke ich immer wieder, dass es sehr gebräuchlich ist, den eigentlichen Spannungsbogen des kapitels schon vor dessen Ende abzuschließen und auf den letzten 1-2 Seiten, manchmal auch erst im letzten Absatz, den neuen zu beginnen - so legt der Leser am Ende des Kapitels ungern das Buch weg, und wenn doch, ist er gespannt, wie es weitergeht...

Steffi

Ich lasse Kapitel gerne in medias res anfangen, zum Beispiel mit einer Unterhaltung, in der der Leser einsteigt, als besagte Handlung schon halb vorbei ist :) Außerdem enden die meisten Kapitel - obwohl inhaltlich abgeschlossen - mit einem mehr oder minder bösen Cliffhanger.
Sic parvis magna

Manja_Bindig

Meine Geschichte allgemein setzt meistens behutsam ein und die Handlung kommt zwar fühlbar, aber doch eher langsam ins Rollen - so nach vier fünf Kapiteln. Die Präludien, die ich manchmal setze - kleiner Anriss der Vorgeschcihte zählen nicht mit.
Ich mag es, einen Spannungsbogen in mehrere kleine zu unterteilen, deswegen erleben meine Charas immer so viel. Allerdings gibt es auch Kapitel, die zwar eine Handlung haben, aber eigentlich nix zur großen Handlung beisteuern - es sind einfach kleine Sachen, die als schönes, lebendiges Detail gelten. In sich haben sie aber einen Bogen. Es gibt bei mir keine Geschcihte, kein noch so nebensächliches Kapitel, wo ich völlig ohne Handlung schreibe. Selbst wenn ein Kapitel nur aus einem Gespräch besteht, hat auch das ein An- und Abschwellen. Gleiches gilt für schlüsselszenen.
Ich hab es aber auch gern, kleine Spannungsbögen über mehrere Kapitel zu verteilen und so Cliffhanger zu bauen. :)
Aber ich glaub, ich skizzier das mal. So verworren wie ich das erkläre, hat das wieder keiner verstanden. :)

MarkOh

Wenn ich mir so beide Teile von "Devian & Corvina" betrachte, so muss ich auch zugeben, dass die eigentliche Handlung erst so ab dem zweiten Kapitel in Schwung kommt. Nee, nicht wie ihr vielleicht denkt im Sinne von langweilig. Ich würde sagen, es gibt mehrere kleine Spannungsbögen, welche sich wie ein roter Leitfaden durch die Kapitel ziehen. Ungeachtet dessen, gibt es den großen Spannungsbogen, die Rahmenhandlung, welche anfangs so langsam ins Rollen kommt, und dann ihren Höhepunkt so im vorletzten Kapitel bekommt, so dass das letzte Kapitel ein wenig als Ruhepol ausgehen kann.

Lieben Gruß
MarkOh

Arielen

Zitat von: Kalderon am 09. August 2006, 16:57:19
des Öfteren hört man etwas vom Spannungsbogen. Jeder kann sich denken, was damit gemeint ist, aber nicht unbedingt wie man so einen aufbaut.

Zudem habe ich gehört, dass jedes einzelne Kapitel über einen eigenen Spannungsbogen verfügen soll. Jetzt frage ich mich natürlich, wie man das macht und ob der Spannungsbogen ausklingt oder abgebrochen wird und erst im nächsten Kapitel zum ausklingen kommt, so dass der Leser den Anreiz hat, das nächste Kapitel auch noch zu lesen.

Könnt ihr mir sagen, wie man einen Spannungsbogen bastelt?

Das ist schwer - wie du siehst hat jeder eine eigene Methode, um sich einen Spannungsbogen zu erarbeiten. Ich schreibe z. B. die Handlung so weit sie mir klar ist, und arbeite dann auch wieder Rückwärts, um Elemente einzubauen, die bereits auf den späteren Handlungsbogen hinweisen. In Kapiteln halte ich durch Cliffhänger ab und zu mal die Spannung, meistens aber geleingt das schon durch die ausgestreuten Hinweise und Andeutungen.
Alles liegt im Auge des Betrachters